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smartie11
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Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2017
Burridge, Jay J.

Kampf der Raptoren / Supersaurier Bd.1


sehr gut

Das Buch „Supersaurier - Kampf der Raptoren“ ist das erste Buch des ehemaligen BBC-Moderators Jay Jay Burridge und der Start einer auf sechs Bände angelegten neuen Abenteuerbuchreihe für junge und ältere Leser ab ca. 10 Jahren. Die Grundidee hat uns von Anfang an gefesselt: Eine Welt, in der die Dinosaurier nicht ausgestorben sind sondern (mal mehr, mal weniger) friedlich mit den Menschen zusammenleben. Hier finden sich Dinosaurier der verschiedensten (mit unter fiktiven) Gattungen als Haus-, Nutz- und Wildtiere!

Bereits der Start entführt uns als Leser in eine exotische und abenteuerliche Welt: auf die Aru Inseln im Südpazifik, ins Jahr 1932. Gemeinsam mit der sympathischen und unerschrockenen Protagonistin Bea (13) kommt der Leser auf dieser Insel an und entdeckt diesen kleinen wunderbaren Mikrokosmos. In dem kleinen Städtchen gibt es viele freundliche und zum Teil liebenswürdig verschrobene Einwohner – mit der Figur des Christian Hayter aber auch einen fiesen Antagonisten, den man wirklich nur hassen kann. Selbstverständlich darf in dieser Kulisse eine Expedition in das Dickicht des wilden Dschungels nicht fehlen, und so tauchen wir in eine faszinierende „grüne Hölle“ ein, in der es unglaublich viel zu entdecken gibt. Sei es der bunte Regenbogen-Eukalyptusbaum oder auch die knuddeligen roten Baumkänguruhs. Mit den schillernden, extrem seltenen und eher friedlichen Paradiesraptoren („laut, bunt und dumm“ – S. 76) sowie den geheimnisumwitterten Schattenraptoren („still, listig und klug“ – so sollen sie Gerüchten zufolge sogar für das Verschwinden von Menschen im Dschungel verantwortlich sein!) schafft es der Autor, eine tolle Bandbreite an Dinosauriern zu präsentieren und für Faszination sowie wohligen Schauer zu sorgen. Doch diese seltenen Dinosaurier sollen nicht die einzige Überraschung bleiben, auf die die kleine Reisegruppe um Bea im Dschungel stößt (mehr sei an dieser Stelle nicht verraten!).

In diese Geschichte konnten wir mühelos ganz tief abtauchen und das Abenteuer richtig miterleben. Dass auf Dschungel-Expeditionen auch schon mal ein Flugsaurier verspeist wird oder es bei wirklich actionreichen Kämpfen zu Toten kommen kann, begründet dabei die Leseempfehlung ab ca. 10 Jahren. Im Verlauf des Buches hat sich der aufgeweckte Sammy mit seinem bunt bemalten „Kylo-Saurier“ namens „Junior“ zu unserem absoluten Liebling entwickelt, obgleich wir Bea natürlich auch sehr mochten. So haben wir mit unseren „Helden“ mitgezittert und mitgefiebert und waren bis zum Schluss von dieser abenteuerlichen Geschichte vollkommen gefangen.

Ein bisschen gestört hat es mich aus Erwachsenensicht, dass der Autor hier einige faszinierende Ideen mit angelegt (z.B. rätselhafte Heilkräfte oder auch „Tempel“), aber leider nicht weiter ausgebaut hat. Vielleicht erfolgt das ja noch in den Folgebänden. Darüber hinaus ging mir bei einem Charakter die „extreme Veränderung der Lebensumstände“ (ich nenne es mal so, um nicht zu spoilern) viel zu schnell und reibungslos. Allerdings muss ich zu diesen Kritikpunkten auch sagen, dass diese meinen Sohn nicht weiter gestört haben.

Last but not least profitiert dieses Buch von vielen tollen, teilweise sogar doppelseitigen schwarz-weiß-Illustrationen, die die Atmosphäre der jeweiligen Situation jeweils prima einfangen und die einem beim Betrachten manchmal schon fast einen Schauer über den Rücken laufen lassen.

FAZIT:
Spannend, actionreich und geheimnisvoll – ein super Auftakt zu einer neuen Abenteuerbuchreihe für junge und auch ältere Leser!

Bewertung vom 07.08.2017
Dübell, Richard

Das Rätsel von Loch Ness / Last Secrets Bd.1


ausgezeichnet

In der neuen Serie „Last Secrets“ es deutschen Erfolgsautors Richard Dübell geht es um die vier Freunde Lena, Cornelius und die Zwillinge Franzi und Fynn (12), die im Speicher eines Antiquitätenhändlers eine alte Zeitmaschine finden. Bereits dieser Start ist derart spannend und atmosphärisch geschrieben, wie man es in Kinder- / Jugendbüchern selten findet. Meine beiden Jungs (6 & 9) waren vom ersten Kapitel an regelrecht gefesselt. Diese an sich schon faszinierende Grundidee des Zeitreisens kombiniert Richard Dübell gekonnt mit einer nicht minder faszinierenden und (vergleichsweise) eher weniger bekannten historischen Person des 18. / 19. Jahrhunderts, die einen extrem ungewöhnlichen Lebenslauf hatte (vom Kriminellen zum Kriminalist) und heute allgemein als „Erfinder“ der modernen Kriminaltechniken und des Berufsstands der Privatdetektive gilt: Eugène François Vidocq (1775 – 1857). Spätestens mit dieser schillernden Figur hatte der Autor meine beiden Jungs schon restlos für dieses Buch begeistert.

Basierend auf dieser überzeigenden Grundidee entspinnt Dübell ein spannendes Abenteuer, das die vier Kids in die schottischen Highlands in das Jahr 1934 führt. Hier gilt es, im Auftrag von Vidocq das Geheimnis des Seeungeheuers Nessi aufzuklären. Um dies noch spannender zu machen, haben die Kids insgesamt nur weniger als drei Tage Zeit, bevor die Zeitmaschine wieder zurück in die Gegenwart reist - entsprechend hoch ist das Tempo! Wir haben die ganze Zeit mit den vier Kids mitgezittert, ob sie es wohl schaffen werden, hinter das Geheimnis von Loch Ness zu kommen. Gleichzeitig haben wir gespannt gelesen, wie das Leben damals so war – so ganz ohne Handy & Co. Hier merkt man eindeutig die „historische Kompetenz“ des Autors. So hat uns Richard Dübell durch ein spannendes und mehrfach überraschendes Abenteuer geführt, dass er am Ende auch zu einer Auflösung bringt, die ich als sehr „rund und passend“ empfunden habe, wenngleich sie auch ein bisschen traurig war.

Eine weitere Stärke dieses Romans sind für mich die gelungenen Charaktere. Die vier Kids sind sehr ungleich und ergänzen sich prima, seien es die unzertrennlichen Zwillinge Franzi und Fynn, die forsche und etwas schräge Lena („Ich bin ein Freak“) oder auch Cornelius, der eher der Stratege als der Macher ist, der aber durchaus auch mal für die ein oder andere Überraschung gut ist. Hier wird sicherlich jeder junge Leser die passende Identifikationsfigur finden. Neben unseren vier jungen Protagonisten ist dem Autor auch die ambivalente Figur des zunächst sehr aufschneiderischen und selbstverliebten Vidocq hervorragend gelungen („lauter Kinder. Ich hasse Kinder.“), den Dübell mit dieser fiktiven Geschichte an einem Wendepunkt seines Lebens portraitiert.

Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig zu lesen, auch für junge Selbstleser (abgesehen von schwierigen Schottischen Namen), und passt sowohl sehr gut zur Zeit als auch zum atmosphärischen Setting. Flotte Sprüche („Die kommen garantiert aus Schweden! Aus einem Kaff namens Wikipedia. Wo die Wikinger herkommen“) und humorvolle Situationen (wenn z.B. der zukünftige Meisterdetektiv mit Karacho durch eine Hecke und in einen Heuhaufen radelt) sorgen beim Lesen dabei immer wieder für Schmunzler und durchaus auch laute Lacher, nicht nur bei den Kids.

FAZIT:
Ein richtig tolles Leseabenteuer für Klein und Groß, das uns von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Super!

Bewertung vom 07.08.2017
Cross, Ethan

Spectrum / August Burke Bd.1


sehr gut

Der Geist des Timbavati - Ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe

„Überleben kennt keine Regeln.“ (S. 174)


Meine Meinung:

Der US-amerikanische Bestsellerautor Ethan Cross dürfte wohl vielen Lesern von seiner „Shepherd-Organization“-Reihe („Ich bin…“) bekannt sein. Mit „Spectrum“ legt er nun den Grundstein für eine neue Thriller-Reihe, die allen Freunden der „Shepherd“-Reihe gefallen dürfte, um so viel vorweg zu verraten.

Der Beginn der Story ist im Vergleich zur „Shephard-Reihe“ allerdings eher ungewöhnlich, denn bereits sehr früh fügen sich die einzelnen Handlungsstränge zusammen. Nichtsdestotrotz ist dieser Thriller von Beginn an spannend, und das durchgehend bis zum Ende. Ein ununterbrochener Spannungsbogen gehört halt zweifellos zu Cross´ großen Stärken. Selbst mit einem eher statischen Setting, das in weiten Teilen rund um die überfallene GoBox-Filiale spielt, gelingt es dem Autor, immer wieder Tempo aufzubauen und für die ein oder andere gewaltige Überraschung zu sorgen. So mag man das Buch beim Lesen eigentlich kaum noch aus der Hand legen. Aber Cross wäre nicht Cross, wenn seine Story nicht auch ein paar Details hätte, die ich als Leser stellenweise doch ein wenig übertrieben finde oder bei denen letztendlich der Zufall nicht unentscheidend mitspielt. Letztendlich dient dies alles aber der Spannung und dem Überraschungsmoment, was für die Leser eine sehr gute Thrillerunterhaltung bedeutet.

Eine weitere große Stärke Cross´ ist sein Händchen für außergewöhnliche Charaktere (ich sage nur Francis Ackermann Jr.!), was er auch in „Spectrum“ wieder voll und ganz unter Beweis stellt. Auf der einen Seite haben wir ein illustres Trio: Den alternden FBI-Special Agent Samuel Carter, den der Tod seiner Frau noch immer sehr beschäftigt, den jungen und ungestümen SWAT-Officer Dominic “Nic” Juliano, Sohn und ehemaliger Lehrling des berüchtigten Gangsterbosses Tommy Jewels, und last but not least den hoch intelligenten „Berater“ mit Asperger-Syndrom und exzellenten Kenntnissen in Krav Maga: Dr. August Burke („Er war so intelligent und doch so verloren.“ – S. 455), der (nicht nur) heimliche Star dieser neuen Reihe, der in Eigenregie auch schon mal dafür sorgt, dass die Gesetzte bei den Ermittlungen extrem großzügig ausgelegt werden (um es mal vorsichtig zu formulieren). Es macht einfach Spaß, diesem Team bei seiner Ermittlungsarbeit zu folgen! Auf der „Gegenseite“ hat Cross einen Killer erschaffen, dem er neben seinen tödlichen Fähigkeiten auch eine sehr menschliche und zutiefst zerrissene Seite verpasst hat und der ein wirklich harter Brocken für das Ermittlungs-Trio ist. Selbst die Neben-Charaktere sind eckig, außergewöhnlich und durchaus auch polarisierend, wie etwa die von Rache getriebene südafrikanische Polizistin Constable Isabel Price oder auch die Figur der Dr. JoAnn Raskin.

Cross´ Schreibstil ist gewohnt flüssig, gut zu lesen und oftmals sehr bildhaft („Burke hatte oft das Gefühl, als würde er in einer Zwangsjacke und mit einem Knebel im Mund über Glasscherben laufen und dabei versuchen, kein Geräusch zu machen.“ - S. 110). Stellenweise schafft er es sogar, regelrecht poetisch zu werden („Gerne hätte er diese Erinnerungen vergessen, doch wie Eisberge trieben sie stets durch den Ozean seiner Gedanken, und er wusste, wie schnell diese Eisberge ihn versenken konnten.“ - S. 115). Selbstverständlich kommt aber auch der Humor nicht zu kurz, dank der vielen flotten Sprüchen (Agent Carter: „Ich könnte mir die Hüfte brechen, wenn ich dahinten aussteige. Das ist nicht lustig.“ - S. 328).

FAZIT:
Nicht nur für Fans der „Shephard“-Reihe ein spannender und überzeugender Start einer neuen Thriller-Reihe. Weiter so!

Bewertung vom 27.07.2017
Carrisi, Donato

Der Nebelmann


ausgezeichnet

"Die dümmste Sünde des Teufels ist die Eitelkeit." (S. 269)

Zum Inhalt:
Am Tag vor Heiligabend verschwindet in einem kleinen, abgelegenen Bergdorf die 16jährige Anna Lou spurlos. Niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Daraufhin wird der egozentrische Sonderermittler Vogel auf den Fall angesetzt, der nach einem Fiasko in seinem letzten Fall nun um jeden Preis einen Ermittlungserfolg braucht und sein öffentliches Ansehen wieder herstellen will. Doch die ruhige Einöde des Dorfes täuscht…

Meine Meinung:
***Eine kleine Warnung vorweg: Wenn Sie die offizielle Kurzbeschreibung / den Klappentext noch NICHT gelesen haben, lassen Sie es! Denn dieser verrät viel zu viel über den Inhalt des Buches!***

Donato Carrisi („Der Todesflüsterer“) nutzt in seinem neusten Buch ein sehr interessantes Stilmittel, denn sein Werk beginnt mit Vogels blutverschmiertem Auftauchen - das sorgt sofort für Spannung und Neugier! Doch in der sich direkt anschließenden Rückblende beginnt der Fall zunächst eher unspektakulär. Das Setting im einsamen, ja fast schon isolierten Bergdorf, zu dem es nur eine einzige Zugangsstraße gibt und deren Bewohner schon etwas Sektenartiges haben, ist sehr gelungen. Es scheint ein ganz eigener Mikrokosmos zu sein, in den Vogel von außen eindringt. Wie eine beklemmende Wolke hängt eine latent depressive Stimmung über diesem Ort. Durch geschickte Sprünge in der Zeit – vor und zurück – und stetige Wechsel der Erzählperspektive treibt der Autor seine Geschichte voran. Allerdings haben die ersten 3/4 des Buches für meinen Geschmack keine Thriller-Gene, dafür fehlt es über einige Strecken zu sehr an Spannung. Vielmehr ist es für mein eine Mischung aus Drama und Krimi. Hinzu kommt immer mehr das Element einer Charakter- und Gesellschaftsstudie, denn im Fortlauf der Ermittlungen spitzt sich die Stimmung im verschlafenen Dörfchen immer weiter zu und alles scheint immer mehr auf eine „Hexenjagd“ hinauszulaufen. Die Emotionen kochen hoch, Vorverurteilungen nehmen zu und die Präsentation eines Schuldigen wird auf einmal viel dringlicher erwartet als die Aufklärung des tragischen Verschwindens. Hier hält Donato Carrisi der aktuellen Gesellschaft durchaus einen Spiegel vor, wie man leider feststellen muss.

Eine weitere Eigenheit dieses Buches ist, dass ich zu keiner Zeit mit einem der Charaktere wirklich warm geworden bin. Der Protagonist, Sonderermittler Vogel, ist dabei ein absoluter Unsympath, der von seinen eigenen Kollegen wie folgt beschrieben wird: "eigensinnig, kontrollsüchtig, nur an seiner Medienwirkung interessiert". Aber für seine Geschichte braucht es genau so einen Charakter, wie man am Ende des Buches feststellen wird.

Während mich die ersten rd. 3/4 dieses Buches nicht wirklich gefesselt haben, da es z.T. an Spannung mangelte, hat mich das Finale vollkommen und restlos begeistert: Das letzte Viertel des Buches war dermaßen spannend, hoch atmosphärisch und immer wieder überraschend - bis zur letzten Seite. Erst im Nachhinein, wenn alles erklärt und aufgedeckt ist, merkt man als Leser, wie extrem gekonnt der Autor seine Geschichte aufgebaut hat. Bis zu diesem Finale hätte ich das Buch mit drei Sternen bewertet – so sind es für mich eindeutige fünf Sterne!

FAZIT:
Eine komplexe Story, die erst ganz langsam ihren Sog entfaltet, um schließlich in einem furiosen Finale explosionsartig zu münden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2017
Beck, Zoë

Die Lieferantin


sehr gut

Meine Meinung:
Die deutsche Schriftstellerin Zoe Beck („Brixton Hill“, „Das alte Kind“, „Schwarzblende“,…) entwirft in ihrem neuesten Roman ein sehr düsteres Bild Großbritanniens nach dem vollzogenen Brexit. Wie viele Jahre genau sie ihren Roman in die Zukunft verlegt hat, ist nicht gewiss – aber es scheinen nicht viele zu sein. Nach dem Brexit hat sich viel verändert, aber anscheinend nichts zum Positiven. Nahezu ständige und dauerhafte Überwachung öffentlicher Räume (gut, das ist dort heute schon so), ein ausufernder Rechtsextremismus („Die Rotweißblauen“) in allen Bevölkerungsschichten, zunehmende, anarchische Gewaltausbrüche mit regelrechten Straßenschlachten, ein Gesundheitssystem, das kurz vor dem Exitus steht und ein erbittertes politisches Ränkespiel um die Frage, ob Drogenkonsum weiter liberalisiert oder noch viel schärfer kriminalisiert werden.

Letzteres, die Drogenpolitik, macht Zoe Beck zu ihrem zentralen Thema und entwickelt eine spannende Story, in der ihre noch junge Protagonistin Elliot Johnson den illegalen Drogenmarkt Londons mit einem innovativen Liefersystem vollkommen auf den Kopf stellt und sich so mit den alteingesessenen Unterweltbossen anlegt, die wie aus der Zeit gefallene Gangster wirken, mit Hang zur Brutalität aber ehernen Prinzipien. Mit ihrer Hilflosigkeit in Bezug auf die neuesten technologischen Entwicklungen, wie das Darknet und Drohnen, wirken diese „Verbrecher der alten Schule“ stellenweise fast schon wieder komisch („Früher waren diese Dinge irgendwie einfacher.“ – S. 165). Elliot Johnson ist hingegen eine taffe Self-Made-Frau, die sich von fast Nichts und Niemandem abschrecken lässt.

Letztendlich entspinnt sich eine Story, die tempo- und actionreich und auch immer wieder spannend ist. Dennoch würde ich dieses Buch nicht als Thriller klassifizieren. Es ist für mich mehr ein Spannungsroman mit Thrillerelementen und einem Schuss Drama, der nicht nur gut unterhält, sondern zugleich auch ethische und moralische Fragen aufwirft, wenn es darum geht, ob eine liberale Drogenpolitik der Gesellschaft letzten Endes nicht mehr hilft als schadet.

FAZIT:
Eine düstere und besorgniserregende Zukunftsvision mit viel Tempo, Action, Spannung und gesellschaftskritischen Untertönen.

Bewertung vom 24.07.2017
Lange, Kathrin

Flammende Zeichen / Die Fabelmacht-Chroniken Bd.1


ausgezeichnet

Geschichtenzauber in Paris – ein fantastisches Leseerlebnis, das an Romeo und Julia erinnert


Meine Meinung:

"Schreiben wir, was ist, oder ist, was wir schreiben?" (S. 328)

Geschichten können magisch sein, die Leser in ihren Bann ziehen, sie verführen und entführen. Geschichten können fesseln, überraschen, erfreuen und bestürzen. Geschichten können uns lachen und weinen lassen, können uns zittern lassen, uns wohlfühlen lassen. Geschichten können so viel – und bei Kathrin Lange können sie dank der „Fabelmacht“ sogar noch ein bisschen mehr: wahr werden!

Die Idee der „Fabelmacht“ ist faszinierend und innovativ zugleich: Die Fabelmächtigen von Paris können die Realität umschreiben und damit den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Doch wie fast jede Gabe hat natürlich auch die Fabelmacht ihre Schattenseiten, die einen verantwortungsvollen und wohl überlegten Umgang mit ihr unumgänglich machen. Doch was die Fabelmacht ist, was sie bewirken kann und was sie so gefährlich macht – das erfährt die 16jährige Protagonistin Mila zusammen mit den Lesern erst nach und nach. Das sorgt immer wieder für überraschende Momente, unvorhergesehene Wendungen und ganz viel Zauber und noch mehr Emotionen. Denn wie kann man einer Zukunft entgehen, die schon längst zu Ende erzählt worden ist? So steuern wir auf ein Ende hin, das schon bekannt ist – und gleichzeitig auch wieder nicht. Am Ende präsentiert Kathrin Lange ein Finale, das spannender und mitreißender kaum sein kann.

Der Einstieg in diese fantastische Geschichte gelingt wunderbar leicht, denn wir reisen Zusammen mit Mila im TGV nach Paris, um ihre Geburtsstadt zusammen mit ihr zu entdecken. So entführt uns Kathrin Lange nicht nur in die geheime Welt der Fabelmächtigen, sondern auch in die Stadt der Liebe. Zusammen mit Mila schlendern wir durch die Gassen von Paris, besichtigen die unterschiedlichsten Sehenswürdigkeiten, blicken von hoch über den Dächern auf das geschäftige Treiben hinab und steigen in die tiefsten Tiefen unter der Stadt – noch unter der Metro und den Katakomben. Kathrin Lange hat bei mir während des Lesens eine Sehnsucht nach dieser Stadt ausgelöst, dass ich mich am liebsten in den nächsten Zug nach Paris gesetzt hätte. Mit ihrem bildhaften Schreibstil und ihren einfühlsamen und auf den Punkt genau passenden Worten lässt sie ihre Leser das Pariser Flair auf jeder Seite spüren. Dabei beweist sie ein perfektes Händchen für ausgefallene und extrem atmosphärische Settings, sowohl real (wie etwa Notre Dame und den Friedhof Père Lachaise) als auch fiktiv (vom morbiden Szene-Club über verlassene Abbruchhäuser bis hin zu geheimen Bibliotheken).

Auch wenn es zu Paris passen würde, ist dieses Buch keine einfache, frühlingshauchleichte Liebesgeschichte. Denn die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren sind die meiste Zeit des Buches alles andere als einfach. Oftmals sind sich die Charaktere ihrer eigenen Gefühle selbst nicht ganz bewusst oder sicher. Die Autorin entwirft dabei sehr plastisch gezeichnete und extrem unterschiedliche Charaktere, sei es die unerschrockene Mila, der dunkel-geheimnisvolle Nicholas, der draufgängerische Roofer Eric, der kautzige alte Buchhändler Maréchal (einer meiner Lieblinge) oder auch die exzentrische Odette.

Last but not least möchte ich noch einmal den wunderbaren Schreibstil der Autorin erwähnen, der nicht nur ihren Charakteren Leben und Tiefe verleiht und die verschiedensten Orte vor meinem inneren Auge erscheinen lässt, sondern immer wieder auch für humorvolles Augenzwinkern ("Der hat doch zu viel Twilight geguckt!" - S. 80) oder auch romantische Lyrik sorgt ("Ein Blau so dunkel wie eine mondhelle Nacht.Winzige silbrige Splitter schwammen darin wie Sterne an einem Mitternachtshimmel." - S. 37)


FAZIT:
Eine geheimnisvolle und magische Reise nach Paris – im wahrsten Sinne des Wortes: fabelhaft!

Bewertung vom 21.07.2017
Schlick, Oliver

Wächter der Meere, Hüter des Lichts


ausgezeichnet

„Ein Leuchtturm ist ein besonderer Ort. Ein Ort, an dem sich das Endliche und das Unendliche berühren.“ (S. 395)

Meine Meinung:

Bereits der Prolog als Start in die Geschichte ist geheimnisvoll und fesselnd, so dass mich Autor Oliver Schlick („So kalt wie Eis, so klar wie Glas“ / „Miranda Lux: Denken heißt zweifeln oder…“) gleich für sein Abenteuer eingenommen hat. Im Folgenden lernt der Leser erstmal die liebenswerte Protagonistin, die 16jährige Rebecca Quist, kennen, die seit dem tragischen Unfalltod ihrer Eltern bei unnahbaren und unterkühlten Pflegeeltern in einem der vornehmsten Hamburger Stadtteile aufwächst.

Nach einer wilden Party hört Rebecca plötzlich fremde Stimmen in ihrem Kopf – und schreibt dies erstmal dem unfreiwilligen Marihuana-Konsum zu. Doch als die Stimmen auch an den darauf folgenden Tagen nicht verschwinden, offenbart sich Rebecca ihren Pflegeeltern ohne zu ahnen, was für eine unglaubliche Ereigniskette dies auslösen wird. Von hier an entspinnt sich eine abenteuerliche Geschichte voller Fantasie und Spannung. Die Grundidee, die sich der Autor dabei erdacht hat, ist faszinierend, fantastisch und in ihrem Kern doch irgendwie sehr aktuell und überzeugend. Mehr kann ich dazu - ohne zu spoilern - leider nicht verraten. Aber eines ist gewiss: Diese Story zieht ihre Leser immer mehr in ihren Bann, so dass man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Konsequent entwickelt sich die Story weiter, hält einige Überraschungen für die Leser bereit und springt von Spannungsspitze zu Spannungsspitze, bis sie sich zum großen und dramatischen Finale aufschwingt, das für meinen Geschmack etwas zu schnell vorbei war. Am Ende, nach einem sehr schönen und stimmigen Epilog, hat mich Oliver Schlick vollkommen zufrieden mit einem wohligen Gefühl im Bauch das Buch zuklappen lassen.

Aber nicht nur die abenteuerliche und spannende Geschichte machen dieses Buch lesenswert, denn der Autor hat auch ein Händchen für tolle, extrem atmosphärische und maritime Schauplätze (z.B. die kleine fiktive, wild-romantische Insel Zanderland oder auch die urige Pension „roter Hering“), sondern auch für skurrile Charaktere. Der Rat der Wächter ist ein Mix aus bunt zusammengewürfelten, sehr individuellen und einprägsamen Charakteren, vom gemütlichen Helios Ehrenfeld mit Kölner Dialekt, über die rotzig-taffe Patty bis hin zum ungestümen und heißblütigen Eilean. Hier findet sicherlich jeder Leser einen passenden Lieblingscharakter!

Oliver Schlicks Schreibstil ist flüssig, amüsant, nordisch und manchmal auch frech-flapsig. Flotte und stellenweise auch etwas raubeinige Ausdrücke (z.B. „Hirnamöben“ / S. 325 - oder auch „schöngeföhnte Hirnfrikadellen“ / S. 269) hat er ebenso parat wie humorvolle Sprüche („außerdem ist der Schuppen so dreckig, dass da sogar die Ratten `ne Krankenversicherung eingeführt haben.“ / S. 214).

FAZIT:
Ein fantastisches Abenteuer mit liebenswert kantigen Charakteren und viel maritimem Flair. Ein absoluter Lesetipp!

Bewertung vom 20.07.2017
Bakkeid, Heine

... und morgen werde ich dich vermissen / Thorkild Aske Bd.1


gut

Düster, depressiv und extrem atmosphärisch – aber auch mit ein paar Längen

Zum Inhalt:
Nach einem Selbstmordversuch und als gebrochener Mann wird der ehemalige Verhörspezialist Thorkild Aske aus dem Gefängnis entlassen und steht vor den Scherben seines Lebens. Sein Therapeut und einziger verbliebener Freund Ulf überredet ihn, einen privaten Auftrag anzunehmen, um im Leben wieder ein wenig Fuss zu fassen. Auf einer unwirtlichen Insel hoch im Norden Norwegens ist ein junger Mann, Rasmus Moritzen, spurlos verschwunden und die Eltern wollen sich mit der offiziellen Erklärung eines Tauchunfalls nicht zufrieden geben. Doch vor Ort muss sich Thorkild nicht nur dem rätselhaften Verschwinden Moritzens und den brachialen Naturgewalten stellen, sondern auch seinen inneren Dämonen…

Meine Meinung:
Am Anfang der Geschichte nimmt sich der Autor erst einmal breiten Raum, um den Leser mit seinem Protagonisten Thorkild Aske vertraut zu machen. Unter den vielen „kaputten“ Ermittlern im internationalen Bücherdschungel gehört dieser Thorkild mit Sicherheit zu den Kaputtesten und so richtig „warm“ bin ich mit ihm leider bis zum Schluss nicht geworden (seine Verdauungsprobleme haben mich am Ende eher genervt).

Die Geschichte selbst baut zu Beginn die Spannung nur sehr langsam auf. Erst als Thorkild auf der einsamen, sturmumtosten Insel ankommt (ein super Setting!), schnellt der Spannungsbogen rapide nach oben – doch fällt er danach ebenso schnell wieder ab. Punktuell ergeben sich im Folgenden immer wieder spannende Passagen, aber für meinen Geschmack hat diese Geschichte auch einige Längen – Strecken, in denen einfach mehr hätte passieren dürfen. Erst im Finale war die Story an Spannung und Dramatik kaum noch zu überbieten. Am Ende setzt der Autor ein passiges Gesamtbild aus allen Puzzleteilen zusammen und liefert eine nachvollziehbare, an sich solide, aber eben auch nicht furiose Auflösung des Falls. Statt eines „wow“-Effekts hatte ich eher einen „ok“-Effekt.

Die Stärke dieses Buches liegt für mich daher weniger in der Grundstory, als viel mehr in der extrem dichten Atmosphäre, die stets einen latent depressiven und düsteren Grundton hat, sowie in der oftmals sehr bildlichen Beschreibung der rohen und lebensfeindlichen Natur im Norden Norwegens. Sehr gelungen fand ich auch das gekonnte Spiel des Autors mit der (oftmals durch Tablettenmissbrauch verzerrten) Wahrnehmung seines Protagonisten. Hier habe ich mich an mehr als einer Stelle gefragt, was nun Realität sein soll und was sich vielleicht nur in der Fantasie Thorkilds abspielt. So passt es auch sehr gut, dass dieser Thriller auch mit ein paar wohldosierten Mystery-Elementen gewürzt ist.

Last but not least hat mir der Schreibstil des Autors gefallen, der stets gut zur Story und zum sehr gelungenen Setting auf der sturmumtosten Insel passt. Oftmals beschreibt Bakkeid die Dinge dabei sehr bildlich (was nicht immer appetitlich ist) und fast schon poetisch. („…ich kann die tiefen Gräben im Mond sehen. Aus seinen Wunden rinnen silberne Flüsse und färben die Himmelskuppel in verschiedenen Metalltönen, an den Rändern dunklere, unregelmäßige Flecken, in der Mitte eher flammende Muster, die sich in spiralförmigen Milchstraßen ineinanderschlingen.“ - S. 250).

FAZIT:
Ein Thriller, der eher durch seine düstere Atmosphäre und ein tolles Setting besticht als durch seine Spannung.

Bewertung vom 20.07.2017
Koglin, Michael

Eine Katze für Kleopatra / Zeitreise auf 4 Pfoten Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannendes, turbulentes und zugleich lehrreiches Abenteuer

Zum Inhalt:
So hatte sich das Professor Tempus eigentlich nicht vorgestellt, als er seine selbsterfundene Zeitmaschine anschmeißt: Plötzlich trudeln die verschiedensten Tiere aus den unterschiedlichsten Zeitepochen heraus. Natürlich können die Tiere nicht alle einfach im Garten des Professors bleiben – denn vielleicht haben sie in ihrer jeweiligen Zeit ja noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
Kurzerhand beschließen der Professor, seine Enkelin Lia und Hundedame Madame Curie (kurz: „Curry“), die Tiere wieder in ihre richtige Zeit zurück zu bringen und starten mit der kleinen Katze aus dem alten Ägypten. Doch Kleopatra ihre Katze wieder zu bringen hört sich erst mal viel einfacher an, als es ist…

Unsere Meinung:
„Zeitreise auf vier Pfoten - Eine Katze für Kleopatra“ ist der erste Band einer neuen Kinderbuchreihe des deutschen Autors Michael Koglin, den manche Leser sicherlich schon von seinen erfolgreichen Krimis und Thrillern kennen (u.a. „Der Mädchenmacher“ und „Seelensplitter“ der „Peer Mangold und Kaja Winterstein“-Reihe).

Die Geschichte wird aus der Perspektive der total liebenswürdigen, etwas verfressenen und oftmals sehr hilfreichen Schäferhunddame Curry erzählt, die sich sehr zu unserem absoluten Liebling entwickelt hat. Dabei sorgt ihre Sichtweise der Dinge zwischendurch immer wieder für Schmunzler. Aber auch der findigen aber manchmal auch etwas zerstreute Professor Tempus und die unerschrockene und sehr aufgeweckte Lia haben uns von Anfang an sehr gut gefallen.

Mit dem Start in die eigentliche Geschichte, die Zeitreise ins alte Ägypten zur Herrschaftszeit von Kleopatra (rd. 50 v. Chr.), verliert der Autor keine Zeit und so entwickelt sich ein temporeiches, spannendes und aufregendes Abenteuer mit vielen Facetten und mehr als einem schwierigen Auftrag für die drei Zeitreisenden. Es ist schon echt erstaunlich, wie viel „Inhalt“ Michael Koglin in diese rd. 110 Seiten lange Geschichte hineinpacken konnte. Wir haben beim Lesen mit unseren drei Zeitreisenden mitgezittert und mitgefiebert, haben mit großen Augen die Geheimnisse und Lebensarten im alten Ägypten verfolgt, an manchen Stellen vor Spannung fast den Atem angehalten und so ganz nebenbei noch einiges Interessantes über das alte Ägypten gelernt. Dies ist wirklich eine Geschichte, in die man ganz, ganz tief eintauchen kann! Am liebsten hätten meine Jungs (6 & 9) das Buch in einem einzigen Rutsch vorgelesen bekommen.

Neben den vielen Interessanten Dingen über das alte Ägypten, die man während des Lesens so ganz nebenbei erfährt (und auch für mich als Erwachsenen gab es da Neues dazuzulernen!), befindet sich am Ende des Buches noch ein kleines Glossar, das das Wissen über das alte Ägypten noch weiter vertieft. Bei meinen Jungs ist die Ägypten-Neugier auf jeden Fall geweckt!

FAZIT:
Ein tolles und rasantes Abenteuer – wir haben mitgefiebert, mitgestaunt und ganz nebenbei noch Einiges über das alte Ägypten gelernt. Super!