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harakiri
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Insgesamt 1147 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2016
Münzer, Hanni

Marlene / Honigtot-Saga Bd.2


sehr gut

Marlene ist eine starke Frau. Und Spionin. Auf dem Weg nach Polen wird sie enttarnt und landet schließlich im Konzentrationslager. Auch dort lässt sie sich nicht unterkriegen und kämpft ums Überleben und für ihre Freiheit.

Die Erzählweise ist größtenteils sehr ausdrucksstark und mitreißend, teilweise allerdings auch wie eine Aufzählung. Hier hatte ich manchmal das Gefühl, die Autorin könnte eigentlich die Handlung noch viel weiter ausdehnen, müsse sich aber einschränken. Was mir nicht gefallen hat, waren die vielen Zufälle. Ernst ist Marlene immer noch wohlgesonnen, obwohl er sie zwei Jahre nicht gesehen hat und taucht immer im richtigen Augenblick auf, um ihr helfen zu können. Für mich wirkten da manche Handlungsstränge ein wenig konstruiert und unrealistisch. Hauptsache Marlene überlebt  Vor allem im KZ – durch Zufall findet Marlene Trudi wieder, Brunnmann lässt beide am Leben, obwohl er einen riesen Hass auf sie hat und dergleichen mehr.
„Marlene“ knüpft beinah nahtlos an den Vorgängerband „Honigtot“ an, den man unbedingt vorher lesen sollte obwohl beide Bücher ineinander abgeschlossen sind. In Marlene werden dann aber einige Fragen beantwortet, die in „Honigtot“ unbeantwortet blieben, z.B. was aus Elisabeths Mann Gustav wurde (eigentlich auch ein unglaublicher Zufall) und wie es mit Deborah weiter ging. Die wurde ja am Ende von „Honigtot“ etwas schnell verabschiedet. Allerdings wirft es auch einige Fragen auf: Wieso hat Marlene ihren Namen geändert (ich kann mich da aus dem ersten Band leider nicht mehr erinnern) und warum wurde aus Gustav Berchinger ein Mann mit anderem Namen?
Was aus Trudi wurde könnte vielleicht einen 3. Teil ergeben 
Was ich auch sehr schön fand: immer wieder schreibt Münzer Verknüpfungen und Querverweise zu ihrem 1. Band. So fand ich den Namen „Moriah“ für Marlenes Rachefeldzug sehr zum Schmunzeln, verweist er doch auf die Geschichte mit der Ameise. Auch sehr geistreich fand ich die Sidekicks zur Seelenfischertetralogie durch bekannte Personen.
Ein Buch, das zeigt, wozu Menschen in der Not fähig sind. Was sie anderen antun, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Ein Buch über eine starke Frau, die niemals aufgibt und stets auf der Suche nach Gerechtigkeit ist. Ein aufwühlendes Buch über die Schrecken im 3. Reich und den Kampf ums Überleben. Um (fast) jeden Preis.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2016
Ernst, Susanna

So wie die Hoffnung lebt


sehr gut

Katie und Jonah wachsen in einem Jugendheim auf. Beide haben ein Trauma, beide ihre Liebsten verloren. Katie spricht seit der verhängnisvollen Nacht nicht mehr und Jonah macht es sich zum Ziel, Katie wieder zum Sprechen zu bringen. Die beiden verlieben sich, werden aber durch das Schicksal getrennt.
Jonah ist aber jahrelang auf der Suche nach Katie und als er sie findet ist sie merkwürdig zurückhaltend, gar abweisend. Was ist passiert? Was ist aus seiner Katie nur geworden?

Susanna Ernst schreibt eine zauberhafte Geschichte, die einen mitreißt. Die zwei unschuldigen Kinder im ersten Teil, das zarte Annähern der zwei Jugendlichen und die erste Liebe. Jonah war mir durch seine nette Art gleich sympathisch, auch Katie habe ich gleich ins Herz geschlossen. Ich habe nur nicht verstanden, warum ihr Vater sie verschont hat. Das wurde schlussendlich auch nicht aufgelöst und bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Aber auch die Nebencharaktere waren liebevoll entwickelt und konnten mich überzeugen. Der verfressene Milow, der später ein Cafe eröffnet, die Haushälterin Selma, die zwar etwas undurchschaubar war, aber immer auf der richtigen Seite. Etwas klischeehaft hingegen fand ich Boris und Co. Die russischen Aufpasser, bullig wie Bären. Aber letztendlich passten auch sie gut in die Handlung.
Der Roman ist zweigeteilt. Während wir im ersten Teil die beiden Kinder und ihre Schicksale kennen lernen, entwickelt sich der zweite Teil schnell zu einem Krimi. Deshalb sind die beiden Teile auch recht unterschiedlich. Findet man sich anfangs in einer Romanze wieder, so wandelt sich das Buch schnell in einen tragischen Schicksalsroman. Zuerst dachte ich, wie abgedroschen, wie unnötig. Aber dann konnte mich die Autorin doch überzeugen, denn der zweite Teil war so spannend, so flüssig zu lesen und voller Wendungen, die man kaum vermutet hätte, dass ich gefangen war. Wer allerdings einen reinen Liebesroman erwartet, der sollte eher zu einem anderen Buch greifen.

Bewertung vom 15.08.2016
Daugherty, C. J.;Rozenfeld, Carina

Die Entflammten / Secret Fire Bd.1


sehr gut

7 Wochen bleiben Sacha noch zu leben. An seinem 18. Geburtstag wird er sterben. Das ist der Fluch der Winters.
Auf den Montclaires , besonders Taylor, lastet ein anderes Schicksal: Taylor hat zu viel Energie und muss lernen diese zu kontrollieren.
Das Schicksal (in Form zweier Lehrer) bringt Taylor und Sacha zusammen. Taylor ist es vorhergesehen, dass sie Sacha retten kann. Doch wie soll sie dies machen? Und wie die ganzen Verfolger bekämpfen und abschütteln, die die beiden jagen?

Der Start einer neuen Serie von C.J Daugherty, deren Night School Bände monatelang in den Bestsellerlisten waren.
Gleich zu Beginn hat mir die Schreibweise der Autorin wieder sehr gut gefallen, wenn die auch mehr auf Jugendliche abzielt. Sie ist flüssig, leicht zu lesen und ihre Charaktere sind gut ausgefeilt. Da ist der BadBoy Sacha, der nicht sterben kann und durch spektakuläre Aktionen seiner Familie helfen will. Und dann die etwas schüchterne Streberin Taylor, die nur EIN Ziel vor Augen hat: nach Oxford zu kommen und dort zu studieren. Anfangs lernen wir die Protagonisten kennen, die Handlung dauert so ein wenig bis sie in Fahrt kommt. Die Kapitel sind kurz und abwechselnd aus Sicht der Protagonisten erzählt, bis beide in Paris aufeinandertreffen. Und dann geht es Schlag auf Schlag und Taylor und Sacha müssen um sich und das Leben ihrer Lieben bangen. Doch gemeinsam sind sie stark!
Der Genremix aus Fantasy, Liebe und Jugendroman konnte mich begeistern. Vor allem die Tage in Paris als Taylor und Sacha sich näherkommen fand ich sehr romantisch und schön geschrieben. Auch die Szenen als Sacha vom Dach des Hochhauses springt und so eine Wette gewinnt – herrlich beschrieben und ausgedacht.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber doch gefunden: die Todbringer erinnerten doch zu stark an gewisse Gestalten aus einer anderen Fantasyreihe 
Fazit: her mit dem zweiten Teil!!!

Bewertung vom 11.08.2016
Wood, Monica

Bevor die Welt erwacht


gut

Ona Vitkus bekommt einen 11jährigen Pfadfinder zugeteilt, der ihr in Haus und Garten helfen soll. Mehrere hat sie schon verschlissen, doch der Junge (der im ganzen Buch nie beim Namen genannt wird) verzaubert sie durch seine Art. Er will unbedingt, dass Ona mit ihrem Alter ins Guinessbuch kommt. Gleichzeitig nimmt er ihre Geschichte für einen Schulaufsatz auf und Ona erzählt: aus ihrem Leben, kleine und größere Geheimnisse und von Traurigkeit, aber auch großer Liebe. Doch dann kommt der Junge nicht mehr – und wird von seinem Vater ersetzt, der seinem Sohn nie besonders nah stand. Doch das soll sich schnell ändern!
Ein zauberhaftes Buch, zumindest am Anfang. Der Junge (dass er keinen Namen hat hat mich gar nicht weiter gestört) war irgendwie zauberhaft in seiner kindlich-naiven Art und wie er alle Rekorde auswendig konnte und ständig Listen erstellte. Man musste ihn einfach mögen, auch wenn er nie selbst zu Wort kam. Auch die Beziehung zu Ona fand ich sehr gelungen und liebevoll. Die beiden gingen miteinander um wie Freunde und man merkte den Altersunterschied von vielen Jahren gar nicht. Der Mittelteil geriet mir etwas lang mit Quinns Musikerkarriere und der Geschichte von Louise. Onas Geheimnis hat mich aber wieder verzaubert und auch das Ende war nett gemacht.
Ganz überzeugen hat mich das Buch also nicht können. War ich zu Beginn noch sehr begeistert, ließ diese Begeisterung mit der Zeit nach und stellenweise habe ich die Passagen einfach überflogen, weil ich nicht verstanden habe, wie sie zur Geschichte passen oder diese voranbringen sollten. Da war die Reise von Ona zu ihrem Sohn, die an sich ja schon wichtig war, aber das ganze Drumherum fand ich dann unnötig. Oder das Breittreten von Louis‘ Fehltritt, Ona hätte sicher schönere Geschichten zum Erzählen gehabt, persönlichere. Am Ende musste ich schmunzeln als ich gelesen habe, dass der Wunsch des Jungen noch in Erfüllung gegangen ist.
Der Schreibstil von Monica Wood lebt durch viel wörtliche Rede und ist flüssig und schnell.

Bewertung vom 08.08.2016
Cline, Emma

The Girls


sehr gut

Evie ist 14 und auf der Suche: nach sich selbst, nach Aufmerksamkeit, nach einem Sinn. Fündig wird sie bei einer Gruppe junger Hippies auf einer Farm. Entbehrungsreiches Leben erwartet sie, aber auch unerfüllte Liebe, Sex und Drogen. Dass etwas nicht stimmt merkt Evie erst als es zu spät ist. Denn die Gruppe gibt ihr Halt – und das ist mehr als alles was sie bisher hatte.
Ich kam recht schwer hinein in dieses Buch. Die Handlung ist in zwei Erzählebenen, einmal das Jahr 1969, das Evies Leben für immer veränderte, und einmal die Gegenwart. Nur vermischt sich dies auf den ersten Seiten noch recht kryptisch und so fand ich mich erst einmal etwas verloren. Als dann Evie im Jahr 1969 von ihrem Leben erzählt, war ich aber gefangen. Die Schreibweise ist etwas anstrengend, stellenweise poetisch und man muss sich erst einlesen. Evie, die naive 14 Jährige, die sich in die ältere Suzanne verliebt und in einer Sekte landet. Deren Eltern geschieden sind und die sich nicht so um Evie kümmern, wie sie sollten.
Starke Charaktere, vor allem die Protagonistin, prägen das Buch und lassen die Hippiejahre lebendig werden. Man spürt, dass es genau so gewesen sein könnte wie Emma Cline das im Buch beschreibt. Der Geldmangel, die harte Arbeit ohne Maschinen, Beschaffungskriminalität und Sex im Drogenrausch – alles mehr als gut vorstellbar.
Am Ende hätte ich mir aber einen etwas glücklicheren Ausgang für Evie gewünscht. Sie ist zwar erwachsener, aber nicht merklich hoffnungsvoller geworden.
Fazit: hohes sprachliches Niveau und gut recherchierte Handlung zeichnen diesen Roman aus.

Bewertung vom 01.08.2016
Finch, Paul

Totenspieler / Detective Heckenburg Bd.5


sehr gut

Sein schwerster Fall
Eine Reihe Morde, die wie Unfälle aussehen erschüttern die englische Grafschaft Surrey und Detective Mark „Heck“ Heckenburg wird von seiner Vorgesetzten in die Region geschickt um diese aufzuklären. Kollegin Gail steht ihm zur Seite, glaubt aber nicht an einen Zusammenhang. Erst als erneut ein Mord geschieht und auch Mark gerade noch dem Tod entgeht, wird klar: der Täter hat einen Fehler begangen und Mark ist ihm dicht auf den Fersen. Allerdings hat dieser noch einen Trumpf in petto…

Wieder einmal hat es Paul Finch geschafft, mich atemlos zu machen. Atemlos vor Spannung, atemlos vor Staunen. Allein die Todesarten, die sich der Killer ausgedacht hat suchen ihresgleichen in der Fantasie von Autoren. Finch überrascht jedes Mal wieder durch seinen Einfallsreichtum. Wie kommt man auf die Idee (Achtung SPOILER), jemanden durch Gas aufzublasen und ihm so zu töten? Oder durch ein ferngesteuertes Modellflugzeug? SPOILER ENDE
Die dezente Liebesgeschichte zwischen Heck und Gail hätte es für mich nicht gebraucht, ich denke aber, dass da in den Folgebänden noch etwas nachkommt. Auch die Verfolgungsjagd der Gang war mir etwas zu lang geraten und zu actionlastig. Ansonsten hat mir die Schreibweise des Autors wieder sehr gut gefallen. Er schreibt dermaßen flüssig, dass man sich fast mit am Ort des Geschehens wähnt. Mit „Heck“ ist Paul Finch ein Charakter gelungen, den man einfach mögen muss, auch wenn er manchmal etwas übers Ziel hinausschießt und leicht klugscheißerisch daher kommt. Leider fehlen in diesem Buch die berühmten Schlagabtausche mit seiner Vorgesetzten Gemma Piper, die mich sonst immer zum Schmunzeln brachten.
Hinzu kommt, dass der Täter absolut im Dunkeln blieb und ich nie auf ihn gekommen wäre. Das macht den ganzen Thriller von der ersten bis zur letzten Seite undurchsichtig und für den Leser eine rasante Fahrt durch die Story.

Fazit: Einmal begonnen will man das Buch nicht mehr aus den Fingern legen bis man das Ende erreicht hat.

Bewertung vom 24.07.2016
Bierach, Barbara

Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1


gut

Ein irischer Pfarrer wird ermordet und die Polizei tappt völlig im Dunkeln. Denn ohne Motiv kein Täter – und der Pfarrer scheint wirklich niemandem etwas getan zu haben. Detective Emma Vaughn von der Garda in Sligo kommt erst voran als anonyme Briefe auftauchen, die etwas mit der Vergangenheit des Priesters zu tun haben. Tief wühlt sie nun in der Vergangenheit und kommt dem Täter bald auf die Spur.
Ein Krimi, der in Irland spielt. Sehr interessante Gegend, ich war neugierig. Doch das Buch hat meinen Erwartungen, zumindest anfangs, nicht ganz entsprochen. Ich konnte einfach kaum Spannung entdecken. Der Mord wurde relativ nüchtern geschildert, die Ermittler blieben mir irgendwie fremd. Auch Protagonistin Emma, die tablettenabhängig ist, konnte mich nicht überzeugen. Warum müssen eigentlich alle Ermittler ein Problem haben? Einzig James fand ich total angenehm.
Durch Rücksprünge in die Vergangenheit ist der Leser den Detectives ein großes Stück voraus, was das Lesevergnügen auch eindämmt. Dennoch fand ich die Handlung der Vergangenheit anfangs viel interessanter als die der Gegenwart. Das Ende hat mich dann dennoch positiv überrascht und ich fand es spannend und fesselnd, zutiefst menschlich.
Mir persönlich zu viel waren die Einschübe um die IRA (weshalb muss Emmas Ex-Mann plötzlich mit denen zu tun gehabt haben?), das ewige Herumreiten auf den religiösen Problemen um Protestanten und Katholiken und die familiären Probleme von Emma. Alleinerziehend und überlastet – das findet man zur Zeit beinah in jedem Krimi wieder. Ich hätte mir mehr über die Landschaften von Irland erhofft oder die Eigenarten der kleinen Städtchen. Stellenweise widerum war der Roman etwas poetisch und auch humorvoll. Diese Stellen haben mir mithin am besten gefallen.
Fazit: Man muss nicht, man kann diesen Krimi lesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2016
Tremain, Rose

Und damit fing es an


sehr gut

Gustav ist ein kleiner Junge, der mit seiner alleinerziehenden Mutter in der Nachkriegszeit in der Schweiz aufwächst. Matzlingen ist ein kleines Dorf und Gustav lebt sehr im Schatten seiner Mutter. Erst als Anton nach Matzlingen zieht und beide Freunde werden, findet die Freude Eingang in Gustavs Leben.

Die beiden bleiben ein Leben lang befreundet, durch alle Höhen und Tiefen. Gegenseitig trösten sie sich in schweren Zeiten und auch als endlich Antons Traum als Pianist in Erfüllung zu gehen scheint, steht Gustav zu ihm.



Eigentlich war das Buch ganz anders als ich es erwartet habe. Lt. Klappentext hatte ich mir eine Lovestory zwischen den beiden Männern ausgemalt, die zu Kriegszeiten und unter Judenverfolgung steht. Statt der romantischen Story gab es eine andere, nicht minder interessante und zauberhafte. Ein Kapitel widmet sich auch dem Kennenlernen von Gustavs Eltern und dem Vater, der geflohenen Juden half und dabei erwischt wurde.

Mir hat eigentlich jede Seite in dem Buch gefallen, besonders aber die als die Buben Urlaub in Davos machen und ein Sanatorium „gründen“. Besonders sympathisch fand ich auch den Nachhilfelehrer von Gustav.

Sehr empfehlenswertes Buch, das die Geschichte der damaligen Zeit einmal aus einer etwas anderen Perspektive erzählt.

Bewertung vom 28.06.2016
Wright, Kim

Die Canterbury Schwestern


sehr gut

Basierend auf dem Buch „Canterbury Tales“ entwickelt Kim Wright hier ein fiktives Szenario von 8 Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen, die man aber leider nur teilweise erfährt, von London nach Canterbury wandern. Im Mittelpunkt steht Che, deren Mutter vor kurzem gestorben ist und deren Asche sie nach Canterbury bringen soll, um deren letzten Willen zu erfüllen. Sie macht sich auf mit einer Gruppe Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch die „Reiseweiber“ wachsen zusammen, nicht zuletzt durch ihre Geschichten, die sie sich unterwegs erzählen.

Mir hat gleich zu Anfang die Schreibweise der Autorin sehr gut gefallen. Sehr flüssig, bildhaft und angenehm zu lesen. Man bekommt fast Lust auf eine Reise dorthin, so lebhaft schildert Wright die Landschaften und vor allem die netten Pubs.
Jede der Frauen erzählt eine Geschichte, entweder von sich oder eine Liebesgeschichte. Diese Geschichten verbinden die Frauen und bringen sie einander näher. Denn jede für sich ist ein Individuum und hat schon einiges erlebt. Besonders gut gefallen hat mir hier die Geschichte mit Sir Gawain, regt sie doch schwer zum Nachdenken an. Auch die mit den beiden Alzheimerkranken hat mich sehr berührt.
Nicht alle Charaktere kommen einem im Laufe der Handlung näher, aber die Protagonistin Che hat mir sehr gut gefallen. Lässt sie sich doch durch (fast) nichts unterkriegen, geht auch z.T. eigene Wege und schafft es auch mal, ohne ihr IPhone zu überleben.
Ein Buch, das Spaß macht zu lesen, das aber auch von leisen Tönen lebt. Kein Buch, das man einfach weglegt, es hinterlässt Spuren.

Bewertung vom 26.06.2016
Milchman, Jenny

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken


ausgezeichnet

Ein Alptraum beginnt für Ivy und ihre Eltern als zwei Gefängnisausbrecher sie in ihrem Haus gefangen halten. Eigentlich wollten sie nur Ausrüstung für ihre Flucht zusammenraffen, aber dann zwingt ein Schneesturm sie, zu bleiben. Nur ein Schneesturm? Oder mehr? Denn Ivys Mutter scheint einen der beiden zu kennen. Und der ist kein Guter! Schnell setzt er Ivys Vater außer Gefecht und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Werden es Ivy und ihre Mutter schaffen, die Männer zu überlisten? Die beiden ersinnen einen Plan…

Ein Buch dessen Spannungsbogen auf der ersten Seite beginnt und auf der letzten endet. Und diesen auch permanent hält. Dabei ist das Buch jetzt kein Splatter, es lebt von der Grausamkeit von Nick, der seinen Kumpan Harlan voll unter Kontrolle hat. Rückblicke in Nicks Kindheit machen klar, warum er so ist: die dominante Mutter, die ihn verhätschelt und nicht richtig im Griff hat. Besonders heavy fand ich hier, dass Nicks Schwester von ihr gar nicht angenommen wurde. Die Aussage „sie habe ja nur ein Kind“ ließ mich kurz zusammenzucken.
Milchmans Schreibstil ist überaus flüssig und man merkt gar nicht, wie schnell man sich dem Ende nähert, denn die Seiten verfliegen rasend schnell. Was durchaus auch der Spannung geschuldet ist. Denn ständig passiert Neues. Dem Leser (und den Protagonisten) wird Hoffnung vorgegaukelt, nur um dann vom schlauen Nick wieder zunichte gemacht zu werden. Dieses Stilmittel fand ich sehr gelungen und ich klebte direkt an den Buchstaben – bis zum bitteren Ende, das dann gar nicht so bitter war.