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smartie11
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Insgesamt 933 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2017
Haebel, Fabio

It's Market Day


ausgezeichnet

Sehr lecker, extrem abwechslungsreich und oftmals vergleichsweise einfach zubereitet


Meine Meinung:

Reine Kochbücher als „Sammlung von Rezepten“ sind ja mittlerweile anscheinend weitgehend aus der Mode. So kommt auch dieses Kochbuch mit einem ganz bestimmten Thema daher: Märkte! Das gefällt mir persönlich schon mal sehr gut, denn diese Form des Einkaufens ist in unserer schnelllebigen Zeit bei Vielen ein wenig in Vergessenheit geraten. In sofern ist dieses Buch auch ein Plädoyer für Regionalität und Frische. Autor Fabio Haebel, Gründer einer Hamburger Catering-Agentur und eines Bistros & Restaurants, stellt hier seinen Lesern in diesem Buch acht besondere Märkte in Europa vor: Paris (Marché d´Aligre), Kopenhagen (Torvehallerne), Berlin (Markthalle Neun), Amsterdam (Ten Katemarkt), Wien (Naschmarkt), London (Brixton Market), Syrakus (Mercato di Ortigia) und Madrid (Mercado de la Paz). Jedem Markt widmet er dabei ca. 12 Seiten (inkl. Fotos und „7 Dinge, die sie über XXX wissen sollten“) und macht dabei Lust, selbst mal wieder auf den Markt zu gehen und auch auf Reisen die lokalen Märkte ganz gezielt mit auf den Besichtigungsplan aufzunehmen.

Von jedem dieser acht Märkte hat der Autor jeweils sieben bis elf Rezepte mitgebracht oder entwickelt, so dass sich insgesamt 73 sehr abwechslungsreiche Rezepte in diesem Kochbuch finden. Hier sind Rezepte für jeden Anlass, für jeden Geschmack und auch für jede Kocherfahrung mit dabei (alle Rezepte sind in die Kategorien leicht, mittel und schwer klassifiziert). Das Buch enthält sowohl beliebte Klassiker wie etwa die Berliner Currywurst (S. 73; mit einem echt tollen Rezept für fruchtig-würzige Curry-Sauce!), eine deftige Linsensuppe (S. 82) oder auch eine gut einzuweckende Rote Grütze (S. 82), ebenso wie sehr viele internationale und für mich neue Rezepte, wie beispielsweise tolle Burger-Buns aus Reismehl (glutenfrei! / S. 89), „Guinnes Chicken“ (S. 139) oder auch ein unglaubliches „Double Choc Tiramisu“ (S. 201), das sehr einfach und schnell zubereitet ist (ohne die Kühlzeit). Dank Rezepten mit Jakobsmuscheln oder Seeigeln (!) werden auch die Freunde ausgefallenerer Gerichte hier fündig. Sehr schön finde ich es auch, dass der Autor gleich mehrere sehr leckere alkoholische (z.B. „Berlin Booze Lemonade“ - S. 74) und nicht-alkoholische Getränke (z.B. eine fantastische Pfirsichlimonade - S. 227) mit anbietet.

Die Zubereitung aller Gerichte ist übersichtlich und leicht nachvollziehbar präsentiert. Die angegebenen Zubereitungszeiten haben sich bei mir bislang als durchaus realistisch erwiesen – gerade bei den erfreulich schnell zubereiteten Gerichten (wie z.B. das Pilz-Käse-Omelett von S. 101 – in nur 20 Minuten gezaubert!). Überhaupt gefällt es mir sehr gut, dass viele der Rezepte mit - in Relation zum Ergebnis - eher geringem Aufwand zuzubereiten sind. Wer es anspruchsvoller mag, kann mit diesem Kochbuch aber auch z.B. seine eigenen Lammbratwürste (S. 112) herstellen!

Abgerundet wird das Buch von sehr vielen, stimmungsvollen und hochwertigen Fotografien sowie einigen Tipps und Tricks am Rande, wie etwa Tipps zum Grillen von großen Fleischstücken (S. 32), zum richtigen Waschen von Linsen oder auch über „Place to be“-Locations in den acht Destinationen.

FAZIT:
Viele sehr einfach und schnell gezauberte Gerichte, extrem abwechslungsreich und mit internationalem Touch – eine Bereicherung für die Küche!

Bewertung vom 29.09.2017
Sigurdardóttir, Yrsa

SOG / Kommissar Huldar Bd.2


ausgezeichnet

Ein komplexer Fall mit stetig steigender Spannung und düsterer Atmosphäre

Meine Meinung:

„Der gefährlichste Gegner der Kraft ist die Schwäche.“ (S. 105)

„SOG“ ist nach dem ebenfalls sehr empfehlenswerten „DNA“ der zweite Thriller um den außergewöhnlichen Kommissar Huldar und die taffe Kinderpsychologin Freya. Auch wenn der Fall an sich in sich geschlossen ist, würde ich jedem empfehlen, zunächst „DNA“ zu lesen, da beide Protagonisten schon sehr viel aus dem ersten Band „mitbringen“.

Wie schon am Ende des Vorgängerbandes abzusehen war, ist Huldar mittlerweile degradiert worden. Seine ehemalige Mitarbeiterin Erla ist nun seine Chefin, seine Kollegen behandeln ihn wie einen Aussätzigen und Freya will auch nichts mehr von ihm wissen. Zu allem Ärger muss er sich mit einem Fall herumschlagen, der eher nach einem Dummjungenstreich aussieht als nach einem echten Fall. Doch bei allen Unzulänglichkeiten Huldars, seiner geradezu magischen Anziehungskraft für Fettnäpfchen und falsche Verhaltensweisen ist Huldar doch vor allem eines: Ein echter Terrier, der so schnell nicht wieder loslässt, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. So entwickelt sich Huldars Fall parallel zum Hauptfall seiner Kollegen, der mit dem Auffinden zweier abgetrennter Hände sehr rätselhaft und blutig beginnt.

Im weiteren Verlauf gestalten sich die Ermittlungen sehr schwierig und zäh, während Spannung und Bedrohung Crescendo-artig immer weiter zunehmen und die Kreise, die der Fall nimmt, immer größer werden. Hier ist der Titel des Buches extrem gut gewählt, denn je weiter man beim Lesen voranschreitet, desto größer wird der Sog, der von diesem Buch ausgeht. Im großen Finale präsentiert Yrsa Sigurdardóttir dann das reinste Gewitter mit Überraschungen wie Blitze und Handlungen wie Donnerschläge. Und ein ganz entscheidendes Detail hebt sich die Autorin noch bis zum Epilog auf, der dieser bedrohlichen und bestürzenden Geschichte ein passendes Ende setzt.

Neben der extrem intelligent aufgebauten Story lebt diese noch frische Reihe von den sehr kantigen und extravaganten Charakteren – Allen voran natürlich Huldar und Freya. Diese beiden erleben ein ständiges Auf und Ab und letztlich ist es immer wieder Huldar selbst, der mühevoll aufgebautes Vertrauen und Gefühle durch eine unbedachte Handlung in einem Wimpernschlag wieder zunichte macht. „Oh Mann, Huldar!“.. . habe ich während des Lesens nicht nur einmal gedacht. Und dennoch mag ich diesen verschrobenen Kerl!

FAZIT:
Eine komplexe und intelligente Grundstory, eine stetig zunehmende Spannung, eine düstere Atmosphäre und extravagante Charaktere – ein fantastischer Mix für einen Thriller!

Bewertung vom 21.09.2017
Scheunemann, Frauke

Im Auftrag des Götterchefs / Henry Smart Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung:

„Manchmal habt Ihr Menschen Mittel und Wege, bei denen selbst die Götter passen müssen.“ (S. 273)

„Henry Smart – Im Auftrag des Götterchefs“ ist der Start zu einer neuen Abenteuerbuchreihe für junge Leser ab 10 Jahren der Bestsellerautorin Frauke Scheunemann (bekannt u.a. von der „Winston“- und „Dackel Herkules“-Reihe). Protagonist der Reihe ist der Schüler Henry Smart aus San Francisco, der mit seinem Vater „in einem Kaff namens Bayreuth“ Urlaub macht. Bereits auf der ersten Seite lässt es Frauke Scheunemann so richtig krachen, wird der arme, nichts Böses ahnende Henry doch von einem sehr schrägen Trio auf seinem Zimmer überfallen und muss von der patenten Hilda aus deren Fängen gerettet werden. Aufregender kann ein Start kaum sein! Dies ist der Beginn eines wahrlich unglaublich temporeichen, extrem spannenden, wunderbar humorvollen und immer wieder überraschenden Abenteuers.

Nachdem die römische und griechische Mythologie ja inzwischen schon vielen erfolgreichen Büchern für Kids Pate gestanden hat, hat sich Frauke Scheunemann einem bei Vielen anscheinend schon fast vergessenes Kulturgut angenommen: Dem Heldenepos um die Nibelungen und der arrondierenden nordischen Sagenwelt – und zwar mit allem, was dazu gehört – von Alberich bis Wotan und Walhalla! Durch dieses tolle Abenteuer lernen nicht nur die jungen Leser ganz nebenbei so Einiges über die germanischen Sagengestalten, sondern auch mir als Erwachsenem wurde so Manches wieder ins Gedächtnis gerufen. Aber auch abseits der Sagen und Mythen gibt es in diesem Buch so ganz nebenbei etwas zu lernen, wie beispielsweise über die Radio-Carbon-Methode.

Wer nun befürchtet, die Autorin würde hier „nur“ alte Geschichten nacherzählen, der sei beruhigt: Der Nibelungen-Epos dient hier als „Background“ für ein ganz eigenständiges, altersgerechtes Abenteuer, das dabei z.T. ein ganz neues Licht auf alte Geschichten und Sagen wirft. Darüber hinaus überrascht Frauke Scheunemann ihre Leser sehr gekonnt sogar noch mit anderen bekannten Helden- und Sagengestalten aus einem anderen Kulturkreis (mehr sei hier nicht verraten!).

Doch dieses Abenteuer ist nicht nur mega-spannend und unglaublich temporeich, es ist auch wahnsinnig witzig, denn der Humor wird hier ganz groß geschrieben. Beispiele Gefällig? Gerne! Hier klagt ein Götterchef über überdimensionierte Handwerkerrechnungen und ein Zwergenchef schreibt garstige Leserbriefe an den „Götterboten“. Hinzu kommen viele flotte Sprüche („Pressearbeit ist anscheinend auch im Mittelalter schon ziemlich teuer!“ S. 233) und die immer wieder aufkeimenden Querelen in der kleinen, extrem heterogenen Heldentruppe („Die doofe Walküre will mich verarschen.“ - S. 136)

Apropos Heldentruppe: Frauke Scheunemann hat in diesem Buch einen wirklich wunderbaren, bunten Strauß von witzigen und schön-schrägen Charakteren entworfen. Mit der taffen Hilda gibt es ein passendes Pendant zum kodderschnäuzigen Henry, während die unaufgeregte Museumspädagogin Faye Morgan der ausgleichende Pol zum ungestümen und selbstverliebten Siegfried ist („Unser Held vom Dienst macht meistens mehr Probleme, als er wirklich löst.“ - S. 173), der mit Kritik grundsätzlich nicht sehr gut umgehen kann aber immer eine Lösung parat hat: Einfach umhauen…

FAZIT:
Spannung, Action, Tempo und Humor – Mit Henry Smart bekommt nun auch die deutsche Mythologie ihren Platz in den Reihen der modernen Jugendbücher. Frauke Scheunemann beweist eindrucksvoll, dass Wotan & Co. alles andere als angestaubt sein müssen!

Bewertung vom 20.09.2017
Kaiblinger, Sonja

Hals- und Knochenbruch / Scary Harry Bd.6


ausgezeichnet

typisch Scary Harry: Mit viel Humor, einigen Überraschungen und ordentlich Spannung geht es rasant ins sechste Abenteuer!

Inhalt:
Während die Seelen frisch Verstorbener von einer unbekannten Person eingefangen und in die Körper zurückverfrachtet werden (was Scary Harry ganz schön die Statistik und die Laune verhagelt), entdeckt Emilys Schwarm Albert bei Otto zu Hause den Hausgeist Sir Tony und entwickelt sich zum absoluten Nervbolzen. Höchste Zeit für einen Tapetenwechsel und eine kleine Auszeit in den österreichischen Alpen. Doch hier wird es erst richtig stressig…


Meine Meinung:

Die erfolgreiche „Scary Harry“-Reihe von Sonja Kaiblinger geht mit „Hals- und Knochenbruch“ in die sechste Runde. Und auch hier bekommen wir als Fans wieder genau das, was wir erwarten lieben: Eine total witzige, spannende und immer wieder überraschende Story mit schön schrägen und mittlerweile absolut kultigen Charakteren!

Wie schon in den vergangenen Abenteuern um den Sensenmann Harold (im 522. Dienstjahr), hat sich Autorin Sonja Kaiblinger wieder viele spannende und neue Ideen ausgedacht. Während Scary Harry unter den selbstlosen Taten eines Wunderheilers leidet (wie soll er dann so sein Seelen-Soll erfüllen?) und der neunmalkluge Albert das Geister-Geheimnis in Tante Sharons Villa lüftet, bekommen es Otto & Co. auch noch mit zwielichtigen Typen zu tun. Kein Wunder also, dass die Seiten beim Lesen regelrecht dahinfliegen und wir das Buch mal wieder in Rekordzeit verschlungen haben. Dabei haben wir nahezu alle Gefühlszustände mitgemacht: Wir haben mitgerätselt, mitgezittert, mitgehofft und mitgelacht. Zum Mitweinen hat es (zum Glück!) nicht ganz gereicht, aber einen kleinen Kloß hatten wir am Ende schon im Hals. Besonders schön sind dabei immer Sonja Kaiblingers Wortwitz (z.B. Harrys neuer „Geisterfahrer“ im Rolls Reaper) und die Situationskomik, in die sie ihre Charaktere manchmal schon Slapstick-artig hineinstolpern lässt.

Apropos Charaktere: Einen ganz besonderen Zauber der „Scary Harry“-Reihe machen für mich die wunderbaren Figuren aus, von denen Sonja Kaiblinger traditionell in jedem Band ein paar Neue präsentiert. Allen voran natürlich Sensenmann Harold selbst, der in diesem Band u.a. seine Liebe zu österreichischen Knödeln aller Art entdeckt und eher wiederwillig einen neuen Kumpel findet. Dieses liebenswerte Klappergestell kann man einfach nur mögen - Harold ist einfach echt Kult! Aber auch die beiden „heimlichen Protagonisten“ Otto und seine beste Freundin Emily (ein super-taffes und cooles Mädel!) und unser persönlicher Liebling Vincent (die frechste Fledermaus aller Zeiten!) sind uns inzwischen regelrecht ans Herz gewachsen. Aber auch die „Neulinge“ sind Sonja Kaiblinger in diesem Band mal wieder wunderbar gelungen, allen voran Madame Olgas neuer Freund, der Jamaikaner Rocko, oder auch der Landgraf Hubertus von Ochsenreuth (der von seinem eigenen Tod ziemlich überfordert ist). Solche schaurig-schön-schrägen Figuren trifft man wirklich selten!

Auch wenn ich es schon bei allen Vorgängerbänden geschrieben habe: Die Illustrationen von Fréderic Bertrand sind wie immer absolut klasse! Sein Zeichenstil passt sowas von perfekt zu Sonja Kaiblingers Charakteren und ihren Stories, dass ich mir Scary Harry ohne Bertrands geniale Illustrationen schon gar nicht mehr vorstellen könnte. Sei es der ungelenke Seelenfangversuch auf Mrs. Sandringhams Speisetafel (S. 17 – Harry in vollem Einsatz!), Scary Harry beim Après Ski (S. 168 - schön chillig) oder auch „nur“ Vincents Pantoffelabfahrt (S. 204).

Wir können Band 7 kaum erwarten!


FAZIT:
WARNUNG: Scary Harry macht süchtig! Total witzig, super spannend, wunderbar schräg und einfach nur…. gut! Es macht wirklich Spaß, dieses Buch zu lesen und zwar von der ersten bis zur letzten Seite!

Bewertung vom 18.09.2017
Billingham, Mark

Love like blood


sehr gut

Ein spannender Krimi über ein sehr ernstes und leider zeitgemäßes Thema

Meine Meinung:
„Hier geht es nicht darum, was Gott will, sondern nur um Männer, die alles beherrschen und Mädchen wie mich in ihre Schranken weisen wollen.“ (S. 302)

„Love like blood“ ist der mittlerweile 14. Band um den Londoner Ermittler Tom Thorne des britischen Bestsellerautors Mark Billingham (u.a.: „Die Schande der Lebenden“, „Die Scherben der Wahrheit“). Obwohl ich bislang keinen einzigen der Vorgängerbände kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten in die Geschichte hinein- und mich im Kreis der Hauptcharaktere zu Recht zu finden. Die Story nimmt mit dem Prolog schon sehr schnell an Fahrt auf, in dem Susan Best, die Lebensgefährtin der zweiten Protagonistin, DI Nicola Tanner, brutal ermordet wird. Diese schreckliche Tat wirft DI Tanner komplett aus der Bahn und krempelt ihre Persönlichkeit nahezu vollständig um. War sie in den Reihen der Londoner Polizei bislang eher als pedantisch und regel-verliebt bekannt, so scheut sie sich in diesem Fall nicht, trotz Beurlaubung Ermittlungen auf eigene Faust aufzunehmen und dabei auch sehr unkonventionelle Wege einzuschlagen. Eigenschaften, die eigentlich eher Tom Thorne zugeschrieben werden, den Tanner kurzerhand um Hilfe bittet. Im Verlauf der Story entwickeln sich die beiden Protagonisten zu einem sehr interessanten Team, in dem Thorne überraschender Weise den Part des eher Bedächtigen und überlegt Handelnden einnimmt. Ein wahrlich sehr interessant zu verfolgendes Spiel der Charaktere, dass Autor Mark Billingham gekonnt mit weiteren interessanten Figuren arrondiert, wie beispielsweise dem flapsigen, homosexuellen Gerichtsmediziner Hendricks oder auch dem eher schüchternen, aber sehr pflichtbewussten DS Dipak Chall.

Der Fall selbst fusst auf einem grausamen Phänomen, dass man sich selbst eigentlich nicht vorstellen kann, das aber doch leider traurige Realität ist: Ehrenmorde. Entsprechend eng und verschworen sind die Gruppierungen und die Ermittler haben es schwer, hier die sich immer wieder auftürmende Mauer des Schweigens zu überwinden. Sehr geschickt spielt der Autor noch mit einem anderen großen Hindernis für die Ermittlungen: Vorurteilen! Diese ausgewogene Betrachtungsweise Billinghams hat mir dabei sehr gut gefallen!

Auch der Schreibstil des Autors gefällt und passt perfekt zur Story und zu seinen Charakteren: direkt, schnörkellos und offen. Manchmal blitzt sogar ein feines Quäntchen Humor durch („Kläffendes, kleines Mistvieh. – Die Frau oder der Hund?“ - S. 249), der nicht selten als Schutzschild der Ermittler vor der harten Realität dient. Als sehr gelungen empfunden habe ich es auch, dass uns der Autor schon sehr früh und regelmäßig an den Handlungen und Denkweisen der Täter, einem extrem ungleichen Duo, teilhaben lässt.

Am Ende, nach einem über weite Strecken intakten Spannungsbogen (mit einem leichten Durchhänger im Mittelteil) gelingt es Billingham, seinen Fall in sich rund und nachvollziehbar aufzulösen. Teile der Auflösung hatte ich hierbei schon vorausgeahnt, mit einem anderen Teil ist es dem Autor aber eindrucksvoll gelungen, mich komplett zu überraschen und doch noch zu schockieren.

FAZIT:
Eine starke, spannende Story mit einem ernsten Grundthema und kantigen Charakteren.

Bewertung vom 14.09.2017
Bornstädt, Matthias von

Das magische Labyrinth / Die drei Magier Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannendes und unglaublich fantasievolles Abenteuer für Klein und Groß mit tollen Illustrationen

Unsere Meinung:

„Die Magie steckt in der Erde, wächst mit den Blättern, schlummert in Steinen, Muscheln und Wurzeln…“ (S. 69)

Mit „Die drei Magier – Das magische Labyrinth“ legt Kinderbuchautor Matthias von Bornstädt, dessen Werke vielen Lesern sicherlich schon bekannt sein dürften (u.a. „Nevio, die furchtlose Forschermaus“, „Labyrinth der Geheimnisse“ und „Bibi und Tina“), den ersten Band seiner neuesten Kinderbuchreihe vor. Inspiriert ist dieses Buch vom gleichnamigen „Kinderspiel des Jahres 2009“.

Bereits im ersten Kapitel hat uns der Autor erfolgreich an seine Geschichte gefesselt, denn in der sagenhaften Welt Algravia beobachten die beiden elfenhaften Lunies Luxo und Luxi, wie der böse Zauberer Rabenhorst drei magische Zauberstäbe an sich bringen will, um diese Welt zu unterjochen. Verhindern können das nur die drei Magier – doch wo stecken die bloß? Die zwei Geschwister Conrad und Mila und ihre Freundin Vicky wissen derweil noch gar nichts von ihrem Glück…

Als Leser taucht man von der ersten Seite an in eine wahrlich zauberhafte Welt voller Wunder und fantastischer Wesen ein. Hier gibt es Hexen, Trolle, Mini-Drachen, sprechende Bäume, leuchtende Lunies und den haarigen Haarmut, der sich zu unserem Liebling entwickelt hat (auch ohne viel zu machen). Die Geschichte sprüht nur so vor Fantasie und die vielen tollen, teilweise doppelseitigen Illustrationen von Rolf Vogt laden zum Betrachten, Staunen und Verweilen ein.

Das Buch besticht bei Weitem aber nicht nur durch die überbordende Fantasie, sondern auch durch die wirklich spannende, manchmal sogar schon ein bisschen (wohlig!) unheimliche Story. Denn wo sich Portale in dunklen Seen finden, olle Trolle Hand an einen Zauberbaum legen oder magische Labyrinthe den Ideenreichtum der jungen Magier fordern, da verfolgen nicht nur die kleinen Leser die Geschichte ganz gebannt mit angehaltenem Atem. Bei aller Spannung finden sich ganz unaufdringlich aber auch wichtige Themen wie Freundschaft, Mut, Verantwortung und Zusammenhalt, denn ohne diese Werte könnten Vicky, Conrad und Mila diese Aufgabe niemals meistern. So muss ein gutes Kinderbuch sein!

FAZIT:
Ein zauberhaftes, unglaublich fantasievolles und wirklich fesselndes Leseabenteuer für Klein und Groß. Wir sind begeistert!

Bewertung vom 11.09.2017
Ohlandt, Nina

Nun schweigst auch du / John Benthien Jahreszeiten-Reihe Bd.5


ausgezeichnet

Sehr solide, spannende und überraschende Krimi-Unterhaltung für zwischendurch

Meine Meinung:
„Alles war möglich, doch nichts war zu beweisen, und scheinbare Fortschritte erwiesen sich in Wirklichkeit als Rückschritte.“ (S. 84)

„Nun schweigst auch Du“ ist der mittlerweile fünfte Band der „Jahreszeiten“-Kurzkrimi-Reihe um den Nordfriesischen Kommissar John Benthien, die zeitlich vor den Fällen der „langen“ Krimi-Reihe um diesen Protagonisten angesiedelt sind. Der Fall ist in sich abgeschlossen und auch ohne jegliche Kenntnisse der Vorgängerbände gut zu verstehen. Da es sich mit rd. 130 Seiten um einen Kurzkrimi handelt, kommt die Entwicklung der Charakteren hier natürlich ein bisschen kurz, aber das ist nun mal dem Genre geschuldet und für mich hier absolut verschmerzbar. Wenn man bereits einige der sehr empfehlenswerten Krimis um John Benthien kennt, wird man sich aber freuen, dass natürlich neben Benthien selbst wieder einige der altbekannten Charaktere mit von der Partie sind, denn er wird bei diesem Fall von seinen Kollegen Tommy Fitzen (cool wie immer!) Lilly und der Oberstaatsanwältin Thyra Kortum unterstützt.

Der Fall selbst startet ganz klassisch und bringt auf „nur“ 130 Seiten alles mit, was ein guter Krimi für meinen Geschmack braucht. Es beginnt mit dem Auffinden der Leiche von Gertrude Bense, die wie eine Glucke über ihre beiden Häuser in traumhafter Lage am Strand von Föhr und über ihren Sohn Hartmut „Hardy“ Bense geherrscht hat – und über die kaum ein Inselbewohner ein gutes Wort zu verlieren hat („stur wie ein alter Esel“). Entsprechend präsentiert sich den Ermittlern gleich eine ganze Reihe potenziell Verdächtiger, die alle ein mehr oder weniger schwerwiegendes Motiv und allesamt kein belastbares Alibi vorweisen können. Kurzum: Die perfekte Ausgangslage für einen „who-dun-it“-Krimi (eine echte Stärke der Autorin)! So haben die Ermittler um John Benthien im Folgenden auch alle Hände voll zu tun, in mühseliger Kleinarbeit Indizien zu finden und Aussagen zu überprüfen, die sich oftmals gegenseitig widersprechen und einen tiefen Einblick in die Beziehungen der einzelnen Figuren zueinander zulassen. Dabei kommt es für die Ermittler wie auch für den Leser zu mehr als einer überraschenden Wendung, bis es am Ende doch noch gelingt, Licht ins Dunkel zu bringen und den Fall nachvollziehbar und für mein Empfinden gelungen aufzulösen.

Da es schwierig ist, einen vollständigen Krimiplot mit vielen Verdächtigen und einigen überraschenden Wendungen auf nur 130 Seiten unterzubringen (was ja hier eindrucksvoll gelungen ist!), bleibt neben der Charakterentwicklung auch für eine atmosphärisch dichte Beschreibung der Schauplätze eher wenig Raum. Wenn man Föhr selbst kennt, ergibt sich dennoch auch hier einiges an „Nordsee-Feeling“ – wer aber mehr Atmosphäre haben möchte, sollte zunächst zu den „Vollformat“-Krimis um John Benthien greifen, denn dort beweist Nina Ohlandt echtes Talent für atmosphärische Schauplatze und macht Lust auf den nächsten Urlaub an der See.

FAZIT:
Perfekte Krimi-Unterhaltung für zwischendurch! Für Fans der „John Benthien“-Reihe ein echtes Muss!

Bewertung vom 05.09.2017
Bachmann, Stefan

Palast der Finsternis


sehr gut

Diesen Roman in eine Genre-Schublade zu stecken, ist sehr schwierig - ja eigentlich kaum möglich, da er Einflüsse aus diversen Genres mitbringt. Hier finden sich Elemente von Mystery, Drama, Young Adult, Thriller und auch ein guter Schuss Horror ist mit dabei. Auf jeden Fall bringt dieses Buch eine sehr düstere, über weite Strecken extrem klaustrophobische Atmosphäre gepaart mit einem schon surreal anmutenden Setting mit. Der Ort der Haupthandlung, der mysteriöse unterirdische Palast der alten französischen Adelsfamilie Bessancourt, insgesamt, und die darin enthaltenen, sehr unterschiedlichen Zimmer und Säle haben mich in Teilen an die phantastischen Gemälde von Salvador Dali oder Max Ernst erinnert. Das Setting und die Atmosphäre gehören für mich auf jeden Fall zu den großen Stärken dieses Romans!
Die Geschichte selbst lebt von einem sich stetig steigernden Spannungsbogen, der stellenweise schon Thrillercharakter aufweist. Spätestens nach rund einem Viertel des Buches, als die kleine Gruppe um die Protagonistin Anouk in die Tiefen des Schmetterlingspalastes hinabgestiegen ist, konnte ich dieses Buch eigentlich kaum noch aus der Hand legen. Ab hier entfesselt der Autor einen wahren Albtraum für die fünf Teenager – denn von nun an bestimmen diverse Gefahren, Unwägbarkeiten, tiefe und nagende Zweifel und auch mehrerer unvorhergesehene Überraschungen das Schicksal der Teens. Als Leser bin ich den Entwicklungen und Geschehnissen in dem unterirdischen Palast atemlos und mitfiebernd gefolgt, habe mich dabei immer gefragt, wie Stefan Bachmann diese Story am Ende wohl auflösen wird. Auch wenn ich zwischendurch einige Entwicklungen vorausgeahnt habe, ist das Buch doch bis zum Schluss extrem spannend und fesselnd geblieben. Zum Finale überschlägt sich die Handlung regelrecht – es passiert wahnsinnig viel in extrem kurzer Zeit. Stefan Bachmann führt alle seine Handlungsstränge zusammen und erklärt durch die Charaktere die ganzen Hintergründe der Geschichte. Dabei läuft man als Leser aber durchaus Gefahr, sich bei den Erklärungen ein wenig zu verzetteln und den Anschluss zu verlieren. Hier hätte sich der Autor für meinen Geschmack mehr Zeit für die Erklärung der Hintergründe nehmen dürfen. Auch die Entwicklung zweier Figuren bzw. deren Background kamen für mich am Ende ein wenig zu kurz. Letztendlich ist es eine phantastische Geschichte, deren Auflösung am Ende nicht immer mit allen Mitteln der Logik nachvollziehbar ist und deren Charaktere auch mal anders handeln und reagieren, als man sich das als Leser selbst vorgestellt hätte. Dennoch ist „Palast der Finsternis“ ein extrem spannendes Buch mit einer faszinierenden wie zugleich abstoßenden Grundidee und einer stets bedrohlichen und zutiefst klaustrophobischen Grundatmosphäre. Dieses Buch hat mich an die Werke Stephen Kings (Pseudonym: Richard BACHMANN!) aus seinen besten Jahren erinnert!

Der Schreibstil des Autors hat mir extrem gut gefallen. Er vermischt Modernes mit Klassischem, ist mal flapsig („Es ist, als würde man Wellen an einem Strand beobachten oder jemanden, der nach einer Party kotzt: Es hört einfach nicht auf, und man fragt sich, wo das alles herkommt.“ S. 37) und dann wieder voller Tiefsinn und poetischer Anklänge („An der Erdoberfläche ist Stille etwas Großes, Volles. Sie lebt, pulsiert mit den Bewegungen des Himmels, der Erde und der Sterne. Hier ist die Stille verschlossen und gespannt.“ - S. 147). Sehr erfrischend zu lesen!

FAZIT:
Sie mögen Mystery und Fantastik, haben nichts gegen eine gute Portion Horror, eine klaustrophobische, albtraumhafte Grundstimmung mit absolut surrealer Atmosphäre? Dann ist der „Palast der Finsternis“ genau das richtige Buch für sie!