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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1461 Bewertungen
Bewertung vom 31.05.2020
Enright, Anne

Die Schauspielerin


sehr gut

Schein statt Sein - Man könnte es auch als ein Leben im Schein bezeichnen, das Leben von Norahs Mutter Katherine O'Dell, DER irischen Schauspielerin schlechthin. Nur war sie überhaupt keine Irin, sondern Engländerin. Aber das braucht niemand zu wissen. Wie so vieles andere nicht. Dass Katherine überhaupt nicht so liebreizend und gesellig und damenhaft ist wie sie rüberkommt. Nein, sie ist schon seit Jahren alkoholabhängig und das kann manchmal total heftig sein, gerade auch, wenn man ihre Tochter ist.

Und eigentlich meist nur Kälte erfährt. Besonders, wenn man etwas über seinen Vater erfahren will, der überhaupt nie in Erscheinung tritt.

Man könnte meinen dies sei ein trauriges Buch einer Tochter, die nie richtig angenommen wurde, aber dafür schreibt die Autorin Anne Enright viel zu gut, viel zu eindringlich und viel zu wortgewaltig. Das kommt auch in der Übersetzung von Eva Bonné gut rüber. Und so breitet sich eine facettenreiche, dichte Darstellung von Katherine nicht nur zu ihrer Tochter Norah, nein, auch zu ihrem weiteren Umfeld vor dem Leser aus. Wobei: die Dichte wird ihr manchmal fast ein bisschen zum Verhängnis, die Geschichte kommt zu detailverliebt, zu kleinteilig rüber. Ich bin eher ein Typ für die größeren Zusammenhänge und wurde von Zeit zu Zeit ein bisschen ungeduldig. Aber andererseits ließ ich mich immer vom Fluß der Handlung, von der Sprache der Autorin tragen und tat gut daran. Insgesamt eine empfehlenswerte Lektüre für geduldige Rezipienten!

Bewertung vom 30.05.2020
Hornby, Nick

Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst


weniger gut

Die Scherben einer Ehe breitet Autor Nick Hornby hier vor seinen Lesern aus. Aber vielleicht sind es welche, die man noch kitten kann, denn hier werden Szenen einer Ehe unmittelbar vor der wöchentlichen Paartherapie beschrieben. Sie finden - wie könnte es in England anders sein - in einem Pub bei Bier und Wein statt. Und sie sollen - ach, um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht so recht, was dieses Buch soll!

Ich habe schon viel von Hornby gelesen und fand weniges richtig toll, manches mittelprächtig und das meiste ganz amüsant. Und dieses hier? Das war das Erste, das ich einfach stinklangweilig fand. Es war gottseidank so kurz, dass ich es schnell überstanden hatte, aber das war für mich ein Paradeexemplar für ein Thema, ein Werk, für das dem Autor so wirklich gar nichts eingefallen ist. Natürlich merkt man auch hier, dass Hornby mit Worten umgehen kann, aber ein Gewinn war dieses Büchlein wirklich in keinster Weise und an keiner Stelle für mich.

Also an dieser Stelle von mir keine Empfehlung, sondern eine Warnung: wenn Sie es sich mit Hornby nicht verscherzen wollen, machen Sie um dieses Buch besser einen Bogen. Und zwar einen gewaltigen.

Bewertung vom 29.05.2020
Wroblewski, Regine

Der tröstende Duft von Rosinenschnecken


ausgezeichnet

Eine absolute Kehrwende: Die erfährt Anne, als sie gerade vor dem bisherigen Höhepunkt ihres Lebens steht - der Hochzeit mit ihrem Traummann Dirk Jacobsen: genauso plötzlich, wie er in ihr Leben trat, entschwindet er wieder daraus und hinterlässt ihr ein schweres Erbe, nämlich seine beiden Kinder und seine demente Mutter. Die sind nämlich im Laufe ihrer gemeinsamen Jahren - vier waren es - alle bei ihnen eingezogen und mehr noch: Stieftochter Miriam ist nämlich bereits junge Mutter. Eine Unterstützung bei der Erziehung ihres kleinen Sohnes Moritz ist für sie selbstverständlich. Dabei hat Anne weder Erfahrung mit Kindern noch mit Demenzkranken.

Gut, dass ihre Freundin Bille ihr in jeder Situation zur Seite steht, wie schon seit ihrer gemeinsamen Grundschulzeit!

Trotzdem wimmelt es nur so von Missverständnissen, Reibereien und Grabenkämpfen - wie könnte es auch anders sein. Autorin Regine Wroblewski erspart uns Lesern wirklich nichts, jeder Charakter ist schonungslos dargestellt, mit allen guten und vor allem schlechten Eigenschaften, die in dieser Extremsituation besonders deutlich - und leider auch häufig - zum Vorschein kommen.

Doch das tut sie so liebevoll und warmherzig, dass man sich in dem Roman so wohlfühlt wie in einem Whirlpool. Dass es das Erstlingswerk der Autorin ist, mag man gar nicht glauben, Regine Wroblewski schreibt wie eine junge Göttin über Freud und Leid des Familienalltag und über den Umgang mit unerwarteten Entwicklungen. Ein herrliches Lesevergnügen, das sich ein jeder ins Haus holen sollte, der seinen reduzierten Alltag in Zeiten von Corona ein wenig erhellen möchte. Denn dies ist genau die richtige Lektüre dazu und es bleibt nur zu hoffen, dass die Autorin bald nachlegt!

Bewertung vom 26.05.2020
Baldwin, James

Giovannis Zimmer


sehr gut

Zerrissenheit...
überall, wohin man auch nur blickt - und das mitten in den 1950er Jahren in Paris! Hatten die Menschen damals keine Werte, keine Ideale?

Doch, aber die waren eng getaktet, bzw. hatten das zu sein. Hier schreibt der Autor James Baldwin - selbst Afroamerikaner und homosexuell, damit gleich in zweifacher Hinsicht Angehöriger einer Randgruppe - aus der Sicht eines Landsmannes, der allerdings weiß ist. Aber eben homosexuell, was bisher (noch) nicht viele in seinem Umfeld wissen.

Der Protagonist kommt aus wohlhabenden und angesehenen Kreisen und hat auch vor, dorthin zurückzukehren - zusammen mit seiner Zukünftigen, die derzeit durch Südeuropa reist.

Doch dann kommt ihm die Leidenschaft in die Quere - zusammen mit Giovanni, einem jungen Italiener, den er sozusagen auf den ersten Blick erobert, lebt er diese voll aus. Und möchte sich dann wieder abwenden davon, von dieser - so hofft er - temporären jugendlichen Tollheit. Doch der heißblütige Giovanni, der ihm so vieles gegeben hat, vor allem sich selbst in jeder Hinsicht, lässt dies nicht zu. Und als er sich seiner Ohnmacht bewusst wird, passiert ...

Nein, das verrate ich jetzt nicht, das muss sich jeder selbst erlesen. Und sich damit auf den Prüfstand begeben in Bezug darauf, ob und wie gut er das durchsteht. Denn es ist keine leichte Kost, man braucht schon starke Nerven für diese Lektüre. Nicht nur Giovanni gibt so vieles von sich preis, nein, die Helden des Romans, sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren, sowohl die männlichen als auch die weiblichen (gut, davon gibt es nur eine) stellen sich nicht nur einmal bloß.

James Baldwin hat es 1956, als er diesen Roman verfasste, geschafft, in das Innerste und Tiefste all seiner Protagonisten vorzudringen und alles, was sie eigentlich zu verbergen trachten, offenzulegen. Zunächst einmal natürlich vor uns Lesern, aber ebenso vor den anderen Akteuren des Romans. Und obwohl dies ein Werk ist, in dem Hauen und Stechen eine eher geringe Rolle spielen, könnte man meinen, es wäre ein Thema. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Roman, in dem sich Vieles unterschwellig abspielt, so brutal sein kann! Und das auch noch, obwohl mich das Werk nicht mal ganz in meinem tiefsten Inneren erreichte! Das liegt aber nicht am mangelnden Können des Autors, nein, ganz und gar nicht.

Aber irgendwie fühlte ich mich während der Lektüre doch immer sehr weit entfernt von der Thematik - und daran konnte weder der eindringliche Stil des Autors noch die wunderbare Übersetzung von Miriam Mandelkow etwas ändern!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.05.2020

Und dann kamst du


sehr gut

Mitten im Leben steht nicht nur Nora Bradford, sondern auch ihre beiden Schwestern, die ältere Willow und Britt, das Nesthäkchen. Sie alle haben - obwohl sie es nicht leicht hatten - ihren Platz im Leben gefunden, sowohl beruflich als auch in Bezug auf ihren Glauben an Gott. Doch die Liebe hat noch bei keiner von ihnen dauerhaft Eingang gefunden - vor allem Nora hat es hier schwer getroffen, denn sie wurde kurz vor ihrer Hochzeit von ihrem Verlobten verlassen - und zwar für eine Andere, die er kurz darauf heiratete.

Das ist aber schon ein paar Jahre her, und obwohl Nora in bestimmten Momenten - wie bspw., als sie erfährt, dass ihre Nachfolgerin Mutter wird, schwächelt, ist sie durchaus bereit für eine neue Liebe. Vor allem als der mehr als attraktive John in ihr Leben tritt, allerdings leider nur in ihr Berufsleben. Und recht bald wird klar, dass er bereits gebunden ist.

Ein warmherziger Unterhaltungsroman, bei dem man sich allerdings bewusst sein sollte, dass er Teil einer Reihe ist. Daher bleibt eine Reihe von Erzählsträngen offen bzw. wird mittendrin aufgegriffen. Ist ja eigentlich kein Problem, nur: dies ist das erste Buch, das ins Deutsche übertragen wurde und es ist mehr oder weniger mittendrin rausgegriffen. Wobei das in Bezug auf den Start aus meiner Sicht kein Problem darstellt, es wird für mich eher zum Ende hin schwierig, zu einem "runden" Abschluss meines Lesevergnügens zu gelangen.

Denn insgesamt ist es das auf jeden Fall: vor allem Leser, die wie ich gerne Romane aus christlichen Verlagen gerade wegen der hier dargestellten Wertvorstellungen lesen, werden hier auf ihre Kosten kommen. So hat mir hier die Interpretation von Gottes Willen in Bezug auf die Ereignisse gefallen - das hat das Buch aus meiner Sicht wirklich nochmal besonders und damit besser gemacht.

Auf der anderen Seite jedoch finden aus meiner Sicht sehr, sehr viele Äußerlichkeiten ausführlichst Erwähnung und das hat mir nicht ganz so gut gefallen. Wenn man darüber hinwegsehen kann, ist dies jedoch eine durchaus lesenswerte und vergnügliche Lektüre!

Bewertung vom 21.05.2020
Achleitner, Hubert

flüchtig


gut

Maria ist weg! Mit großen Teilen des gemeinsamen Geldes und dem Auto ihres Gatten Herwig. Aber ohne jede Nachricht! Ist sie auf der Flucht? Einen Grund dafür hätte sie! Herwig macht sich

Es beginnt eine beziehungsweise gleich zwei Odysseen, die zu meiner Überraschung und großen Freude letztendlich nach Nordgriechenland - einer Region, in der ich über ein Jahr gelebt und gearbeitet habe - führen und bei denen eine ganze Reihe von Akteuren mitmischen, die meisten davon eher flüchtig. Andere Player, wie Marias Eltern, waren bereits vorher durch eine Pilzvergiftung verschieden, sind also auf ihre eigene Art ebenfalls flüchtig. Auf den Titel des Romans wird also immer wieder und auf vielerlei Art und Weise Bezug genommen.

Obwohl Maria und Herwig im Zentrum dieses Romans stehen, kommen hier eine ganze Menge von Figuren vor. Vor allem in der zweiten Hälfte des Romans und zum Schluss hin gipfelt das alles in einem Auftauchen einer ganzen Reihe von vor allem älterer Männer, das aus meiner Sicht in dem Ausmaß nicht unbedingt erforderlich war, sondern eher für Verwirrung sorgte.

Wer liebt hier wen? Und auf welche Art? Auf jeden Fall liebt der Autor Hubert Achleitner, auch bekannt als Musiker Hubert van Goisern, alle seine Charaktere - auf eine gewisse Art. Er streichelt sie gewissermaßen bei ihrer Darstellung, erlaubt ihnen aber auch eine ganze Menge.

Und weil das wirklich bei jedem von ihnen der Fall ist - auch bei den Nebenfiguren, ist aus seinem Erstling ein ziemlich chaotisches Werk geworden - eines, in dem nicht nur Maria flüchtig ist, sondern ziemlich viele Akteure - wenn auch jeder auf seine Art und Weise. Mir war das alles vor allem zum Schluss hin des Guten zu viel; dieses einem-jeden-gerecht-werden-wollen.

Trotzdem habe ich das Buch mit Vergnügen gelesen, denn dem Autor ist ein sehr sanfter und warmherziger, ja zärtlicher Roman gelungen, ein in vieler Hinsicht taktvoller Roman. Denn im Laufe der Lektüre wird klar, dass es dem Autor wichtig ist, im Takt zu bleiben. Allerdings auf eine sehr persönliche und individuelle Art und Weise, in die ich erstmal reinfinden musste. Man kann längst nicht von jedem Autor behaupten, dass er gleich von Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit an seinen ureigenen Stil findet - Hubert Achleitner ist dies aus meiner Sicht bereits gelungen.

Und so freue ich mich jetzt schon auf seinen nächsten Roman, auch wenn ich hoffe, dass der Autor sich darin traut, einige seiner Figuren anderen vorzuziehen und stärker hervorzuheben in Handlung und Beschreibung! Und nicht auch noch zum Ende hin eine ganze Horde neuer Gestalten - wie hier die alten Männer - auftreten zu lassen!

Bewertung vom 20.05.2020
Swift, Graham

Da sind wir


ausgezeichnet

Hier schreibt Graham Swift von Zauberern und anderen bunten Vögeln. Auch wenn es zunächst gar nicht so schillernd losgeht in diesem kurzen Roman, der doch alles beinhaltet, was man sich nur wünschen kann! Vor allem eine glasklare Sprache und einen stimmigen, fesselnden Stil, beides bleibt in der exzellenten Übersetzung bestens erhalten!

Im Mittelpunkt steht Ronnie, zunächst ein kleiner, verschüchterter Junge, den es zu Beginn der Bombardierungen auf London im Zweiten Weltkrieg - was mehr oder weniger gleichbedeutend mit dem Beginn des Krieges selbst ist - aufs Land verschlägt. Er wird, wie Abertausende anderer britischer Kinder auch, evakuiert und wird von seinen Gasteltern mehr oder weniger verzaubert - denn er kommt mehr oder weniger in ein Paradies. In dem er auch noch das Zaubern lernt.

Diese Fertigkeit will er Jahre später zu seinem Beruf machen - gemeinsam mit Jack, seinem Freund aus Armeezeiten, träumt er von einer Karriere auf der Bühne. Zu der dieser ihm irgendwann, mittlerweile zum Moderator einer kleinen Show geworden, ihm tatsächlich verhilft. Und fast auch noch zu einer Braut. Aber eben nur fast.

Warum das so ist und wie es kommt, dass Jack ebenso plötzlich von der Bühne verschwindet wie er auf ihr landet - das beschreibt Graham Swift ebenso lakonisch wie fesselnd. Und das Publikum - in diesem Falle wir, die Leser - bleibt mindestens ebenso nachdenklich zurück wie Evie, Ronnies Fast-Ehefrau...

Ein überaus lohnendes Stück englischer Literatur, das aus meiner Sicht nur einen einzigen Mangel aufweist: es ist viel zu schnell zu Ende!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.05.2020
Weiß, Sabine

Blutige Düne / Liv Lammers Bd.4


ausgezeichnet

Born to be wild: Dieses wilde Leben wurde ihm zum Verhängnis. Oder doch nicht?

Rocco, ein langjähriges Mitglied der norddeutschen Rockerszene, das seine Finger in allen möglichen dunklen Geschäften hatte, ist tot. Ganz klar ermordet. Aber: bald darauf wird ein junger Mann angegriffen, ein Idealist, dessen Lebensinhalt der Naturschutz, vor allem der Schutz des Meeres und seiner Umgebung ist. Ein Typ, der alles andere als wild ist. Doch beide Übergriffe tragen dieselbe Handschrift. Was um alles in der Welt können diese beiden Personen miteinander zu tun haben?

Sehr langsam, schrittchenweise, zeigen sich mögliche Zusammenhänge - alle äußerst überraschend, wie ich finde.

Auch diesmal steht das Privatleben der Ermittlerin Liv Lammers klar im Vordergrund. Ihr Vater, mit dem sie ja schon lange gebrochen hat, zeigt sich mal wieder von seiner ganz fiesen Seite und auch dieser familiäre Teil trägt diesmal nicht unwesentlich zur Spannung bei. Ich finde, diese familiären Ränke passen gut zu dem Setting und dadurch intensiviert sich auch ein anderer Eindruck von Sylt: nämlich das Bild als Nicht-Nur-Touristen-Insel.

Aus meiner Sicht der bisher beste Teil der Reihe: hier zog sich die Spannung von Anfang bis zum Ende durch, ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen! Dies ist definitiv eine Reihe, bei der ich am Ball bleibe, bei der sich die Protagonistin von der Masse absetzt dank verschiedener Alleinstellungsmerkmale. Ich mag Liv sehr gern, sie ist so authentisch und einfach ein Typ. Kein unkomplizierter, aber ganz klar ein liebenswerter. Ich mag besonders gern an ihr, dass sie kein bisschen zickig ist und dass sie ein ebenso guter Kumpel für Männer wie für Frauen ist - wenn man sie lässt. Da verzeihe ich auch ihrer großartigen Autorin Sabine Weiss den ganz, ganz dicken Cliffhanger am Ende des Krimis - und freue mich wie Bolle auf den nächsten Teil!

Bewertung vom 18.05.2020
Fenger, Lisa

Flow flow flow mit Ayurveda


ausgezeichnet

Belebend und ermutigend in jeder Lebenslage. Ich habe mir immer vorgestellt, dass Ayurveda genau so sein sollte - und bin doch jedes Mal, wenn ich wieder anfing, mich damit zu beschäftigen, verwirrt oder sogar rausgerissen worden. Und zwar durch irgendwelche Umständlichkeiten und/oder Komplikationen, die mir so gar nicht ins Konzept passen wollten - weder in das bestehende noch in das zu ändernde. In vielerlei Hinsicht geht es nämlich um Einschränkung, ja sogar um Verzicht, vor allem im Hinblick aufs Essen.

Und genau das war es, was mich daran störte. Denn Ayurveda soll ja etwas sein, das mein Leben, meinen Alltag erleichtert und das bringe ich persönlich nur mit Positivem in Verbindung.

Bei diesem Buch war es mir zum ersten Mal möglich, mich voll und ganz auf das Konzept einzulassen. Bei der Lektüre, wohlgemerkt. Denn in mein Leben einfügen möchte ich nur einige wenige Glaubenssätze und Praktiken - und mehr war auch nie mein Ziel, denn es gibt auch noch anderes, womit ich mich beschäftige, bspw. Traditionelle chinesische Medizin (TCM) zum Beispiel - insbesondere Qi Gong - und Meditation. Dieses schöne Buch hilft mir auf dem Weg dahin

Denn ich finde es toll, wenn mir ermöglicht wird, verschiedene Bausteine miteinander zu kombinieren - und genau das ist mithilfe dieses Buches total einfach! Man ermittelt fix seinen Typ, Dosha heißt das in der Ayurveda-Begrifflichkeit - jedenfalls im Großen und Ganzen. Mit dem muss man dann leben, ob man wil oder nicht. In meinem Fall ganz klar das Letztere, denn ich bin - konnte ich mir ja eigentlich schon denken - genau der Typ, der ganz, ganz viel Verzicht üben muss. Auf die Dinge jedenfalls, die ich gerne mache und vor allem esse! Dieses Buch erleichtert mir das, denn es ermutigt zum schritt- oder auch zum teilweisen Einstieg ins Ayurveda. Und das ist auf einmal gar nicht mehr so abschreckend.

Wobei nochmal ganz klar darauf hinzuweisen ist, dass das Buch an sich ganz und gar nicht abschreckend ist, sondern im Gegenteil ganz liebevoll gestaltet und aufbereitet ist. Quasi ein Fest des Verzichtes. Eines, das ich immer und immer wieder zu feiern bereit bin - mit den Vorschlägen von Lisa Fengler und den Zeichnungen von Mareike Engelke!

Bewertung vom 16.05.2020
Völler, Eva

Ein Traum vom Glück / Ruhrpott Saga Bd.1


gut

Es ist für mich immer spannend zu lesen, wie es den Menschen nach dem Krieg erging. Die meisten von ihnen mussten quasi aus dem Nichts neu starten, egal ob an ihrem Heimatort oder aber - und das traf nicht gerade wenige - nach einer aufreibenden Flucht mit häufig großen Verlusten in einer ganz anderen Ecke Deutschlands. Und oft genug waren Teile der Familie weggebrochen, es war aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich, den angestammten Beruf wieder aufzunehmen und, und, und.

In ihrem Roman "Ein Traum vom Glück" führt uns Eva Völler in die Zechenlandschaft des Ruhrgebietes, konkret nach Essen. Im Mittelpunkt steht Katharina, die mit zwei Töchtern aus dem zerbombten Berlin in den Westen geflüchtet ist, der Mann gilt als vermisst. Sie bringt ihre Töchter mit Schneiderarbeiten durch, als Johannes, der Sohn ihrer Schwägerin, aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrt und sich als Kumpel in der Zeche verdingt.

Die Autorin hat ihren Roman proppenvoll gepackt mit diversen Ereignissen, die typisch waren für die Nachkriegszeit und zu denen ich mich an dieser Stelle nicht im Detail äußern möchte, um künftige Leser nicht der Spannung zu berauben. Auf jeden Fall ist es mir persönlich des Guten zu viel. Beim Lesen entstand in mir der Eindruck, dass hier eine Vorlage für eine aus sehr, sehr vielen Teilen bestehende Fernsehserie geschaffen wurde. Für einen Roman und auch generell für menschliche Einzelschicksale wirkt diese Fülle an Schicksalsschlägen viel zu überladen, auch wenn das Leben im Ruhrpott durchaus atmosphärisch geschildert wird und auch der Dialekt durchaus authentisch rüberkommt. Wer sich in dieser Epoche nicht so gut auskennt, wird mit Sicherheit sehr viel Neues erfahren!