Benutzer
Benutzername: 
sommerlese
Über mich: 
Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 2717 Bewertungen
Bewertung vom 16.12.2021
Bybee, Catherine

Einsatz für die Liebe


gut

Olivia hat den Arbeitsauftrag, in Las Vegas die Schlüsselzeugin in einem Mafia-Prozess zu observieren und vor Angriffen zu schützen. Gleichzeitig beobachtet auch FBI-Agent Leo Grant den Prozess gegen Mafiaboss Mykonos Sobol. Als auf ihn Schüsse abgefeuert werden, rettet ihm Olivia das Leben und wird selbst schwer verletzt. Sie wacht im Krankenhaus auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Leo weicht nicht von ihrer Seite und beide fühlen sich zueinander hingezogen. Aber wem galt nun der Anschlag?

Die Geschichte ist interessant gemacht, sie startet mit der Observierung der Kronzeugin in einem Mafiaprozeß und als Leser wird man in eine rasante Handlung mit einem Anschlag hineingeworfen. Danach werden die Figuren vorgestellt und man erkennt die näheren Zusammenhänge und unterschiedlichen Aufgaben von Olivia und Leo und die Spannungskurve flacht wieder ab. Die Anziehung füreinander ist von Anfang an da und baut sich zu einer knisternden Atmosphäre auf, die aber erst in der Mitte des Buches ihre Erfüllung findet.

Olivia hat eine besondere Ausbildung für Spezial-Kampfeinsätze hinter sich, sie ist eine starke und kampfbereite Frau, die durch ihre Amnesie zu einer hilflosen Figur wird, aber dann auch schnell wieder an Stärke gewinnt.
Leo ist ein sympathischer Kerl, voller Schuldgefühle für Olivia, weil er glaubt, der Anschlag galt ihm. Durch die Fürsorge wachsen auch die Gefühle für Olivia immer mehr. Aber passen sie beide überhaupt zusammen?

Mit "Einsatz für die Liebe" hat Catherine Bybee einen leicht verständlichen Mix aus Thriller und Liebesroman geschrieben, den man durch ihren flüssigen Erzählstil gut verfolgen kann. Beide Elemente halten sich die Waage, verbinden sich aber nicht so richtig, um als harmonisches Ganzes dazustehen. Auch gibt es zwischendurch einige Szenen, die sich in die Länge ziehen und so fällt mir die Bewertung nicht leicht.

Die Handlung wird durch wechselnde Sichtweise in verschiedene Richtungen vertieft. Olivias Vergangenheit wird langsam aufgedeckt, dann erleben wir Leos Arbeitseinsatz als FBI-Agent und erleben Neil, den Chef einer Spezialeinheit von NGOs. Auch wenn ich diese Charaktere interessant fand, kamen sie mir nicht so recht nah.

Das Buch liest sich zwischendurch immer wieder spannend, keine Frage, aber die Thrillerszenen und die romantischen Phasen ergänzen sich nicht so glatt, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich bin nicht ganz überzeugt von diesem Mix und vergebe 3.5 Sterne!

Bewertung vom 14.12.2021
Russo, Andrea

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm


sehr gut

Ein wunderbar unterhaltsamer Roman für die Vorweihnachtszeit
In ihrem neuen Roman "Der süße Himmel der Schwestern Lindholm" aus dem Rowohlt Verlag entführt uns Andrea Russo an die schwedische Küste.

Schweden, 1936: Auf der schwedischen Halbinsel Kullaberg lebten die fünf Lindholm-Schwestern und betreiben eine familieneigene Bäckerei. Die Wirtschaftskrise macht auch vor Schweden nicht Halt und deshalb arbeitet ihr Vater in der Ferne in einem Erzbergwerk. Die Schwestern Ingrid, Hannah und Matilda überlegen, zusätzlich ein Gartencafé zu eröffnen und dort ihre Familienrezepte anzubieten. Der Name soll «Söta Himlen», also «Süßer Himmel» heißen. Ihre Pläne funktionieren und das Café etabliert sich zu einem beliebten Ausflugsziel. Doch als sich Hannah in einen Deutschen verliebt und der Krieg immer näher kommt, ist der Familienfrieden bedroht.

Der Roman startet in der Gegenwart, als sich bei den Lindholms eine deutsche Frau meldet, die ein altes handbeschriebenes Rezeptbuch besitzt und angeblich zur Familie gehört.

Nach diesem neugierig machenden Start wird man in den südschwedischen Fischerort Arild ins Jahr 1936 zurückgeführt und erlebt die Familie Lindholm in der Vorkriegszeit aus nächster Nähe. Mutter Helene lebt dort mit ihren fünf Töchtern und ihren Eltern und betreibt eine Bäckerei, der Vater der Mädchen arbeitet weit entfernt in Kiruna, im Norden Schwedens.

Die ältesten drei Schwestern Ingrid, Hannah und Matilda sind in einem Alter, wo man sich Gedanken und Träume um die eigene Zunkunft macht. Die Wirtschaftskrise ist auch in Schweden spürbar und ihr Vater verliert seine Arbeit und findet im weit entfernten Lappland in einer Mine einen neuen Job. Nun sind die finanziellen Mittel begrenzt, die Frauen rücken eng zusammen und planen zunächst einmal, zusätzlich zu der Bäckerei ein Gartencafé zu eröffnen.

Hannah liebt das Backen, sie hat Gunnar zum Freund, doch dann verliebt sie sich in Karl, einen Deutschen. Ihr sozialdemokratischer Großvater verbindet mit Deutschland natürlich das braune Gedankengut und ist deshalb strikt gegen die Beziehung.

Ingrid macht gerade eine schwierige Phase zum Erwachsenwerden durch, sie ist verliebt, doch der junge Mann will nichts von ihr wissen. Ihr Leben ist zur Zeit ein einziges Rätsel.

Matilda arbeitet in einem Hotel im Nachbarort, sie ist künstlerisch veranlagt und träumt von einem Leben als Schauspielerin. Voller Lebenslust stürzt sie sich in eine Affäre mit einem verheirateten Mann.

Ebba und Ulla sind Teenies, die noch zur Schule gehen, aber gern im Café mithelfen wollen.

Der Familienfrieden gelingt trotz aller Sorgen und Nöte durch Mutter Helene, die die Familie zusammenhält, indem sie standhaft zu ihren Töchtern steht und eigene Probleme eher unterdrückt.

Bei dieser Geschichte wäre man gern ein Teil der Familie. Außerdem sorgen die vielen köstlichen Kuchen und Leckereien, sowie ihre bildhaft beschriebene Herstellung in der Bäckerei und das Ambiente im Café für viele Wohlfühlmomente, die man einfach nur genießen kann. Deshalb passt dieser Roman auch so wunderbar in die Vorweihnachtszeit.

Die unterhaltsame Familiengeschichte lässt sich durch zahlreiche Erlebnisse interessant verfolgen. Und wie gewohnt sorgt Andrea Russo mit ihrer schönen und eingängigen Erzählweise für einen steten Lesefluss, man mochte sich ungern von dieser sympathischen Familie lösen und die Familie wuchs mir immer mehr ans Herz.

Am Ende warten auf Backbegeisterte einige Rezepte zum Ausprobieren und wer nicht gern backt, kann auf kaltem Wege die Chokladbollar herstellen, eine schwedische Köstlichkeit zum Kaffee oder Tee.

Dieser Roman hat mich in eine hyggelige Wohlfühlatmosphäre versetzt, die ich in diversen appetitanregenden Backvorgängen und durch den engen Zusammenhalt der Lindholms auskosten konnte. An Tiefe gewinnt die Handlung durch die aufgezeigten Schwierigkeiten der Zeit mit der Angst vor einem Kriegsausbruch und den wirtschaftlichen Problemen, die Familien a

9 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2021
Kölpin, Regine

Unruhige Wasser / Das Haus am Deich Bd.2


ausgezeichnet

Mitreißender Roman mit der lebensnahen Atmosphäre der 50er Jahre

1951: Der Wohlstand des Wirtschaftswunders ist für die Menschen ein Segen, doch Frida, die mit einem Unternehmer verheiratet ist, lebt gefangen in einer unglücklichen Ehe. Auch ihre Freundin Erna macht als ledige Mutter schmerzhafte Erfahrungen, weil ihr Kind Sanne nicht bei ihr leben kann. Glückliche Momente erleben die Freundinnen nur, wenn sie gemeinsame Zeit mit ihren Kindern im Haus am Deich mit dem wunderbaren Garten verbringen können.

Vor dem Hintergrund der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders erzählt Regine Kölpin die fesselnde und lebendige Geschichte der Freundinnen Frida und Erna weiter. Durch zeitbeschreibende und lebensnahe Vorgänge und Erlebnisse der Freundinnen erlebt man die Zeit und ihr jeweiliges Leben hautnah mit und gefesseltn von den Höhen und Tiefen ihrer Schicksale habe ich das Buch wieder sehr interessiert verschlungen. Sehr betroffen machen eindringliche Schilderungen aus der Gefangenschaft im Krieg und die Art und Weise, wie damals Kinder von ledigen Müttern im Waisenhaus weggesperrt und dort ihren Müttern und Familien entzogen wurden.

Frida und Erna sind ein Gespann, das durch Dick und Dünn geht. Sie sind beide selbstbewusste Frauen, haben damals aber noch nicht die emanzipatorische Freiheit, um ihre Lebensträume zu verwirklichen. Stets sind sie auf das Wohlwollen der Männer angewiesen, sei es vom Mann oder Vater.

Sehr gespannt bin ich in die Handlung eingetaucht, war von den Schicksalen ergriffen und habe das Geschehen berührt verfolgt. Man lebt mit den Figuren mit und kann mit ihnen lachen und weinen. Regine Kölpin versteht es wie keine andere, das echte Leben hautnah abzubilden und mit ihren bildhaften Beschreibungen authentisch auszuschmücken. Sei es die Kleidung der Zeit, die schlimmen Folgen der Kriegsgefangenschaft, das Leben im Waisenhaus oder die Stimmung der norddeutschen Lebensart und der Landschaft am Meer. Hier kann man wunderbar abtauchen in eine vergangene Zeit, die mit ihren toll gezeichneten Charakteren sehr gut unterhält und die Lebensbedingungen klar zum Ausdruck bringt.

Eine wunderbare Fortsetzung der Reihe, die man von vorne lesen sollte, um die Figuren besser zu kennen. Ich freue mich schon auf den dritten Teil! Vielen herzlichen Dank, Regine Kölpin!

Bewertung vom 06.12.2021
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


ausgezeichnet

Ein atmospärischer Roman um eine mutige Frau

Hamburger Hafen, 1910: Anne Fitzpatrick arbeitet in einem Frauenhaus, dem Verein Frauenwohl. Sie möchte Frauen helfen, denen von Männern Leid angetan wurde. Die mutige Pastorentochter Helene möchte mitarbeiten, die Hauswirtschaftsschule füllt sie nicht aus und sie möchte etwas Sinnvolles tun. Kurz darauf werden in der Nähe im Hafenbecken zwei Frauenleichen entdeckt. Kommissar Berthold Rheydt findet heraus, dass die Opfer Kontakt zur neuen Frauenbewegung hatten, genau wie Anne. Offiziell spielt die Polizei die Verbrechen als Morde im Milieu herunter. Aber Berthold ermittelt weiter und sucht nach den Hintergründen der Taten. Auch Anne sucht gemeinsam mit Helene nach Antworten und gerät dabei immer mehr in Gefahr.

Der Auftaktband der dreiteiligen Reihe um die Ärztin Dr. Anne Fitzpatrick startet im Hamburg der Kaiserzeit damit, dass Anne fluchtartig nach über 10 Jahren aus England in ihre Heimat Hamburg zurückkehrt. Sie sieht ihre Lebensaufgabe darin, Frauen zu helfen und baut im Hamburger Hafen den Verein Frauenwohl auf. Dort sollen hilfsbedürftige und unterdrückte Frauen medizinische und lebensnotwendige Unterstützung finden. Doch damit macht sie sich nicht gerade beliebt, die Männerwelt ist noch nicht bereit für selbständige und emanzipierte Frauen und deshalb droht ihr Projekt zu scheitern.

Die zweite Protagonistin ist die Pastorentochter Helene Curtius, die in einem lieblosen Haushalt groß wird und sich für ihre Zukunft etwas anderes ausmalt, als gut verheiratet einen Haushalt zu führen. Helene interessiert sich für das Frauenwahlrecht, sie ist fasziniert von der selbständigen und emanzipierten Anne und sucht ihre Nähe. Beide verstehen sich gut und Anne unterstützt Helene und macht ihr Mut, ihre Lebensvorstellungen umzusetzen.

Die dritte Hauptfigur im Buch ist Kommissar Berthold Rheydt, der sehr unter dem Verlust seiner Familie leidet und sich als Trainer beim FC St. Pauli engagiert und wie besessen an der Aufklärung der Hafenmorde arbeitet. Er setzt neue Massstäbe bei der Ermittlung an und untersucht den Tatort und sogar Fingerabdrücke. Ihm wird klar, dieser Täter hat nicht zum ersten Mal gemordet und seine Taten scheinen einem Muster zu folgen. Doch wo liegt der Schlüssel zu diesem Muster?

Gepackt hat mich diese bildhaft geschilderte Geschichte von Beginn an und ich habe den herrschenden Zeitgeist mit den Unterschieden zwischen Arm und Reich, Wohlstand und Not, Unterdrückung von Frauen und politischem Kalkül regelrecht aufgesaugt. Durch die wechselnden Erzählstränge bekommt man einen direkten Kontakt zu den Figuren und erlebt alls hautnah mit. Der Kriminalstrang sorgt für die nötige Spannung, die durch weitere Übergriffe immer wieder die Geschichte antreibt.

Die Charaktere hat Henrike Engel mit vielen Facetten versehen und alle wirken sehr authentisch. Bei Anne Fitzpatrick wird schnell klar, sie musste London aus unbekannten Gründen verlassen, welches Geheimnis dahinter steckt, wird noch nicht voll erklärt. In Hamburg setzt sie sich für hilfsbedürftige Frauen ein und bietet damit einigen Männern eine Angriffsfläche. Hilfsstellen und Frauenvereine sind hier nicht gern gesehen.

Die ganze Geschichte ist sehr zeitbeschreibend und spannend zu lesen. Wir nehmen teil am Leben der Menschen im damaligen Hamburg, wo langsam, aber sicher die Suffragettenbewegung aus England bzw. Amerika auch hier Fuß fasste. Immer mehr Frauen engagierten sich für das Frauenwahlrecht und gingen dafür auf die Straße.

Es ist ein sehr interssanter und abwechslungsreicher Roman, der quer durch Hamburg führt und das Zeitgeschehen sehr bildhaft und glaubhaft darstellt.

Ein fesselnder, zeitbeschreibender und unterhaltsamer Roman über eine mutige Frauenfigur und ihre Mitstreiter:innen. Sehr zu empfehlen für historisch Interessierte, die aber auch Wert auf eine unterhaltsame Geschichte legen.

Bewertung vom 04.12.2021
Lunde, Maja

Die Sonnenwächterin


ausgezeichnet

Diese traumhaft illustrierte Geschichte umgibt ein märchenhafter Zauber

Lilja lebt mit ihrem Großvater in einer düsteren Welt, in der es ständig regnet und trübe ist. In diesem durchnässten Boden lässt sich nichts Essbares anpflanzen und Liljas Großvater versorgt das Dorf mit Gemüse aus seinem Gewächshaus. Als Lilja einen geheimen Pfad in den Wald entdeckt, folgt sie ihm mutig, auch wenn die Dunkelheit sie sofort umfängt. Sie findet schliesslich eine Oase von Farben, Sonnenlicht und Wärme und lernt einen Jungen kennen. Es beginnt ein Abenteuer, bei dem sich Lilja ihren größten Ängsten stellen muss. Vielleicht gibt es noch Hoffnung auf einen neuen Frühling.

...am liebsten wollte ich ins Tal, zu dem Essen, dem Jungen und dem Hund. In die Wärme und das Sonnenlicht." Zitat Seite 83

Die Sonne scheint, die Pflanzen tanken Licht und Wärme und wachsen und auch die Menschen brauchen die Sonne. Doch was ist, wenn sie nicht mehr da ist? Es wird düster, grau, trübe und regnet unaufhörlich, sodaß keine Vegetation gedeiht. So geschieht es bei Lilja, die bei ihrem Großvater lebt. Er hat ein Gewächshaus, für Lilja ein verbotener Ort, in dem er wunderbares Obst und Gemüse anbaut, ein Segen in dieser Gegend, wo doch nicht wächst und alle Menschen von diesen Gaben abhängig sind. Doch eines Tages kommt sie hinter sein Geheimnis...

Diese traumhaft illustrierte Geschichte hat einen märchenhaften Zauber inne, und dass, obwohl sie ein Horrorszenario ohne Sonne und Licht beschreibt. Lilja folgt ihrem Großvater in sein Gewächshaus, obwohl ihr das verboten ist. Doch sie bringt ihm sein vergessenes Brot und entdeckt einen besonderen Pfad, der in einen dunklen Wald führt. Und trotz der Dunkelheit, die sie umgibt, folgt sie dem Weg und findet eine wunderbar sonnige Oase vor und lernt einen Jungen und seinen Hund kennen.

Lisa Aisato hat mit ihren beeindruckenden Illustrationen diesem Buch einen ganz besonderen Ausdruck verliehen. Wir tauchen in eine dunkle, triste Welt ein, die krank macht, was sich in der Mimik der Figuren deutlich abzeichnet. Doch dann gelangen wir an Liljas Seite in die berauschende Farbenpracht einer frühlingshaften Oase voller Vegetation und Wärme. Die Eindrücke dieser Bilder begleiten die Erzählung in unnachahmlicher Weise. Durch die emotionalen Bilder ist es, als fühlte man die Kälte und die Wärme.

Die Geschichte dreht sich um Witterungsverhältnisse, um das Fehlen der Sonne und das Ende der Pflanzen. Man denkt automatisch sofort an Klimaveränderung und aktuelle Probleme. Aber es geht auch um Liebe und Freundschaft, um Vertrauen und Zuversicht.

Mit seiner atmosphärischen und märchenhaften Aussage hat mich dieses melancholische Buch sichtlich berührt und bezaubert und ich habe mich an den schönen Illustrationen erfreut. Es ist ein Buch für die ganze Familie! Hier wird die Freude auf den Frühling und die wärmende Sonne spürbar gemacht.

Bewertung vom 01.12.2021
Herrmann, Elisabeth

Der Teepalast Bd.1


gut

Ein unterhaltsamer Schmöker für lange Winterabende

1834: Lene Vosskamp ist die älteste Tochter einer bitterarmen Fischerfamilie in einem Dorf in Ostfriesland. Wie alle Bewohner, so ist die Strandräuberei eine überlebenswichtigere Quelle. Doch Lene wird wegen Mordes und Strandräuberei zum Tode verurteilt. Sie erhält von einem Fremden eine besondere chinesische Münze, die sie berechtigt, Tee in Kanton einzukaufen. Und weil ihr Freispruch eher fraglich erscheint und sie nichts zu verlieren hat, macht sie sich auf den Weg nach Asien.

Bei diesem Roman kann man mit Lene wunderbar mitfiebern, es gibt einige Übergriffe, aber auch romantische Momente und die Schauplätze werden sehr bildhaft geschildert, sodaß man sich alles gut vorstellen kann. Im Großen und Ganzen ein sehr unterhaltsamer und mitreißender Roman, bei dem die historischen Hintergründe der Zeit auch deutlich werden. In diesem Fall besonders die bittere Armut der Bewohner Frieslands, die Ursprünge des Teehandels und des Opiumkrieges.

Lene hat genug Mut, um sich auf diese abenteuerliche Reise zu begeben. Durch die Vorfälle in ihrer Heimat Friesland hat sie allerdings auch nichts zu verlieren. Unterwegs begegnet sie der Liebe, aber auch Verrätern und hinterhältigen Schurken, die es nur auf ihren größten Schatz abgesehen haben. Doch sie hat genug Glück, um bis ins ferne China und Indien zu gelangen.

Dieser gut erzählte Roman hat eigentlich alles, was es für einen guten historischen Roman braucht: Eine vom Schicksal gebeutelte Hauptfigur, ein großer und riskanter Lebenstraum, eine Reise an exotische Schauplätze, etwas Liebe, Intrigen, Machtkämpfe und Gegenspieler, die kriminelle Ambitionen hegen. Die Geschichte hat mich in ferne Gefilde reisen lassen und ich habe Lene gespannt dabei begleitet. Ihr Vorhaben war für mich aufgrund der damaligen Bedingungen für Frauen zwar etwas hoch gegriffen, aber ich fand die Idee durchaus nachvollziehbar. Nur die Münze fand ich von Anfang an sehr fragwürdig und irgendwie historisch nicht belegt.

Lene Vosskamp ist von einem großen Traum beseelt, sie möchte aus ihrer Armut entfliehen, in den Teehandel einsteigen und einen Teepalast bauen. Ohne Schiff, großes Vermögen und einflussreiche Handelsbeziehungen ist das eigentlich ein ziemlich unlösbarer Traum. Aber Lene hat Glück, ständig trifft sie Menschen, die ihr helfen oder ihr kommt der Zufall zur Hilfe, wenn sie plötzlich in Gefahr gerät. Das war mir auf Dauer doch etwas zuviel, wobei die Geschichte natürlich nur so auch abenteuerlich wird und auf einen guten Ausgang hinausläuft. Aber mir war vieles doch zu konstruiert, um es glaubhaft annehmen zu können.

Ein schöner Schmöker für lange Winterabenden, an denen man sich in eine andere Zeit und in die Ferne träumen kann.

Bewertung vom 27.11.2021
Potter, Beatrix

Beatrix Potter - Sämtliche Geschichten von Peter Hase und seinen Freunden


ausgezeichnet

Zauberhafter Kinderbuchklassiker mit Nostalgie-Charakter

Die Figur des Peter Hase aus der zauberhaften Geschichtenwelt von Beatrix Potter ist sicherlich vielen ein Begriff. Genau wie seine tierischen Freunden erlebt er viele lustige, aber auch gefährliche Abenteuer im Wald, am Teich und anderswo. Da wären noch das Eichhörnchen Timmy Zehenspitz, Frau Tuschelmaus und das kleine Schwein Robinson, der Fuchs Mister Todd und Tommy Dachs und der angelnde Frosch Jeremy Fischer.

Ein Kinderbuchschatz zum Selbstlesen oder Vorlesen und geignet für die Altersklasse von 3- 8 Jahren. Und ich muss zugeben, die wundervollen Bilder und Abenteuer sind auch für Erwachsene eine große Freude. Bei diesem Klassiker geht mir das Herz auf.

Alle Geschichten drehen sich um den aufmüpfigen Peter Hase und seine Freunde, die neugierig ihre Welt erkunden und dabei schon mal recht ungehorsam handeln. Was sie erleben und wie sie sich auch in Gefahr begeben, ist lustig und spannend, für ganz kleine Kinder vielleicht schwierig einzuschätzen.

Beatrix Potter erzählt vom frechen Häschen Peter, der im Garten von Mister McGregor Rüben und Salat mopst, obwohl dort sein Vater zu Tode kam. Und auch Peter wird fast von McGregor erwischt. Am Ende landet er mit Bauchschmerzen im Bett. Strafe muss sein.

Wie ein Fuchs und ein Dachs miteinander umgehen, darum dreht sich die letzte Geschichte. Der Fuchs mag es gar nicht, wenn der ungepflegte Dachs in seinem Bett liegt.

Mit ihrem künstlerischen Talent und reichlich Beobachtungsgabe haucht Beatrix Potter ihren Figuren viel Leben und auch menschliche Züge ein. Die Mimik der Tiere ist gut erkennbar, sie tragen Kleidung und das macht sie so außergewöhnlich. Die vielen farbigen und wunderbar detailreichen Bilder, sowie einige Schwarz-Weiß-Zeichnungen sind zauberhaft schön anzusehen und wecken Erinnerungen an nostalgische Bilderbücher von früher.

Ein wunderbarer Buchschatz mit nostalgischem Charakter, der auch Erwachsene in eine besondere Welt eintauchen lässt. Ein zauberhafter Kinderbuchklassiker mit Nostalgie-Charakter für die ganze Familie!

Bewertung vom 26.11.2021
Pistor, Elke

Kling und Glöckchen


ausgezeichnet

Makabere Vorweihnachtskrimilektüre mit Lacheffekt!

Die wunderbare Vorweihnachtszeit genießt Dianne (Janne) Glöckchen jedes Jahr aufs Neue, und mit dem Job als Verkäuferin in Frau Klings Weihnachtsartikel-Geschäft hat sie täglich mit bunter Weihnachtsdeko, glitzerndem Baumschmuck und herrlich kitschigen Weihnachtsartikeln zu tun, was ihr große Freude bereitet. Doch mit der Freude ist es schnell vorbei, als sie eines Tages zwischen den Mülltonnen die Leiche einer jungen Frau findet. Genau genommen ist das bereits der zweite Leichenfund, denn ihre tote Chefin liegt bereits im Keller versteckt. Aber um das Chaos komplett zu machen, taucht ein junger Mann auf, den Janne erst einmal festsetzt, bevor er die Polizei holen kann. Auch in seinem Umfeld taucht noch eine Leiche auf... es wird immer gruseliger und beschaulich ist die Vorweihnachtszeit für Janne jetzt wirklich nicht.

Janne hat ihren Traumjob gefunden, sie arbeitet im Weihnachtsladen von Frau Kling und liebt den bunten Schmuck und die blinkenden Dekokugeln über alles. Als Frau Kling stirbt, bringt Janne sie in den kühlen Keller, schließlich kennt sie sich seit ihrem letzten Job bei einem Bestatter gut aus.

In diesem Krimi wird ein idyllischer Weihnachtsladen zum Schauplatz mehrerer Todesfälle. Nun könnte man die neue Mitarbeiterin Janne verdächtigen, die den Unfall ihrer Chefin auch noch verbirgt, statt ihn der Polizei anzuzeigen. Aber weit gefehlt, auch wenn mehrere andere Leichen von nun an ihren Weg pflastern, so ist die nette und gutmütige Janne einfach keine Mörderin. Als sie Elias kennenlernt, bekommt sie Angst, dass er sie bei der Polizei verpfeifen könnte. Das hat er nicht vor, er möchte Janne einfach nur näher kennenlernen. Was mit Kabelbindern und Mundknebel aber nicht ganz so gut klappt.

Mir hat diese witzige und mit vielen Gags gespickte Geschichte sehr gut gefallen, sie ist trotz der vielen Leichen keine blutige Angelegenheit und bringt durch den Weihnachtsladen viel weihnachtliches Flair mit sich. Ich habe beim Lesen ein Kopfkino mit zauberhaften Baumkugeln, blinkenden Fensterbildern, bunten Winterdecken, Holzschmuck und Krippenfiguren erlebt und darin geschwelgt. Janne war mir von Anfang an sympathisch und auch wenn ich es nicht sofort durchschauen konnte, ob sie für die Leichen verantwortlich sein könnte, hielt ich sie für unschuldig.

Sie übernimmt selbst die Ermittlung, denn die Polizei kann sie aus einigen Gründen nicht informieren. Es wird etwas chaotisch, immer mehr Personen tauchen auf, sterben oder mischen sich in Jannes bzw. Frau Klings Angelegenheiten. Und Elias ist für Janne ein echter Glücksgriff, denn..., ach, das müsst ihr selbst lesen!

Elke Pistors Erzählton ist wunderbar locker und leicht, sie baut viele tolle Schmunzelmomente ein und es wird auch etwas makaber. Denn die Leichen werden gefühlt immer mehr. Es gibt einen fesselnden Showdown und am Ende klären sich die Leichenfunde sehr logisch auf. Hier wird auf eine besondere Art ermittelt, es geht teilweise drunter und drüber und die Geschichte ist einfach spannend und toll zu lesen.

Ein spannender und absolut leichenreicher Krimi, der mit turbulenten Vorfällen und viel weihnachtlichem Flair im Weihnachtsladen punkten kann. Herrlich makaber und lustig zugleich! Tolle Vorweihnachtskrimilektüre mit Spaßeffekt!

Bewertung vom 25.11.2021
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

Sehr spannend durch den Mix aus Gerichtsverhandlung und Serienkilleraktivität

In Amerika sorgt ein spektakulärer Mordfall für Aufregung. Hollywoodschauspieler Robert »Bobby« Solomon wird des Doppelmordes angeklagt, weil er seine Frau und deren Liebhaber umgebracht haben soll. Bobby bestreitet die Tat vehement. Strafverteidiger Eddie Flynn ist sonst eher für kleine Leute zuständig, aber die Gage ist hoch und er ist von Bobbys Unschuld überzeugt und möchte ihn trotz erdrückender Beweislast verteidigen. Im Laufe der Verhandlung wird Eddie einiges klar, hier sitzt der echte Täter in der Jury.

Der Thriller startet mit einem fesselnden Prolog, in dem ein brutales Verbrechen begangen wird. Wir lernen den Serienkiller Joshua Kane kennen, einen skrupellosen und böswilligen Mann, der vor Mord nicht zurückschreckt und seine bösen Taten mit größter Voraussicht plant. Ein intelligenter, aber durch und durch schlechter Mensch, der es schafft, zu den Geschworenen in Bobbys Prozeß zu gehören.

Die zweite Hauptfigur ist der ehemalige Trickbetrüger Eddie Flynn, der als aufgebuffter Strafverteidiger in New York arbeitet und sich für seine Mandanten unheimlich ins Zeug legt. Normalerweise sind das einfache Leute, aber für eine gute Gage und weil er an Robert Solomons Unschuld glaubt, übernimmt er den Fall.

In diesem Thriller wird man durch den spannenden Wechsel an Befragungen in der Verhandlung fesselnd unterhalten. Die Mitglieder der Geschworenen-Jury werden vorgestellt und wir begleiten Eddie und Joshua Kane bei ihren Erlebnissen und auch mit ihren Gedanken. So ist man betroffen von Kanes Kindheit, die alles andere als einfach war, sicherlich mit ein Grund für seine böswillige Art. Doch sein Morden geht weiter, er hat kein Mitleid mit den Opfern und sein Handeln ist so brutal, dass man ihm einfach nicht verzeihen kann.

Steve Cavanagh bringt mit der Tatsache, dass sich hier ein Killer in eine Jury einschleust, einen bedrohlichen Akt zustande, bei dem man nur möchte, dass er aufgedeckt wird. Weil man den Täter kennt, ist man gespannt, wie Joshua agiert, um die anderen Geschworenen auf seine Seite zu bekommen. Er möchte Bobby schuldig hinter Gittern sehen. Doch Eddie ist Joshua auf den Fersen und so entsteht ein raffiniertes Kräftespiel zwischen den beiden Hauptfiguren.

Mir hat die rasante Handlung und die fesselnde Erzählweise gut gefallen. Dieses Buch lebt von seinem Wechsel der Verhandlungsvorgänge und den blutrünstigen Gedanken und Taten Joshuas.

Beide Hauptakteure sind an Intelligenz und Durchhaltevermögen auf eine Art und Weise gleich, doch hier kämpft auch das Gute gegen das Böse. Kann Eddie Joshuas Identität entlarven?

Dank immer neuen Ermittlungspunkten und Ereignissen bleibt die Handlung auf einem durchgängig hohen Spannungslevel, der tiefe Einblicke in einen Geschworenenprozeß zulässt und zeigt, wie Menschen ihr Urteil über einen Angeklagten abgeben sollen. Die kurzen Kapitel sorgen für einen guten Lesefluß und steigern die Spannung bis zum spektakulären und blutigen Showdown.

"Thirteen" ist ein fesselnder und interessant aufgebauter Justizthriller, der den Kampf Gut gegen Böse zum Inhalt hat.

Bewertung vom 21.11.2021
Prior, Hazel

Miss Veronica und das Wunder der Pinguine


ausgezeichnet

Diese wunderbar unterhaltsame und berührende Geschichte macht einfach glücklich

Veronica McCreedy lebt im Alter von 86 in ihrer großen Villa an der schottischen Küste. Sie ist sehr rüstig, geht viel spazieren und liebt Naturfilme, ihre Haushaltshilfe und der Gärtner erledigen alle anfallenden Arbeiten. Doch was hat sie von all ihrem Vermögen, wenn sie keine Nachkommen hat, die ihr nahe stehen? Eine Sendung über bedrohte Adeliepinguine in der Antarktis beeindruckt Veronica nachhaltig und sie überlegt, ihr Testament im Sinne des Naturschutzes für die Pinguine einzusetzen. Doch vorher möchte sie die Pinguine unbedingt selbst sehen und die Arbeit des Forschungsteams miterleben. Ob das Team mit der Einquartierung einer älteren Dame einverstanden sein wird? Schließlich ist es kein Luxusresort!

Hazel Prior spinnt in lockerer Erzählweise die Geschichte der wohlhabenden, alleinstehenden 86-jährigen Veronica, die außer ihrer Villa kein großes Familienglück aufzuweisen hat. Veronica denkt über den Sinn ihres Lebens nach und sofort kochen einige schmerzliche Erinnerungen hoch. Sie lenkt sich mit Fernseh-Sendungen eines Forscherteams aus der Antarktis über bedrohte Pinguine ab und beschließt, ihr Geld für den Artenschutz einzusetzen. Aber bevor ihr Testament greift, möchte sie die Pinguine selbst besuchen.

Zu Beginn kann Veronica bei mir gar nicht punkten, denn sie ist eigensinnig, schroff und abweisend und behandelt sogar ihre liebenswürdige Hausangestellte sehr kühl und herablassend. Doch je mehr man sie kennenlernt und ihre Lebensgeschichte erfährt, kann man sich ihr annähern und versteht, warum sie so geworden ist. Das Leben hat es nicht immer gut mit ihr gemeint, sie hatte einige Schicksalsschläge zu verkraften, um am Ende eine reiche alte Frau zu sein, vereinsamt und ohne Erben. Über Nachforschungen findet sie heraus, dass sie einen Enkel namens Patrick hat. Doch als sie Patrick kennenlernt, findet sie keinen großen Gefallen an ihm. Er kifft, ist ungepflegt und beide finden nicht den emotionalen Zugang zueinander. Dafür entdeckt Veronica ihre Liebe zu den Pinguinen und unternimmt eine große Reise an den Südpol.

Nach dieser besonders gut erzählten Lektüre habe ich das Buch zufrieden und positiv beeindruckt zugeklappt. Es ist ein wunderbarer, erfreulicher und anrührender Roman, der mich einfach glücklich stimmt und auf eine ganz besondere Reise mitgenommen hat. Hazel Prior haucht ihren lebendigen und speziellen Charakteren auf wunderbare Art Leben ein und so kann man sich Veronica, Patrick und all die anderen Figuren wunderbar vorstellen und mit ihnen fühlen. Es gibt einige Szenen, die erheitern auf ihre Weise und andere berühren emotional tief und hallen lange nach. Mit so einer berührenden Lektüre hatte ich auf gar keinen Fall gerechnet und bin immer noch ergriffen und beeindruckt.

Wen Pinguine bisher kalt ließen, wird spätestens nach diesem Buch mehr über sie wissen wollen. Die Beschreibung von Verhaltensweisen und Schwierigkeiten ihres Lebens im ewigen Eis machen einfach neugierig und wecken Interesse für ihren Arterhalt.


Ein wunderschön erzählter Roman über das Leben, das Älterwerden und Ziele im Leben und über die Liebe zu Menschen und Tieren. Mein großer Buchtipp für den November!