Benutzer
Benutzername: 
TochterAlice
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 1464 Bewertungen
Bewertung vom 20.12.2020
Feder, Jürgen

Der Pflanzenretter


sehr gut

Er liebt die Pflanzen - sich selbst aber auch! So jedenfalls kommt es mir vor, wenn ich mich genauer mit Jürgen Feders Ausführungen zu den von ihm geretteten Pflanzen beschäftige - spannend, zweifelsohne! Aber irgendwie habe ich das Gefühl, es könnte noch um einiges spannender sein, wenn sich der Autor mehr auf die Pflanzenwelt eingelassen, sich demütiger ihr gegenüber ausgelassen hätte.

Es ist unglaublich spannend, sich mit den 111 von Jürgen Feder geretteten Pflanzenarten zu beschäftigen, aber es würde mich mehr befriedigen, wenn er sich selbst außen vor gelassen hätte. Gerne auch bei dem Coverfoto in Shorts - das ist für mich eher zum Wegschauen. Und der verbindliche Plauderton in den Ausführungen geht ein wenig auf Kosten der Informationen, des Faktenreichtums. Schade! Denn auch wenn der Pflanzenretter sich in den Titel gebracht hat, geht es mir - und sicher vielen anderen auch - primär um die Pflanzen.

Ein lesens- und lohnenswertes, aber durchaus noch ausbaufähiges Buch. Vielleicht dann in der nächsten Auflage.

Bewertung vom 19.12.2020
Coe, Jonathan

Middle England


sehr gut

Crisis? What Crisis?

So hieß eine LP der britischen Band Supertramp, die 1975 veröffentlicht wurde - zwei Jahre nach dem Beitritt des Vereinigten Königreichs zur EU. Dass diese Mitgliedschaft vergleichsweise kurz währen würde, war damals noch nicht vorauszusehen. Und so wähnte sich Großbritannien zu Beginn der 2010er Jahre zwar schwach regiert, aber dass es schon wenige Jahre später den Brexit geben würde: das hat wohl keiner vorausgesehen.

Vor allem nicht diejenigen, die im multikulturellen London unterwegs sind, wo auch eine große Mehrheit für "Remain" stimmte. Der Autor Jonathan Coe richtet seinen Blick daher auf eine andere Region, nämlich auf Mittelengland und hier die Gegend in und um Birmingham - seine Heimat.

Im Zentrum seines höchst unterhaltsamen und dabei klugen Romans steht die erweiterte Familie Trotter mitsamt Freunden und anderem Drumherum - ich möchte das Wort "Feinde" nicht unbedingt in den Mund nehmen. Benjamin Trotter verlässt London und zieht in eine alte Mühle, wo er sich als Schriftsteller versuchen will, seine Nichte Sophie, eine Wissenschaftlerin, nimmt sich vor, nur noch abseits ihres "Milieus" auf Partnersuche zu gehen und findet ihre große Liebe im Fahrlehrer Ian. Gleichzeitig begegnet sie in ihrer Schwiegermutter einem bislang nie gekannten Persönlichkeit: einer, die Vorurteile hat gegen alles, was ihr neu und unbekannt ist. So zum Beispiel gegen Sophie als Partnerin ihres Sohnes, aber auch gegen ihre litauische Haushaltshilfe Grete.

Der Roman führt uns durch die Jahre 2010 bis 2018 und es wird deutlich, dass es hier um Grundsätzliches geht - Sophie und ihr Mann Ian stehen bei der Abstimmung auf verschiedenen Seiten - ein Umstand, der nicht wenig zu ihrer Entfremdung voneinander beiträgt - auf einmal stehen sie vor dem aus.

Ein auf zurückhaltende Art sehr emotionaler Roman, in dem Jonathan Coe seine Landsleute schonungslos vorführt - so stellt der nach dem Brexit nach Frankreich umgesiedelte Benjamin erst nach vollzogenem "Break" mit seinem Heimatland fest, dass ihm zur Verwirklichung seiner Pläne im Ausland etwas ganz Entscheidendes fehlt - nämlich die Kenntnis der französischen Sprache.

Ein Roman, der mir manchmal Bauchschmerzen bereitete, den ich aber dennoch nicht aus der Hand legen mochte. Jetzt habe ich das Gefühl, ähnlich wie vor einigen Jahren bei der Lektüre von John Lanchesters "Kapital", den Briten ein wenig näher gekommen zu sein. Wobei ich befremdet bin wie nur was. Aber im Gegensatz zu vorher sind mir die Hintergründe, die Strukturen dazu nun wesentlich präsenter.

Auf jeden Fall ein lesenswertes, ein eindringliches Buch - eine literarische Dokumentation unserer Zeit.

Bewertung vom 19.12.2020
Zickendraht, Veronika

Der Stoff, aus dem die Schlösser sind


gut

Ich war wirklich sehr gespannt auf dieses Buch - ja, das Berliner Stadtschloss war und ist eine spannende Angelegenheit, da gibt es keinen Zweifel. Und die Spendensammlung des Wilhelm von Boddien fraglos eine bemerkenswerte Angelegenheit.

Doch ist dies nur ein Puzzle- oder Mosaikstein in dem großen thematischen Gefüge um das Stadtschloss, das ja als Heim des Humboldtforums durchaus umstritten war und nach seiner Eröffnung immer noch ist. Klar, einiges wird hier angesprochen, teilweise auch nur gestreift, aber längst nicht alles und deswegen fühle ich mich in Bezug auf mein Wissen zur Vergangenheit und Gegenwart des Stadtschlosses nur sehr unzulänglich informiert.

Ohne Frage, die Autorin Veronika Zickendraht erhebt nicht den Anspruch, eine allumfassende Chronik verfasst zu haben, weist aber aus meiner Sicht viel zu selten auf weitere wichtige Tatsachen hin. Ihr Buch war eine spannende Lektüre zum Stadtschloss, wird aber für mich ein kleines Mosaiksteinchen im Rahmen meiner Rechercheaktivitäten, die gerade erst beginnen, bleiben.

Bewertung vom 18.12.2020
French, Nicci

Eine bittere Wahrheit


sehr gut

Tabitha Hardy wollte eigentlich in ihrer früheren Heimat neu anfangen - wenige Monate später landet sie im Knast. Sie soll ihren Nachbarn ermordet haben - seine Leiche wurde nämlich in ihrem Geräteschuppen aufgefunden. Und weitere Einblicke ergeben, dass sie durchaus einen Grund gehabt hätte, ihn zu ermorden.

Das Autorenehepaar Nicci French hat diesen Krimi - Thriller ist aus meiner Sicht eine eher unpassende Bezeichnung- einerseits als klassischen Whodunnit, andererseits als Gerichtskrimi, wie man ihn eher aus Filmen kennt, aufgebaut.

Wir begegnen Tabitha in Untersuchungshaft und es bleibt bei dem einen Todesfall - soviel zum Verlauf. Der Leser verfolgt die Entwicklung aus Tabithas Sicht, hat aber keinen Einblick in ihre Gedankengänge. Tabitha beteuert von Beginn an ihre Unschuld und als herauskommt, dass sie als Minderjährige ein sexuelles Verhältnis zu dem Opfer hatte, scheint der Fall klar zu sein. Ihre eigene Anwältin rät ihr, auf Totschlag im Affekt zu plädieren, worauf Tabitha sie entlässt und ihre Verteidigung selbst übernimmt, wozu sie nicht nur Einblick in alle Akten erhält, sondern auch das Video einer Überwachungskamera, das für sie durchaus hilfreich ist.

Hier wird die Gefühlwelt der Angeklagten deutlich, auch ihre Verlassenheit. Es stellt sich wieder und wieder die Frage - nicht nur ihr, sondern auch dem Leser, ob sie sich überhaupt noch auf jemanden verlassen kann. Immer wieder wird sie von vermeintlich Vertrauten brüskiert, vor den Kopf gestoßen.

Und es stellt sich auch die Frage, ob es überhaupt Erfolgsaussichten gibt für eine derartige Selbstverteidigung. Ich liebe solche Fälle, in denen das Innenleben, die Gedanken, die Überlegungen im Mittelpunkt stehen und so konnte ich auch mit diesem Fall einiges anfangen. Wenn er auch in einiger Hinsicht - vor allem zum Ende hin - recht konstruiert erscheint. Und ganz zum Schluss tut Tabitha etwas sehr Gefährliches. Warum sie das genau so tut - das hat sich mir nun wirklich nicht erschlossen.

Insgesamt jedoch ein spannender Krimi mit vielen überraschenden Momenten, den ich gern gelesen habe.

Bewertung vom 16.12.2020
Rehn, Heidi

Das doppelte Gesicht / Ein Fall für Emil Graf Bd.1


ausgezeichnet

Emil und die Detektive, Entschuldigung, die Kommissare
Denn Emil Graf ist erwachsen und selbst einer davon - ins Amt gehoben von den Alliierten. Wir befinden uns im Sommer 1945 in München und wie man sich vorstellen kann, waltet überall das Chaos. Peu à peu erst kehren die Soldaten aus dem Krieg zurück - die wenigen, die es geschafft haben. Und: noch ist die Spreu vom Weizen nicht getrennt.

Emil und seine unmittelbaren Kollegen gehören zu den wenigen, bei denen es recht klar war, dass sie nicht auf der Seite der Nazis waren -die beiden älteren Herren hatten die schwierige Zeit im Präsidium in München ausgesessen, Emli selbst wurde stante pede aus der Kriegsgefangenschaft rekrutiert und arbeitet nun mit den amerikanischen Besatzern zusammen.

Im Laufe seines Einsatzes begegnet ihm eine Heimkehrerin ganz anderer Art. Billa Löwenfeld ist Jüdin und konnte sozusagen auf den letzten Drücker ihre Heimatstadt München in Richtung USA verlassen. Nun ist sie als Reporterin gemeinsam mit der amerikanischen Army wieder da und man kann sich vorstellen, welch diffuse Gefühle und Eindrücke sie durchdringen.

Emil und Billa treffen in einem Mordfall, in dem drei Herren aus der Oberschicht direkt nach ihrer Rückkehr von der Front ermordet werden und bei dem der Zusammenhang zueinander wirklich offensichtlich ist. Es waren alles keine einflussreichen Nazis, sondern allenfalls Miläufer - was also war der Grund? Emil beginnt zu ermitteln und findet Billa immer häufiger in seinen Jagdgründen von, was ihn einerseits nervt, andererseits jedoch - nun, Sie werden es selbst erleben.

Ich lege Ihnen diesen wundervollen Krimi nämlich ausdrücklich ans Herz, er ist spannend, spritzig und gut recherchiert . Und wer Heidi Rehn kennt, weiß, dass sie niemals ohne Humor auskommt. Meine vollste Empfehlung nicht nur für dunkle Winterzeiten - Sie werden begeistert sein!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.12.2020
Randl, Lola

Die Krone der Schöpfung


gut

Keine Ruhe mehr auf dem Land!
So erlebt es die Ich-Erzählerin in ihrer Wahlheimat. Was? Nun, die hier nicht namentlich bekannten Ereignisse des Jahres 2020. Die viralen Ereignisse, um genau zu sein. Diejenigen, die wir alle kennen und die immer noch andauern, immer schlimmer, immer fataler um sich greifend.

In kurzen Sequenzen gibt sie die Eindrücke der Lage auf dem Lande wieder, wobei es auch eine Art Seriendarstellung gibt, eine mit Zombies. Namens "Honka, Bar des Vergessens I - XI". Die Zombies stehen aus meiner Sicht für die irrationale Bedrohung, die dieser Virus für uns alle bedeutet.

So wie die Zombies gibt es eine ganze Reihe von symbolbeladenen Handlungsteilen. So gräbt die bei ihr lebende Mutter der Ich-Erzählerin geradezu fanatisch im Garten, klammert sich an Samen und Pflanzen fest - bis sie von ihrer Tochter auf die gegenwärtig typische Weise ausgeknockt wird: Nämlich durch Isolation.

Alles ist sehr treffend, was Lola Randl hier beschreibt und ist so oder ähnlich im Laufe dieses Jahres sicher jedem von uns widerfahren. Doch haben ihre Schilderungen eine solche Unruhe, eine Nervosität in sich - sicher auch ein gelungenes Werkzeug des Erzählens - dass ich mich davon komplett überfordert fühlte. Beziehungsweise beim Lesen, einem Vorgang, bei dem ich zur Ruhe kommen möchte, so durcheinandergewirbelt wurde, dass ich noch Stunden später Herzklabaster hatte! Also nicht unbedingt ein Buch für mich, aber mit Sicherheit eines für moderne Zeitgenossen, die mit beiden Beinen fest im viralen Alltag verankert sind!

Bewertung vom 10.12.2020
Austin, Lynn

In den Schuhen einer anderen


sehr gut

Krieg auf allen Ebenen
Und in allen Schichten: auch wenn die Engländer angenommen hatten, dass der "Große Krieg", uns als der Erste Weltkrieg bekannt, das schlimmste ist, was passieren könnte, müssen sie nur 21 Jahre später feststellen, dass es mindestens genauso schlimm weitergeht. Nur anders.

Und zwar so, dass reihenweise Städte durch Bomben der Nationalsozialisten zerstört werden - über viele Jahre hinweg. In diesem brutalen Krieg finden Audrey und Eve wieder zusammen - zwei junge Frauen aus völlig unterschiedlichen Verhältnissen, die als Kinder befreundet waren und sich dann verloren. Doch nun stellen sie fest, dass sie gemeinsam stark sind und treten als Fahrerinnen in die Armee ein - in die Einheit, in der auch die jetzige Königin Elizabeth II. ihre Frau steht! Und diese beiden Frauen tun dies ebenso, die reiche, bisher verwöhnte Audrey wächst unter Eves Schutz über sich hinaus. Und sie haben noch mehr gemeinsam - sie sorgen sich um denselben Mann, um Audreys Bruder Arnie, der Eves Geliebter ist, auch wenn es für sie, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt, nur wenig Aussichten darauf gibt, seine Frau zu werden. Doch sie gibt die Hoffnung nicht auf.

Doch zunächst müssen die beiden mitten im Krieg einen ganz anderen furchtbaren Verlust hinnehmen und damit zurecht kommen, auch mit ihren jeweiligen Rollen darin.

Dann findet Audrey mitten im Krieg, als alle Hoffnung verloren scheint, ihr persönliches Glück mit dem Amerikaner Robert, der in England stationiert ist. Doch alles Glück ist vergänglich und alle Freundschaft auch.

Die Autorin Lynn Austin hat hier einen dramatischen Roman entworfen, in dem neben Liebe, Gewissen und Vergebung auch der christliche Glaube eine große Rolle spielt. Auch wenn dieser durchgehend packend zu lesen ist, entwickelt sich die Handlung zum Ende hin doch in eine Richtung, die mir sehr konstruiert vorkommt. Und nicht so richtig zu dem großartigen ersten Teil des Buches passt, in dem der Zweite Weltkrieg in England so eindringlich und gleichzeitig gut recherchiert dargestellt wird wie selten.

Dennoch: auf die Gefahr hin, dass Sie am Ende ein bisschen enttäuscht sind, emfehle ich dieses Buch als lesenswerte und spannungsreiche Lektüre!

Bewertung vom 07.12.2020
Knoll, Rebekka

Blaue Nächte


gut

Königskinder in doppelter Ausgabe: Das sind einmal Emil und Lotte in den 1960er Jahren - auf der anderen Seite Milena und Paul in der Gegenwart. Die beiden Paare sind sofort voneinander verzaubert, können aber nicht endgültig zueinander finden, denn in beiden Fällen steht eine Frau dazwischen, von der sich damals Emil und heute Paul nicht trennen können.

Bittersüß, aber leider steckt hinter der guten Idee, dass in einem Tanzcafé alle Fäden zusammenlaufen, nicht genug Saft und Kraft. Eine nette Geschichte, aber leider auch nicht mehr - eine die schnell verpuffen wird aus meinen Gedanken. Keine Faszination, der ich erlegen bin - das liegt vor allem an den Charakteren, die einfach nicht catchy genug sind.

Ein guter Ansatz, der irgendwie ein bisschen verploppt. Eine Geschichte, die leider nicht in mir weiterbrennen wird. Schon jetzt, einige Ta-ge nach der Lektüre habe ich sie fast vergessen schade drum!

Bewertung vom 07.12.2020
Correa, Armando Lucas

Die verlorene Tochter der Sternbergs


schlecht

Nach dem aufwühlenden Roman "Das Erbe der Rosenthals" über die schicksalhafte und für die meisten Passagiere fatale Flucht nach Kube mit dem Schiff St. Louis, eines realen und besonders tragischen Ereignisses im Dritten Reich, war ich auch an dem Nachfolgeroman des Autors interessiert.

Die Familie Sternberg, ebenfalls aus Berlin, hatte ein etwas anderes Schicksal: hier begab sich die Mutter Amanda Sternberg mit den beiden Töchtern Viera und Lina alleine auf die Flucht und nur Viera, die Ältere landete auf der St. Louis. Desweiteren geht es um das Leben von Amanda und Lina in Frankreich. Was ist das für ein Durcheinander, das da auf den Leser zukommt! Ständig fallen Charaktere , gerade auch Hauptfiguren, weg, kommen neue hinzu, werden weder richtig aus der Geschichte entlassen noch anständig eingeführt. Es gibt keine einzige wirklich lebendige dargestellte Figur, die die Handlung durchgehend tragen könnte.

Es gibt auch einen Handlungsstrang in der Gegenwart, der ebenso bedeutungs- und zusammenhanglos dahindümpelt. Leider ist hier wirklich gar nichts gelungen an dem Roman!

Ich möchte potentiellen Lesern daher nicht nur NICHT zu dem Buch raten, ich möchte ihnen sogar explizit von der Lektüre abraten, denn hier erhält man weder einen realistischen Eindruck von den Geschehenissen in Frankreich während des Krieges noch werden andere wichtige Informationen zum Zeitgeschehen im erforderlichen Umfang vermittelt und ein literarischer Genuss ist es schon gar nicht. Nur ein Satz mit X - für mich jedenfalls.

Bewertung vom 07.12.2020
Ahrnstedt, Simona

Nur noch ein bisschen Glück


weniger gut

Bullerbü für Erwachsene? Nichts weniger als das!

Denn erstens bleibt es nicht bei munteren Spielchen und zweitens überwiegen - gefühlt - die Kabalen und Intrigen.

Das Sujet: Stella, die aufstrebende Modezarin von Stockholm wird von ihrem Freund betrogen - und das ausgerechnet mit ihrer langweiligen, stets beigefarben gewandeten Kollegin. Anstatt ihrem Peder hinterherzurennen, macht sie die Biege und zieht sich aufs Land zurück, in das Häuschen ihrer Großeltern, das nun ihr gehört.

Das es nicht mehr als eine Bruchbude ist, die keine Toilette und kein fließend Wasser hat, stört sie zwar, aber nicht so sehr, wie ihr attraktiver Nachbar, der Bio-Bauer Thor sie anzieht. Nach einigen Irrungen und Wirrungen landen die beiden im Bett - und dort bleiben sie gefühlt auch bis zum Ende des Romans. Wer sich dafür interessiert, wer wen wie und warum leckt (das ist - man erfährt es schnell - beider liebstes Spielchen im Bett oder auch daneben), kommt voll auf seine Kosten.

Dass auch gesellschaftskritische Themen wie Mobbing, sexuelle Belästigung und die kindliche Trauer eine Rolle spielen - und zudem sehr gut, sowohl unterhaltsam als auch anschaulich, nur eben viel zu kurz dargestellt sind, stellt man als Leser eher nebenher fest. Und kommt - wenn man wie ich gerade an dieser Thematik besonders interessiert ist, längst nicht auf seine Kosten. Schade eigentlich, denn die Autorin hat Humor und zudem ein Händchen für die Entwicklung von Charakteren. Aber dieser viele Sex in allen Varianten hat mich so ermüdet, als hätte ich mich selbst im Bett ausgetobt, anstatt zu lesen.