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Bookfairy

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2015
Seskis, Tina

Ungeschehen


gut

Emily verlässt ihre Familie in Manchester und beginnt in London ein neues Leben, wobei sie ganz von vorne anfangen muss. Man weiß nicht, warum sie geht, aber man merkt, dass vor einiger Zeit in Emilys Leben etwas passiert ist, dass sie völlig aus der Bahn geworfen hat und weswegen sie das Leben mit ihrer Familie, ihren Freunden und Bekannten nicht mehr aushält. Es gibt immer wieder Rückblenden in ihr "altes Leben", bis am Ende ihr altes und ihr neues Leben aufeinander treffen und alles aufgeklärt wird.

Ich habe das Buch an einem kalten Dezembertag gelesen und konnte die Hitze der ersten Wochen in Emilys neuem Leben förmlich spüren. Auch die Beschreibung ihrer ersten Unterkunft mit ihren zusammengewürfelten Bewohnern, ihre Jobsuche und ihren späteren beruflichen Werdegang fand ich sehr realitätsnah. Es war ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte, da mich Emilys Geschichte einerseits und ihre geheimnisumwitterte Vergangenheit andererseits in ihren Bann zogen.

Doch dann kam die Auflösung des Geheimnisses und ich muss sagen, dass ich noch nie vom Ende eines Buches so enttäuscht war wie von diesem. Das ganze Buch beruht eigentlich auf der Tatsache, dass die Autorin den Leser von Anfang an an der Nase herumführt. Ich hatte schon auf den ersten Seiten, als Emily das Haus verlässt, in dem sie die letzten Jahre gewohnt hat, das Gefühl, dass etwas fehlt. Ich habe sogar die ersten Seiten zweimal gelesen, weil ich verwirrt war. Und dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt, hatte ich immer wieder, sobald es im Buch um diejenigen ging, die Emily zurückgelassen hat.

Natürlich wird Spannung in einem Buch oft aufgebaut, indem der Autor dem Leser bestimmte Informationen vorenthält, aber in diesem Buch ist das so plump gemacht, dass man sich als Leser von der Autorin nicht ernst genommen fühlt, wenn man das am Ende merkt. Die letzten Seiten, die dann auch sehr überstürzt geschrieben und kitschig wirkten, habe ich nur noch überflogen und das Buch dann verärgert zur Seite gelegt. So macht mir Lesen keinen Spaß!

Bis kurz vor Ende des Buches hätte ich "Ungeschehen" fünf Sterne gegeben. Doch das Ende hat alles kaputt gemacht…

Bewertung vom 20.01.2015
Löhnig, Inge

Mörderkind


ausgezeichnet

Fiona Jacobys glückliche, wenn auch durch ihre Künstlereltern unkonventionelle Kindheit endet mit sieben Jahren jäh, als ihr Vater Ben in einem Indizienprozess des Mordes an seiner Geliebten schuldig gesprochen und zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wird. Von da an ist sie, wohin sie auch geht, überall nur noch das "Mörderkind". Als Ben nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, weigert sie sich, mit ihm zu kommunizieren. Doch eine letzte Nachricht erreicht sie: als er bei einem Feuer ums Leben kommt, bittet er den Rettungssanitäter, der sich um ihn kümmert, Fiona auszurichten, dass er sie immer geliebt hat und … dass er kein Mörder ist.

Anfangs ist Fiona einfach nur wütend, da ihr Vater es in ihren Augen wagt, sie über seinen Tod hinaus zu belügen. Doch dann kommen die Zweifel. Vielleicht ist er ja doch kein Mörder? Schließlich hat er den Mord nie gestanden, obwohl er damit sogar seine Gefängnisstrafe hätte verkürzen können. Und der Rettungssanitäter Matthias ist sowieso der Meinung, dass Sterbende meistens die Wahrheit sagen. Also versucht Fiona herauszufinden, was damals wirklich passiert ist und merkt schnell, dass es Menschen gibt, die nicht wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt…

Das Buch wechselt dann immer zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, in der Bens ermordete Geliebte Julia aus ihrer Sicht erzählt. Obwohl der Kriminalfall interessant und spannend ist, ist es kein Krimi im eigentlichen Sinne. Im Mittelpunkt steht Fiona und ihr durch den Mord völlig verkorkstes Leben. Ihre Kindheit und Jugend waren ein Albtraum, sie ist unfähig längerfristige Beziehungen aufzubauen, stößt viele Leute vor den Kopf und weiß nicht, was sie aus ihrem Leben machen soll. Sie hat keinen festen Job und versucht, sich das aus dem Kopf zu schlagen, was sie eigentlich machen will: etwas Künstlerisches.

Inge Löhnig ist auch in diesem Buch ihrem einfühlsamen und eindrucksvollen Erzählstil aus den Kommissar-Dühnfort-Krimis treu geblieben, was den Leser umso mehr mit Fiona und ihrem Schicksal mitfühlen lässt. Auch die ungeahnten Wendungen, die der Fall nimmt, haben mir gut gefallen und keine Langeweile beim Lesen aufkommen lassen. Mal kein Dühnfort-Krimi, aber absolut lesenwert!

Bewertung vom 30.11.2014
Rachman, Tom

Aufstieg und Fall großer Mächte


gut

Hätte ich dieses Buch in einer Buchhandlung gesehen, wäre ich weitergegangen. Der Titel gibt keinen Hinweis darauf, um was für ein Buch es sich handelt und das Cover – obwohl es gut gemacht ist! – genauso wenig. Die Inhaltsangabe hat mich aber neugierig gemacht, denn welchem Bücherwurm geht nicht das Herz auf, wenn er von einem Roman hört, in dem eine Frau einen kleinen, nicht sehr lukrativen Buchladen führt?

Im Nachhinein kann ich sagen, dass Cover und Titel doch gut zum Buch passen, da es für mich eher undurchschaubar war.

Tooly Zylberberg ist Anfang Dreißig und hat ein chaotisches Leben hinter sich, von dem der Leser in vielen Zeitsprüngen und Ortswechseln im Laufe des Buchs erfährt. Jetzt lebt Tooly in einem Dorf in Wales und wahrscheinlich würde sich daran nie etwas ändern, wenn nicht ein Bekannter aus ihrem "alten" Leben plötzlich mit ihr Kontakt aufgenommen hätte, um ihr zu sagen, dass es einem Freund sehr schlecht geht. Tooly reist also nach New York, begegnet Menschen von früher, erfährt einige unangenehme Wahrheiten und versucht, mit sich selbst und ihrem Leben ins Reine zu kommen und sich überhaupt darüber klar zu werden, wer sie eigentlich ist.

Einerseits ist es ein toller Roman: großartig geschrieben mit vielen literarischen Anspielungen – der Traum eines jeden Buchliebhabers. Mein Problem ist nur, dass ich mit keiner einzigen Figur in diesem Buch warm geworden bin. Wenn ich wenigstens jemanden richtig gehasst hätte, hätte das schon geholfen, aber mir waren sie alle, Tooly eingeschlossen, völlig gleichgültig, und vor allem gab es keine einzige Handlungsweise, die ich hätte nachvollziehen können und ich konnte auch nicht verstehen, dass so vieles nicht getan wurde, was hätte getan werden müssen.

Ja, Tooly hatte eine dysfunktionale Kindheit – das merkt man schnell. Ja, sie hat es nicht gelernt, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und ihr Leben zu planen. Aber trotz dieses Hintergrundwissens bin ich mit ihr nicht klargekommen. Und die Menschen in ihrem Leben waren mir alle zu extrem.

Ich habe das Buch immer wieder zur Seite gelegt und erst nach einer Weile weitergelesen. Es gab viele schöne Passagen, viele interessante Dialoge, aber das hat mir nicht gereicht. Es hat mich einfach nicht erreicht…

Bewertung vom 13.11.2014
Del Principe, Claudio

Italien vegetarisch


sehr gut

Das Auge isst mit! Das könnte man wohl als Motto dieses Buches ansehen, denn wunderschön gestaltet ist es auf jeden Fall. Die Fotos sowohl der Gerichte als auch die, die am Anfang jeder Jahreszeit, stehen, machen sofort Lust auf Italien und italienisches Essen.

Ich bin kein Kenner der italienischen Küche, sondern kenne hauptsächlich das, was in italienischen Restaurants auf der Speisekarte steht. Daher war ich vom Inhalt positiv überrascht: mit den vielen "bodenständigen" rustikaleren Gerichten z. B. mit Polenta und Dinkel oder auch Linsensuppe hätte ich nicht gerechnet, und dass Gemüsesorten wie Wirsing und Mangold (die ich sehr mag und für die ich immer auf der Suche nach neuen Gerichten bin) oft vorkommen, hat das Buch für mich sofort benutzbar gemacht.

Gut gefallen haben mir auch die Grundrezepte, z. B. zwei Seiten zur Herstellung von Pasta mit vielen nützlichen Tipps, aber auch für eine einfache Gemüsebrühe und für Tomatensauce.

Von den Desserts will ich gar nicht erst anfangen…! Der Mandel-Schoko-Kuchen ist für mich als Fan von weißer Schokolade ein Traum. Das Erdbeer-Tiramisu habe ich zwar noch nicht ausprobiert, da es aber ohne Ei ist, kommt es spätestens nächsten Sommer zum Einsatz.

Mir gefällt aber nicht alles an diesem Buch.

Einige Rezepte sind für mich unbrauchbar, da ich nicht weiß, woher ich als Stadtbewohnerin Zutaten wie Löwenzahn oder Brennessel bekommen soll.

Die Fotos sind zwar sehr schön, aber nach welchen Kriterien sie ausgewählt wurden, ist mir ein Rätsel. Da gibt es z.B. ein Foto von "Grüner Spargel mit Ei". Hmmm, DAS hätte ich mir gerade noch vorstellen können…. Auf der Seite davor ist das Rezept zu gefülltem Gemüse, zu dem ich gerne ein Foto gehabt hätte, da mir das immer sehr beim Kochen hilft, aber dazu gibt es keins. Zu dem völlig überflüssigen Rezept "Frisches Obst" gibt es ein Bild, zu dem Apfelkuchen aber nicht. Gerade bei Kuchen richte ich mich gern nach einem Bild.

Alles in allem ein sehr schönes Buch mit vielen leckeren, interessanten, kochbaren Gerichten – allerdings mit einigen kleinen Mängeln und einem etwas zu stolzen Preis. Trotzdem hat es mein Interesse an den beiden anderen Büchern dieser Serie geweckt.

Bewertung vom 13.11.2014
Neuhaus, Nele

Die Lebenden und die Toten / Oliver von Bodenstein Bd.7 (Restauflage)


ausgezeichnet

Der "Taunus-Sniper" sorgt kurz vor Weihnachten für Unruhe: er tötet scheinbar wahllos nette, unauffällige Leute. Das macht es anfangs so schwer für Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Noch dazu ist ihr Team durch Urlaub und Krankheit stark dezimiert, so dass Pia spontan ihren Urlaub ausfallen lässt, der eigentlich eine Hochzeitsreise sein sollte, da sie vor kurzem heimlich geheiratet hat. Das LKA schickt zwar einen "Profiler", doch der stiftet mehr Unruhe, als dass er hilft. Schließlich erkennt das Team einen gemeinsamen Nenner bei den Opfern und ihren Angehörigen: sie alle hatten irgendwie mit einer Organtransplantation vor vielen Jahren zu tun…

Nachdem ich den letzten Band nicht ganz überzeugend fand, da er mir zu überladen war, hat mich dieses neue Buch wieder voll versöhnt; es hat alles, was ich von dieser Serie erwarte. Sowohl die Ermittlungen als auch das Privatleben der Kommissare sind interessant und der Fall ist spannend. In kursiver Schrift wird immer wieder aus der Perspektive des Täters erzählt, was ich besonders nervenaufreibend fand. Irgendwie kann man ihn auch verstehen, er ist nicht einfach nur ein Monster im Hintergrund.

Nele Neuhaus beschreibt sehr gut, wie die Menschen auf den Mord an ihren Angehörigen reagieren und damit umgehen. Bei vielen kann man den Schmerz und die Verzweiflung wirklich spüren. Weil es auch um so emotionale Themen wie Tod und Organspende geht, ist das für mich bisher der "menschlichste" Band dieser Reihe. Bleibt nur zu hoffen, dass es die Menschen zum Nachdenken bringt, obwohl hier nur die negative Seite der Organspende gezeigt wird.

Ein bisschen übertrieben fand ich, dass angeblich im ganzen Taunus niemand mehr auf die Straße geht, während der "Sniper" sein Unwesen treibt, und das kurz vor Weihnachten! Ich möchte zwar nie in eine Situation kommen, wo ich herausfinden kann, ob die Bevölkerung wirklich so reagiert, aber ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Das Privatleben der Ermittler kommt auch nicht zu kurz, zumal es ja durch die Ermittlungen beeinträchtigt wird, was für jeden andere Folgen hat. In Pias Beziehung herrscht Sonnenschein, obwohl ihr frisch angetrauter Ehemann allein reisen muss, während es in Olivers Privatleben an jeder Ecke kriselt. Pias Schwester kommt zu Besuch, hilft als Psychologin bei den Ermitlungen und schließt Freundschaften innerhalb des Teams. Es wird also nie langweilig und wird sicher bald weitergehen…

11 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2014
Thúy, Kim

Der Geschmack der Sehnsucht


gut

Wie in Vietnam oft üblich, wird auch für die junge Mãn eine Ehe arrangiert. Sie heiratet einen Vietnamesen, der nach Quebec ausgewandert ist und dort eine vietnamesische Suppenküche betreibt. Mãn übernimmt dort das Kochen und alles verändert sich. Für Mãn ist Kochen eine Kunstform, sie versucht mit jedem Gericht etwas auszudrücken und vor allem Erinnerungen zu wecken. So kommen zuerst immer mehr Vietnamesen in das – nun vergrößerte – Restaurant und nach und nach wird es zu einem der angesagtesten Restaurants Quebecs. Dabei hilft ihr auch ihre Freundin Julie, die das Gegenteil der introvertierten Mãn ist. Und als Mãn immer berühmter wird und auch ein Kochbuch veröffentlicht, geht sie auf Reisen und lernt Luc kennen – und zum ersten Mal in ihrem Leben auch die Liebe…

Das Buch besteht aus vielen kurzen Abschnitten, oft nur eine halbe Seite lang, in denen Mãns Leben geschildert wird, dazwischen kommen Erinnerungen an ihre Kindheit und an die Kindheit ihrer Mutter, da deren Erinnerungen Mãn auch geprägt haben und da sie von ihr Kochen gelernt hat. Und immer wieder kommen Beschreibungen der Gerichte, die Mãn kocht und Erklärungen, warum sie sie so kocht und was ihre Bedeutung ist. Die Zeiten springen also hin und her und es gibt keine Überschriften oder irgendetwas, woran man am Anfang eines neuen Abschnittes sehen könnte, ob es um Mãns derzeitiges Leben oder um Erinnerungen gehen wird.

"Der Geschmack der Sehnsucht" ist an sich ein wunderschönes Buch. Es ist sehr poetisch geschrieben und Mãns Gedanken zu den verschiedenen Gerichten, die sie kocht, und deren Zutaten sind sehr interessant. Auch ihre Geschichte und die ihrer Mutter haben mir gefallen.

Trotzdem war es kein Buch für mich; mir hat zuviel gefehlt. Ich will einfach mehr wissen: Wie haben Mãn und Julie sich kennengelernt und wie wurde diese Freundschaft so eng? Wie ist Mãns Ehe, welche Beziehung hat sie zu ihren Kindern? Ihre Familie wird in wenigen Sätzen nebenbei abgehandelt. Einerseits schafft sie es immer, mit ihrer Kochkunst und mit kleinen Gesten auf Menschen einzugehen, sie hilft Paaren, zueinander zu finden, sie hilft einer Frau, die von ihrem Mann misshandelt wird, und doch bleibt sie mir als Mensch völlig fremd.

Trotz aller Poesie und schönen Gedanken hat mich dieses Buch sehr unbefriedigt zurückgelassen, da meine Erwartungen, die ich an einen Roman stelle, nicht erfüllt wurden. Aber ich kann auch die Leser verstehen, die dem Buch fünf Sterne geben. Wenn man mit anderen Erwartungen darangeht, kann es sicher eine sehr schöne Lektüre sein.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2014
Kremser, Stefanie

Der Tag, an dem ich fliegen lernte


ausgezeichnet

Dies ist Luisas Geschichte: sie erzählt uns ihr Leben vom Tag ihrer Geburt an, als ihre Mutter Aza sie aus dem Fenster des 5. Stockes ihres Krankenhauszimmers warf und ohne Spur verschwand. Luisa hatte Glück, denn der Engländer Fergus, ein guter Rugbyspieler, ging zufällig unter dem Fenster entlang und fing sie auf. Kurze Zeit später zog Fergus zu Luisa, ihrem Vater Paul und seinen Mitbewohnern Max und Irene in die Münchener WG und gehörte von da an mit zur Familie. Luisa hat nie das Gefühl, dass in ihrem Leben etwas fehlt, bis sie in die Schule kommt und merkt, dass alle anderen Kinder eine Mutter haben. Etwa zu dieser Zeit bricht auch die WG auseinander und Paul und Luisa fahren nach Brasilien, um Aza zu suchen und um sie endlich zu verstehen…

Die Geschichte wird zwar aus Luisas Sicht erzählt, aber natürlich mit Gedanken, die kein Kind hat, sondern die sie gehabt hätte, wenn sie als Kind schon so hätte denken können. Doch das stört überhaupt nicht, man nimmt es der Autorin ab, dass das Kind Luisa erzählt. Der Stil ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, da die Sätze oft lang und voll mit verschiedenen Gedanken sind – eben so, wie man denkt. Andererseits schreibt die Autorin einen so wundervollen Stil, dass es immer wieder Sätze gab, die ich mehrmals lesen musste, weil sie so schön und poetisch waren oder weil sie Gedanken so toll auf den Punkt gebracht haben. Stefanie Kremser IST eine begnadete Autorin.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Atmosphäre des Buches. Man spürt in jeder Zeile die Liebe und Geborgenheit, von der Luisa als Kind umgeben ist. Vor allem wie Paul sich um sie kümmert und alles tut, damit sie ohne Mutter gut aufwächst, obwohl er noch Student ist und auf diese Situation gar nicht vorbereitet war, ist einfach rührend.

Der Mittelteil, in dem die Geschichte der Auswanderung von Deutschland nach Brasilien von Azas Familie erzählt wird, ist etwas langatmig und hat für mich nicht so richtig zum Buch und zur Atmosphäre gepasst, aber das tut meiner Begeisterung für diesen großartigen Roman keinen Abbruch. Es ist definitiv ein Buch für Leser, für die nicht nur Inhalt und Spannung zählen, sondern die sich auch an schönen Sätzen und Formulierungen erfreuen können und es zu schätzen wissen, wenn die Atmosphäre der Handlung eines Buches sich so gut auf den Leser überträgt.

Bewertung vom 08.08.2014
Salvalaggio, Karin

Eisiges Geheimnis / Macy Greeley Bd.1


sehr gut

In den meisten amerikanischen Krimis geschehen die Verbrechen inmitten einer Kleinstadtidylle und es ist schwierig, hinter den ganzen freundlichen Fassaden die "Bösen" ausfindig zu machen. "Eisiges Geheimnis" ist da ganz anders: die Handlung spielt in Collier, einer tristen Kleinstadt in Montana, in der gerade im Winter von Idylle nichts zu spüren ist, und in der fast jeder "böse" und in dunkle Machenschaften verstrickt zu sein scheint…

Vor elf Jahren wurden vier osteuropäische Mädchen in der Nähe von Collier tot aufgefunden. Leanne Adams, die Schwägerin eines unter Verdacht stehenden Spediteurs, verschwand daraufhin spurlos und ließ ihre kleine Tochter Grace zurück. Der Fall wurde von Macey Greeley und Ray Davies von der Montana State Police bearbeitet, aber nie gelöst.

Kurz vor Grace' 18. Geburtstag tritt Leanne wieder für einen kurzen Augenblick in ihr Leben: Grace muss vom Fenster aus mitansehen, wie Leanne ermordet wird. Grace läuft in der eisigen Winterkälte zu ihr und Leanne kann ihr gerade noch ein paar Worte zuflüstern, bevor sie stirbt. Ray überträgt den Fall wieder Macey, obwohl sie hochschwanger ist. Er selbst weigert sich, auch nur einen Fuß in die Stadt Collier zu setzen. Aber dass der Mord an Leanne etwas mit dem Mord vor elf Jahren zu tun hat, davon ist er überzeugt.

Macey ist dickköpfig und reagiert durch die Schwangerschaft manchmal hormongesteuert impulsiv, aber sie ist sympathisch. Viele Bewohner von Collier erinnern sich noch an sie, vor allem der Sanitäter Jared. Jareds Leben ist sehr kompliziert, da er von einer Frau geliebt wird, selbst aber in eine verheiratete Frau verliebt ist, die wiederum einen sehr eifersüchtigen Ehemann hat ... aber er ist sehr hilfsbereit und unterstützt Macey in ihren Ermittlungen, was man nicht von allen Bewohnern Colliers behaupten kann.

"Eisiges Geheimnis" ist kein besonders spannender Krimi, vor allem im Mittelteil fehlt die Spannung fast völlig und es ist mehr eine Erzählung, doch es hat mir trotzdem Spaß gemacht, Macey bei ihren Ermittlungen zu begleiten und langsam die Fassaden bröckeln zu sehen, denn nach und nach stellt sich heraus, wie viele Leute aus Collier in dem Fall der toten Mädchen vor elf Jahren und auch in neuere Vermisstenfälle verwickelt sind.

Der Stil des Buches hat mir gut gefallen und die düstere Atmosphäre der tristen Winterlandschaft gut wiedergegeben. Wenn neue Personen eingeführt wurden, hat es manchmal ein bisschen gedauert, bis ich verstanden habe, wie sie ins Bild passen, aber das war das Einzige, was mich etwas gestört hat.

Dieses Buch ist der Auftakt einer Serie um Detective Macey Greeley. Besonders viel erfährt noch nicht über sie, außer dass sie schwanger ist und den Namen des Vaters nicht preisgibt. Ich finde den ersten Band vielversprechend und werde sicher auch den nächsten lesen. Vielleicht spielt er ja im Sommer und ich bin gespannt, welche Atmosphäre dann in Montana herrscht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.