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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 382 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2021
Imperator Bd.1
Meyer, Kai;Surborg, Lisanne

Imperator Bd.1


gut

Geschockt und seelisch am Ende, reist Anna von London nach Rom. Sie will unbedingt den Mord an ihrer Mutter aufklären. Für alle steht zwar fest, dass der Täter ihr Vater war, aber daran kann und will Anna nicht glauben. Dank ihres Onkels Bruno findet sie in Rom schnell Anschluss und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Zur gleichen Zeit soll der ehemalige Polizist und jetzige Privatdetektiv Gennaro Palladino den Tod an dem Künstler Fausto aufklären. Eine wahrlich prekäre Situation, hat er ihn doch selber als Auftragsmord umgebracht. Doch das kann er schlecht seiner neuen Auftraggeberin erklären. Deswegen stellt Palladino eigenen Ermittlungen an; denn wer ihm den Mord in Auftrag gab, ist nicht klar. Und wer ihn plötzlich töten will auch nicht.

Das Cover zeigt drei der Imperatoren. Sie sind mit dunklen Umhängen gekleidet und Masken verbergen ihre Gesichter. Unter ihnen befindet sich ein altes Gemäuer, dem Verfall anheim gegeben. Ich finde es gruselig und es jagte mir einen Schauer über den Rücken, so dass schnell klar war, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste!

Kai Meyer ist mir bekannt für seine mystischen Romane. Stets verknüpft er offensichtliche und reale Ereignisse mit magischen Momenten, die mich zweifeln lassen, ob der Spuk wirklich geschah, oder es doch nur eine Sinnestäuschung, eine Spiegelung oder Schatten vielleicht, ist. Kai Meyer spielt gekonnt mit den Ängsten seiner Protagonisten und auch derer seiner Leser, allerdings eher subtil und im Kleinen. Er schafft es, ein Netz zu weben, das sich unmerklich enger zieht, bis man sich plötzlich über ein knarzendes Fenster erschrickt und überlegt, ob die Realität sich gerade ein kleines bisschen verschoben hat. Nicht zum Guten. Leider hatte ich das Gefühl, dass der Autor diesmal mit angezogener Handbremse schreibt und sich in den Begebenheiten des Buches etwas verliert. Mal ermittelt Privatdetektiv Gennaro Palladino, dann ist die junge Anna mit dem Fotografen Spartaco unterwegs, aber beide Erzählstränge finden nicht recht zusammen. Natürlich gibt es ein auffallendes Bindeglied, aber wie alles zusammen passt, erschloss sich mir nur widerwillig. Zudem fand ich die mystischen Begebenheiten sehr packend und interessant, aber auch hier fehlt mir der letzte Kick, der das Buch zu etwas unvergesslichem machen konnte. Oft hatte ich den Eindruck, in einem 70er Jahre Krimi gelandet zu sein: Verraucht, voller Vorurteile, verrucht und stets am Rande der Legalität; oder auch einen Schritt darüber hinaus.

Die Protagonisten fand ich sympathisch und lebensnah. Gerne bedienten sie die Klischees, die sich in meinem Kopf zu dieser Zeit festgesetzt hatten. Foto hungrige Fotografen, die mit ihren Rollern den Promis hinter her jagen und stets auf das beste Foto lauern. Und auch mal nicht ganz so legale Bilder machen.
Eine junge Frau, die den Mord an ihrer Mutter mit allen Mitteln aufklären möchte und dabei in einen Strudel aus Geheimnissen und Wahn gerät. Anfangs wirkt Anna wie ein Mauerblümchen, obwohl sie aus London kommt. Allerdings ist ihr die italienische Lebensart fremd.
Spartaco, Rebell, reich, unnahbar, mit dem Herz am rechten Fleck und schließlich der Ermittler, der mehr Dreck am Stecken hat, als er sollte. Eine illustere Mischung, die Feuer für den nächsten Teil verspricht.

Mein Fazit
Mich konnte Kai Meyer neustes Werk leider nicht ganz so fesseln. Solider Krimi mit mysteriösen Elementen, jedoch mit angezogener Handbremse.

Bewertung vom 13.05.2021
Das Mädchen im Nordwind
Baldvinsson, Karin

Das Mädchen im Nordwind


ausgezeichnet

An ihrem Lebensende blickt Luise zurück auf das was war und das, was hätte sein können. Ein Lebensbericht und eine Lebensbeichte; eine Geschichte über Liebe, Hass, Trauer und Vertrauen.
Heute findet die junge Tischlerin Sofie, Luises Aufzeichnungen in einem Haus, das sie im Rahmen ihres Travel & Work Aufenthaltes in Island renovieren soll. Sie benötigt die Auszeit, um zu sich selbst zu finden. Vielleicht auch mit Hilfe von Luise?

Ich liebe die Bücher von Karin Baldvissvon sehr! Sie ist eine Autorin, die in lebendigen Farben die Umgebung vor den Augen ihrer Leser entstehen lassen kann und gleichzeitig die Seele des wilden Islands eingefangen hat. Sehr gerne begebe ich mich immer wieder auf diese ungestüme und faszinierende Insel und erlebe mit Karin Baldvissvons Protagonisten ihr Leben. Island, rau und liebenswert, kalt und unnahbar, natürlich und erdverbunden ist immer wieder Mittelpunkt der Geschehnisse, die ich spannend, bewegend und einfach toll finde! Verträumte Küstenorte, windgezeichnete Landschaften und ein unzähmbares Meer; alle dies und noch viel mehr lässt Karin Baldvinsson vor meinen Augen entstehen, so dass Island wirklich zum Greifen nah scheint. Leider war ich noch nie dort und doch ist mir einiges dank ihrer Bücher, mittlerweile vertraut. Wenn es jemand schafft, dass ich ein Buch als heimatlich bezeichnen würde, dann Karin Baldvinsson.

Diese tiefe Liebe spricht allerdings auch aus ihren Protagonisten, die die Autorin stets authentisch und lebensnah schildert. Gleich zwei Erzählsträngen durfte ich folgen und ich kann beim besten Willen nicht sagen, welche ich besser oder intensiver fand. Quasi mit dem ersten Absatz habe ich sowohl die Tischlerin Sofie, als auch die junge Luise in mein Herz geschlossen.
Luise erlebt die Nazizeit wie einen bösen Alptraum, da sie zur gleichen Zeit die Liebe ihres Lebens, den Isländer Jónas kennenlernt. Trotz Wolke sieben des Verliebtseins, drängen die schwierigen Zeiten immer mehr in Luises Bewusstsein. Von nervig bis zu lebensbedrohlich, erlebte ich die volle Gefühlsbreite mit der jungen Frau. Stets im vollen Bewusstsein ob der Dinge, die kommen werden, wollte ich ihr stets zu rufen, dass sie endlich Deutschland verlassen soll. Doch zu gleich zeigte die Autorin sehr gefühlvoll und eindringlich, wie sehr Luise an ihrer Heimat hängt; wie tief verwurzelt sie ist und den absoluten Unglauben, dass es schlimm kommen kann. Luise und ihre wollen ihre Heimat nicht verlassen, die sie lieben, mit der sie sich verbunden fühlen. Während sie Hass ausgesetzt sind und den immer schlimmer werdenden Schikanen, glaubt die Familie fest daran, dass sich bald alles wieder beruhigt. Die Welt kann und darf nicht zu sehen, wie ein ganzes Volk in den Terror gestürzt und diffamiert wird.
Achtzig Jahre später entdeckt Sofie Luises Aufzeichnungen in einem alten Schreibtisch. Sofie kämpft zwar nicht um ihr Leben und auch kein Weltkrieg trübt ihre Zeit, trotzdem kämpft sie: Mit einer Fehlgeburt, einer betrogenen Liebe und sucht ihren Platz im Leben. Fast scheint es, dass Luises Aufzeichnungen einen Rettungsanker bilden. Dank Luises Lebensbericht fasst Sofie Mut, ihr Leben in die Hand zu nehmen und einen Neuanfang zu wagen.
Beides mutige und bodenständige Frauen, die Karin Baldvinsson in ihrem neuen Buch beschreibt. Gerade die permanenten Wechsel zwischen heute und damals, machen die Erzählung noch lebendiger, noch spannender. Mir war es kaum möglich, das Buch zur Seite zur legen, da ich sowohl Sofie in Island, als auch Luise in Deutschland stets folgen wollte.

Mein Fazit
Einfach großartig!

Bewertung vom 01.05.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


sehr gut

Emmy wächst auf einer kleinen Insel auf, mitten in den Wirren des 1. Weltkriegs. Leid, Hunger und Elend kennt das junge Mädchen zur Genüge, aber auch die Kraft der Liebe. Nach dem Tod der Eltern wird Emmy von ihren Geschwistern getrennt und landet in Berlin. Sie arbeitet als Hausmädchen und verliebt sich in den schnieken und reichen Hauke. Die beiden stehen zu ihrer Liebe, auch wenn es schwer fällt. Dann bricht der 2. Weltkrieg aus und Emmy muss erneut um sich und das Leben ihrer Lieben kämpfen. 1995 blickt Emmy zurück auf eine Leben voller Höhen und Tiefen.

Das Cover zeigt ein Segelschiff auf Sturm gepeitschter See. Eine Möwe kreist am Himmel. Ich finde das Bild wunderbar zum Inhalt des Buches gewählt, auch wenn der Bezug zum Meer gering ist. Das Schiff und die Wellen scheinen eher für ein stürmisches Leben zu stehen, dass einen durch alle Höhen und Tiefen treiben kann. Mal steht man mitten drin, mal beobachtet man es eher von außen. Aber egal wie: Hauptsache Leben!

Manuela Golz hat einfach einen wunderbaren und mitreißenden Schreibstil! Sie nahm mich mit in Emmys Leben und zeigte mir eine Frau, die das Leben geprägt hat. Höhen, Tiefen und alles was dazwischen ist, hat Emmy genießen dürfen, denn selbst die schlimmste Stunde hat doch etwas Gutes. Diese positive Einstellung zum Leben brachte die Autorin mir nah und dafür bewundere ich sie sehr! Denn es wirkt nicht kitschig, überheblich oder gar lebensfremd, sondern ganz im Gegenteil! Emmys ist authentisch bis in die Haarspitzen! Meine Oma hat mir oft von ihrem Leben berichtet und die damalige Not, aber auch die kleinen Freuden - zumindest in meinen Augen sind sie klein - wurden damals wie riesige Ereignisse gefeiert. Wer von uns freut sich heute schon unbeschwert über einen Kuchen oder über einen einfachen Weihnachtsbaum ohne den geringsten Schmuck? Manuela Golz schafft es mit ihrem Buch, die kleinen Dinge ins rechte Licht zu rücken und kaum merklich die Perspektive von Konsum zu Menschlichkeit zu schieben. Zärtlich zwar und absolut vorsichtig, aber mich brachte sie zumindest ans Nachdenken.
Sturmvögel ist ein herzliches Buch, das mir unter die Haut ging. Eine Familiengeschichte, die zwar von Familie erzählt, aber eigentlich eine Geschichte von einer jungen Frau ist, die sich mit offenem Herzen ins Leben stürzt und es mit Leidenschaft genießt. Ein Leben voller Leiden, aber auch voller Liebe, Genuss und Lachen. Manch einer würde vielleicht sagen, dass Emmy es schwer hatte, aber sie selber sieht das nicht. Sie sieht die Herausforderung und das unbeschreibliche Glück, dass hinter jeder Ecke plötzlich lauern kann.
Spannend fand ich auch Emmys drei Kinder und wie unterschiedlich sie ihr Leben bestreiten. Hilde als Erstgeborene, aber nur ein Mädchen. Otto als Zweitgeborener, der in den Augen seines Vater verweichlichte. Und schließlich Tessa, das Nesthäkchen. Schon in jungen Jahren scheint der Grundstock zu ihrer Entwicklung gelegt worden zu sein und prägt sich im Alter immer mehr aus. Spannend zu beobachten!

Viele Fragen sind für mich am Ende des Buches offen geblieben. Anfangs störte mich das, jetzt denke ich hingegen, dass Manuela Golz genau dies so geplant und gewollt hat! Man muss einfach nicht alle Fragen im Leben klären; einiges kann und darf ungesagt bleiben, denn so ist es bei jedem einzelnen von uns auch. Verpasste Gelegenheiten. Oder auch gezielt.

Mein Fazit
Sturmvögel ist ein Buch über das Leben, die Liebe und all seine Höhen und Tiefen. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Wunderschön!

Bewertung vom 06.04.2021
Sylt auf unserer Haut
Thesenfitz, Claudia

Sylt auf unserer Haut


sehr gut

Wie jedes Jahr fahren Maja und Robert für ihren Sommerurlaub nach Sylt. Sie wollen dort nicht nur Erholung tanken, sondern auch ihren 27. Hochzeitstag feiern. Doch plötzlich wird der Frieden der beiden durch Roberts Arbeitskollegen Bernd und dessen Freundin Karin gestört, die sich spontan entschieden haben, auch ihre Ferien auf der beliebten Insel zu verbringen. Während Robert genervt ist, sieht Maja eine Chance darin, endlich einen Erlebnisurlaub zu verbringen! Doch schneller als gedacht überschlagen sich die Erlebnisse und vor allem anders als gedacht!

Das Cover zeigt die beiden Paare Maja und Robert und Bernd und Karin. Sie tanzen ausgelassen am Strand; Meeresbrandung, strahlender Sonnenschein, Strandkörbe und eine Möwe mit einem Herzlutscher im Schnabel perfektionieren das glückliche Bild. Ich finde es sehr gut gewählt, da es genau das Thema Glücksroman widerspiegelt. Auf den ersten Blick zumindest.

Claudia Thesenfitzs Glücksromane gaben mir bisher stets eins: Glück und viel gute Laune! Die beiden ungleichen Paare Maja und Robert, Bernd und Karin waren mir sofort sympathisch und ich konnte mich in ihnen wieder finden. Lebenslustig, muffelig, urlaubsreif, ruhig, hibbelig und noch vieles mehr, sind die vier Personen unterschiedlich und birgen viel Schmunzelpotential! Claudia Thesenfitzs Romane entlocken mir stets ein breites Grinsen und ich fühle mich zwischen den Zeilen einfach pudelwohl! Doch diesmal war es anders, denn statt purem Glück, zogen Wolken über das Paradies und ich bekam statt heiterer Gelassenheit, Nachdenklichkeit. In diesem Buch fehlte mir zwar die Leichtigkeit, die ich eigentlich an Claudia Thesenfitzs Schreibstil so mag, trotzdem begeistert mich ihr Stil! Es war mal etwas anderes, auch trübe Wolken zu sehen und zu erfahren, wie die beiden Paare mit der schwierigen Situation umgehen. Ich denke, dass einige Menschen, oder besser gesagt Paare, an der selben Stelle im Leben stehen, wie Robert und Maja. Manchmal ist das Glück abhanden gekommen und man muss es erst wieder suchen. Der eine vergeblich, der andere findet es wieder. Aber wie auch immer es ausgehen mag, bist du glücklich, ist es dein Gegenüber auch!
Die Autorin schildert neben der Beziehungskrise die Insel Sylt so wunderschön, dass ich mich voller Freude gedanklich dort in den Sand plumpsen lassen konnte. Ich genoss die Sonnenstrahlen, lauschte dem Meeresrauschen und folgte den aufgeregten Unterhaltungen der Möwen. Claudia Thesenfitz schafft es jedes Mal wieder, mich zum Träumen zu animieren und den Alltag zu vergessen!

Mein Fazit
Ein schönes Buch für zwischendurch! Auch wenn das Glück einen kleinen Umweg genommen hat.

Bewertung vom 06.04.2021
Verbotenes Begehren / Dirty Rich Bd.4 (eBook, ePUB)
Jones, Lisa Renee

Verbotenes Begehren / Dirty Rich Bd.4 (eBook, ePUB)


weniger gut

Die Liebe zwischen Grayson und Mia ist vorbei. Zerstört. Am Ende. Doch als Mia Grayson in Gefahr wähnt, eilt sie zu ihm. Schnell ist die alte Anziehungskraft zwischen den beiden wieder da. Doch können sie einander vertrauen, die Vergangenheit vergessen und nochmal von vorne beginnen, im Angesicht einer tödlichen Gefahr?

Das Cover ist hauptsächlich in schwarz gehalten und ein schwarz-goldener Füller liegt geöffnet da. Für mich ist er ein Symbol für Reichtum, Dekadenz und Macht und passt deshalb gut zum Inhalt des Buches und zur gesamten Serie.

Da ich schon viel von der New York Office Romance Reihe von Lisa Renee Jones gehört habe, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen, obwohl es sich um den vierten Teil der Serie handelt. Denn der Klapptext schien mir, als wenn die Teile auch unabhängig voneinander gelesen werden können, was ich absolut bestätigen kann. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass mir wichtige Hintergrundinformationen fehlen könnten. Allerdings konnte mich der Schreibstil von Lisa Renee Jones nicht überzeugen. Die Liebesgeschichte von Grayson und Mia fand ich zwar süß, aber doch sehr theatralisch und an einigen Stellen überzogen. Ja, mein romantisches Herz findet es goldig, dass die arme Mia, den schwer reichen Grayson um seiner selbst willen liebt und nicht wegen seines Reichtums, aber, Hand aufs Herz, stören die Millionen wirklich so sehr? Natürlich hat Grayson kaum Ecken und Kanten: Reich, sieht blendet aus, gutes Herz, Familienmensch, florierende Firma, gute Freunde, Haus, Porsche, Hubschrauber... Mia daneben als erfolgreiche Anwältin aus der armen Schicht sieht natürlich auch blendend aus und ihre moralischen Vorstellungen würden vermutlich einen Engel in den Schatten stellen.
Die knisternde erotische Spannung zwischen den beiden Liebenden ist fast mit Händen zu greifen. Nach so einer langen Trennung können sie kaum die Finger voneinander lassen. Die Beschreibungen der Autorin waren nett und nicht zu schlüpfrig. Wer mit einer ausgeprägten Phantasie gesegnet ist, konnte sich viel selber ausmalen, wenn Mia und Grayson sich in ihrem Sessel räkelten und auf dem Leuchtturm zueinander fanden. Doch im Angesicht der drohenden Gefahr, fand ich es auch etwas merkwürdig, dass sie so viel Zeit mit Sex verbringen; immerhin ist die Zeitspanne, die das Buch abdeckt, recht überschaubar.
Natürlich ist der Feind auch gutaussehend, hat eine riesen Firma und ist Graysons Konkurrent seit Schulzeiten. Also alles andere als eine gescheiterte Existenz. Allerdings scheint Ri vor Neid zerfressen, auch wenn mir die Gründe recht wage schienen für solche drastische Handlungen.
Überzeugen konnten mich die perfekten Charaktere nicht. Die meisten Reaktionen waren vorhersehbar und ließen wenig Raum für Überraschungen, ebenso wie die Handlung.

Mein Fazit
Wie der ein oder andere bestimmt herausgelesen hat, mein Fall ist die New York Office Romance Reihe von Lisa Renee Jones nicht wirklich. Kurzweilig, nett, aber mehr auch nicht. Bestens geeignet für lange Winterabende.

Bewertung vom 17.03.2021
Escape Zone
Torreck, Ulf

Escape Zone


weniger gut

Die Wolfshorn-Survival-Show soll das Medienereignis des Jahres werden! Passend zur letzten der Rauhnächte, an der nochmal alle bösen Geister ihr Unwesen treiben dürfen, werden acht Player in ein schier unüberwindbares Labyrinth geschickt. Wer das übersteht, gelangt in das Horror-Gut. Auch dort müssen Räume gemeistert werden, damit am Ende ein Player mit 300.000 Euro Preisgeld nach Haus gehen kann.

Der Klapptext zu Escape Zone verspricht Nervenkitzel der Extraklasse, Spannung bis in die Haarspitzen und ein Leseerlebnis, das unter die Haut geht. Von der Idee her stimmt das auch! Diese finde ich echt fresh, um in der modernen Sprache des Buches zu bleiben. Doch mit der Umsetzung von Ulf Torreck hatte ich meine Schwierigkeiten. Als erstes fand ich die Sprache recht kryptisch und teils vulgär, auch wenn mir klar ist, dass ein wesentlich jüngeres Publikum als ich angesprochen werden soll. Dazu kam, dass ich den Einstieg in das Buch als unstrukturiert und hektisch empfand, wie wenn zu schnell Spannung aufgebaut werden soll, obwohl es eigentlich gar nicht notwendig ist, Druck zu machen. Dies erledigt die innere Vorfreude Dank des Klapptextes und des Prologs von allein.
Die Vorstellrunde der Protagonisten könnte schon ein Buch allein füllen, interessante Charaktere wie sie sind! Esotante, Soldat mit PTBS, Überfallopfer, Sängerin, reiches Muttersöhnchen, um nur die herausragenden zu nennen. Schnell spielte sich in meinem Kopf das altbekannte Opfer-Schema ab, wer wird wanken, wer fallen und wer gar die Seiten wechseln. Allein das Zusammentreffen dieser Personen hat schon Zündstoff genug!

Aber sie trafen sich eben nicht zu einer Cocktail-Stunde am Märchenstrand, sondern auf Gut Wolfshorn, das zu einer Escape Zone umgebaut wurde. Und auch hier galt wieder: Alles war zu viel. Das Labyrinth, um überhaupt in das Haus zu gelangen, war so überladen, dass ich als Leser weder die Größe noch alle Highlights des Schreckens erfassen, bzw. erfahren durfte. Ganz zu schweigen von dem Gut selber, von dem ich kaum eine Ahnung erhalten habe. Verbaute Räume, die es zu bewältigen galt, aber auch hier legte der Autor wieder eine Hektik an den Tag, die ich absolut nicht nachvollziehen konnte. Die düstere Bedrohung spielte sich einzig in meinem Kopf ab, konnte sich aber leider nicht zu einer Gänsehaut und zu Unwohlsein steigern.
Und warum wurden überhaupt die Rauhnächte erwähnt? Ich sage es nur ungern, aber ich hätte mich über 300 Seiten mehr Buch, ohne Hetze mit einem langsam anziehenden Spannungsbogen echt gefreut. Mehr detaillierte Beschreibungen, wann und warum die Stimmung kippt und ein abdriften von Spannung zu Terror zu Wahnsinn wären schön gewesen. Ich hoffe sehr, von Ulf Torreck noch mehr lesen zu dürfen, da er in meinen Augen das Potenzial und die Ideen hat, grandiose Thriller mit Horror-Elementen zu schreiben!

Mein Fazit
Für mich war alles zu viel: Die Personen zu ausgefallen, die Handlung zu strange, die Sprache zu modern und das Buch dementsprechend zu überladen.

Bewertung vom 09.03.2021
Pension Herzschmerz
Below, Christin-Marie

Pension Herzschmerz


sehr gut

Spontan beschließen die beiden Freundinnen Anna und Louise, nach Norderney zu fahren, um ihre beste Freundin Kim zu unterstützen. Diese hat sich den Fuß gebrochen und kann deswegen nicht als Fußpflegerin arbeiten. Doch wenn sie nicht arbeitet, verliert sie ihre Kunden, ihre Einnahmen und ihren Job und muss die Insel verlassen.
Doch das ist nicht der einzige Grund: Anna und Louise steckt eine Trennung in den Knochen und sie brauchen Abstand von Zuhause. Die drei Mädels freuen sich über ihr Zusammensein und feiern ausgelassen. Aus einer Laune heraus, beschließen sie, die Pension Herzschmerz zu gründen, um verletzten Liebenden wieder auf die Beine zu helfen. Doch war die Idee wirklich nur eine Schnaps-Idee? Nach und nach beginnen die Freundinnen an ihrem Traum zu arbeiten und siehe da: Wo ein Wille, da ein Weg.

Das Cover ist ein wildes Potpourri aus allen möglichen Dingen, die auch ich mit Nordsee, Urlaub und Meer verbinde: Ein Leuchtturm prangt in einem großen Herz in der Mitte und darum Koffer, Möwen, Strandliege, Sonnenschirm, Wellen, Seestern... Es wirkt lebendig, abwechslungsreich und einfach lebenslustig.

Christin-Marie Below schreibt lustig, lebendig und voller Esprit. Auf der einen Seite litt ich mit Louise, die gerade von ihrem Freund Nils verlassen wurde, und das auch noch per WhatsApp! Und auf der anderen Seite musste ich schmunzeln und mir ein Lachen verbeißen ob der Situationskomik! Selten habe ich ein so schönes und munteres Buch gelesen. Irgendwie erinnert es mich an Sonnenstrahlen, Zuckerstreusel und verbrannten Nasenrücken.
Das Thema Liebeskummer ist zwar ernst und auch bewegend, aber die Schwere des Themas lässt Christin-Marie Below überhaupt nicht auskommen! Gemeinsam mit ihren Protagonistinnen blickt sie voller Erwartung und Freude in die Zukunft. Und genau das gefällt mir an diesem Buch so gut. Schwere Kost gibt es zuhauf, da fällt dieser Stil angenehm auf.

Liebe ist wichtig! Freundschaft auch! Und wenn es eine ausgewogenen Mischung im Leben gibt, ist zwar nicht alles perfekt, aber man schafft es, auch dem widrigsten Sturm zu trotzen und erhobenen Hauptes in die Zukunft zu gehen. Anna, Kim und Lou sind ein grandioses Team und können sogar ehrlich genug zu einander sein, auch mal unangenehme Dinge anzusprechen. Doch nicht verletzend, sondern mit einem Schmunzeln.
Gewürzt wird das Buch mit Liebesanekdötchen: Traummänner, die zum Alptraum mutieren; Freunde, die einfach Freunde sind und Liebe wo eigentlich keine sein kann. Kurz: So ist das Leben eben.

Da die drei Frauen so unterschiedlich sind, kann sich wohl jede Leserin mit einer von ihnen identifizieren, oder zumindest leicht eine Verbindung zu ihnen aufbauen und ihre Handlungen nachvollziehen. Ich habe mich in dem Geschehen pudelwohl gefühlt und war traurig, als die letzte Seite gelesen war. Mir hat der Urlaub auf Norderney gut getan und ich freue mich schon auf weitere Bücher der Autorin!

Mein Fazit
Wild und lebendig, wie die Nordsee eben!

Bewertung vom 01.03.2021
Die Verlorenen
Halls, Stacey

Die Verlorenen


gut

Das Cover zeigt einen Käfig, in dem eine Frau ein Kind auf den Armen hält. Sie ist im Scherenschnitt dargestellt, so dass nicht klar wird, welche von den beiden Protagonistinnen es sein soll. Es könnten sowohl Bess als auch Alexandra sein, da beide Frauen gefangen in ihrer jeweiligen Welt wie in einem Käfig sind und diesem zu dieser Zeit nicht entkommen können. Gefangen in den Konventionen der damaligen Zeit und einem Lügengeflecht steht der Käfig für ihrer beider Leben. Geschmückt ist das Bild mit vielen Blumen, einem Herz und einer kleinen Plakette. Ich finde es wunderschön gestaltet, da es symbolträchtig ist und je häufiger ich es betrachte, desto mehr Einzelheiten finde ich. Auch auf der Rückseite. Selten hat mich ein Bild so begeistern können.

Stacey Halls besticht durch ihren ruhigen, intensiven Schreibstil. Sie schildert gekonnt das Leben einer Frau in der jüngeren Neuzeit. Und das war alles andere als angenehm, aus meiner heutigen Sicht. Auf der einen Seite bittere Armut, in der Frauen von früh bis spät schuften müssen, um ihre Familie durch zu bringen. Auf der anderen Seite die Frauen, die vom Glück begünstigt sind und nicht arbeiten brauchen. Doch beide, egal ob arm oder reich, sind gefangen in den jeweiligen Konventionen und können nicht ausbrechen. Jede Seite leidet und dies schildert Stacey Halls eindringlich. Oft musste ich schlucken und ob der Ungerechtigkeiten kämpfen. Doch da Bess und Alexandra in dieser Zeit heranwachsen, ist es für sie nichts Ungewöhnliches. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten begehren sie zwar auf, lesen Zeitung und vertreten ihre Meinung, aber eher in einem begrenzten Rahmen.

Und doch geht es beiden nur um eins: Ein kleines Mädchen. Bess muss ihre neugeborene Tochter Clara in ein Waisenhaus geben, um ihr Leben zu retten. Denn ohne Vater und mit täglicher Arbeit kann sie das Kind nicht groß ziehen. Die Schilderung der Abgabe und die Seelenqualen der jungen Mutter, brachen mir fast das Herz. Und noch mehr zu lesen, welche Hoffnung sich Bess macht, ihre Tochter eines Tages wieder abholen zu können! Das Sehnen, die pure Verzweiflung und die nie aufgegeben Hoffnung rühren mich zu Tränen.
Auf der anderen Seite Alexandra, die Charlotte abgeschottet von der Welt groß zieht. Denn keiner darf das Haus verlassen. Alexandra scheint auf den ersten Blick gestört, aber sie will einzig sich und ihre kleine Familie schützen vor den Unbilden der damaligen Zeit, dem Tod und allen Ungerechtigkeiten. So abstrus die Gedankengänge sein mögen, ich finde sie gleichzeitig auch bewundernswert.

Besonders gut haben mir die beiden Ich-Erzähler Perspektiven gefallen. Auf der einen Seite wird aus der Sicht von Bess gesprochen. Sie wächst in bitterer Armut auf und erfährt doch, wie schön das Leben sein kann. Auch wenn tägliche Arbeit bis zur Schmerzgrenze an der Tagesordnung steht, so wird Freundschaft und Familienzusammenhalt doch groß geschrieben. Bess ist eine starke, bodenständige Frau, die ihren Platz im Leben kennt.

Auf der anderen Seite aus Alexandras Sicht. Und da wechselt der Schreibstil von Stacey Halls sogar. Denn die bedrückende Leichtigkeit ändert sich zu einer trägen Schwere, gewürzt mit Überheblichkeit. Komischerweise war mir Alexandra von Beginn an unsympathisch und je näher ich sie kennenlernen durfte, desto schlimmer wurde es. Ein Charakter, mit dem ich überhaupt nicht warm wurde. Deswegen empfand ich ihre Textpassagen auch als weniger spannend, interessant und mitreißend.

Mein Fazit
Ein Kampf gegen die Konventionen muss nicht immer im Großen statt finden. Auch kleine Veränderungen können die Welt ins Wanken bringen.

Bewertung vom 05.02.2021
Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen lernen
Clark, Georgia

Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen lernen


gut

Laceys Mutter stirbt mit 31 Jahren an Brustkrebs. Da ist es doch nur natürlich, dass sie sich auf die Genmutation BRCA-1 testen lässt! Oder? Denn als das Ergebnis nicht negativ ausfällt, bricht für die junge Frau eine Welt zusammen. Nach anfänglicher Panik übernimmt Lacey wieder ihr Leben und kämpft gegen den Krebs!

Das Cover ist in rot und pink Tönen gehalten. Darauf ein weißes T-Shirt, auf das zwei Brüste gezeichnet worden sind. Es ist lustig, lebensbejahend und lebendig! Es passt sehr gut zum Inhalt des Buches, da es von Hoffnung und Glück spricht, auch wenn das Thema ernst und düster ist. Ich finde es gut, dass keine dunklen Farben gewählt worden sind. Ja, das Thema Krebs ist ein Schlag ins Gesicht, niederschmetternd und fürchterlich, aber um ehrlich zu sein, hätte ich nicht zu dem Buch gegriffen und mich damit befasst, wenn das Cover düster gewesen wäre.

Georgia Clark hat einen lustigen, frechen und frischen Schreibstil, der mit witzigen Dialogen punkten kann. Zudem sprüht etwas freches und verschmitztes zwischen den Seiten hervor, das mir gut gefiel. Zumindest zu Anfang. Danach wurde es mir persönlich zu Sex lastig, auch wenn mir klar ist, dass es um die Akzeptanz und das Fühlen des eigenen Körper geht. Die Welt der Mode und von jungen Frauen, die sich ihren Platz in New York erkämpfen müssen, ist mir als Landei völlig fremd. Die glitzernde Welt faszinierte mich zuerst und wurde dann immer nerviger. Mir fehlt einfach das Verständnis dafür, wie ich mich so verbiegen soll, um anderen zu gefallen. Während Lacey zuerst in diesem Haifischbecken mit schwimmt und ihren Platz dort durchaus behaupten kann, wird ihr nach der Krebsdiagnose klar, wo ihre Prioritäten wirklich liegen. Es scheint fast, dass sich ihre Realitätswahrnehmung verschiebt. Die Nachricht Brustkrebs zu haben und damit zu leben sind eben zwei völlig verschiedene Dinge. Während die eine auf die Krankheit reagiert, nimmt die andere das Leben selbst in die Hand. Keine Wahl ist schlechter als die andere, nur eben anders. Und das zeigt Lacey mit ihrer Bucket List, die man auch Lebensliste nennen könnte. Lacy wird vom Reagierer zum Macher und das schildert Georgia Clark bewegend. Der Schock der Nachricht, das Leugnen, die Trauer, der Hass, der Wille, der Spaß am Leben, die Kostbarkeit des Seins... All dies verarbeitet die Autorin in einem interessanten Buch.

Im Mittelpunkt steht Lacey. 25 Jahre, auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens. Die Krebsdiagnose kam eher nebenher und nahm dann nach und nach ihr ganzes Denken ein. Ich fand es bewegend, sie auf dieser inneren Reise begleiten zu dürfen und gleichzeitig mehr über diese schlimme Krankheit zu erfahren. Hier wird ausschließlich Laceys Weg gezeigt und dies verdeutlicht die Autorin. Nicht mein Weg, nicht deiner, sondern der von Lacey. Sie steht auch nicht stellvertretend für alle Frauen da draußen, sondern nur für sich. Es gibt kein Patent dafür, mit dieser Diagnose umzugehen und das wird in meinen Augen deutlich klar gestellt. Trotzdem fand ich es ergreifend und traurig. Helfen und Hilfe annehmen sind zwei Dinge und sich selber finden und mit sich Frieden machen, ein ganz anderes. Am besten fand ich die Schilderung, dass man aufgeben darf! Man darf heulen und die Welt verfluchen! Aber eben auch lachen und das Leben genießen.

Mein Fazit
Für mich ist die wichtigste Nachricht in diesem Buch: Du bist nicht allein! Es gibt Menschen die helfen. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen!

Bewertung vom 31.01.2021
2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


ausgezeichnet

Unsere Erde hat sich um 2,5° erwärmt. Millionen Flüchtlinge mussten ihre Heimat verlassen, da sie in den Fluten zu ertrinken drohen, oder kurz vor dem Verdursten stehen. Eine Umkehr der globalen Katastrophe ist - vermutlich - nicht mehr möglich und auch nicht gewollt.
Doch immer noch gibt es verbissene, ja hoffnungsvolle Klimaaktivisten, die den Kampf nicht als verloren erachten, sondern weiter für eine Zukunft kämpfen. Als Leela von dem Tod ihres Freundes Jakob erfährt, muss sie handeln und schließt sich eine Naturschutzorganisation an, die nicht nur Missstände aufdecken will, sondern aktiv kämpft.

Das Cover ist sehr düster gehalten. Eine Sturmflut überschwemmt einen Küstenabschnitt und überzieht die Welt mit grau/schwarzen Tönen. Der Himmel schein blutiges Feuer zu weinen. Die Zahl 2,5° prangt mitten darüber. Ich finde das Bild sehr aussagekräftig, da es auf einen Blick die Aussage trifft, was mit unserer Welt geschieht, wenn die Temperatur um 2,5° ansteigt. Kein was-wäre-wenn, sondern eine nackte, grausame Tatsache.

2,5°C ist spannend geschrieben! Mitreißend von der ersten bis zur letzten Seiten. Wenn, ja wenn dieses Buch nicht der Wahrheit entsprechen würde. Statt unterhalten zu werden, sollte jeder von uns aufstehen und seinen Teil beitragen, um unsere Heimat, unser Zuhause zu retten! Wir haben nur eine Erde, die Ressourcen sind endlich und es gibt keinen Plan B! Man sollte nicht Schlechtes verbessern, sondern Gutes neu erfinden! Innovativ sein und ganz neue Wege gehen! Dies zeigt Noah Richter schonungslos und hält jedem einen Spiegel vors Gesicht. Denn die Natur zu schützen liegt nicht in irgendwelchen Händen, sondern in deinen!
Spannend, packend und faszinierend schildert der Autor eine Welt, die den Schritt über den Abgrund getan hat. Teile von Deutschland, den Niederlanden und anderer Küstenregionen sind im Wasser versunken und müssen evakuiert werden. Doch während die einen zu ertrinken drohen, verdursten die anderen. Flüchtlingsströme nie gekannten Ausmaßes machen sich auf den Weg. Doch wohin? Ein Nährboden für radikale Gruppierungen, egal ob rechts, links oder religiös; nur eins ist sicher: Die Demokratie wird zu Grabe getragen. Nicht, weil das System an sich nicht funktioniert, sondern weil das vorherrschende von der Wirtschaft korrumpiert ist. Der Weg für die Korporatokratie ist geebnet und das nicht erst seit heute. Noah Richter spricht mir aus der Seele, wenn er dieses Szenario schildert, auch wenn es bestimmt an einigen Stellen überzogen sein mag. Oder auch nicht.

Unsere Welt schein verloren und doch gibt es immer noch Menschen und Gruppen, die versuchen, die rasende Achterbahnfahrt in den Abgrund irgendwie zu stoppen. Der Autor hat in meinen Augen nackte, gut recherchierte Tatsachen zu einer packenden Dystopie verarbeitet, die auch dem letzten Zweifler die Augen öffnen sollte. In mitten der Geschehnisse steht die junge Leela, die gerne ihre persönlichen Träume verwirklich möchte: Mit ihrem Freund Jakob ihre Zwillinge auf die Welt bringen und groß ziehen. Doch Jakob stirbt aufgrund der Klimaerwärmung und hinterlässt Leela einen Scherbenhaufen aus geplatzten Hoffnungen und Träumen. Doch statt unterzugehen, kämpf Leela. Sie kämpft gegen das korrupte System; profitorientierten Konzernen, die ihren Weg mit Leichen ebnen; Flüchtlingen, die quer über den Globus wandeln auf der Suche nach Leben; verblendeten rechten, linken und religiösen Fanatikern, die die Angst der Menschen ausnutzen. Schonungsloser hätte Noah Richter nicht sein können. Und doch ist das Buch nicht weit weg, sondern er gibt den Geschehnissen durch Leela eine Stimme, ein Gesicht und ja, auch Hoffnung.

Mein Fazit
Ein Buch wie eine Naturkatstrophe! Es rüttelt wach!