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Frau M. aus M.
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Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 10.01.2023
Helfer, Monika;Köhlmeier, Michael

Das Leben der Krawatten


ausgezeichnet

Die Geschichte des "Kulturstricks"
Dieses Buch ist ein wunderschöner Bildband. Es zeigt viele Exponate aus der ehemaligen Krawattensammlung von Gerald Matt. Viele Stücke stammen aus den zwanziger Jahren bis späten sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Es gibt wohl auch noch Exemplare aus den siebziger, achtziger, neunziger und 200er Jahren, die für Matt aber nicht annähernd die gleiche Bedeutung haben. Warum das so ist, ist von Gerald Matt im ausführlichen Nachwort erläutert, das auch die Geschichte der Krawatte erzählt. Der Leser kann es aber auch gut in den vielen eingestreuten Geschichten erkennen, in denen auf die eine oder andere Weise eine oder mehrere Krawatten eine Rolle spielen. Es sind kurze und lange Geschichten. Auch Gereimtes ist zu finden. Es sind lustige, skurrile, gruselige und in jedem Fall sehr unterhaltsame Texte. Auch wenn die Krawatte heute oft kein Alltagsgegenstand mehr ist, belibt sie doch ein schöner Blickfang auf Männerhemden. Dieses Buch kann den Blick dafür wieder schärfen, so dass man sich an der unendlichen Vielfalt der Farben und Muster erfreuen kann.
Ich wünsche diesem Buch ganz viele Leser.

Bewertung vom 04.01.2023
Amurri, Lorenzo

Bis ich wieder atmen konnte


ausgezeichnet

Wie man sich wieder aufrappelt, wenn einem das Leben die Beine wegreißt
"Bis ich wieder atmen konnte" ist ein autobiografischer Roman. Er erzählt die persönliche Geschichte des Autors, der nach einem Skiunfall querschnittsgelähmt ist. Er erzählt sehr eindrücklich, sehr emotional und sehr offen, wie er die einzelnen Stationen bis zu seiner Rückkehr ins Leben wahrgenommen hat. Der Leser kann sehr gut nachvollziehen, wie sich die ersten Tage, dann die weiteren Wochen und Monate nach dem Tag X angefühlt haben. Lorenzos Leben veränderte sich durch die schwere Behinderung vollkommen. Bestimmten früher Sex, Drugs und Rock'n Roll sein Leben, so ist er jetzt ständig auf Unterstützung durch Dritte angewiesen. Nichts ist mehr selbstverständlich. Es ist eben nicht nur die Bewegungsunfähigkeit, die zu handhaben ist. Auch ander körperliche Funktionen machen ihm Probleme. Der Kreislauf, die Verdauung, der Schlaf funktionieren nicht mehr selbstverständlich wie früher. Der Unfall hat den ganzen Körper aus der Fassung gebracht. Lorenzo nahm sein Leben zunächst als Ausnahmezustand an. Er war vollauf damit beschäftigt, die Anstrengungen jeden einzelnen Tages zu überstehen. Es dauerte eine lange Zeit, bis er realisieren konnte, dass er sein altes Leben nie wieder fortführen kann. Er stürzte zunächst in ein tiefes schwarzes Loch, war für seine nächsten Menschen und seine Freunde nicht mehr erreichbar. Dennoch schafft es Lorenzo irgendwann, sich dem Leben wieder zuzuwenden.
Es ist ein wunderbares Buch über ein Thema, mit dessen Umgang viele von uns sehr unsicher sind. Es weckt Verständnis, Empathie und einmal mehr Respekt für Menschen, die körperlich beeinträchtigt sind.

Bewertung vom 30.12.2022
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


ausgezeichnet

Wollseifen, ein Dorf in der Eifel
"Ginsterhöhe" ist die Geschichte des in der Eifel ziemlch abgelegenen kleinen Dorfes Wollseifen. Sie beginnt am Ende des Ersten Weltkriegs, der das Dorf selbst nicht direkt erreicht hat. Seine Bewohner jedoch waren dennoch sehr betroffen. Viele Männer wurden an die Front geschickt, viele Pferde konfisziert. Nicht alle kamen zurück, viele waren körperlich oder seelisch versehrt. Das Dorf ist marode, weil wichtige Arbeiten lange nicht gemacht werden konnten. Im Mittelpunkt steht der Bauer Albert Lintermann mit seiner Familie. Mühsam und mit harter Arbeit baut er seinen Hof trotz vieler Widrigkeiten wieder auf und erweitert ihn. Er glaubt, dass das Schlimmste nun überstanden ist. Aber inzwischen sind die Nationalsozialisten an die Macht gekommen. Direkt neben Wollseifen wird ein Militärisches Ausbildungslager errichtet, dass das kleine Dorf in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit reißt. Dies soll dem Dorf am Ende leider zum Verhängnis werden.
Die fiktiven Charaktere der Dorfbewohner sind sehr gut gezeichnet. Der Leser kann sich gut vorstellen, wie das tägliche Leben und das tägliche Miteinander in diesem kleinen Kosmos funktioniert hat. Die Figuren handeln dem Zeitgeist entsprechend typisch. Es ist ein schöner unterhaltsamer Schmöker, der auch Zeitgeschichte dokumentiert.

Bewertung vom 28.12.2022
Wurster, Maren

Totenwache - Eine Erfahrung


ausgezeichnet

Mein Vater ist drei Tage sehr schön
"Totenwache" ist ein Erfahrungsbericht der Autorin Maren Wurster. Sie hat damit ein sehr wichtiges Buch über ein in unserer Gesellschaft eher verdrängtes und tabuisiertes Thema geschrieben. Betrifft es einen irgendwann, ist man plötzlich auf unbekanntem Terrain und wird von anderen gesteuert. Dieses Buch hilft dabei, sich mit dem Thema des Sterbens vertraut zu machen, so dass man vielleicht leichter agieren kann, wenn es einen Trauerfall im eigenen nahen Umfeld gibt.
Maren Wurster begleitet ihren Vater, von dem sie weiß, dass er sehr krank ist und nicht mehr viel Zeit zu leben hat. Sie geht offen und sehr einfühlsam auf das Thema zu. Sie berichtet von den Anstrengungen, die Situation entsprechend an die persönlichen Bedürfnisse ihrer Eltern anzupassen, ihnen beizustehen und sie auch emotional zu begleiten. Es ist sehr berührend, wie gut es ihren Eltern tut, dass Maren sich so intensiv auf die Situation einlassen kann. Der Tod des Vaters ist natürlich trotzdem ein ziemlicher Einschnitt für die Familie. Die drei Tage der Totenwache, die Maren sich erbeten hat, werden sehr genau auf verschiedenen Ebenen beschrieben. Was passiert körperlich mit dem Verstorbenen. Wie erlebt Maren die Situation emotional, organisatorisch und in Bezug auf andere Menschen, die in dieser Zeit auch aktiv begleitend dabei sind. Wie nimmt die demente Mutter den Tod ihres Mannes auf. Wie erlebt der fünfjährige Sohn von Maren den verstorbenen Opa. Das Annehmen des Todes macht das Loslassen des geliebten Menschen leichter.
Dies unterstreicht auch die Geschicht des Vaters der Heimbereichsleiterin. Auf Grund der coronabedingten Maßnahmen, durften ihm die Angehörigen nicht beistehen und für ihn sorgen. Er war den Umständen ausgeliefert und starb alleingelassen.
Immer wieder zwischendurch bringt Maren kleine Exkurse über den Umgang mit Tod und Sterben in der Menschheitsgeschichte und auch in anderen Kulturen. So wird deutlich, dass die Art, wie es in unserer Gesellschaft üblich ist, mit diesen Themen unzugehen, nur eine von vielen Möglicheiten ist.
Totenwache ist ein ganz wunderbares Essay. Ich wünsche dem Buch sehr viele Leser.

Bewertung vom 12.12.2022
Mohn, Kira;Moran, Kelly

Because It's True - Tausend Momente und ein einziges Versprechen / Because Bd.1


gut

In diesem Buch finden wir zwei Liebesgeschichten, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen, jedoch eine Menge Gemeinsamkeiten haben.
In der ersten Geschichte "Tausend Momente" sind die Lehrerin Rosemary und der Bibliothekar Sheldon die Protagonisten. Sie kennen sich schon sehr lange. Beide sind ewige Singles. Dabei würden sie doch ziemlich gut zueinander passen. Als die sogenannten Bookish Bells, drei Schülerinen von Rosemary, der Verbindung etwas nachhelfen, kennt die Liebe kein Halten mehr. Es gibt in der Geschichte einige starke Eckpunkte, die dann jedoch mit schwachen Inhalten miteinander verbunden werden.
Die zweite Geschichte "Ein einziges Versprechen" dreht sich um Vic und Jack, die gerade ihre Schule beendet haben und schon seit Kindertagen beste Freunde sind. Den Hintergrund bildet die schwierige familiäre Situation von Jack, die sich seit dem Tod der Mutter vor vier Jahren immer mehr zuspitzt. Jetzt erwachsen geworden, haben sich Jacks Gefühle für Vic verändert. Sehr wahrscheinlich beruht das auf Gegenseitigkeit. Die beiden kreisen jedoch umeinander herum und bringen es nicht fertig, sich zu öffnen.
In beiden Geschichten gibt es die sogenannte "Three-Things-Challange", die aber nur in der zweiten Geschichte die Handlung wirklich trägt.
Das Buch ist ein leichter schneller Lesestoff für zwischendurch.

Bewertung vom 01.12.2022
Jay von Seldeneck, Lucia

Weltfrieden


ausgezeichnet

Systeme kommen und gehen

Auf dem Cover des Buches ist das Bild eines typischen DDR-Plattenbaus abgebildet. Die auf dem Dach übe dem Eingang dicht an dicht sitzenden Menschen spiegeln eine Gemeinschaft und eine Zusammengehörigkeit wieder. Auch der Titel "Weltfrieden", der ganz oft ein Slogan war, ist DDR-typisch. Es ist ein Blick zurück auf das alte Leben und vergangende Träume.
Dieses Buch dreht sich um ein kleines Brandenburgisches Dorf zehn Jahre nach der Wende. Das früher dort ansässige Laborwerk ist längst abgewickelt. Die Leute sind weggezogen oder haben irdendwelche Lösungen für sich gefunden. So richtig verdaut sind die drastischen Veränderung jedoch noch lange nicht. Symbolisch dafür steht der von der Natur inzwischen ziemlich zugewucherte ehemalige Betriebskindergarten namens "Weltfrieden". Doch der soll jetzt auch verkauft und für einen weiteren neuen Golfplatz platt gemacht werden. Dafür kommt Behrends ins Dorf zurück, der 1994 das Werk abwickeln half, indem der die Leute täuschte und dafür jede Menge Geld und ein dickes Auto bekam. Eine kleine eingeschworene Truppe, Freunde von früher, halten diesmal dagegen und wollen nicht kampflos aufgeben, was ihnen am Herzen liegt: den Weltfrieden.
Die Geschichte konzentriert sich sehr auf die handelnden Personen und weniger auf historische Zusammenhänge. Die Protagonisten Erika, Hermann, Martina, Els und Joppe sind als starke Charaktere sehr authentisch gestaltet. Auch Heike bzw. Kiki, die Tochter von Erika und Hermann, ist sehr plastisch gezeichnet. Die Handlung entwickelt sich locker und es kommt zu einigen unerwarteten Wendungen. Die Helden wachsen an der Auseinandersetzung miteinander, können Vergangenes hinter sich lassen und kommen auf ihren Weg, um wieder eigene Träume zu verfolgen.
Ich wünsche dem Buch sehr viele Leser.

Bewertung vom 25.11.2022
Wildner, Maxine

Ein Abend mit Marilyn


ausgezeichnet

Norma Jean - Die Frau hinter der Rolle Marilyn

"Ein Abend mit Marilyn" ist eine sehr schöne Romanidee. Alle wichtigen Menschen in Marilyns Leben versammeln sich am Vorabend ihres 36. Geburtstages, der leider ihr letzter sein wird, in einer gemütlichen Kneipe in New York. Während Marylin noch auf sich warten lässt, tauschen sich die Anwesenden über ihre Erlebnisse mit ihr aus. Sie alle sind wichtige Wegbegleiter von Marylin. Da sind Billy Wilder, Laurence Olivier, Lauren Bacall und ihre geisteskranke Mutter, die von ihrer Pflegerin begleitet wird.
Zeitgleich bemüht sich Marylin in ihrer Wohnung, irgendwie auf die Beine zu kommen. Ihre persönliche Mentorin steht ihr bei und unterstützt sie nach Kräften.
Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblenden in Norma Jeans Leben. Der Leser erfährt von ihrer chaotischen und verwirrenden Kindheit, in der es hin und her geht, so dass Norma Jean keine Wurzeln schlagen kann. So entsteht ein Bild des Lebens von Norma Jean Baker, die sich im Laufe ihres Lebens in Marylin Monroe verwandelte.
Sehr eindrucksvoll wird ein Bild der ewigen Filmikone gezeichnet, die alle wollten und anhimmelten, die aber doch eher eine ziemlich schmalspurige Rolle war. Es ist die Rolle, die Norma Jean spielen musste, um gemocht und geliebt zu werden und hinter der Norma Jean blasser und blasser wurde. Wird Marilyn noch auf ihrer Feier erscheinen?
Die Geschichte ist sehr spannend lässt sich leicht lesen. Ich habe das Buch geradezu verschlungen.

Bewertung vom 24.11.2022
Ledu, Stéphanie;Frattini, Stéphane

Mein Kinderwissen-Comic - Das Leben auf der Erde (Planet Erde, Pflanzen, Tiere, Der Mensch)


ausgezeichnet

Terra X für Kinder

"Das Leben auf der Erde" ist ein superschönes Sachbuch für Kinder. Thema ist die Erde mitsamt allem, was auf ihr kreucht und fleucht. Das Besondere ist, dass dieses Buch als Comic gestaltet wurde. Alles ist zeichnerisch dargestellt, was richtig klasse gelungen ist. Anhand von typischen Kinderfragen werden auf insgesamt 128 Seiten die Themen Pflanzen, Tiere, Menschen und zuallererst natürlich die Erde selbst erklärt.

Beispiele sind folgende Fragen: Woraus besteht Erde? Warum sind Pflanzen grün? Warum duften Pflanzen? Warum haben Zebras Streifen? Warum ist das Faultier so langsam? Warum haben Menschen kein Fell? Warum leben so viele Menschen in Städten?

Die Antwort auf die Fragen nimmt jeweils eine Doppelseite im Buch ein. Alle Informationen sind mit Bildern und ein wenig Text auf den Punkt gebracht. Am Ende jeder Doppelseite gibt es eine kleine Quizzfrage zum behandelten Thema. So kann jede/r nochmal testen, ob er/sie verstanden hat, was erklärt wurde.

Ich gebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung und sehr gerne auch 5 Sterne.