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Manuela2205

Bewertungen

Insgesamt 171 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2010
Steinernes Fleisch / Reckless Bd.1
Funke, Cornelia

Steinernes Fleisch / Reckless Bd.1


sehr gut

Angesiedelt ist die Geschichte in der Märchenwelt. Jedoch zeigt diese mittlerweile deutlich den Einfluss von modernen Menschen: Die Technisierung hat Einzug gehalten, es gibt beispielsweise Eisenbahn, die Zwerge rasieren sich und etliches mehr.
Auch enden Märchen nicht immer mit „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“, sondern sind durchaus düster und ohne Happy End. Bestes Beispiel hierfür ist Dornröschen – das niemals geweckt wurde. Kleine Hinweise auf bekannte Märchen sind immer wieder zu finden und machten für mich einen Teil des Reizes von diesem Buch aus, es hat mich immer gefreut wieder etwas aus einem bekannten Märchen zu lesen, sei es Tischlein deck dich, Der Knüppel aus dem Sack, Hänsel und Gretel, Der Froschkönig, Schneewittchen, etc. Vor allem die kleinen Abweichungen oder Erweiterungen sind sehr interessant oder spaßig. Wusstet ihr beispielsweise, dass Schneewittchen zwar den Prinzen geheiratet hat, ihm aber schnell nach der Hochzeit abgehauen ist – mit einem Zwerg?
Aber zurück zur Geschichte selbst. Erzählt wird in kurzen prägnanten Sätzen, was aber gut zum Tempo der Geschichte passt. Denn die eilt weiter, schnell wie die verrinnende Zeit, die gegen die Protagonisten läuft. Denn mit jeder Stunde, die verstreicht verwandelt sich Will immer mehr in einen Goyl, zwar menschenähnlich, aber mit einer Haut aus Stein und ohne die geringsten Bindungen zu den Menschen, die ihm bisher lieb und teuer waren. So entwickelt er sich von einem Gutmenschen langsam zum gefühlskalten Wesen, der seiner Freundin kalt und herzlos gegenüber steht und schließlich sogar fähig ist, Bruder und Geliebte zu verletzen, nicht nur emotional, sondern auch körperlich. Die Veränderung seines Bruders geht Jacob sehr nahe, auch wenn er versucht, sich dies nicht anmerken zu lassen und nicht zu stark darüber nachzudenken, ob dieser Hass nicht vielleicht schon immer in seinem Bruder geschwelt hat. Hat er ihn doch in der Kindheit oft allein gelassen, sich in die Märchenwelt geflüchtet und sich geweigert seines Bruders Hüter zu sein.
Probleme hatte ich etwas mit Clara, die durch großen Zufall ebenfalls in diese Märchenwelt stolpert, auf der Suche nach Will. Im Gegensatz zu den beiden Männern ist ihr diese nicht seit Kindheit bekannt, dennoch nimmt sie sie mehr oder weniger gelassen und ohne Fragen hin, was ich mir so nicht vorstellen kann.
Jede der Personen hat ihre Selbstzweifel mit denen sie zu kämpfen haben, sei es Fuchs, die Jacob liebt, es aber nicht wirklich ausdrücken kann und in die Gestalt als Füchsin flüchtet, in der Hoffnung so weniger leicht verletzt zu werden, Clara, die irgendwann nicht mehr weiß, welchen der beiden Brüder sie nun wirklich liebt oder eben Jacob, hin und her gerissen ist vom Wunsch, seinem Bruder zu helfen, und dem Bedürfnis alles zu vergessen und dem Schicksal seinen Lauf zu lassen, sich immer wieder anspornen muss durchzuhalten und das Richtige zu tun.
Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, für die geplanten Fortsetzungen sehe ich trotzdem durchaus das nötige Potential. Dabei denke ich an den verschwundenen Vater und das Verhältnis zwischen Fuchs und Jacob. Auch die Geschichte des Krieges zwischen Goyl und Menschen ist wohl noch nicht zu Ende.

Trotz des Märchensettings ist Reckless durchaus für Erwachsene zu lesen. Im Vergleich zur Tintenwelt ist alles ein wenig düsterer, die Charaktere sind erwachsener und mehr zwiegespalten. Einige hätten etwas mehr Tiefe vertragen, besonders in Will hätte ich gerne mehr hineingeblickt, wie hat er die Umwandlung empfunden? Kleine Makel sind also durchaus zu finden, weshalb ich nur 4 Sterne vergebe, eine Leseempfehlung spreche ich dennoch gerne aus

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2010
Der gefundene Junge / Die Bücher von Umber Bd.1
Catanese, P. W.

Der gefundene Junge / Die Bücher von Umber Bd.1


gut

In einer Ruinenstadt findet der Abenteurer Lord Umber als er einer Schatzkarte folgt einen Jungen. Dieser kann sich an überhaupt nichts erinnern, was vor seinem Erwachen in diesem Raum passiert ist. Lord Umber nimmt sich seiner an, unter anderem auch, weil der Junge einen an ihn adressierten Brief bei sich trägt, in dem ihm genau dies empfohlen wird. Schnell wird klar, dass Hap, so wird der Junge genannt, außergewöhnliche Fähigkeiten hat, sei es eine exzellente Nachtsicht, schnelle Beine, außergewöhnliche Sprungkraft, kein Schlafbedürfnis und noch einiges mehr. Umber ist fasziniert von ihm und will so viel als möglich über ihn herausfinden, was Hap natürlich entgegen kommt, da er seine Erinnerung gerne wieder hätte.
Jedoch haben sie einen geheimnisvollen Verfolger, der einfach nicht locker lässt.


***Meine Meinung***


Ich muss sagen, dass mich dieses Buch nicht wirklich überzeugen konnte.
Eigentlich fängt es ja ganz gut an, ein geheimnisvoller Junge in einer Ruinenstadt, der von einem überdrehten Abenteurer gefunden wird, der ein wenig an Indiana Jones erinnert. Aus der Stadt entkommen sie nur knapp, immer kurz vor Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Monsterwürmern. Ein abenteuerlicher Beginn, dann jedoch war es mit dem Abenteuer vorbei. Im Zuhause von Lord Umber wird nur mehr über die mögliche Herkunft von Hap spekuliert, sein Verfolger taucht auf, Lord Umbers Geheimnis wird aufgedeckt (wobei sich dieses schon zu Anfang andeutet und da gibt es auch keine Überraschung mehr dazu) und schließlich und endlich das Geheimnis um den Jungen zumindest halbwegs gelüftet.
Lord Umber ist eine sympathische Figur, die einigen Schwung in die Geschichte bringt. Hap bleibt ein wenig flach, so ganz ohne Erinnerungen. Der geheimnisvolle Gegenspieler ist jedoch eher ein Witz. Irgendwie hatte ich eine Comicfigur mit Tüte auf dem Kopf vor Augen und selbst als die Vermummung fiel musste ich eher schmunzeln, der wohl beabsichtigte Horroreffekt ist nicht eingetreten.
Das ganze ist als Reihe angelegt, weshalb nicht verwunderlich ist, dass sich noch nicht alle Rätsel um den Jungen lösen. Jedoch hält sich meine Neugierde sehr in Grenzen, richtig vom Hocker gerissen hat mich das ganze nicht, es war mehr viel Wirbel um nicht viel. Die Altersempfehlung von Verlagsseite ist soweit okay, wobei ich es an der unteren Grenze ansetzen würde, einen 15jährigen lockt man damit eher nicht hinterm Ofen hervor. Die Sprache ist nicht kindlich, aber gut verständlich und so gehalten, dass keine für das Alter vielleicht unverständlichen Fremdwörter vorkommen.
Für erwähnenswert halte ich noch die kleinen Textabschnitte zwischen den Kapiteln. Sie sehen aus wie Papierfetzen, die aus alten Büchern oder Pergamentrollen stammen und immer eine kleine Information enthalten, die zum Kontext passt. Aufgemacht wie aus Legenden oder persönlichen Dokumenten.

Ich vergebe 2,5 Sterne, da mir auch für einen Einführungsband zu wenig passiert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2010
Bluteid / Rachel Morgan Bd.8
Harrison, Kim

Bluteid / Rachel Morgan Bd.8


ausgezeichnet

Rachel ist noch immer gebannt und so vom normalen Hexenleben ausgeschlossen. Doch nun scheint sie in zusätzlichen Schwierigkeiten zu stecken: Der Hexenrat will sie vor sich zitieren und schreckt nicht davor zurück, sie dafür in einem Supermarkt anzugreifen. Rachel schafft es, die Hexe ohne Magie außer Gefecht zu setzen, wird jedoch vom Supermarkt auf Schadenersatz verklagt. In dieser Situation könnte Trents Angebot von einer Festanstellung fast verlockend sein, aber eben nur fast. Denn Rachel kennt ja seine fehlenden moralischen Grundsätze. Schnell kommt auf, dass der Hexenrat hinter Rachels Geheimnis gekommen ist, dass sie nämlich Dämonenmagie entzünden kann und ihre Kinder auch Dämonen wären, die sich problemlos im Diesseits aufhalten können. Dementsprechend muss sie untersucht und eventuell vernichtet werden. Trents Angebot wäre da ein Ausweg, da er behauptet, sie unter Kontrolle halten zu können. Ganz uneigennützig ist das nicht – er kann es nicht verwenden, beinahe Rachels Vertrauter zu sein, was sie ausnützen könnte, aber nicht vorhat. Nun will er eben im Diesseits die Kontrolle über Rachel haben. Und zu guter Letzt will Newt, eine mächtige Dämonin, Al ablösen und Rachel selbst unter der Fuchtel haben.
Nachdem die Hexe keinen Erfolg hatte, beschwört der Zirkel Rachel einfach wie einen Dämon (Nick hat ihnen freundlicherweise Rachels Beschwörungsnamen verraten). Ohne irgendwelche Verhandlungen stellen sie sie vor die Wahl: entweder magische und körperliche Kastration oder Verwahrung in Alcatraz.


***Meine Meinung***


Auch diesmal sitzt Rachel wieder mächtig in der Patsche, wobei sie sich dabei meiner Meinung nach von Band zu Band steigert. Es passiert so viel in so kurzer Zeit, dass einem beim Lesen förmlich die Luft weg bleibt. Ganz ehrlich: Wäre so etwas real möglich, ich würde mich freiwillig an Rachels Kirchentür nageln und rufen: „Bitte erschießt mich, ich halte das nicht aus!“
Rachel allerdings läuft in Schwierigkeiten erst richtig zu Hochform auf. Auch in diesem Band muss sie natürlich nicht auf Hilfe verzichten. Ivy und Jenks sind immer für sie da, in diesem Band auch Pierce, der Geist aus ihrer Kindheit, der nun wieder einen Körper hat. Über die Machenschaften des Hexenzirkels weiß er aus eigener Erfahrung bestens Bescheid. Auch Dreck statt Hirn ähhh Nick taucht wieder auf.
Grundsätzlich wird viel darauf herumgeritten, dass Rachel sozusagen das Missing Link zwischen Hexen und Dämonen darstellt und ob sie nun eine schwarze Hexe ist oder gar eher ein Dämon.

Kim Harrison schreckt mal wieder nicht davor zurück, eine lieb gewonnene Figur umkommen zu lassen. Und sie versteht sich nicht nur auf Spannung, sondern schildert auch diese Situation so eindringlich, dass durchaus mal kurzzeitig der Hals ein wenig eng wird.
Bis auf die Tatsache, dass Rachel ihr Leben grundsätzlich nicht auf die reihe bekommt, scheint sie nun ein wenig erwachsener und klüger zu werden und sich mit gegebenen Tatsachen abzufinden. Ob das auch auf die Wahl ihrer Männer zutrifft, sei einmal dahingestellt. Persönlich warte ich ja sowieso darauf, dass Trent und Rachel mal zusammenkommen, eigentlich würde er ja auch in ihr Beuteschema passen…

Immer sympathischer wird mir der Dämon Algaliarept, dessen Schülerin Rachel ist. Die Handeleien zwischen ihnen sind einfach herzallerliebst zu lesen und lassen mich immer wieder schmunzeln.
Wenn ich auch nicht völlig schlau daraus geworden bin, inwiefern sich Rachel mit ihrem Plan (den man erst nach und nach erfährt) Trent und den Hexenzirkel gleichzeitig vom Hals schaffen will, hatte ich wieder sehr viel Spaß beim Lesen und hatte das Buch sehr schnell durch.

Allen Fans der Reihe kann ich es vorbehaltlos empfehlen, bisher lässt Kim Harrison in ihrem Einfallsreichtum nicht nach und nach dem letzten etwas schwächelnden Band ist sie nun wieder in Hochform.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2010
Die Landkarte der Zeit / Mapa Trilogie Bd.1
Palma, Félix J.

Die Landkarte der Zeit / Mapa Trilogie Bd.1


weniger gut

***Zum Inhalt:***



Andrew ist ein Sohn aus gutem Hause, der zusammen mit seinem Cousin Charles die Gesellschaft unsicher macht, bis er sich in ein Porträt verliebt. Er macht das Mädchen darauf ausfindig, eine Hure aus Whitechapel. Jedoch währt sein Glück nicht lange, denn sie wird zum Opfer von Jack the Ripper. Andrew versinkt in Verzweiflung, will sich sogar umbringen. Als letzter Ausweg wird ihm die Aussicht auf eine Zeitreise angeboten, um seine geliebte Marie zu retten.
Claire dagegen ist eine junge Frau, die sich nicht mit den Gegebenheiten ihrer Zeit abfinden will. Auf einer Reise ins Jahr 2000 verliebt sie sich in den ruhmreichen Hauptmann Shackleton, der eben einen Sieg über die Maschinenmenschen errungen hat. Sie kann es kaum glauben, als sie ihn plötzlich in ihrer Zeit auf der Strasse trifft.
Und dann ist da noch der Autor Wells, der in beide Geschichten verstrickt ist…



***Meine Meinung:***


Dieser Roman ist grob in drei Teile unterteilt. Einmal Andrew, der in die Vergangenheit reist, um seine Geliebte vor ihrem Schicksal zu retten. In ihn kann man sich einigermaßen hineinversetzen, wenngleich mir nicht ganz klar ist, was ihn dazu bewegt, sich 8 Jahre nach Maries Tod umbringen zu wollen. Diesen Teil habe ich gern gelesen, es war spannend geschrieben und durchaus amüsant.
Teil 2 mit der Reise in die Zukunft. Nun ja, Claire sieht sich als hypermodern, wünscht sich aber dennoch einen Ritter auf weißem Pferd. Die Reise und das ganze Hin und Her zwischen ihr und dem Hauptmann aus der Zukunft, der ihr auf Umwegen mit dem Schriftsteller H.G. Wells Briefe schreibt, ging dann schon leicht ins nervige. Die Spannung flaute immer mehr ab und ich hoffte dann sehnsüchtig darauf, dass Teil 3 wieder besser werden würde.
Dieser Teil jedoch ist ein einziges Kuddelmuddel mit Zeitreisen in Zukunft, Vergangenheit, Parallelwelten und alles, was dazu gehört. Hauptprotagonist ist hier H. G. Wells, der zu den Begründern der Science Fiction gehört. Hier hatte ich irgendwann nur mehr das Gefühl, jemand hätte in meinem Kopf etwa 10 – 20 Brummkreisel losgelassen.
Im Großen und Ganzen ist in diesem Roman keine wirkliche Handlung erkennbar, auch wenn sich die einzelnen Geschichten durchaus tangieren. Darauf einzugehen wie genau würde aber einen zu großen Spoiler bedeuten. Felix Palma spielt die ganze Geschichte hindurch nur mit seinen Lesern, versucht sie von Zeitreise ja zu Zeitreise nein und wieder zurück zu locken, die Möglichkeiten und Paradoxe auszuloten. Faszinieren konnte mich das nicht wirklich, so dass ich das Buch nach der letzten mit einem Stoßseufzer zugeschlagen habe und nur noch sagte: „Was für ein Quark!“
Was man dem Buch zugute halten kann ist allerdings die Sprache. Leicht antiquarisch angehaucht, also passend zu der Zeit, in der die „Handlung“ spielt und sehr ausschweifend und beschreibend. Allerdings sind Sätze, die etwa eine halbe Seite umfassen, keine Seltenheit. So kann man dieses Buch nur in aller Ruhe ohne jegliche Ablenkung lesen, da man sich ansonsten nach einem ganzen Absatz fragen muss, was man denn jetzt genau gelesen hat. Im ersten Teil, der mich noch wirklich interessiert hat, fand ich das noch ganz schön, je mehr die Spannung nachgelassen hat, desto weniger konnte ich mich auch für die Sprache erwärmen.

Empfehlen kann ich das Buch nur an Menschen, die sich entweder gern in Schachtelsätzen verlieren und denen vor allem an schönem Sprachgebrauch gelegen ist, oder denjenigen, die sich schon immer mal mit allen Aspekten der Zeitreisen, Parallelwelten und Zeitparadoxa verlieren wollten.
Ich vergebe 2 Sterne.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2010
Die Entbehrlichen
Holmqvist, Ninni

Die Entbehrlichen


ausgezeichnet

In einer nicht fernen Zukunft lebt Dorrit Weger. Mit ihrem 50. Geburtstag wird sie zu einer "Entbehrlichen", einer Person, die nicht für Nachwuchs gesorgt oder sich so hervorgetan hat, dass sie vermisst werden würde, wie beispielsweise den Gewinn einer Olympiamedaille.
Die Entbehrlichen werden in Anlagen eingewiesen, in denen ihnen zwar jeglicher Luxus geboten wird, sie aber auch jederzeit für psychologische und medizinische Tests zur Verfügung stehen müssen. Bis es schließlich zur "Endspende" kommt, der Entnahme von lebensnotwendigen Organen für die Spende an einen "Benötigten".
Dorrit findet nach der üblichen anfänglichen Verzweiflung echte Freunde in ihrer Einheit und in Johannes sogar die große Liebe, die nur überschattet wird von der Angst vor der Endspende. Dann jedoch geschieht etwas Unvorhergesehenes: Dorrit wird schwanger.
Macht das sie und Johannes nun zu Benötigten, die ihren Wert für die Gesellschaft erwiesen haben?



***Meine Meinung***

Was für ein Buch - es hat mich vollkommen in seinen Bann gezogen und ich hatte es in kürzester Zeit durch, da ich es einfach nicht über mich gebracht habe, es aus der Hand zu legen.
Erzählt ist die Geschichte aus der Sicht von Dorrit, als Leser hat man Zugang zu jedem Gedanken von ihr, kennt ihre Wünsche und Sehnsüchte, ihre Überzeugungen und jegliche Vorlieben. Trotz der zugegeben etwas beklemmenden Atmosphäre blitzt auch immer wieder ein Funke Humor durch, das Annehmen des eigentlich unerträglichen Schicksals. Und was für ein Schicksal das ist! Alle möglichen und unmöglichen Versuche über sich ergehen zu lassen, beobachten an welchen Nebenwirkungen die Freunde leiden und wie sie langsam aber sicher dahin schwinden, wie der so genannte Generationswechsel vor sich geht. Immer mal wieder wird transplantiert, mal eine Niere, die Hornhaut eines Auges, Gehörknöcheln, ein Stück Leber oder was auch immer.
Ich war völlig gefesselt und wollte so schnell wie möglich erfahren, wie die Geschichte von Dorrit ausgeht, hatte auch eine ungefähre Vorstellung im Kopf, muss aber sagen, das mich das Ende dann doch überrascht hat. Mit allem hätte ich gerechnet, jedoch nicht mit dieser Möglichkeit. Jedoch passt das Ende wunderbar zum Buch.
Sprachlich befindet sich das ganze nicht auf höchstem Niveau, sondern ist so geschrieben, wie du und ich eine Geschichte erzählen würden, man hat teilweise das Gefühl mit Dorrit bei einer Tasse Kaffee auf dem Sofa zu sitzen und ihr zuzuhören.
Das Buch hat mich stark berührt, nicht nur durch die Erzählweise, sondern auch das Thema selbst. Eigentlich ein unvorstellbares Szenario, oder? Und dennoch, wer weiß was in manchen Köpfen vor sich in brodelt, wie praktisch wäre das doch, so genannten Entbehrlichen nicht Rente zahlen zu müssen, sondern genügend menschliches Material für alle möglichen Zwecke zur Verfügung zu haben. Die Autorin zeigt jedoch geschickt auch die Nachteile eines solchen Szenarios auf.
Ich empfehle dieses Buch vorbehaltlos weiter und vergebe alle Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2010
Klippenland-Band 10: - Das Buch der unsterblichen Helden (2010)
Stewart, Paul; Riddell, Chris

Klippenland-Band 10: - Das Buch der unsterblichen Helden (2010)


sehr gut

Der junge Nate Quarter arbeitet in einer Phraxmine als Lampenanzünder. Der dortige Aufseher schikaniert den Jungen, wo es nur geht. Als er es letztlich auf Nates Leben abgesehen hat, flieht dieser mit einem Luftschiff nach Großtal. Den dort lebenden Minenbesitzer will er über die Missstände in seiner Mine informieren, wird jedoch von dessen Sekretär abgewimmelt. In einer Phraxkammerfabrik findet er Arbeit und Anerkennung. Doch es kann der Bravste nicht in Frieden Leben, wenn es seinem Nächsten nicht gefällt.
Und auch in anderen Städten des Klippenlandes steht nicht alles zum Besten: Es droht ein Krieg um die Phraxvorkommen auszubrechen, die Wissenschaftler werden unterdrückt und der heilige Wasserfall im Quellgrund ist abgeriegelt.




***Meine Meinung***


Die Klippenlandchroniken werden ja als Kinderbücher angepriesen. Aber wie die Welt am Sonntag so schön sagt: »Die Klippenland-Chroniken« sind nur etwas für hartgesottenere Kinder, die nicht zucken, wenn der liebe Bär von pelzigen Monstern gefressen wird.« Diesem Motto bleibt auch dieser Band treu. Teilweise äußerst drastische Szenen sind anzutreffen, insbesondere die Beschreibung der Schlacht um die Mittelwald-Decks hat es durchaus in sich, mit kriegstypischen Verletzungen wird nicht gespart.
Sprachlich ist es wieder gut verständlich und für das Alter angemessen, jedoch beileibe nicht kindlich geschrieben. Die Beschreibungen der verschiedenen Figuren sind auch dieses Mal wieder phänomenal. Auch ohne die Bilder hat man die diversen Kreaturen lebhaft vor Augen.
Hervorheben muss ich auch die äußerst gelungenen Zeichnungen. Schwarz-weiß gehalten werden hier die wunderlichsten Kreaturen dargestellt, mit einer Fantasie, die seinesgleichen sucht. Die Klippenlandbücher an sich sind schon eine Meisterleistung, die Bilder von Chris Riddell werten sie noch zusätzlich auf.
Mit den jugendlichen Hauptfiguren können sich die Mädchen und Jungen durchaus identifizieren, auch wenn sie teilweise erwachsener handeln, als es ihr Alter vermuten lässt.
Auch dieser Band beinhaltet eine Abenteuergeschichte, die sehr spannend geschrieben ist. Einen kleinen Manko gibt es jedoch: Den letzten Sinnabschnitt hätte man sich sparen können. Ich verrate wohl nicht zuviel, wenn ich sage, dass hier der fliegende Felsen von Sanktaphrax wiederauftaucht, sowie Nates Vorfahren Quint, Twig und Rook, die allen ein Begriff sein dürften, die diese Reihe mitverfolgen. Hier hatte ich das Gefühl, dass krampfhaft ein Bogen geschlagen wurde, um die letzten ungelüfteten Geheimnisse um diese Helden aufzudecken. Das ist aber völlig unnötig, ihr damaliges Verschwinden war eigentlich stimmig und es nicht nötig, darauf noch einmal zurück zu kommen. Die Auflösung war auch nicht ganz stimmig, hier haben es sich die Autoren eindeutig zu leicht gemacht, vermutlich nach dem Motto: Die Kinder werden schon nicht zu genau drüber nachdenken.

Etwas inkonsequent erscheint mir der Schluss - es bleibt ein Hintertürchen für eine Fortsetzung offen.
Jedoch wurde ich insgesamt gut unterhalten, für die an den Haaren herbeigezogenen ca. 100 letzten Seiten muss ich aber einen Stern abziehen.

Bewertung vom 13.09.2010
Die Dämmerung / Shadowmarch Bd.3
Williams, Tad

Die Dämmerung / Shadowmarch Bd.3


ausgezeichnet

Briony, die Prinzessin aus Südmark, die auf der Flucht vor ihrem Vetter Hendon Tolly ist, hat sich am Hof von Syan zu erkennen gegeben. Briony hofft auf Unterstützung von König Enander, der sich jedoch Zeit lässt und nicht wirklich daran interessiert scheint. Das Wiederauftauchen von Briony spricht sich jedoch schnell herum und schon bald ist Briony ihres Lebens auch in Syan nicht mehr sicher.

Brionys Zwillingsbruder Barrick befindet sich weiter hinter der Schattengrenze. Er hat von Gyir, dem Zwielichtler, der ihm hier zum Freund geworden ist, vor dessen Tod die Aufgabe übernommen, den Pakt des Spiegelglases zu erfüllen und einen kleinen Spiegle zum König der Qar zu bringen. Das Schattenland birgt jedoch schier unendliche Gefahren und ihm zur Seite steht nur ein sprechender Rabe mit unappetitlichen Essensgewohnheiten und einem schier unendlichen Schatz an alten Legenden.

Der wahnsinnige Autarch von Xis hat sich auf den Weg nach Südmark gemacht. In seinen Händen befindet sich König Olin, der rechtmäßige Herrscher der Südmark. Seine Pläne bedeuten das Ende von König Olin und auch das Ende der bisher bekannten Welt. Die Frage ist, ob Sulapis einfach absolut größenwahnsinnig oder doch genial ist.

Die Qar selbst halten die Belagerung der Südmarksburg aufrecht, durch den Pakt des Spiegelglases herrscht eine äußerst zerbrechliche Waffenruhe. Jedoch gibt es unter der Burg einige Geheimgänge der Funderlinge, die auch den Qar bekannt sind…

***Meine Meinung***

In diesen Band beginnen sich etliche Rätsel lösen, die von den Vorgängerbänden her im Raum standen. Auffallend sind die vielen Göttergeschichten und Legenden, die erzählt werden. Dem Leser wird klar, dass diese Götter wirklich existiert haben und viele der alten legenden wahr sind. So scheint der nun herrschende Krieg zwischen den Qar und den Menschen der Südmark nur eine Fortsetzung der alten Götterkriege zu sein. Und endlich erfährt man auch den Grund für den Angriff der Qar und was es mit dem geheimnisvollen Pakt des Spiegelglases auf sich hat.

Dadurch dass Shadowmarch eigentlich als Trilogie geplant war, der Autor aber beim Schreiben dieses Bandes entdeckte, dass die Geschichte für ein einzelnes Buch wohl zu lang werden würde, wurde das Buch einfach geteilt. So erkennt man bereits jetzt, welche Wendung im letzten Band wohl kommen mag. Dies gilt aber nur für einen Erzählstrang, das Schicksal von Barrick scheint entschieden. Dennoch bleibt es spannend, ist meine Vermutung wirklich richtig? Die verschiedenen Erzählstränge führen langsam wieder zusammen, zum großen Showdown, der in Südmark stattfinden wird.

Hat Tad Williams im letzten Band doch lang und breit vor sich hin geschwafelt ohne wirklich zu einem Ergebnis zu kommen, zieht hier die Spannung wieder mächtig an. Sehr gespannt habe ich den Weg der einzelnen Protagonisten verfolgt, zwischen denen immer hin und her gesprungen wird. Es treten immer wieder unvorhergesehene Wendungen auf, mit denen man niemals gerechnet hätte.

Die königlichen Zwillinge wachsen weiter mit ihren Aufgaben. Der Prinz Barrick versinkt nicht mehr in Selbstmitleid und schafft es, auch mal die Zähne zusammen zu beißen. Briony lernt, ihren Willen hinten an zu stellen und wandelt sich vom verzogenen Gör zur echten Königin, wenn sie sich auch in Liebesdingen nicht so recht entscheiden kann. Das war das einzig nervige, sie scheint in jeden Mann verliebt zu sein, der sie schärfer ansieht, weiß aber nicht recht was sie will.
Sehr interessant ist auch der Einblick in die Gedankenwelt der Qar, die bisher immer völlig unverständlich geblieben sind. Sie denken in völlig anderen Dimensionen als die Menschen, es ist aber sehr erholsam, sie nicht mehr als unberechenbare Größe sehen zu müssen, sondern endlich ihre wahren Ambitionen kennen zu lernen.

Dies ist wieder ein Tad Williams in gewohnter Qualität, den man vorbehaltlos weiter empfehlen kann.

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2010
Das Flüstern der Nacht / Dämonenzyklus Bd.2
Brett, Peter V.

Das Flüstern der Nacht / Dämonenzyklus Bd.2


ausgezeichnet

Jardir ist der Anführer der kriegerischen Krasianer und von diesen zum Erlöser ausgerufen. Die Krasianer verstecken sich nicht hinter Schutzsiegeln, sondern bekämpfen des Nachts aktiv die Dämonen. Dementsprechend haben nur tapfere Krieger hohes Ansehen. Als Erlöser will Jardir sämtliche Dämonen vernichten. Um dieses Ziel verwirklichen zu können, beschließt er, den Norden anzugreifen und alle Menschen unter seiner Führung zu vereinen. So will er für den großen Endkampf genügend Krieger aufbieten können.
Doch auch der Norden hat seinen eigenen Erlöser: Den Tätowierten Mann, den man aus Band 1 auch als Arlen kennt. Er verbreitet in seinem Tal die ihm ebenfalls bekannten Kampfsiegel und schenkt den Menschen so neuen Mut und Selbstvertrauen.
Jardir ist neugierig auf dieses Tal, in dem anscheinend nicht nur Feiglinge wie im Rest der nördlichen Welt wohnen und stattet dem Tal seinen Besuch ab.
Doch auch die Dämonen sehen nicht tatenlos zu, wie sie abgeschlachtet werden – die Dämonenprinzen werden aktiv…

***Meine Meinung***

Dieser Band schließt nahtlos an Das Lied der Dunkelheit an. Grundsätzlich ist es zweigeteilt – einmal aus der Sicht der Krasianer geschrieben, einmal aus der Sicht der Bewohner des Nordens.
Die Krasianer erinnern stark an die islamische Ideologie. Die Frauen haben den Männern zu gehorchen, es gibt Harems, Tapferkeit steht über allem, tapfere Krieger, die im Kampf gegen die Dämonen sterben, gehen umgehend ins Paradies ein. Auf Ungläubige und Feiglinge wird herablassend herunter gesehen. Jedoch bleiben die Krasianer nicht unsympathisch. Es wird vom Werdegang von Jardir erzählt, wie er als kleiner Junge seine Kriegerausbildung begann und sich hoch gekämpft hat. Man lernt seine Gedanken und Wünsche durchaus kennen und begreift, wie er zu dem wurde, was er ist und wie er dazu kam, den Norden anzugreifen – wie es anders sein könnte, steht auch hinter ihm eine starke Frau.
Dennoch wird nicht beschönigt von seinem Heiligen Kriegszug, Plünderungen und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Jedoch auch zarte Seiten kommen zum Vorschein, als Jardir im Tal des Erlösers auf die Kräutersammlerin Leesha trifft und sich sofort zu ihr hingezogen fühlt. Eine passende Verbindung für ein Bündnis wäre es noch dazu.
Die Nordländer sind mit unserer westlichen Lebensart vergleichbar, wobei auch in dieser Beziehung keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben wird. Auch hier gibt es Vergewaltigung, Grausamkeiten und sogar inzestuöse Verbindungen. Leider wird relativ wenig über den Tätowierten mann erzählt, der eben durch diese Bezeichnung und dadurch, dass man eher wenig über seine Gedanken erfährt in diesem Band etwas schwammig bleibt und erst zum Ende wieder zur interessanten Figur mutiert.
Trotz des immensen Umfangs an Seiten konnte ich keine Längen feststellen, es war immer interessant und flüssig zu lesen. Die kleinen rechtschreib- und Grammatikfehler, die sich eingeschlichen haben, stören nicht weiter im Lesefluss. Für den mittleren band einer Trilogie ist dieses Buch wirklich äußerst gelungen. Dennoch bleibt die Spannung hoch – wer ist nun der wahre Erlöser, der laut der Prophezeiung die Dämonen wieder endgültig in ihren Hork zurücktreiben könnte – Jardir oder Arlen? Und vor allem, ist es möglich gegen Millionen von Dämonen zu kämpfen? Die Antwort auf diese Frage werde ich wohl erst in einem Jahr erfahren.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.