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wonderland09

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2023
Basovic Brown, Nina

Wer ist hier der Alien?


ausgezeichnet

Wer ist hier sonderbar?

Cover:
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Das Titelbild verspricht ein sehr humorvolles Buch. Das zeigt sich schon durch den Alien, der an Junus zerrt und an dem verzerrt dargestellten Gesicht des Jungen.

Inhalt:
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Junus spielt am liebsten online mit seinem Freund Computerspiele, bei denen die Welt vor Außerirdischen gerettet werden muss. Doch dann kommt ein Gewitter mit Stromausfall und als er in den Garten geht, kommt plötzlich ein Alien daraus hervor! Doch der kann sich nicht erinnern, wie er auf die Erde gekommen ist und auch nicht an seinen Namen! Kurzerhand nennt Junus ihn Solo und versucht nicht nur, ihn am Leben zu halten, sondern auch vor anderen zu verstecken. Ob ihm das gelingt?

Mein Eindruck:
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Vom Schreibstil ist das Buch sehr gut für Leseanfänger geeignet. Kurze, knackige Sätze und halbwegs kurze Kapitel mit Cliffhangern am Ende laden ein, immer weiter lesen zu wollen.
Die Geschichte ist schon aufgrund der seltsamen Situationskomik lustig, die sich ergibt, wenn ein Außerirdischer auf unsere Welt mit ihren Gewohnheiten trifft. Noch lustiger wird es, weil Junus große Schwester den Außerirdischen enttarnt und für ihre Umweltaktivismus-Projekte engagieren will. Denn Solo kann sich optisch in andere Lebewesen verwandeln.
Durch das Umweltthema ist es der Autorin gelungen, auf humorvolle Art auch ein ernsteres Thema wie den Klimawandel einzuflechten. So, dass es zum Nachdenken anregt, aber nicht hoffnungslos oder demotivierend wirkt.
Das Ende der Geschichte las sich für mich rund und mir gefiel, dass der Titel des Buches Programm war. Man fragt sich am Ende wirklich, wer jetzt seltsamer oder abgehobener ist: Außerirdische oder wir Menschen? Ich habe auf jeden Fall Lust auf ein weiteres Abenteuer mit Solo bekommen. Denkbar wäre es!

Fazit:
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Freundschaftsgeschichte gepaart mit Umweltaktivismus und Außerirdischen

Bewertung vom 13.10.2023
Gamble, Luke

Die Gesellschaft der geheimen Tiere Bd.1


sehr gut

Guter Auftakt zu einer ungewöhnlichen Reihe mit magischen Tieren

Gestaltung:
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Optisch ist das Buch richtig klasse: Hardcover, eine farbenfrohe Grafik mit Edith, dem Pegasus und dem Phoenix sowie die Titelschrift in glänzendem Gold. Das Titelbild, vor allem Edith, sieht allerdings aus wie aus einer Computeranimation. Es wirkt alles etwas künstlich. Die Abbildung der Fabelwesen über dem Titel findet man auch als Wiedererkennungseffekt vor jedem Kapitelanfang. Insgesamt gefällt mir das Buch optisch bis auf das leicht künstlich wirkende Cover sehr gut.

Inhalt:
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Edith geht auf ein Internat in England, da ihre Eltern beide als Forscher durch die Welt reisen. Als diese bei einer Expedition verschollen sind, muss sie in den Ferien zu ihrem Onkel, von dem sie bisher noch nie gehört hat. Auch seine Wohngegend ist etwas abgeschieden im Wald. Außerdem scheint er von ihrer Anwesenheit nicht gerade begeistert zu sein und in der Scheune gehen geheimnisvolle Dinge vor sich, von denen sie nichts wissen soll. Und dann plagen sie immer wieder diese seltsamen Kopfschmerzen. Doch dann findet sie heraus, dass sie die Gabe hat, mit Tieren zu sprechen, dass ihr Onkel Tierarzt für magische und mythische Wesen ist und dass das mysteriöse "Syndikat" diese Tiere verfolgt und scheinbar auch mit dem Verschwinden ihrer Eltern zu tun hat. Als ihr Onkel in den Himalaya gerufen wird, um einem Yeti zu helfen, darf Edith ihn begleiten. Doch die Reise ist nicht ungefährlich, denn das Syndikat lauert den Yetis auf!

Mein Eindruck:
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Der Schreibstil und die Geschichte hatten mich von Anfang an gepackt. Die Geschichte wird aus Ediths Sicht geschildert und so bekommt der Leser alles mit, was in ihrem Kopf vor sich geht (inkl. Kopfschmerzen). Eigentlich ist schade, dass im Klappentext schon einiges vorweggenommen wird, so ist die Handlung, bis Edith den Kontext zwischen Kopfschmerzen und ihrer Gabe versteht, etwas vorhersehbar. Aber die Geschichte als solches ist spannend und teils auch humorvoll erzählt. Vor allem wenn Edith ihre Gespräche mit den Tieren und auch mit den magischen Wesen führt, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Kapitel werden immer mit einem beschreibenden Satz eingeleitet, der neugierig auf den Inhalt macht und die meisten Abschnitte enden mit einem Cliffhanger, sodass ich das Buch fast in einem Rutsch verschlingen musste. Man merkt an vielen Stellen auch, dass der Autor Tierarzt ist, denn er lässt einiges aus seiner Arbeit in die Handlung einfließen, was sehr aufschlussreich ist.
Die Geschichte ist spannend bis zum Schluss, aber an einigen Stellen auch recht brutal für die Altersgruppe. Meine Tochter (10 J.) hat das Buch zuerst gelesen und gemeint, wegen der brutalen Stellen zieht sie einen Punkt ab. Dieser Meinung schließe ich mich an, sodass wir 4 Sterne vergeben und uns schon auf die Fortsetzung freuen.

Fazit:
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Spannende und teils humorvolle Handlung, aber mit einigen sehr brutalen Stellen - nichts für zartbesaitete Kinder

Bewertung vom 01.10.2023
Gernhäuser, Susanne

Wieso? Weshalb? Warum? Leuchte und entdecke: Dinosaurier (Taschenlampen-Buch mit Folien und Klappen)


ausgezeichnet

Dinosaurierbuch mit nettem Feature!

Gestaltung:
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Wie alle Bände der Reihe hat das Buch wieder tolle Klappen, schöne Illustrationen sowie stabile Seiten aus Pappe in einer Ringbuchform. Ein zusätzliches Feature sind diesmal die Folien, die man mithilfe der mitgelieferten Taschenlampe erkunden kann. Sehr schön gemacht!

Mein Eindruck:
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Wir haben schon einige Bücher zum Thema Dinosaurier gelesen. Daher war für uns nicht viel Neues dabei. Für Neulinge auf dem Gebiet bietet das Buch aber eine gute erste Übersicht.
Man erfährt, wann die Dinosaurier gelebt haben, die Besonderheiten von Raubsauriern und Pflanzenfressern, wie sich der Alltag des Dinosaurierlebens gestaltete und erhält einen groben Überblick über die Saurierarten. Schließlich wird man informiert, wie man Dinosaurier erforscht und wo man ihre Überreste bestaunen kann.
Durch die Folien, die man mit der mitgelieferten Taschenlampe erforschen kann, wird die Neugier der Kinder zusätzlich angeregt. So kann man das Vorgelesene noch besser vertiefen als nur durch die Klappen. Außerdem haben die Kinder die Möglichkeit, das Buch auch alleine anhand der Folienbilder zu erkunden. Man kann das Thema auf diese Weise tatsächlich besser beleuchten! Wir sind gespannt auf die weiteren Bücher mit diesem "Leuchtkonzept".

Fazit:
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Guter Einstieg zum Thema Dinosaurier, das die Kinder durch die Folien zusätzlich animiert, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen.

Bewertung vom 01.10.2023
Erne, Andrea

Wieso? Weshalb? Warum?, Band 73: Komm mit zum Reiten


ausgezeichnet

Umfassender Einstieg für die Kleinsten

Gestaltung:
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Wie alle Bände dieser Reihe ist auch dieser mit schönen Illustrationen ausgestattet. Die Seiten sind aus dickerer Pappe und die Klappen so gestaltet, dass sie einem mehrfachen Ein- und Ausklappen standhalten. Sehr hochwertig!

Mein Eindruck:
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In diesem Buch wird das Thema Reiten sehr umfassend schon für Kinder ab 4 Jahren dargestellt. Angefangen von Fragen wie "Wo kann ich reiten lernen?", Umgang und Pflege von Pferden, Reitzubehör, den ersten Schritten an der Longe und in der Reitstunde bishin zu weiterführenden Themen wie Turniere, Voltigieren und Bahnregeln ist einfach alles dabei, was man als Einstieg zum Thema wissen muss.
Obwohl ich mich schon mit dem Thema auseinandergesetzt habe, konnte das Buch für mich mit liebevollen Details aufwarten und die Reitbahnregeln sowie die verschiedenen Figuren, die geritten werden können, waren auch mir neu. Durch die Klappen wird die Neugier der Kinder zum Entdecken angeregt. Mir gefiel außerdem, dass das Thema durch die Bilder für alle Arten und Geschlechter aufbereitet worden war: Es gibt sowohl Mädchen als auch Jungen, die reiten und auch das Thema Inklusion wird aufgegriffen. Dass die reitenden Kinder unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe sein können, sollte ohnehin selbstverständlich sein. Diese umfassende Aufbereitung dieses Themas hebt das Buch für mich von anderen Kinder-Pferdebüchern positiv ab.

Fazit:
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Umfassend und gut verständliches Buch zum Thema Reiten, das alle Arten von Kindern anspricht - sehr gelungen!

Bewertung vom 15.09.2023
Rosslow, Barbara

Der Fluch der magischen Pfote / Cosmo Zauberkater Bd. 1


ausgezeichnet

Ein außergewöhnlicher Kater mit magischer Pfote

Gestaltung:
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Das Titelbild mit dem zottigen Kater, aus dessen Pfote ein Lichtstrahl mit Sternen schießt, hat mich magisch angezogen. Der Kater sieht zu putzig aus. Auch im Inneren des Buches finden sich zwischen den Kapiteln niedliche, kleine und oft witzige Illustrationen, die das Beschriebene schön veranschaulichen. Einfach wunderschön gestaltet!

Inhalt:
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Auf der Suche nach Futter bricht der Straßenkater Cosmo mit seiner Katzenfreundin Ebba in eine Zauberhutfabrik ein und wird erwischt. Doch kann er der Strafe des Zauberers entkommen, da ihm die Botschaft zugetragen wird, dass er als Tiergefährte eines der neuen Zauberschülerkinder in Wickfield vorgesehen ist. Unter anderem steht Besenreiten auf dem Programm, dabei hat Cosmo Höhenangst! Doch nicht nur das bereitet ihm Probleme, sondern außerdem zuckt seine Pfote manchmal seltsam und dann geschehen unvorhergesehene Dinge. Und zu allem Überfluss wird die Spiegelkugel gestohlen und Wickfield ist in Gefahr! Wird es Cosmo und seiner neuen Freundin, dem schusseligen Zauberermädchen Aywa gelingen, die Kugel zurückzuholen und Wickfield zu retten?

Mein Eindruck:
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»Damals, vor über tausend Jahren, herrschte überall Chaos und Krieg. Böse Mächte versuchten ständig, Zwist unter Hexenclans und Zauberfamilien zu säen. Sie wollten alle Menschen, Tierwandler und andere magische Fabelwesen auf die dunkle Seite ziehen. Um dem Einhalt zu gebieten, fanden sich die sieben mächtigsten Elementarzauberinnen und -zauberer aus Wickfield zusammen. Sie beschlossen, alle Lebewesen in Wickfield vor den dunklen Mächten zu beschützen. Einen großen Teil ihrer Zauberkraft und ihrer Weisheit ließen sie in eine Kugel aus Mondstein fließen.«
»In die Spiegelkugel?«, fragte Cosmo.
Der Rabe nickte. »Seither schützt diese Kugel Wickfield vor der dunklen Magie.«

Diese Geschichte ist mehr als nur ein magisches Tierabenteuer. Es gibt weiße und schwarze Magier sowie das unbekannte Böse. Und die Frage, warum Cosmos Pfote zuckt und er scheinbar zaubern kann. Die Handlung ist warmherzig mit viel Humor erzählt, sodass es nie zu gruselig wird. Dennoch bleibt das ständige Rätselraten, wer der Böse ist und wie Cosmo zu seiner Zauberpfote kam. Diese Mischung macht die Geschichte zu einem spannenden und lustigen Abenteuer für Groß und Klein!
Bei den Tieren ist es wie bei den Menschen, pardon: Zauberkindern. Einige verstehen sich auf Anhieb und andere nicht. Cosmo schließt schnell Freundschaft mit dem Flughörnchen Cliff, das außer vor dem Fliegen vor allem und jedem unbekannten Angst hat. Die beiden sind ein tolles Gespann. Und auch bei Cosmo und Aywa ist es nicht direkt Liebe auf den ersten Blick, aber auf den zweiten!
Und das ist das Schöne an dem Buch: Es geht nicht nur um den Kampf zwischen Gut und Böse, sondern auch um außergewöhnliche Freundschaften und dass man trotz Ängsten und Tollpatschigkeit zusammen mehr vollbringen kann als alleine. Das Ende kam viel zu schnell, wurde aber schlüssig gelöst. Es lässt jedoch noch einige Fragen offen, die auf den zweiten Teil fiebern lassen! Ich hoffe, er kommt bald!

Fazit:
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Ein spannendes, lustiges und tierisch gutes Fantasy-Abenteuer für Grundschulkinder (und Erwachsene!)

Bewertung vom 14.08.2023
Sutcliffe, William

Genial normal


ausgezeichnet

Was oder wer ist schon normal?

Inhalt:
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Der 15-jährige Sam ist ein durchschnittlicher Teenager, der gerne Fußball spielt mit seinen Freunden und gemeinsam mit seiner 7-jährigen Schwester Freya und seinem 17-jährigen Bruder Ethan in einem Kaff namens Stevenage in England aufwächst. Er ist zufrieden, bis sein Vater seine Firma für viel Geld verkauft, seine Eltern in das wohlhabende Londoner Wohnviertel Hampstead ziehen und alle ihre Kinder an der "Nord-London-Akademie für Begabte und Talentierte" anmelden. Seine Geschwister blühen auf, aber Sam ist plötzlich als scheinbar nicht talentierter ein Außenseiter. Wird es ihm gelingen, seine Talente zu entdecken und dazuzugehören? Aber noch wichtiger: Will er das überhaupt?

Mein Eindruck:
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Ich habe schon ein paar Bücher des Autors gelesen und liebe seinen treffsicheren Humor. Besonders in Teenager und ihre Gefühle, aber auch in deren Eltern kann er sich perfekt einfühlen. Er schafft es immer wieder, typische Themen der jungen Generation und der Gesellschaft überspitzt und mit einem Hauch Ironie treffend darzustellen.

"Mum streckte sich über den Tisch aus, nahm meine Hand und sah mir in die Augen. 'Sei nicht so voreingenommen, Sam. Das herkömmliche Schulwesen ist restriktiv und konformistisch und geprägt von sinnlosen Zielvorgaben und Prüfungen. Die Akademie ist die beste Gelegenheit, all diesen Unsinn hinter dir zu lassen und dein wahres Ich zu finden und zu fördern. Selbst wenn du nicht sofort warm damit wirst, entdeckst du in dir mit der Zeit neue Tiefen, die dir bislang gar nicht bewusst waren.'
'Ich will keine neuen Tiefen finden. Ich mag die, die ich schon habe.' "(S. 13)

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Sam geschrieben, und obwohl ich längst aus seinem Alter raus bin, konnte ich mich gut in ihn hineinfühlen und seine manchmal sarkastischen Gedankengänge haben mich oft schmunzeln lassen. Sams Mutter meint nun, da sie reich wäre, müsste sie etwas Besonderes sein und sich selbst neu erfinden. Dafür probiert sie einiges für ihren Selbstfindungstrip aus und die Familie muss dabei unfreiwillig als Versuchskaninchen herhalten. Freya entdeckt ihre künstlerische Ader und auch Ethan erfindet sich neu. Anfangs sieht es noch so aus, als ob Sam der einzig Normale und daher Außenseiter ist, doch im Verlauf der Geschichte findet er durch die Theater-AG geschickt einen Weg dazuzugehören, ohne sich selbst zu verbiegen.

"Aber du findest, dass ich besonders sein müsste. Du findest, das wäre wichtig. Und das glaube ich nicht. Wie kann denn jeder besonders sein? Warum sollte jeder besonders sein wollen?" (S. 265, Sam zu seiner Mutter)

William Sutcliffe geht in diesem Roman auf ein Phänomen der heutigen Zeit ein, in dem jedes Kind etwas Besonderes können muss und Eltern sich überschlagen, diese Talente zu fördern und noch schlimmer, über soziale Medien darüber pausenlos berichten müssen. Aber auch Eltern in der Midlife-Crisis und "normale" Teenagerprobleme wie sexuelle Orientierung u und erstes Verliebtsein werden so in die Handlung eingewoben, dass man sich zwar permanent amüsiert, aber einige von Sams Aussagen einen außerdem zum Nachdenken bringen. Das Ende war anders als erwartet, gefiel mir aber sehr gut.

Fazit:
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Amüsanter Roman über Selbstfindung, Begabtenförderung und das Erwachsenwerden - sarkastisch, aber auch mit ernsten Untertönen

Bewertung vom 25.07.2023
Schlosser, Antonia;Kestler, Katharina;Heudorfer, Katharina

Bergfreundinnen


ausgezeichnet

Eine weibliche Sicht auf das (Berg-)Leben

Kurzmeinung:
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"Ich glaub, du weißt einfach, dass du auf jeden Fall was lernen wirst. Wenn man von null startet, dann geht's halt nicht zurück, sondern immer nach vorne. Neuanfänge sind immer ein Plus - ein Gewinn in jeder Hinsicht." (S. 21)

Ich muss zugeben, dass ich einfach aus Neugier in dieses Buch geblättert habe. Weder kannte ich den Podcast der Autorinnen, noch bin ich begeisterte Bergsteigerin, obwohl ich zumindest in einem kleineren Gebirge aufwuchs und auch Wanderungen nicht abgeneigt bin. Ich hatte mich gefragt: Was ist so spannend an dem Thema, das man ein ganzes Buch füllen kann? Ich dachte, es wäre ein reiner Wanderguide. Aber (zum Glück) weit gefehlt!
Ja, es ist auch ein Buch über die Berge. Man erfährt sehr viel über Bergsteigen sowie andere Sportarten wie Gleitschirmfliegen, Mountainbiken, Skifahren uvm. Einige der Aktivitäten kannte ich noch nicht mal vom Namen her. Dabei ist das Buch kein trockener Ratgeber, sondern eher eine Lebensphilosophie! Die Mischung aus Interviews mit anderen Frauen zu bestimmten Themen, Checklisten sowie Tipps und weiterführende (Internet-)Quellen gepaart mit einem großen Fototeil in der Mitte des Buches liest sich sehr unterhaltsam.
Es geht dabei nicht nur um das "How to", sondern es werden viele (weibliche) Nebenaspekte betrachtet wie Transsexualität, Vereinbarkeit von Muttersein und Bergleidenschaft, Neubeginn, Ängste überwinden, Trauer und Trauerhilfe, Leben nach Unfällen und auch das sonstige Tabu-Thema Menstruation und Sport wird beleuchtet.
Obwohl der Fokus dabei auf Tätigkeiten in den Bergen liegt, haben mich besonders die Interviews und Checklisten auch für mein Alltagsleben inspiriert. Viele der Empfehlungen haben auch hier ihre Gültigkeit.
Auch wenn ich die Leidenschaft der Autorinnen gespürt habe und die Tipps sehr gut umsetzbar erscheinen, so habe ich zwar aktuell dennoch nicht den Wunsch, in die Berge zu gehen, aber jede Menge Impulse für den Alltag gewonnen. Die offene, tolerante und ehrliche Art der drei reißt einen mit und macht Mut, sich selbst auszuprobieren.
Ich werde mir auf jeden Fall den Podcast anhören.

Fazit:
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Eine tolle Mischung aus Interviews, Checklisten, Tipps und Erfahrungsberichten, die Mut machen, nicht nur für das Berg-Leben!

Bewertung vom 18.07.2023
Herzog, Sven

Die Sache mit dem Wald


ausgezeichnet

Wald ist vielfältig und langlebig

Meine Meinung:
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Der Blick von unten in die Baumkronen auf dem Titelbild wirkt idyllisch und lässt einen träumen. Der Aufdruck "Ökosystem, Wirtschaftsfaktor, Sehnsuchtsort" vermittelt, dass hier eine ganzheitliche Betrachtung erfolgen soll. Und genau darum geht es Herrn Herzog auch: Eine fachlich fundierte und gleichzeitig für jedermann verständliche Betrachtungsweise des Systems "Wald".

Dabei geht er auf unterschiedliche Perspektiven ein. Zu Beginn wird die Bedeutung des Waldes und dessen Entwicklung in der Historie der Welt beleuchtet. Was verstehen wir unter Wald, wie empfinden wir diesen Ort und welche Bedeutung hat der Wald im Laufe der Geschichte für die Menschen gewonnen? In weiteren Kapiteln betrachtet er unterschiedliche Nutzungsaspekte und deren Auswirkungen auf den Waldbestand. Neben der Holznutzung gibt es z. B. auch die Nutzung zur Jagd und die als Erholungsort. Im letzten Teil werden dann Umwelteinflüsse auf die Waldveränderung genannt sowie mögliche Ideen und Konzepte für die zukünftige Behandlung von Wäldern betrachtet.
Gut gefallen hat mir die unaufgeregte, sachliche Art, mit der der Autor alles betrachtet. Er geht wissenschaftlich fundiert vor, nennt Beispiele, Statistiken, Vor- und Nachteile, ohne jemand an den Pranger zu stellen oder eine Theorie besonders zu bevorzugen. Er betont, dass ihm dies wichtig sei und rät davon ab, sich von Sympathie oder Antipathie zu den Meinungsvertretern leiten zu lassen, sondern sich faktenbasiert selbst eine Meinung zu bilden.

Dass das Buch eine wissenschaftliche Abhandlung ist, merkt man auch an den vielen Fußnoten sowie dem Einführen von einigen Fachbegriffen. Obwohl diese alle verständlich, teils sogar in Form von Infokästen, erläutert werden, hätte ich mir ein Glossar zum Nachschlagen am Ende gewünscht. Denn trotz der Verständlichkeit muss man als Laie schon sehr konzentriert lesen und sich ab und an Notizen machen, da in späteren Kapiteln auf Erläuterungen aus den ersten Teilen Bezug genommen wird. Neben einigen Infografiken lockern viele Naturfotos das Erzählte angenehm auf.
Ich habe mich bisher zwar auch mit Umweltschutz sowie dem Ökosystem Wald befasst, durfte durch dieses Buch aber auch viel dazu lernen. Einige Aspekte hatte ich nicht auf dem Schirm, auch die Bedeutung der Jagd und der Holznutzung war mir nicht so präsent. Ich hatte oft Aha-Momente.
Wer hier nach einem konkreten Ratschlag sucht, wie mit dem Thema Wald in der Zukunft umzugehen ist oder wie wir den Wald nutzbringend gegen den Klimawandel verwenden können, der ist hier falsch. Denn "den richtigen Weg" gibt es nicht, vielmehr ist hier eine umfassende Darstellung aller wichtigen Zusammenhänge gegeben worden, um selbst einen gehbaren und für sich vertretbaren Weg zu finden.
Und: Das geht nur gemeinsam und generationenübergreifend. Wälder sind langlebig und die Auswirkungen und Schäden sind oft erst Generationen nach uns ersichtlich. Die Welt kann ohne Wald leben, aber wir Menschen können es nicht. Daher sollten wir handeln. Und dieses Buch liefert dafür alle Fakten für eine fundierte Entscheidung.

Fazit:
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Sehr umfassende Betrachtung des Themas Wald: Wissenschaftlich und verständlich, um sich eine eigene Meinung zum aktuellen Stand zu bilden

Bewertung vom 18.07.2023
Safier, David

Solange wir leben


ausgezeichnet

Das bewegte Leben von Herrn Safiers Eltern

Gestaltung:
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Als Hardcover mit Lesebändchen ist das Buch sehr wertig. Hinzu kommen die schönen Aufnahmen aus dem Familienalbum der Familie Safier auf dem Cover sowie im Einband. Gewünscht hätte ich mir noch einen Stammbaum sowie mehr Fotos im Innenteil mit Beschriftungen. Insgesamt eine schöne Gestaltung.

Mein Eindruck:
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"Was wusste ich schon über das Leben meiner Eltern? Außer dass es oft grausam war? Und manchmal wundervoll? Und dass sie sich liebten?" (S. 12)

Nachdem man von dem Autor eher Satiren oder humorvolle Geschichten kennt, hat er diesmal seinen Eltern ein Denkmal gewidmet, indem er deren Biografie zu einem Roman verarbeitet hat. Es beginnt alles mit der Beerdigung des Vaters 1997. Dies ist der Einstieg, zurückzuschauen auf das Jahr 1937, in dem Davids Vater Joschi Safier mit seiner Schwester Rosl in Wien aufwächst. Joschi ist lustig und kommt gut bei den Frauen an. Doch als die Nazis auch in Österreich zunehmend die Macht übernehmen, gerät das unbeschwerte Leben der jüdischen Familie Safier aus den Fugen. Nur wenige können rechtzeitig fliehen und für Joschi beginnt ein harter Kampf ums Überleben. Parallel dazu wird im Wechsel Waltrauds Leben geschildert, die zu diesem Zeitpunkt noch ein Kleinkind ist. Auch ihre Kindheit wird durch die Nazis erschwert, aber als Nicht-Jüdin erlebt sie den Krieg aus einer anderen Perspektive. Als Joschi und Waltraud sich kennenlernen, sind beide schon geprägt vom Leben: Er ist verheiratet und kinderlos, sie ist jung, verwitwet und mit Kleinkind. Und ein Altersunterschied von ca. 20 Jahren trennt sie. Dennoch verlieben sie sich und trotz vieler weiterer Schicksalsschläge bleiben sie bis zum Ende zusammen.

Ich habe selten eine so berührende und spannende Biografie gelesen! Der Autor schafft es, sich in beide Elternteile hineinzuversetzen. Man spürt den Schmerz, die Angst, die Glücksgefühle und kann nachvollziehen, dass die Liebe ihnen hilft, die Schicksalsschläge zu meistern. Den stetigen Wechsel zwischen Joschi und Waltraud fand ich gut. Man hat so die ganze Handlung aus beiderlei Sicht vermittelt bekommen. Die Verluste, die Joschi erleiden musste, die Heimatlosigkeit nach seiner Flucht sowie das Hin- und Hergerissensein zwischen Waltraud und Dora konnte ich nachvollziehen. Aber auch Waltrauds Gefühle waren sehr authentisch geschildert. Besonders am Ende sind bei mir ein paar Tränen geflossen.
Beim Lesen fragte ich mich immer wieder, wie der Autor dies so genau wissen kann, ob seine Eltern ihm davon noch zu Lebzeiten erzählt haben? Leider gibt es zwar am Ende einen Epilog von Herrn Safier, aber darin wird nicht geschildert, wie er recherchiert hat bzw. welcher Anteil historisch belegbar ist, welchen er nur vermutet hat. Obwohl dies bewusst als Roman und nicht als Biografie deklariert ist, so hätte ich mir hier etwas mehr Hintergrundinformationen gewünscht.
Ein toller Roman über das Leben seiner Eltern, bei dem man die Liebe der beiden zueinander, aber auch die des Autors für seine Eltern in jeder Zeile spürt. Auch das Leben zur Zeit des Ersten Weltkrieges und die Probleme, die sich für die Überlebenden danach ergeben, sind realistisch eingefangen. Ich habe das Buch in einem Rutsch verschlungen, sehr empfehlenswert!

Fazit:
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Eine bewegende und fesselnde Romanbiografie über zwei starke Personen, die durch ihre Liebe das Leben gemeinsam meistern

Bewertung vom 09.07.2023
Wahl, Caroline

22 Bahnen


gut

Zwei Schwestern halten zusammen

Gestaltung:
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Das Layout des Buches ist sehr gelungen: Das Wasser mit einer schwimmenden Frau, die man nicht klar erkennen kann, passt super zum Titel und zum Inhalt. Als Hardcover ist das Buch sehr wertig verarbeitet und ein Lesebändchen macht es perfekt.

Inhalt:
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Tilda ist am Ende ihres Mathestudiums, sie ist sehr begabt und ihr wird eine Habilitationsstelle angeboten. Doch dafür müsste sie die Stadt verlassen und ihre 10jährige Schwester Ida, die sie sehr liebt mit ihrer alkoholkranken und oft gewalttätigen Mutter alleinlassen.
Ihre Ablenkung und Beruhigung findet sie beim regelmäßigen Schwimmen. Im Schwimmbad trifft sie auf Viktor, der dort immer seine 22 Bahnen schwimmt. Er ist der ältere Bruder eines verstorbenen Mitschülers und nicht nur das bringt Tildas bisheriges Leben ins Wanken.

Mein Eindruck:
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"Wenn ich nachts auf meiner Matratze liege und der Wind oder die Sommernachtsbrise durch die weit geöffneten Fenster auf mich fällt, dann scheint kurz alles gut zu sein. Dann fühle ich mich leicht. Wenn ich nachts auf meiner Matratze liege, dann denke ich, dass ich das Ganze da draußen noch lange aushalten kann. Solange der Wind nachts auf mich fällt, denke ich, kann ich mich tagsüber in den Krieg da draußen stürzen. Gegen meine Mutter, gegen ihre Launen, gegen diese Kleinstadt. Und für Ida." (S. 15)

Dieses Buch hatte mich vom ersten Satz an in seinen Sog gezogen und ließ mich bis zum Ende nicht mehr los. Die komplette Handlung ist aus Tildas Sicht geschrieben. Man erlebt beim Lesen live Tildas Gedankengänge mit, was sich in einem Schreibstil mit langen Sätzen mit vielen Kommata äußert. Zahlenwörter werden nicht in Worten, sondern Zahlen geschrieben, was auf den ersten Blick irritieren mag, aber zu Tildas mathematischer Neigung sehr gut passt.
Obwohl beide Schwestern altersmäßig weit auseinanderliegen und beide von verschiedenen Vätern stammen, die sie beide jeweils kaum bis gar nicht kannten, halten sie fest zusammen. Tilda kümmert sich liebevoll wie eine Mutter um Ida und beschützt sie vor der Gewalt ihrer Mutter, so gut es geht. Ihre Angst, Ida mit der Mutter alleine zurückzulassen, konnte ich gut nachvollziehen. Bis zum Schluss des Romans hatte ich ein ungutes Gefühl im Bauch, ob mit Ida nicht doch etwas Schlimmes passiert.
Die Mutter ist immer da und doch überhaupt nicht präsent. Wie ein Schatten, eine unberechenbare Bedrohnung erscheint sie einem. Als Mensch wird sie leider dem Leser nicht greifbar, ihre Entwicklung wird nicht weiter beleuchtet, was ich etwas schade finde.

"Ich schweige. Das muss aufhören. Ich bin nahezu besessen von ihm und ich weiß gar nicht, wieso. Oder ich weiß es doch. Er ist wie ein Rätsel, das ich lösen will, wie eine Matheaufgabe, die ich nicht verstehe, und ich hasse es, wenn ich Matheaufgaben nicht sofort verstehe."(S. 53)

Ich mochte Tilda, auch weil sie etwas mathematisch-nerdig ist und ich in manchen Situationen ähnlich ticke. Dennoch hatte ich manchmal Probleme, ihre Handlungen nachzuvollziehen, die Charaktere blieben letztendlich oberflächlich und stereotyp. Viktors Charakter blieb mir ebenfalls fremd. Seine Aktivitäten fand ich seltsam, erst kümmert er sich kaum um Tilda, dann gibt er den Schwestern Obdach, nachdem die Mutter ausgerastet ist und schickt sie gleich am nächsten Morgen weg, um sich später liebevoll wieder um die kranke Tilda zu kümmern. Bei Tilda war ich mir nicht im Klaren, ob sie Viktor wegen ihrer eigenen Schuldgefühle und der Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen Bruder mag oder wegen etwas anderem. Ihre Leidenschaft konnte ich nicht nachvollziehen. Es schien mir, als würde sie sich an ihn wie an einen Strohalm klammern, der sie aus ihrem schlechten Leben rausholt.
Ida mochte ich am meisten, sie versucht sich innerlich von der Mutter abzuschirmen, verarbeitet ihre Gefühle in ihren Malereien und agiert für ihr Alter erstaunlich vernünftig. Das Ende ließ einige Fragen offen und mich etwas unbefriedigt zurück, weil mir die Tiefe etwas gefehlt hat. Laut Rückseitentext soll dies hier ein u. a. "witziger.. Roman" sein. Den Witz habe ich leider nicht gefunden. Ich empfand es eher melancholisch, wenn auch mit hoffnungsgebenen Momenten.

Fazit:
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Ein Roman wie ein Unterwassersog, der mich jedoch nicht so in die Tiefe zog wie gewünscht und mich leicht melancholisch zurückließ