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Benutzername: 
mrs-lucky
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Norddeutschland

Bewertungen

Insgesamt 189 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2022
Ein Grab für zwei (MP3-Download)
Holt, Anne

Ein Grab für zwei (MP3-Download)


sehr gut

Selma Falck, Hauptfigur in dem Auftakt einer neuen Krimireihe der norwegischen Autorin Anne Holt mit dem Titel „Ein Grab für zwei“, hat nicht nur eine erfolgreiche Karriere as Handballerin hinter sich, sondern zählt als Staranwältin und Teilnehmerin an TV-Shows zu den bekannten Persönlichkeiten Norwegens. Doch das alles hat sie leichtsinnig aufs Spiel gesetzt, so dass ihre Familie ihr den Rücken zukehrt und sie sich in einer schäbigen Wohnung zurück zieht, mit einer Katze als einziger Begleitung.
Da steht der wohlhabende und einflussreiche Geschäftsmann Jan Morell vor ihrer Haustür mit einem Auftrag für sie. Ausgerechnet der Mann, der sie dazu gezwungen hat, alles aufzugeben, was sie besitzt, ist jetzt bereit, ihr eine zweite Chance zu geben. Seine Tochter Hege und Norwegens beste Langläuferin wurde bei einer Dopingkontrolle aufgedeckt, und Selma soll vor Beginn der Olympischen Winterspiele die Unschuld seiner Tochter beweisen. Selma hat kaum begonnen, sich dieser kaum lösbaren Aufgabe zu stellen, als ein männlicher Langlaufprofi tot aufgefunden wird, auch er mit dem gleichen Dopingmittel im Körper. Das Desaster für die norwegischen Langlauf-Nationalmannschaft ist total, und Selma muss bald feststellen, dass es hier um mehr geht, als nur das Doping zweier Spitzensportler.
Das Buch ist spannend und komplex mit verschiedenen Erzählebenen, neben der Hauptgeschichte gibt es Kapitel um einen Mann in Gefangenschaft und Auszüge eines sogenannten Drehbuchs, bei denen sich erst im Verlauf ergibt, wie sie in den Kontext passen.
Der Einstieg ist aufgrund der Vielzahl der Personen und ungewohnten norwegischen Namen nicht einfach, dennoch hat die Geschichte schnell mein Interesse geweckt. Es ist jedoch eines der Bücher, bei denen mir ein abschließendes Urteil schwer fällt. Die Mischung aus Krimi und Kritik an dem System des Spitzensports ist interessant, die raffiniert konstruierte Handlung sorgt dafür, dass man trotz einiger Längen dabei bleibt. Die Charaktere konnten mich jedoch nicht wirklich überzeugen. Selma Falck ist einerseits kühl und unnahbar, hat dann wieder eine ausgeprägte soziale Ader. Es wirkt unglaubwürdig, dass sie einerseits eine der bekanntesten Persönlichkeiten Norwegens ist, ihr persönlicher Absturz aber von den Medien jedoch komplett unbeachtet bleibt. Auch die anderen Charaktere blieben für mich zu unnahbar und fremd, so dass mich eine weitere Verfolgung dieser Reihe nicht reizt.
Katja Bürkle hat mir als Sprecherin des Hörbuchs sehr gut gefallen, sie liest die Personen mit unterschiedlichen Betonungen und den Szenen angepasst, so dass klare Bilder vor Augen entstehen.

Bewertung vom 30.01.2022
Grabesstern / Heloise Kaldan Bd.3
Hancock, Anne Mette

Grabesstern / Heloise Kaldan Bd.3


ausgezeichnet

In „Grabesstern“, dem 3.Band aus einer Reihe der Autorin Anne Mette Hancock um die Kopenhagener Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan und Kriminalkommissar Erik Schäfer, beschäftigt sich Heloise nach den vorausgegangen und für sie persönlich sehr belastenden Fällen mit dem eher ruhigen Thema Sterbebegleitung. Connie, die Frau von Schäfer arbeitet als Sterbebegleiterin und hat Heloise für eine Reportage den Kontakt zu Jan Fischhof vermittelt. Doch Jans Geschichte geht ihr bald näher, als sie erwartet hätte. Als Jan in seinen klaren Momenten andeutet, dass ihm Ereignisse aus der Vergangenheit auf der Seele brennen, stösst Heloise bei ihren Nachforschungen mit Hilfe Erik Schäfers auf den Fall eines verschwundenen Mädchens. Sie reist nach Süd-Jütland, Jan Fischhofs früherer Heimat, und sorgt mit ihren Fragen für Unruhe unter der Bevölkerung. Es sind in der fraglichen Zeit offenbar mehr als nur ein Mädchen verschwunden. Aber was hat Jan Fischhof mit der Sache zu tun, und was versucht die örtliche Polizei zu vertuschen? Dieser Fall beginnt ruhig und steigert sich stetig zu einer spannenden und vielschichtigen Geschichte, in der Heloise nicht nur sich und Erik Schäfer in Gefahr bringt, sondern auch wieder einmal persönlich mehr involviert wird, als sie anfangs erwartete hätte.
Auch dieser Band ist wie seine Vorgänger komplex und fesselnd, einige Ereignisse sind vorhersehbar, doch die Autorin schafft es immer wieder zu überraschen. Heloise ist eine starke Persönlichkeit und mit ihrer sturen und oft unnahbaren Art nicht immer Sympathieträger. Sie darf aber auch ihrer verletzliche Seite ausleben, was zu ihrer Glaubwürdigkeit beiträgt und die Geschichten umso lebendiger erscheinen lässt. Auch wenn dieser Band in sich abgeschlossen ist, kann es für das Verständnis von Heloise Vorgehen und Reaktionen hilfreich sein, die Vorgeschichten zu kennen.
Mich hat auch dieser Band wieder von Anfang bis Ende gefesselt, die Autorin hat mit dem Gespann aus Journalistin und Kriminalkommissar eine interessante Mischung geschaffen, die sich gut ergänzt. Wo Erik Schäfer dienstliche Grenzen gesetzt sind, gibt Heloise noch lange nicht auf und treibt die Ermittlungen voran. Die Mischung stimmt, neben dramatischen Szenen gibt es auch ruhige und sogar komisch anmutende Momente.
Cover und Titel sind für diesen Fall nicht wirklich passend, den originalen Titel „Pittbull“ hätte ich auch für die deutsche Fassung als passender empfunden. Abgesehen davon hoffe ich, dass die Serie trotz der Entwicklungen am Ende noch einige Fortsetzungen finden wird.

Bewertung vom 14.12.2021
Es ist ein Elch entsprungen
Steinhöfel, Andreas

Es ist ein Elch entsprungen


sehr gut

Passend zu der Jubiläumsausgabe von Andreas Steinhöfels Weihnachtsgeschichte „Es ist ein Elch entsprungen“ hat der Autor selbst die Hörbuchfassung neu eingelesen. Die Geschichte ist nicht neu, es macht aber immer noch Spaß sie zu hören, mit ihrer Spieldauer von 66 Minuten ist die CD auch gut geeignet, um die Kinder auf einer längeren Autofahrt bei Laune zu halten.
In unserer heutigen Gesellschaft glaubt kaum noch jemand an den Weihnachtsmann, alte Traditionen geraten schnell in den Hintergrund. Auch Bertil, der Hauptfigur aus der Geschichte geht es nicht anders, um so mehr sind er und seine Familie überrascht, als plötzlich in der Adventszeit ein sprechender Elch durch das Hausdach kracht und mitten auf dem Wohnzimmertisch landet. Bertil freundet sich mit dem Elch an und erfährt von ihm einiges über die weihnachtlichen Bräuche in Amerika, und dass Weihnachten nicht überall so gefeiert wird wie bei uns. Die Geschichte ist wunderbar geeignet, um sich auf Weihnachten einzustimmen und den Zauber dieser Zeit einzufangen. Sie ist kurzweilig erzählt, mir gefällt dieser Hörbuchfassung deutlich besser als die vorherige, die Lesung des Autors wirkt deutlich lebendiger und lässt den Zuhörer in die Erzählung eintauchen.
„Es ist ein Elch entsprungen“ ist ein vorweihnachtliches Hörbuch, bei dem auch ich als Erwachsen gerne noch mit zuhöre.

Bewertung vom 13.12.2021
Spätsommermord (eBook, ePUB)
De La Motte, Anders

Spätsommermord (eBook, ePUB)


sehr gut

„Spätsommermord“ ist der zweite Krimi aus dem „Jahreszeiten-Quartett“ des schwedischen Autors Anders de la Motte. Die 4 Bände enthalten voneinander unabhängige Geschichten, gemeinsam ist ihnen zum einen, dass sie alle in der südschwedischen Region Schonen angesiedelt sind, zum anderen greifen alle Mordfälle auf, die schon einige Jahre zurück liegen aber nie zufriedenstellend aufgeklärt wurden.
Die Rückblenden führen diesmal in den August des Jahres 1990 als fünf Jugendliche in einem ehemaligen Steinbruch das Ende des Sommers feiern und zum letzten Mal dort gemeinsam Baden gehen, bevor sich nach Abitur ihre Wege trennen. Doch der Abend verläuft nicht so harmonisch wie geplant und endet tragisch, denn am nächsten Morgen finden Sie einen ihrer Freunde tot im Wasser des Sees treibend. Die polizeiliche Ermittlung ergibt, dass es sich um einen unglücklichen Unfall gehandelt hat, doch nicht alle in der kleinen Gemeinde Nedanås glauben daran, insbesondere die Familie des Opfers hegt einige Zweifel.
Das spürt auch Anna Vesper schnell, die 27 Jahre später von Stockholm nach Schonen zieht, um in Nedanås die Leitung des Polizeireviers zu übernehmen. Zunächst sind es kleine Hinweise zu dem Fall, mit denen sie konfrontiert wird, dann geschieht ein Mord, der mit den damaligen Ereignissen in Verbindung zu stehen steht.
Der Krimi beginnt eher ruhig, entwickelt aber zunehmend Spannung bis hin zu einigen dramatischen Ereignissen. Mir hat aber auch diesmal wieder insbesondere die psychologische Ebene gut gefallen. In der Zeitschiene in der Vergangenheit sind die wechselnden Stimmungen zwischen den Jugendlichen gut dargestellt, die Szenen wirken lebendig und glaubhaft. Ähnlich sorgen in der Gegenwart die Vorbehalte, die Anna bei der Polizei in Nedanås entgegengebracht werden, für eine sehr beklemmende Stimmung. Die Charaktere polarisieren zum Teil, sind aber alle stimmig entwickelt, die durch jahrelange Schuldgefühle geprägte angespannte Atmosphäre wirkt sehr greifbar und schlüssig. Die Geschichte ist fesselnd geschrieben, liefert einige falsche Fährten und ebenso überraschende Entwicklungen. Für mich steht fest, dass ich „Bluteiche“ den mir noch fehlenden letzten Band der Reihe, unbedingt auch noch lesen möchte.

Bewertung vom 11.12.2021
Was wir verschweigen / Jari Paloviita Bd.1 (eBook, ePUB)
Tuominen, Arttu

Was wir verschweigen / Jari Paloviita Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Spannungsroman "Was wir verschweigen" von Arttu Tuominen ist keine leichte Lektüre. Ich habe bewusst nicht die Bezeichnung Krimi aufgegriffen, denn das trifft es meiner Meinung nach nicht, auch wenn die Geschichte mit einem Mord beginnt.
In einem Wochenendhaus am Rande der finnischen Stadt Pori wird mitten in einem Saufgelage ein Mann niedergestochen. Der Leser ist Zeuge der Tat und kennt den Mörder, auch für die hinzugerufene Polizei ist der Täter schnell ausgemacht.
Bei Jari Paloviita, zur Zeit vertretungsweise Leiter des Kriminalkommissariats, werden alte Wunden der Vergangenheit aufgerissen, als er in dem Tatverdächtigen Antti Mielonen seinen besten Freund aus Kindertagen wiedererkennt. Damals haben sie sich ewige Treue geschworen, tragische Ereignisse haben jedoch dazu geführt, dass sich ihre Wege getrennt und völlig unterschiedliche Richtungen eingeschlagen haben. Während Jari bei der Polizei Karriere gemacht hat, ist Antti ins kriminelle Milieu abgerutscht. Doch Jari steht offenbar immer noch in Anttis Schuld, und sein Versuch der Wiedergutmachung bringt ihn in Konflikt mit seiner Position bei der Polizei.
In diesem Roman ist der Kriminalfall zu Beginn der Geschichte nur ein Randthema, das die Ereignisse in der Gegenwart im Jahr 2018 ins Rollen bringt. Der Schwerpunkt liegt in der zweiten Erzählebene im Sommer 1991 und Themen wie Freundschaft, Loyalität und Schuld. Der Leser erfährt, wie die Sommeridylle der beiden Jungen immer mehr ins Wanken gerät und schicksalhafte Ereignisse ihre Freundschaft auf die Probe stellt. Die Stärke des Romans liegt eindeutig auf diesem Teil in der Vergangenheit, die Stimmungen, Gedanken und Gefühle sind gut eingefangen und sorgen für eine zum Teil bedrückende Atmosphäre. Mit den Charakteren in der Gegenwartsebene konnte ich nicht warm werden, sie sind alle mehr oder weniger traumatisiert und leben nebeneinander her. Die hier beschriebene finnische Gesellschaft, dominiert von Gewalt, Alkoholexzessen und dunklen Stimmungen, ist so weit weg von meinem Leben und meinen Werten, dass ich mich nicht mit den Figuren identifizieren kann. Ihre Beweggründe und Handlungen sind für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Die Geschichte stimmt dennoch nachdenklich, mir macht es die für mich völlig fremde Welt aber schwierig, die Thematik auf mich zu übertragen und mich in die Figuren hineinzuversetzen. Ich habe nach einem Drittel überlegt, das Buch beiseite zu legen, bin am Ende aber froh, mich weiter darauf eingelassen zu haben, da die Spannung im Verlauf durchaus steigt und mit einigen Überraschungen aufwartet.

Bewertung vom 07.11.2021
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


sehr gut

Anne Gesthuysens neuer Roman „Wie sind schließlich wer“ spielt wie schon einige frühere Geschichten in ihrer Heimatregion am Niederrhein. Im Mittelpunkt steht diesmal die junge Pastorin Anna von Betteray, die ein privates Trauma zu verarbeiten versucht und gleichzeitig in ihrer neuen Anstellung Fuß zu fassen. Dabei stößt sie in der Gemeinde auf einige Gegenwehr und Misstrauen als junge Frau, noch dazu geschieden und von adliger Herkunft. Auch in ihrer eigenen Familie gilt Anna aufgrund ihrer ungestümen Art und ihrer Lebensweise als schwarzes Schaf, während ihre ältere Schwester Maria sehr zur Freude ihrer standesbewussten Mutter einen Grafen geheiratet und in gut situierten Verhältnissen lebt. Als Marias Ehemann jedoch Betrug vorgeworfen und er verhaftet wird, zeigen sich Risse in der Fassade und kommen einige Lebenslügen ans Licht. In Rückblicken wird deutlich, dass die Schwestern in der Vergangenheit wenig gemeinsam hatten, doch als auch noch Marias Sohn verschwindet, findet die Familie zusammen und versucht gemeinsam, den Jungen zurück zu bekommen.

Auch in diesem Roman hat mir der lebendige Erzählstil der Autorin wieder sehr gut gefallen. Man spürt ihre innige Verbindung mit der Region und deren Bewohnern in der liebevollen Charakterisierung der Personen, wobei sie gleichzeitig nicht an Kritik spart, wenn auch häufig mit einem Augenzwinkern. In der neuen Gemeinde wird Anna sehr ruppig empfangen, Vorurteile sowie ausgeprägter Klatsch und Tratsch sorgen nicht immer für eine angenehme Atmosphäre. Die Bewohner bekommen aber im Verlauf eine Chance zu zeigen, dass ihr Herz am rechten Fleck sitzt.

Der Roman liest sich flüssig, spannende Szenen wechseln sich mit unterhaltsamen ab, trotzdem konnte mich diese Geschichte nicht wirklich überzeugen. Viele der Figuren erscheinen zu klischeehaft, angefangen bei Annas und Marias Mutter, die ihren Standesdünkel über alles setzt, bis hin zu der altjüngferlichen Haushälterin des Pfarrers, die Anna abweisend und herrisch behandelt. Auch das Verhalten der Familie nach Saschas Verschwinden habe ich als seltsam und nicht nachvollziehbar empfunden. Es werden einige interessante Themen angeschnitten, insgesamt erscheint die Geschichte aber eher oberflächlich, Probleme werden nicht wirklich angegangen, sondern wandeln sich zu schnell und wie zufällig in Idylle um. Der Roman bietet gute Unterhaltung ist aber aus meiner Sicht der bisher schwächste der Autorin.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2021
Weihnachten mit Christina (eBook, ePUB)
Bauer, Christina

Weihnachten mit Christina (eBook, ePUB)


sehr gut

Blättert man durch das Buch „Weihnachten mit Christina“ von der österreichischen Bloggerin Christina Bauer, kommt schnell Vorfreude auf die nahende Adventszeit und die Weihnachtsfeiertage auf. Neben einer vielfältigen Auswahl an Rezepten für Plätzchen bietet das Buch Anregungen zu selbstgebastelten Weihnachtsdekorationen, Geschenkverpackungen oder auch kulinarischen Kleinigkeiten zum Verschenken. Großformatige Bilder, die zum Teil dem Stil nach einem Foodblog entstammen könnten, zum Teil aus dem privaten Fotoalbum der Autorin, unterstreichen die heimelige Stimmung.
Man spürt aus den einleitenden Passagen, aber auch aus den Rezepten und Tipps, dass die Autorin mit Leib und Seele Bäuerin und Bäckerin ist. In der Einleitung geht sie darauf ein, wie wichtig ihr in der Küche regionale und biologische Zutaten sind, ihre Rezepte sind entsprechend eher bodenständig, ohne viel exotisches Zubehör, wer regelmäßig backt, der hat vieles vermutlich in seiner Küche vorrätig.
Bei den Plätzchen bilden Mürbteig, Lebkuchenteig und Spritzgebäck die Basis, werden verfeinert, verschiedene Toppings oder Füllungen sorgen für weitere Abwechslung und dafür, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Das Buch richtet sich nicht unbedingt an Anfänger, die Teige und Arbeitsschritte dürften aber auch ohne große Vorkenntnisse nachvollziehbar sein. Hilfreich sind die Tipps, zum Teil direkt bei einigen Rezepten aber auch in den ersten einleitenden Kapiteln. Dort sind grundlegende Schritte ebenso erklärt wie Hinweise zur Fehlervermeidung, Vorratshaltung oder die Verwendung übrig gebliebener Zutaten. Zu jedem Rezept findet man mindestens ein großes Foto zur Veranschaulichung, wie das Ergebnis aussehen soll.
Das Buch bietet eine schöne Sammlung an verschiedenen Plätzchen, Kleingebäck, weihnachtlichem Kuchen oder Stollen. Auch wenn das Backen zu Weihnachten mit meinen Kindern bei mir ebenfalls schon eine Tradition hat und sich ein paar Klassiker wie Vanillekipferl und Zimtsterne bei uns bereits etabliert haben, sind mir gleich ein paar Rezepte aufgefallen, die ich ausprobieren möchte. Spannend klingen zum Beispiel die Sterne mit „Tiramisu-Füllung“ oder die Kürbiskernkipferl. Versuchen möchte ich ebenfalls die weichen Lebkuchen, an die ich mich bisher nicht herangetraut habe, der Trick mit dem Apfelmus im Teig, um diese weich und saftig zu halten, klingt interessant.
Und dann wären da noch die Espressokekse mit Mandeln und die Vanillekugeln, oder doch lieber die Schokokekse mit Eierlikörfüllung, die Butterwölkchen oder Spritzgebäck mit Schokolade?
Ich glaube, ich werde es Christina nachmachen, und dieses Jahr schon im November mit dem Plätzchenbacken starten.

Bewertung vom 03.10.2021
Der Tod und das dunkle Meer (eBook, ePUB)
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer (eBook, ePUB)


sehr gut

Stuart Turtons zweiter Roman „Der Tod und das dunkle Meer“ ist ebenso außergewöhnlich wie sein erster Roman, er ist keine leichte Kost mit seiner komplexen Geschichte, kann aber ein spannender Schmöker sein, wenn man sich darauf einlässt.
Da der Autor bewusst darauf verzichtet, seine Romane irgendeinem Genre unterzuordnen, unterlasse ich den Versuch, diese Geschichte damit zu umschreiben. Sie spielt vor historischer Kulisse, Schauplatz der Handlung ist überwiegend ein Segelschiff der Ost-Indien-Kompanie, das im Jahr 1643 eine mehrmonatige Reise von Indonesien nach Amsterdam antritt. Neben der wertvollen Fracht befinden sich auch einige Passagiere an Bord, zum Beispiel Generalgouverneur Jan Haan mit seiner Frau Sara Wessel und Tochter Lia auf dem Rückweg nach Europa, wo er auf die Aufnahme in einen einflussreichen Rat hofft.
Die Reise steht unter keinem guten Stern, kaum sind die Passagiere an Bord, als sich Zeichen mehren, dass ein Teufel an Bord sein Unwesen treibt, mordet und allen an Bord Versprechungen macht, wenn sie seinen dunklen Mächten folgen. Der private Ermittler Samuel Pipps wäre prädestiniert, die seltsamen Vorfälle zu untersuchen, hat er doch gerade für den Generalgouverneur einen Schatz gefunden, doch er befindet an Bord in Arrest. So macht sich sein Assistent und Freund Arent Hayes mit Unterstützung von Sara Wessel an diese Aufgabe.
Der Beginn zieht sich etwas, da zunächst die Figuren vorgestellt und die Umstände erklärt werden, doch mit Zuspitzung der Ereignisse steigt die Spannung. Der Roman erinnert mit seiner Szenerie an frühere Mantel-Degen-Filme, die Figuren wirken lebendig, auch weil der Autor sich die Freiheit nimmt, seine Figuren nicht immer historisch korrekt handeln und sprechen zu lassen.
Die Vielzahl an Charakteren macht es nicht immer leicht, beim Lesen den Überblick zu behalten, mir hat die außergewöhnliche Mischung insgesamt aber wieder sehr gut gefallen. Die Geschichte ist abwechslungsreich und originell, der Stil, in dem die Rätsel gelöst werden müssen, erinnert zusammen mit der Art, wie einige der Figuren auftreten, an die Kriminalromane Arthur Conan Doyles. Das Ende habe ich als etwas schwach empfunden, was dem Lesevergnügen aber nicht wirklich schadet, ich werde auf jeden Fall nach weiteren Werken Stuart Turtons die Augen offenhalten.

Bewertung vom 10.08.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


ausgezeichnet

Alex Schulmans Roman „Die Überlebenden“ ist fiktiv aber autobiographisch inspiriert, beim Lesen habe ich mich oft gefragt, wie viel dieser beklemmenden Familiengeschichte wohl aus persönlichen Erfahrungen entstammen mag, für den Autor hoffe ich, nicht allzu vieles.
In zwei Zeitschienen bekommt der Leser einen Eindruck vom Leben dreier Brüder und ihrer Eltern in der Vergangenheit und der Gegenwart. Dabei werden die Szenen in der Gegenwart in umgekehrter Reihenfolge wiedergegeben und mit Rückblenden eines schicksalhaften Sommers durchsetzt.
Beide Zeitstränge beginnen am selben Ort, an dem Sommerhaus der Familie am Ufer eines schwedischen Sees, zu dem die Brüder Nils, Benjamin und Pierre als Erwachsene zurückkehren, um dort die Asche ihrer verstorbenen Mutter zu verstreuen.
In der Vergangenheit sind die Jungen sieben, neun und 13 Jahre alt, und schon zu dieser Zeit zeigt sich das ambivalente Verhältnis der Familienmitglieder zueinander, das am Ende des Sommers weitere Risse bekommt. Die Idylle am See ist trügerisch, die Jungs buhlen um Aufmerksamkeit durch ihre Eltern, die jedoch meist mit sich selbst beschäftigt sind, kurze gemeinsame Aktionen und Zuneigungsbekundungen können nicht über das allgemeine Desinteresse der Eltern an ihren Söhnen hinwegtäuschen. Der Vater schürt eher noch den Wettbewerb unter der Jungen, wobei sein durch Alkohol getrübtes Urteilsvermögen zu einigen kritischen Situationen führt.
Es ist oft beklemmend zu lesen, wie ratlos die Kinder dem unberechenbaren Verhalten ihrer Eltern ausgesetzt sind, sie einerseits aufeinander angewiesen sind, dann aber wieder in Streit und Rivalität verfallen, sowohl in der Vergangenheit als in der Gegenwart. Liebe und Verrat liegen stets dicht beieinander.
Die Stärke des Romans liegt insbesondere in den Szenen der Vergangenheit, die bildhaften Darstellungen muten filmisch an, die Gegenwartsschiene erschient etwas distanzierter.
Die Schilderungen wirken erschreckend authentisch, obwohl man wenig über die Charaktere erfährt und nur nach und nach einige wenige Informationen über die Geschichte der Familie erhält. Das Buch ist keine leichte Kost, insbesondere bei der rückwärts erzählten Geschichte der Gegenwart drohte ich manchmal den Faden zu verlieren.
Insgesamt hat mich der Roman sprachlich und inhaltlich mit seiner Ausdrucksstärke beeindruckt, auch nach Beendigung des Buches hallt seine Düsternis nach und lässt mich die Geschichte nicht los.