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gaby2707

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Insgesamt 2015 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2021
Thode, Michael

SCHULD! SEID! IHR! / Liebisch & Degenhardt Bd.2


ausgezeichnet

Gänsehaut ab der ersten Seite

In der Lüneburger Heide stirbt ein Obdachloser in seinem Unterschlupf im Wald an einer hohen Dosis Strychnin. Seinen Hund finden die Ermittler neben seinem Herrchen erwürgt auf. Der ehemalige Hauptkommissar Jürgen Großmann, der sich im KKH von einem Schlaganfall erholt, stirbt zwar an einem Herzinfarkt, hat aber ebenfalls eine hohe Dosis des Muskelstarre hervorrufenden Alkaloids im Blut. Was haben die beiden Männer miteinander zu tun, außer dass man bei Beiden eine Tarotkarte mit dem „Gehängten“ darauf findet?
Kommissar Rolf Degenhardt, der sich nach dem Abschied seines Kollegen Jens Vorberg neben seinem neuen Vorgesetzten Kriminalrat Dirk Kaiser auch noch mit seiner Tochter Alexandra, die kurzerhand bei ihm eingezogen ist, herumschlagen muss, ist froh, die neue Kollegin Jana Liebisch an seiner Seite zu haben. Bei den Ermittlungen läuft ihnen die Zeit davon, vor allem, nachdem sie die Zusammenhänge ermittelt haben.


"Schuld! Seid! Ihr!" ist der zweite Teil der Thrillerreihe mit HK Rolf Degenhardt. Obwohl ich den ersten Teil (noch) nicht kenne, hatte ich nicht den Eindruck bisher etwas Grundlegendes verpasst zu haben.

Schon im Prolog werde ich mitten hineingezogen in einen Fall, der dem Leser viel an guten Nerven abverlangt. „Der Gehängte“, von dem ich erst sehr spät erfahre, wer er wirklich ist, erzählt seine Taten und seine Motivation aus seiner Sicht. Dazu im Gegenpol die Ermittlungen der Kripo.

Die kurzen knappen Kapitel und die dauernden Sprünge und Szenenwechsel vom Gehängten zu den Ermittlungen machen die Ereignisse sehr schnell. Die Spannung, die schon im Prolog sehr hoch ist, hält sich stetig weit oben und es fällt mir unheimlich schwer, mal eine Pause einzulegen. Ein absoluter Pageturner.

Mit den meisten Personen, denen ich hier begegne, komme ich sehr gut klar. HK Rolf Degenhardt, der eine eigene Art von Ermittlungsarbeit hat, kommt mit seiner Spürnase dem „Gehängten“ immer mal wieder nahe. Doch der versteht es, seine Spuren immer sehr gut zu verschleiern und zu verwischen. Die neue im Team, Kommissarin Jana Liebisch, die Degenhardt einfach als die Nachfolgerin von OK Jens Vorberg einsetzt, und sich damit gleich Kriminalrat Dirk Kaiser zum „Feind“ macht, bringt neuen Schwung in die Polizeistation Nordheide in Buchholz. Kaiser hatte schon selbst einen Kollegen im Auge, der ihm in seinen neuen Arbeitsbereich und die Heide folgen sollte. Da sind Querelen schon vorprogrammiert.
Degenhardt und Jana wachsen schnell zusammen und bilden ein sehr sympathisches Team.
Ich finde es immer sehr schön, wenn ich auch von den Kommissaren, die ja auch nur Menschen sind, etwas Privates erfahre. Wie hier von Degenhardt, bei dem seine Tochter Alexandra genau weiß, welche Knöpfe sie drücken muss, um sich durchzusetzen.
Insgesamt finde ich alle Personen sehr gut ausgearbeitet und mein Kopfkino hat sich schnell ein Bild von den meisten gemacht.

Jedes neue Kapitel wird mit Ort, Datum und Uhrzeit eingeleitet. So weiß ich immer genau, wann ich mich wo befinde.
Was mir auch sehr gut gefällt, ist die Einarbeitung des Themas „Justizirrtümer“ in diesen Fall. Das hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht.
Obwohl durch den Gehängten der Mörder schon schnell feststeht, tut das der Spannung keinen Abbruch. Allein die Frage, wann er der Kripo ins Netz geht und wie, hält mich als Leserin einfach fest.

Ein spannender Fall mit der Frage nach dem warum und mit interessanten Personen hat mir aufregende, sehr unterhaltsame und fesselnde Lesestunden gebracht.

3 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2021
Rohde, Detlef;Korsh, Marianna

Das Gartenbuch


ausgezeichnet

Eine wunderschöne Einführung ins Gartenjahr

Genau wie es der Verlag im Klappentext beschreibt, ist dieses Buch „ein Gartenerlebnis für die Sinne“.

Die kleinen Boxwood-Hasen Violetta, Emily und Oliver haben keine Lust mehr auf Winter. Da die Erde schon recht aufgeweicht ist, hat Mama Victoria Rose die Idee, den Garten für den Frühling vorzubereiten. Es gibt die ersten Gartentipps, eine Übersicht der Werkzeuge, die man im Garten gut brauchen kann und die Anleitung zum Bauen einer Sonnenuhr. Dann geht es ab ins Reich der Gemüse, es gibt die ersten leckeren Rezepte und ich lerne Eichhörnchenmama Pringels und ihre Kinder Mary, Nancy, Clayton und Tiny, den Specht, den Dachs und Mrs. Ladybear kennen. Ich erfahre, wie ich mein erstes Erdbeerbeet anlegen kann, wie ich ganz leicht ein Blumenbild und einen Blumenkranz aus Löwenzahl herstelle und wie ich eine Igelburg baue, wo die Igelin Luise Pricklethorn vielleicht ihren nächsten Winterschlaf halten kann. Zum Schluss gibt es noch ein Alphabeet, von A wie Apfel bis Z wie Zucchini quer durch den Garten.

Ich finde es einfach nur toll, wie Detlef Rohde und Marianna Korsh die Hasenfamilie Boxwood in ihren verschiedenen kleinen Geschichten durch das Gartenjahr führen. Dazu die Lieder, Rezepte, Bastelanleitungen und vor allem viele Tipps rund um Obst und Gemüse. Die wunderschönen nostalgischen Illustrationen von Susan Wheeler runden dieses tolle Buch gekonnt ab.

Ich freue mich schon riesig darauf dieses Buch mit meinen beiden Enkeln zu lesen.​ Es wird ihnen bestimmt sehr gut gefallen, da bin ich mir sicher. Und dann geht´s auf Entdeckungsreise in unseren Garten.

Bewertung vom 15.08.2021
Morrison, Amy

vom Luder zum MistStück Erotischer Roman die Sexabenteuer der Amy Morrison


sehr gut

Anregend, heiß, originell

Obwohl Amy in Silverwolf eigentlich ihre Liebe und ihre sexuelle Erfüllung gefunden hat und mit Flo auch einen festen Freund, treibt sie ihre Sucht nach Abwechslung von einem erotischen Abenteuer zum nächsten. Denn er will ihr Einziger sein. Nur, sie kann´s nicht lassen.

Amy Morrison hat einen mitreißenden, kreativen und vor allem sehr bildhaften Erzählstil. Ihre Geschichte erscheint manchmal etwas derb, aber keinesfalls obszön oder vulgär, manche Fantasien sind etwas ausgefallen. Mein Kopfkino ist ab der ersten Seite im Einsatz. Neben ihren andauernden Abenteuern und ihrem Rollenspielsex kommt sie immer wieder zu Silverwolf zurück. Dieses Zusammensein, wo nicht nur gerammelt, gevögelt oder gepoppt wird, sondern wo sie zärtliche, intensive Liebe machen, gefällt mir persönlich am besten.
Obwohl es zu dieser Geschichte bereits einen Teil 1 gibt, kann man „Vom Luder zum Miststück“ auch ohne Vorkenntnisse lesen.

Als zusätzliches Goodie bekomme ich neben einem erotischen Lesezeichen noch den Gutschein-Code für eine weitere Internet-Geschichte „Hingabe“, auch von Amy Morrison, - gratis.

Eine hoch erotische Lektüre mit einer Protagonistin, die ich nicht wirklich verstehen kann.

Bewertung vom 14.08.2021
Höflich, Sarah

Heimatsterben


ausgezeichnet

Interessante Geschichte – tolles Debüt

Hanna Ahrens lebt seit eingen Jahren in New York und arbeitet dort als freie Journalistin. Ihre Familie in Deutschland sieht sie nicht so oft, da der Kontakt nie so eng war. Doch dann ruft ihre Schwester Trixie an, erklärt, dass Oma Tilde die Treppe in ihrem Haus herunter gestürzt ist und im Krankenhaus liegt. Sofort packt Hanna ihre Koffer und fliegt in ihre alte Heimat.
Hier steht ihr Schwager, Trixies Mann Felix Graf von Altdorff, mit seiner sehr konservativen leicht rechtslastigen Partei, kurz davor der neue deutsche Bundeskanzler zu werden. Und er hätte Hanna gerne an seiner Seite.


Ich liebe Debütromane und ich liebe Familiengeschichten. So toll, dass hier beides zusammen trifft.

Was das sehr einfach gehaltene Cover mit dem langsam vor sich hin faulenden Apfel mit dem Buch zu tun hat, liest man mit der Zeit aus der Geschichte heraus. Ich finde es sehr gut gemacht.

Den Schreibstil von Sarah Höflich kann ich nur schwer erklären. Einerseits schreibt sie leicht, flüssig und sehr ruhig; andererseits habe ich das Buch durch die Schnelligkeit der Ereignisse und durch eine tiefe Anspannung nicht aus der Hand legen können. Sie schafft für mich eine sehr gute Harmonie zwischen Hektik und Ruhephasen.
Ich begebe mich mit Tilde und ihrem Säugling 1945 auf den Weg der Flucht Richtung Westdeutschland. Erlebe ihre Jahre in der neuen Heimat in Rückblicken und stehe dann im Jahr 2023, kurz vor den Bundestagswahlen.
Mit Felix Graf von Altdorff ziehe ich 2023 in den Wahlkampf mit einer Partei, bei der mir von Anfang an nicht wohl war. Bzw. mit Menschen in seinem Umfeld, die noch mehr rechter Gesinnung sind, als er selbst. Hanna Ahrens stellt sich ebenfalls, jedoch mit einer ganz anderen Gesinnung, in den Dienst von Felix´ Politik. Da die Verbindung gerade jetzt in unsere Zeit sehr stark ist und sehr viel realistischen Bezug zu unserer derzeitigen Politik hat, hat das Buch auf mich einen besonderen Sog ausgeübt.

"Heimatsterben" ist kein Buch, das man mal schnell zwischendurch liest. Ich habe mir die Zeit für diese fiktive Geschichte genommen und immer wieder Pausen zum Nachdenken gebraucht.

Ein gerade jetzt hoch aktuelles Buch mit hohem Unterhaltungswert, das ich sehr gerne weiter empfehle.

Bewertung vom 14.08.2021
Schröder, Johannes

Instagrammatik


ausgezeichnet

„G8 trifft 5G“

Herr Schröder auf dem Cover mit und ohne Veränderung von Snapchat hat mich sofort angesprochen.

Allein die 37 Punkte des Inhaltsverzeichnisses inkl. Prolog und Epilog machen neugierig, da sie fast nichts verraten. So war ich sehr gespannt auf Herrn Schröder und seine HFG.

Obwohl ich kein Fan von HF bin, finde ich den Namen der Gesamtschule sehr witzig und er hat mir ein erstes Schmunzeln entlockt. Und genau so geht es auch weiter.

Ich habe es mir so gut vorstellen können, wie die Lehrer sich das erste mal nach langer Zeit wieder zu einem Kick-off-Meeting treffen und dann weder Zettel im Postfach liegen, noch mit Bargeld in der Mensa bezahlen können. Zu allem braucht man jetzt, dank der Neuerungen der neuen Schulleiterin Frau Windkamp, einen Chip. Die neuen Medien machen auch vor Schule, den 82 Lehrern und Lehrerinnen und dem Unterricht nicht halt. Da müssen Lehrer wie Herr Schröder, Kollege Eisermann, Kollegin Kuschel-Ursel oder auch Zeynep in der Mensa nun durch. Die Schüler*innen Jan, Murat, Anastasia, Zoey, und Justin sind da mit der neuen Materie schon sehr vertraut. Genau wie im richtigen Leben.

Passend zum Thema der Pandemie gibt es jetzt Fernunterricht und Referate werden per Videokonferenz gehalten. Hier und da kommt es zu Verzerrungen, Zeitverzögerungen und Sprachstörungen. Und Geheimnisse werden auch aufgedeckt.
Ob oder wie Herr Schröder sich mit den neuen Gegebenheiten arrangiert und ob er sogar neuer Klick-Millionär wird? Das müsst ihr in diesem Buch selbst lesen.

Insgesamt hat mir der Einblick in „Instagrammatik“ in Zeiten von und bestimmt auch nach Corona sehr gut gefallen. Schmunzelalarm!

Bewertung vom 13.08.2021
Modiano, Patrick

Die Kleine Bijou


sehr gut

Eine sehr gefühlvolle Geschichte

Thérèse, eine junge knapp 19-jährige Frau, begegnet in der Pariser Metro einer Frau, die sie als ihre in Marrokko verschollene Mutter zu erkennen glaubt. Dieser Frau im gelben Mantel folgt sie einige Tage. Immer mit der Absicht sie einmal anzusprechen. Mit dieser Frau werden Kindheitserinnerungen wach, die Thérèse in einer alten Keksdose mit alten Fotos und einem Vormerk- und Adressenheft bewahrt. Aber ist diese Frau wirklich ihre Mutter – oder geht es hier um etwas ganz anderes?

Die Frage habe ich mir beim Lesen der kleinen Geschichte auch gestellt. Und ja, es geht allein um Thérèse. Und nur um sie. Um ihre Suche nach sich selbst. Sie, die sich mit verschiedenen Halbtagsjobs und als Kindermädchen ihren Lebensunterhalt verdient, lerne ich durch ihre Gedanken und ihre Streifzüge durch Paris immer näher kennen. Ihr, die nie die Liebe ihrer Eltern erfahren hat, die nie in einer Gemeinschaft gelebt hat, begegnen hier Menschen, die sie ernst nehmen, die sich Zeit für sie nehmen und denen sie sich öffnen könnte. Oder aber die Familie, wo sie als Kindermädchen angestellt ist, die sich nicht um ihre Tochter kümmern und so Thérèse immer an sich selbst und ihre Kindheit erinnert wird.

Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen und ich wäre noch stundenlang mit Thérèse auf den Straßen und Gassen durch Paris gelaufen. Nur der Schluss, mit dem bin ich gar nicht zufrieden. Ihr Selbstmordversuch kam für mich zu spontan und ihr Erwachen in ein neues Leben auf der Frühchenstation in einem Pariser Krankenhaus zu abrupt. Da hätte ich mir mehr Erklärungen gewünscht. Aber sonst – top.

Bewertung vom 13.08.2021
Rüskamp, Arnd

Am Haken


ausgezeichnet

Thors Wikinger sind zurück

Hauptkommissarin Marie Geisler vom LKA in Kiel, die nach einem Sturz aufs Knie durch eine Orthese stark gehandicapt ist, hat es hier mit Einbrüchen in leerstehende Villen Zugezogener zu tun. Dazu kommt, dass bei einem dieser Raubzüge der Wachmann Rüdiger Jensen, 46, der Sicherheitsfirma Bronsky-Security erschlagen wurde. Durch zwei Hauskameras sind die Einbrecher, die wohl vom Wasser her kamen, als verkleidete Wikinger zu identifizieren. Eine am Tatort gefundene Kette mit einem Anhänger „Thors Hammer“ lässt bald auf eine Gruppe junger Frauen schließen, die sich im rechten Umfeld von Holger Sennz tummeln. Privat läuft´s gerade bei Marie auch nicht rund. Und ihre Freundin, die Rechtsmedizinerin Ela Korthaus, ist noch im Urlaub. Also alles sch…


Obwohl mir sehr schnell klar war, wer der Mörder von Rüdiger Jensen ist, steigt die Spannung, die ab den ersten Seite da ist, weiter an. Es ist so interessant zu lesen, auf welchen Wegen die Ermittler langsam aber sicher immer näher an die Gruppe junger Frauen kommen, die sich dem Wikingerkult zugehörig fühlen und so langsam in die rechtsextreme Ecke abdriften. Auch habe ich mich immer wieder gefragt, wann Judith Jensen endlich hinter das Geheimnis kommt, dass die Anführerin Emma Brinker die ganze Zeit hütet. Und wie Emma es schafft, mit diesem Geheimnis zu leben.

HK Marie Geisler bekommt in diesem Fall Unterstützung von PHM Gregor Sachse, der auch schon im vorigen Fall mit ihr zusammen gearbeitet hat. Er selbst ist gerade an einer Serie von Graffiti-Schmierereien dran. Bei seinen Grübeleien über ein Motiv stößt er auf Gemeinsamkeiten, die ihn ein ganzes Stück vorwärts bringen und auch noch den Handel mit Stoßzähne und Rhino-Horn-Pulver aufdecken.

Mir gefällt die sensible und so taffe Marie Geisler sehr gut. Gefangen zwischen Beruf und Mutter sein, jetzt auch noch mit ihrem kaputten Knie, hält sie nichts davon ab sich voll in die Ermittlungen rein zu hängen.

Genau so gefällt mir Gregor Sachse, der hier, wie ich finde, eine sehr positive Entwicklung durchmacht. Auch die anderen Menschen, die ich hier kennenlerne, kommen sehr menschlich und wie aus dem richtigen Leben rüber. Alle haben ihr Pakerl zu tragen, was aber kein Grund sein sollte, so wie die Mädels die Welt ändern zu wollen.

Der Erzählstil ist durch die laufend wechselnden Perspektiven und die kurzen Kapitel sehr schnell und trotzdem flüssig und leicht zu lesen. Ich bin nur so durch die Seiten dahin geflogen. Arnd Rüskamp werde ich mir als Autor auf alle Fälle merken.

Da der Autor immer wieder mal kleine norddeutsche Sätze oder Worte einfließen lässt, kommt der lokale Kolorit sehr gut durch. Er hat mit seinen Bildern meine Sehnsucht nach einem Urlaub zwischen Eckernförde, Maasholm und Schleswig richtig angestachelt.

Ein sehr spannungsgeladener und abwechslungsreicher Küsten-Krimi mit interessanten Personen und mit einem Motiv, dass ich nur schwer nachvollziehen kann. Ich habe auch wieder etwas gelernt über die Wikinger und den Kriegshammer, die magische Waffe des Gottes Thor. Absolut lesenswert.

Bewertung vom 12.08.2021
Berger, P. J.

Der Rattenfänger von Hameln


gut

Eine neue, fantasievolle Interpretation der Rattenfänger-Sage

Um seine durch Trunkenheit und Gewaltexzesse verkorkste Ehre wieder herzustellen, macht sich Ritter Richard von Calenstein mit seinen beiden Söldnern Ado und Odulf auf die Suche nach den vom Rattenfänger aus Hameln entführten Kinder. Unterwegs wird er immer wieder von Fantasien und Dämonen geplagt und sieht sich mit seinen schlimmsten Alpträumen konfrontiert.

Was ist hier noch Realität und was entspringt der Fantasie des durch die Trunksucht stark in Mitleidenschaft gezogenen Geistes von Ritter Richard? Die Frage habe ich mir beim Lesen dieser Interpretation der Rattenfängersage immer mal wieder gestellt.
Ich habe diese Geschichte für mich selbst als Märchen mit verschiedenen Wendungen interpretiert. Richard, der auch nach einer Zeit ohne Alkohol seine Gefühle und Wutausbrüche nur schwer unter Kontrolle bringt, ist mir mit seinen Gedanken und Spinnereien weitgehend fremd geblieben. Ich denke, dass seine Dämonen aus seiner Sucht herrühren, bzw. habe ich es mir wie einen Entzug vorgestellt, der ihn auf seiner Suche nach den Kindern heimsucht.
Bei Ado und Odulf ist die Furcht, die sie zeitweise gegenüber ihrem Herrn spüren sehr gut dargestellt. Bei Bürgermeister Gruelhot aus Hameln habe ich nicht verstanden, warum er Richard so wenig Unterstützung angedeihen lässt.

Die extra große Schrift hat meinen Augen beim Lesen sehr gut gefallen. Was mich ein bisserl gestört hat, sind die hier und da fehlenden Satzzeichen und die doppelten Wort, die immer wieder vorkommen und den Lesefluss bei mir gestoppt haben.

Wer sich für historische, neu interpretierte Abenteuergeschichten mit einem Hang zu Phantasien begeistert, der ist hier genau richtig. Meinen Geschmack hat die Geschichte nicht ganz getroffen.

Bewertung vom 10.08.2021
Freytag, Anne

Den Mund voll ungesagter Dinge


sehr gut

Mitten aus dem Jugendleben

Sophie, 17, von ihrem Vater Christian zärtlich „Motte“ genannt, ist am Boden zerstört. Er hat über ihren Kopf hinweg beschlossen, dass sie beide zu seiner Freundin Lena und ihren beiden Jungs nach München ziehen. Sie aber will unbedingt in Hamburg bleiben. Aber was bleibt ihr anderes übrig. Nach ihrer Ankunft versteht sie sich selbst nicht mehr. Wie kann sie Lena, Valentin und Leon nett finden? Ihr bleiben vorerst nur die Skype-Gespräche mit ihrem besten Freund Lukas, der wegen seiner Freundin nach Paris gezogen ist. Schön zu wissen, dass er sofort kommen würde, wenn Sophie es möchte, wenn sie ihn unbedingt braucht. Alles ändert sich als sie das Nachbarsmädel Alex mit den grünen Augen und dem ansteckenden Lachen kennenlernt. Gleichzeitig beginnt für sie eine Achterbahn der Gefühle.


Lange habe ich gezögert, bis ich mich entschlossen hatte, dieses Buch zu lesen. Ich bin ja doch schon in einem Alter, wo man sich mit dieser Art von Buch nicht mehr identifiziert. Sophie könnte meine Enkelin sein. Sie hat mich immer wieder an mich selbst in diesem Alter erinnert. Ich habe es nicht bereut, zugegriffen zu haben.

Mir gefällt Anne Freytags berührender und sehr intensiver Erzählstil sehr gut. Sie schickt mich ab den ersten Seiten an Sophies Seite, wo ich mich allerdings nicht immer wohl gefühlt habe. Sophie, und auch Alex, sind mir nicht immer sympathisch. Gerade am Anfang, wo Sophie sich nicht wie 17, sondern eher wie ein kleines bockiges Mädel gebärdet, konnte ich mit ihr gar nichts anfangen. Was sich dann aber zum Guten geändert hat. Gerade ihre Selbstzweifel und Ängste finde ich sehr glaubwürdig dargestellt.
Sehr gut gefallen mir dagegen vor allem Lena, die nicht die sich einschleimende Stiefmutter gibt, sondern sich einfach um ein gutes Verhältnis bemüht und eine sympathische Frau ist. Da kann ich Vater Christian schon gut verstehen, dass er diese Frau liebt. Und allen voran der kleine Leon, den ich am liebsten in die Arme genommen und immer wieder geknuddelt hätte.

Zu den Gefühlen, die sich zwischen Sophie und Alex langsam entwickeln, haben sich bei mir zwiespältige Gefühle eingestellt. Ich finde nicht, dass die Beiden lesbisch sind. Auch wenn sie hier ihre Gefühle für sich entdecken. Eher würde ich sie als bisexuell sehen, da ja beide auch schon Erfahrung mit Männern gemacht haben. Vielleicht sehe ich das aber auch verkehrt, da ich selbst nur Männern zugeneigt bin. Schön finde ich, dass die Homosexualität hier nicht der Grundstein für die Geschichte ist. Viel eher geht es doch darum, dass man sich verliebt, liebt und geliebt wird. Egal von wem. Da ändert sich an den Gefühlen selbst nichts.

Eine tolle Geschichte über Freundschaft, Selbstfindung, Liebe, aber auch über Verunsicherung, einfach mitten aus dem Leben, die mich berührt und angesprochen hat – auch mit Ü60.

Bewertung vom 08.08.2021
Lind, Freja

GefaEhrliche Liebschaften Erotische Bekenntnisse


ausgezeichnet

Viel mehr als nur Erotik

Die unglaubliche Seminar-Affaire
Katrina und Simon begegnen sich auf einer Fortbildung und lernen sich schnell näher kennen. Mir gefällt sehr gut, dass sie den ersten Schritt machen will, aber dann… Puh, das geht gerade nochmal gut aus. Naja, lest selbst.

Die geheimnisvolle Frau vom Strand
Ein wunderbarer Sonnenuntergang an der See. Und eine Geschichte, die mich genauso überrascht hat, wie Mann und Frau, die sich hier zufällig treffen.


Zwei hoch erotische Geschichten mit Tiefgang. Die erste, besehen jeweils aus der Sicht des Mannes und in kursiv geschrieben aus der Sicht der Frau, was mir sehr gut gefallen hat. So bin ich auch in den Gedanken der Protagonisten direkt drin.
Die zweite Geschichte eine Zeit lang nur aus Sicht des Mannes erzählt. Bis ich auch die Hintergründe der Frau näher kennenlerne und mich ihre Geschichte und ihr Ende entsetzt. Schon mehr Krimi als Erotik.

„Gefährliche Liebschaften“ deutet schon im Titel an, dass es nicht nur um Erotik und Sex geht. Es geht auch um die Geschichten hinter den Menschen, die ich hier kennenlerne. Und die Hintergründe kann ich mir sehr gut vorstellen, obwohl sie so anders sind, als ich es aus dem „normalen“ Leben kenne.

Freja Lind hat einen mitreißenden, gefühlvollen und vor allem bildhaften Erzählstil. Sie beschreibt sehr offen ohne obszön oder vulgär zu erscheinen. Mein Kopfkino ist ab der ersten Seite im Einsatz und sie hat mich sehr gut unterhalten. Vor allem hat mir die Aufmachung der Geschichten sehr gut gefallen. Mal was anderes in der Erotik-Szene.

Als zusätzliches Goodie bekomme ich noch den Gutschein-Code für eine weitere Internet-Geschichte „Lustvoller Morgen“, auch von Freja Lind, - gratis.

Zwei sehr unterschiedliche Geschichten mit fast lebensechten Protagonisten, viel mehr als nur Erotik.