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Murksy

Bewertungen

Insgesamt 177 Bewertungen
Bewertung vom 31.07.2021
Wild Card
Thompson, Tade

Wild Card


ausgezeichnet

Die Geschichte von Weston Kogi, der nach Westafrika reist, um an einer Beerdigung teilzunehmen und dann plötzlich in die Schusslinie rivalisierender Parteien gerät, mag manchem Leser übertrieben erscheinen. Wer aber die Verhältnisse in Westafrika kennt, weiß, dass die dortige Realität deutlich schlimmer ist, als alles, was in den blutstrotzenden Thrillern unser ach so beliebten Autoren passiert. Kogi soll den Tod eines Politikers aufklären, nachdem er sich großspurig als Polizist bezeichnet hatte. Dabei gerät er in Lebensgefahr, lernt viele falsche Freunde kennen und scheint auswegslos in den Konflikt um die Macht in seinem Heimatland zu geraten. Die Gewaltdarstellungen des Buches sind allerdings nicht so krass, wie sie durch manche Werbeaktion dargestellt wurden. Natürlich schockiert das Buch allzu naive Seelen, doch gibt es dadurch einen authentischen Blick auf Korruption und Unmenschlichkeit in ihrer perversesten Art. Raffiniert führt der Autor den Leser auf dunklen Pfaden durch den Roman, verwirrt durch immer neue Wendungen und verteilt die Sympathien wechselhaft auf die Agierenden. Das Buch ist rasant, treibt die Geschichte voran und der geneigte Leser legt das Buch nicht zur Seite. Wer realistische Bücher mag, die trotzdem überdreht daherkommen, kommt voll auf seine Kosten. Zu zart besaitete Leser sollten eher die Finger von dem Buch lassen, rauben sie vielleicht doch die eine oder andere Illusion über den schwarzen Kontinent. Ich als Afrikakenner konnte oftmals nur zustimmend nicken und war von dem Roman begeistert.

Bewertung vom 03.04.2021
Alles, was wir wissen und was nicht

Alles, was wir wissen und was nicht


sehr gut

Der englische Originaltitel Britannica All New Kids' Encyclopedia zeigt, dass das Buch eigentlich für die jüngere Generation gedacht ist. Die farbige Gestaltung und der bewusst kurz gehaltene Text führt in 8 Kapiteln querbeet durch das Wissen der Menschheit. Der deutsche Titel ist dabei natürlich sehr übertrieben, auf nicht einmal 400 Seiten lässt sich das Menschheitswissen nicht annähernd darstellen, muss aber auch nicht sein. Viele interessante Fakten sind zusammengetragen und regen an, sich weiter zu informieren. Dass die Aufmachung der Seiten eher den knalligen Darstellungen des Internets angepasst ist, soll vielleicht den Reiz erhöhen. Nur mit Text wäre das Werk nicht so begeisternd. Viele Experten haben mitgeholfen, dieses empfehlenswerte Sachbuch zu gestalten. In Zeiten der Fake-News ist es umso wichtiger Wissen so zu vermitteln, dass es im Kopf bleibt. Auch Erwachsene werden noch das eine oder andere Neue lernen, wenn auch das Meiste als Allgemeinwissen abgehakt werden kann. Ein gut gemachtes Nachschlagewerk ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Manchem werden die einzelnen Punkte willkürlich ausgewählt sein, aber irgendwie muss der Autor das Buch begrenzen. Wer Spaß am Wissen hat, wird das Buch immer wieder zur Hand nehmen.

Bewertung vom 03.04.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

Ein Ex-Polizist mit Migrationshintergrund als Wohltäter und Hobbydetektiv. Das ist kurz gefasst die Story, die allerdings viel tiefgründiger ist, als der Titel vermuten lässt. Nachdem der Polizist Snow einen Korruptionsskandal aufgedeckt hat, wird er entlassen. Vor Gericht wird ihm allerdings eine hohe Summe zugesprochen, die es ihm ermöglicht, einige Häuser zu kaufen, um sie zu renovieren und zu vermieten. So sein Plan. Vor allem ärmere Menschen sollen profitieren. Allerdings ist das Ganze nicht ganz so problemlos. Einige seiner ehemaligen Kollegen neiden ihm das Geld. Hinzu kommen noch rachsüchtige Personen, deren Karriere er beendet hat. Als ein Mord passiert, muss Snow sogar seinen Ruhestand quasi beenden, um zu ermitteln. Und wieder sticht er in ein Wespennest.
Der Thriller ist nicht nur hochspannend und von Anfang bis Ende fesselnd, er greift zudem das Thema Rassismus brandaktuell auf. Der Autor beschreibt detailliert die Verflechtungen und Schichten der Stadt Detroit, zeigt, dass nicht nur weiß gegen schwarz, sondern auch Mexikaner gegen dunkelhäutige Amerikaner paktieren. Der Autor ergreift dabei nicht Partei, sondern vermischt gekonnt die Grauzonen und zeigt, wie tiefschichtig das Problem ist. Nicht zu vergessen bleibt dabei der spannende Krimi, der durchweg gut unterhält.

Bewertung vom 19.02.2021
Die Experten
Kröger, Merle

Die Experten


sehr gut

Anfang der 60er Jahre sind viele Wissenschaftler arbeitslos. Entweder sind sie vor der Verfolgung geflüchtet, wurden entnazifiziert oder (wenige) verurteilt. Auf vielen von ihnen haftet die dunkle Vergangenheit des zweiten Weltkrieges. Auch wenn sie sich damit herausreden wollen, dass sie nur geforscht oder Maschinen gebaut hatten, sind sie nicht frei von Schuld, dienten sie doch einem totalitären, menschenverachtenden Staat. In dieser zukunftslosen Nachkriegszeit kam es gelegen, dass Ägypten (auch neben anderen Staaten) ein eigenes Luft- und Raumfahrtprogramm startete. Eine sehr gutmütige Umschreibung für Luftstreitkräfte und die Produktion von Vernichtungswaffen. Friedrich Hellberg gehört zu diesen Fachleuten, die dem Ruf in die Ferne folgen. Noch unterstützt von deutschen Politikern, reisen zu Dutzenden deutsche Ingenieure in die neue Heimat am Nil. Doch bald wird das Projekt publik und damit zu einem Pulverfass aus politischem Sprengstoff. Zum einen sind da die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands, zum anderen die Existenzangst Israels. Und in dieser Gemengelage wachsen sich Proteste und militärische Aktionen zu einer bedrohlichen Situation für die deutschen "Experten", wie die Techniker allgemein genannt werden, und ihre Familien aus, die in einem in Teilen zwar offenen, aber doch fremden Land leben.
Als die Situation zunehmend gefährlich wird, müssen sich Menschen für eine Seite entscheiden oder ganz einfach dem äußeren Druck weichen. Eine Zerreissprobe für die Familie Hellberg.
Merle Kröger hat 5 Jahre an diesem Buch gearbeitet, recherchiert und Dokumente gewälzt, mit Zeitzeugen geredet und Archive gewälzt. Man merkt diesem Buch den Aufwand an. Das Thema ist komplex und weit verzweigt, es geht um persönliche Schicksale und politische Entscheidungen, Kriegsgefahr, Spionage und Anschläge. Es ist ein fiktionaler, biografisch-angehauchter Historienroman mit dokumentarischem Flair entstanden. Aber ganz sicher kein Thriller, wie aus marketingtechnischen Gründen vermutlich, auf dem Cover zu lesen ist. Der Erzählstil der Autorin ist gewöhnungsbedürftig und anstrengend. In den Kapiteln. einem Fotoalbum ähnelnd aufgebaut, springt sie in der Zeit hin und her, öffnet neue Stränge, wechselt die Perspektive um dann wieder zum Hauptthema zurückzukehren. Das erfordert Konzentration und verbietet ein oberflächliches Lesen. Immer wieder werden durch Zeitungsberichte oder BND-Mitschnitte reale Personen erwähnt, diverse Affären behandelt und das politische Ausmaß der Geschichte angerissen. Allerdings nur angerissen, denn in seiner umfänglichen Weite, sind selbst über 600 Seiten zu wenig, um ausführlich zu berichten. Das ist vermutlich auch gar nicht gewollt, handelt es sich bei dem Buch doch auch um die Geschichte einer zerrissenen Familie und der daraus resultierenden Entwicklung. Doch wer die politische Dimension erfassen will oder sich speziell dafür interessiert, wird mit den schlaglichtartigen Auslassungen zu Strauß und Co. nicht zufrieden sein. Es ist ein großartiger Roman geworden, komplex und raffinert aufgebaut. In seiner Komplexität aber auch erschlagend und ausufernd ohne jedoch tatsächlich wirklich ausreichend erklärend zu sein. Und das birgt auch immer die Gefahr, dass ein solches Buch einseitig polarisiert. Denn zum ganzen Verständnis der Geschichte, muss man alles Seiten ausreichend beleuchten.

Bewertung vom 01.02.2021
2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


gut

Endlich mal wieder ein Thriller mit realem Bezug zu einem wichtigen Thema. So der erste Gedanke. Der Beginn der Geschichte um eine Aktivistin, die einen Anschlag plant, lässt sich auch gut an. Es gibt einige Nebenzweige, die spannend sind und zum Thema passen. Flüchtlingswelle und Rechtspopulismus sind nur ein Teil davon. Im Laufe der Handlung lernt man einige Personen kennen, die Hauptfigur erzählt unnötiger Weise aus der Ich-Perspektive. Leider wird man weder mit der einen noch den anderen warm. Es entsteht eine seltsam distanzierte Beobachterposition für den Leser, der sich mit gängigen Klischees konfrontiert sieht. Da gibt es die bösen, korrupten Reichen (hier Black seven genannt, Industriefirmen, die der Autor mit realen Namen benennt, effekthascherisch, aber zu kurz gesprungen), dann die bösen, korrupten Politiker (die sich für eine Rettung in Übersee gerne bestechen lassen), es gibt die Moralisten und zu allem Überfluss einen psychopathischen Auftragskiller, der mit einer Mundharmonika aufspielt (etwas zu viel Hollywood für meinen Geschmack). Aus diesem Konglomerat entsteht also eine Weltverschwörungstheorie, die mit den Folgen des Klimawandels einhergeht. Lieber Autor, es sind nicht nur die kapitalistischen Industriellen, die den Klimawandel befeuern. Es sind wir alle. Dieser Aspekt des bequemen Konsumenten kommt zu kurz. Dafür wird aber auch noch eine Weltuntergangssekte und Öko-Nazis mit auf das Tablet gebracht. Witziger Sidekick: die rechte Undine von Broch klingt nicht nur namentlich so ähnlich, wie eine aktive Person einer rechten Partei dieses Landes. Der Autor verliert sich damit leider im Suppentopf des Allerleis. Andere Autoren haben dies mit mehr oder weniger Erfolg auch praktiziert. Was dem Roman fehlt, ist eine aussagekräftige Botschaft. Ein Anschlag um 400 Seiten pseudo-politisches Gehabe zu rechtfertigen? Die Aussage des Buches: der Klimawandel ist da und nicht zu bremsen. Richtig! Mit etwas mehr Authentizität würde man dem Autor auch folgen. Doch dieser Rundumschlag wirkt zu konstruiert. Die Panik der Menschheit in der nahen Zukunft angesichts der Klimafolgen, kommt zu kurz. Man kauft es dem Autor nicht ab. Die Daten zum Klimawandel lassen sich abrufen, das Ganze in eine spannende, bewegende Geschichte zu verpacken, ist etwas anderes. Das Buch rüttelt weder auf, noch regt es wirklich zum Nachdenken an. Für dieses wichtige Thema kam zu wenig dabei heraus. Schade, Chance verpasst. Und am Ende geht dem Autor sichtlich die Luft aus. Es wäre viel mehr drin gewesen.

Bewertung vom 11.01.2021
Mopsa - Eine Maus kommt ganz groß raus
Habersack, Charlotte

Mopsa - Eine Maus kommt ganz groß raus


ausgezeichnet

Die Geschichte der kleinen, schauspielernden Maus zieht sogar die Erwachsenen in den Bann. Das Thema Selbstbestimmung und Anderssein wir thematisiert und den kleinen Lesern nahe gebracht. Mopsa muss notgedrungen ihren eigenen Weg gehen und findet schließlich das, was ihr Spaß macht und auch anderen Freude bereitet. Mut zu fassen und sich nicht unterkriegen lassen, das wird hierverdeutlicht. Egal, ob als Vorlese- oder Selbstlesebuch, die Zielgruppe ist begeistert. Wir haben das Buch direkt einmal mit dem Kind durchgelesen. Die tollen Illustrationen lockern auf und erklären zugleich das Gehörte/Gelesene. Ein durchweg gelungenes Buch des renommierten Verlages. Etwas dramatisch wird das Ganze gegen Ende, aber ich will nichts verraten. Auf jeden Fall bietet sich hier noch einmal die Gelegenheit, mit den Kindern Gut und Falsch zu besprechen. Das großartige Buch macht Spaß und Sinn.

Bewertung vom 02.12.2020
Unter Ultras. Eine Reise zu den extremsten Fans der Welt.
Montague, James

Unter Ultras. Eine Reise zu den extremsten Fans der Welt.


sehr gut

Ich bin kein bekennender Fußballfan. Trotzdem habe ich dieses Buch mit viel Aufmerksamkeit und wachsendem Interesse gelesen. Das sehr gut recherchierte Buch liefert viele Fakten und Einblicke in die Fankultur der Ultras, die sich nicht nur auf den Fußball beziehen, sondern clubabhängig alle Sportarten verfolgen. Hierbei geht es allerdings nur nebensächlich um das Ergebnis. Vielmehr ist die Zugehörigkeit zum Verein und/oder der Stadt ein lebensfüllendes, sinngebendes Gefühl, eine eigene Lebensart. Was der Nicht-Sportfan davon mitbekommt, sind nur die Nachrichten über Ausschreitungen und Vandalismus. Doch diese Kultur geht viel tiefer, ist teilweise perfekt organisiert, reicht bis in politische Ebenen und in manchen Fällen leider auch in das kriminelle Milieu. Umso beeindruckender, was der Autor weltweit zusammengetragen hat. Unzählige Geschichten über die Entstehung der Ultras, ihre Rituale und ihr vereinigtes Misstrauen gegenüber den Journalisten. Trotzdem konnte der Autor teilweise sehr tief einsteigen. Er zeigt eine Welt, die für die Fans einfach alles bedeutet, oftmals über Generationen vererbt. Das Buch spiegelt am Beispiel des Sports auch detailgenau die politische Lage in den jeweiligen Ländern wieder. Es fasziniert, in welchen Bereichen der Sport eine Rolle spielt. Sogar die höchsten politischen Ämter generieren ihr Personal teilweise aus der Vereinskultur. Der Autor lässt aber auch vieles weg. Nach seinen Angaben, wenn es entweder zu gefährlich war, die Informationen zu beschaffen oder wenn er einfach keinen Einstieg in die Szene erhielt. Vielleicht ist dies auch der Grund, dass das Heimatland des Fußballs zu kurz kommt. Englische Fans treten nur am Rande auf, die Länderauswahl scheint nur auf den ersten Blick willkürlich. Die Ausbreitung der Fankultur über die Kontinente wird hervorragend beschrieben. Verblüffend waren für mich all die Fußnoten und Quellenangaben: mir war nicht bewusst, wie viele Veröffentlichungen zum Thema Fußball, Ultras und Sport vor allem in Verbindung zur Politik existieren. Eine Welt für sich, die Dank dieses Buches auch denen näher gebracht wird, die ansonsten Fußball und Fankult nur am Rande wahrnehmen.

Bewertung vom 25.11.2020
Dark
Fox, Candice

Dark


ausgezeichnet

Ich lasse mich von Werbesprüchen auf dem Klappentext nicht beeindrucken, gebe aber hier zu: ja, es ist ihr bisher bestes Buch. Ich habe alles gelesen, was von Candice Fox veröffentlicht wurde und dieses Buch ist in seiner Struktur und Tiefe der Höhepunkt ihres Schaffens. Fox hat in ihren Büchern den roten Faden der gebrochenen, aber nicht zerbrochenen Figuren, die aus einem Tiefstpunkt sich wieder hocharbeiten, konsequent weitergesponnen und perfektioniert. Auch in Dark sind mehrere dieser Personen vereint. Da ist zum Beispiel die Mörderin, die Gutes tun will. Die Polizistin, pendelnd zwischen Dienstpflicht und privaten Trieben und die heruntergekommene Kleinkriminelle. Das mag bekannt vorkommen, trotzdem schafft es Fox, die Charaktere glaubhaft zu gestalten. In vielen anderen Thrillern sind diese zwiespältigen Persönlichkeiten oftmals überzeichnet. In dem vorliegenden Roman wirkt die Handlung schlüssig und man kauft den Figuren ihre Antriebe und Verhaltensmuster ab. Natürlich lebt auch dieses Buch von den unterschiedlichen Charakteren, die sich trotz aller Gegensätze zusammenreißen um den Fall eines verschwundenen Mädchens zu klären. Fox hält die Spannung hoch, legt viele Fährten aus und schafft ein Szenario der Gefahr und des Misstrauens. So kann der Leser mitfiebern und sich auf Wendungen und etwas Action freuen, die wohldosiert und nicht übertrieben eingesetzt wird. Wer die bisherigen Serien der Autorin nicht kennt, findet mit diesem Buch einen hervorragenden Einstieg in die Welt einer der besten Thrillerautorinnen der Gegenwart.

Bewertung vom 05.11.2020
Das Schattenschiff / Aleja und die Piratinnen Bd.1
Kuzniar, Maria

Das Schattenschiff / Aleja und die Piratinnen Bd.1


sehr gut

Ein verträumtes Mädchen interessiert sich mehr für die großen Entdecker der Welt als die ihr angeratenen Beschäftigungen. Der Spruch, dass Mädchen nie Entdecker sein könnten, nervt sie sehr. Doch der Tag wird kommen und sie kann allen beweisen, was möglich ist, wenn man nur will. Auf die angehende Piratin warten große Abenteuer auf den noch größeren Meeren.
Eine hervorragende Sprache macht das Buch zu einem Lesegenuss. Damit geht die Altersangabe ab 10 vollkommen in Ordnung. Was mir weniger gut gefallen hat, ist die Sitte, manche Begriffe in Spanisch zu belassen. Man könnte statt familia einfach Familie schreiben. Nun gut, das ist einerseits gut, weil die LeserInnen erste Fremdsprachenkontakte haben. Andererseits bremst es den Lesefluss und führt manchmal zu Frustration, weil man die "Großen" fragen muss. Der zweite Kritikpunkt geht an die Seriengebundenheit. Wenn ein Buch schon mit Band 1 beginnt, führt das bei Gefallen zu einem Kaufzwang und die Leserschaft weiß von vornerein, dass das Buch nicht endet. Mir sind vor allem im Kinderbuchbereich abgeschlossene Geschichten lieber.
Abgesehen von diesen persönlichen Kritikpunkten ist das ganze Buch eine herrlich fantasievolle Erzählung, die Abenteuerlust weckt, neugierig macht und vor allem den Kindern zeigt, dass man sich nicht von Vorurteilen beeindrucken lassen soll. Somit steckt auch ein gutes Stück lehrreiches Lesen in dem schmuckvoll eingebundenen Buch des renommierten Verlages. Im Innenteil hätten es gerne ein paar größere Zeichnungen mehr sein können, verdeutlichen und untermalen solche doch das teilweise fordernde Lesevergnügen.

Bewertung vom 05.11.2020
Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1


gut

Ein Mordanschlag in den 80er Jahren führt den Kriminaler Nick nach Italien. Da die damalige Zeit noch nicht vom Internet beherrscht war, bestand die Ermittlungsarbeit verstärkt aus "Handarbeit": Gespräche, alte Dokumente, Akten. Genauso zäh wie diese Arbeit gestaltet sich im Verlauf auch leider oft der Krimi. Oftmals detailverliebt in die Beschreibung örtlicher Gegebenheiten und die Spurensuche, verliert der Roman leider an Spannung. Die sich fast schon obligatorisch anbahnende Romanze zwischen dem Polizisten und der "Aushilfsübersetzerin" wirkt klischeehaft. Was den Roman rettet und den Leser bei Stange hält, ist der Realitätsbezug und die Parallelen zu aktuellen Fällen und Entwicklungen in der europäischen Gesellschaft. Der Zeitgeist wird gut wiedergegeben, allerdings wurde auch hier mit dem ausgereizten Mittel des angeschlagenen Ermittlers gearbeitet, der sein persönliches Schicksal zu tragen hat. Das langweilt zunehmend und dient eher als Lückenfüller des ansonsten trägen Krimis. Einen Hauch Spannung erlangt die Geschichte durch die Serie der Anschläge und die Bekennerschreiben einer angeblichen Gruppe LUDWIG. Das eröffnet mehrere Lösungswege und hilft dem Autor, die Polizeiarbeit hinreichend zu beschreiben. Zum ganz großen, historisch angelegten Kriminalfall reicht es allerdings nicht.