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Verena

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Insgesamt 164 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2023
Breidenbach, Ursi

Bergblumenzauber


gut

Mir ist ja direkt das verträumt kitschige Cover ins Auge gesprungen, dann der Titel, dann der Klappentext. Bergromane, Aussteigergeschichten, zurück zur Natur – sowas mag ich sehr gerne. In „Bergblumenzauber“ überwiegt ein bisschen der Kitsch, aber ehr so zum Schmunzeln. Die Geschichte ist sehr leicht zu durchschauen, ich wusste immer schon lange vor der Protagonistin Valerie, was die Geheimnisse der anderen Figuren waren – aber wenigstens für Valerie blieb es spannend 😉 Wirklich gestört hat mich die Figur der Alice bzw. Valeries Verhalten ihr gegenüber. Sie war, auch als sie längst wusste, wie die vermeintlich neue Freundin drauf war, viel zu freundlich zu ihr und egal was für schreckliche Sachen Alice von sich gegeben hat, Valerie hat ständig versucht sie mit dem netten Jo zu verkuppeln, nur weil der so auf sie stand. Es hätten ja nicht alle Personen im Dorf nett sein müssen und ein Happy End bekommen. Alice hätte eher keines verdient, sie hat ja auch keine Veränderung durchgemacht, sondern blieb gleich oberflächlich und gemein.
Alles in allen ein sehr kurzweiliger Roman, den ich mir gut als ZDF-Sonntagabend Film vorstellen könnte: hübsche Bilder von einem Aussteiger-Touri-Dorf im Salzkammergut.

Bewertung vom 09.08.2023
Winter, Claudia

Sterne über Siena


gut

Wer war schon mal in Siena? Ich hatte mich bei meiner kleinen Toskana-Rundreise sehr auf Florenz gefreut. Und es war auch schön dort. Aber dann ging es weiter nach Siena und ich war absolut hin und weg. Ein unglaublich schönes Städtchen. Mit „Sterne über Siena“ durfte ich jetzt nochmal einen kleinen Ausflug in Buchform dorthin und ins Umland machen. Was die Lektüre angeht, bin ich ein bisschen zwiegespalten. Einiges mochte ich am Roman, anderes hingegen weniger. Das meiste ist relativ vorhersehbar; das hat mich aber nicht gestört, nur gut 100 Seiten kürzer hätte die Geschichte gerne sein dürfen. Am Meisten hat mich tatsächlich der wenig kritische Umgang mit dem Palio gestört – schon während des Lesens, aber noch mehr, als ich danach noch mehr darüber recherchierte. Der Palio gilt als das „härteste Pferderennen der Welt“. Hart deshalb, weil die Strecke auf der Piazza del Campo so extrem gefährlich ist und so viele Tiere dabei ihre Gesundheit und nicht selten ihr Leben verlieren. Dass auch Jockeys und Zuschauer verletzt werden, war mir klar, ist mir aber im Gegensatz zu den Pferden egal, denn die können leider nicht selbst entscheiden, ob sie über den steilen Platz mit den Pflastersteinen, wo sie oft ausrutschen, 90 Sekunden hinwegjagen müssen. Emilia und Alessio stehen dem Ganzen zwar kritisch gegenüber, geben dann aber relativ schnell nach, weil sie die traditionelle Begeisterung für den Palio als „Senesi“ im Blut haben. Schwierig, zumal Alessio Tiermedizin studiert und wenn ich richtig recherchiert habe, der Palio eine Ausnahmegenehmigung hat, da die Veranstaltung sonst nicht mit den italienischen Tierschutzregeln konform wäre. Man merkt es auch beim Lesen ohne das ganze Hintergrundwissen, dass die Stute, die Alessio für das Rennen trainieren soll, zwar von Natur aus schnell ist, aber alles andere komplett gegen ihr Wesen geht.
Das finde ich sehr schade, dass da die Tradition einfach der Tradition wegen so unreflektiert auch ihren Weg in diesen Liebesroman gefunden hat. Denn grundsätzlich habe ich die Geschichte der beiden „verfeindeten“ Familien ganz gern gelesen. Der Stil ist flüssig und angenehm, die Beschreibungen transportieren einen direkt in die Toskana. Schön wäre es gewesen, wenn Emilia und Alessio gemeinsam einen Weg gefunden hätten, dass das Pferd nicht antreten muss, statt sich dem Willen ihrer Väter zu beugen.

Bewertung vom 03.08.2023
Williams, Laura Jane

Eine Nacht mit dir


weniger gut

Enttäuschend

Der Roman fing gut an; es wirkte so, als ob die Autorin den beiden zentralen Figuren Nic und Ruby Zeit gibt, sich kennenzulernen – auch wenn am Anfang ein paar zu viele sexuelle Anspielungen für meinen Geschmack dabei waren. Aber dann schnappt die Klischeefalle zu und es passiert zu viel, zu schnell, zu wenig durchdacht. Das ist schade, denn während Ruby mir zwar eher unsympathisch war, war Nic ein toller männlicher Protagonist – schüchtern und zurückhaltend, aber mit einer glaubhaften Entwicklung. Das Ende des Romans war dann auch irgendwie so zu erwarten, denn die (zu) vielen Einzelstränge der Erzählung konnten nicht mit Substanz zu Ende gebracht werden. SPOILER SPOILER SPOILER Da blieb der Autorin dann eigentlich gar nichts anderes mehr übrig, als einen Cut zu machen mit einem anschließenden Zeitsprung, statt die Geschichte erzählerisch zu Ende zu bringen.

Bewertung vom 21.07.2023
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


schlecht

Eine Naturgewalt? Eher im negativen Sinn.

Ich hatte mich so auf diesen Roman gefreut, alles klang so vielversprechend und, als wäre es genau meins. C. Bertelsmann enttäuscht eigentlich auch nie. Und das Cover ist so wunderbar atmosphärisch. „Ein Roman wie eine Naturgewalt“ wird versprochen. Eine Naturgewalt war’s auch, aber im negativen Sinne. Langeweile, Rassismus und teilweise grausame sprachliche Bilder – so würde ich das sehr gehypte Buch zusammenfassen. (Ernsthaft, woher kommen die vielen 5 Sterne Bewertungen?) Einige Umschreibungen, v.a. von Geburt, Stillen, Brüsten waren so seltsam gewollt literarisch wie ich sie bisher nur von Männern gelesen habe. Ich war mehrfach kurz davor abzubrechen.
Obwohl der Roman bis auf ein paar Seiten komplett aus der Perspektive der Protagonistin Victoria geschrieben ist bleibt sie unglaublich flach. Starke Frau, die allen Widrigkeiten trotzt? Gerne, aber dann will ich das auch transportiert haben, ich will es fühlen. Stattdessen werden nur chronologisch Dinge abgehandelt. Es sterben Menschen und Tiere. Gemüse wird ausgesät, Bäume werden (um)gepflanzt. Seltsame 180 Grad Wendungen von Figuren (Seth?), aus denen dann aber nichts gemacht wird. Die versprochene Wildnis gibt’s nur ein paar Kapitel lang. SPOILER

Der geheimnisvolle Fremde, in den sich Victoria blitzverliebt, stellt sich als Native American heraus. Und los geht’s mit dem Rassismus. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so häufig das I-Wort lesen musste. Selbst wenn man die Haltung der Dorfbewohner Wilson gegenüber als „historisch korrekt“ darstellen möchte WARUM gibt es nirgends ein Vorwort, ein Nachwort, eine Fußnote, die die Verwendung dieser rassistischen Sprache einordnet? Wilson darf aber auch kein ausgefeilter Charakter werden, sondern wird gejagt, gefangen und auf brutalste Art gelyncht. Die einzige indigene Figur existiert also nur um die Geschichte der weißen Protagonistin voranzutreiben und sie zu dramatisieren. Dann ist da das Baby der beiden. Immer wieder „erscheint“ Wilson Victoria, wenn sie nicht weiterweiß oder sie hat irgendeine Art spirituelle Eingebung – weil, naja, das halt so ein Klischee ist, wenn es um Indigene geht. Den Interviews nach kann man der Autorin kaum böse Absicht unterstellen, aber: gut gemeint ist nicht gut gemacht.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2023
Turner, Katy

Wo die Liebe dich findet


gut

Tierisch gut

Schottland? Check.
Feel-Good? Check.
Süße Tiere? Check.
Schottland Rom-Coms sind eines meiner guilty pleasures – das Prinzip ähnelt sich zwar immer sehr, aber dennoch habe ich immer große Freude daran. In diesem Roman geht es um Holly, die sich plötzlich in einem kleinen Dorf in den Highlands wiederfindet. Ihr Leben ist ein Chaos, aber vor traumhafter Kulisse kann sich erstmal entschleunigen und (obwohl sie eigentlich natürlich plant, ganz schnell wieder zurückzukehren in ihr altes Leben) richtig ankommen. Pluspunkt: Sie ist Tierärztin! Meistens haben die Protagonistinnen in RomComs einen von 3 oder 4 Berufen (Bücher? Süßwaren? Medien? Selbstgemachte Mode?), aber hier wagt sich die Autorin auf neues RomCom Terrain vor und die Leser:innen können sich auf ganz viele süße Tiere freuen, die immer wieder auftauchen. Natürlich dürfen in der Romanze im kleinen schottischen Dorf die teils ulkigen, aber immer liebenswürdigen Dorfbewohner:innen nicht fehlen. Und natürlich gibt’s auch noch einen Mann der auftaucht. Hier tatsächlich mal etwas, was mir gar nicht gefallen hat: der Mann – Greg – steht in Hollys erster Nacht plötzlich in ihrem Haus, das man ihr zugewiesen hat. Er hatte noch einen Schlüssel, da er es zuvor ab und zu genutzt hat. Ohne, dass es groß hinterfragt wird, lässt sie den ihr zu diesem Zeitpunkt wildfremden Mann einfach bei sich übernachten. Ähhhh ja. Oder eher nein. Danach gibt es zwischen den beiden für meinen Geschmack etwas zu viele Kommunikationsprobleme, aber natürlich finden sie am Ende zusammen und Holly bleibt in den Highlands. Das große Finale ist tatsächlich auch ein bisschen zu dramatisch – wenn da passiert wäre, was Gott sei Dank dann doch nicht passiert ist – hätte ich nur einen Stern vergeben 😉 (mehr kann ich nicht sagen, ohne zu spoilern). Tatsächlich haben mich die Liebesgeschichten von Hollys Arbeitskolleg:innen und Freunden Chloe und Pablo mehr mitfiebern lassen als ihre eigene – fast hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin Chloe und Angus (Gregs Bruder) ein eigenes Buch gewidmet hätte. Alles in allem eine süße feel-good RomCom mit traumhaftem Setting.

Bewertung vom 23.06.2023
Seemayer, Karin

Bergleuchten


gut

Fast so lang wie der Gotthard Tunnel ;)

Ein Roman, dessen historische Details beinahe interessanter waren, als die Liebesgeschichte, die schon sehr altbekannten Mustern folgte. Vielleicht hätte mich das weniger „gestört“, wenn die Figuren weniger stereotypisch gewesen wären. Dennoch habe ich gerne weitergelesen, um zu erfahren, was als Nächstes passiert. Manchmal irritierte mich die zu moderne Sprache bei den Dialogen. Meine größte Kritik sind allerdings die Längen, die „Bergleuchten“ leider hat. Man hätte so viel kürzen können: einerseits bei den Dialogen – oft wird dort unnötig im Detail in Dialogform wiederholt, was zuvor ebenfalls detailliert von der Autorin bereits beschrieben wurde; andererseits bei dramatischen Wendungen, von denen für meinen Geschmack ein paar zu viele vorkommen. Dadurch wäre der Roman kompakter, aber auch spannender gewesen. Richtig gut gefallen hat mir das Cover – sehr stimmungsvoll und nicht so verkitscht wie die Cover von historischen Romanen oft sind.

Bewertung vom 19.06.2023
Damonte, Lene

PS. Über Apulien leuchtet die Liebe


weniger gut

Lektorat? Fehlanzeige
Zunächst mal ein kleiner Vermerk über das, was mir am besten gefallen hat: das Cover! Es ist wirklich total schön, nicht zu stereotypisch, aber dennoch verbindet man es sofort mit Italien. Auch nicht zu kitschig, was bei Liebesromanen leider oft der Fall ist.
Was bei Liebesromanen wohl auch oft der Fall ist, ist das am Lektorat gespart wird – zumindest habe ich die Vermutung, da es mir in letzter Zeit bei vielen Neuerscheinungen auffiel, dass die Romane einfach handwerklich nicht gut gemacht sind. Die Story ist das Eine – in diesem speziellen Fall hätten mir persönlich zwar etwas weniger Zufälle und ein bisschen mehr Tiefe gut gefallen. Aber die vielen Wiederholungen hätten auffallen und gestrichen werden müssen; es war zu viel Tell, kaum Show; und ein Adjektiv vor jedem Nomen macht halt auch nicht immer Sinn. Ich hätte mitzählen sollen, wie oft beschrieben wird, wie chaotisch Rosa doch ist – beim Kochen, beim Töpfern – und wie akkurat Lenny. Es kommt echt, echt oft vor. Dann eine Weile nicht mehr, bis – oh weh, Mattia sich auch als chaotischer Koch herausstellt, woraufhin dann wieder beschreiben wird, wie chaotisch Rosa ist und wie ordentlich Lenny war. Eigentlich ist das auch das Einzige, was ich von Rosa wirklich weiß; das und die Farben ihrer Kleidungsstücke. Die Landschaften und Städtchen Apuliens, die Rosa letztendlich dazu verhelfen, sich ein wenig von ihrer Trauer zu befreien, hätten Beschreibungen verdient, die mehr Eindruck, mehr Atmosphäre hinterlassen. Vor allem aber haben mich die Umschreibungen der Speisen gestört. Italienisches Essen ist Soulfood schlechthin, in dem speziellen Fall trägt es auch dazu bei, dass Rosa wieder lernt, das Leben zu genießen, der italienische Love Interest ist Koch – und dennoch lesen sich die Situationen, in denen gekocht oder gegessen wird, wie ein Einkaufszettel: Tomaten, Olivenöl, frische Kräuter. Und das war’s. Ich will es riechen, ich will es schmecken! Warum wurden hier nicht mal gezielt ein paar Adjektive und Umschreibungen eingesetzt, um ein bisschen italienische Dolce Vita zu transportieren? Echt schade, wo ich doch wirklich gerne durch Romane nach Italien reise und mit den Figuren die Atmosphäre aufsauge. Bei „P.S. Über Apulien leuchtet die Liebe“ hätte man so, so viel mehr rausholen können.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2023
Strout, Elizabeth

Oh, William!


sehr gut

Elizabeth Strout kann so wunderbar den Alltag „gewöhnlicher“ Menschen portraitieren und dabei hoch komplexe, tiefgründige Figuren erschaffen, dass man beinahe glaubt, diese persönlich zu kennen. „Oh, William“ ist ein relativ kurzes Buch, doch der Einblick in das Beziehungsgeflecht rund um die Protagonistin Lucy Barton (die auch schon in anderen Romanen von Strout Auftritte hatte) umfasst beinahe eine richtige kleine Welt. Der titelgebende Mann – Lucys Exmann – spielt dabei zwar eine wichtige Rolle, aber Lucy steht im Mittelpunkt (auch wenn sie es selbst so wahrscheinlich nie beschreiben würde) und ist häufig das verbindende Element – einerseits zwischen den Figuren, andererseits ist sie die Verbindung zu ihrer eignen, aber irgendwie auch zu Williams Vergangenheit; sie ist diejenige, die viele der Beziehungen zusammenhält.
Es passiert eigentlich nicht sehr viel, dennoch möchte man unbedingt wissen, wie es weitergeht. Was erfährt man als Leser:in als nächstes, während Lucy nach und nach ihre Gedanken und Gefühle sortiert. Dabei springt sie immer wieder in die Vergangenheit, in ihre, aber auch in Williams Kindheit, die beide von Traumata geprägt sind, die beide ihr Leben lang mit sich tragen und die auch ihre Beziehung(en) beeinflussen. Der geniale Titel ist ein Seufzer, oft ausgesprochen, noch öfter gedacht (auch von mir als Leserin), denn während Lucy alles anpackt und angeht, sich mit ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart auseinandersetzt, ist William da ein sehr stereotypischer Mann seiner Generation: er verlässt sich auf die Frauen in seinem Leben, denen oft nicht mehr als ein „Oh, William!“ dazu einfällt.
Ein kleines Buch großes Erzählkunst von Elizabeth Strout.

Bewertung vom 31.05.2023
Schell, Valesa

Kastenbrote


weniger gut

Einfach geht anders

Dieses Brotbackbuch habe ich gewonnen und durfte es in einer sehr inspirierenden Leserunde zusammen mit anderen Brotbäcker:innen besprechen bebacken. Schnell hatte ich das Gefühl, dass sich zwei Lager entwickelten. Während es etliche sehr begeisterte Stimmen gab, waren auch viele Mitleser:innen überfordert. Dieser Gruppe gehöre ich an. Während zwar in der Leseprobe schon der Hinweis war, das Basiswissen nötig ist, hat das tatsächlich aufgeführte Basiswissen manche erstmal erschlagen, selbst wenn man schon Brotbackerfahrungen hat. Der Begriff Hobbybäcker:in beinhaltet sicherlich eine enorme Bandbreite an Erfahrungen – das kann von Backmischungen im Thermomix bis hin zu komplizierten Teigen in der Häussler Knetmaschine und einem eigenen Holzofen im Garten alles bedeuten. Die Leserunde sprach explizit auch Neulinge an, verwendete die Formulierung „Einfacher geht’s nicht“ und auch das Buch selbst trägt den Untertitel „Unkompliziert Backen. Einfach im Kasten“.
Das passt für mich nicht zusammen. Bei der Vermarktung scheint da etwas wirklich schief gelaufen zu sein, denn es wird durch diese Schlagwörter eine falsche Zielgruppe angesprochen.
„Einfach“ kann man dies Rezepte nur umsetzen, wenn man eine Knetmaschine hat, die Möglichkeit zu schwaden, 10000 verschiedene Mehlsorten, am besten einen Sauerteigansatz im Kühlschrank und natürlich muss man die lange Zeitführung auch irgendwie im Alltag unterbringen.
Dass das alles für richtig gutes Profi-ähnliches Brot nötig ist, stelle ich nicht mal in Frage. Es ist nur echt frustrierend, wenn man sich durch die Schlagworte etwas anderes erwartet hat. Ich möchte auch weder wenn es um einen Gewinn geht in der Leseprobe, noch bei einem Kauf beim Durchblättern zunächst ewig suchen müssen, was ich alles brauche – zumal das auch in diesem speziellen Fall durch das „unkompliziert“ und „einfach“ eben irreführend ist. Außerdem habe ich gezählt: ich habe aktuell 15 verschiedene Mehlsorten vorrätig, darunter Weizenmehle, Roggenmehle, Dinkelmehle, verschiedene italienische Mehlsorten sowie Urkornmehle. Ich glaube, das ist weit mehr als in durchschnittlichen Vorratskammern zu finden ist; dennoch musste ich bei den Rezepten auf Alternativen zurückgreifen, weil ich die an erster Stelle gelisteten Mehlsorten eben nicht hatte und auch nicht extra für ein Rezept kaufen möchte.
So. Ich wollte dem Ganzen aber dennoch eine Chance geben und habe mich in das gesamte Basiswissen eingelesen. Erstaunlicherweise habe ich bei meinen bisherigen Brotbackaktionen vieles davon eh schon umgesetzt, kannte nur die Fachbegriffe nicht. Dadurch war ich dann etwas freudiger gestimmt und habe mich an einen Lievito Madre Ansatz gewagt. Nach 6 Tagen war er dann auch einsatzbereit und ich legte los. Während ich mit der Lievito Madre grundsätzlich sehr happy bin, bin ich es nach wie vor mit den Rezepten im Buch nicht. Von denen, die ich nachgebacken habe, konnte ich keines wirklich überzeugen; die tatsächliche Kraft meines italienischen Sauerteiges konnte mich durch Rezepte von verschiedenen Blogs überzeugen.
Ich freue mich für alle, die durch das Kastenbrote Buch neue Rezepte und Inspirationen gefunden haben und bin mir sicher, dass es für etliche Hobbybäcker:innen toll ist, das Buch im Regal zu haben. Aber ich kann nur maximal zwei Sterne vergeben, weil ich – auch nachdem ich mich gründlich damit auseinander gesetzt habe – die Begeisterung nicht teile.

Bewertung vom 31.05.2023
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


gut

Grandioses Cover, durchschnittliche Story

Vorweg das Wichtigste: das Cover ist so wunderbar, das bekommt von mir 5 Sterne. Ein richtiges Träumchen.
Die Story war dann leider eher durchschnittlich. Eine Liebesgeschichte über ein Paar, das sich von Anfang an mag, aber erst nach vielen Jahren tatsächlich zu einander findet – das wurde schon vor „Vom Ende der Nacht“ häufig erzählt. Manchmal schlechter, aber auch oft besser als hier.
Will und Rosie lernen sich als Teenager kennen, verlieben sich, aber irgendwie spricht alles gegen sie. Dennoch bleiben sie in Kontakt. Anfangs musste ich schon seeeehr mit den Augen rollen (um es mit einem der plakativsten sprachlichen Bilder zu sagen), denn Will und Rosie waren die typischen YA Stereotypen: sie das brave, „langweilige“ Mädchen aus gutem Haus, das die Schule mag und obwohl sie lieber Musik studieren würde, dem Willen der Eltern nachgibt und sich für etwas Vernünftiges entscheidet, das ihr später einmal viel Geld und einen tollen Ehemann einbringen wird; er der „Bad Boy“, der bei der Oma aufwächst, Lederjacke trägt und Motorrad fährt und in einer Werkstatt schraubt; Uni ist nichts für ihn, obwohl er eigentlich total schlau ist und natürlich ist er in den Augen von Rosies Eltern kein geeigneter Umgang. Soweit so klischeehaft. Ich fürchte, es lag an diesem sehr ausgelutschten Beginn der Geschichte, dass ich keine richtige Bindung zu den Figuren aufbauen konnte. Die Schicksalsschläge, die die beiden dann über die Jahre hinweg erleben müssen – und die teilweise auch dafür verantwortlich sind, sie entweder auseinander zu bringen oder wieder zusammen zu führen – sind mir deshalb auch nicht richtig nah gegangen. Hinzukommt, dass die ein oder andere dramatische Wendung zu viel des Guten bzw. Schlechten war. Nach jahrelangem Hin und Her war mir dann das Ende auch zu plötzlich, zu wenig beleuchtet.
Obwohl die Geschichte schon oft erzählt wurde, hätte man doch mehr herausholen können.