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Piglet and her Books
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Leipzig
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Bewertungen

Insgesamt 365 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2017
Norwegen fürs Handgepäck

Norwegen fürs Handgepäck


sehr gut

"Norwegen fürs Handgepäck" ist kein klassischer Reiseführer, viel mehr ist es eine Geschichtensammlung über die Kultur der Norweger, über ihre Geschichte, Landschaft, Sagen und Eigenheiten. Mit interessanten kurzen Einblicken, erhält man so, fernab vom üblichen Reiseguide, die Möglichkeit Norwegen auf andere Art zu entdecken.

Bunter könnte die Sammlung an kulturellen Geschichten nicht sein, welche Stefanie Lind hier zusammengestellt hat. Wo sonst ein Reiseführer aufhört oder ein neues Thema anschlägt, beginnen die Eindrücke aus "Norwegen fürs Handgepäck" erst. Sowohl die Märchen, der Lebensalltag, die Geschichte als auch die Natur stehen dabei unter anderem im Mittelpunkt.

Zu Beginn erfahren wir die Geschichte von Per Gynt, basierend auf einem bekannten Feenmärchen eines norwegischen Schriftstellers. Die Geschichte ist unterhaltsam und führt den Leser langsam in das Buch ein. Danach folgen Geschichte über das tägliche Butterbrot, was ich tatsächlich sehr interessant fand. Nie hätte man gedacht, wie viel Wert der Norweger auf Essgewohnheiten im Alltag legt.

Besonders mitgenommen hat mich der Einblick in das Leben der deutschen Kinder nach Kriegsende. Hier wird bewusst ein Tabuthema angesprochen, und sogar mit echten Lebenserfahrungen gefüllt. Kinder mit deutschen Soldaten als Vater, die während des zweiten Weltkriegs gezeugt wurden, wurden jahrelange missachtet und von der Gesellschaft bewusst ausgeschlossen. Ohne das diese Kinder etwas für ihre Herkunft konnten, sah man in ihnen das Böse der Welt. Vor allem die Erfahrungsgeschichten, eben solcher erwachsen gewordener Kinder, haben mich sehr berührt.

Spannend fand ich den Arbeitsalltag auf einer Bohrinsel, der ebenfalls im Buch thematisiert wird. Sich vor Augen zu führen wie die Arbeit dort abläuft, welche Regeln es gibt und wie der Arbeitsweg aussieht, lässt auf jeden Fall den eigenen Horizont kleiner wirken. Ich möchte allerdings auch nicht zu viel verraten, denn schließlich soll jeder selbst diesen besonderen Reiseführer entdecken.
Etwas störend fand ich die teilweise stark schwankenden Schreibstile und Einteilungen. Ja natürlich, jeder Autor hat seinen eigenen Stil und will diesen auch soweit wie möglich inne halten, dennoch hat es mich persönlich im Lesefluss gestört, und ich hätte mir gewünscht, dass hier vielleicht vorher nochmal kleine Anpassungen passiert wären.


Fazit:
"Norwegen fürs Handgepäck" macht Lust auf das Land, und bewegt sich dabei bewusst neben den üblichen Reiseführern. Er bietet dem Leser die Möglichkeit sich mit der Kultur des Landes auseinandersetzen und vor allem einen anderen Blickwinkel einzunehmen. In der Reihe "Bücher fürs Handgepäck" gibt es natürlich noch mehr Länder und Regionen zu entdecken, und definitiv wird demnächst für die kommende Urlaubsplanung erneut zugegriffen.

Bewertung vom 05.12.2017
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (farbig illustrierte Schmuckausgabe)
Rowling, J. K.;Scamander, Newt

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (farbig illustrierte Schmuckausgabe)


ausgezeichnet

Ich glaube ja, dass jeder weiß worum es in diesem Buch geht. Dennoch für alle Muggel da draußen noch eine kurze Einführung. In unserer Welt gibt es Tierwesen die magisch sind und deren Untersuchung ein Magizoologe vornimmt um sie all die Besonderheiten der Spezies aufzuschreiben. Einer der ganz großen auf diesem Feld ist Newt Scamander, und eben dieser schreib vor einigen Jahren das Lehrbuch "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind", damit die Zauberer dieser Welt sich besser mit den oft eigentümlichen Tierwesen vertragen können.


Schon die Einleitung im Buch ist Lesespaß pur, denn neben Begrüßungsworten gibt es auch direkt einen witzigen Hinweis, man sollte doch für die Muggelausgabe noch einen Vermerk machen, dass natürlich alles frei erfunden sei. Hier beweist Newt Scamander echten Humor.


Im Anschluss daran erfolgt, vor dem eigentlichen Lexikon eine kurze Einführung mit Beantwortung von Fragen wie "Was ist ein Tierwesen?" oder "Was ist der Sinn und Zweck der Magizoologie?". Er spricht aber auch vom Paragraph 73, der dafür sorgt, dass bestimmte Tierwesen verborgen bleiben müssen vor den Muggeln, und nennt dann direkt im Anschluss auch, wie man versucht diesen Paragraphen durchzusetzen, mit mehr oder weniger Erfolg. Insgesamt sprüht schon die Einleitung vor verstecktem Witz, aber interessantem Wissen.

Und dann geht es, nach einer kurzen Übersicht der Klassifizierung von Langweilig bis Zauberertöter, endlich zum Lexikon und damit zu den bunten und wunderschönen Zeichnungen von Olivia Lomenech Gill. Und ich finde hier steckt wirklich Magie zwischen den Seiten. Das durchblättern und lesen macht Spaß, man schmunzelt oder ist erstaunt über die Einträge und will das Buch eigentlich nicht weglegen.




Olivia Lomenech Gill gibt jedem Tierwesen ein passendes und interessantes Aussehen, mich konnte vor allem der Demiguise begeistern, natürlich konnten wir ihn auch schon im Film entdecken, aber ich finde die Zeichnung fast noch liebevoller und ansprechender. Die Bebilderung strahlt die Ruhe und Friedlichkeit, die laut Newt Scamander Teil des Wesens des Demiguise, perfekt aus. Interessant fand ich hier übrigens den letzten Satz zum Lexikon-Eintrag, dass nämlich das Fell des Demiguise auch dazu verwendet wird, Tarnumhänge herzustellen. Na wem kommt das bekannt vor?


Fazit:
Insgesamt ist diese illustrierte Version ein wahrer Schatz im Regal eines jedes Harry Potter-Fans. Selbst wenn man, so wie ich, bereits die erste Ausgabe des Buches besitzt, lohnt sich der Kauf der illustrierte Version, eben wegen der wundervollen Zeichnungen. All diejenigen die sich näher mit der Welt von Harry Potter und Newt Scamander auseinandersetzen wollen, lege ich dieses Buch ans Herz.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2017
Nicht nur ein Liebesroman
Mills, Emma

Nicht nur ein Liebesroman


ausgezeichnet

Sloane, 17 Jahre, kommt sehr gut alleine klar. Denkt sie zumindest, deshalb stört sie der Umzug von New York nach Florida auch nicht wirklich. Bindungen aufzubauen ist nicht so ihre Welt, doch dann freundet sie sich mit den Zwillingen Vera und Gabe an, und irgendwas in ihr ändert sich grundlegend.


Selten hat ein Buchtitel so perfekt zum Inhalt gepasst. Unsere Ich-Erzählerin Sloane wirkt auf den ersten Blick eher distanziert, sie ist witzig auf ihre eigene Art und versucht stets gerecht zu bleiben. Daher beginnt die erste Szene des Buches auch damit, dass Sloane einem Jungen zur Hilfe kommt. Durch ihren Vater, der ein bekannter Autor von Liebesromanen ist, wird sie immer wieder zum Lesen verführt, dennoch wirkte Sloane gerade am Anfang auf mich irgendwie farblos. Ihr größtes Hobby ist das Singen, das macht sie alleine bei einer Gesangslehrerin, ansonsten scheint es fast, als würde das Leben an ihr Vorbeirauschen. Wirklich enge Freunde, die sie nach dem Umzug vermissen könnte, in New York hatte sie nicht. Um so erstaunlicher war es, zu erleben wie sie in der Freundschaft mit Vera und Gabe aufblüht.

" 'Ich mag dich', sage ich. 'Ich mag dich wie eine leidenschaftliche Sonne, ich mag dich wie einen Meteoriten, du bist für mich ein verdammter rosa Sternenregen.' " (Seite 401)

Und dabei spielt Vera eine ganz entscheidende Rolle, denn sie ist es, die Sloane aus ihrem Schneckenhaus holt. Es ist übrigens nicht möglich Vera nicht zu mögen, sie hat ein riesiges Herz und so viel Spaß am Leben, die selbst von den Seiten auf mich übergegangen ist. Und genau hier ist der Moment, in dem ich nochmal darauf hinweisen muss, dass der Titel einfach perfekt passt, denn es geht nicht nur im die Liebe der Sloane womöglich begegnet, sondern auch um Freundschaft. Um die bedingungslose Liebe unter zwei Freundinnen, die sich vielleicht nicht gesucht, aber dafür gefunden haben. Und genau diese Liebe ist es auch, die Sloane dazu veranlasst für Gabe und Vera auf die Suche zu gehen, nach einem verloren gegangen Bild.

" ... weil du noch nicht mal weißt, dass es eine Liebe gibt, der es egal ist, ob du betrunken bist oder in der Highschool oder betrunken - es ist einfach so, weil es so ist, es gibt sie einfach, weil es gar nicht anders geht." (Seite 225)

Natürlich hat auch die romantische Liebe einen Platz in "Nicht nur ein Liebesroman", aber sie ist nicht der Kernbestandteil davon. Es geht um so viel mehr, um viel mehr Gefühle und Begegnungen und Erkenntnisse. Es geht um die verschiedenen Arten der Liebe die wir empfinden können, sei es nun die zu den Eltern, Geschwistern, Freunden oder der einen Person der man das Herz zu Füßen legt. All das verpackt Emma Mills in eine tolle Geschichte, mit witzigen aber auch tiefgründigen Dialogen, einem sonnigen Setting und facettenreichen Charakteren.


Fazit:
"Nicht nur ein Liebesroman" von Emma Mills wirkt auf den ersten Blick wie eine einfache Highschool-Geschichte, doch sie entpuppt sich auf den zweiten Blick als so viel mehr. Liest man zwischen den Zeilen erkennt man schnell, dass hier viel mehr wartet. Es ist eben nicht nur ein Liebesroman, sondern eine Geschichte vom Erwachsen werden und über sich hinaus wachsen, vom aus sich heraus gehen und sich selbst erkennen. Absolut lesenswert!

Bewertung vom 05.12.2017
Lieber Daddy-Long-Legs
Webster, Jean

Lieber Daddy-Long-Legs


ausgezeichnet

Jerusha Abbott ist im Waisenhaus John-Grier-Heim aufgewachsen. Sie lebt mit wenig, und gibt immer alles. Sie sucht nach einem Ausweg, und dann erscheint er plötzlich aus dem Nichts, ein Wohltäter auf. Er will Jerusha fördern und ihr das Collage spendieren, er hat jedoch zwei Bedingungen: Er will unbekannt bleiben und monatlich einen Brief über ihren Fortschritt erhalten. Und so beginnt der großartige Briefroman von Jean Webster.



Jerusha, oder Judy wie sie sich lieber selbst nennt, ist eine ganz besondere Protagonistin. Durch ihr Leben im John-Grier-Heim hat sie viele der "normalen" Dinge nicht erlebt. Sie hat die Schule besucht, dort war sie sehr geschickt, und hat danach im John-Grier-Heim gearbeitet, ohne Aussicht auf eine echte Zukunft. Und sie wirkt dennoch in sich zufrieden, und durch Daddy-Long-Legs erhält sie eine Chance, mit der sie nie gerechnet hat. Deshalb ist sie auch zunächst zurückhaltend und vorsichtig. Diesen Wesenszug fand ich an Judy besonders wundervoll, dass sie immer mit Vorsicht lebt, und weiß, dass das Leben auch nimmt, statt nur zu geben. Und genau deshalb hat mich Jean Webster mit dem Aufblühen von Judy total gefangen genommen. Sie erlebt endlich all die Dinge, die ihr bisher nicht zugestanden haben, und geht darin total auf.

Entscheidend für diesen Schritt und diese Entwicklung ist Daddy-Long-Legs, der geheimnisvolle Mann der nie antwortet, und den wir trotzdem Stück für Stück kennenlernen und mögen. Natürlich sehen wir ihn immer nur durch die Augen von Judy, dennoch gewinnt er auch für den Leser an Sympathie. Für mich war nach ungefähr zwei Drittel des Buches deutlich, wer hinter Daddy-Long-Legs steckt, und auch wen Judy wirklich lange brauch, war der Weg dorthin, trotz meiner Vermutung amüsant und aufregend. Ich glaube an dieser Stelle auch nicht, dass Judy dadurch"unrealistisch" wirkt, weil sie nicht sofort alles zusammen zählen kann, denn trotz ihrer Freude am Lernen scheint es, als fehle ihr eine gewissen Lebenserfahrung um diesen Schluss ziehen zu können.

"Vielleicht sollten zwei Menschen, wenn sie perfekt harmonieren, wenn sie zusammen immer glücklich und getrennt immer einsam sind, nichts auf der Welt zwischen sich kommen lassen" (Seite 246)


Aufgelockert wird der Briefroman durch interessante und einfache Zeichnungen, die Judy in ihre Briefe einbindet. Auch fand ich den Spannungsbogen gelungen, man bangt mit Judy einfach mit, ob man will oder nicht. Die neue Übersetzung aus dem Königskinderverlag ist gelungen, und ich bin froh, dass ich so Zugang zu diesem Klassiker bekommen habe. Und ich kann auch schon verraten, dass im kommenden Jahr der zweite Teil von Jean Webster erscheinen wird.


Fazit:
Ein Klassiker der viel zu wenig gelesen wird, doch dank dem Königskinderverlag erhält auch eine neue Generation Zugang zu diesem wirklich gelungen Roman. Der Briefroman von Jean Webster erzählt zum einem von einer jungen Frau die endlich eine Chance erhält, sondern auch von Liebe, auf ganz einfache und wunderschöne Art.

Bewertung vom 05.12.2017
Die Illuminae-Akten_01 / Illuminae Bd.1
Kaufman, Amie;Kristoff, Jay

Die Illuminae-Akten_01 / Illuminae Bd.1


ausgezeichnet

Als ihr Planet angegriffen wird merkt Kady schnell, dass die Trennung von ihrem Freund Ezra heute morgen, wohl nicht das schlimmste ist, was ihr heute passieren wird. Mit einer rasanten Flucht, bei auch irgendwie Ezra wieder auftaucht, schafft es Kady von ihrem Planeten zu fliehen und auf einem der drei Schiffe in der Umlaufbahn zu landen. Doch damit ist es noch nicht geschafft, denn die Verfolgung beginnt jetzt erst richtig.

Dieses Buch irgendwie in Worte zu fassen, fällt mir unglaublich schwer. Es sind unglaublich viele Leseeindrücke, die ich gern raus schreiben will, um euch ansatzweise zu sagen wie grandios dieses Buch ist. Alles beginnt mit Kadys und Ezras Verhörprotokollen in denen wir erfahren, wie beiden die Flucht gelungen ist, und wir erhalten auch ein paar Einblicke in ihre Vergangenheit. Und was soll ich sagen, direkt dabei habe ich Kady in mein Herz geschlossen, ich mochte sie und ihre kämpferische Art sofort. Bei Ezra hingegen habe ich etwas gebraucht, was aber auch einfach an seiner forschen Art liegen kann.

Im übrigen habt ihr euch nicht verlesen, ich habe Verhörprotokoll geschrieben, denn dieses Buch besteht nicht aus klassischen Fließtexten, sondern aus Mitschriften, Überwachungsaufnahmen, Chatprotokollen, und noch vielen mehr an Textschnipseln die man sich gar nicht vorstellen kann. Den Jay Kristoff und Amie Kaufman haben nicht einfach ein Buch geschrieben, sie haben die Illuminae-Akten entschlüsselt und, nach dem raus streichen der Schimpfwörter, für uns veröffentlicht. Damit wir endlich nachvollziehen können, was mit der Copernicus und der Alexander wirklich passiert ist.

Jay Kristoff hat es erneut geschafft, nach "Nevernight" liefert er erneut, in Zusammenarbeit mit Amie Kaufman, ein echtes Highlight. Dieses Mal ist es pure Sci-Fi die uns ins Weltall mitnimmt und vor Technik nur so strotzt. Das ist auch etwas, was ich ganz besonders spannend fand, die erklärte und genutzte Technik im Buch ist echt was für Freaks. Und so ganz nebenbei haben mich immer wieder Wendungen aus der Bahn geworfen. Da passieren Dinge, es werden Momente erlebt, die habe ich so nicht kommen sehen. Und so fliegen die Seiten nur dahin, man glaubt, dass 600 Seiten echt viel Zeit kosten, aber ganz ehrlich, man ist absolut gebannt und kann das Buch einfach nicht weglegen.


Fazit:
Ganz eindeutig ist "Illuminae" von Jay Kritoff und Amie Kaufman mein Jahreshighlight in Sachen Sci-Fi, die Geschichte hat mich von Anfang überzeugt. Nicht nur durch die Protagonisten, das Setting und die Story, sondern als i-Tüpfelchen gibt es auch noch eine ganz besondere Art der Verarbeitung, in Form von Akten und Mitschriften statt dem klassischen Text. Ein Must-Read für Jeden von euch!

Bewertung vom 05.12.2017
Feo und die Wölfe
Rundell, Katherine

Feo und die Wölfe


sehr gut

Im alten Russland gelten Wölfe als ganz spezielle Haustiere. Die Reichen leisten es sich ein Wolf zu halten und ihn zu domestizieren, doch ein Wolf ist nun mal kein Hund. Und so kommen irgendwann all die falsch erzogenen Wölfe zu Feo und ihrer Mutter, um wieder ausgewildert zu werden.

Feo ist eine ganz spezielle Protagonistin. Mit ihrer Mutter lebt sie in der Wildnis, Wölfe sind ihre Freunde und andere Menschen verabscheut sie. Einzig ihrer Mutter vertraut sie aus vollstem Herzen, erst als sie festgenommen wird muss Feo lernen nicht nur sich zu vertrauen, sondern auch den Menschen.

Der Grundgedanke der Geschichte, nämlich die Befreiung der Mutter, wird immer wieder durch die Entwicklungen und Erkenntnisse von Feo "unterbrochen". Zwar ist der Hauptstrang immer vorhanden, doch ist es eben auch Teil des Buches, das Feo anderen Menschen vertraut und so daran wächst. Ich fand diesen Teil fast noch spannender und interessanter, denn irgendwie habe ich im Hinterkopf immer gehofft, dass es ein Happy-End geben wird. Daher galt meine Konzentration beim Lesen vor allem Feo, die über sich hinauswächst um ihre Mutter zu finden. Dennoch fehlten mir an der ein oder anderen Stelle ein paar Spannungsbögen, und man kam leicht im Lesefluss ins stocken.

Einen entscheidenden Beitrag im Buch haben natürlich die Wölfe, sie sorgen auch für einige tragische, lustige, herzliche und traurige Momente. Interessant fand ich auch die eingehenden Worte der Autorin zu den Menschen in Russland, die die Wölfe auswildern. Ich habe jetzt nicht nachgeprüft, ob dies erfunden ist oder nicht, ich fand die Idee einfach so toll, dass ich es gar nicht wissen wollte. Wolfsliebhaber und Abenteuerleser werden in diesem Buch voll auf ihre Kosten kommen, sollten aber auch die Taschentücher parat haben.


Fazit:
"Feo und die Wölfe" entführt uns in ein kaltes, robustes Russland vor einem Jahrhundert, dass vor allem durch grausame Menschen und Natur gekennzeichnet ist. Mit Abenteuer, Wölfen und einer ordentliche Portion Mut schafft es Feo, unsere Protagonistin, uns auf 240 Seiten zu unterhalten.

Bewertung vom 05.12.2017
Die Geschichte von Mya und Kol / Ivory & Bone Bd.1
Eshbaugh, Julie

Die Geschichte von Mya und Kol / Ivory & Bone Bd.1


sehr gut

Viele hundert Jahre zurückliegend verliebt sich der Jäger Kol auf den ersten Blick in Mya. Als sie kurz darauf auch noch bei der Mammutjagd sein Leben rettet, versucht er sie von sich zu überzeugen, doch Mya scheint eiskalt. Sie ignoriert ihn, lässt ihn abblitzen und lehnt seine Geschenke ab. Doch Kol spürt das mehr dahinter steht, dass ein Geheimnis verborgen liegt, welches Myas Verhalten erklärt.


Das Buch hat mich vor allem wegen dem Setting angesprochen, die Geschichte spielt in der Eiszeit, wo Jagen und Felle häuten an der Tagesordnung steht, und genau das macht so interessant. Ich kenne keine Geschichte die diese Zeit näher in den Fokus setzt und vor allem den Blickwinkel auf die verschiedenen Stämme setzt.

Am Anfang bin ich mit Kol einfach nicht warm geworden. Irgendwie konnte ich seine sofortige Begeisterung für Mya nicht nachvollziehen, wo sie doch ihn einfach immer wieder ablehnt. Er überlebt als Jäger in dieser feindlichen Umgebung, mit Säbelzahntigern und anderen Gefahren, und kann dann einfach nicht Mya sein lassen? Doch nach einer gewissen Zeit, und vor allem einem tieferen Blick wurde mir klar, dass Kol auf Grund des absoluten Mangels an Frauen in seinem Alter in seinem Stamm dieses Verhalten an den Tag legt. Mya ist nicht nur hübsch und kann jagen, sie ist auch die erste Frau seit Jahren, die er als "Potenzial zum Heiraten" sieht.

Aber auch mit Mya hatte ich am Anfang meine kleinen Schwierigkeiten, denn ähnlich wie bei Kol, konnte ich ihre Ablehnung nicht verstehen, ihr Verhalten war für mich nicht nachvollziehbar. Doch auch hier kam mit der Zeit die Erklärung, die ich mir eher gewünscht hätte. Mya kämpft nämlich sehr stark mit ihrer Vergangenheit, und hat leider gegenüber Kol nicht das Talent, sich besser auszudrücken, so dass dieser Umstand schneller deutlich wird. Unabhängig davon waren Mya und Kol als Protagonisten realistisch für die Zeit und nach den Startschwierigkeiten auch wirklich interessant und entwicklungsfähig.

Natürlich ging es nicht nur um die beiden, sondern auch um die Intrigen und Kämpfe zwischen den Stämmen in der Eiszeit, denn es geht ums Überleben, um das Wandern und Jagen, um den Stamm ernähren zu können. Hier wird noch eine weitere Geschichte erzählt die sich mit der von Mya und Kol verbindet und das Fundament dafür darstellt. Die Erzähldynamik war manchmal etwas schleppend, bedeutet teilweise wusste ich einfach nicht, wohin sich alles entwickeln sollte oder könnte. Am Ende hat mich aber immer wieder das besondere Setting zurück geholt und begeistert, denn aus dieser modernen Welt heraus und diese kalte Einöde einzutauchen war einfach berauschend und spannend.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich zunächst dachte, dass mir das Ende einfach viel zu kurz kam, aber ich habe festgestellt, dass es einen zweiten Teil geben wird, der bereits auf englisch erschienen ist. Darin wird Mya und Kols Geschichte weitererzählt. Es bleibt also weiter interessant und hoffentlich können wir bald wieder in diese Zeit eintauschen.

Fazit:
Das Setting und der Plot sind top, und der Hauptgrund weshalb ich immer wieder Eintauchen wollte in das Buch. Mya und Kol hingegen brauchten eine Weile um mit mir warm zu werden, doch sobald das erledigt war, fing die Geschichte an ins Rollen zu kommen. Leichte Spannungsschwankungen zum Trotz konnte mich Julie Eshbaugh mit ihrem Roman fesseln.

Bewertung vom 05.12.2017
Das blaue Medaillon
Marcus, Martha Sophie

Das blaue Medaillon


sehr gut

Alessa wird von ihrem Großvater als Diebin erzogen, er selbst verfolgte dieses "Geschäft" im großen Stil. Ihre Eltern starben schon vor Jahren, und an einem einzigen Tag verliert Alessa noch den letzten Halt, nämlich ihre Tante, als auch ihren Großvater. Ihr selbst gelingt nur knapp die Flucht vor den Attentäter die ihren Großvater auf dem Gewissen haben. Mit einer Schauspieler-Truppe, die gut mit ihrer Tante befreundet war, reist sie nach Celle zum Hof des Herzogs, und hofft dort ihren letzten Verwandten zu treffen. Innerhalb dieser ganzen Flucht beschäftigt sie aber auch das ominöse blaue Medaillon, welches ein großes Geheimnis beinhaltet.


Schon beim Lesen des Klappentextes fand ich vor allem das Setting interessant. Ich mag historische Romane, vor allem wenn sie hier in Deutschland und Europa spielen. Und meist ist es ja dann leider so, dass schlecht recherchiert wird, aber nicht so beim "Das blaue Medaillon". Die Autorin hat vor allem die Gegend, die Reisen und die Gebräuche wirklich toll beschrieben. Ich konnte mich in dieser Welt richtig verlieren und eintauchen.

Unsere Protagonistin ist die Diebin Alessa, sie ist sehr eigen mit Ecken und Kanten. Diese Tatsache mochte ich an ihr, ja sie ist Diebin, und das ist eine Straftat. Dennoch hat sie das Herz an der richtigen Stelle und das merkt man bei ihren Entscheidungen. Die Ecken und Kanten kommen dann zum Vorschein, wenn sie Angst hat oder unsicher wird, dann scheint sie egoistisch oder naiv, aber man darf auch nicht vergessen, Alessa ist noch sehr jung.

Auch die anderen Charakter, die Alessa auf ihrem Weg begleiten, waren ausgefeilt. Vor allem der "Bösewicht" Mezzanotte war wirklich brutal gezeichnet und sorgte für einige wirklich harte Momente im Buch. Die Schauspiel-Truppe hingegen war gut durchmischt, einige der Personen fand ich toll, andere ganz schön störend. Ebenso verhält es sich mit den Herren und Damen vom Hof, auch hier gab es einige wirklich herzliche Menschen, und andere fand ich einfach nur nervig. Aber genau dieser Mix hat es so interessant gemacht, dadurch bekam man Schwung in die Geschichte und vor allem einige Facetten.

Dennoch hatte ich an einigen Stellen eine kleine Leseflaute, hier war es manchesmal nicht so spannend oder es passierte einfach nichts, was meines Erachtens die Geschichte voran getrieben hat. Zum Glück haben diese Phasen nie lange angehalten und man kam ganz schnell wieder ins Buch hinein.


Fazit:
Ein angenehmer und sehr guter fiktionaler-historischer Roman, der mit seinem Setting und einer etwas anderen Protagonistin aufwertet. Bis auf einige kurze Stellen, in denen der Lesefluss unterbrochen wurde, hat das Lesen macht Spaß und es scheint fast, als würde es eine Fortsetzung geben, dennoch kann man "Das blaue Medaillon" auch als Einzelroman betrachten.

Bewertung vom 05.12.2017
Beware That Girl
Toten, Teresa

Beware That Girl


sehr gut

Kate ist die neue Stipendatin an der privaten High School in Manhattan. Sie ist clever und kalkuliert, sie versucht mit allen Mittel ihr Ziel zu erreichen. Und das Ziel ist klar: Yale. Dafür nimmt sie alles auf sich, sogar das "wohnen" in einem feuchten Zimmer in Chinatown. Da kommt Olivia wie gerufen, sie scheint perfekt als Einstieg in die Upper Class der Schule. Und tatsächlich scheint ihr Plan aufzugehen, aber dann entwickelt sich alles irgendwie ganz anders.

Das Buch wird laut Klappentext als Mischung zwischen "Gossip Girl" und "Gone Girl" beschrieben, und tatsächlich enthält es Elemente von beiden Geschichten und ist dennoch etwas Neues. Teresa Toten nimmt uns mit in die teilweise wirklich verrückte und krankhafte Welt der privaten High Schools in New York. Dabei ist sie natürlich überspitzt an bestimmten Stellen, was aber für eine gewisse Spannung sorgt. Zu Beginn sind wir in einem Krankenhauszimmer, und ein bewusstloses Mädchen liegt an Geräte angeschlossen im Bett, während ein zweites Mädchen Wache hält. Man erfährt nicht zu viel und eigentlich nur ein Namen "Marcus Redkin" und springt dann ein halbes Jahr zurück und beginnt die Geschichte irgendwie zusammen zusetzen.

Kate ist sehr speziell, und vor allem am Anfang wirkt sie dadurch kalt und egoistisch. Aber je länger man sich mit ihr und ihrer Geschichte auseinander setzt, sich in sie hinein versetzt, desto mehr versteht man sie, oder kann zumindest nachvollziehen, wieso sie ist, wie sie ist. Das finde ich immer besonders spannend, wenn die Protagonistin nicht sympathisch ist, und es dennoch schafft, uns an sich zu binden. Olivia scheint ganz anders zu sein. Sie ist darauf angewiesen, dass man sie sieht und sie sich dadurch bestätigt sieht. Dadurch erfüllt sie am Anfang alle Klischees des typischen High School Mädchens aus reichem Haus. Und genau da setzt die Autorin an und schafft viele Ecken und Kanten, in Form von einer wirklich schockierenden Vergangenheit.

Die Freundschaft der beiden Mädchen ist das Kernelement der Geschichte und der Dreh- und Angelpunkt der für Spannung sorgt. Allerdings gibt es, vor allem in der Mitte der Geschichte immer mal wieder Stellen die nicht so spannungsgeladen sind wie sie sein sollten oder sein könnten. Dadurch kommt man beim Lesen leicht ins Stocken, dennoch will man unbedingt wissen wie es weiter geht, der rote Faden bleibt also dennoch bestehen. Und ich muss sagen, vor allem das Ende hat mich gepackt und bis zur letzten Seite gab es Ereignisse und Wendungen mit denen ich nicht gerechnet hätte.


Fazit:
Spannungsgeladen und mittels zwei Sichten erzählt schafft es Teresa Toten mit "Beware that Girl" den Leser zu fesseln und buchstäblich bis zur letzten Seite gefangen zu nehmen. Trotz kleiner langatmigen Stellen, vor allem in der Mitte des Buches, bin ich begeistert und bleibe sprachlos zurück und werde wohl noch eine Weile über "Beware that Girl" nachdenken müssen.