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Igelmanu
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Mülheim

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Insgesamt 1033 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2015
Münk, Katharina

Die Eisläuferin


sehr gut

Während einer privaten Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn hat die Regierungschefin einer bekannten westlichen Industrienation einen Unfall: Auf einem Bahnhof fällt ihr ein altes Schild auf den Kopf. Als sie wieder zu sich kommt, erkennt sie zwar ihren langangetrauten Ehemann, wähnt sich aber im Jahr 1991. Gerade erst hat sie ein Mandat bekommen und muss schnellstens in ihren Wahlkreis. Ihr Mann erklärt ihr die Wahrheit und spricht mit Ärzten, nur um am nächsten Morgen zu erkennen, dass alle Mühe vom Vortag vergebens war. Denn nach jedem Aufwachen ist es wieder 1991.
Was schon für den normalen Menschen eine Tragödie wäre, versetzt ihr Parteiumfeld nun in Panik. Schließlich ist sie eine öffentliche Person, ein geeigneter Vertreter nicht in Sichtweite und die Opposition lauert nur auf jede Schwachstelle. Also erhält die Chefin nun Tag für Tag strikt durchorganisierte und perfekt geplante Arbeitsablaufbeschreibungen, die mit einer morgendlichen Filmvorführung (20 Jahre im Schnelldurchgang) beginnen.
Das Kernproblem erahnt man eigentlich schon vor dem Unfall. Die Regierungschefin beschließt gemeinsam mit ihrem Mann, einen richtig privaten Urlaub zu machen. Einmal wollen sie allein unterwegs sein, ohne Sicherheitsbeamte. Sie wollen in der Menge mitschwimmen, statt nur über rote Teppiche zu laufen. Schon an diesem Eingangskapitel hatte ich großen Spaß, denn langjährige Verhaltensweisen lassen sich so einfach nicht abstellen. Da muss der Mann eingreifen, um seine Frau – die doch unerkannt bleiben will – von einer Gruppe Mütter und Kinder loszureißen, auf die sie sich ganz automatisch zubewegt hatte, um „Nähe zu demonstrieren“. Und wenn es dann klappt, und man nicht erkannt wird, ist das irgendwie auch nicht schön.
Der Urlaub nimmt ja dann ein abruptes Ende, aber während die Chefin Tag für Tag im Jahr 1991 aufwacht, wird ihr mehr und mehr bewusst, dass sie diese Frau, die sie bei den morgendlichen Filmvorführungen zu sehen bekommt, nicht mit ihren neuen Empfindungen in Einklang bringen kann. Sie kommt ihr unlebendig vor, gar nicht echt, eine traurige Gestalt – und das liegt nicht nur an den heruntergezogenen Mundwinkeln. Zum Entsetzen ihres Stabes fängt sie an, sich anders zu benehmen, als man es von ihr gewohnt war. Ganz anders.
Dieser Teil ist pure Satire auf die hohe Welt der Politik. Schnell wird dem Leser klar, dass es Regierungssprecher und Co. im Grunde nicht um die Genesung der Chefin geht. Einzig, dass sie funktioniert und ihre Rolle ausfüllt, ist von Bedeutung. Und so perfekt, wie die täglichen Vorbereitungen für Reden und Auftritte laufen, kann man sich leicht vorstellen, dass so auch die Routine bei Spitzenpolitikern abläuft, die nicht unter Gedächtnisschwund leiden.
Und dazu die Sprache! Herrlich! Die Chefin ist es dermaßen gewohnt, schwammige Unkonkretheiten von sich zu geben, dass sie selbst im privaten Umfeld nicht mehr anders sprechen kann. Aber solche Aussagen passen einfach immer, das weiß auch ihr Stab und nutzt es für die Tagesplanung
Der Rest der Geschichte ist vorhersehbar. Die Chefin ist klarer Sympathieträger und muss folglich zu einem guten Ende geführt werden. Den Weg dahin fand ich aber sehr amüsant.
Überhaupt: „Die Chefin“. Ich besitze noch ein älteres Buch mit einer neutralen weiblichen Person auf dem Titelbild. Das neue Cover ist auch wirklich nicht nötig, denn wirklich jeder sieht schon nach den ersten Seiten eine wohlbekannte Person vor seinem geistigen Auge. Das Kopfkino springt an – und bleibt auch an, das gesamte Buch über. Es gibt unzählige bekannte Dinge, Kleidung, Frisur, die heruntergezogenen Mundwinkel oder die „Tai-Chi-Übung“ mit den vor dem Körper zusammengeführten Fingerspitzen, die die „neue“ Chefin übrigens trotz Übens einfach nicht hinbekommt. Auch andere Personen sind so treffend beschrieben, dass kein Zweifel über ihr reales Vorbild bleibt. Besonders gefiel mir hier das leicht extrovertiert dargestellte französische Staatsoberhaupt ;-)

Bewertung vom 16.01.2015
Behrendt, Michael

Steinefresser


sehr gut

Wolf Schacht, Teamleiter beim SEK, sieht die Altersgrenze für den Dienst in seiner Spezialeinheit langsam aber stetig auf sich zukommen. Auf der Suche nach einer Aufgabe für die Zeit „danach“ landet er für zwei Monate in der Berliner Mordkommission. Gleich sein erster Fall darf kein Fall sein: Ein Polizist hat sich mit seiner Dienstwaffe erschossen und während Schacht und seine Kollegen noch die Wohnung untersuchen, wird ihnen die Angelegenheit schon vom Staatsschutz abgenommen.
Schacht hat keinerlei Erfahrung, was Ermittlungsarbeit angeht. Aber er merkt, dass an dem Selbstmord irgendetwas nicht stimmen kann. Auf eigene Faust macht er sich auf die Suche und gerät in einen Sumpf aus noch mehr Toten, Gewalt, Spitzelei, Bandenkriminalität, organisiertem Verbrechen und einem düsteren Stück deutsch-deutscher Geschichte.

Dieser Ermittler ist anders als alles, was wir bisher kennengelernt haben. Er ist intelligent, aber Gewalt bestimmte nun mal seinen bisherigen Arbeitsalltag. Und abgesehen von der Tatsache, dass schon mal hin und wieder das Knie zwickt, merkt er an sich, seinen Gedanken und Taten, dass es an der Zeit ist, etwas zu ändern. Denn obgleich er überzeugt ist, auf der richtigen Seite zu stehen und richtig zu handeln, scheint das tägliche Pensum an Gewalt einen Einfluss auf ihn auszuüben, der ihm nicht behagt.
»Es gab keinen direkten Anlass für das, was er in sich spürte: Tatendrang und Aggressivität. Er hatte eine seltsame Wut in sich. Diese Wut, vor der er Angst hatte, weil sie einfach ganz von selbst über ihn kam. Und weil er sie nicht kontrollieren wollte.«

Seine neuen Vorgesetzten sind mit seiner Anwesenheit überhaupt nicht glücklich. Ich habe mir bislang nie Gedanken darüber gemacht, ob es unterhalb der verschiedenen „Arten“ von Polizisten Vorbehalte gibt. In diesem Buch lernte ich reichlich davon kennen. Die einen sind „hirnlose Polizeischläger“, die anderen „gegelte Anzugträger“. (Besonders süß, daher muss ich es hier kurz erwähnen: Die Wasserschutzpolizei wird von den „Schlägern“ als „Entenpolizei“ tituliert.) Was sich daraus ergibt, reicht von Frotzeleien bis hin zu offener Feindseligkeit.
»Ob der weiß, dass er bei uns die Tür nicht eintreten darf?«
Schacht selbst hat zwar ein ordentliches Selbstvertrauen, weiß aber durchaus, dass ihm zu seiner neuen Aufgabe noch jede Menge fehlt.

Jedenfalls erfährt der Leser einiges über den Alltag und die Sorte von Menschen, die beim SEK arbeiten. Ich mochte diese Kapitel. Sie waren sehr gewalttätig, aber interessant. Ebenso wie Schachts Psyche. Ein bisschen weniger Alkohol hätte es für mein Empfinden aber sein können. Mir kam Schacht so vor wie jemand, der auf direktem Wege ist, ein Alkoholiker zu werden. Was übrigens auch für diverse andere Charaktere in diesem Buch gilt. Soll das besonders männlich wirken? Wird nicht dem Leser der Eindruck vermittelt, dass ein echter Kerl ruhig täglich „ordentlich tanken“ kann und trotzdem topfit ist und in der Lage, Auto zu fahren? Nicht falsch verstehen – ich mag Charaktere mit Schwächen. Und sollte Schacht ein Alkoholproblem haben, wäre das für mich in Ordnung, sofern nicht gleichzeitig vermittelt wird, dass dies im Grunde überhaupt nichts ausmacht.

Der Fall, der kein Fall sein darf, nimmt im Laufe der Handlung ordentlich Fahrt auf – ich habe ja oben ein paar Punkte aufgezählt. Das Problem mit der Gewalt ist für Schacht nicht leicht in den Griff zu kriegen, körperbetonter Einsatz ist nun mal sein Ding. Auch, wenn er beispielsweise im Bordell ermitteln muss ;-)
Am Ende geht es Schlag auf Schlag, laufen innerhalb kürzester Zeit viele Fäden zusammen. Ein bisschen viel vielleicht, das Ende (mit Cliffhanger) kam mir ein wenig zu plötzlich. „Steinefresser“ ist der Auftakt zu einer Trilogie, die hoffentlich bald fortgesetzt wird.

Fazit: Hart, gewalttätig, düster. Ein ungewöhnlicher Ermittler wühlt in düsterer deutsch-deutscher Vergangenheit.

Bewertung vom 16.01.2015
Herrndorf, Wolfgang

Tschick


ausgezeichnet

Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, sind in ihrer Klasse klare Außenseiter. Maik, weil er so „langweilig“ ist und Tschick, weil er in einer „Asi-Gegend“ wohnt, die Förderschule besucht hat und mit abgerissener Kleidung und Alkoholfahne in die Schule kommt. Auch Maik kann ihn zunächst nicht leiden, dank Tschicks Hartnäckigkeit ändert sich das aber bald. Tschick hat nämlich genau das, was Maik fehlt: Selbstvertrauen.
Als Maik am ersten Sommerferientag allein am elterlichen Pool liegt (weil seine Mutter mal wieder zwecks Alkoholentzug in der Klinik und sein Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise ist) und zudem in Selbstmitleid badet (weil er drei Monate an einer Zeichnung für das Mädchen seiner Träume gesessen hat und nun nicht zur Party eingeladen wurde) reißt er ihn aus seiner Apathie und bringt in auf Kurs: Zuerst zu Tatjana, um ihr ganz lässig das Geschenk zu überreichen und anschließend Richtung Walachei. Zu Tschicks Opa. In einem gestohlenen Lada. Der Roadtrip der beiden 14jährigen wird ihnen in Erinnerung bleiben als der chaotischte und beste Sommer von allen…

Dieses Buch hat wieder richtig Spaß gemacht. Die beiden Protagonisten sind zwar jünger als meine Kinder, was gleichzeitig bedeutet, dass ich schon lange keine Jugendliche mehr bin, aber das störte in keinem Moment.
Maik und Tschick sind total sympathisch. Gerne verzeiht man ihnen, dass sie stehlend durchs Land ziehen, Auto fahren und sich die ein oder andere Verfolgungsjagd mit Polizisten liefern, denn sie wirken nicht bösartig, sondern strahlen lediglich ein Übermaß an jugendlichem Leichtsinn aus. Bemüht, dem eigenen Gewissen gerecht zu werden, klauen sie „nur“ ein „Schrottauto“, das der Besitzer sicher nicht vermisst und wollen es „nachher wieder zurückbringen“. Zudem konnte ich den Wunsch der beiden, einfach mal „Urlaub zu machen wie alle anderen“ so gut nachvollziehen! Schließlich ist ihre Ausgangssituation wirklich nicht rosig.
Sehr gut wird dabei klargemacht, dass es nicht nur auf den finanziellen Hintergrund ankommt, denn Maiks Eltern haben zwar eine Villa mit Pool, das hilft aber Maik nicht, der viel sich selbst überlassen ist und unter der Alkoholsucht seiner Mutter leidet. Auf der anderen Seite ist Tschick zu bewundern, der es geschafft hat, sich von der Förderschule bis zum Gymnasium hochzuarbeiten.

Auf ihrer Reise lernen die beiden noch Isa kennen, ein etwa gleichaltriges Mädchen, das auf einer Müllkippe zu leben scheint und den Anschein erweckt, bereits über einen sexuellen Erfahrungsschatz zu verfügen. Aus zwei reisenden Außenseitern werden nun drei und auch Isa verfügt über Fähigkeiten und Ansichten, die überraschen.

In einem Buch, dessen Helden Jugendliche sind, kommen die Erwachsenen nicht selten schlecht weg. Das ist hier aber nicht der Fall. Im Gegenteil finden die Freunde zu ihrer Überraschung immer wieder Menschen, die bereit sind, ihnen zu helfen. Auch das ist ein Punkt, der dazu beiträgt, dass das Buch ein gelungenes Leseerlebnis für mehrere Generationen sein kann.
Die Sprache ist typischer Jugendslang, wirkt also sehr authentisch. Gleichzeitig ist sie, vor allem wenn Maik seine Gefühle und Gedanken beschreibt, enorm berührend. Manche Textstellen gingen mir ans Herz, andere fand ich herrlich lustig.

Fazit: Freundschaft, Liebe, Abenteuer, Selbstvertrauen und ein Schuss Gesellschaftskritik sind die großen Themen des Buchs. Nach der Lektüre weiß jeder, was für großartige und liebenswerte Menschen solche Außenseiter sein können.

»Wie wär’s, wenn wir uns einfach in fünfzig Jahren wiedertreffen? Genau hier, in fünfzig Jahren. Am 17. Juli, um fünf Uhr nachmittags, 2060. Auch wenn wir vorher dreißig Jahre nichts mehr voneinander gehört haben. Dass wir alle wieder hierherkommen, egal, wo wir dann gerade sind, ob wir Siemens-Manager sind oder in Australien. Wir schwören uns das, und dann reden wir nie wieder drüber.«

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2015
Fallada, Hans

Jeder stirbt für sich allein


ausgezeichnet

Berlin, 1940. Das Leben für die Menschen ist schwer. Zwar liegt die Stadt noch nicht so in Trümmern, wie sie es im späteren Verlauf des Krieges tun wird, zwar ist in vielen Köpfen noch die Hoffnung auf einen baldigen Frieden, aber dennoch ist der Alltag von vielen Ängsten und Sorgen bestimmt. Der Krieg allein fordert ja schon seine Opfer. Mütter verlieren ihre Söhne, Frauen ihre Ehemänner an der Front. Aber das NS-Regime sorgt dafür, dass die Angst zum täglichen Leben gehört. Fast jeder muss befürchten, schon beim geringsten Anlass Bekanntschaft mit der Gestapo zu machen. Die Folgen dieser beständigen Einschüchterung sind unter anderem gegenseitiges Misstrauen, Bespitzelung und Verrat.

Otto und Anna Quangel sind im Herzen auch keine Nazis, versuchen aber – so wie die meisten Menschen – irgendwie mitzuschwimmen, um einfach zu überleben. Zwar finden sie es ungerecht, wie schlecht beispielsweise die alte Jüdin in der Nachbarschaft behandelt wird, aber dagegen machen kann man ja leider nichts. Immerhin sind beide bislang nicht der Partei beigetreten, Anna versieht aber neben ihrer Hausarbeit pflichtschuldig ihren Dienst in der Frauenschaft. Otto arbeitet als Werkmeister in einer großen Möbelfabrik und leidet still darunter, dass er nicht mehr wie früher feinste Tischlerarbeiten und Einzelanfertigungen herstellt, sondern Bombenkisten und Särge in Massenproduktion.
Alles ändert sich schlagartig, als sie eines Tages die Nachricht erhalten, dass ihr einziger Sohn gefallen ist. In der großen Trauer stellen sie ihr bisheriges Leben in Frage. Dieser Krieg – ist der eigentlich wirklich richtig? Auch Trudel, die Verlobte ihres Sohnes, trägt sich mit solchen Gedanken. Aber kann man denn überhaupt irgendetwas tun? Macht es überhaupt Sinn, sein Leben zu riskieren?
Otto und Anna Quangel beginnen, Postkarten zu schreiben. Postkarten, mit offenen Aufrufen zum Widerstand. Diese verteilen sie in der Stadt. Natürlich ist die Gestapo gleich auf der Jagd nach dem unbekannten Schreiber. Ein aussichtsloser Kampf ist es, den die Quangels begonnen haben, ein Kampf, den sie nur verlieren können. Und doch wird die Jagd über zwei Jahre lang dauern…

Puh, hier habe ich ein Buch beendet, das mir ganz schön zugesetzt hat. Es ist nicht einfach, das Leben und Wirken von Menschen zu verfolgen, die einem immer mehr ans Herz wachsen, wenn man schon vorher weiß, dass sie auf ein furchtbares Ende zusteuern. An manchen Abenden las ich mit starkem Herzklopfen… Immer wieder musste ich mich fragen, was ich selbst getan hätte. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich den Mut zum Widerstand aufgebracht hätte. Um heute dem ewiggestrigen Nachbarn oder Kollegen zu sagen, was man von seinen Ansichten zum Thema Asylpolitik hält, braucht man nur ein bisschen Zivilcourage. Und den „Bürgern“, die gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ wettern, kann man schon dadurch begegnen, indem man an allen Stellen, an denen sie vorbeiziehen, die Lichter ausmacht. Damals sah das ganz anders aus, da riskierte man mit solchen Aktionen schon sein Leben. Und dann dieses Gefühl, niemandem trauen zu können!
In dem Buch verfolgen wir nicht nur das Schicksal der Quangels, Fallada lässt uns auch am Leben verschiedenster anderer Menschen teilhaben. Sehr interessante Charaktere lernen wir dabei kennen.
Manche Kapitel erscheinen unerträglich in ihrer Grausamkeit. Gestapo-Verhöre, Misshandlungen durch die SS, die Situation der Inhaftierten. Und zeitgleich Gespräche und Aussagen der Täter, die sich ja so dermaßen im Recht sahen.
Nicht weniger ans Herz gehen die Gespräche und Gedanken auf der anderen Seite. Wir sind bei den Gefangenen und Misshandelten, leiden ihre Qualen und Ängste mit. Die Ängste, nicht nur um das eigene Leben, sondern auch um das der Angehörigen. Zu lesen, wie die Quangels sehenden Auges weiterkämpften, war wirklich heftig.
Fazit: Ein einfach großartiges Buch, das sich jeder einmal im Leben antun sollte.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2015
Arenz, Ewald

Der Duft von Schokolade


sehr gut

»Nur in den Düften ließen sich Erinnerungen bewahren.«
»Es regnete jetzt tatsächlich, aber das machte nichts. Wenn es das tat, roch alles nur noch stärker, und August liebte die Gerüche. Wenn er die Augen schloss, konnte er sie sogar sehen. Jeder Duft hatte eine Farbe, für die es in der Sprache keine Wörter gab. Auch der Geruch von Frühlingsregen, er war wie ein blasses, unaufdringlich heiteres Lindgrün. … Wie er die Gerüche draußen liebte, so liebte er auch die Aromen im Demel, die in Schleiern in der Luft lagen, sich gemächlich umeinander drehten und alle zusammen die Atmosphäre des Kaffeehauses ausmachten. Als Erstes und am stärksten kam einem, wie als Begrüßung, schon an der Tür der Geruch des frisch röstenden und aufgebrühten Kaffees entgegen. Dann der Zigarrenrauch, der einzige Duft, den man sehen konnte. Und dann, ganz zart und jeder unverwechselbar, die vielen kleinen Düfte. Bitter, von geraspelter Schokolade. Oder geschmolzen und süß, von den Schokoladen der Damen an kühlen Tagen wie heute, mit einem Hauch Vanille darin. Tragant, der einfache, süße Geruch, der von all den Zuckerfiguren ausging. Honig. Überall, wieder wie Farben, die unterschiedlichen Gerüche des Honigs: rosigsüß im Rachat-Lougoum, blütensüß im Halwa, walddunkel in den Nonnenkrapferln, durchsichtig fein im Akazienblütenkonfekt.«

Wien, 1881. Leutnant August Liebeskind hat seine Dienstzeit beendet und sucht nun eine neue Aufgabe für sich. Leutnant hin oder her – ein zackiger Typ war er nie, er selbst bezeichnet sich im Geheimen als „Schönwetterleutnant“, der – im Gegensatz zu seinen Kameraden - heilfroh war, dass er während seiner Dienstzeit in keinen Krieg ziehen musste.
Dass er anders ist, als die ihn umgebenden Menschen, weiß er schon seit seiner Kindheit. August hat nämlich eine besondere Fähigkeit – den absoluten Geruchssinn.
»Erst als er die Gesichter der Eltern sah, das Grinsen seines Bruders, erst da verstand er das erste Mal, dass die anderen nichts von dem rochen und sahen, was er roch und sah. Nichts.«
In der Schokoladenfabrik eines reichen Onkels nimmt er eine Stelle an. Als er eines Tages der schönen Elena begegnet, bekommt sein Leben ein neues Ziel. Diese Frau will er erobern! Diese Frau, die Hochrad fährt und sich in keiner Weise um die öffentliche Meinung schert. Die überall mit ihrem frechen und an Arroganz grenzenden Auftreten aneckt! Mit Hilfe seines Sinns für Düfte kreiert er die ausgefallensten und edelsten Pralinés und nach kurzer Zeit erliegt Elena den schokoladigen Versuchungen. Doch es gibt ein Problem, denn Elena ist bereits verheiratet…

Dieses Buch ist ein wahrer Lesegenuss. Ich war völlig fasziniert, mit welchen Ausdrücken man Düfte beschreiben kann! Was August empfindet und „sieht“, wenn er einen Duft wahrnimmt, ist nicht selten ein Sinnesrausch. Und Ewald Arenz hat wunderbare Worte gefunden, um diese Wahrnehmungen zu Papier zu bringen. Meine Worte hingegen reichen nicht aus, um dies adäquat zu beschreiben, man muss es einfach lesen.

Schön fand ich auch zu beobachten, wie sich Augusts Wahrnehmungen im Laufe seines Lebens entwickelten. Wie der kleine Junge merkte, dass er seine Fähigkeit verbergen muss. Wie der erwachsene August lernt, davon zu profitieren, wie seine Begabung ihm manchmal Segen und manchmal auch Fluch ist.

Ich ziehe einen Punkt ab, da mir der Herzschmerzfaktor im Verlauf des Buches ein wenig zu hoch war. Nun bin ich aber auch kein Fan von Liebesgeschichten - wer sie mag, dürfte an diesem Buch überhaupt nichts auszusetzen haben.

Fazit: Wunderbare Worte formen einen einmaligen Lesegenuss, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Bewertung vom 01.01.2015
Morley, Christopher

Das Haus der vergessenen Bücher


ausgezeichnet

Brooklyn, kurz nach Beendigung des ersten Weltkriegs. In einer ruhigen Nebenstraße führt Roger Mifflin ein ganz außergewöhnliches Antiquariat. Außergewöhnlich nicht nur wegen seiner Auswahl, sondern auch wegen Mr. Mifflin selbst, der sein ganzes Leben seinen Büchern verschrieben hat. Der um die große Kraft der Literatur weiß und um das, was sie für jeden Menschen bedeutet. Mifflin sieht sich gerne als einen Arzt und seine Kunden als seine Patienten:
»Ich mache mir die Freude, meinen Patienten Bücher zu verschreiben, jenen Kunden also, die bereit sind, mir ihre Symptome zu nennen. Manche Leute haben ihre Lesefähigkeit verkümmern lassen, sodass mir nur noch die Autopsie bleibt. Die meisten aber sich noch heilbar. Niemand ist so dankbar wie der Mensch, dem man genau das Buch gegeben hat, das seine Seele brauchte, obgleich er es nicht wusste.«

Mifflins erstaunliche Buchhandlung betritt eines Abends ein junger Werbetexter namens Aubrey Gilbert. Ursprünglich nur auf der Jagd nach einem neuen Auftrag findet er sich unversehens wieder in einer Welt, in der sich alles nur noch um Bücher dreht. In den folgenden Tagen wird er mehr über Literatur erfahren, als viele Menschen in ihrem gesamten Leben. Eine junge Gehilfin im Buchladen wird ihm den Kopf verdrehen und er wird hineingezogen werden in eigenartige Vorfälle, die sich um das Verschwinden eines Buchs drehen…

Unglaublich. Als ich gerade mal das erste Kapitel beendet hatte, hatte ich mir schon so viele Textstellen notiert, wie manches andere Mal erst nach Beenden eines kompletten Buchs. Ich las sie mehrfach, einfach weil sie so schön waren und konnte mich auch nicht beherrschen, sie meinen Familienmitgliedern vorzulesen. Natürlich kann ich im Rahmen dieser Rezi auf einige Zitate ebenso wenig verzichten…
»Das Leben in einer Buchhandlung ist wie das Leben in einem Munitionslager. Diese Regale sind angefüllt mit dem gefährlichsten Sprengstoff der Welt – dem menschlichen Geist.«
»Mein lieber junger Mann, wer bereit ist zu sterben, ehe er dieses Buch … gelesen hat, vergibt wissentlich alle Chancen auf das Paradies. Denn das Paradies im Jenseits ist zwar ungewiss, fest steht aber, dass es einen Himmel auf Erden gibt, einen Himmel, den wir bewohnen, wenn wir ein gutes Buch lesen.«
»Es ist geradezu unheimlich, ein bedeutendes Buch in seinem Lauf zu beobachten – es folgt einem unablässig, treibt einen in die Enge und zwingt einen, es zu lesen. … Deshalb sage ich, dass es hier spukt – mein Laden ist voll von den Geistern der Bücher, die ich nicht gelesen habe. Armen ruhelosen Geistern, die immer um mich herum sind. Es gibt nur eine Möglichkeit, den Geist eines Buches zu bannen – man muss es lesen.«
Ich finde, wenn man Bücher liebt, geht einem beim Lesen dieser Zitate einfach das Herz auf. Daher musste ich sie bringen um den wunderbaren Stil zu beschreiben, in dem das Buch verfasst ist. Die Räumlichkeiten des Antiquariats habe ich richtig vor mir gesehen! Und konnte mich gar nicht sattlesen an Mifflins Monologen über seine geliebten Bücher. Allerdings: Lesen und die Liebe zum Buch zu bewundern ist eine Sache, alles zu verstehen, was Mifflin so sagt, eine andere. Wie gern hätte ich so viel Zeit und Muße, um so manche der aufgeführten Werke nachzulesen! Ich denke, der Autor wusste um die Unmöglichkeit für den Normalleser, allen Gedankengängen seines Protagonisten folgen zu können. Ein Kapitel, in dem Mifflin sich zu einem gemütlichen Gedankenaustausch mit anderen Buchhändlern trifft, versah er mit der Fußnote:
»Leser, die keine Buchhändler sind, können sich die zweite Hälfte dieses Kapitels schenken.«
Sicher wird es niemanden verwundern, dass ich weiterlas, obwohl ich keine Buchhändlerin bin ;-)
Was die übrige Handlung angeht, kann ich nur sagen, dass – egal, ob es sich um Romantik, Politik, die Werbebranche oder Verschwörungstheorien handelt – die Welt der Bücher stets im Zentrum des Ganzen steht.
Fazit: Wer Bücher liebt, wird dieses Buch lieben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.12.2014
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Später Frost / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.1


sehr gut

„Der Leichnam lehnte sitzend, in aufrechter Position, an einem Stapel aus Säcken mit Blumenerde. Der Kopf war in den Nacken gerutscht, das Kinn stand vor wie eine Zinne. Der Mund war offen, als wolle der Tote das Wasser aus der Luft seines Tropenhauses saugen. Doch am auffälligsten waren die Augen. Der Mann hatte keine Augen mehr. Dort, wo sie einmal gewesen waren, befanden sich nur noch zwei milchig eingetrübte Kugeln. Keine Pupillen, keine Farben, kein Blick. Gar nichts. Wie eine fürchterliche Puppe saß er da. Einer der Augäpfel war so zerstört, dass er begonnen hatte auszulaufen. Das Gewebe in der Augenhöhle, rund um die Nase und rund um den Mund war rot wie gekochtes Krebsfleisch und angeschwollen, als hätte den Toten ein Wespenschwarm überfallen. Es war nur noch zu erahnen, wie er einmal ausgesehen hatte.“

Der grausame Tod des alten Mannes schockiert das gesamte Team um Hauptkommissarin Ingrid Nyström. Der Ort der Handlung, die südschwedische Stadt Växjö, ist eigentlich ein ausgesprochen ruhiges Pflaster. An einem Sonntag hat hier nicht einmal ein Restaurant geöffnet. Gerade hat Nyström noch der neuen, frisch aus Berlin kommenden Kollegin Stina Forss erklärt, dass sie hier so gut wie nie eine Waffe benötigen würde – und nun das! Ganz offensichtlich wurde der alte Mann auf furchtbare Art zu Tode gefoltert. Allen Befragten ist der passionierte Schmetterlingszüchter nur als gebildeter und „gütiger“ Mensch in Erinnerung, die Suche nach dem Täter wird folglich nicht einfach werden…

Dieser Schwedenkrimi bescherte mir ein ausgesprochen kurzweiliges Lesevergnügen. Im Grunde stimmte alles: Es gibt einen aufsehenerregenden Fall, eingebettet in eine faszinierende Umgebung und aufzuklären von einem Team, das sich durch gleich mehrere interessante Charaktere auszeichnet. Die grausame Tat und das arme Opfer machten mich sofort neugierig auf den Täter und sein Motiv.
Was den Täter angeht, bekommt der Leser frühzeitige Einblicke durch Abschnitte, die aus Tätersicht geschrieben sind. Angenehm verwirrend ist dabei aber, dass es sich um zwei grundverschiedene Personen handelt, die offenbar auch nichts miteinander zu tun haben. So kann man sehr lange rätseln, wer von den beiden nun wie an der Tat beteiligt ist. Und die Frage nach dem „Warum“ bleibt ebenfalls lange offen. Immer wieder gibt es mögliche Ansatzpunkte – und immer wieder scheinen die Nachforschungen in die Irre zu laufen. Das einleitende Kapitel im Buch spielt im Jerusalem des Jahres 1948. Es wird lange dauern, bis erste Verbindungen dazu geknüpft werden können.

So bleibt es also spannend – das gefiel mir sehr. Was mir ebenfalls gut gefiel, waren die Charaktere der Ermittler. Es heißt, dass es sich hier um den ersten Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss handelt und tatsächlich stehen diese beiden sehr verschiedenen Frauen meist im Zentrum der Ermittlungen. Sie wären aber nichts ohne ihr Team, das wird sehr deutlich. Entsprechend verfolgen wir auch die Nachforschungen der Kolleginnen und Kollegen, alle sehr unterschiedlich in ihrer Art und jede/jeder von ihnen mit ganz eigenen Stärken und Schwächen. Ich fand sie im Grunde alle sehr sympathisch. Auch private Probleme der einzelnen Personen klingen an und ich bin gespannt, wie es da in dem einen oder anderen Fall weitergehen wird.

Die Auflösung schließlich war schlüssig und führte den rätselhaften Fall noch mal zu einem überraschenden Ende. Jetzt freue ich mich, dass der Folgeband schon bei meinen ungelesenen Büchern wartet.

Fazit: Spannender Schwedenkrimi mit interessanten Charakteren und viel Stoff zum Miträtseln.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2014
Durst-Benning, Petra

Solang die Welt noch schläft / Jahrhundertwind-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Berlin, November 1891. Im Königlich-Preußischen Frauengefängnis wird eine junge Frau eingeliefert. Die Dauer Ihrer Strafe: Dreieinhalb Jahre. Ihr Vergehen: Diebstahl eines Fahrrades.

Josefine ist anders als die meisten Mädchen ihrer Zeit. Sie träumt nicht von Heim und Herd sondern von Freiheit und Selbständigkeit. Bei einer Reise in den Schwarzwald lernt sie das Radfahren kennen und lieben. Das Gefühl der Geschwindigkeit versetzt sie geradezu in einen Rausch.

Zurück in Berlin wünscht sie sich nichts mehr, als erneut Radfahren zu können. Aber Fahrräder sind zu dieser Zeit nur etwas für Männer. Und die müssen auch noch reich sein, denn die Räder sind teuer. Zum Thema Rad fahrende Frauen ist die Meinung in der Bevölkerung ganz klar: Viel zu gefährlich, völlig unangemessen und unsittlich! Heimlich leiht sie sich das Fahrrad des Vaters einer Freundin für Touren aus – nachts, und verkleidet als Mann. Bei einer dieser Fahrten stürzt sie und wird von ihren entrüsteten Eltern der Polizei übergeben. Die Strafe: siehe oben!

Die Zeit im Gefängnis ist hart, aber Josefine lässt sich nicht unterkriegen. Und nach ihrer Entlassung arbeitet sie weiter an ihrem Traum von Radfahren, Freiheit und Selbständigkeit…

Neben dem engagierten Weg von Josefine geht es in dem Buch auch um die Schicksale ihrer zwei besten Freundinnen. Auch diese Opfer der Zeit, in der sie leben. Isabelle, Tochter aus reichem Hause, soll im geschäftlichen Interesse ihres Vaters verheiratet werden. Und Clara, die sich so sehr gewünscht hatte zu studieren, heiratet einen Mann, der ihr dann klarmacht, wo der Platz einer anständigen Frau zu sein hat: Nämlich immerfort treusorgend zuhause für ihn.

Ein tolles Bild dieser Zeit! Ich konnte mir zuvor kaum vorstellen, wie etwas, das für uns heute so selbstverständlich ist, zu früherer Zeit für Frauen absolut skandalös war. Wirklich beeindruckend, welchen Mut manche Frauen aufgebracht haben und damit zu wichtigen Wegbereiterinnen für alle Frauen geworden sind.

Im Buch finden sich diverse Zeichnungen, Bilder und Werbeanzeigen aus dieser Zeit. Auf den Innenseiten sind zudem einige Aussagen und Zeitungsmeldungen zum Thema Frauen und Radfahren abgedruckt. Wahnsinn, was man da zu lesen bekommt! Kleines Beispiel aus der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“ von 1896:

„… so wird konstatiert, dass kaum eine Gelegenheit zu vielfacher und unauffälliger Masturbation so geeignet ist, wie sie beim Radfahren sich darbietet!“

Und im Anhang gibt es noch einiges an Zahlen und Daten zum Thema. Ich hätte nicht gedacht, dass erst 1958 der Bund Deutscher Radfahrer das 1896 beschlossene Rennverbot für Damen aufgehoben hat.

Sehr schön auch die Anmerkung des englischen Autors Jerome K. Jerome aus dem Jahre 1899: „Wenn irgendetwas den Charakter des deutschen Volkes ändern kann, so ist es die deutsche Frau. Sie ist schon dabei, sich selbst zu verändern – fortschrittlich zu werden. Noch vor zehn Jahren hätte keine Frau, die etwas auf ihren Ruf hält und auf der Suche nach einem Ehemann ist, es gewagt, ein Fahrrad zu besteigen: Heute rasen sie zu Tausenden durch die Lande. Die alten Leute schütteln noch immer die Köpfe über sie; aber die jungen Männer holen sie ein und fahren Seite an Seite mit ihnen.“ :)

Bewertung vom 30.12.2014
Güth, Christiane

Alle Wege führen nach Morden / Trixi Gellert Bd.2


sehr gut

Trixi Gellert, 31 Jahre jung, hat sich in ihrem bisherigen Leben recht plan- und verantwortungslos durchgeschlagen. Ein Studium hat sie abgebrochen, danach ständig gejobbt und größtenteils von der Unterstützung durch ihre Eltern gelebt. Ärgerlicherweise haben die ihr aber den Geldhahn zugedreht, so dass sie nun gezwungen ist, eine bezahlte Arbeit anzunehmen.

Aufgrund einer tollen Idee für eine innovative Reiseführerreihe erhält sie dann auch eine Anstellung bei einem bekannten Verlag. Nur dumm, dass diese Idee gar nicht auf ihren eigenen Mist gewachsen ist, sondern von ihrer 15jährigen Lieblingsnichte entwickelt wurde, die sich damit eigentlich auf einen Praktikumsplatz bewerben wollte.

Trixi wird von dem Verlag nach Norderney geschickt, um dort vor Ort zu recherchieren. Leider lockt der Strandkorb mehr als die Arbeit und wenn man mit dem „übernatürlich gut aussehenden“ Sohn eines Hotelbesitzers ausgeht, kann man in der Zeit natürlich keine Erkundigungen einholen. Und dann findet sie auch noch eine ermordete Umweltschützerin…

Um es gleich zu sagen: Dieses Buch ist kein Krimi. Es gibt zwar mehr als eine Tote und es wird auch nach dem Täter gesucht, aber in der Hauptsache geht es um Trixi. Um eine Frau, wie sie chaotischer kaum sein kann. Normalerweise nerven mich solche Figuren, die ständig nur um sich selbst kreisen, sehr. Aber Trixi ist so dermaßen planlos, dass ich mit großem Vergnügen gelesen habe, wie sie zielsicher von einem Fettnapf in den nächsten springt. Und wie sie immer wieder in Situationen gerät, in denen sie ohne die ständige Hilfe der total sympathischen Nichte hoffnungslos aufgeschmissen wäre.

Ein nettes Buch für zwischendurch. Ideal für den Strandkorb, den Balkon oder – wie in meinem Fall – eine lange Bahnfahrt.