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smartie11
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Insgesamt 920 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2017
White, Wade Albert

Zutritt nur für echte Abenteurer! / Saint Lupin's Academy Bd.1


ausgezeichnet

Ein unglaublich fantasie- und humorvolles Abenteuer

Zum Inhalt:
Anne und ihre beste Freundin Penelope fristen im „Saint-Lupin’s-Institut für Fortwährend Ungezogene und Grässlich Unansehnliche Kinder“ unter der Fuchtel der schrecklichen Oberin ein trostloses Leben und müssen tagein, tagaus im Kohlebergwerk schuften. Ein Entkommen aus diesem Heim gibt es erst mit dem 13. Geburtstag, denn dann darf man mit viel Glück auf eine der vielen Abenteuerakademien wechseln. Doch was ist, wenn einem dort - natürlich vollkommen unvorbereitet - gleich eine Mission der Schwierigkeitsstufe 13 (von zwölf!) aufs Auge gedrückt wird? Und was ist, wenn man für diese schier unerfüllbare Mission nur drei Tage Zeit bekommt…?

Meine Meinung:

„Saint Lupin´s Academy“ (OT: „The Adventurer’s Guide to Successful Escapes“) ist das Debut und gleichzeitig der Auftakt zu einer neuen Kinder- und Jugendbuchserie des Kanadischen Autors Wade Albert White. Die Geschichte beginnt im trostlosen Heim „Saint Lupin’s“ damit, dass Anne und Penelope wirklich alles dafür tun, um von hier weg zu kommen. Schnell schließt man als Leser dabei die beiden Mädels ins Herz und zittert und fiebert mit ihnen mit, dass sie es auch schaffen. Überhaupt: Zum Mitzittern und Mitfiebern gibt es in diesem Buch wirklich ganz viele Situationen, denn der Autor schickt seine Heldinnen durch eine Reise quer durch sein neues „Universum“, das aus einer „alten Welt“ (hups, die kommt mir ganz schön bekannt vor!) entstanden ist. Dabei finden sich die Protagonisten auf immer neuen „Ebenen“ wieder und müssen stets knifflige Aufgaben und / oder gefährliche Situationen meistern. Entsprechend schnell und temporeich entwickelt sich die Geschichte, so dass man beim Lesen eigentlich kaum eine Pause einlegen mag. Doch diese Geschichte wartet nicht nur mit Tempo und Spannung auf, sondern insbesondere auch mit einer nahezu überbordenden Fantasie! In Whites Welt gibt es gefährliche Sandwölfe, Reisen per Drachenfeuerbällen, Ritter die nie gelebt haben, zwielichtige Charaktere wie den hyänenartigen Archäologen Mr. Plutarch H. Shard und noch vieles, vieles mehr zu entdecken. So ergibt sich in Summe ein wunderbarer Lesespaß von der ersten bis zur letzten Seite.

Der Schreibstil des Autors ist erfrischend locker und passt hervorragend zu seiner Geschichte und seinen Charakteren. Am Besten hat mir aber sein Humor gefallen, der mich nicht nur einmal an den großartigen Terry Pratchett, an Douglas Adams oder auch an den Humor á la Monty Python erinnert hat. Genau mein Geschmack!

Einziger kleiner Wehrmutstropfen war für mich, dass der dritte Protagonist im Bunde – Hiro, der Zauberer – für meinen Geschmack die ganze Story über doch recht blass geblieben ist und im Schatten der beiden taffen Mädels eher ein Mauerblümchen-Dasein gefristet hat. Hier könnte dem ein oder anderen jugendlichen Leser die passende Identifikationsfigur fehlen.

FAZIT:
Ein wahrlich toller Lesespaß für Jung und Alt mit ganz viel Spannung, Tempo, Humor und vor allem Fantasie! Bitte mehr davon!

Bewertung vom 17.03.2017
Miralles, Francesc;García (Kirai), Héctor

Ikigai


sehr gut

Die beiden Autoren Francesc Miralles & Héctor García beschäftigen sich in ihrem Buch „Ikigai“ mit der Frage danach, welche (beeinflussbaren) Faktoren sich positiv auf eine lange Lebenserwartung auswirken. Oder anders ausgedrückt, wie es die Autoren selbst beschreiben: „Ziel dieses Buches ist es, Sie in die Geheimnisse der japanischen Hundertjährigen einzuweihen, Ihnen zu zeigen, wie man ein gesundes, erfülltes Leben führen kann und was man zu tun vermag, um sein eigenes Ikigai zu entdecken.“ (S. 15)

Ein hehres und in seiner Komplexität zugleich schwer zu greifendes Ziel. So nähern sich die Autoren dem Thema von vielen verschiedenen Seiten, umrunden es und versuchen dabei, es immer näher einzugrenzen. So ähnlich wie bei einem mathematische Näherungsverfahren. Zentraler Dreh- und Angelpunkt ist dabei das Element, das diesem Buch seinen Namen gegeben hat: Das Ikigai, was man etwa global mit einem „Lebensziel“ beschreiben könnte oder auch ganz alltäglich „…ist Ikigai das, wofür es sich lohnt, morgens aufzustehen.“ (S. 19). Ein schönes Schaubild hierzu findet sich auf S. 19, auf dem man das Ikigai als Kern all dessen auffindet, was uns beschäftigt und uns ausmacht. Diesbezüglich regt das Buch den Leser an, innezuhalten und über den eigenen Sinn des Lebens nachzudenken.

Letztendlich bietet dieses Buch einen sehr interessanten Überblick – ohne dabei zu sehr in die Tiefe zu gehen – über eine Vielzahl von Themen, die die eigene Gesundheit und damit auch die Lebenserwartung positiv beeinflussen können. Hier waren für mich einige bereits bekannte Themen dabei, aber genauso auch einiges Neues. Letztendlich geben die Autoren selbst zu: „Es gibt keine Zauberformel, um das Glück zu finden, um sein eigenes Ikigai zu leben“ (S. 95). Aber helfen kann einem dieses Buch – wenn man es denn möchte – sicherlich.

Das Einzige, was mich wirklich gestört hat ist, dass die Autoren zahlreiche Forscher und Studien zitieren, allerdings stets ohne genauere oder gar weiterführende Angaben. Hier fehlen mir z.B. Fußnoten oder auch ein kleines Literaturverzeichnis im Anhang. Denn so bleibt Manches einfach ein bisschen zu „schwammig“ (z.B.: „Man nimmt an, dass eine Tasse weißer Tee den gleichen Effekt hat wie zwölf Gläser frisch gepressten Orangensafts.“ - S. 161).

FAZIT:
Dieses Buch ist ein kleines Schweizer Offiziersmesser auf dem Weg zu einem gesundheitsfördernden Lebensstil - Aus diesem Baukasten kann sich jeder interessierte Leser die für ihn passenden Bausteine aussuchen, die man dann ggf. mit weiterführender Literatur vertiefen kann.

Bewertung vom 17.03.2017
Evans, Maz

Die Götter sind los / Die Chaos-Götter Bd.1 (4 Audio-CDs)


sehr gut

„Die Götter sind los“ (OT: „Who Let the Gods Out“) ist das Debut der britischen Schriftstellerin Maz Evans, die zuvor als Journalistin und Dozentin für Kreatives Schreiben tätig war. Und kreativ ist die Geschichte um den gebeutelten Elliot auf jeden Fall, denn so wie hier hat man die altehrwürdige griechische Götterwelt bestimmt noch nicht erlebt! In dieser Geschichte tummeln sich so ziemlich alle, die auf dem Olymp Rang und Namen haben, wie beispielsweise der Fährmann Charon, der sich darüber beklagt, dass man den Toten in Zeiten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs keine Goldmünzen für die Fährüberfahrt auf dem Stxy mehr in den Mund legt. Oder aber der modebewussteste aller Götter, der Zeus-Filius und Götterbote Hermes (Fahrzeugkennzeichen: „Ich bin der Größte!“), der himmlische Strafzettel sammelt. Oder auch Aphrodite, die sogar die Herzen der strengsten Beefeater Jim und Steve schmelzen lässt, so dass sich die beiden schluchzend in den Armen liegen. Last but not least darf natürlich auch der Ober-Schürzenjäger Zeus („ich bin der Klempner Bob“) nicht fehlen, der mit seinem Getreuen Pegasus „Peg“ mehr als einmal zur Hilfe eilt. Aber nicht nur die mythischen Gestalten überraschen in dieser Geschichte! Denn wer hätte schon gedacht, dass die Queen unter ihrem majestätischen Kleid einen schwarzen Ninja-Kampfanzug trägt? Oder dass der millionenschwere Richard M. Trumpington (Trump…. da war doch was!) in Wahrheit Hypnos, der Dämon des Schlafes (sein Motto: „Siegen ist alles!“) und Bruder von Antagonist Thanathos ist?

Das klingt jetzt alles total abgedreht und irre witzig? Genau, ist es auch! Maz Evans beschert uns hier eine spannende, temporeiche und vor allem extrem humorvolle Geschichte, die mit dem Sturz des Sternbild-Mädchens Virgo (offizieller Titel: „Hüterin des Büromaterialschrankes“) in einen Güllehaufen ihren unaufhaltsamen Lauf nimmt. Immer wieder kommt es bei der Jagd nach den Chaossteinen zu den irrwitzigsten Situationen, egal ob in der Unterwelt oder im Diesseits: Hier bleibt echt kein Lachmuskel verschont! Selbst die kleinsten Details sind wunderbar humorvoll, wie beispielsweise Virgos Allzweckhilfsmittel „Was ist Was“ oder auch Hermes´ liebstes Technik-Gadget, der iGott.

Der Schreibstil der Autorin passt dabei perfekt zu ihrer humorvollen Geschichte: frisch, frech und nie um ein Wortspiel oder flotten Spruch verlegen („sogar meine Unterhose ist älter als du“), wobei es durchaus auch mal ein bisschen deftiger zugehen kann.

Zur Hörbuchproduktion:
Das Hörbuch aus dem Silberfisch-Verlag liegt in gekürzter Fassung vor. Wie viel vom Originaltext tatsächlich fehlt, kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass mir nichts „gefehlt“ hat und dass bei 315 Minuten (zu 336 Seiten) nicht allzu viel fehlen kann.
Die Klangqualität der vier Audio-CD´s ist für meinen Geschmack sehr gut. Noch viel besser ist allerdings die Performance des Comiczeichners, Illustrators, Schriftstellers und Schauspielers Martin Baltscheit, die über „normales“ Vorlesen weit hinausgeht. Jedem Charakter verleiht Baltscheit seine ganz eigene Persönlichkeit, sein Tempo, seine Tonlagen und auch seine Lautstärke variieren im Verlauf und passen stets perfekt zur Situation. Hier macht das Zuhören einfach nur Spaß!

FAZIT:
Intensivtraining für die Lachmuskeln: Eine irrwitzige, temporeiche und spannende Geschichte für Jung und Alt. Ein absolutes Hörerlebnis!

Bewertung vom 17.03.2017
Chirovici, Eugene O.

Das Buch der Spiegel


sehr gut

„Das Buch der Spiegel“ des rumänischen Schriftstellers E.O. Chirovici wurde bereits vorab mit sehr vielen Lorbeeren bedacht, wurde es doch in über 30 Länder verkauft und vom Britischen „The Guardian“ sogar als „Sensation“ bezeichnet. Die Kurzbeschreibung dieses Buches könne vermuten lassen, dass es sich um einen Krimi oder sogar Thriller handelt. Auf dem – sehr gelungenen – Cover wird das Buch allerdings zu Recht als „Roman“ klassifiziert, denn obgleich es durchaus Krimielemente hat, ist es doch kein Krimi im eigentlichen Sinn, dafür fehlt einfach der durchgehende Spannungsbogen. Vielmehr spielt der Autor sehr geschickt mit den Tiefen der menschlichen Psyche, den manchmal trügerischen Eigenarten der Erinnerungen sowie den komplexen und höchst subjektiven zwischenmenschlichen Beziehungen.

Durch den Start in die Geschichte fixt der Autor nicht nur seinen Protagonisten, den Literaturagenten Peter Katz („Er gehörte zu denen, die man bei einer Party schon mal mit einem Gummibaum verwechseln konnte“ - S. 109) mit dem alten Mordfall an, sondern auch seine Leser. Denn selbstverständlich möchte man wissen, was sich damals ereignet hat im Haus des gefeierten Princeton-Professors Joseph Wieder („Er war in jenen Jahren einer der wichtigsten Dozenten in Princeton und wurde als eine Art Prometheus betrachtet, hinab gestiegen zu den einfachen Sterblichen, um ihnen das Geheimnis des Feuers zu enthüllen.“ - S. 28).

Mit der Einsendung seines unvollständigen Manuskriptes löst Richard Flynn eine private Ermittlung aus, die wie ein Staffelholz von Hand zu Hand weitergegeben wird, vom Literaturagenten Peter Katz zum investigativen Journalisten John Keller und schließlich zu Roy Freeman, einem pensionierten Polizisten, der damals an den Ermittlungen zu diesem Fall beteiligt gewesen ist. Entsprechend erzählt der Autor seine Geschichte aus nacheinander wechselnden Perspektiven, was für Abwechslung sorgt. Im Laufe der privaten Ermittlungen werden Zeitzeugen aufgesucht, auch die kleinsten Puzzlestücke zusammengetragen und Aussagen festgehalten, die sich zum Teil extrem wiedersprechen, wodurch das Rätsel um den Mordfall zwischenzeitlich tatsächlich immer größer und unlösbarer zu werden scheint. Diese Geschichte zu Lesen habe ich nicht wirklich als fesselnd, aber doch als sehr interessant empfunden, denn auch ich wollte unbedingt erfahren, wie Professor Wieder zu Tode gekommen ist. Am Ende wurde ich nicht enttäuscht, da der Autor auf den letzten rd. 30 Seiten eine Lösung präsentiert, die alles in sich „passig“ macht und die wesentlichen Fragen zuverlässig beantwortet, so dass ich das Buch zufrieden aus der Hand legen konnte. Selbst die Wahl des Titels wird zum Schluss noch erklärt!

Als ungewöhnlich habe ich es empfunden, dass Chirovici nahezu allen seiner Charactere eine gewisse Tiefe und Plastizität durch Beschreibungen ihres Umfeldes, ihrer Geschichte und ihrer Beziehungen verleiht, so dass man sich beim Lesen ständig fragt, welche Informationen vielleicht doch eine gewisse Relevanz für den „Fall Wieder“ aufweisen und was davon nur „schmückendes Beiwerk drumherum“ ist. Hier hätte es für meinen Geschmack an manchen Stellen etwas weniger sein dürfen.

FAZIT:
Keine „Sensation“, aber doch ein Roman, der geschickt mit den Tiefen der menschlichen Psyche, den manchmal trügerischen Eigenarten der Erinnerungen sowie den komplexen und höchst subjektiven zwischenmenschlichen Beziehungen spielt.

Bewertung vom 15.03.2017
Carter, Aimée

Das Auge der Schlange / Animox Bd.2


ausgezeichnet

Das tierische Abenteuer geht weiter – mit Spannung, Tempo und Überraschungen

Zum Inhalt:
Erst wenige Wochen sind vergangen seit dem dramatischen Kampf auf dem Dach des Sky Towers und dem Sturz von Celeste als Alpha des Rudels. Nur langsam kehrt im geheimen L.A.G.E.R., dem Hauptquartier der Säuger unter dem New Yorker Central Park, wieder Normalität ein. Da findet Simon eine Postkarte aus Paradise Valley in Arizona – ein Hilferuf seiner Mutter, die von Simons Großvater Orion entführt wurde? Simon kann nicht anders und bricht auf nach Arizona, gegen alle Widerstände, aber mit seinen besten Freunden an seiner Seite…

Meine Meinung:
„Animox – Das Auge der Schlange“ (OT: „Simon Thorn and the Viper´s Pit“) ist der zweite Band einer neuen Jugendbuchreihe der US-amerikanischen Schriftstellering Aimee Carter (u. A. „The Goddess“, „Das göttliche Mädchen“). Der erste Band („Animox – Das Heulen der Wölfe“) gehörte für mich persönlich zu den Lesehighlights 2016. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an den zweiten Band und soviel sei vorab verraten: sie wurden nicht enttäuscht!

Die Story schließt relativ nahtlos an die Ereignisse des ersten Bandes an. Auch wenn zu Beginn sehr geschickt immer wieder Rückblicke auf die vorangegangenen Geschehnisse gegeben werden, würde ich jedem „Animox-Neuling“ empfehlen, unbedingt mit Band 1 zu beginnen, denn ansonsten könnte es schwierig werden, alle Zusammenhänge der Geschichte zu erfassen und die zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere untereinander richtig einzuordnen. Doch wer Band 1 bereits kennt, wird problemlos und ruck-zuck wieder tief in die Geschichte eintauchen können.

Nach einer kurzen „Eingewöhnungsphase“ im L.A.G.E.R. nimmt die Story sehr schnell an Spannung und Tempo auf, wenn sich Simon mit seinen Gefährten (natürlich unerlaubter Weise) auf den Weg in´s Paradise Valley macht und dafür einmal quer durch die USA reisen muss. Entsprechend hat die Geschichte diesmal schon fast einen „Road Movie“-Charakter – und zwar mit allem, was dazu gehört: Tempo, Action und Spannung! Dank hartnäckiger Verfolger nimmt Simons Reise mehr als einmal einen ungeplanten Verlauf und sie treffen gleich auf einige neue Animox-Charaktere, von denen mir die straighte Zia Stone und die kernige Bonnie am Besten gefallen haben. Auch die Schauplätze, an die uns Aimee Carter führt, sind wie schon im ersten Band mal wieder absolut fantastisch und extrem atmosphärisch, wie beispielsweise das Stilio-Hotel in der Wüste Arizonas, das ganz besondere Überraschungen bereit hält, oder auch ein altes, baufälliges Theater in Chicago.

Auch die Entwicklung der Charaktere sowie die Einführung neuer Figuren gelingen der Autorin in meinen Augen sehr gut: hier wird getäuscht, enttäuscht und auch (positiv) überrascht. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass sich die Beziehung Simons zu seiner „neuen“ Familie deutlich weiterentwickelt hat.

Ebenso wie Band eins weist auch „Das Auge der Schlange“ ein sehr spannendes Finale auf, das mit Überraschungen und auch einem guten Schuss Dramatik daher kommt – wenn auch nicht ganz so dramatisch wie in Band eins. Am Ende des Buches ergibt sich dann ein kleines „Déjà- vu“, das ich mal als festes Versprechen und kleinen Ausblick auf Band drei werte, den ich schon jetzt sehnsüchtig erwarte!

FAZIT:
So muss eine Fortsetzung sein: Spannend, temporeich und voller Action & Überraschungen! Band drei bitte!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2017
Lapena, Shari

The Couple Next Door


sehr gut

Menschliche Abgründe – ein Mix aus Thriller und Familiendrama


Zum Inhalt:
Während Anne und Marco bei ihren Nachbarn einen Geburtstag feiern, passiert das Unfassbare: Ihre sechs Monate alte Tochter, nach der sie alle halbe Stunde gesehen haben, wird aus ihrem Bett entführt. Für die Eltern beginnt ein wahrer Albtraum, dessen Dimensionen sie noch gar nicht absehen können…

Meine Meinung:
Der Debut-Thriller „The Couple next Door“ der kanadischen Autorin Shari Lapena ist von der internationalen Presse gefeiert worden, wurde in fast 30 Länder verkauft und stand wochenlang unter den Top Ten der Sunday Times-Bestsellerliste. An ein solches Buch geht man als Leser natürlich mit gesteigerten Erwartungen heran.

Der Start in die Story gelingt dank des überschaubaren Personenkreises und der starken örtlichen Eingrenzung problemlos, und auch die Spannung schnellt sehr früh in die Höhe, denn die Entführung der kleinen Cora ereignet sich bereits auf Seite 14! Ab diesem Punkt erinnert die Geschichte an Erfolgsromane wie beispielsweise „Gone Girl“. Ca. die erste Hälfte dieses Thrillers besticht für meinen Geschmack eher durch die unglaublich verzweifelte und zugleich von unterschwelligem Misstrauen geprägte Atmosphäre als durch Spannung. Es ist allerdings sehr interessant zu sehen, wie die einzelnen Charaktere in dieser Ausnahmesituation reagieren und wie langsam die Zwietracht und Zweifel wachsen und gedeihen. Dennoch hätte der ersten Hälfte ein bisschen mehr Spannung in meinen Augen durchaus gut getan, denn der eigentliche Fall tritt zu lange auf der Stelle und kommt nicht wirklich voran.

Dafür schnellen Spannung und Tempo ab ca. der Hälfte des Buches wieder in ungeahnte Höhen, als sich in der Story ein Meilenstein ereignet und es mit dem Fall wieder wirklich voran geht. Im Folgenden möchte man das Buch eigentlich kaum noch aus der Hand legen, zittert mit den Eltern um das Schicksal der kleinen Cora mit und möchte endlich wissen, was sich in der Unglücksnacht tatsächlich ereignet hat. Dabei konfrontiert die Autorin ihre Leser mit mehr als einer überraschenden Wendung in der Geschichte, von denen ich einige vorausgeahnt habe, von anderen aber tatsächlich vollkommen überrascht worden bin. So entwickelt diese Story einen ganz eigenen, unwiderstehlichen Sog und steuert auf ein Finale hin, das dem Leser (teilweise erschreckende) Antworten auf alle Fragen liefert und in sich rund ist. Doch einen der größten Paukenschläge hebt sich Shari Lapena bis ganz zum Schluss auf!

Sehr gut gefallen hat mir an diesem Buch – neben der Grundidee der Story – die Entwicklung der einzelnen Charaktere, bei denen der Leser mehr als einmal in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele blicken muss. Hier lernt man als Leser, niemandem mehr zu trauen und hinter Allem und Jedem ein dunkles Geheimnis zu wittern. Diese paranoide Grundstimmung ist schon eine wahre Meisterleistung!

FAZIT:
Ein ungewöhnlicher Thriller mit einer ausgeprägten paranoiden Grundstimmung, viel Drama, Misstrauen und voll von Überraschungen. Für den fünften Stern fehlte es mir aber streckenweise zu sehr an Spannung.

Bewertung vom 13.02.2017
Hawker, LS

Grausames Erbe


sehr gut

Ein bunter Genre-Mix mit interessantem Road Trip

Zum Inhalt:
Die 21jährige Petty Moshen hat bislang ein absolut isoliertes Leben geführt. Seit sie ein kleines Mädchen war, hat ihr Vater Charlie sie hart trainiert und ihr eine allgegenwärtige Paranoia sowie ein tiefsitzendes Misstrauen allen anderen Menschen gegenüber eingeimpft.
Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters wittert Petty die Chance, endlich aus diesem einsamen und gefühlskalten Leben auszubrechen und endlich ein „normaler“ Mensch zu werden. Doch selbst aus dem Grab scheint Charlie ihr noch immer seinen Willen aufzwingen zu wollen.

Meine Meinung:

„Beobachten. Orientieren. Entscheiden. Handeln. Die vier Hauptregeln.“ (eBook - S. 31)

Eines vorweg: „Grausames Erbe“ (OT: „The Drowning Game“) der US-amerikanischen Autorin LS Hawker wird offiziell unter dem Genre „Thriller“ vermarktet. Für meinen Geschmack ist die Zuordnung dieses Buches zu einem Genre sehr schwierig, da es Einflüsse aus vielen Bereichen hat. Ich würde es als Mix aus Young Adult Literatur, Road Trip, Familiendrama und auch Thriller beschreiben, aber ein waschechter Thriller ist dieses Buch nicht!

Der Start in die Geschichte gelingt leicht, auch aufgrund der sehr übersichtlichen Anzahl der Charaktere. Die Autorin hält sich dabei nicht mir viel „Vorgeplänkel“ auf sondern beginnt mit dem einschneidendsten Erlebnis in Petty Moshens Leben: Dem Tod ihres Vaters Charlie. Von einem Tag auf den andern gerät ihre gesamte kleine Welt, wie sie sie bisher kannte, vollkommen aus den Fugen und Petty ist mit dieser Situation heillos überfordert. Man kann als Leser schon fast gar nicht anders, als dieses taffe Mädchen zu mögen, dass bislang so viel Druck, Grenzen und unmenschliche Behandlung durch ihren Vater zu erdulden hatte. Bereits von Anfang an wünschte ich Petty, diese Chance nutzen zu können, und aus ihrem Leben auszubrechen. Doch natürlich tauchen nach dem Tod von Charlie gleich die nächsten zwei Männer auf, die Petty mehr als Besitz denn als Menschen ansehen: Der widerliche Randy King, ein wahres US-Hinterwäldlerisches Voll-Klischee, sowie der schmierige Winkeladvokat Keith Dooley, den Charlie mit seiner Testamentsvollstreckung beauftragt hatte. Glücklicherweise trifft Petty aber noch auf den „Looser“ Dekker, der irgendwie vom Pech verfolgt zu sein scheint. Für Abwechslung dabei sorgt der stetige Wechsel der Erzählperspektiven zwischen Petty und Dekker.

Aus dieser Situation heraus entspinnt sich eine Story, die durchaus actionreich ist und stellenweise immer wieder ein hohes Tempo aufweist. Über weite Strecken erinnerte mich die Handlung an einen Road Movie, denn Petty und Dekker müssen auf ihrer Flucht immer wieder spontan umplanen und stranden mal hier, mal dort und treffen dabei auf die verschiedensten Menschen mit den unterschiedlichsten Absichten. Dies zu Lesen hat Spaß gemacht und war gleichzeitig sehr interessant, insbesondere durch das Wechselspiel zwischen der weltfremden und auf alle anderen Menschen sehr sonderbar wirkenden Petty und dem oft unbeholfenen, aber doch stets liebenswerten Dekker, der in seinem Leben endlich mal etwas richtig machen möchte. Stellenweise hat die Autorin für meinen Geschmack allerdings ein bisschen zu dick aufgetragen (z.B. mit einem Tornado), aber unterhaltsam und spannend zu lesen waren diese Szenen allemal.

Im letzten ca. Viertel der Story schimmern dann tatsächlich die Thriller-Gene durch. Zwar habe ich eine zentrale Wendung zum Ende hin schon vorher kommen sehen, aber dennoch war das Finale wahrhaft fesselnd und actionreich. So konnte ich das Buch am Schluss kaum noch aus der Hand legen. Letztendlich bescherte die Autorin ihren beiden Protagonisten ein Finale, das sehr gut zur Story passt und mich mit einem zufriedenen Gefühl zurückgelassen hat.

FAZIT:
Young Adult, Road Trip, Familiendrama und zum Schluss auch ein guter Schuss Thriller – eine gelungene Mischung für spannende Lesestunden!

Bewertung vom 09.02.2017
Aichner, Bernhard

Totenrausch / Totenfrau-Trilogie Bd.3


sehr gut

„Totenrausch“ ist der dritte und (vorerst?) letzte Band der „Totenfrau-Trilogie“ um die Bestatterin und mehrfache Mörderin Brünhilde Blum. Nachdem mir der erste Band („Totenfrau“) sehr gut gefallen hatte (4 Sterne), war ich vom zweiten Band („Totenhaus“ – 2 Sterne) sehr enttäuscht. Entsprechend gespannt war ich nun auf den Abschluss der Trilogie. Man kann dieses Buch durchaus auch stand-alone ohne Kenntnis der beiden Vorgängerbände lesen, m.E. sollte man aber auf jeden Fall den ersten Band gelesen haben (den zweiten Band könnte man für mein Empfinden problemlos auslassen).

Bezeichnender Weise gibt es zu Beginn einen kurzen Rückblick auf die Ereignisse des ersten Bandes, während der Autor die etwas merkwürdigen Geschehnisse des zweiten Bandes selbst größtenteils außer Acht lässt. Ich war hierdurch sehr schnell wieder in der Geschichte „drin“, auch wenn ich den letzten Band vor über einem Jahr gelesen habe. Die Geschichte und damit auch das Unglück nehmen schnell ihren Lauf, wobei das Bedrohliche zu Anfang eher unterschwellig daher kommt. Nach einem kurzen Start auf den Lofoten gelangt Blum mit ihren beiden Töchtern Nela und Uma schnell und vergleichsweise unkompliziert nach Hamburg und damit in die Fänge des zweiten Protagonisten, der Unterweltgröße Egon Schiele. Es ist eine Umbruchsituation, in der Blum und ihre Töchter am Beginn eines Neuanfangs stehen, dessen Erfolg und Ausgang noch zutiefst ungewiss ist. Denn der Albtraum ist noch nicht beendet. Vielmehr gönnt Schiele Blum eine ruhige, trügerische Phase er Erleichterung, umgarnt und verwöhnt sie, bis er Blum vollkommen unvorbereitet trifft….

Die Story um die ungewöhnliche Bestatterin Brünhilde Blum, die seit dem ersten Band stark polarisiert, war in „Totenfrau“ noch von „agieren“ geprägt. Diesmal ist Blum in einer vollkommen anderen Situation und (fast) die gesamte Story ist von „reagieren“ bestimmt. Erst gegen Ende läuft Blum zu alter „Hochform“ auf und nimmt die Dinge wieder selbst in die Hand. Es ist, als sei sie endlich aus einer Schockstarre erwacht und fängt nun endlich an zu kämpfen, für sich selbst sowie für die Zukunft ihrer Kinder. Wie schon im ersten Band geizt der Autor auch diesmal nicht mit Überraschungen, neuen Wendungen und durchaus auch mit einigen neuen Figuren. Letztendlich werden aber alle anderen Charaktere, die Autor Aichner neu einführt, neben Blum und Schiele zu Randfiguren, sei es der treu-naive Tino (der gerne ein Reza-Ersatz wäre), der gutmütige alte Bestatter Engel oder der sympathische Ermittler Lambert. Diese Figuren haben mir alle sehr gut gefallen, blieben im Vergleich zu Blum und Schiele doch stets ein wenig blass. Dafür findet Aichner einen für meinen Geschmack sehr passenden und „runden“ Abschluss für seine Trilogie, ohne irgendwelche Fragen offen zu lassen.

Ungewöhnlich ist nach wie vor Bernhard Aichners Schreibstil: Sehr oft nutzt er kurze, mehr beschreibende Stakkato-Sätze („Sie steigt in keinen Zug. Sie fährt nicht weg. Sie isst etwas.“ - S. 435). Dafür nutzt er den Namen „Blum“ nicht mehr so Mantra-artig wie noch im ersten Band. Ich glaube, entweder sagt einem dieser Stil zu oder nicht. Wer sich unsicher ist, sollte vor dem Kauf lieber ein bis zwei Kapitel in der Buchhandlung oder auch online durch den „Blick ins Buch“ lesen.

FAZIT:
Skurril, besonders und durchaus spannend: Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die „Totenfrau“ mochte (den man zuvor gelesen haben sollte!).

Bewertung vom 09.02.2017
Sämmer, Markus

The Great Outdoors


ausgezeichnet

Eines vorweg: Es geht in diesem Kochbuch wirklich zumeist um das Zubereiten von Speisen unterwegs, entweder in freier Natur oder auch im Campingbus. Rezepte zum Zubereiten von Speisen zu Hause zum Mitnehmen auf Trekkingtouren finden sich eher weniger (am meisten in Rubrik 1). Selbstverständlich kann man aber auch alle Rezepte ganz komfortabel „indoor“ in der heimischen Küche nachkochen! (Mal abgesehen vom Stockbrot…)

In der Rubrik „Bevor ihr loslegt“ (S. 10) weist der Autor noch darauf hin, dass die meisten Rezepte für zwei Personen ausgelegt sind. Darüber hinaus findet sich auch noch eine Übersicht über die an den Rezepten befindlichen Icons, von denen es insgesamt 10 Stück gibt und die auf einen Blick die Eigenschaften der jeweiligen Rezepte erkennen lassen („praktisch & schnell“, „besonders leicht“, „vegetarisch“, „Stattmacher mit reichlich Energie“, „Rezepte für das offene Lagerfeuer“, „Gerichte mit wenigen, gut zu transportierenden Zutaten“, „sehr schnell zuzubereitende Rezepte“, „Rezepte ohne Kochen“, „Rezepte für einen Kocher“ sowie „Rezepte für zwei Kocher oder Herdflammen“).

Es folgt noch eine bebilderte Übersicht der notwendigen „Tools“ fürs Kochen unterwegs sowie der „Basics“, die man stets dabei haben sollte (wie z.B. etwa eine Flasche Olivenöl, Reis und Nudeln). Auf S. 23 findet sich auch eine entsprechende Checkliste, die sich bei Bedarf auch sehr gut als Kopiervorlage eignet.
Am Ende finden sich natürlich noch ein Rezeptindex (S. 262) sowie ein Rezeptregister (S. 264). Ein Zutatenregister fehlt hingegen leider.

FAZIT:
Ein sehr hochwertiges Kochbuch mit vielen, sehr abwechslungsreichen Rezepten sowie Bildern und kleinen Artikeln, die richtig Lust darauf machen, in die Natur zu gehen und diese zu erleben.

Bewertung vom 09.02.2017
Mulhauser, Travis

Sweetgirl


ausgezeichnet

Meine Meinung:

„Sweetgirl“ ist der Debutroman des amerikanischen Schriftstellers Travis Mulhauser. Er entführt seine Leser in die unwirtliche Winterwelt von Michigan („Und das ist das echt Üble am Winter in Cutler County – eigentlich nicht so sehr die Kälte, mehr die Tatsache, dass es sich irgendwann persönlich anfühlt.“ - S. 23). Die Protagonistin, die 16-jährige Percy, war mir vom Start weg durch und durch sympathisch, was nicht nur an ihrem Verantwortungsbewusstsein und ihrer taffen Art lag. Allen Schwierigkeiten trotzend, die ihr das Leben bislang in den Weg geworfen hat, ist Percy eine Kämpferin, die niemals aufzugeben scheint („Krise ist ein Dauerzustand, wenn man Carletta James’ Tochter ist“).

Die Geschichte wird sehr schnell spannend, denn bereits auf Seite 23 startet Percy ihre Rettungsmission für die kleine Jenna und beginnt ihren Kampf gegen die eisigen Naturgewalten des tobenden Blizzards und gegen die Zeit. Entsprechend habe ich mich gefreut, dass Percy und die kleine Jenna Hilfe bei Carlettas Ex-Freund Portis gefunden haben. Obgleich dieser ein zurückgezogener, eigenbrödlerischer Einsiedler ist, dessen beste Freunde seine Hündin Wolfdog und der Alkohol sind, ist Portis neben Percy doch die zweite große Figur dieses Buches, die man einfach gern haben muss. Mich hat die „Flucht“ dieses kleinen Trios durch die Wildnis regelrecht gefesselt und mitgenommen, geizt Autor Mulhauser doch nicht mit Gefahren und auch Dramatik. Bis ganz zum Schluss habe ich mit Percy mitgezittert und mitgefiebert und gehofft, dass ihr selbstloser Einsatz nicht umsonst gewesen sein wird. Am Ende ist mir Percy ebenso ans Herz gewachsen wie Percy die kleine Jenna ins Herz geschlossen hat.

Neben den beiden Helden, Percy und Portis, bietet der Autor dem Leser auch mehrere Antihelden an, allen voran natürlich der Drogendealer Shelton, der eine sehr gelungene Mischung aus Landei-Klischee, Witzfigur, latender Bedrohung und tragischem Dasein ist. Hierdurch entstehen von Zeit zu Zeit durchaus skurrile, manchmal schon fast surreal anmutende Szenen, die den Plot durchaus auflockern, doch ohne ihm insgesamt den Tiefgang zu nehmen.

Der Schreibstil des Autors hat mir ausnahmslos sehr gut gefallen. Er findet stets die passenden Worte, die zu seinen Charakteren und der Situation passen. Seine Beschreibungen gehen stellenweise schon ins Poetische („Ihre Augen waren grüngrau, die Farbe vom Rand des Himmels, bevor ein Sturm ausbricht“ - S. 21“). Hinzu kommen oft mal dezenter, mal stärker durchschimmernde ironische Untertöne und humorvolle Sichtweisen auch in den schwierigsten Situationen („Auf seinen Rücken war WHITEBOY tätowiert – wahrscheinlich damit ihn keiner für einen schwarzen Albino hielt –“ S. 15), obgleich der ironisch-humorvolle Unterton im weiteren Fortgang der Geschichte immer mehr verblasste. So ließ sich dieses Buch sehr flüssig und unterhaltsam lesen.


FAZIT:
Ein überzeugendes Debut: Spannend, bewegend und mit einer ganzen Bandbreite von Gefühlen.