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Jasika

Bewertungen

Insgesamt 694 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2020
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Der Roman basiert auf der wahren Lebensgeschichte der Stefania Podgorska (genannt Fusia), einem polnischen Mädchen, welches zunächst als Angestellte bei der Familie Diamant in deren Geschäft arbeitet und später auch dort wohnt.
Izio, ein Sohn der Diamants, verliebt sich in Fusia und die beiden werden ein Paar.
Doch die Diamants sind Juden und werden schon bald verfolgt. Erst darf niemand mehr in ihrem Laden kaufen, dann soll die ganze Familie in ein Ghetto ziehen. Fusia kann nicht glauben, was passiert und sie sieht das Elend hinter dem Zaun. Sie versucht Lebensmittel in das Ghetto zu schmuggeln. Doch dann sollen die Juden deportiert werden und Fusia versucht zu helfen, aber sie kann nicht alle vor dem sicheren Tod retten. Beim Versuch zu flüchten wird Izio getötet.

Der Roman erstreckt sich über die Jahre 1936 bis zur Befreiung durch die Russen im Juli 1944. Packend wird hier das Unfassbare erzählt, vom Beginn der Judenverfolgung bis zum Lebensmittelschmuggel ins Ghetto, dann später das Verstecken der Juden in ihrem Haus bis zur Befreiung durch die Russen nach Ende des zweiten Weltkrieges.

Fusia entwickelt sich von einem jungen Mädchen zu einer starken Frau, die unglaublichen Mut bewiesen hat und die Hoffnung nie aufgegeben hat. Sie musste sich zusätzlich alleine um ihre kleine Schwester Helena (6 Jahre alt) kümmern, denn die Mutter und ein Bruder wurden von ihrem elterlichen Bauernhof vertrieben und sind in ein Arbeitslager gekommen. Die Verantwortung für Helena und die versteckten Juden lasten schwer auf ihren Schultern. Fusia ist bewusst, dass sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer kleinen Schwester in große Gefahr begibt. Die Angst vor der SS und dem Entdecktwerden ist allgegenwärtig und hat mir beim Lesen die Kehle zugeschnürt. Am Anfang verstecken die beiden Schwestern die Familienmitglieder der Diamants, die überleben konnten und deren Freunde aus dem Ghetto. Doch noch mehr Menschen kommen zu ihr, da diese erfahren haben, dass sie Juden hilft. Das Risiko wird damit immer höher, sie versteckt schließlich 13 Menschen auf dem Dachboden. Diese müssen immer leise sein, hungern, denn Fusia muss viele Lebensmittel ins Haus schaffen, ohne das jemand Verdacht schöpft, wo doch eigentlich nur zwei Esser offiziell dort leben.

Am Ende des Romans gibt es ein ausführliches Nachwort der Autorin mit vielen Fotos.

Fazit:
Ein sehr berührender und packender Roman, nach einer wahren Begebenheit erzählt, welcher die Angst, die schwer auf jedem Tag lag, verdeutlicht. Und doch gibt es am Ende ein kleines Happy End, da Fusia und Helena bis zum Schluss die 13 versteckten Juden vor dem Tod bewahren konnten.

Bewertung vom 16.10.2020
Dr. Oetker Verlag;Oetker

Studentenfutter


sehr gut

Dieses Studentenkochbuch ist hochwertig gestaltet und bietet eine Vielzahl an Rezepten an. Der Zeitfaktor liegt oft über eine halbe Stunde, dafür kommen dann aber nicht zu alltägliche Sachen auf den WG-Tisch und wenn zB zu zweit gekocht wird, dürfte es etwas schneller gehen. Zu Beginn kommen Tipps zur Vorratshaltung, Lagerung usw. Dabei besonders gut: ein Pannenhelfer, was tun wenn zB die Soße versalzen ist. Es gibt Rezepte für Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Desserts und süße Pausen und zusätzlich Snacks & Partyfood. Die Rezepte für das Frühstück reichen von Smoothie, Müsli, Rührei bis zu selbst gemachten Brot, Brötchen und sogar Konfitüre und Nuss-Creme. Langweiliges Essen sucht man vergeblich in diesem Kochbuch ;-) Wie wäre es heute zum Lunch mit Thai-Salat im Glas, Burrito Bowl oder Kartoffel-Tortilla? Wenn abends der große Hunger kommt vielleicht Hähnchenbrust mit Mozzarella oder Orientalisches Aprikosen-Hähnchen? Auch die Ideen für das Dessert und die süßen Pausen sind lecker, Apple Crumble, Banana Break, Cookies....

Fazit:
Sehr viele leckere Rezepte, mit Fleisch oder vegetarisch, dabei teilweise aufwendig für die Studentenküche. Allerdings kommen dafür auch besonderes leckere Sachen auf den Tisch, welche alles andere als langweilig sind! Warum nicht mal die Mitbewohner mit selbst bewachsenen Scones oder Brötchen beeindrucken?

Bewertung vom 15.10.2020
Orriols, Marta

Der Moment zwischen den Zeiten


ausgezeichnet

Paula hat ihren Lebenspartner verloren. Nur engste Freunde wissen, dass Mauro sie kurz vor dem tödlichen Unfall für eine andere Frau verlassen hat. Paula zieht es den Boden unter den Füssen weg, die Welt dreht sich weiter, sie muss ihren Alltag so gut es geht überstehen. Sie verliert ihren Appetit, kann nicht mehr schlafen und lenkt sich mit Arbeit und Joggen bis zur Erschöpfung ab. In der Klinik als Neonatologin wird sie von ihren kleinen Patienten gebraucht und sie geht in ihrem Beruf auf. Sobald sie zu Hause ist, kann sie nicht abzuschalten und wird immer wieder an das Leben mit Mauro erinnert. Es ist nicht Paulas einziger Verlust, als Kind hat sie bereits ihre Mutter verloren.

Maria Orriols ist mit diesem Roman ein feinfühliges Debüt gelungen.
Die Autorin schreibt sprachlich sehr gewandt, emotional, leidenschaftlich, authentisch, manchmal direkt und auch derb. Paulas Gefühle, ihre Schmerzen und innere Zerrissenheit werden dadurch greifbar und haben mich sehr berührt.

Die Sprache ist wunderschön, stilistisch besonders und ich konnte mich sehr gut mit Paula identifizieren, wenngleich ich nicht jede ihre Reaktionen nachvollziehen konnte.
Sehr gelungen fand ich die Zwiegespräche mit Mauro, auf diese Weise erfährt man auch über ihn einiges, seine Eigenarten usw.

Fazit:
Für mich ein ergreifender Roman über das Leben, die Liebe und auch den Tod, der Hoffnung und Mut für einen Neubeginn macht. Paula findet am Ende wieder zu sich selbst und schaut nach vorn.

"Das Leben besteht aus lauter Puzzlestücken. Und Mauro ist eines von deinem Puzzle gewesen. Ein ungemein wertvolles Stück deines Lebens mit vielen Höhen, aber natürlich auch Tiefen." (Zitat S 199)

Bewertung vom 09.10.2020
Geißler, Lutz

Lutz Geißlers Almbackbuch


ausgezeichnet

Das Almbackbuch ist ein wahres Schwergewicht und bringt ganze 2,4 kg auf die Waage. Es ist hochwertig gestaltet und besticht mit klarer Struktur und ansprechenden Fotos.

Lutz Geißler dürfte vielen Brotbackfans bereits ein Begriff sein. Von Beruf Geologe ging er ab Weihnachten 2013 seiner Berufung nach und widmete sich ganz der Brotbackkunst. Auf jeder Seite im Buch ist zu merken, mit welcher enormen Leidenschaft er dieser Berufung nachgeht und, man muss es ganz klar sagen, auch mit einem Perfektionismus, der seinesgleichen sucht!

Das Buch ist zugleich eine wahre Hommage an Roswitha Huber, welche auf ihrer Kalchkendlalm am Fröstlberg in Österreich Kurse anbietet. Bei Roswitha kann man das Brotbacken in seiner ganz ursprünglichen Art erleben, gebacken wird im Holzofen.

Beim Lesen der kleinen Anekdoten von der Alm und seinen Besuchern habe ich sofort Lust bekommen, dort auf 1200 m Höhe in atemberaubender Kulisse das Brotbacken zu erlernen.

Die über 120 Rezepte sind jedoch keineswegs nur für Brot und Brötchen, auch süßes Gebäck, z. B. Quarkschnecken, schwedische Lussekatter, Apfeltaschen... sind aufgeführt.
Weiterhin Wuchteln oder Roswithas Kaspressknödel (beides unbedingt ausprobieren!).

Die Rezepte für Brot und Brötchen sind unglaublich vielseitig, zahlreiche Rezepte sind durch "Backexperimente" direkt in den Brotbackkursen mit den Teilnehmern entstanden oder Lutz Geißler hat Wünsche der Gäste umgesetzt.

Am Anfang des Buches finden sich einige Seiten "Tipps zum Backen", wie z B. die Herstellung eines Sauerteiges.

Buch aufschlagen und direkt losbacken ist nicht möglich. Bei sehr vielen Rezepten muss zunächst das Anstellgut hergestellt werden, was einige Tage in Anspruch nimmt. Auch kommt es dabei oft auf die richtige Temperatur und den richtigen Zeitpunkt zur Fütterung an.

Die Herstellung des Sauerteiges ist ein Thema für sich, hierzu gibt es ein gesondertes Buch "Brotbackbuch Nr. 4".

Bei den meisten Rezepten gibt es mehrere im Vorfeld herzustellene Teige (z. B. Sauerteig, Autolyseteig, Hauptteil, Quellstück) mit langen Ruhezeiten (allerdings unerläßlich für Geschmack und Bekömmlichkeit!). Oder der Teig muss bei einer bestimmten Temperatur, gleichbleibend 75 Grad 8 bis 12 Stunden ruhen.

Meiner Meinung nach ist daher das Almbackbuch eher für geübte Hobbybäcker geeignet. Besonders der Profi-Hobbybäcker dürfte hier voll und ganz auf seine Kosten kommen!

Für Einsteiger ist "Susannes C-Brot" auf S. 239 sicherlich ein guter Beginn um selbst leidenschaftlicher Hobbybäcker zu werden.

Ich bin von diesem Brotbackbuch einfach nur begeistert, ein Meisterwerk, welches seinesgleichen sucht!

Was kann es in der heutigen Zeit, in der man oft nur von Termin zu Termin hetzt, schöneres geben, als sich ganz bewusst Zeit zu nehmen, den Teig ansetzen, kneten und formen und dann den leckere Duft und Geschmack von selbstgebackenen Brot zu genießen!


"Demut vor der Natur ist der erste Schritt zu gutem Brot." (Zitat S. 38)

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