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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 926 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2021
Myers, Benjamin

Der perfekte Kreis


sehr gut

Aliens und ein unvollendeter Wal
"Der perfekte Kreis" von Benjamin Myers ist ein wirklich außergewöhnliches Buch.
In dieser Erzählung lernen wir Redbone und Calvert besser kennen, zwei sehr unterschiedliche Männer, die seit Jahren befreundet sind. Über das gemeinsame Hobby, nein, eher eine gemeinsame Leidenschaft, war ich schon etwas verwundert. Die beiden ziehen im Sommer über die Felder von Südengland und lassen über Nacht Kornkreise entstehen. Aber nicht nur einfach irgendwelche Kornkreise, sondern sie übertreffen sich jedes Mal selber und erschaffen weitläufige Kunstwerke, die akribisch geplant und vorbereitet werden. Das war absolut faszinierend und interessant zu lesen.
Wer jetzt Spannung erwartet oder Action, ist mit diesem Buch falsch, hier wird eine ruhige Geschichte erzählt und das Besondere daran ist eigentlich die Form der Erzählung. Der Autor findet leise, fast poetische Worte und hinter allem steckt eine tiefe Liebe zur Natur und ihrer Erhaltung. Mir hat das Buch sehr gefallen und ich warte mit Spannung auf Weiteres vom Autor.

Bewertung vom 13.12.2021
Jarmysch, Kira

DAFUQ


gut

Heisses Wasser statt Tee
In "DAFUQ" von Kira Jarmysch begleiten wir Anja Romanowa in ein russisches Gefängnis. Sie wird dort für zehn Tage wegen der Teilnahme an einer Demonstration gegen Korruption inhaftiert. Mit ihr in der Zelle sind fünf weitere junge Frauen, die so nach und nach Einzelheiten über sich und ihr Leben erzählen.
Mir hat die Erzählweise hier sehr gut gefalle, die den Tagesablauf in diesem russischen Arrest schildertund die Besonderheiten der Inhaftierten, die hier viel Zeit haben ihr Leben zu reflektieren. Wie diese jungen Frauen in Russland leben, sich politisch engagieren und aus welchen ganz verschiedenen gesellschaftlichen Schichten sie kommen, wird gut geschildert.
Durch die Wiederholung der Tage entstanden für mich hier schon einige deutliche Längen, auch als die Frauen nach und nach entlassen werden und es nunmehr nur in Anjas Vergangenheit geht. Zum Ende hin störten mich die vermehrten Tagträume und Halluzinationen etwas bei der Glaubwürdigkeit.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und die Sprecherin passte für mich sehr gut zu diesem Thema.

Bewertung vom 13.12.2021
Slaughter, Karin

Die falsche Zeugin


sehr gut

Schuldgefühle
"Die falsche Zeugin" von Karin Slaughter ist ein Thriller mit einem gewissen Tiefgang. Hier ist vieles anders, als es scheint.
Leigh ist Anwältin und soll kurzfristig die Verteidigung eines mutmaßlichen Vergewaltigers übernehmen. Ihr ist noch unklar, weshalb sie ausgewählt wurde, bis sie ihm gegenübersteht. Leigh hat eine kleine Schwester, Callie, die beiden stehen sich sehr nahe und halten doch Abstand voneinander, auch das begreift man nach und nach.
Diese Geschichte wird in mehreren Zeitebenen erzählt, die sich langsam aufeinander zubewegen. Personen sind hier sehr gut und bildhaft beschrieben, bei einigen der brutaleren Szenen fast schon zu bildhaft. Der Schreibstil schafft hier von Beginn an viel Spannung, auch wenn einige der Verläufe vorhersehbar sind. Das schadet aber nicht, weil die Geschichte von den Rückblenden und den Details lebt.
Hier werden einige schwere und emotionale Themen angesprochen, wie Drogenmißbrauch, Kindesmißhandlung, Vergewaltigung und Mord, es ist manchmal recht bedrückend.
Was mich etwas gestört hat, sind die vielen Bezüge zur Pandemie, die Protagonisten haben ständig mit ihren Masken zu tun und auch mit den Lockdowns und Folgen der Erkrankung. Das muss ich bei der aktuellen Lage nicht auch noch unbedingt in einem Thriller lesen. Abgesehen davon, unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 11.12.2021
Kent, Kathleen

Die Tote mit der roten Strähne (eBook, ePUB)


gut

Steigerungsfähig
"Die Tote mit der roten Strähne" ist ein Thriller von Kathleen Kent, den ich als Hörbuch gehört habe.
Mit Betty Rhyzyk wird hier eine Ermittlerin eingeführt, die man etwas länger im Gedächtnis behält. Sie ist eine große, rothaarige Frau mit polnischen Vorfahren, die eine Frau liebt und auf so einige Vorurteile im Police Department stößt.
Die Figur dieser Polizistin ist sehr gut aufgearbeitet und angelegt, sie ist eigentlich die Einzige, die hier für mich die Handlung trägt.
Für Betty geht ein Einsatz im Drogenmilieu schief und ein Kollege kommt dabei ums Leben. Schon dadurch wird diese Geschichte für Betty ein ganz persönlicher Kampf, der uns nicht nur in die Kriminalität der Drogenwelt entführt, sondern auch noch so einige interessante Wendungen zu bieten hat.
Teilweise ist es brutal, teilweise gibt es auch schwarzen Humor, ich empfand es über einige Seiten sehr anstrengend der Handlung zu folgen und mir fehlte ein übergreifender Spannungsaufbau.

Bewertung vom 07.12.2021
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Winterwunderland
"Schweig!" von Judith Merchant ist ein Thriller, der jetzt wunderbar in die Weihnachtszeit paßt. Wir haben hier Esther und Sue, Schwestern, die ein sehr merkwürdiges Verhältnis zueinander haben. Und jetzt, einen Tag vor Heiligabend fährt Esther zu ihrer Schwester, die alleine in einem großen Haus um Wald wohnt.
"Weihnachten ist schlimmer als Wollen. Weihnachten ist, alles zu bekommen, was man nicht einmal gewollt hat, und nicht nur in materieller Hinsicht."
Abwechselnd erleben wir jetzt die Worte und Gedanken der beiden, die sich selber, ihr Leben und die Beziehung zueinander, reflektieren. Das ist so spannend aufgebaut, wie sich die Geschichte immer weiter auf eine Katastrophe, die man irgendwie auch kommen sieht, langsam und zielstrebig reinsteigert.
Im jeweiligen Abschnitt ist man immer versucht, der Erzählerin zu glauben und zu vertrauen, wobei diese Worte dann sehr schnell wieder als Lüge entlarvt werden.
Es ist ein absolut genial aufgebautes Verwirrspiel am Rande zwischen Lügen und Wahrheit, zwischen dem Tun und dem Denken. Die Protagonistinnen waren gut gezeichnet, nicht sympathisch, aber überzeugend.
Von dieser Autorin werde ich sicher noch weitere Bücher lesen, ich fand es toll.

Bewertung vom 07.12.2021
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


sehr gut

Herr Schmidt lernt
"Barbara stirbt nicht" von Alina Bronsky ist ein Roman voller Humor und Komik über ein eher ernstes Thema. Wobei dieses Buch sehr warmherzig geschrieben ist und nie in den Klamauk abgleitet.
Barbara und Walter Schmidt sind ein seit langem verheiratetes Paar, beide Rentner, die Kinder sind aus dem Haus. Barbara umsorgt ihren Mann und hält alles fern von ihm.
In diesem Buch geht es nun hauptsächlich um Walter, der eines Morgens feststellt, dass Barbara im Bett bleibt. Sie ist krank und Walter scheitert schon an der Aufgabe des Kaffeekochens. Das bleibt nicht das Einzigste, was ihm am eigenen Haushalt fremd und unbekannt erscheint.
Nach und nach sucht sich Walter Hilfe, bei der Verkäuferin beim Bäcker, einem Fernsehkoch und dem Forum dazu. Mir hat nicht gefallen, dass er nicht eher Hilfe für die kranke Barbara gesucht hat.
Durch Walters Art und Weise, seine Gedanken und Handlungen, entstehen hier immer wieder sehr komische Situationen, über die man laut lachen könnte, wenn einem das Lachen nicht im Hals stecken bleiben würde, weil es nicht komisch ist, sondern in vielen Familien noch genau so gelebt und gedacht wird.
Nicht mal seine eigenen Kinder läßt Walter an sich heran, er ist stur, egoistisch, streng, voll Vorurteilen und ein Rassist. Und doch fühlt und leidet man mit Walter, wenn er versucht jetzt in seinem Leben noch was zu ändern.
Barbara ist eine sehr sympathische Frau, die in dieser Erzählung aber im Hintergrund bleibt und nur durch die Gedanken von Walter Gestalt annimmt. Zum Ende tut sich noch ein Geheimnis im Leben des Paares auf, weshalb mir das Ende dann schon etwas zu abrupt kam.

Bewertung vom 05.12.2021
Gladwin, Laura

Was uns schmeckt


ausgezeichnet

Vielfalt auf dem Teller
"Was uns schmeckt" von Laura Gladwin ist ein wunderbarer Atlas der Köstlichkeiten, durchgehend farbig illustriert von Zoe Barker.
Das Buch bietet eine kurze Einführung in die verschiedenen Nährstoffe und hat dann eine Untergliederung in die verschiedenen Gruppen der Lebensmittel. Da gibt es unter anderem Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch, Nudeln und Reis, aber auch Brot und Kuchen und Desserts.
Jeweils eine Doppelseite gibt es zu den einzelnen Themen, auf der fantastische Illustrationen der einzelnen Lebensmittel abgedruckt sind und es immer eine kleinere passende Beschreibung dazu gibt. Die Illustrationen sind so echt gelungen, dass man beim ansehen Appetit auf einzelne Gerichte bekommt.
Durch das etwas größere Format kommt alles gut zur Geltung und man kann sich auch schnell mal die passende Seite suchen. Ich würde es nicht nur für Kinder empfehlen, denn schon das ansehen macht viel Freude und ich habe auch definitiv noch etwas dazugelernt.
Abschließend gibt es noch einige Seiten mit Rezeptempfehlungen, die Lust darauf machen, mal aus bekannten Lebensmitteln etwas ganz anderes zuzubereiten oder auch etwas gänzlich neues auf den Speiseplan zu setzen.
Von mir bekommt das Buch die volle Empfehlung zum selberlesen und zum verschenken.

Bewertung vom 01.12.2021
Fox, Candice

606


sehr gut

Renn, soweit du kannst
"606" von Candice Fox ist ein Thriller, der von einem Massenausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis erzählt, wie es dazu kam und welche Folgen das hatte. Unter den Entflohenen befinden sich Mörder, Terroristen, eiskalte Psychopathen und andere Verbrecher. Die Verfolgungsjagd durch Polizei, FBI und andere Institutionen erfolgt sofort. Die Aufseherin des Todestraktes, Celine scheint ein besonderes Interesse zu haben, den Mörder seiner Familie, John Kradle, wieder einzufangen.
Die Perspektiven wechseln hier in den kurzen Kapiteln schnell ab, abwechselnd begleitet man unterschiedliche Häftlinge und auch die ermittelnden Beamten. Der Fokus liegt oft auf Kradle, der seine Unschuld beweisen möchte und selber den Mörder seiner Familie fassen möchte. Ebenso steht Celine oft im Mittelpunkt, die speziell ihn jagt, weil sie eine tiefe Abneigung verspürt. Warum das so ist und ob sich daran was ändert, das klärt sich im Laufe der Geschichte.
Ebenso versteht man nach und nach, warum es zu diesem Vorfall kam.
Das Buch ist von Beginn an sehr spannend und hat sich schnell lesen lassen. Die Protagonisten sind alle nicht sonderlich sympathisch, aber das ist wohl so gewollt. Mein einziger Kritikpunkt ist das Ende, das wirkte für mich unpassend und aufgesetzt.

Bewertung vom 29.11.2021
Messenger, Shannon

Der Aufbruch / Keeper of the Lost Cities Bd.1


ausgezeichnet

Fantasy für Jung und Alt
"Keeper of the Lost City-Der Aufbruch" ist der erste Band einer neuen Reihe von Shannon Messenger. Es handelt sich hier um eine Fantasyreihe für Kinder und Jugendliche, die aber auch von jedem Erwachsenen, der Fantasy mag, gut gelesen werden kann.
Sophie kann Gedanken lesen und fühlt sich in ihrem Alltag einsam und ausgestoßen. Dann lernt sie Fitz kennen und ihr Leben ändert sich von Grund auf. Sie erfährt, dass sie eine Elfe ist und ganz und gar nicht alleine. Da sie ein hochintelligentes Mädchen ist, findet sie sich in der Welt der Elfen auch zurecht. Was ihr aber bleibt, ist die große Frage nach dem Geheimnis ihrer Herkunft.
Die Geschichte ist von Anfang an spannend und Sophie sehr sympathisch, man kann sich sehr gut mit ihr identifizieren. Gut gefallen hat mir hier auch der Aufbau einer neuen großen Welt, Atlantis lässt grüßen. Gut gefällt mir, dass hier auf die Probleme der Kinder im Umgang mit der Schule, Freundschaften, Verrat und Ausgegrenztsein eingegangen wird.
Bei dieser Reihe bin ich schon sehr gespannt auf die weiteren Teile und wohin sich das Geschehen entwickeln wird.

Bewertung vom 29.11.2021
Mandel, Emily St. John

Das Glashotel


gut

Ungewöhnliches Buch
"Das Glashotel" von Emily St. John Mandel ist ein Roman, der mir wohl noch lange präsent bleiben wird.
Es ist eine eher ruhige Erzählung aus mehreren Perspektiven, die auch in den Zeiten springen. Beim lesen ist schon etwas Aufmerksamkeit gefordert, manchmal mußte ich auch zurückblättern. Der Schreibstil ist hier etwas besonderes, fast poetisch und eindringlich. Die Charaktere bleiben seltsam fremd und ich mochte sie auch nicht besonders, den Zusammenhang zwischen ihnen, muss man sich erst nach und nach erschließen.
Es gibt hier keine Spannung und auch die Geschichte erschließt sich erst nach längerem einlesen und doch habe ich die Lesezeit nicht als vergeudet angesehen. Mir blieben hier viele Eindrücke und ein wirklich ungewöhnliches Leseerlebnis, dass sicher nicht zu jeder Zeit und Stimmung passt. Vom Klappentext hätte ich mir etwas anderes versprochen.