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DrAmaya

Bewertungen

Insgesamt 102 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2020
Zugvögel
McConaghy, Charlotte

Zugvögel


ausgezeichnet

Mein Jahreshighlight: Spannend, kraftvoll, emotional

Das Buch “Zugvögel” ist der 400-seitige Debütroman der Autorin Charlotte McConaghy, erschienen am 26.08.2020 im S. FISCHER Verlag. Das Buch erzählt von Franny in einer Zeit, in der fast alle Tiere, Vögel und Fische auf der Erde bereits ausgestorben sind. Franny fühlt sich insbesondere den Vögeln, aber auch der Wildheit des Meeres besonders verbunden, mehr als den Menschen und so wundert es kaum, dass sie selbst eher ruhelos und am liebsten auf Wanderschaft ist, immer auf der Suche nach Freiheit und dem Meer. Als die letzten Küstenseeschwalben ihre vermeintlich letzte Reise von Grönland in die Antarktis antreten, beschließt Franny auf der Suche nach Erlösung ihre Küstenseeschwalben zu begleiten und sich so den Naturgewalten des Atlantiks anzuvertrauen.
Die Autorin hatte mich bereits mit ihren ersten Worten:
“Die Tiere sterben. Bald sind wir hier ganz allein.” (Teil 1, Kapitel 1)
Der Schreibstil ist kraftvoll, poetisch und wunderschön und ruhig zugleich und schafft es, die Wildheit und Kraft der Ozeane und gleichzeitig auch die Anmut und Eleganz der Vögel auf beeindruckende und bewegende Weise zu beschreiben ohne je mit dem Finger auf Schuldige zu zeigen. Aufgrund der Thematik über die Sorge des Artensterbens ist der Roman von einer fast schon greifbaren Melancholie geprägt, die zudem durch tiefe Traurigkeit und Verzweiflung von Franny verstärkt wird, aber weit über den Klimawandel und das Artensterben allein hinausgeht.
Der Leser wird nicht nur auf die beschwerliche Reise in die Antarktis, sondern auch auf eine Reise in die Vergangenheit von Franny mitgenommen – genau genommen in mehreren Zeitschienen, die unabhängig voneinander erzählt werden. Was auf den ersten Blick verwirrend zu sein scheint, gibt dem Buch aber eine zusätzliche Dynamik und verstärkt den symbolhaften Charakter. Insbesondere die Eigenarten der Protagonistin Franny haben für mich einen herausragenden symbolischen Charakter: Einmal wirkt sie wie ein Vogel, oder auch das Meer und als Leser kann man immer wieder erahnen, welchen Schaden ihre Seele nimmt, wenn sie sich wider ihrer Natur verhält.
Aber auch die anderen Charaktere sind großartig. Insbesondere die Crew des Fischerbootes, mit dem Franny reist, ist ziemlich exzentrisch und es treffen viele unterschiedliche Einzelschicksale aufeinander, die die Stimmung des Buches nur noch weiter untermalen.
Für mich avanciert dieses Buch als mein persönliches Lese-Highlight des Jahres. Ich bin zutiefst beeindruckt, wie man mit Stille und beispielsweise dem Nicht-Vorhandensein von Vogelgezwitscher einen so starken Nachhall erzeugen kann, wie aber auch gleichzeitig die Liebe, Kraft, Wildheit, Anmut, Eleganz und Fragilität alles Seins thematisiert wird, ohne mit dem Finger zu zeigen und gleichzeitig auch ein hoffnungsvolles Ende zu bieten. Dieses Buch hat mich zutiefst bewegt und wird mir sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.08.2020
Find Your Magic
Biesalski, Conni

Find Your Magic


gut

Motivierende Grundstimmung aber für mich etwas zu oberflächlich

"Find Your Magic – Eine Reise Zu Dir Und Deiner Bestimmung” von Conni Biesalski ist am 03.06.2020 bei dem GRÄFE UND UNZER Verlag erschienen und umfasst 240 Seiten. Die Autorin teilt in diesem Buch ihre Erfahrungen zu sich selbst und seiner Bestimmung zu finden. Das Buch umfasst außerdem praktische Anregungen zur Morgenmeditation, Fantasie-Übungen und konkrete Vorschläge, sich auszuprobieren, damit wir endlich in Aktion kommen.
Am Anfang des Buches war ich etwas skeptisch und ich bin es auch immernoch, nun aber auf andere Weise. Am Anfang hatte ich zunächst Probleme reinzukommen – die Inhalte wirkten für mich etwas aufgesetzt und fast schon spirituell. Das wurde dann im Laufe des Buches besser und die Motivation und die Lebensfreude der Autorin war durch ihre Worte fast schon greifbar. Das finde ich auch immernoch sehr beeindruckend. Inhaltlich muss ich aber leider feststellen, dass das Buch sehr oberflächlich erscheint. Hier gibt es vermutlich viele andere klassische Werke dieses Genres, auf die man stattdessen zurückgreifen sollte.
Die Inhaltliche Hauptaussage des Buches ist aber definitiv richtig, wir sollten endlich etwas tun: Nur über Dinge nachzudenken, mag zwar ein paar Fehler vermeiden, ermöglicht uns aber auch nicht, an ihnen zu wachsen. Außerdem wären wir in einem Jahr immer noch an der Stelle, wo wir heute sind. Aber das ist natürlich schnell vermittelt. Stattdessen gibt es einige autobiografische Informationen sowie Anregungen und Tipps, wie man sich praktisch in Richtung seiner Bestimmung vorarbeiten kann. Hier scheint allerdings der Fokus auf die Instagram & Co. Generation gelegt zu werden. Auch sprachlich fühlte ich mich etwas zu alt für dieses Buch. Lesen lässt es sich aber trotzdem sehr gut.
Für mich war es definitiv nicht das richtige Buch des Genres, aber als Wissenschaftlerin habe ich vermutlich einfach etwas anderes erwartet.

Bewertung vom 26.08.2020
Du bist ok, so wie du bist (eBook, ePUB)
Saalfrank, Katharina

Du bist ok, so wie du bist (eBook, ePUB)


gut

Kein Grundlagenbuch aber regt zum Nachdenken an

Das Buch “Du bist ok, so wie du bist – Beziehung statt Erziehung: Was Kinder wirklich stark macht" von Katharina Saalfrank ist am 06.05.2020 als Neuauflage auf 240 Seiten im GRÄFE UND UNZER Verlag erschienen. Die Autorin appelliert in diesem Buch an die Unterschiede zwischen der Erziehung von Kindern und der Beziehung zu Kindern.
Das Buch führt nicht nur geschichtliche Hintergründe für die Wandlung der Herangehensweise in der Kinder-Erziehung/-Beziehung an, sondern stellt vor allem auch die heutigen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen vor. Die Autorin gibt außerdem auch unterschiedliche Beispiele aus der Praxis, was in der Erziehungsweise schief laufen kann. Hier fehlen mir persönlich häufig die Gegenbeispiele, wie es laufen sollte. Die kommen im Buch leider sehr kurz. Stattdessen soll sich der Leser wieder auf seine eigene Intuition verlassen. Wie wir das allerdings lernen und den Mut entwickeln, Ratgeber Ratgeber sein zu lassen, dazu müssen wir vermutlich erst in eine entsprechende Beratungsstunde.
Das Buch wird außerdem als Grundlagenbuch beworben. Hier finde ich gut, dass im Buch durchaus auch wissenschaftliche Erkenntnissse mit einbezogen werden. Allerdings ist mir die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen viel zu einseitig und über die Relevanz der Studien lässt sich ohne weitere Recherche leider nur wenig sagen.
Ich fand die Lektüre wirklich gut, vor allem auch da man die Beziehung zu seinen Eltern und Mitmenschen plötzlich in einem etwas anderen Licht sieht. Allerdings könnte das Buch etwas mehr auf den Punkt sein, um wirklich nachhaltig hilfreich zu sein. Aber so hilft es hoffentlich bereits ein Umdenken anzuregen.
Aus meiner Sicht durchaus eine Lektüre wert, vermutlich wird man sich danach aber nach weiteren Büchern umschauen müssen ;)

Bewertung vom 26.08.2020
Das Netz / Island-Trilogie Bd.1
Sigurdardottir, Lilja

Das Netz / Island-Trilogie Bd.1


sehr gut

Im Netz der Reykjavík Noir Trilogie: Ein gelungener Auftakt

"Das Netz” von Lilja Sigurðardóttir ist am 16.06.2020 auf 360 Seiten im DuMont Buchverlag erschienen und bildet den Auftakt zur Reykjavík Noir Trilogie. Sonja, eine junge Mutter, hat das Sorgerecht für ihren Sohn wegen der Affäre zu einer Frau, Agla, verloren. Nun braucht Sonja Geld, um sich einen guten Anwalt leisten zu können und ihren Sohn wiederzubekommen. Agla hat zwar Geld, kämpft allerdings mit den Auswirkungen des isländischen Finanzcrashs, in den sie verwickelt ist. Sonjas einziger Ausweg scheint das kurzzeitige Schmuggeln von Kokain. Bei ihren Besuchen am Flughafen beginnt der kurz vor der Pension stehende Zollbeamten Bragi allerdings zu ahnen, dass ihr fast schon zu perfektes Auftreten eine Fassade ist. Zwischen Sonja, Bragi und Agla entspinnt sich ein Netz der Kriminalität, in dass die drei sich immer weiter zu verstricken scheinen.
Die Handlung des Buches ist sehr komplex, allerdings wirkt sie dabei nie künstlisch oder gar negativ – ich war jedenfalls sehr positiv überrascht über die Komplexität und Vielschichtigkeit der Erzählung die dabei so verdammt realistisch wirkt. Dabei gibt es aber keinen starken Spannungsbogen, die Spannung wird eher unterschwellig aufgebaut und kommt ohne viel Blut und Gewalt aus. Für diesen Spannungsaufbau helfen auch die recht kurzen Kapitel, die immer wieder die Geschehnisse aus Perspektive der drei Haupt-Protagonisten erzählen.
Die Gestaltung der Charaktere ist sehr gelungen. Wir haben es hier mit sehr vielschichtige Charakteren zu tun, die keine Klischees bedienen. Und auch wenn sich die Charaktere immer mehr im Netz der Kriminalität zu verstricken scheinen, schafft es das Buch trotzdem, dass man Sympathien für die Charaktere entwickelt und ihre Entscheidungen durchaus versteht. Die Autorin reizt sehr gekonnt aus, dass es nicht nur Schwarz und Weiß, Gut und Böse oder Richtig und Falsch gibt, sondern sehr viele Abstufungen dazwischen und zeigt uns damit sehr eindrucksvoll, wie auch wenige (falsche) Entscheidungen dazu beitragen können, dass man sich mehr und mehr im Netz der Kriminalität verfangen kann.
Der Schreibstil ist alles in allem recht einfach gehalten, trägt aber auch eine gewisse Dunkelheit in sich und liest sich sehr flüssig. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Ich habe lediglich etwas von der Atmosphäre Islands vermisst, auch das Ende ist mir etwas zu offen gestaltet, aber das ist vermutlich dem geschuldet, dass es der Auftakt einer Trilogie ist.
Ich hatte jedenfalls sehr viel Lesespaß mit diesem Buch, und empfehle es sehr gern weiter!

Bewertung vom 25.07.2020
Kochen wie in Japan (eBook, ePUB)
Iriyama, Kaoru

Kochen wie in Japan (eBook, ePUB)


sehr gut

Lasst uns unser Essen wieder dankbar genießen!

Das Buch “Kochen wie in Japan” von Kaoru Iriyama ist am 06.05.2020 auf 144 Seiten im Gräfe und Unzer Verlag erschienen. Die Autorin wuchs gebürtig in Japan auf und präsentiert dem Lesenden in den Kategorien Suppen und Nudeln, Reisgerichte, Hauptspeisen, Beilagen und Salate, Hotpot und Streetfeed sowie Süßes unterschiedlichste Rezepte an.
Die Rezepte sind sehr übersichtlich aufgebaut und liefern neben den Zutaten und den Kochanweisungen Informationen zur Anzahl der Portionen sowie Nährwertangaben und Tipps. Außerdem möchte ich auch explizit die Rezeptfotos hervorheben, denn die sind wirklich toll! Den Rezepten selbst kann man sehr gut folgen, man sollte allerdings schon. etwas Erfahrung in der Küche mitbringen. Insbesondere die Darstellung in der Printausgabe gefällt mir sehr gut und ist sehr übersichtlich. Im ebook ist die Gesamtwirkung leider nicht so gut und mir persönlich fehlt auch das Register im ebook. Für die Zubereitung eines der Rezepte muss man vermutlich zunächst erst noch in einen gut sortierten Supermarkt oder in einen Asialaden – zumindest ich hatte bei weitem nicht alle Zutaten zuhause. Aber das wundert mich bei der japanischen Küche eher weniger.
Neben den Rezepten gibt es auch eine prägnante und damit leider auch nur sehr kurze Einleitung zur Küche und Esskultur in Japan. Hier hätte ich gern noch sehr viel mehr gelesen, denn bereits in diesen wenigen Sätzen, wirkt die Autorin sehr sympathisch.
Das Buch liest sich wirklich gut und enthält einige Rezepte, die ich gern nachkochen werde. Besonders toll finde ich, dass Sushi eher am Rande eingeführt wird und wir eher traditionelle Rezepte vorgestellt bekommen. Auch die Kategorie Süßes hat mir sehr gefallen und hat mich zudem überrascht – ich wusste bisher noch nicht, dass es Shortcake auch in Japan gibt. Ansonsten ist vermutlich für jeden etwas dabei, allerdings sind für Veganer und Vegetarier nur eine begrenzte Anzahl Rezpete verfügbar, und auch nicht gekennzeichnet.
Ein schönes Buch, dass ich gern empfehle. Einige der Zutaten hat man mit Sicherheit nicht zuhause, aber wenn man sich darauf einlässt, kann man mit diesem Buch ganz tolles Essen dankbar genießen!

Bewertung vom 23.07.2020
Das wirkliche Leben
Dieudonné, Adeline

Das wirkliche Leben


gut

Erschreckend, aufwühlend, brutal und doch faszinierend

Der Roman “Das wirkliche Leben" von Adeline Dieudonné ist im dtv Verlag auf 240 Seiten erschienen. Die Geschichte beginnt in einer tristen Reihenhaussiedlung am Waldrand und erzählt von einem zehnjährigen Mädchen und seiner Familie. Alles erscheint auf den ersten Blick normal – bis auf die Eigenschaften des Vaters, der mit seinen Aggressionen und seiner Leidenschaft zur Jagd und zum Whisky, aus dem Rahmen fällt. Eines Tages passiert ein tragischer Unfall, der das Mädchen und ihren vier Jahre jüngeren Bruder traumatisiert und das Lachen in dem Reihenhaus erstummen lässt.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr eindrücklich und einfach gehalten, teilweise auch sehr bildhaft. Manche Szenen sind mir allerdings schon fast zu bildhaft und brutal. Ich lese gern und viele Thriller und habe auch kein Problem mit Blut und Brutalität, aber das Ausmaß an Tierquälerei war mir einfach zu viel. Ich habe öfter überlegt das Buch beiseite zu legen, aber die Spannung, die die Autorin erzeugt, hat mich durchhalten lassen.
Gerade bei den Szenen der Tierquälerei hat mich die Emotionslosigkeit der Protagonistin etwas verwundert. Rückblickend wirkt das aber auch konsistent mit der Realität, die sie sich schafft und ist erklärbar, durch die verstörende Tragödie. Sie und ihr Bruder waren immerhin Kinder und ohne Rückhalt in der Familie, sind solche Szenen mit Sicherheit nur sehr schwer zu verarbeiten. Ihr Bruder hat sich dem Dunklen und damit seinem Vater zugewandt wohingegen sie sich ganz der Veränderung der Ereignisse widmet.
Die Geschichte selbst hat mich fasziniert und gefesselt und insbesondere das Ende hat mich überrascht und passt sehr gut in die Erzählung. Manche Entwicklungen in der Story haben mir allerdings etwas zu offensichtlich Klischees bedient. Zusammenfassend kann ich das Buch empfehlen, würde aber eine Trigger-Warnung empfehlen. So hat es mich persönlich an einem Sonntag ziemlich aufgewühlt und entsetzt zurückgelassen.

Bewertung vom 12.07.2020
Das Geheimnis des Träumers / Strange the Dreamer Bd.3
Taylor, Laini

Das Geheimnis des Träumers / Strange the Dreamer Bd.3


gut

Fantastische Ideen und Schreibstil aber zu wenig Fantasy und zu viel Romance

Mit “Muse of Nightmares – Das Geheimnis des Träumers” ist bereits der dritte Band der Reihe “Strange the Dreamer" von Laini Taylor erschienen. Das Buch umfasst 352 Seiten und ist im Jahr 2020 beim Verlag ONE erschienen. Die Autorin knüpft mit diesem Teil nahtlos an die vorhergehenden Bände an. Sarai findet sich in einem real gewordenen Albtraum wider, in dem ihre Liebe, ihr Leben und das aller Bewohner von Weep auf dem Spiel stehen.
Der Prolog des Buches hat mich wirklich sofort gefesselt. Die Autorin schafft es auf wunderbare Weise fantastische Welten vor dem inneren Auge des Lesers zu kreieren. Der Schreibstil, kommt fast schon poetisch daher und passt wunderbar ins Setting. Ihr Ideenreichtum und auch die Abwechslung gefallen mir wirklich ausgezeichnet. Auch die Charaktere sind sehr gut beschrieben und weisen charakterliche Tiefe auf. Inwieweit sich die Charaktere allerdings durch und mit der Handlung entwickeln, lässt sich für mich nur schlecht beurteilen, da dies für mich der erste Band der Autorin war. Hierzu gleich auch ein Wort der Warnung: Man sollte dieses Buch wirklich nicht ohne Vorkenntnis der ersten zwei Bände lesen. Der Prolog lässt zwar erwarten, das ein einfacher Einstieg möglich ist, aber sobald sich die Erzählungen in die Zitadelle verschieben, ist es ohne Vorwissen schwer zu folgen. Ab ca. der Hälfte des Buches wird es dann aber auch wieder einfacher.
Der Prolog (und der Erzählstrang, der daran anknüpft) war für mich wirklich ein Highlight des Buches. Der Spannungsbogen war toll und die Ereignisse konnten mich immer wieder überraschen. Von der Haupthandlung im Buch haben mich allerdings die ganzen Liebesszenen abgelenkt. Das war mir einfach zu rosarot. Es ist sehr wenig passiert und es wurde sehr viel gekuschelt. Aber das ist meine persönliche Meinung. Damit hatte ich nur leider nach diesem absolut genialen Einstieg nicht gerechnet.
Außerdem stört mich an diesem Band, dass eigentlich kaum etwas passiert. Am Ende des Buches wird erkennbar, in welche Richtung es nun weitergehen könnte und dass vermutlich noch tolle Wendungen und Ereignisse anstehen, aber leider nicht in diesem Band. Dies ist vermutlich der Übersetzung ins Deutsche und damit auch der Teilung des Buches in zwei Teile geschuldet.
Mich konnte das Buch so leider nicht überzeugen, nun auch die restlichen Teile der Reihe noch zu lesen. Mir war einfach der Liebes-Anteil zu groß und abgesehen davon, ist durch die Teilung des Buches einfach zu wenig passiert. Ohne diese Liebesszenen wäre das Buch und vor allem der Schreibstil der Autorin absolut meins. Das Buch ist vermutlich ein Must-Read für alle Leser der Strange the Dreamer-Reihe und auch Fans der Gattung Romantasy.

Bewertung vom 05.07.2020
DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1
Jonasson, Ragnar

DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1


sehr gut

Düsterer Auftakt einer interessant aufgebauten Thriller-Trilogie

Der Thriller “Dunkel” von Ragnar Jónasson bildet mit 384 Seiten den Auftakt zur Thriller-Trilogie um die Kommissarin Hulda Hermannsdóttir, die kurz vor ihrem Ruhestand steht. Hulda soll allerdings frühzeitig in den Ruhestand geschickt werden, um schnell Platz für einen jüngeren Kollegen zu machen. Einen letzten Fall, einen Cold Case, darf sie sich aber noch aussuchen und ihre Ermittlungen um den angeblichen Selbstmord einer jungen Russin, die als Asylbewerberin nach Island kam, beginnen.
Insbesondere das Cover des Buches hat mir sofort gefallen. Aber auch die Schreibweise des Autors gefiel mir wirklich gut. Gerade die melancholische Stimmung Islands hat der Autor wirklich sehr gut getroffen. Aber auch die Gestaltung des Charakters von Hulda ist wirklich sehr gelungen. Wirklich beeindruckt hat mich hier, dass obwohl es sich um den Anfang der Hulda-Trilogie handelt, es eigentlich um das Ende der Erzählungen geht. Der Autor erzählt die Trilogie in gewisser Weise rückwärts und gibt uns bereits in diesem Teil einige Einblicke in die Vergangenheit und die traumatischen Erlebnisse von Hulda.
Aber nicht nur die Trilogie scheint sehr interessant angelegt zu sein, auch der Aufbau des Thrillers hat mir sehr gut gefallen. Wir erfahren einerseits Details durch die Ermittlungen von Hulda und parallel Erlebnisse aus der Vergangenheit, die man erst mit Fortschreiten der Erzählung besser einzuordnen weiß.
Bei diesem Thriller handelt es sich definitiv nicht um eine action-geladenene Erzählung. Gerade zu Anfang ist der Fortgang auch eher träge. Aber insbesondere im letzten Drittel des Buches kommt Spannung und Geschwindigkeit auf und der Autor konfrontiert uns zudem mit einem sehr überraschenden und wunderbar düsterem Ende.
Für mich war es definitiv eine Lektüre, die ich sehr gern genossen habe und ich bin schon sehr gespannt, auf die zwei weiteren Bände der Trilogie.

Bewertung vom 17.06.2020
Der Fahrer / Kerner und Oswald Bd.3
Winkelmann, Andreas

Der Fahrer / Kerner und Oswald Bd.3


sehr gut

Ein leuchtender und spannender Thriller über die modernen Gefahren unserer Gesellschaft

Der Thriller “Der Fahrer” von Andreas Winkelmann umfasst 400 Seiten und ist beim ROWOHLT Taschenbuch Verlag erschienen. Andreas Winkelmann präsentiert uns hier den dritten Fall des Hamburger Polizeikommissars Jens Kerner und seiner Kollegin Rebecca Oswald: Ein Serienmörder treibt in Hamburg sein Unwesen. Er scheint es auf Kundinnen des Fahrdienstes MyDriver abgesehen zu haben und spielt mit dem Hashtag #findemich über Instagram mit der Polizei ein perfides Spiel. Eine rasante Jagd um Leben und Tot beginnt, bevor die Opfer als leuchtendes Beispiel der Inkompetenz der Polizei tot und angemalt mit fluoreszierender Farbe präsentiert werden.
Andreas Winkelmann schafft es auch in diesem Buch aus alltäglichen Situationen eine spannende, rasante und sehr realistische Atmosphäre zu kreiren, die mich bereits ab der ersten Seite gefesselt hat. Insbesondere der Bezug zu aktuellen und modernen Themen wie Hashtags und den sozialen Netzwerken geben dem Thriller ein gewissen Etwas, dass hoffentlich einige der Leser zum Nachdenken bringt. Der Schreibstil ist flüssig und die Spannungskurve ist großartig umgesetzt. Der Plot wirkt zu keiner Zeit konstruiert und regt zum Miträtseln an. Trotzdem schafft es der Autor, mich mit dem Täter und den Zusammenhängen zu überraschen.
Bei diesem Teil mag ich insbesondere auch die Verflechtungen des Beruflichen und Privaten des Ermittlerduos. Der Serienmörder scheint es auf den Ermittler Jens Kerner abgesehen zu haben und wir lernen so Teile seiner Vergangenheit kennen. Der Charakter erhält dadurch mehr Tiefe und wird für den Leser sogar noch sympathischer. Die Balance ist wirklich gut gewählt und der Fokus immer noch auf den eigentlichen Ermittlungen.
Der Thriller ist auch ohne Vorkenntnis der anderen Fälle des Ermittlerduos sehr gut lesbar und steht für sich. Ich kann ihn (fast) uneingeschränkt empfehlen, es ist wirklich eine tolle Lektüre. Für mich war leider die Auflösung nicht ganz logisch und daher gibt es nur 4 von 5 Sternen. Trotzdem wirklich lesenswert!

Bewertung vom 31.05.2020
Subliminal. Das Experiment
Rehm, Thorsten Oliver

Subliminal. Das Experiment


ausgezeichnet

Nicht nur unterbewusst erschreckend (großartig!)

In “Subliminal. Das Experiment” von Thorsten Oliver Rehm, erschienen als Hardcover mit 472 Seiten beim Ruhland Verlag, ist die Journalistin Natascha da Silva mit der Untersuchung der zunehmenden Verrohung und Gewaltbereitschaft der Gesellschaft einem brisanten Thema auf der Spur. Diese Story soll ihre Karriere retten. Doch mit ihren Recherchen erscheint sie schnell auf dem Radar einer mächtigen Gruppierung und kämpft fortan nicht nur um Leben und Tod sondern auch für eine Zukunft der Gesellschaft.
Der Autor schafft es bereits ab der ersten Seite den Leser zu fesseln – die Spannung ist sofort greifbar, der Schreibstil ist bildhaft und flüssig und die Charaktere sind überaus gut gezeichnet. Als besonders gut habe ich den Spannungsbogen empfunden: Der Autor entfaltet eine komplexe Story, die allerdings zu keiner Zeit konstruiert wirkt und zudem Interpretationsspielraum für den Lesenden schafft. Insbesondere das Setting rund um die Journalistin Natascha bewirkt, dass ich die ganze Zeit mit ihr mitgefiebert und mitgerätselt habe. Die wissenschaftlichen Hintergründe, von denen sie durch ihre Recherchen erfährt, sind sehr gut recherchiert und passen ausgezeichnet in den Plot. Noch authentischer wirkt das Ganze dadurch, dass die Beispiele der zunehmenden Gewaltbereitschaft der Gesellschaft Artikeln aus heutigen Zeitungsberichten entsprungen sein könnten. So werden auch wir als Leser Teil dieses Thrillers. Dieses Niveau hält der Autor konstant aufrecht und schafft es auch, eine schlüssige Auflösung zu bieten, die nicht künstlich wirkt und sich sehr gut in das Gesamtbild fügt.
Das Buch bietet außerdem sehr viel Tiefgang: Der Autor hält unserer Gesellschaft gekonnt einen Spiegel vor, indem er die Macht der Medien eindrucksvoll präsentiert und regt so zum Nachdenken und hoffentlich auch zum Hinterfragen an. Er spielt dabei mit sichtbaren und unsichtbaren Mächten, die getrieben sind von unterschiedlichen Motiven wie Macht, Profit, Wissenschaft oder der Verbesserung des Einzelnen und der Gesellschaft – Die Authentizität dieses Wissenschafts-Thrillers ist wirklich erschreckend.
Für mich war dieses Buch wirklich ein Highlight und es wird mit Sicherheit nicht mein letztes Buch des Autors gewesen sein. Ich kann dieses Buch jedem wärmstens ans Herz legen, der sich kritisch mit der Macht der Medien und auch unsichtbarer Mächte auseinandersetzen möchte. Ihr werdet hier mit einem spannenden, großartigen Buch belohnt, dass hoffentlich auch euch wachrütteln wird.