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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1464 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2021
Ziebula, Thomas

Abels Auferstehung / Paul Stainer Bd.2


ausgezeichnet

Wir befinden uns im Jahr 1920 und es herrscht ein Chaos. Nach dem Ersten Weltkrieg ist noch längst nicht jeder an seinen Ort der Bestimmung zurückgekehrt. Kommissar Paul Stainer aber schon. Im Privatleben ist ihm Schreckliches widerfahren, aber auch im Präsidium hat er es nicht gerade leicht. Er wird von etlichen Kollegen angefeindet und diese tun alles, um ihn vom Thron zu stürzen.

Es geht um den Tod eines jungen Soldaten, dem bald ein weiterer folgt. Haben diese beiden miteinander zu tun? Im Laufe der Ermittlungen bekommt Stainer es nicht nur mit dem Militär, sondern auch mit studentischen Verbindungen, ungewöhnlichen Frauen und sozial benachteiligten Kreisenzu tun.

Ich kenne Leipzig einigermaßen und dank der anschaulichen Art des Autors, die Stadt von vor hundert Jahren heraufzubeschwören, konnte ich knietief in die Vergangenheit eintauchen. Mindestens. Wenn nicht sogar bis zur Hüfte oder zum Hals!

Ein sehr atmosphärischer Krimi, dem einzig zum Ende hin ein wenig die Spannung ausgeht - auch ca. 100 Seiten vor dem Schluss ist dieser bereits einigermaßen vorhersehbar.

Doch hat mich das nur wenig gestört: Ich erlebe es leider zu selten, dass sich ein Mann der Frauenfiguren so liebevoll annimmt wie das hier der Fall ist.Gerade das weibliche Personal wird mit einer besonderen Warmherzigkeit dargestellt.

Aber alle Figuren, auch die männlichen, sind dem Autor Thomas Ziebula außerordentlich gut gelungen und ich bin begeistert. Die Handlung ist absolut rund, da muss auch in einem Krimi die Spannung nicht ganz bis zum Ende gehalten werden. Ich hätte ja sehr gerne gewusst, ob Kilian jetzt endgültig das Handwerk gelegt wurde, aber das erfährt man dann leider wohl erst im nächsten Band.

Was für ein Leseerlebnis! Wirklich toll und ein Muss für Liebhaber historischer Krimis!

Bewertung vom 08.03.2021
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Die Familie Langbein ist als Spielzeughersteller tätig - wie so viele Bewohner der Stadt Sonneberg im schönen Thüringen. Nachdem der Familienbetrieb immer erfolgreicher wird, wagt das Ehepaar Alfred und Miene Langbein den Schritt zur Gründung einer eigenen Firma. Einer Firma, die sie vor dem Ersten Weltkrieg so richtig reich macht, dann jedoch, der Weltschichte geschuldet, wieder abstürzen lässt.

Es folgt die unruhige Zeit der Weimarer Republik, doch mit Unterstützung der Kinder gelingt es, die Firma zu halten, selbst im Nachkriegdeutschland, also in der DDR, sind Sohn Otto und dessen Frau Flora zunächst die Chefs.

Erzählt wird auf zwei Ebenen - aus der Perspektive von Eva, der Urenkelin der Firmengründer erfolgt die Schilderung der Gegenwart, in der sie sich zusammen mit Cousin und Cousine des Familienerbes annimmt.

Der Leser erkennt, dass diese kleine persönliche Welt alles für die Familie. Es ist ihr ureigenes kleines Imperium, mit dem sie aufsteigen und sinken, sich aber nicht unterkriegen lassen!

Ja, die Autorin Kati Naumann hat erneut eine Familiengeschichte der besonderen Art erschaffen; eine, die mich zutiefst berührt und gleichzeitig bestens unterhalten hat - und zwar auf hohem Nivau. Zudem taucht die Autorin so richtig tief in die Geschichte der thüringischen Kleinstadt Sonneberg ein, die eng mit der Entwicklung der deutschen Spielzeugindustrie verknüpft ist. Zudem nimmt Sonneberg eine besondere Stellung in der deutschen Nachkriegsgeschichte ein, da es durch seine unmittelbare Lage an der deutsch-deutschen Grenze im Sperrgebiet lag. Diese Umstände hat die Autorin einfühlsam in ihren Roman eingebaut und damit ein Gesamtwerk, nein: ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das runder nicht sein kann. Wer einen richtig, richtig schönen und stimmigen historischen Roman zur neuesten deutschen Geschichte lesen möchte, der ist hier ganz und gar an der richtigen Adresse!

Bewertung vom 03.03.2021
Goga, Susanne

Das Geheimnis der Themse


ausgezeichnet

Die Deutsche Charlotte ist nun, 1894 bereits seit einigen Jahren mit dem Journalisten Tom, der zudem ihr Seelenverwandter zu sein scheint, verheiratet - glücklich eigentlich, wie sie meint. Doch es lastet eine Art Dunkelheit auf Tom, eine gewisse Barriere hat sich seit einiger Zeit zwischen ihnen beiden gebildet und das liegt nicht an ihr. Hat Tom genug von ihr und will getrennter Wege gehen? Eigentlich kann das nicht sein, es spricht zu viel dagegen. Dann hängt es möglicherweise doch an ihrer Kinderlosigkeit, an der er - wie Charlotte befürchtet - ihr die Schuld gibt.

Doch sie finden immer wieder zueinander in ihren geistigen Interessen und so trifft es sich gerade gut, dass Tom beauftragt wird, ein Buch über die Themse zu schreiben, in der das Mythos keine geringe Rolle spielt. Auftraggeber ist sein alter Mentor, ein wirklich schriller Typ. Soweit man das über Figuren aus dem 19. Jahrhundert sagen kann. Tom schlägt Charlotte vor, mitzuarbeiten - sie ist gleich Feuer und Flamme.

Dann findet ein kleiner Junge eine Leiche am Ufer der Themse und irgendwas passt da nicht so richtig zusammen. Hat das etwas mit einem Geheimbund zu tun? Tom und mehr noch Charlotte werden mehr und mehr in die Angelegenheit hineingezogen. Kann es sein, dass ihnen die Themse zum Verhängnis wird?

Ein spannender und aufwühlender Roman, in dem die Autorin Susanne Goga die gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit stets mit im Blick hat und dieser richtet sich - wie so oft bei ihr - längst nicht nur auf diejenigen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Wie immer sind alle Figuren sehr gut ausgearbeitet. Zudem wird es stellenweise richtig gruselig - wie passend für ein Szenario im spätviktorianischen London!

Ich hatte großen Spaß an der Lektüre dieses Romans und war richtig enttäuscht, als das Buch zu Ende war - das ging mir viel zu schnell!

Bewertung vom 01.03.2021
Baumheier, Anja

Die Erfindung der Sprache


gut

Nicht DER Adam Riese
Also nicht der vielzitierte Vater des modernen Rechnens, sondern einer, der einfach denselben Namen trägt, steht im Fokus dieses Romans. Er lebt auf der ostfriesischen Insel Platteoog, die etwas ganz Besonderes ist - der Leser wird sukzessive mit deren Bewohnern, vor allem jedoch mit Adams Familienmitgliedern bekannt gemacht. Wir erhalten ausführlichen Einblick in seine Familiengeschichte, zumindest mütterlicherseits. Väterlicherseits hingegen bleibt vieles nebulös, denn sein Vater Hubert taucht dort eines Tages auf, um sich des Leuchtturms anzunehmen und bleibt vor allem wegen Oda. Einige Jahre später werden die beiden Adams Eltern und weitere Jahre später verschwindet Hubert spurlos.

Während aus Adam, der gewissermaßen ein Sonderling ist - es ist, so denke ich, nicht ganz verkehrt, ihn als eine Art Autisten zu bezeichnen, ein Sprachwissenschaftler wird, verzweifelt seine Mutter am Verschwinden ihrer großen Liebe . Und zwar so sehr, dass sich irgendwann für Adam die Notwendigkeit zu handeln ergibt. Und die führt ihn aus Berlin, wo er mittlerweile lebt und an der Uni arbeitet, fort in die große weite Welt - zuletzt in die Bretagne. Wo er vieles erfahren und manches regeln kann und lernt, dass Familie auch ein Gefühl sein kann.

Ein bisschen hat der Roman etwas von einem Kinderbuch für Erwachsene - die Handlung ist wild, verwegen und frech, ebenso wie Sprache und Stil. Gewissermaßen etwas von einer männlichen Pippi Langstrumpf mit deutlich mehr Nebencharakteren. Meiner Ansicht nach schießt Autorin Anja Baumheier jedoch nicht nur einmal über das Ziel hinaus, denn Romane für Erwachsene dürfen zwar natürlich auch wild und verwegen sein, es sollte aber alles passen, Struktur haben und gewissermaßen zielführend sein. Das ist es aus meiner Sicht hier nur teilweise, wobei auch einige Erzählstränge für mich keinen richtigen Sinn ergeben. Anja Baumheier pflegt zudem einen sehr originellen Sprachstil, der teilweise amüsant, oft aber auch einfach nur anstrengend ist, wie ich finde.

Ein Roman mit spannenden und vielversprechenden Ansätzen, der jedoch deutlich zu viele Purzelbäume schlägt!

Bewertung vom 28.02.2021
Bernard, Caroline

Die Frau von Montparnasse / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.17 (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Frau, die ihrer Zeit voraus war
Das war Simone de Beauvoir! Dieser Roman beleuchtet ihr Leben und - wie könnte es anders sein - ihre Beziehung zu Sartre. Eine ungewöhnliche Frau war sie, in vielen Aspekten ihrer Zeit weit voraus. Und klug wie keine andere, was den jungen Sartre schnell faszinierte.

Er wollte sie, aber er wollte auch andere: in diesem Roman kam es für mich so rüber, als ob sie sich zunächst seinen Bedürfnissen beugte, sich dann jedoch selbst einfand in dieser Art zu leben - wenn auch mit Einschränkungen.

Denn Sartre nahm sich, was er brauchte - Simone hingegen gab und nahm. In genau der Reihenfolge.

Dem Leser offenbaren sich neue Aspekte der berühmten Denkerin -wir lernen sie als wanderfreudigen Naturmenschen kennen. Große Strecken legte sie zurück, war oftmals wochenlang unterwegs - die Bewegung in der Natur scheint eine Art Lebenselexir für sie gewesen zu sein.

Ebenso wie auf der anderen Seite die Stadt Paris mit ihren Cafés und vor allem Hotels - viele Jahre lebte Simone in Hotelzimmern in ihrer Heimatstadt und richtete sich erst in der zweiten Lebenshälfte eine eigene Wohnung ein.

Eine Frau, die am Puls der Zeit lebte - auch das war Simone de Beauvoir. Sie kannte alle wichtigen Leute ihrer Zeit in Frankreich, einige davon prägte sie. Und sie gestaltete sich ihre eigene Familie - unkonventionell wie (fast) alles in ihrem Leben.

Ja, in allem konnte Simone nicht, wie sie wollte, dafür war sie zu früh geboren worden - noch waren die Pforten des Lebens in zahlreichen Bereichen noch nicht für Frauen geöffnet. Frauenrechte - das war eines ihrer Lebensthemen.

Die Autorin Caroline Bernard hat eine fesselnde Romanbiographie geschaffen, in der mir lediglich die Darstellung der Geisteswelt Beauvoirs zu kurz kommt. Und Simones Pariser Viertel Montparnasse, das sogar im Titel vorkommt, bleibt ein bisschen farblos. Ingesamt jedoch kann ich diesen Roman allen empfehlen, die Simone de Beauvoir etwas besser kennenlernen möchten.

Bewertung vom 26.02.2021
Moshfegh, Ottessa

Der Tod in ihren Händen


gut

Vestas Welt
Diese befindet sich nun, nach dem Tode ihres Mannes mitten in einem einsamen Wald. Vesta ist dort allein mit ihrem Hund und ihren Gedanken. Und findet Hinweise auf eine tote Frau - Magda nämlich.

Ich habe mich sehr schwer damit getan, in diesen Roman, in Vestas Welt also, einzudringen, auch wenn das Buch etwas hatte. Aber ich konnte den Sog, den die englischsprachige literarische Welt in ihren Rezensionen verhieß, nicht wahrnehmen.

Ich empfand die Geschichte vielmehr als verwirrend und irritierend. Ist Vesta Regisseurin oder Spielfigur? Oder etwas dazwischen? Ein Roman, der irgendwie an mir vorbei ging.

Bewertung vom 25.02.2021
Johann, Petra

Die Frau vom Strand


sehr gut

Lucy, die mit Freunden ein überaus erfolgreiches Start-Up für Computerspiele der besonderen Art aufgebaut und Rebecca, Physiotherapeutin in Elternzeit, sind ein Ehepaar, das einander sehr zugetan ist. Doch schnell wird klar: hier gibt Rebecca den Ton an. Lucy ist ihre erste gleichgeschlechtliche Partnerin, sie wurde und wird zudem noch von Männern umschwärmt. Ja, Rebecca ist ein Schuss, der sich den/die Partner*in aussuchen kann und entsprechend tanzt Lucy nach ihrer Pfeife, auch wenn sie sich dessen nicht unbedingt bewusst ist.

Aber: Rebecca wollte ein Kind. Sie hat jetzt eine Tochter. Sie wollte nicht mehr in Hamburg, sondern in Rerik an der Ostsee leben, obwohl das Lucy, die in Hamburg arbeitet, Umstände macht. Beides hat sie erreicht und genießt nun ihr zurückgezogenes Leben mit Kind.

Bis auf einmal eine Frau, die sie unter ganz besonderen Umständen kennengelernt und mit der sie sich angefreundet hat, spurlos verschwunden ist. Und bald darauf passiert noch was viel, viel Schlimmeres. Und es bringt Verbindungen mit sich, an die niemand auch nur zu denken wagte.

Petra Johann hat hier einen sehr ungewöhnlichen Thriller geschaffen: mit sehr charismatischem Personal. Die Entwicklungen waren für mich nicht immer klar und schlüssig nachzuvollziehen, dennoch konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen! Für Thrillerfreunde, die einen Sinn für Abgründe im Alltag haben, genau die richtige Lektüre!

Bewertung vom 20.02.2021

Vielleicht lässt jemand Wunder regnen


sehr gut

Dieses kleine, in jeder Hinsicht bunte Büchlein schickt seinen Lesern ein paar dicke, kräftige Sonnenstrahlen der Zuversicht - wann auch immer sie es lesen. Und wie sie es lesen! Mich "traf" es mitten im Winter und ich habe es genossen, darin zu blättern und hie und da einen Strahl der Zuversicht, der Hoffnung und/oder des Frohsinns aufzufangen. Für mich, die es im tiefsten Winter genoss, bedeutete es quasi einen Frühlingsgruß!

Es sind sehr unterschiedliche Texte von ebenso unterschiedlichen Autoren, die sich hier tummeln: Autobiographisches, Gedichte, Zitate, Geschichten, Anekdoten - von allem etwas. Die Autoren sind Kirchenleute, Journalisten, klassische Autoren vergangener Zeiten ebenso wie Ikonen der Kirchen- und Religionsgeschichte von einst und heute.

Ebenso bietet die Aufmachung viel Verschiedenes: Abwechslung im grafischen Sinne ebenso wie liebevoll ausgesuchte Fotos , die es als besonderes Goodie hinten noch einmal als Postkarten gibt.

Mir haben nicht alle Beiträge gleich gut gefallen, nein: ich nahm sehr große Unterschiede wahr und einige haben mir auch gar nicht gut getan. Aber man kann ja aussuchen, was man "zu sich nehmen" möchte!

Eine größere Hürde bedeutete für mich die Schrift - meine Augen machen nicht bei allem gleich gut mit, wenn die Schrift hell auf dunkel ist oder die Farben insgesamt wenig voneinander abstechen, streiken sie. Deswegen habe ich möglicherweise das ein oder andere Kleinod verpasst.

Bewertung vom 20.02.2021
Garlough Brown, Sharon

Dein Licht durchbricht die Dunkelheit


ausgezeichnet

Wir begegnen hier Wren, der Hauptfigur aus Sharon Garlough Browns Roman "Spuren Deines Lichts", die sich weiterhin auf dem Weg der Besserung von ihrer schweren psychischen Krankheit befindet. Sie erlitt einen Rückfall, da ihr bester Freund freiwillig aus dem Leben schied.

Wren befindet sich nach wie vor bei ihrer Tante Kit, einer Pastorin, die sich viel Zeit für sie nimmt. Denn auch Wren ist tief gläubig und ihre Tante hilft ihr, über den Glauben Heilung zu finden.

In diesem kurzen, doch eindringlichen Band geht es um den Kreuzweg Jesu, den Kit jedes Jahr an Ostern mit ihrer Gemeinde nachgeht. Diesmal bereitet sie die einzelnen Stationen gemeinsam mit Wren, einer begabten Malerin vor, die für jede der acht Positionen ein Bild anfertigt. Noch ist Wren voller Zweifel, doch die Gespräche über Glauben und Kunst, vor allem über den von Wren hochgeschätzten Vincent van Gogh, helfen ihr weiter.

Auch ein Gedenkgottesdienst für ihren Freund bringt Kraft und neue Impulse, wenn auch leider aufgrund von äußeren Entwicklungen nicht nur positive.

Doch auch Kit hat schwierige Zeiten durchlebt - dadurch, dass sie diese mit Wren teilt, heilt sie sich auch selber.

Anhand des Miteinanders der beiden Frauen ist der Autorin Sharon Garlough Brown eine tiefe und innige Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens und Gott - wenn nicht sowieso beides Ein und dasselbe ist - gelungen.

Mein Fazit: eine stimmungsvolle, dabei tiefgreifende religiöse Erzählung, auf die man sich ganz und gar einlassen muss.

Bewertung vom 19.02.2021
Bodenheimer, Alfred

Der böse Trieb / Rabbi Klein Bd.6


gut

2021
Dieser Band, mittlerweile der sechste um den Zürcher Rabbi, war mein erster, somit ist meine Bekanntschaft mit ihm auch sehr frisch. Rabbi Klein ist ein ungewöhnlicher Typ, der zuhört. Und der einen ganz speziellen Blick auf seine Mitmenschen richtet.

Hier geht es um einen jüdischen Zahnarzt, nämlich Viktor Ehrenreich, der schon seit einigen Jahren immer wieder, einemal im Jahr, zu einem vertraulichen Gespräch zu ihm kommt. Nun ist er in seinem eigenen Haus ermordet aufgefunden worden. Seine Witwe Sonja ist sich sicher, dass der Schuldige der Sohn eines Patienten war, dem er eine Wiedergutmachung verweigert hat. Doch auch sie selbst hatte nicht das beste Verhältnis zu ihrem Mann, da er sein Leben nicht ihrem schon an Fanatismus grenzenden Kinderwunsch nicht unterordnen wollte. Oder gibt es hier andere Möglichkeiten.

Ich habe mich mit diesem Buch - das in wunderschöner Aufmachung im Kampa Verlag erschienen ist - etwas schwer getan. Diese ganze jüdische Gemeinschaft, sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland, wurde aus meiner Sicht eher schwerfällig vermittelt. Und ich habe schon etliche Bücher zu dem Thema gelesen, wo das kein Problem war. Auch wenn Rabbi Klein ohne Frage eine charismatische Gestalt ist - er lenkt nicht genug ab vom Bild der Frauen in diesem Roman, das aus meiner Sicht nicht gerade zeitgemäß ist. Diese sind - außer einer Forscherin, die aber nicht sehr weiblich wirkt - ausgesprochen abhängig von ihren Männern. Ein weiteres Problem hatte ich mit den zahlreichen jiddischen Begriffen, von denen einige übersetzt waren, andere wieder nicht. Und das waren keineswegs Wörter bzw. Redewendungen, die in aller Munde sind.

Schade, dass ich dadurch der spannenden Geschichte nicht so gebannt folgen konnte wie von mir angestrebt!