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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2014
Baum, Beate

Auf Sendung


sehr gut

Erfurt 1991. Kirsten Bertram und ihr Exfreund Andreas Rönn sind Kollegen beim Erfurter Tageskurier. Andreas hat schon seit einigen Wochen den Privatsender PLT im Visier und recherchiert das Verschwinden zweier junger Frauen. Die Siegerinnen einer recht freizügigen Fernsehshow sind von ihrem gewonnenen Marokko-Urlaub nicht zurückgekehrt. Als Andreas zu einem vereinbarten Termin mit dem Verantwortlichen der Sendung erscheint, liegt dieser ermordet neben seinem Schreibtisch. Andreas gerät unter Tatverdacht und Kirsten macht sich eifrig daran, Andreas aus diesem Schlamassel herauszuhelfen. Hierzu baut sie auf die Hilfe ihres neuen Freundes, des Privatdetektivs Dale Ingram…

In „Auf Sendung“ nimmt Beate Baum den Leser mit auf eine Reise ins Erfurt des Jahres 1991 – und damit in spannende und turbulente Zeit, die von Umschwung und Neuerungen geprägt war. Es gelingt der Autorin ausgezeichnet, die Stimmung kurz nach dem Fall der Mauer zu vermitteln. Auch die ausführlichen Beschreibungen des damaligen Erfurts haben mich durchweg begeistert.
Zwischen sanierungsbedürftigen Plattenbauten und einer kleinen, sich im Aufbau befindlichen Zeitungsredaktion bemüht sich das Ermittlertrio Licht in das Dunkel um die Ermordung von Manfred Haffmann zu bringen. Die eigentliche Spurensuche wird dabei leider sehr oft von der launenhaften Dreiecksbeziehung der Hauptfiguren in den Hintergrund gedrängt. Da es sich bei „Auf Sendung“ aber um die Vorgeschichte zu mehreren bereits erschienenen Dresden-Krimis mit Kirsten, Andreas und Dale als Ermittler handelt, ist der Fokus auf das Kennenlernen und das Miteinander der drei nachvollziehbar.
Die Krimihandlung endet sehr undurchsichtig und auch die verschwundenen Mädchen werden nur noch beiläufig erwähnt. Hier hätte ich mir einen deutlicheren Schlussstrich gewünscht.

Unbedingt erwähnenswert ist das Cover. Es ist den Covergestaltern des Sutton Verlags wieder einmal gelungen, mit ganz einfachen Mitteln ein ausdrucksstarkes und zum Inhalt passendes Cover zu entwerfen. Die abgebildete Schwingungskurve symbolisiert nicht nur das Auf und Ab der Handlung, sondern stellt mit den Umrissen der Turmspitzen von Dom und Severikirche auch einen Bezug zu Erfurt dar.

Bewertung vom 17.12.2013
Baecker, Sybille

Das Recht zu töten


sehr gut

Kirstin Schwarz führt ein Doppelleben. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Datenbankadministratorin hat sie ein großes Ziel: Die Täter, die für den Tod der Tochter ihrer Pflegeeltern verantwortlich sind, zur Strecke bringen. Gut informiert und bestens vorbereitet schreitet sie zur Tat. Doch die Anschläge misslingen. Und damit nicht genug, Kirstin ist mit ihren Aktionen einem mächtigen Gegner auf die Füße getreten – dieser holt zum Gegenschlag aus und attackiert Kirstin. Immer, wenn es für Kirstin brenzlig wird, taucht Giorgio auf. Zufall? Dann bietet Gio Kirstin an, sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen…

„Das Recht zu töten“ von Sybille Baecker lässt sich sehr zügig lesen, man ist schnell mittendrin im Geschehen. Gleich der Prolog hat es in sich und katapultiert die Spannung in die Höhe. Ein zwölfjähriges Mädchen entgeht gerade so eben einem Misshandlungsversuch durch ihren Vater. Wer das Mädchen ist und ob sie den Übergriffen durch ihren Vater dauerhaft entkommt, erfährt man an dieser Stelle nicht.

Im Folgenden lernt man Kirstin und Gio kennen. Kirstin ist ungestüm, handelt intuitiv und ist nicht auf den Mund gefallen. Ich konnte ihren Wunsch, selbst für Gerechtigkeit zu sorgen, weil die Justiz hierzu nicht in der Lage war, sehr gut nachvollziehen. Aber natürlich ist ihr Vorgehen nicht der richtige Weg und das begreift sie auch nach und nach.
Kirstin wirkt ruppig, ihre Äußerungen gegenüber Gio sind oft flapsig – ich konnte sehr gut verstehen, dass sie so abweisend und manchmal auch zickig auf ihn reagiert, denn der smarte Gio spielt nicht mit offenen Karten. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich ihn zu gerne selbst einmal kräftig geschüttelt. Dabei fand ich Gio anfangs eigentlich ganz nett, er tritt mit einer unglaublichen Dreistigkeit auf, die ihn zunächst recht sympathisch wirken lässt. Doch im Verlauf der Handlung wird seine Geheimniskrämerei zunehmend nerviger. Er fordert unaufhörlich von Kirstin, ihm zu vertrauen, ist jedoch nicht bereit, ihr das gleiche Vertrauen entgegenzubringen. Im Gegenteil, er beantwortet keine ihrer Fragen, er spioniert sie aus, überwacht jeden ihrer Schritte, öffnet ihre Post und wird einmal sogar handgreiflich.
Sybille Baecker spannt hier nicht nur Kirstin mächtig auf die Folter, auch der Leser muss sich fast bis zum Ende der Geschichte gedulden, bevor klar wird, welche Absichten Gio hat, warum er sich so rätselhaft gibt und so barsch verhält und welche Ziele die Organisation verfolgt. Ich empfand diese Heimlichtuerei als störend.

Die rasante und abwechslungsreiche Handlung wird von Sybille Baecker spannend erzählt und ist mit einigen Action- sowie humorvollen Szenen gespickt. Der Thriller spielt hauptsächlich in Stuttgart, Kirstin und Gio machen aber auch einen längeren Ausflug nach Hamburg und Lübeck, um hier einigen Dingen auf den Grund zu gehen und Informationen zu beschaffen.
Am Ende der Geschichte werden alle Fragen geklärt, Hintergründe aufgedeckt und Missverständnisse aus dem Weg geräumt.

Insgesamt hat mich der Thriller sehr gut unterhalten, auch wenn Gios ständiges „vertrau mir“ mein Lesevergnügen ein wenig getrübt hat.

Bewertung vom 12.12.2013

Stammtischmorde II


sehr gut

Es gibt Neues von den Autorinnen und Autoren vom Leipziger Krimi-Stammtisch – wieder wird leidenschaftlich gerächt, gemordet, gestohlen. Ein abwechslungsreicher Mix aus 13 spannenden Kurzkrimis, die mich ganz unterschiedlich unterhalten haben.

Gleich die erste Geschichte ein Volltreffer: In „Schneetreiben“ erzählt Romy Fölck, wie eine Frau nach vielen Jahren die Möglichkeit bekommt, sich für unmenschliche Qualen zu rächen. Ein Krimi, der mir eine Gänsehaut beschert hat.

In „Erste Liebe“ von Christian Barz wird eine junge Frau in eine Ehe gezwungen, um die Existenz ihrer Familie zu sichern. Dieser Krimi hat mir nicht so gut gefallen, weil die Vorgeschichte zu ausführlich erzählt wird, die Handlung kommt nicht so richtig in Schwung.

In Hartwig Hochsteins „Kriminelle Fantasie“ beweist eine Autorin ihrem Verleger, wie viel Fantasie wirklich in ihr steckt. Ein toller Krimi – kurz und bündig, mit einer am Ende dramatischen Überraschung für den Verleger.

Mandy Kämpf hat mich mit „Tanz in den Tod“ begeistert. In diesem Krimi berichten High Heels von einem Blind Date und seinen Folgen. Tolle Idee. Großartig erzählt.

Edgar Franzmann aus Köln ist Gastautor bei diesen Stammtischmorden. Sein Beitrag „Leipziger Roulette“ hat mir sehr gut gefallen. Norma hat die ihr am verhasstesten Menschen zum Abendessen eingeladen – und der Zufall darf das Opfer bestimmen. Super erzählt und mit einigen Wendungen gespickt.

In Jan Fliegers „Die Kindfrau“ geht es um Moira, die als Kind zur Prostitution gezwungen wurde und jetzt in einem Prozess aussagen soll. Ein gut erzählter Krimi mit einer Auflösung, die mir sehr gut gefallen hat. Die Identität des Rächers hat mich überrascht.

„Herz auf Spieß“ von Frank Kreisler hat mir nicht so gut gefallen, weil die Geschichte irgendwie hektisch und sprunghaft erzählt wird. Die Ermittlungen waren für mich verwirrend.

Sophie Sumburane wartet in „Der Tod im Labor“ mit einem interessanten Thema auf: geldgierige Machenschaften der Pharmaindustrie. Die Auflösung ist überraschend - trotzdem hat mich dieser Krimi nicht gepackt.

In „Im Dunkeln des Waldes“ von Matthias Seydewitz hält ein Serienmörder die Polizei in Atem. Ein spannender Krimi, leider werden am Ende nicht alle Fragen geklärt.

Durchweg gelungen fand ich „Der Schlitz“ von Helmuth Scheel. Die Identität des Diebes war für mich absolut überraschend. Eine fantasievolle Namensgebung sorgt in diesem Krimi für eine humorige Note.

Ein Highlight in dieser Anthologie war für mich „Feierabend!“ von Stefan B. Meyer. Hier treffen zahlreiche ganz unterschiedliche Personen aufeinander, denen zwei jugendliche Diebe den Feierabend vermiesen. Ein rasanter Krimi mit lebhaften Dialogen.

Eher durchwachsen fand ich „Wieso Mord?“ von Traude Engelmann, weil die Auflösung für mich nicht nachvollziehbar ist.

In Andreas Stammkötters „Das Pfötchenhotel“ wird ein Nachbarschaftsstreit mit einem gut durchdachten Plan beendet. Ein toller Krimi, der am Ende mit einer Überraschung daherkommt.

Auch wenn mich nicht jeder Krimi restlos überzeugt hat, hat mir das Lesen dieser kriminellen Sammlung großen Spaß gemacht. Eine spannende und kurzweilige Lektüre, die ich jedem Krimiliebhaber nur empfehlen kann.

Bewertung vom 11.12.2013
Bergren, Lisa T.

Im Fluss der Zeit Trilogie - Cascade


ausgezeichnet

Italien. Nach kaum einer Stunde im 21. Jahrhundert kehren Gabi und Lia, diesmal in Begleitung ihrer Mutter Adri, ins Mittelalter zurück. Hier sind seit ihrer Abreise bereits 3 Monate vergangen. Im Castello Forelli angekommen, freut sich Gabi, dass Fortino wieder ganz gesund ist, wundert sich jedoch sehr über seine plötzliche Verlobung mit Romana Rossi.
Während die Contessas Betarrini in Siena frenetisch gefeiert werden, machen die Florentiner jagt auf die Schwestern, allen voran der ihnen besonders feindlich gesinnte Conte Paratore. Der Konflikt zwischen Siena und Florenz weitet sich aus, es kommt zu Kamphandlungen und die Mädchen müssen fliehen…

„Cascade“ ist der zweite Band der „Im Fluss der Zeit“-Trilogie und schließt nahtlos an den ersten Teil an. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder mit den Personen und den Schauplätzen vertraut. Lisa T. Bergren hat alle Ereignisse mit ganz viel Abenteuer und Spannung gespickt und eine abwechslungsreiche Geschichte mit vielen Überraschungen, interessanten Wendungen und einer tollen Atmosphäre geschaffen. Alles, was ein spannendes Zeitreiseabenteuer ausmacht, begegnet mir in diesem Buch und es ist der Autorin gelungen, mich in das mittelalterliche Italien zu entführen.

Mit Gabi und Lia schickt Lisa T. Bergren zwei selbstsichere, mutige Hauptfiguren ins Rennen. Besonders Gabi ist in ihrem Tatendrang manchmal kaum zu bremsen, ihre verflixte Neugierde lässt sie übermütig werden und sie gerät mächtig in die Bredouille. Es hat mir gut gefallen, dass die Mädchen ab und an auch Fehlschläge hinnehmen müssen oder mit den Ereignissen ganz einfach überfordert sind.
Adri Betarrini bleibt leider während der ganzen Geschichte meist im Hintergrund. Ich hatte vermutet, dass die Archäologin mehr in das Geschehen eingreifen würde.
Mit dem Florentiner Conte Greco betritt in diesem Band eine sehr rätselhafte Figur die Bühne. Aus ihm und seinem Verhalten bin ich lange Zeit nicht schlau geworden und ich bin mir eigentlich immer noch nicht hundertprozentig sicher, ob man ihm wirklich vertrauen kann.

Die Romantik darf natürlich nicht fehlen, es knistert zwischen Gabi und Marcello und auch zwischen Lia und Luca – doch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Siena und Florenz lassen wenig Zeit für die Liebe. Außerdem steht die endgültige Entscheidung, ob die Schwestern überhaupt im Mittelalter bleiben wollen, immer noch aus.

Im Verlauf der Geschichte schleicht sich bei den Mädchen der Gedanke ein, dass man mittels Zeitreise ihren Vater Ben vor seinem frühen Tod bewahren könnte. Es hätte mich sehr gewundert, wenn sie nicht auf diese Idee gekommen wären. Wer kann schon der Versuchung widerstehen, wenn er mittels einer Zeitreise das Unmögliche möglich machen könnte? Ich frage mich nur, ob das wirklich funktionieren würde – aber Zeitreisen sind verzwickt und ich bin jetzt schon gespannt, was die Autorin sich hierzu im dritten Band ausgedacht hat.

Die christliche Botschaft tritt in diesem Band deutlicher hervor, als in „Waterfall“. Gabi denkt häufiger über Gott nach, sucht des Öfteren Hilfe in einem kurzen Gebet und besonders die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, beschäftigt sie.

„Cascade – Im Fluss der Zeit“ ist ein spannendes Zeitreiseabenteuer, das durchweg kurzweilige Unterhaltung bietet. Am Ende bleiben einige interessante Fragen offen, so dass ich jetzt schon sehr neugierig auf den dritten Band bin.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2013
Wilcke, Michael

Die Frau des Täuferkönigs


ausgezeichnet

Osnabrück/Münster 1534. Der Gaukler Emanuel Malitz ist mit seiner Tochter Mieke, seiner Gefährtin Jasmin und dem Medicus Reynold nach Osnabrück gekommen, um sich während des Schützenfestes mit kleinen Gaunereien ein paar Münzen zu verdienen. Vom Amtmann Lüders des Marktes verwiesen, will die Truppe mit einem Trick Lebensmittel auf einem Wirtschaftshof stehlen und wird dabei vom Gutsherrn Everhard Clunsevoet erwischt. Clunsevoet hat noch eine alte Rechnung mit den Gauklern offen und will die Bande in einer Fäkaliengrube ertränken, wenn sie sich nicht bereit erklären, Clunsevoets Tochter Amalia aus den Fängen der Wiedertäufer in Münster zu befreien. Also macht sich die kleine Gruppe in Begleitung des Landknechtes Cort auf nach Münster, während Mieke bis zur Erledigung des Auftrags von Clunsevoet in Gewahrsam genommen wird. Vor Münster angekommen, gestaltet sich nicht nur das Hineinkommen in die belagerte Stadt als schwierig, auch die Befreiung Amalias scheint unmöglich, denn sie ist mittlerweile eine der sechzehn Ehefrauen von Jan Bockelson, dem König der Wiedertäufer…

In seinem historischen Roman „Die Frau des Täuferkönigs“ entführt Michael Wilcke den Leser in die Jahre 1534/35 nach Münster. Ein radikaler Zweig der Wiedertäufer errichtete hier unter Führung von zunächst Jan Matthys und später von seinem Nachfolger Jan Bockelson das „Neue Jerusalem“. Die Herrschaft der Täufer ist grausam, es gab strenge Regeln, deren Missachtung meist den Tod bedeutete. Kirchen und Klöster wurden geplündert und zerstört, außerdem die Polygynie eingeführt. Während dieser Entwicklungen hatte Bischof Franz von Waldeck einen Belagerungsring um die Stadt geschlossen.

Michael Wilcke lässt seinen Protagonisten Emanuel Malitz spannend und manchmal sehr amüsant von den Abenteuern der Gauklertruppe in und um Münster berichten, so dass man interessante Einblicke in die historischen Ereignisse bekommt und dabei durchweg gut unterhalten wird.
Der Autor hat einen flotten und angenehm zu lesenden Schreibstil. Die Schilderungen der Geschehnisse und die Beschreibungen der Schauplätze sind sehr gut gelungen, so dass man sich ruckzuck mittendrin in der Handlung befindet und mit den Akteuren lebt und leidet.
Die Figuren werden alle bunt und detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, auch wenn der erste Eindruck von dem einen oder anderen durchaus täuscht und dieser sich im Verlauf der Geschichte ganz anders präsentiert, als zunächst vermutet.
Hauptfigur Emanuel Malitz hat das große Talent, raffinierte Pläne auszuhecken. Zeitweise hat man das Gefühl, der Gaunerbande kann nichts passieren, die Ausführung jeder noch so gewagten Idee gelingt. Doch der Autor wartet mit einigen Überraschungen und Wendungen für seine Akteure auf, die den Gauklern nicht immer gut bekommen, die die Geschichte für den Leser aber immer wieder spannend machen.

Michael Wilcke verschafft dem Leser ein interessantes Bild des Täuferreichs von Münster in den 1530er Jahren und sorgt gleichzeitig für spannende Lesestunden und gute Unterhaltung.

Bewertung vom 06.12.2013
Friewald, Gerlinde

Faltenfrei


ausgezeichnet

Nick Stein ist Sonderermittler beim Bundeskriminalamt in Wien. Mitten in der Nacht wird der Fallanalytiker zu einem Tatort in seiner Heimatstadt Mödling gerufen. Bei der Toten handelt es sich um Susanne Rippel, eine ehemalige Mitschülerin von Nick. Obwohl die Ermittlungen ihn mit seiner Vergangenheit konfrontieren und alte Schulfreunde bei der Spurensuche in sein Visier geraten, gibt er den Fall nicht ab, sondern macht sich an die Aufklärung…

Gerlinde Friewald erzählt diesen Krimi mit sehr viel Schwung, schnell ist man mittendrin im Geschehen und wird hineingezogen in eine Welt aus Lügen, Drogen und bizarren Sexpraktiken. Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend hoch. Die Geschichte lässt sich sehr zügig lesen und man kann prima miträtseln. Auch wenn sich meine frühe Mutmaßung bezüglich des Täters letztendlich als richtig erwiesen hat, haben mich die Ermittlungen bis zum Schluss gefesselt.

Gerlinde Friewald hat Nick mit einer besonderen Ausstrahlung ausgestattet, ein wahrhaftiger Frauenmagnet. Nick ist sich seiner Anziehungskraft bewusst und den eindeutigen Angeboten der Damenwelt durchaus zugetan. Trotz der zahlreichen Abenteuer verliert er aber den Mordfall nicht aus den Augen.
Auch die anderen Charaktere werden gut in Szene gesetzt, Nick hat ein sympathisches Ermittlerteam um sich geschart, das nicht nur gut zusammenarbeitet, sondern mit Schlagfertigkeit und gegenseitigen Frotzeleien für eine angenehme Portion Humor in diesem Krimi sorgt.
Am meisten ist mir Nicks Sekretärin Sam ans Herz gewachsen. Nicht nur, dass sie Nicks überbordendem Charme mühelos widersteht, sie ist auch nicht auf den Mund gefallen und kann ihrem Chef prima Paroli bieten.

„Faltenfrei“ ist ein kurzweiliger, spannender Krimi – ich freue mich schon auf den nächsten Fall mit Nick Stein und Co.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.12.2013
Minck, Lotte

Radieschen von unten


ausgezeichnet

Loretta Luchs braucht dringend etwas Abstand von ihrem Computerspiel-verrückten Freund Tom und nimmt daher dankbar das Angebot ihrer Freundin Diana an, ein paar Tage in deren Schrebergarten Urlaub zu machen.
Loretta wird von der Nachbarschaft in der Kolonie „Saftiges Radieschen“ herzlich aufgenommen und genießt die idyllische Ruhe, bis eines Morgens Parzellennachbar Uwe kopfüber in der Regentonne steckt - tot. Als dem vermeintlichen Unfall kurz darauf ein weiteres Unglück folgt, kommt Loretta ins Grübeln…

Mit „Radieschen von unten“ ist Lotte Minck ein humorvoller und turbulenter Roman gelungen.
Die Autorin hat als Schauplatz für diese Krimödie eine lauschige Schrebergartenkolonie gewählt, dessen Beschaulichkeit jedoch trügerisch ist. Denn so harmonisch und friedlich, wie sich dieses Idyll zunächst präsentiert, ist es dann doch nicht und ganz unversehens rutscht Loretta im Verlauf der Handlung in eine für sie sehr brenzlige Situation.

Auch wenn die Krimihandlung nicht mit Höchstspannung daherkommt, macht es großen Spaß, gemeinsam mit Loretta und ihren Kumpanen aus dem Schrebergarten der Mörderbande und den als Unfälle getarnten Verbrechen auf die Spur zu kommen.

Lotte Minck hat die Geschichte mit ganz viel Wortwitz gespickt und den Protagonisten viele lockere Sprüche in den Mund gelegt. Außerdem sorgt reichlich Situationskomik für beste Unterhaltung. Der eigentliche Clou in dieser Geschichte war für mich Nachbar Frank: nicht sehr groß, muskelbepackt, stets hilfsbereit und ununterbrochen in einem herrlichen Ruhrpottslang quatschend - ich habe mich durchweg köstlich über ihn amüsiert. Aber auch alle andren Akteure beleben mit ihren Eigenarten die Szenerie und tragen kräftig zum Vergnügen des Lesers bei.

Frisch-fröhlich geschrieben bietet „Radieschen von unten“ von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung - ein toller Lesespaß.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2013
Herfurtner, Rudolf

Magdalena Himmelstürmerin


ausgezeichnet

Jüterbog 1517. Als Vater und Bruder der 14-jährigen Magdalena Reinprecht infolge eines Bergwerkunglücks sterben, erleidet ihre Mutter einen Zusammenbruch und Magdalena wird in die Obhut ihrer Tante in Wittenberg gegeben.
Elsbeth Wallmann nimmt ihre Nichte liebevoll auf und bildet sie in Kräuter- und Heilkunde aus. In Wittenberg trifft Magdalena auf einen Bekannten aus Jüterbog: Veit Thyrlin. Veit ist mittlerweile Theologiestudent bei Doktor Luder und erzählt Magdalena nicht nur von dessen Ideen, sondern bringt ihr auch das Lesen und Schreiben bei…

In seinem historischen Jugendroman „Magdalena Himmelstürmerin“ entführt Rudolf Herfurtner den Leser in die Lutherzeit.

Der Autor hat die historischen Ereignisse des frühen 16. Jahrhunderts hervorragend mit einer spannenden Geschichte verknüpft und ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen von Magdalenas Erlebnissen haben mich ausnahmslos begeistert.

Magdalenas Entwicklung von einem wissbegierigen Mädchen zu einer intelligenten jungen Frau wird von dem Autor fesselnd und lebendig erzählt. Herfurtner lässt den Leser durch Magdalenas Augen die Anfänge der Reformation erleben. Die Menschen leben zwischen Glauben und Aberglauben. Die Angst vor dem Fegefeuer ist groß, der Ablasshandel blüht. In 95 Thesen kritisiert Luther den Verkauf von Ablassbriefen und spaltet damit die Bevölkerung. Auch Magdalena wird von dieser Umbruchstimmung erfasst. Das frische, neue Gedankengut ermutigt sie, Fragen zu stellen. Sie lernt Lesen und Schreiben. Es eröffnet sich ihr eine ganz neue Sichtweise auf Glaube, Kirche, Brauchtum und Alltag.
Es hat mir sehr gut gefallen, wie der Autor das Wissen rund um Luther und den Thesenanschlag vermittelt und die unterschiedlichen Reaktionen der Bevölkerung darstellt.

Magdalena erlebt aber nicht nur Positives. Herfurtner konfrontiert seine Protagonistin auch mit den Widrigkeiten der damaligen Zeit. Gleich am Anfang der Geschichte wird sie der Rücksichtslosigkeit der aufstrebenden Wirtschaft ausgesetzt: Material- und damit Kosteneinsparungen sind für das Grubenunglück verantwortlich, bei dem ihr Vater und ihr Bruder ums Leben kommen. Auf ihrem Weg von Jüterbog nach Wittenberg wird sie von brutalen Dieben überfallen. Und Magdalena muss sich im Verlauf der Geschichte Hexereivorwürfen stellen.

Herfurtner beschreibt alle Akteure durchweg bunt und detailreich. Jeder Einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet, selbst die kleinste Nebenfigur wirkt überzeugend. Es hat mir großen Spaß gemacht, die zahlreichen, sehr unterschiedlichen Menschen kennenzulernen und sie auf ihrem Weg durch diese spannende Geschichte zu begleiten.

Ein sehr lesenswertes Nachwort und ein umfangreiches, informatives Glossar runden dieses nicht nur für Jugendliche interessante Buch ab.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.