Benutzer
Benutzername: 
Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 911 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2020
Jonasson, Ragnar

DUNKEL / HULDA Bd.1


sehr gut

Hulda im Dunkel
"Dunkel" ist der gelungene Auftakt einer Trilogie von Ragnar Jónasson, die die Geschichte rund um die Kommissarin Hulda Hermannsdóttir vom Ende beginnt zu erzählen. Eine mal ganz andere Sichtweise, die aber durchaus gelungen ist.
Hulda soll kurzfristig und plötzlich in Pension gehen, sträubt sich da aber etwas dagegen und darf sich zum Abschied noch einen offenen Fall zum bearbeiten aussuchen. Sie stößt auf den Tod von Elena, einer jungen, russischen Asylbewerberin, der nie vollständig aufgeklärt wurde und als Suizid zu den Akten gelegt.
Das Buch ist aufgeteilt in drei Tage und hat zudem noch unterschiedliche Erzählstränge, aus der Vergangenheit von Hulda, von ihrer Mutter und auch immer wieder einige aus der Sicht des Opfer in kursiv abgesetzt.
Hulda hat ein ruhiges und unaufgeregtes Leben und so ist auch dieses ganze Buch aufgebaut, es ist sehr wohl Spannung vorhanden, aber eher sich ganz langsam und ruhig aufbauend.
Bei ihren Ermittlungen, die sie alleine führt, trifft Hulda mehrere weiterreichende Entscheidungen, die sie zum Ziel einiger Aufmerksamkeit machen.
Das ganze Buch in der wundervollen isländischen Landschaft hat einen atmosphärisch düsteren Erzählstil, der mich wirklich fesselte. In Ansätzen erfährt man auch die Fälle und Tatsachen, um die es in den Folgebänden, also in der Vergangenheit, gehen wird. Mir hat das Buch und die so unkonventionelle Ermittlerin sehr gefallen und ich werde wohl auch die anderen Bände bei Erscheinen lesen.

Bewertung vom 11.07.2020
Beck, Zoë

Paradise City


sehr gut

Die absolute Überwachung
"Paradise City" heißt der neue Roman von Zoë Beck, den ich jetzt nicht unbedingt als Thriller bezeichnen würde.
Wir sind in der Zukunft Deutschlands angekommen und die meisten Menschen leben in einer Art Megacity. Das Klima hat die Landschaft Deutschland gründlich verändert und auch die Lebensumstände der Menschen.
Liina arbeitet in einer Nachrichtenredaktion und wird in die Uckermark geschickt wegen einer toten Frau mit Schakalbissen. An der Story stimmt so einiges nicht und auch ihr Chef und Auftraggeber ist jetzt tot. War es wirklich ein Suizid? Also muss sie auch noch in der eigenen Redaktion ermitteln und die Zusammenhänge rausfinden, um ihre Zweifel auszuräumen.
In Rückblicken wird aus der Kindheit und Jugend von Liina erzählt, von Menschen, die außerhalb des Systems leben und auch ihrem kranken Bruder.
Die Menschen werden voll überwacht, gesundheitlich werden alle Werte und Aktivitäten gemessen und übertragen und vom Programm darauf reagiert, das Leben ist vom Wohnen bis zum Individualverkehr und Grundeinkommen geregelt, jeder Schritt wird aufgezeichnet und kameraüberwacht.
Die Spannung baut sich etwas auf. als Liina der Lösung näherkommt, wobei mir hier die Erklärungen nicht vollständig ausreichen, ich hatte etwas das Gefühl, dass hier gekürzt wurde. Das Buch ist eine gute Dystopie, hätte aber noch um einiges besser sein können.

Bewertung vom 11.07.2020
Winkelmann, Andreas

Der Fahrer / Kerner und Oswald Bd.3


sehr gut

#Lies mich!
"Der Fahrer" von Andreas Winkelmann ist der dritte Band mit den Ermittlern Jens Kerner und Rebecca Oswald. Ich habe ihn als ersten gelesen und hole die anderen beiden jetzt nach. Für das Verständnis des Buches spielte es überhaupt keine Rolle.
Der Schreibstil ist absolut spannend und rasant und man möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen zwischendurch.
Nach der Entführung einer jungen Frau aus ihrem Auto hinterläßt der Täter ein Hashtag #Finde mich, um die Polizei vorzuführen und stellt auch Aufnahmen des Opfers auf Instagram ein. Jens Kerner fühlt sich persönlich betroffen und herausgefordert und vermischt hier privates mit beruflichen. Diese zusätzlichen Verwicklungen bringen neue Herausforderungen und Spannungen in die Ermittlungsarbeit. Es gibt weitere Opfer und alles scheint irgendwie mit dem Fahrdienst My Driver zusammenzuhängen. Durch ein zeitliches Ultimatum, dass der Polizei gestellt wird, ist man die ganze Zeit in atemloser Spannung.
Nach Ablauf werden die Opfer noch zusätzlich leuchtend zur Schau gestellt.
Eine ganze Reihe Verdächtiger kommen hier ins Spiel, man kann ganz gut miträtseln und die Beweise und Verdachtsmomente mit auswerten. Die endgültige Auflösung des Falles war für mich dann nicht so ganz nachvollziehbar, fühlte mich hier aber in jeder einzelnen Leseminute gut unterhalten.

Bewertung vom 06.07.2020
Gilbert, Elizabeth

City of Girls


sehr gut

Eine Frau in New York
"City of Girls" ist der neue Roman von Elizabeth Gilbert und er besteht komplett aus einem Brief der Protagonistin Vivian an die erwachsene Tochter der Liebe ihres Lebens.
Vivian, Tochter aus gutem Haus, verläßt jung ihr Elternhaus und geht nach New York zu ihrer Tante Peg. Diese führt mit ihrer Partnerin Olive ein Theater. Mit wenig Geld und Material näht sie dort die Kostüme und will eigentlich nie wieder weg. Viv stürzt sich sofort ins New Yorker Nachtleben und lässt auch absolut nichts anbrennen. Die Beschreibungen ihrer Ausschweifungen sind sehr humorvoll und mit einem Augenzwinkern erzählt. Nachdem sie sich mit dem falschen Mann erwischen läßt, muss nur sie die Folgen tragen und wird nach Hause geholt.
New York ist aber die Stadt ihrer Träume und sie bleibt ihr nicht allzu lange fern. Jahre später wird sie dort mit einer guten Freundin sesshaft und hat ein Geschäft für Brautkleider, die sie mit viel Geschmack und großem Können schneidert.
In ihrem Leben lernt Vivian viele Frauen kennen, die ihr gute Freundinnen werden und viele Männer, die sie als Geliebte hat. Der Mann, den sie wirklich liebt, bleibt für sie sowohl als Ehemann als auch als Sexpartner unerreichbar.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch die Nebencharaktere waren so gut beschrieben, man konnte mit ihnen lachen und weinen. Der Lebensweg von Vivian ist nichts besonderes und doch auf vielen Gebieten fast revolutionär. Es ist ein sehr warmherziger Roman über Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt und einen Plan vom Leben, den es so nicht gibt.

Bewertung vom 05.07.2020
Cervantes, J. C.

Sturmläufer / Zane gegen die Götter Bd.1


sehr gut

Die Gottheiten der Maya
Die Autorin J. C. Cervantes hat mit „Zane gegen die Götter, Band 1: Sturmläufer“ ein Jugendbuch geschrieben, dass den Auftakt zu einer neuen Fantasyreihe darstellt. Das Buch ist auch für Erwachsene sehr spannend zu lesen und macht Lust auf die weiteren Bände.
Im Mittelpunkt steht hier der 13 jährige Zane Obispo, der an der Grenze Mexikos mit seinem geliebten Hund Rosie, seiner Mutter und seinem Onkel lebt. Er hat einen eigenen Vulkan und ein Bein, dass kürzer als das andere ist. Deswegen wird er in der Schule gehänselt und hat auch keine Freunde.
Als in seinem Vulkan ein Dämon abstürzt und er dann eine Gestaltwandlerin kennenlernt, gerät sein Leben so richtig durcheinander. Er erfährt von einer Prophezeiung, dass er derjenige ist, der den Todesgott befreit und auf die Menschheit losläßt. Viel mehr zum Inhalt möchte ich hier auch nicht verraten.
Es geht sehr viel um Götter und die Götterwelt und das es hier die Mayagötter sind, macht die Sache sehr interessant. In einem Glossar werden die Götter und auch die Aussprache ihrer Namen erklärt.
Das Buch ist in einfachen Worten und kindgerecht geschrieben, die einzelnen Figuren haben alle ihre Schwächen und Eigenheiten. Es geht um Freundschaft und auch Treue, um Abenteuer und Kulturen. Es ist mit viel Liebe und Humor geschrieben und hat mir so gut gefallen, dass ich die Reihe weiterlesen werde.

Bewertung vom 28.06.2020
Grießhammer, Rainer

#klimaretten (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Chance für uns alle
Mit dem Buch "#klimaretten" von Prof.Dr. Rainer Grießhammer gibt es hier ein Sachbuch, dass in verschiedene Kapitel gegliedert ist. Es geht um die Themen Energie, Mobilität, Ernährung und Wohnen. Es wird geschildert, wie die Situation sich im Moment darstellt, was daran falsch läuft und was zur Lösung des Problems getan werden kann.
Die Tipps sind teilweise mit kleinen oder größeren Mitteln und Aufwand selber umsetzbar, teilweise ist unsere Politik und Wirtschaft gefragt. Auch hier ist es sehr wichtig, dass jeder einzelne seinen Einfluss gelten macht und auch in seinem Umfeld für Aufklärung sorgt.
Teilweise ist es etwas langatmig zu lesen, weil viel mit Wiederholungen gearbeitet wird, deren Sinn ich aber auch nachvollziehen kann, weil es sehr wichtig ist, dass das Thema wirklich von jedem verstanden wird. Im Mittelteil wird hier auch sehr viel mit Zahlen und Daten hantiert, die mir fremd bleiben, da fehlen etwas die Beispiele aus der Praxis.
Im Buch sind Tabellen und Diagramme zur Veranschaulichung enthalten und ein umfangreiches Glossar und Stichwortverzeichnis. Persönlich finde ich auch die vielen Verweise auf weitere hilfreiche Websites und Organisationen sehr gut.

Bewertung vom 04.06.2020
Meyer, Deon

Beute / Bennie Griessel Bd.7


sehr gut

Spannende Verwicklungen
Der Autor Deon Meyer hat mit “Beute” einen hochaktuellen und spannenden Thriller geschaffen.
Als ich das Buch las, war mir am Anfang auch nicht klar, dass es der neueste Band um eine schon länger bestehende Serie um den Ermittler Benny Griessel ist.
In einem Luxuszug in Südafrika wird ein Mann ermordet und aus dem Zug geworfen. Es ist ein ehemaliger Polizist und die Sicherheitsbehörden Südafrikas tun alles, um es wie einen Selbstmord aussehen zu lassen.
Auch ohne jegliche Vorkenntnisse der Reihe kommt man sehr gut in das Geschehen rein, die handelnden Personen werden gut eingeführt und beschrieben, es fehlen vielleicht einige tiefergehende Zusammenhänge aus vorherigen Ermittlungen. Es wäre auch nicht die erste Reihe, die ich dann später noch nachhole, wenn mir ein Band sehr gut gefällt.
Das politische Geschehen in Südafrika und die Zusammenhänge werden hier sehr gut beschrieben, die kulturellen Eigenheiten und Kontraste in eine sehr spannende Geschichte verpackt.
Es gibt mehrere Erzählstränge, denen man sehr gerne folgt und die sich dann in einem fulminanten Ende miteinander verbinden.Der Autor versteht es ganz geschickt, immer mal wieder zusammenzufassen, damit der Leser den Faden auch nie verliert.
Für mich sehr spannende Krimi Lektüre mit einem faszinierenden politischen Hintergrund.

Bewertung vom 31.05.2020
Sten, Camilla

Das Dorf der toten Seelen (eBook, ePUB)


gut

Filmdreh in Geisterort
Die Autorin Camilla Sten hat mit dem Thriller “Das Dorf der toten Seelen” ihren Debütroman geschrieben.
In dem schwedischen Grubendorf Silvertjärn verschwanden vor 60 Jahren quasi über Nacht alle Bewohner und es wurde nie wieder etwas von ihnen gehört. Gefunden wurden in dem Ort einzig eine grausam ermordete Frau und ein Baby.
In der heutigen Zeit schließen sich ein paar junge Leute zusammen, um dort einen Dokumentarfilm zu drehen und eventuell auch noch einiges des Geschehen aufklären zu können. Sehr spannender Stoff für einen guten Horrorthriller.
Schon nach ihrer Ankunft dort geschehen unheimliche und unerklärliche Dinge, sie haben keinen Handyempfang, eine Brücke ist nicht benutzbar, sie hören Stimmen, weiteres will ich gar nicht verraten.
Die Reaktionen der Filmcrew sind teilweise nicht nachvollziehbar, die Figuren bleiben einem fremd und auch nicht wirklich sympathisch.
Die Geschichte wird in beiden Zeitebenen erzählt, das Damals und das Heute.
Die Geschichte früher finde ich da schon spannender und auch unheimlich. Es gibt auch eine Verknüpfung zwischen den Handlungssträngen.
Letztendlich hat mich auch das Ende der Geschichte enttäuscht und da Spannung nur an einigen wenigen Stellen vorhanden war, bin ich von diesem Buch nicht so überzeugt, die Idee dahinter finde ich nach wie vor toll.

Bewertung vom 31.05.2020
Dieudonné, Adeline

Das wirkliche Leben


ausgezeichnet

Nie wieder Beute sein
Ein unglaubliches Romandebüt ist der Autorin Adeline Dieudonné hier mit “Das wirkliche Leben” gelungen.
Erzählt wird vom Familienleben aus der Sicht der älteren Tochter im Rückblick. Als die Geschichte beginnt ist sie 10 Jahre alt, hat einen jüngeren Bruder, den sie sehr liebt, einen Vater, der trinkt und jagen geht und eine Mutter, die so anteilslos ist, dass sie als Amöbe bezeichnet wird.
Alles spielt in einer unscheinbaren Reihenhaussiedlung, die den perfekten Rahmen für das Geschehen bildet.
Die beiden Kinder erleben einen Vorfall, der ihr Leben von einer Minute zur anderen prägt und ändert. Komplett und unwiderruflich. Das Mädchen muss stark um ihr Glück, ja um ihr Leben kämpfen und vor allen Dingen auch um ihren Bruder. Das geschieht auf sehr vielfältige Weise.
In dem Buch geht es um Gewalt, um Brutalität, um das Erwachsenwerden und auch um Träume, grosse und kleine. Es ist mit klaren, erschütternden Worten geschrieben und brennt sich ins Gedächtnis ein. Trotz all der Gewalt und Tristesse gibt es am Ende doch Hoffnung.
Für mich ist es ein großartiges Buch über das Leben in all seinen Facetten.

Bewertung vom 25.05.2020
Vigan, Delphine

Dankbarkeiten


ausgezeichnet

Verlieren
Delphine de Vigan hat hier mit “Dankbarkeiten” ein kleines Meisterwerk geschaffen.
Im Mittelpunkt steht Michka, eine ältere Dame, die langsam ihre Selbstständigkeit verliert und ins Heim zieht. Sie ist kinderlos, hat aber Marie, eine junge Frau, mit der sie schon lange befreundet ist.
Die Geschichte ihres zunehmendes Verlustes, sie verliert erst ihre Worte, dann sich selbst, wird abwechselnd erzählt. Erzählt von ihr selbst, hauptsächlich in Alpträumen ohne Wortverlust, erzählt von Marie, die Michka viel zu verdanken hat und erzählt von Jerome, dem Logopäden, der die alte Dame schnell in sein Herz schließt.
Michka hat in ihrem Leben noch eine Schuld offen und möchte sich bedanken bei den Menschen, die sie als Kind vor der Deportation bewahrten, Menschen, von denen sie nur den Vornamen kennt. Michka teilt dem Leser mit, wie wichtig es ist, Danke zu sagen und sich auszusprechen.
Sehr rührend liest man von Seite zu Seite mehr den Verlust ihrer Wörter, aber nie ihrer Würde. Die Art der Autorin ist sehr feinfühlig, sehr emotional, es tut fast weh, ihre Worte zu lesen und der alten Damen dabei zuzusehen, ihre Freiheit zu verlieren. Hier ist ein sehr gutes Buch über Verlust, Gefühle, Altwerden und Sterben entstanden.
“Man glaubt immer, man hätte noch genug Zeit, die Dinge zu sagen, und dann ist es plötzlich zu spät.”