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hapedah

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Insgesamt 722 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2020
Beerwald, Sina

Die Strandvilla / Sylt-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Frisch verwitwet muss Moiken Jacobsen zusammen mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter Emma das kleine Häuschen in Keitum verlassen, das ihrer Schwiegermutter gehört. In dem mondänen Hotel "Strandvilla" in Westerland findet Moiken eine Anstellung und eine Unterkunft für sich und Emma, so dass die beiden Frauen auf Sylt bleiben können. Der Hotelier Theodor von Lengenfeldt ist von der jungen Witwe bezaubert und macht ihr den Hof, doch auch Moikens Jugendliebe Boy Lassen lebt in Westerland und liebt sie immer noch. Boy verdient sein Geld als Strandfotograf und schon bald entdeckt Emma ihre Liebe zur Fotografie und fängt eine Lehre in seinem Geschäft an. Hin und her gerissen zwischen den beiden Männern, träumt Moiken insgeheim davon, in dem stillgelegten Strandpavillon, der Theodor gehört, ein Strandcafé zu eröffnen und dort die wunderbaren Torten und Pralinen anzubieten, die sie mit Leidenschaft selbst herstellt.

"Die Strandvilla" von Sina Beerwald ist ein historischer Roman, der in der Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg spielt. Dabei zeigt die Autorin , wie sich Leben auf Sylt in dieser Zeit abgespielt hat, beim Lesen konnte ich einiges zum Alltag der Inselbewohner erfahren. Dabei denke ich zum Beispiel an die teilweise beschwerlichen Zugfahrten, bei denen es immer wieder vorkam, dass die männlichen Passagiere aufgefordert wurden, beim Freischaufeln der Gleise zu helfen, im Sommer wegen Sandverwehungen und im Winter wegen des Schnees. Die Figuren sind anschaulich beschrieben, so dass ich mir alle gut vorstellen konnte, jedoch bin ich mit der manchmal etwas kühlen Moiken nicht so ganz warm geworden. Mit ihren Entscheidungen eckt sie auch oft bei Emma an, die an der Schwelle zum Erwachsenenalter mehr Selbstbewusstsein entwickelt und häufig die Autorität ihrer Mutter in Frage stellt. Der Schreibstil der Autorin hat mich gefesselt und ich war erstaunt, als ich schnell am Schluss des Romans angekommen war. Dabei hatte mich irritiert, dass beim e-Book 461 Seiten angezeigt wurden, die Geschichte aber bereits auf Seite 300 zu Ende war. Nach der Danksagung waren die restlichen Seiten mit Leseproben von Sina Beerwalds weiteren Büchern angefüllt, so dass der Leser noch einige ihrer Werke vorgestellt bekommt.

Fazit: Das Buch zeigt das Leben auf Sylt kurz vor dem Beginn des ersten Weltkrieges, die Protagonistin muss nicht nur um ihren Lebenstraum kämpfen, sondern steht auch zwischen zwei Männern, ihre Entscheidung wird die Weichen für ihr zukünftiges Leben stellen.

Bewertung vom 02.03.2020
Colgan, Jenny

Wo das Glück zu Hause ist / Happy Ever After Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine Geschichte mit Wohlfühlatmospäre

Die schüchterne Nina verliert ihren Job weil die geliebte kleine Bibliothek aus Kostengründen geschlossen wird. Da sie es nicht übers Herz bringt, die Bücher, die in der Eile nicht verkauft werden konnten, zu entsorgen, packt die junge Frau ihr Auto bis unters Dach voll - sehr zum Unmut ihrer Mitbewohnerin, denn die kleine Bleibe war schon vorher geradezu vollgestopft mit Büchern. Doch bald macht Nina aus der Not eine Tugend und beschließt, eine fahrende Buchhandlung zu eröffnen, die Ware hat sie ja praktischerweise schon im ganzen Haus herumliegen.

Der Lieferwagen, den sie dafür gern kaufen möchte, steht in Schottland, kurz entschlossen fährt Nina dort hin und lernt einen ganz eigenen Menschenschlag kennen. Viele sind begeistert von der Idee des Bücherwagens, denn in den verstreuten Dörfern gibt es schon lange keine Buchläden mehr. Nina hatte zwar geplant, ihr Geschäft in ihrer Heimat Birmingham zu starten, doch als es dort an der Bürokratie scheitert, zieht sie ganz nach Schottland, denn das Land und seine Bewohner haben schnell ihr Herz erobert. Und auch die Liebe lässt nicht lange auf sich warten....

"Happy Ever After - Wo das Glück zu Hause ist" von Jenny Colgan hat mich von den ersten Seiten an bezaubert. Bisher hatte ich noch kein Buch der Autorin gelesen, aber ihr wunderbarer Schreibstil hat mich schnell in Ninas Welt hinein gezogen und ich habe im Lauf der Geschichte mit der sympathischen Protagonistin mitgefühlt. Wie eine Blume im Sonnenlicht hat sich die zunächst schüchterne Bibliothekarin im ländlichen Schottland entfaltet und diesen Prozess konnte ich beim Lesen hautnah mitfühlen. Die Figuren waren so gut beschreiben, dass ich meinte, sie zu kennen und die Handlung hat selbst dann, wenn nicht alles glatt lief, einfach Wohlfühlatmosphäre verbreitet. Die Geschichte war mir ein Lesevergnügen und hat mich rundum zufrieden zurück gelassen.

Fazit: Die Autorin schafft mit ihrer zauberhaften Geschichte eine behagliche Atmosphäre in der sich der Leser geborgen fühlen kann, während er Nina auf ihrem Weg begleitet. Für das wunderbare Buch gebe ich eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.03.2020
Falk, Alana

Cursed Kiss / Gods of Ivy Hall Bd.1


ausgezeichnet

Romantasy mit Anleihen aus der griechichen Mythologie
Mit sechzehn Jahren hat Erin einen Pakt mit Hades geschlossen - um ihre Wut über den Tod ihrer Schwester zu verarbeiten und deren bösen Mann zu bestrafen, wurde sie zur Rachegöttin. Zwei Jahre später studiert Erin am Ivy Hall College und muss, um den Pakt zu erfüllen, jede Woche einem Mann mit ihrem Kuss die Seele rauben und diese an Hades übergeben. Dabei ist ihr klar, dass es für sie nicht in Frage kommt, sich zu verlieben und ein annähernd normales Leben zu führen - bis sie auf einer Verbindungsparty Arden trifft, zu dem sich Erin sofort hingezogen fühlt. Auch Arden hat seine Gründe, sich auf keine emotionale Beziehung einzulassen, doch immer wieder trifft er auf Erin und er muss sich eingestehen, dass seine Gefühle für sie mehr als nur freundschaftlicher Natur sind.

"Gods of Ivy Hall: Cursed Kiss" von Alana Falk ist ein jugendlicher Fantasy-Roman, der mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Die Geschichte ist spannend geschrieben und mir haben die Figuren gut gefallen. Erin ist erst wenige Monate am College, trotzdem sie bereits seit zwei Jahren in Hades Diensten steht, ist sie noch sehr jung. Durch Arden erlebt sie zum ersten mal romantische Gefühle, hat sie doch bisher nur das Schlechte in den Männern gesehen, die sie mit ihrem Kuss bestraft hat. Daher passte es für mich zur Handlung, dass sie viel Zeit darauf verwendet hat ihre Gefühle für Arden nicht nur zu analysieren, sondern auch sich lange dagegen zu wehren. Zumal sie sich auch für die Sicherheit ihrer kleinen Schwester verantwortlich fühlt, die Hades ebenfalls zur Rachegöttin machen will. Das Ende hat mich sehr überrascht und nun kann ich es kaum erwarten, bis die Fortsetzung des Buches erscheint.

Fazit: Mir hat die spannende Romantasy-Geschichte gut gefallen und obwohl ich am Ende Erins Vertrauen in beinahe fremde Helfer nicht teilen konnte, hat mich die Auflösung sehr überrascht. Ich gebe gern eine Leseempfehlung an Freunde von jugendlich-romantischer Fantasy.

Bewertung vom 01.03.2020
Mommsen, Janne

Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung / Inselbuchhandlung Bd.3


ausgezeichnet

Als Kinder waren Wiebke, Hauke, Nicole und Kai unzertrennlich, niemals konnten sie sich vorstellen, dass ihre Freundschaft nicht für immer andauern würde. Doch nach dem Abitur sind zuerst Nicole und Kai und kurze Zeit später auch Hauke von der Heimatinsel weg gezogen. Nur Wiebke, die den Bauernhof ihrer Eltern weiter führen musste, ist zurück geblieben. Zwanzig Jahre später kommt Hauke, der inzwischen ein erfolgreicher Krimiautor ist, für eine Lesung zurück nach Föhr. Und zu seiner großen Überraschung sind seine drei früheren Freunde dabei anwesend, doch jeder sitzt für sich alleine. Nach der Signierstunde ist nur Wiebke in der kleinen Buchhandlung geblieben, doch auch das Gespräch mit ihr fühlt sich für Hauke oberflächlich und fremd an. Obwohl Kai und auch Nicole inzwischen wieder auf der Insel leben, gibt es keinen Kontakt zwischen den Freunden, erst durch Gretas Intervention kommt es zu einem Treffen. Doch hat die alte Freundschaft noch etwas zu bedeuten, oder ist das Gemeinschaftsgefühl aus Kindertagen längst unwiederbringlich verflogen?

"Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung" ist das erste Buch, das ich vom Autor Janne Mommsen gelesen habe. Obwohl es der dritte Band einer Reihe ist, kann man es auch gut ohne Kenntnis der Vorgängerbände genießen. Schnell hatte mich die Geschichte auf die Nordseeinsel Föhr entführt und ich meinte beim Lesen die Seeluft um die Nase zu spüren. Die Protagonisten sind liebevoll und authentisch beschrieben, nach kurzer Zeit meinte ich sie schon gut zu kennen. Die Handlung und der Schreibstil verbreiten Wohlfühlatmosphäre, das Buch ist sowohl als entspannende Urlaubslektüre im Strandkorb geeignet, als auch für gemütliche Stunden zu Hause um die Urlaubsstimmung länger festzuhalten. Mir hat das Lesen dieser Geschichte viel Spaß gemacht und ich werde mir demnächst auch die Vorgängerbände beschaffen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Fazit: Der Roman entführt den Leser an die Nordsee und lässt Urlaubsstimmung aufkommen. Die Figuren sind detailliert und liebevoll dargestellt, die wunderbare Geschichte empfehle ich gern weiter.

Bewertung vom 28.02.2020
Ernst, Matthias

Mord im Dörfle


ausgezeichnet

Kurz nachdem Kommissar und Profiler Tobias Wellmann vom LKA zu Dienstelle Biberach in seiner alten Heimat versetzt worden ist, wird ein totes Liebespaar gefunden. Ausgerechnet auf einer Bank am Weiher, wo vor vielen Jahren Wellmanns erste Liebe ums Leben gekommen ist, sind die beiden Leichen im Stil von Romeo und Julia drapiert. Nicht lange zuvor hat das Mädchen an ihrer Schule die Julia in Shakespeares Stück gegeben, zunächst deutet alles darauf hin, dass sie sich in ihre Rolle hinein gesteigert hat und Selbstmord beging.

Nur Linda Keller, Wellmanns junge Kollegin, glaubt nicht an einen Suizid. Energisch schleppt sie Wellmann zum Lindenweiher, obwohl der nie wieder dort hin wollte. Total verkatert kann der ehemalige Profiler zunächst nichts sehen, was Lindas Vermutung untermauert, außerdem ist er schon halb im Urlaub und will nichts mit dem Fall zu tun haben. Doch dann tauchen in Wellmanns Gedächtnis Erinnerungen auf, am Vorabend während einer Fasnetveranstaltung hatte ihn der inzwischen tote Junge angesprochen - Details des Abends bleiben in Tobias´ schmerzendem Schädel verborgen. Wellmanns Ermittlerinstinkt ist geweckt und er begibt sich auch die Suche nach weiteren Spuren....

"Mord im Dörfle" von Matthias Ernst ist der erste Oberschwaben-Krimi um den Ermittler Tobias Wellmann. Spannend geschrieben hat mich das Buch schon nach den ersten Seiten in seinen Bann gezogen, sowohl die Figuren als auch der oberschwäbische Hintergrund haben mir dabei gut gefallen. Tobias Wellmann ist ein etwas sperriger Protagonist, der mit vielen Dämonen seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Gerade das macht ihn sympathisch, auch wenn er Fehler begeht. Matthias Ernst hat seine Figuren sehr lebendig beschrieben, so dass man nach kurzer Lesezeit schon sehr vertraut mit ihnen ist, auch die Region Oberschwaben wird dem Leser nahe gebracht. Die Krimi-Handlung ist spannend geschrieben und überrascht mit unvorhergesehenen Wendungen.

Fazit: "Mord im Dörfle" hat alles, was ein Regionalkrimi braucht. Die Spannung hält den Leser bis zum Ende gefesselt, originelle Protagonisten und ein gutes Maß Lokalkolorit lassen das Buch lebendig werden. Ich vergebe sehr gern eine Leseempfehlung an alle Freude regionaler Kriminalgeschichten.

Bewertung vom 27.02.2020
Hartwell, Katharina

Der König der Krähen / Die Silbermeer-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Märchenhaftes Fantasy-Abenteuer
Edda und ihr kleiner Bruder Tobin leben in dem kleinen Fischerdorf Colm, wo aus den Schuppen von Fischen das wertvolle Colmin hergestellt wird. Die Menschen sind kühl und misstrauisch gegenüber Fremden, auch die Geschwister werden ausgegrenzt, sind sie doch nicht im Colm geboren. Jedes Jahr zur Zeit der Kaltwochen verschwindet ein Kind aus dem Dorf, die Bewohner glauben, dass es von der See selbst geholt wurde und gehen nach der Trauerzeit resigniert zum Alltag über.

Doch als auch Tobin verschwindet will Edda nach ihm suchen, in seinem Zimmer hat sie eine schwarze Feder gefunden, die laut Aussage einer Hexe aus der alten Sprache stammt, die Magie enthält. In ihren Träumen sieht Edda einen gefiederte Mann, von dem sie annimmt, dass es der Krähenkönig ist, ihn muss sie finden um Tobin zurück zu bekommen. Kurz entschlossen begleitet Edda einen geheimnisvollen Fremden, als der ein Boot stiehlt und aufs Silbermeer hinaus fährt....

"Die Silbermeer-Saga - Der König der Krähen" von Katharina Hartwell hat mich schnell in seinen Bann gezogen und bis zum Ende der über 600 Seiten nicht mehr losgelassen. Obwohl ich die Stimmung am Anfang als kalt und düster empfunden habe, so wie sich das Leben in Colm für Edda anfühlt, wollte ich schon nach einer kurzen Leseprobe unbedingt wissen, wie sich die Geschichte weiter entwickelt. Edda ist eine sympathische Figur, die für den geliebten kleinen Bruder zunächst ihre eigenen Ängste überwinden muss, haben doch die Menschen in Colm oft von den grauenhaften Wesen gesprochen, die im Silbermeer ihr Unwesen treiben. Während ihrer Reise lernt das Mädchen einige der Schrecken kennen und bekommt eine leise Ahnung ihrer eigenen Herkunft, die bisher für sie im Dunkeln lag.

Die Autorin beschreibt die fantastische Inselwelt so detailliert und lebendig, dass ich sie mir beim Lesen gut vorstellen konnte, ihr Schreibstil ist angenehm und Eddas Erlebnisse haben etwas märchenhaftes an sich. "Der König der Krähen" ist der erste Teil der Silbermeer-Saga, auf der letzten Seite ist Eddas Reise noch nicht zu Ende, so dass ich nun gespannt auf die Fortsetzung dieser wunderbaren Geschichte warte.

Fazit: Eddas Reise über das Silbermeer ist ein fantastisches Abenteuer mit märchenhaften Elementen, für das ich gern eine Leseempfehlung gebe. Die vorgegebene Zielgruppe sind Jugendliche, doch auch Erwachsene werden die zauberhafte Silbermeer-Saga gern lesen.

Bewertung vom 26.02.2020
Higginson, Rachel

The Problem With Him / Opposites Attract Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die ehrgeizige Kaya Swift arbeitet als Sous-Chefin in der Restaurantküche des Lilou. Den Posten als Küchenchef, den sie glaubt verdient zu haben, hat Wyatt Shaw erhalten, der von seinem Vorgänger dafür empfohlen wurde. Wyatt muss beweisen, dass er die großen Fußstapfen, die Kilian hinterlassen hat, ausfüllen kann und steht dadurch unter großem Druck. Im Alltag geraten die beiden Sturköpfe immer wieder aneinander, erst nach und nach wird Kaya klar, dass die Funden, die zwischen ihr und Wyatt sprühen, nicht nur mit Wut zu tun haben - ihr Chef ist genau der Typ Mann, der Kaya gefällt. Doch kann sie mit jemandem glücklich werden, mit dem sie jeden Tag so heftig streitet?

"The Problem With Him" ist der dritte Band von Rachel Higginsons Opposites-Attract-Serie. Für mich war es das erste Buch der Autorin und auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, habe ich mich beim Lesen gut unterhalten gefühlt. Kaya und Wyatt sind sympathische Protagonisten, die sehr lebendig beschrieben wurden, so dass ich schnell das Gefühl hatte, die beiden gut zu kennen. Auch der Schreibstil hat mir gefallen, die Geschichte habe ich gerne gelesen und kann sie mit gutem Gewissen weiter empfehlen. Am Rand der Erzählung tauchen auch die Figuren der beiden vorangegangenen Romane auf, was Freunde der Reihe sicher freuen wird.

Fazit: Die romantische Geschichte bezaubert durch sympathische Figuren und einen angenehmen Schreibstil. Sie ist in sich abgeschlossen und man kann sie gut lesen, auch ohne die Vorgängerbände zu kennen.

Bewertung vom 26.02.2020
Filipenko, Sasha

Rote Kreuze


ausgezeichnet

Gegen das Vergessen

Als Alexander kurz nach dem Bezug seiner neuen Wohnung in Minsk ein rotes Kreuz an der Tür findet, glaubt er an Vandalismus. Doch seine Nachbarin, die über neunzig Jahre alte Tatjana erklärt ihm, dass sie unter Alzheimer leidet und die Kreuze gemalt habe, um sich an den Weg zu ihrer eigenen Wohnung zu erinnern. Weil Tatjana den jungen Mann in ihre Wohnung bittet und ihm ein Gespräch aufdrängt, empfindet er sie zunächst als aufdringlich und lästig, dabei hat er dennoch genügend Manieren, um Tatjana trotz seiner Erschöpfung zu folgen und zuzuhören. Mit dem Beginn ihrer Lebensgeschichte gelingt es der alten Dame dann endlich, Alexanders Interesse zu wecken und so erfährt er von ihrem Leben während der Stalin-Ära. 1910 in England geboren, zieht sie bereits im Kindesalter mit dem Vater nach Russland, denn dieser glaubt, dass in seiner alten Heimat eine glorreiche Zukunft liegt. In jungen Jahren ist Tatjana noch in vielen Ländern unterwegs, doch mit dem Tod des Vaters kehrt sie nach Moskau zurück. Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges ändert sich ihr Leben radikal, ihr Ehemann wird an die Front einberufen und Tatjana bleibt mit der kleinen Tochter zurück.
Da sie über gute Sprachkenntnisse verfügt, wird die junge Mutter aufgefordert, für den NKID, das spätere Außenministerium, zu arbeiten. Dabei wird sie mit der alltäglichen Grausamkeit des Krieges konfrontiert, zum Beispiel geht ein Dokument durch ihre Hände, das besagt, dass ein guter Soldat nicht in Gefangenschaft gerät, somit seien alle Kriegsgefangenen als Verräter und Deserteure zu behandeln, ebenso deren Angehörige. Unzählige Briefe und Telegramme vom internationalen roten Kreuz muss Tatjana übersetzen, keiner der Vorschläge zur humanitären Unterstützung russischer Kriegesgefangener wird jemals beantwortet. Als sie auf einer Liste der im Ausland gefangenen russichen Soldaten den name ihres Mannes entdeckt, fürchtet die junge Mutter um sich selbst und ihre Tochter, deshalb lässt sie in der Übersetzung den Namen verschwinden und schreibt dafür den eines Mithäftlings doppelt auf. Die folgenden Jahre lebt Tatjana in ständiger Angst vor einer Verhaftung, doch erst nach Ende des Krieges, im Juli 1945 wird sie abgeholt und muss von da an das Grauen des Gulags erleben....
Mit "Rote Kreuze" hat der weissrussische Autor Sasha Filipenko einen eindringlichen Roman geschaffen, der sich mit einem düsteren Kapitel der russischen Geschichte befasst. Dabei lässt er das Grauen während der Zeit des Stalinismus auf bedrückende Weise lebendig werden, an Tatjanas Seite erlebt der Leser die finstere Vergangenheit mit. Wie Alexander wollte auch ich beim Lesen immer mehr von ihrem Leben und dem damit verknüpften geschichtlichen Hintergund erfahren, die Erzählung hatte mich schnell gepackt und bis zur letzten Seite nicht mehr los gelassen. Nachdenklich bin ich nach dem Ende der Lektüre zurück geblieben, Sasha Filipenkos Botschaft ist deutlich. In einem Interwiew auf den letzen Buchseiten sagt er: "Der Staat tut alles, damit die Menschen die Grausamkeiten des Sowjetregimes vergessen und unsere Aufgabe ist es, das nicht zuzulassen." Dem beeindruckenden Roman gebe ich eine unbedingte Leseempfehlung.
Fazit: Eindringlich vermittelt der Autor ein wichtiges Thema, an Tatjanas Seite erlebt der Leser die düstere Geschichte Russlands hautnah mit. Der fesselnde Schreibstil lässt den Leser schnell durch die 280 Seiten gleiten und lässt ihn nachdenklich zurück.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2020
Jungwirth, Anne-Marie

Broken Dreams / Only by Chance Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Nachdem Tyriq fünf Jahre im Gefängnis verbracht hat, möchte er sein Leben ändern. Schon hinter Gittern hat er sich von seiner alten Gang los gesagt, nun ist er auf dem Weg, sich für einen Job neu einzukleiden. Vor dem Einkaufszentrum findet Tyriq die gut gefüllte Geldbörse der Innenarchitektin Avery und nimmt Kontakt mit ihr auf - anstatt eines Finderlohns bittet er sie spontan um ein Date. Zwischen der unkonventionellen Avery und dem geläuterten Häftling knistert es gewaltig und schon bald sind die beiden ein Paar. Doch immer wieder stolpert Tyriq über seine Vergangenheit, wird es dem Liebespaar gelingen, das Alles hinter sich zu lassen, damit sie gemeinsam durchstarten können?

"Broken Dreams" ist das erste Buch, das ich von Anne-Marie Jungwirth gelesen habe und es hat mich gut unterhalten. Avery ist eine sympathische Figur, die ich sofort gemocht habe. Tyriq wirkte auf mich manchmal zu gut um wahr zu sein, wer aufgrund seiner Vergangenheit als Gangmitglied und durch den Gefängnisaufenthalt einen Bad Boy erwartet, der wird enttäuscht werden - der Mann ist ein Softie. Nett ja, er hat mir auch gefallen, doch wenn er sinngemäß äußert: "Früher habe ich Frauen anders behandelt, aber bei Avery will ich alles richtig machen" - dann kann ich ihm einfach nicht glauben, dass er mal so furchtbar war. Auf jeden Fall war es eine angenehme Geschichte, deren Schreibstil für ein schönes Leseerlebnis gesorgt hat.

Fazit: Eine angenehme Liebesgeschichte, die beim Lesen Entspannung vermittelt, lediglich das Ende war überraschend und brachte eine schnellere Gangart mit sich.

Bewertung vom 24.02.2020
Butler, Nickolas

Ein wenig Glaube


ausgezeichnet

Berührende Geschichte über Glaube und Familie
Lyle Hovde und seine Frau Peg sind überglücklich, dass ihre Adoptivtochter Shiloh mit ihrem Sohn Isaac zu ihnen gezogen ist. Der kleine Junge genießt das Leben bei den Großeltern, doch seine Mutter hat sich einer Glaubensgemeinschaft angeschlossen, die Lyle und Peg schon beim ersten Gottesdienst suspekt ist. Der charismatische Prediger Steven zieht die Gemeinde in seinen Bann, und bald ist Shiloh mit ihm verlobt und zieht mit Isaac und Steven in ein kleines Haus, das näher am Zentrum der Gemeinde liegt, als ihr Elternhaus.
Lyle, der seinen Glauben schon vor vielen Jahren verloren hat, als sein kleiner Sohn im Alter von wenigen Monaten gestorben ist, sieht in Shilohs fanatischer Gemeinschaft eine Gefahr für Isaac, der in der Gemeinde als Heiler gilt. Die Situation eskaliert, als Shiloh und Steven ein paar Tage verreist sind und Isaac bei seinen Großeltern bleibt. Als die Hovdes bemerken, dass der Junge krank ist, bringen sie ihn schnellstmöglich ins Krankenhaus, wo Isaac ein bisher unbehandelter Diabetes diagnostiziert wird. Doch Shiloh ist außer sich, dass ihre Eltern das Kind eingeliefert haben, sie lehnt klassische Medizin ab und ist davon überzeugt, dass Isaac durch Beten gesund werden kann. Nach ihrer Überzeugung ist Lyles Unglaube der Auslöser für Isaacs Krankheit und sie verbietet ihm den Kontakt zu ihrem Sohn.
Langsam und vorsichtig versucht Lyle, das Verhältnis zu seiner Tochter wieder zu verbessern, dafür setzt er sich intensiv mit dem Glauben auseinander. Doch als er und Peg von anderen Gemeindemitgliedern erfahren, in welch großer Gefahr ihr Enkel schwebt, muss Lyle eine folgenschwere Entscheidung treffen.
"Ein wenig Glaube" ist das erste Buch, das ich von Nickolas Butler gelesen habe und es hat mich sehr beeindruckt. Einfühlsam schildert der Autor die emotionale Zerissenheit des Großvaters, seine Liebe gilt der Tochter genau so sehr wie dem Enkelsohn, doch er sieht auch, dass Shilohs Handeln dem kleinen Isaac schaden kann. Der Schauplatz im mittleren Westen der USA ist so anschaulich beschrieben, dass ich beim Lesen ganz in die Geschichte eingetaucht bin und mit Lyle gegrübelt, gezweifelt und gefürchtet habe. Intensiv setzt sich Lyle im Lauf der Handlung mit seinem eigenen Glauben auseinander, in seinem Bestreben den richtigen Weg für sich und seine Familie zu finden. Der eindringliche Schreibstil hat die Erzählung und die Figuren darin für mich lebendig werden lassen. Dass der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht, hat mich dabei sehr erschüttert.
Fazit: Nickolas Butler beschreibt in seinem Buch Ereignisse, die in den USA schon in hunderten Fällen traurige Realität sind. Dabei lässt er den Leser tief in die Gefühlswelt des von Zweifeln geplagten Großvaters eintauchen, der in Interesse des geliebten Enkelsohnes eine schwere Entscheidung treffen muss.