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Koriander
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Penzberg

Bewertungen

Insgesamt 516 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2024
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Freundschaft und Zusammenhalt, eine Story mit Tiefgang

Vier Teller, einer leider zerbrochen, dieses Cover spiegelt auf schlichte Weise den Inhalt des Buches wider.
Denn hier finden sich vier Menschen unter einem Dach zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jörg, Eigentümer der Wohnung, der nach dem Tod seiner Frau Zimmer vermietet, Murat, IT-Spezialist und leidenschaftlicher Koch, Anke, arbeitslose Schauspielerin und schließlich Constanze, aus einer Beziehung geflohene Zahnärztin. Man darf die Menschen über zwei Jahre begleiten, in ihre Seelen schauen und miterleben, wie sich die Wohnverwandtschaft vertieft.
Von Isabel Bogdan kenne ich Der Pfau und habe ihn mit viel Spaß gelesen. Und auch in ihrem neuen Buch versteht sie es einfach, die Gedanken und Gefühle der Menschen bloßzulegen, einen tiefen Einblick in ihr Leben zu geben und großes Verständnis zu erzeugen. In vielen Kleinigkeiten und Reaktionen erkennt man sich selbst, ist ja nicht gefeit vor Neid, Konkurrenz oder dem Wunsch, die Welt zu umarmen! Und doch klappt das Zusammenleben, bietet Halt und schützt vor Einsamkeit. Und als das Schicksal die vier vor große Aufgaben stellt, schrecken sie auch davor nicht zurück.
Das Buch endet abrupt, lässt Raum zum Nachdenken und macht auch betroffen. Ich habe die Hörbuchversion genossen, die ganz fantastisch und sehr ergreifend und mitreißend von mehreren, ungemein authentischen Sprechern eingelesen wurde und muss sagen, ich bin einfach nur begeistert!

Bewertung vom 30.10.2024
Raab, Thomas

Der Metzger gräbt um


sehr gut

Ganz schön abgefahren, was der Metzger diesmal erlebt!

Auf Tauchstation mit seiner Danjela in der Kleingartenanlage, das sollte eigentlich ein gemütliches Leben werden, auch wenn den Metzger schon die Sehnsucht nach seiner Werkstatt quält. Aber langweilig wird es ihm nicht, denn gleich hinter der Hecke geschieht Merkwürdiges.

Das idyllische Cover lässt nicht ahnen, was hier alles passiert. Ich bin ein großer Fan von Thomas Raab und seinem Willibald Adrian Metzger, aber in diesem Buch treibt er es schon ganz schön bunt. Man kommt kaum in den Lesefluss bei all diesen Betrachtungen, Wendungen und Wortspielereien. Nicht selten muss man sich noch einmal einen gar zu wilden Satz auf der Zunge zergehen lassen. Kommt man dann nach einer kleinen Gewöhnungszeit in den Flow, kann man das Buch allerdings auch nicht mehr weglegen.
Es ist schon eine wilde Geschichte, die der Metzger und seine Danjela dieses Mal erleben! Manchmal bin ich gar recht nicht mitgekommen, geschweige denn hatte ich einen Mörder auf dem Radar. Und trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen, es gab jede Menge zu lachen und schmunzeln, ganz im Stil der Vorgängerbände. Man muss sich ein bisserl durchbeißen und darauf einlassen, dann erlebt man erstklassige Unterhaltung!

Bewertung vom 28.10.2024
Shan, Milla

Ein Funke nur, ein kleines Licht - Eine Geschichte über Liebe und Mut


ausgezeichnet

Ein absolut zauberhaftes Bilderbuch mit Reimen voller Liebe und Zuversicht

Der greise Mäuse-Großvater schickt seinen kleinen Enkel mit einer großen Aufgabe in die Welt hinaus. Dieser macht seinem Opa alle Ehre und gründet selbst eine eigene kleine Familie.

Man hält ein riesiges, beeindruckendes Buch in Händen, das mit seinem herzigen Cover sofort bezaubert! Anita Schmidt hat sehr, sehr liebevoll illustriert, mit lustigen Details und vielen Kleinigkeiten ausgemalt und sorgt so dafür, dass das Interesse und die Konzentration der kleinen Betrachter sofort geweckt ist.
Und von Milla Shan stammen Reime, die bewegen, zum Nachdenken anregen und auch nicht vor ernsten Themen haltmachen. Und doch überwiegt die Freude, die Neugier, die Lebenslust! Und so begleitet man den kleinen Mäuserich durch ein aufregendes, buntes, wenn auch nicht immer einfaches Leben und fühlt die Zuversicht, die der kleine „Refrain“ verbreitet und den die Kinder schnell auswendig lernen.
Es ist ein absolut warmherziges, liebenswertes und berührendes Buch, ganz im Stil der Baumhausbande. Es fesselt, begeistert und macht auch manchmal nachdenklich! Für uns eine erstklassig gelungene Unterhaltung, ein Buch, dass man immer wieder zur Hand nehmen kann!

Bewertung vom 24.10.2024
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


ausgezeichnet

Wenn das Schicksal die Liebe auf die Probe stellt

Elfie ist jung, unternehmungslustig und verlobt! Mit einem Studienkollegen, den sie ohne Vorwarnung einfach in seinem Auslandssemester in den USA besucht. Und dort erst einmal strandet. Es ist Steven, ihr Sitznachbar im Jet, der ihr hilft. Und dem sie die fantastische Geschichte ihrer Großmutter Luise offenbart.

Das junge, fröhliche Mädchen vom Titel kann zwar nicht die Hauptperson sein, denn die wird wegen ihrer bestechend blonden Locken berühmt, aber die Freude und Freiheit nach dem Friedensschluss mit den Alliierten ist deutlich erkennbar.
Charlotte Inden lässt die Leser*innen eintauchen in eine Zeit, die wir alten Semester (ich bin Jahrgang 1959) noch aus erster Hand erzählt bekommen haben. Und an die ich mich sehr lebhaft und voller Glücksgefühl erinnern kann. Auch ich hatte eine Tante Frieda, auch in meiner Kindheit wurde noch aus wenigen Lebensmitteln viel und einfallsreich gezaubert. Und so ist diese Liebesgeschichte für mich sehr, sehr real erzählt. Man spürt die Angst, die schrecklichen Verluste, den Mangel, die Hoffnung und die Zuversicht, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Darin eingebettet ist die wirklich zauberhafte und ungemein echt erzählte Lovestory von Luise und Joe, die stark berührt und fesselt. Sie ist perfekt und sehr warmherzig geschildert mit all den Hindernissen und der tiefen Zuneigung, die letztendlich alles überwindet. Ich war so ergriffen, dass ich Elfies eigene Geschichte beinahe ein bisschen störend empfand.
Julia Nachtmann liest mit Hingabe, großem Können und einer super angenehmen Stimme, der man ewig lauschen könnte! Eine wahrlich zu Herzen gehende Geschichte!

Bewertung vom 21.10.2024
Albich, Mina

Tod am Nussdorfer Wehr


ausgezeichnet

Ein genialer Plot, undurchsichtig, tricky und mega spannend!

Ein gruseliges Szenario offenbart sich in einer Wohnanlage in der Nähe des Nussdorfer Wehrs. Unter dem Balkon liegt der zerschmetterte Körper eines Mannes, war es Selbstmord oder ein Unfall? Ein Mord? Felix Grohsman und Kollegin Joe Kettler machen sich an die Ermittlungen und benötigen schon bald auch die Hilfe von Kriminalpsychologin Nicky Witt.

Die Löwen des Nussdorfer Wehrs erstrahlen im abendlichen Scheinwerferlicht, besser könnte ein Cover gar nicht passen!
Und schon ist man auch gleich drin im Geschehen. Mina Albich schreibt sensationell fesselnd, offen, lebendig und detailreich, und dabei so menschlich, warmherzig und mit Wiener Flair, dass auch sofort das große Kopfkino anspringt. Ihre Protagonisten sind mir aus den beiden super spannenden Vorgängerbänden bereits bekannt und ans Herz gewachsen. Sie scheinen aus dem Leben gegriffen, kämpfen schon mal mit ihren Gefühlen und zeitweise kommt es auch zu Missmut und Resignation in diesem wirklich undurchsichtigen, haarsträubenden Fall. Doch ihre Professionalität setzt sich durch, die akribische Suche nach Details führt letztendlich zu einem überraschenden Erfolg, mit dem ich absolut nicht gerechnet habe.
Die Autorin versteht es, nicht nur mit einem genialen Plot, sondern auch mit menschlicher Wärme und absolut liebenswerten Protagonisten für Spannung , Abwechslung und auch reichlich Schmunzelmomente zu sorgen. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 15.10.2024
Raabe, Melanie

Der längste Schlaf


ausgezeichnet

Surreal, mystisch, faszinierend und ungemein fesselnd!

Unglaubliche Albträume während ihrer Kindheit und schreckliche Ereignisse lassen die an Schlaflosigkeit leidende Mara zur erfolgreichen Schlafforscherin werden. Sie geht in ihrem Beruf auf, findet aber für ihr eigenes Trauma keine Lösung. Und dann bekommt sie aus heiterem Himmel ein altes Herrenhaus vererbt. Die Suche nach einer Erklärung und dem unbekannten Besitzer führt sie auf eine völlig mysteriöse und auch gefährliche Spur.

Eine junge Frau schlafend, von Ibissen, den Totenvögeln aus der Mythologie bewacht: dieses Cover fängt den Blick und paßt zum Inhalt.
Man sagt, der Schlaf sei der kleine Bruder des Todes, und hier begegnen die Leser*innen beidem, verpackt in einer unglaublich surrealen, mystischen und absolut fesselnden Geschichte. Melanie Raabe versteht es, den Leser einzufangen, ihn zu schockieren und vor Rätsel zu stellen, dabei aber auch mit sehr sympathischen und lebensechten Protagonisten zu überzeugen. Mara ist eine furchtlose junge Frau, die ihr Leben trotz ihrer Schlaflosigkeit im Griff hat. Doch das alte Herrenhaus bringt in ihren Träumen Bilder und Dinge zum Vorschein, die eines Geisterjägers würdig wären. Die Story ist atemberaubend und unvorhersehbar, sorgt für steten Richtungswechsel und einigen Überraschungen, die, wenn man sie zulässt, dieses Buch zu einem einzigartigen Lesevergnügen machen! Mir hat es ausgezeichnet gefallen!

Bewertung vom 12.10.2024
Fremlin, Celia

Der lange Schatten


ausgezeichnet

Bizarr, tricky, undurchsichtig und voller Überraschungen!

Imogens Mann, unerwartet verstorben bei einem Autounfall, war das Oberhaupt einer großen Familie und hinterlässt gleich mehrere Ehefrauen und zwei Kinder. Imogens Trauer ist groß, verzehrend und voller zwiespältiger Gefühle. Aus denen sie schnell herausgerissen wird, denn der Reihe nach finden sich die Familienmitglieder bei ihr ein und sorgen für reichlich Ablenkung.

Das Cover zeigt ein gemütliches Zimmer in einem alten Landhaus, draußen sieht es nach Schnee aus. Es erscheint mir sehr stimmig, denn auch der Erzählstil von Celia Fremlin ist liebenswert antiquiert, geradezu poetisch und geheimnisvoll, aber sehr lebendig und anschaulich. Man taucht ein, wird überrascht von den seltsamen, ja unheimlichen Ereignissen und amüsiert sich gleichzeitig über den schwarzen Humor und die skurrilen Protagonisten. Was sich da im Laufe des Weihnachtsfestes abspielt, ist wirklich seltsam, völlig undurchsichtig und liefert eine Überraschung nach der anderen. Man wird zum Beobachter, zum Kritiker, darf sich einfühlen und aufregen und unmerklich kommt Vorahnung auf, steigt die Erwartung auf einen besonderen Höhepunkt, der auch prompt eintritt.
Die Geschichte trägt Züge von Agatha Christie, aber auch Ingrid Noll, sie ist herrlich bizarr und vor allem unglaublich unterhaltsam und hat mir ausgezeichnet gefallen!

Bewertung vom 11.10.2024
Donato, Marta

Mörderisch malerisches Malcesine


ausgezeichnet

Ein verflixt undurchsichtiger, super spannender Krimi mit Tiefgang! Lesen!

Die Traunsteiner Anwältin Monika Bacher reist nach Malcesine am Gardasee. Ihre Absicht: Die Auktion eines berühmten, verschollenen Gemäldes zu verhindern und die Rückgabe an die Nachfahren seiner jüdischen Vorkriegsbesitzer zu erwirken. Doch am malerischen Gardasee wird sie Opfer eines Giftanschlags und die Ermittler stehen vor einem Rätsel.

Das farbenfrohe, eher fröhliche Cover lädt an den Gardasee ein und schon auf den ersten Seiten gerät man regelrecht in den Sog einer Geschichte, die spannender nicht sein könnte!
Marta Donato hat akribisch recherchiert und präsentiert auf unglaublich fesselnde Weise einen Krimi, der weit in die Vergangenheit reicht und bis heute nicht nur Sammler, sondern auch Fälscher, Betrüger und andere zwielichtige Geschäftemacher anzieht. Ihr liebenswertes Ermittlerteam, versehen mit Eigenheiten, Ecken und Kanten, sehr menschlich und real dargestellt, trägt die Puzzleteilchen länderübergreifend zusammen und steht nicht nur vor einem Rätsel.
Was die Autorin da in einen absolut fesselnden, verflixt trickreichen und undurchsichtigen Krimi verpackt hat, macht bei näherem Hinsehen auch nachdenklich und bietet nicht nur erstklassige Spannung und warmherziges italienisches Flair, sondern verblüfft und berührt auch mit unleugbaren Fakten.
Meine unbedingte Empfehlung für Leser, die kurzweilige, exzellente Spannung bis zur letzten Seite lieben!

Bewertung vom 05.10.2024
Winterberg, Linda

Hoffnung der Frauen / Die Berghebamme Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Starre Traditionen und bewegende Schicksale, der steinige Weg einer jungen Hebamme

Mit viel Fleiß und Eifer erfüllt sich Maria ihren großen Traum, an einer Gebärschule in München den Beruf der Hebamme zu erlernen. Als ihr langjähriger Freund aus Kindheitstagen ihr eine Anstellung in ihrer alten Heimat anbietet, scheint ihr Glück perfekt. Doch Anerkennung in einem Dorf, das strenger Tradition folgt, ist nur sehr schwer zu erlangen.

Das Cover zeigt eine liebevolle Hebamme mit einem Winzling im Arm und darunter einen Ausblick ins bayerische Voralpenland. Durch den Titel geht ein Riss, der einen guten Bezug zu dieser bewegenden Geschichte darstellt.
Denn der Traumberuf, der für die junge Maria zunächst in Erfüllung geht, stellt sich schnell als kompliziert heraus. Nach den neuesten medizinischen Erkenntnissen ausgebildet, stößt sie im traditionellen bayerischen Dorf schnell auf Unverständnis, ja auf Ablehnung. Als Findelkind in Brannenburg aufgewachsen, wird sie den Ansprüchen der reichen Bauern nicht gerecht und ihre Hoffnung auf Zugehörigkeit erleidet immer wieder Rückschläge.
Linda Winterberg hat eine sehr bewegende Geschichte geschrieben. Ihr Stil ist sehr liebenswert, freundlich, lebendig und authentisch, passt sehr gut nach Oberbayern und erscheint auch sehr stimmig und real. Sie versteht es wunderbar, Atmosphäre zu schaffen und man begleitet Maria durch sämtliche Höhen und Tiefen auf einem steinigen Weg durch das Jahr. Die Autorin schafft es spielend, dass man sich in Marias Hoffnungen und Zweifel bestens einfühlen kann, man mitfiebern und sich auch mitfreuen darf. Es ist eine berührende Story, warmherzig, vielleicht auch minimal kitschig, aber eben genau richtig, um zu Herzen zu gehen.
Eva Becker liest deutlich, exakt und sehr korrekt, engagiert und auch einfühlsam. Ein kleiner Wermutstropfen ist das fehlende, weiche melodische Timbre der bayerischen Mundart, was der zauberhaften Schicksalsgeschichte aber keinen Abbruch tut.

Bewertung vom 04.10.2024
Poniewaz, Edward

Unendlicher Friede


ausgezeichnet

Erschreckend, makaber, alarmierend! Ein raffinierter Psychothriller!

Psychologe Dr. Stefan Heimer ist entsetzt, als eine junge Frau seinen Rat sucht. Sie ist schwanger, ihr Mann verlangt die Abtreibung, weil er ernsthaft davon überzeugt ist, am Tag der Geburt seines Sohnes den Tod zu finden. Heimer ist fasziniert von der schönen Frau und ihrer außergewöhnlichen Situation. Wie ein Detektiv versucht er, dem Problem auf die Spur zu kommen und gerät in einen Strudel aus Manipulation und Gewalt, aus dem es scheinbar keinen Ausweg gibt.

Durch gebrochenes Glas blickt man auf eine heile Welt mit erleuchteten Fenstern, zum Greifen nahe und doch unerreichbar. Ein schönes und zugleich zutreffendes Cover. Denn Dr. Heimer erliegt der Faszination einer geheimnisvollen Frau, versucht mit allen Mitteln, akribisch bis zur Selbstaufgabe, ihr zu helfen und dennoch bleibt sie scheinbar unerreichbar.
Edward Poniewaz ist da ein ganz schauriges Setting eingefallen. Makaber, erschreckend und doch mit so realistischen Zügen, dass die Geschichte einigermaßen alarmiert. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie weit Psychologie reicht, ob Manipulation im Bereich des Möglichen liegt, wie weit ein Arzt gehen würde. Man empfindet die Gratwanderung in diesem Thriller mit, wechselt zwischen normalem Alltag und seltsamen Geschehnissen, erahnt ein gruseliges Ende und wird dann mit einem unerwarteten Gänsehautfeeling überrascht, ja konfrontiert.
Ein abwechslungsreicher, raffiniert gewobener und rasanter Thriller, der mich zeitweise wirklich schockiert hat!