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katikatharinenhof

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Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2022
Kasperski, Gabriela

Zürcher Glut


ausgezeichnet

Es brennt an allen Ecken....

Die gesellschaftlichen Empfänge im Haus von Botschafter Stephen Keller sind normalerweise Schauplätze gepflegter Konversation, gutem Essen und einer illustren Gästeschar. Als ein Feuerteufel ausgerechnet bei Kellers sein Unwesen treibt, liegt der Verdacht der Brandstiftung nahe. Doch wie sollen die Ermittlungen erfolgreich sein, wenn sie durch die Immunität, die alle Gäste genießen, ausgebremst werden. Und dann gibt es da auch noch ein Foto auf Twitter, das nur für ein paar Sekunden viral gegangen ist und trotzdem für große Aufruhr sorgt...


Gabriele Kasperski nimmt ihre Leser:innen mit auf das diplomatische Parkett und zeigt ihnen, dass sich selbst die gewieftesten Botschafter:innen auf dünnem Eis bewegen und über so manchen Kieselstein stolpern können.

Der Fall ist sehr komplex angelegt und erfordert viel Aufmerksamkeit von den Leser:innen, denn hier liegt der Teufel im Detail. Eine gute Kombinationsgabe ist wichtig, um die Zusammenhänge zu erkennen und herstellen zu können.

Dabei sind die im Buch angesprochene Themen aktueller denn je - Wirtschaftskriminalität, Plagiatsvorwürfe und Gewalt gegen Frauen finden leider immer häufiger den Einzug in die täglichen Nachrichtenmeldungen und zeigen das wahre Gesicht der Täter, das sich hinter dem meist schönen Schein verbirgt.

Gabriele Kasperski lässt ihre Leser:innen die subtile Bedrohung immer wieder spüren, die von den Unterdrückern ausgeht und die niemals ihre Wirkung verfehlt. Die Angst sitzt im Nacken und verursacht Beklemmungen und ein ungutes Gefühl beim Lesen. Manche Szenen erinnern an die frühere Affäre des Schweizer Botschafters Thomas Borer, der sich letztendlich selbst mit einem "Ausrutscher" zu Fall gebracht hat.

Auch zeigt sie, wie einfach es ist, sich ein wehrloses, unschuldiges Kind mit einfachsten Mitteln gefügig zumachen und für die eigenen niederen Belange zu missbrauchen. Henri übernimmt unfreiwillig das Handeln des Hänsel aus dem Märchen "Hänsel & Gretel" und legt eine Spur, die nicht nur ihn, sondern auch seine Mutter und alle anderen, die ihnen ein sicheres Zuhause bieten wollen, in höchste Gefahr bringt.

Die Autorin legt viele Brandherde offen und gießt immer wieder Öl ins Feuer, um die Ermittlungen anzuheizen, für Diskussionen zu sorgen nicht nur Schnyder und Meier, sondern auch die Leser:innen in Atem zu halten. Das Erzähltempo passt sich dabei den Flammen an - es beginnt mit einem kleinen Funken, der erst ein bisschen schwelt, dann zündelt, um anschließend gierig auf alles überzuspringen, was sich in den Weg stellt. Ein brandheißes Buch, das erneut zeigt, dass Gabriele Kasperski sich mit allen Spielarten der Krimikunst auskennt und ihre Leser:innen immer wieder aufs Neue überrascht.

Bewertung vom 16.01.2022

Theater in Bayern


ausgezeichnet

Theater, Theater der Vorhang geht auf (Katja Ebstein)

Für die Schauspieler:innen sind es die Bretter, die die Welt bedeuten und auf denen sie ihre Erfolge feiern. Für die Zuschauer:innen ist es das Tor in eine andere Welt, wenn sich der Vorhang hebt und aus Fantasie Wirklichkeit wird.

Mit "Theater in Bayern" öffnen die bayerischen Schauspiel- und Opernhäuser, Kinos, kleine Volksbühnen und Marionettentheater einladend ihre Türen, um die Leser;innen herzlich willkommen zu heißen. Sie laden ein, die historischen Kulturdenkmäler auf eine ganz besondere, ja fast schon intime Art kennenzulernen und erzählen ihre eigene Dramaturgie, wie sie nur das Leben schreiben kann.

Auf dem Rundgang durch die altehrwürdigen Häuser lauschen die Leser:innen den Worten der Expert:innen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, wenn sie die baulichen und historischen Eigenschaften der Gebäude hervorheben und aus dem prächtigen Bildband mit seinen exzellenten Architekturfotos wird plötzlich eine Geschichtsstunde der besonderen Art.

Es ist der Zauberduft von Theaterschminke, etwas staubigem Samt und Aufregung, der sich beim Betrachten der Aufnahmen ausbreitet und so die Fotos zum Leben erweckt. Gerade die großformatigen Abbildungen sind echte Meisterwerke an Farbbrillanz und Tiefe - jedes noch so kleine Detail wird sichtbar und die Leser:innen verlieben sich Herz über Kopf in die Kulturstätten.

Schwere Kristalllüster tauchen die Zuschauerräume in magisches Licht, prachtvoll gestaltete Logen erzählen die wechselvolle Geschichte von Stand und Herkunft und wunderschöne dekorative Elemente setzen einzigartige Akzente, die den Besuch der Theater zu einem märchenhaften Erlebnis werden lassen.

Die Zuschauer:innen erleben ihren ganz persönlichen Sommernachtstraum, wenn sie die beeindruckende Naturbühne des Bergwaldtheaters besuchen, im Schatten der alten Buchen auf den Wurzelplätzen sitzen und nicht nur dem Rauschen der Blätter, sondern auch den Texten der Darsteller:innen lauschen. Im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth betreten die Besucher:innen ein Denkmal, das die Magie der Vergangenheit regelrecht atmet. Es verzaubert mit seinem hölzernen Logenhaus und die Opulenz des Zuschauerraums nimmt einem fast den Atem. Goldene Blütenranken, Putten und wundervolle Schnitzereien ziehen die Blicke der Betrachtenden magisch an und lassen die Herzen höher schlagen. Das Stadttheater Amberg ist in einer ehemaligen Kirche beheimatet und zeigt, wie sich Weltliches und Sakrales miteinander verbinden lässt. Und wenn in der Augsburger Puppenkiste das Licht gedimmt wird, dürfen Urmel, Jim Knopf und Kalle Wirsch Klein und Groß verzaubern.

Mit dem 5. Band aus der Reihe "Genuss mit Geschichte" erstrahlt ein echter Stern am Bücherhimmel - wunderschön, beeindruckend und überwältigend.

Bewertung vom 08.01.2022
Schenz, Viola

Die Geschichte der Oberammergauer Passionsspiele


ausgezeichnet

Die immerwährende Erneuerung des Gelübdes

Wenn am 14. Mai 2022 hoffentlich die ersten Worte in der Premierenaufführung der Passionsspiele 2022 gesprochen werden, schließt sich wieder der Kreis und ein 1633 abgelegtes Gelübde erfährt seine Erneuerung im 10-Jahres-Rhythmus.

Aus Dankbarkeit, dass die restlichen Einwohner von Oberammergau von der Pest verschont geblieben sind, entsteht eine künstlerische und einzigartige Darbietung, die bis heute an Strahlkraft und Faszination nichts eingebüßt hat.

Von der kleinen Dorfbühne bis zur heutigen großen Inszenierung ist der Weg steinig und beschwerlich und die Autorin zeichnet die Stationen der einzelnen Passionsspiele, ihrer Schauspieler:innen und Leiter mit einer solchen Begeisterung nach, dass diese auf die Leser;innen überschwappt und von ihnen Besitz ergreift.

Dabei wird Geschichte und Geschichtliches informativ und sehr lebhaft für die Lesenden aufbereitet, Hintergründe erläutert und der Blick durchs Schlüsselloch ermöglicht, um auch einmal hinter die Bühne zu schauen. Und es scheint, als würde sich Geschichte wiederholen, denn vor genau hundert Jahren musste die Passion 1920 wegen der Spanischen Grippe abgesagt und 1922 nachgeholt werden. Im Passionsjahr 2020 ist es die Corona-Pandemie, die die Passionsspiele in die Knie zwingt und eine Verschiebung auf die Spielzeit 2022 notwendig macht.

Vom Barterlass (ab Aschermittwoch des Vorjahres der Passion dürfen die Darsteller:innen weder Haare noch Bärte stutzen) über Mitwirkungsvoraussetzungen (mindestens 20 Jahre in Oberammergau wohnhaft), der Grundlage im Gelübde bis hin zum politischen Tauziehen und den Wirren in der NS-Zeit - Viola Schenz widmet sich den Oberammergauer Passionspielen intensiv und mit dem nötigen Respekt, um hier die großartige Leistung zu würdigen, die die Mitwirkenden alle zehn Jahre meistern.

Auch die "Entstaubung" durch den neuen Spielleiter Christian Stückl findet hier ihre Erwähnung - erst kritisch von Traditionalist:innen beäugt, als Revoluzzer und Rebell beschimpft, gelingt ihm der einzigartige Schachzug, die eingefahrenen Wege zu verlassen, die Texte neu zu gestalten und dem Passionsspiel einen neuen, modernen Touch zu verpassen, ohne die biblische Geschichte gänzlich außen vor zu lassen. Seine Sichtweise zieht auch junge Menschen an, die mit der traditionellen Verbundenheit nicht viel anfangen könne, denn nicht Jede/r ist heutzutage noch bibelfest. Stückl ist ein moderner Menschenfänger und fasziniert mit seinen Inszenierungen die Zuschauer:innen wie einst Jesus seine Jünger.

Das Hoffnungslicht ist entzündet, damit die Passionsspiele 2022 stattfinden können. Bis dahin empfehle ich von Herzen dieses reich bebilderte Buch, das die Faszination der Oberammergauer Passionsspiele in die heimischen vier Wände trägt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.01.2022
Stiegler, Fritz

Heiner


ausgezeichnet

Das ist meine kleine Welt,
Sie ist frei und ohne Sorgen,
Denn in meiner kleinen Welt
Freu' ich mich auf jeden Morgen.

(Waterloo & Robinson)

Heiner träumt davon, nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule nach Afrika zu reisen, um dort sein Wissen an die Menschen weiterzugeben und ihnen beim Aufbau ihrer Landwirtschaft hilfreich unter die Arme zu greifen. Doch das Schulgeld ist teuer und sein Lohn als einfacher Knecht ist verschwindend gering. Von den Goldenen Zwanzigern merkt Heiner auf dem Land herzlich wenig und so scheint es, dass die Verwirklichung seiner Träume immer mehr in weite Ferne rückt.Um sich zumindest den Traum vom eigenen Hof zu erfüllen, muss Heiner einen hohen Preis zahlen....


Fritz Stiegler erzählt mit leisen Worten die Stationen eines Lebens, das von Kargheit, Entbehrung, Armut und Träumen geprägt ist und in eine längst vergessene Welt entführt, die sich in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts harter bäuerlicher Alltag nennt.

Selten habe ich einen so geradlinigen Menschen erlebt, wie es Heiner ist und der Autor schafft es, diese genügsame Persönlichkeit für den Leser wieder lebendig werden zu lassen und gemeinsam mit ihm die Stationen seines bewegten Lebens mitzuerleben.

Heiners kleine Welt ist im ländlichen Franken fest verankert und das erste Jahr als Knecht ist schwer zu ertragen, denn die Hussnätterin gönnt ihm nicht mal das Schwarze unterm Fingernagel. Zwar hat sie selbst nicht viel auf der hohen Kante, aber Heiner für seinen schwere Arbeit zu entlohnen, liegt ihr fern. Selbst als der Ertrag dank seines Eifers mehr wird, vergällt sie ihm den Erfolg.

Für die Leser:innen wird mit dem Wechsel der Jahreszeiten die Arbeit und das Leben auf dem Hof zugänglich gemacht und durch den sehr bildlichen Schreibstil des Autors hat man das Gefühl, es könne man einen Blick durch das halb blinde Stall- oder zugige Stubenfenster werfen, um ein Teil dieser Szenerie zu werden.

Obwohl unaufgeregt und manchmal schon mit stoischer Gelassenheit erzählt, fesselt der Lebensweg von Heiner die Leser:innen an die Seiten, denn im Verlauf der Jahrzehnte spiegelt sich die Zeitgeschichte des letzten Jahrhundterts wieder. Der politische Wandel macht auch vor der Landbevölkerung nicht halt und hier wird deutlich, wie einfach es gewesen sich, sich der Verantwortung zu entziehen, in dem man einfach wegschaut. Denn was nicht sein darf, kann nicht sein, wenn man es einfach ignoriert.

Dabei wird der Bogen zum aktuellen Zeitgeschehen gespannt und Stiegler braucht nicht einmal mahnend den Zeigefinger zu heben- seine Botschaft kommt ohne große Worte und Gesten aus und erreicht die Leser:innen klar und unmissverständlich.

Für mich einer der schönsten Momente im Buch - das WM-Finale 1954. Die Beschreibung der jubelnden Menschen vor dem Fernseher und Heiners kleiner, ganz persönlicher Glücksmoment lassen mir das Herz aufgehen.

Mit fortschreitendem Alter muss Heiner erkennen, dass er einen hohen Preis für sein Lebensglück bezahlt hat. Seine mehr als gottesfürchtige Ehefrau macht ihm das Leben an ihrer Seite nicht gerade leicht, aber Heiner erfreut sich täglich an seinen Tieren und seiner Arbeit auf dem Hof.

Bis zum Lebensabend dürfen die Leser:innen hier an Heiners Seite sein und ihm in die Seele schauen, seine Gefühle und Gedanken kennenlernen. Ein außergewöhnlicher Mensch, dessen Lebensgeschichte eine wundervolle Botschaft enthält - das Glück liegt oft in den kleinen Dingen des Lebens.

Ein wundervoller Roman mit vielen berührenden Momenten und ab und zu einem kleinen Augenzwinkern.

Absolute Leseempfehlung für diese kleine Kostbarkeit

Bewertung vom 30.06.2021
Wedewardt, Lea;Hohmann, Kathrin

Kinder achtsam und bedürfnisorientiert begleiten


ausgezeichnet

Respektvolles Miteinander statt Erziehung um jeden Preis

Der KiTa-Alltag ist oft geprägt von Stress und Hektik und es ist nicht leicht für das pädagogische Fachpersonal, sich allen Bedürfnissen gleichzeitig zu stellen. In vielen Einrichtungen sind noch die alten erlernten Muster von Erziehung, Belohnung und Strafe gängige Praxis, die mehr Regeln und unwillkürliche Manipulation beinhalten, anstatt tatsächlich auf die Bedürfnisse der Kinder und ihrer Eltern, sowie der Fachkräfte einzugehen.

Das Buch gibt einen ersten Anstoss, wie die Begegnung auf Augenhöhe funktionieren kann, damit sich der Erziehungs - und Bildungsauftrag neu definiert. Es zeigt anhand von vielen Beispielen auf, die eigenen Sichtweisen einmal etwas genauer zu betrachten und somit Handlungen zu überdenken.

Dabei gilt es sich auf die Bedürfnisse aller Beteiligten einzustellen, die (Wohlfühl- und persönliche) Grenzen der Kinder und der Mitarbeitenden zu kennen und zu wahren und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Es heißt jedoch nicht, dass jeder alle Wünsche umgehend erfüllt bekommt, Schwierigkeiten aus Angst vor Konflikten aus dem Weg zu gehen, Bedürfnisse zu verdrängen oder zu allem Ja zu sagen. .

Im Buch geht es um ein gewaltfreies Miteinander (leider wohl immer noch nicht in allen Einrichtungen selbstverständlich - Beschämung, Demütigung, Isolierung etc. sind noch gängige "Erziehungsmethoden"), Annehmen von (eigenen) Stärken und Schwächen, Bedürfnisorientierung und Werteermittlung.

Die bedürfnisorientierte Kinderbetreuung bedeutet eine ausgewogene Mischung aus Vertrauen und Verantwortung, Respekt und Mitgefühl, Selbstbestimmung und Mitbestimmung, Begegnung auf Augenhöhe und schafft so eine starke Verbindung zwischen allen Beteiligten, damit Kinder ihre Potenziale frei entfalten könne und so neugierig, gestärkt und achtsam in einem respektvollen Miteinander aufwachsen, fernab jeglicher Gewalt.

Bewertung vom 15.06.2021
Daenen, Frank

Heiße Milch mit Honig


ausgezeichnet

Ein Trostpflaster für Kinder in Buchform

Kurz vor dem Winterschlaf schmieden der Kleine Bär und der Große Bär noch Pläne für all die Abenteuer und Unternehmungen, die sie im Frühling gemeinsam erleben wollen. Aber als Kleiner Bär im Frühling aufwacht, ist nichts mehr, wie es war, denn Großer Bär ist einfach nicht mehr da. Nichts und niemand vermag Kleiner Bär zu trösten, weder die warmen Sonnenstrahlen, noch die vielen zarten Blüten an den Bäumen oder gar seine Freunde. Aber bei einer Tasse heißer Milch mit Honig erkennt Kleiner Bär, dass er doch nicht alleine ist und die Erinnerungen an Großer Bär etwas ganz Wunderschönes sind...

"Heiße Milch mit Honig" ist ein kleines Trostpflaster für Kinder, die den Verlust eines geliebten Menschen verarbeiten müssen. Das Buch zeigt mit liebevollen Worten und warmherzigen Bildern den Kleinen, dass sie nicht alleine sind mit ihren Gefühlen und bietet ihnen so die Möglichkeit, einen Weg in das Leben zu finden, in dem zwar der geliebte Mensch nicht mehr anwesend sein wird, aber dafür die Erinnerungen an ihn umso lebendiger.

Ein Buch, das behutsam vom Umgang mit dem Verlust spricht und gleichzeitig dem trauernden Kind zeigt, dass es nach einer gewissen Zeit auch wieder schön werden kann und es nicht alleine ist. Es spendet Trost und Hoffnung zugleich und bewirkt, dass das Kind seinen schweren Kummer ein wenig besser ertragen kann.

Für die Trauerarbeit mit Kindern ein unverzichtbares Buch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.06.2021
Uebe, Ingrid;Uebe, Katja

24 Weihnachtswichtel


ausgezeichnet

Zauberhafter Buchadventskalender

Mit dem ersten Dezember beginnt die Vorfreude auf das schönste Fest des Jahres und dieser liebevoll gestaltete Buchadventskalender verkürzt das Warten auf die Bescherung mit 24 kleinen Wichtelgeschichten und Gedichten.

Schon allein das Cover verführt mit Wunderfunkelglitzerzauber und lädt zum Entdecken ein - der Weihnachtsbaum ist festlich geschmückt mit leuchtenden Kerzen, kleinen Lebkuchenmännchen und anderen Süßigkeiten und natürlich mit roten Kugeln.

Die kleinen Weihnachtswichtel erleben jeden Tag eine aufregende Geschichte, wenn sie basteln, kochen, werkeln und mit Feuereifer bei der Sache sind: einmal ist der Weihnachtsmann krank, o weh, ein anderes Mal fährt Till mit den Kindern Schlitten, Nicki freut sich über das Karussell auf dem Weihnachtsmarkt, Beppo rettet einen kleinen Engel und Olli hilft einem Eichhörnchen, die Wintervorräte zu finden.

Die Geschichten sind warmherzig und mit viel Liebe erzählt, die Buch Seiten aufwendig und detailreich gestaltet, sodass hier das Warten auf den großen Tag leicht fällt. Die Wichtel mit ihren roten Zipfelmützen schließt man sofort ins Herz und sie werden schnell zu guten Freunden für die Kindern.

Und wer weiß, vielleicht begegnet auch dir ein kleiner Weihnachtswichtel, wenn du beim Kuscheln in Mamas oder Papas Arm seiner Geschichte lauschst....

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2021
Zechner, Marion

Bewölkt aber trocken


ausgezeichnet

Ein tiefer Fall führt oft zu höherm Glück (Shakespeare)

Irgendwie wächst Lucy alles über den Kopf. Wie soll sie bloß die Anforderungen, die in ihrem Job als Lehrerin an sie gestellt werden, mit dem wuseligen Alltag Zuhause unter einen Hut bringen ? Was mit einem kleine Schlückchen zur Entspannung beginnt, wird schon bald zu einer unstillbaren Gier, die so übermächtig wird, dass Lucy keinen Ausweg mehr findet. Erst ein Unfall, der mehr als glimpflich ausgeht, rüttelt sie wach. Aber bis zum letzten Schritt fehlt noch ein kleines bisschen Mut und den nötigen Antrieb erhält Lucy von Marie, eine Freundin, die wirklich zu ihr steht...


Für mich ist "Bewölkt aber trocken " eines meiner Buchhighlights im Lesejahr 2021, denn dieser Roman ist großartig und aufrüttelnd zugleich, mitreißend und manchmal auch brüllend komisch, trotz oder gerade wegen des ernsten Themas.

Marion Zechner gibt dem Leser die Möglichkeit, mit einer unglaublich authentischen Darstellung von Lucy in ihre Haut zu schlüpfen und so das ganze Ausmaß der Sucht mitzuerleben. Die Heimlichkeiten und das schlechte Gewissen, der Kampf gegen die eigenen Dämonen und das triebhafte Verlangen nach dem nächsten Schluck Alkohol sorgen für Zerrissenheit, Selbstaufgabe und Gedanken, die sich permanent im Kreis drehen.

Der Alltag in der Entwöhnungsklinik und das Auseinandersetzen mit der eigenen Sucht bietet einen ungeschönten Einblick in die Geschichten der Erkrankten und lässt das ein oder andere Tränchen fließen. Aber auch hier gelingt es der Schreibenden, nicht die schwere der Themen Oberhand gewinnen zu lassen, sondern sie schlägt gekonnt eine Brücke zwischen Ernsthaftigkeit und Szenekomik. Lucys Humor ist einzigartig und sorgt für echte Lacher - ich mag sie als Frau, als Persönlichkeit, denn sie hat den Mut, zu ihren Fehlern und Schwächen zustehen und die Konsequenzen zu tragen.

Es ist ein ständiges Auf und Ab, ein Hoffen und Bangen, ob sich der steinige Weg lohnt und am Ende des Aufenthaltes der Start in ein neues, suchtfreies Leben auf Lucy wartet. Es gibt Rückschläge und Tränen, aber auch kleine Erfolge, die Auftrieb geben und das Weitermachen positiv unterstützen.

Marion Zechner verpackt ein brisantes Thema mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen zu einem Roman, der unter die Haut geht und deutliche Spuren hinterlässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.