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goat
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Niedersachsen

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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2014
Ein Biss zu viel / Chicagoland Vampires Bd.5
Neill, Chloe

Ein Biss zu viel / Chicagoland Vampires Bd.5


gut

Es scheint, als wäre es das Jahr der großen Veränderungen im Hause Cadogan. Nach dem schrecklichen Tod von Ethan muss Merit als Hüterin des Hauses nun sämtliche Aufgaben alleine bewältigen, was sich als keine leichte Aufgabe erweist, denn von allen Seiten drohen neue Schicksalsschläge über sie hereinzubrechen. Nicht nur, dass das Greenwich Presidium den Vampiren einen neuen Verwalter vor die Nase setzt, der sie nicht leiden kann und ihnen kurzerhand die ganzen Blutrationen kürzt, auch außerhalb des Hauses bahnen sich schwerwiegende Probleme an. Der Michigansee hat sich plötzlich in eine schwarze Masse verwandelt, die den Wassernymphen sämtliche Magie raubt. Natürlich geraten die Vampire mal wieder unter Verdacht und Merit bleibt nicht viel Zeit, deren Unschuld zu beweisen. In Jonah findet sie einen zuverlässigen Kämpfer an ihrer Seite. Doch dieser möchte weitaus mehr, als ihr nur seine Hilfe anzubieten …

Nach dem letzten Band, der für mich eindeutig der beste und spannendste aus der ganzen Reihe war, hat mich „Ein Biss zu viel“ auf ganzer Linie enttäuscht. Die Autorin wartet mit einer wenig überzeugenden Geschichte auf, in der zudem auch noch die Spannung auf der Strecke bleibt. Sämtliche Situationen wirken konstruiert. Mir kam es so vor, als hätte Chloe Neill mit Gewalt viele spannende Abläufe einbauen wollen, um die fehlenden Szenen mit Ethan zu kompensieren. Aber das ist ihr leider nicht gelungen. Dadurch wirkt Merit kalt und gefühllos auf mich, weil sie Ethans Tod viel zu schnell akzeptiert hat. Sicher, sie steht nun plötzlich mit der ganzen Verantwortung alleine da und erfährt alleine durch die Tatsache, im Hause Cadogan einen Verwalter vor die Nase gesetzt zu bekommen, etwas Ablenkung. Aber die Gefühle, die sie für Jonah entwickelt, kommen nicht sehr authentisch rüber und machen die ganze Situation, in der sich Merit befindet, komplett unrealistisch.

Auch wenn „Ein Biss zu viel“ Chloe Neills schwächstes Werk ist, die Geschichte der Chicagoland Vampires hat ihren Reiz dennoch nicht verloren. Es gab auch zu Anfang einen Band, der mich nicht überzeugen konnte. Ich möchte die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen und denke, die Entwicklung am Schluss dieses Romans bietet wieder eine solide Grundlage für eine spannende Fortsetzung. Dieses Mal gibt es aber nur ganz knappe drei Sterne.

Bewertung vom 02.02.2014
Herzenskälte / Leitner & Grohmann Bd.2
Berwein, Saskia

Herzenskälte / Leitner & Grohmann Bd.2


ausgezeichnet

Mit „Herzenskälte“ hat die deutsche Thrillerautorin Saskia Berwein den zweiten Band mit dem Ermittlerteam Leitner und Grohmann ins Rennen geschickt. Das perfekt auf das Thema zugeschnittene Cover ist für Thrillerfans ein echter Leckerbissen. Die mit Blut verschmierte Rasierklinge offenbart dem Leser schon gleich, dass der Roman nichts für schwache Nerven ist.

Kommissarin Jennifer Leitner und Staatsanwalt Oliver Grohmann machen sich auch in diesem kniffeligen Fall wieder zusammen auf die Jagd nach einem Serienmörder. Lemanshain: Es ist Valentinstag und im Schaufenster eines Hochzeitsplaners wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt, zurecht gemacht wie eine Braut, glücklich lächelnd. Die Obduktion bringt ans Tageslicht, dass der Täter ihr das Herz herausgeschnitten hat. Während das Team zunächst von einer Beziehungstat ausgeht, werden sie bereits wenige Tage später eines Besseren belehrt. Dieses Mal ist das Opfer männlich und auch in diesem Fall fehlt das Herz. Anders als bei der jungen Frau, scheint es der Täter jedoch nicht fachmännisch entfernt, sondern regelrecht herausgerissen zu haben. Und während er sich bei der ersten Leiche auffallend Mühe beim Zurechtmachen gegeben hat, gleicht Opfer Nr. 2 eher einem zähnefletschenden Tier. Nicht einmal die Kleidung hat der Mörder ihm gelassen. Für die beiden Ermittler beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn das grausame Werk hat gerade erst seinen Anfang gefunden …

Dieser Thriller hält, was sein Klappentext verspricht und präsentiert Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Bereits der Prolog hat es in sich und hier zeigt sich sehr schnell, ob ein Weiterlesen ratsam ist, denn die Autorin sorgt dafür, dass der Leser dem Mörder bei der Entnahme des Herzens über die Schulter gucken kann. Die sehr detaillierten Beschreibungen und der bildhafte Schreibstil der Autorin ziehen sich durch die ganze Geschichte und ließen mich zwischendurch immer wieder den Atem anhalten, gerade weil es so authentisch wirkt. Ich liebe es, wenn ich in Krimis oder Thrillern bei der Suche nach dem Täter miträtseln kann. Mehr als einmal hat mich die Autorin mit Wendungen überrascht und ich muss zugeben, dass ich auf den Täter nicht gekommen bin, bei der Auflösung aber gedacht habe: Ok, ich habe diese Person bewusst wahrgenommen, sie ist mir in Erinnerung geblieben, aber in Verdacht hatte ich sie nicht. Und genau so soll es sein – hier ein dickes Lob an Frau Berwein.

Positiv ins Auge sticht auf jeden Fall auch die Weiterentwicklung der Protagonisten. Vor allen Dingen Oliver Grohmann, der im ersten Band noch etwas zu kurz kam, ist näher in den Fokus gerückt. Ich habe sehr viel über seine Vergangenheit erfahren können. Seine 14-jährige Tochter Hannah, die eigentlich bei seiner Exfrau lebt, zieht kurzerhand bei ihrem Vater ein und stellt das mehr oder weniger geordnete Leben des Staatsanwaltes gehörig auf den Kopf. Sie spielt in dieser Geschichte keine unbedeutende Rolle. Mehr werde ich an dieser Stelle aber nicht verraten.

Die Zusammenarbeit zwischen Oliver und Jennifer ist erfrischend umkompliziert, wenn man von ihren Gefühlen, die sie füreinander hegen, sich derer aber noch gar nicht so bewusst sind, mal absieht. Über so manche Situation musste ich mehr als einmal schmunzeln. Aber hier spannt uns Saskia Berwein noch ein wenig auf die Folter, ob aus den Zweien etwas wird oder nicht.

Begeistert hat mich die Tatsache, dass die Autorin sich vom Schreibstil her noch gesteigert hat. Der erste Band hat von mir vier Sterne in der Bewertung bekommen, mit dem Zusatz, dass Frau Berwein ruhig noch ein bisschen Gas geben dürfte. Das ist ihr mit diesem Titel hervorragend gelungen, sodass ich gerne fünf Sterne vergebe. Wer also einen spannenden Thriller mit viel Wortwitz und sympathischen Protagonisten sucht, der liegt mit „Herzenskälte“ genau richtig. Ein dritter Band aus der Reihe mit dem Namen „Seelenweh“ erscheint übrigens im September dieses Jahres und steht schon auf meiner „musthave-Liste“.

Bewertung vom 02.02.2014
Todeszeichen / Leitner & Grohmann Bd.1
Berwein, Saskia

Todeszeichen / Leitner & Grohmann Bd.1


sehr gut

Das blutverschmierte Skalpell auf dem in grau gehaltenen Cover passt hervorragend zu dem Thriller, der den Namen „Todeszeichen“ trägt. Der Zusatz „Ein Fall für Leitner und Grohmann“ deutet bereits auf eine Reihe hin. Die Aussicht, zwei Ermittler zukünftig bei ihren Fällen begleiten zu dürfen und der spannende Klappentext haben mich überzeugt, Saskia Berweins Debüt unbedingt lesen zu müssen.

Als Kommissarin Jennifer Leitner von Frankfurt nach Lemanshain versetzt wird, ist sie zunächst genervt von der Ruhe. Gewaltverbrechen liegen so weit unter dem nationalen Durschnitt, dass selbst die Polizei personell nur spärlich besetzt ist. Als Jennifer gerade beginnt, die Ruhe zu genießen, schlägt der „Künstler“ zu und hält die Beamten mit immer neuen Leichen auf Trab, die er ihnen im Abstand von mehreren Wochen präsentiert. Seinen Namen verdankt er den Bildern, die er den toten Frauen in die Haut ritzt. Um sicherzugehen, dass seine „Kunstwerke“ auch gesehen werden, positioniert er die Leichen immer so, dass sie auch garantiert gefunden werden. Bis er bei einem Opfer von seinem üblichen Schema abweicht. Jennifer und ihrem neuen Kollegen Staatsanwalt Oliver Grohmann gelingt es, Charlotte Seydel, die Tochter des letzten Mordopfers ausfindig zu machen. Als diese beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln, ahnt sie nicht, dass sie mit ihrem Leben spielt …

Saskia Berwein beweist mit ihrem ersten Roman, dass auch deutsche Autoren es durchaus verstehen, einen guten Thriller zu schreiben. Über 350 spannungsgeladene Seiten, die es in sich haben und mir als Leser viele Möglichkeiten bieten, mitzurätseln. Der flüssige Schreibstil und die kurzen Kapitel mit wechselnden Perspektiven sorgen dafür, dass erst gar keine Langeweile aufkommen kann. Für den perfekten Thrill fehlen mir jedoch mehr Szenen wie solche im Prolog. In einem Thriller darf es gern blutiger und grausamer zur Sache gehen. Hier gibt sich die Autorin noch etwas zurückhaltend.

Bis auf Oliver Grohmann, der leider im ersten Band noch etwas zu kurz kommt, hat Saskia Berwein ihre Charaktere sehr authentisch dargestellt. Jennifer ist eine sehr starke Persönlichkeit, die gerne mal - nicht nur verbal – ihre Fäuste einsetzt. Sehr emotionsgeladen und manches Mal etwas zu forsch wird sie sich bei mir erst noch ein paar Sympathiepunkte erarbeiten müssen. Mehr als einmal ist Grohmann mit seiner ruhigen und überzeugenden Art derjenige, der Jennifer etwas bremst uns sie wieder auf Boden holt. Die beiden ergänzen sich bereits jetzt sehr gut und ich würde mich nicht wundern, wenn sich in zukünftigen Fällen zwischen den beiden noch etwas entwickelt. Überzeugt hat mich in diesem Band Charlotte, die eigentlich ja nur eine Randfigur sein sollte, die sich auf diesen Fall bezieht. Trotzdem hoffe ich, dass sie im nächsten Band noch ein Plätzchen findet, damit sie uns als Charakter erhalten bleibt.

„Todeszeichen“ erhält von mir vier Sterne und eine klare Empfehlung. Sollte die Autorin im nächsten Band noch etwas mehr Gas geben, steht einer Höchstwertung nichts mehr im Wege.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.02.2014
Rasterfrau / Knobels achter Fall
Erfmeyer, Klaus

Rasterfrau / Knobels achter Fall


ausgezeichnet

In Knobels achtem Fall geht es um eine Tat, die bereits vier Jahre zurückliegt. Damals wurde Maxim Wendel wegen Mordes an einem Rentner zu lebenslanger Haft verurteilt. Der frühere Gymnasiallehrer soll sich im Park an einer jungen Studentin vergangen haben. Dabei wurde er anscheinend von seinem früheren Nachbarn, dem Mordopfer, beobachtet. Doch obwohl Wendel die Tat von Beginn an hartnäckig leugnet, ist die Beweislast erdrückend, denn die Tatwaffe, eine Flasche, trug Wendels Fingerabdrücke.

Nun hat sich Wendel an Rechtsanwalt Stephan Knobel gewandt, mit der Bitte um Wiederaufnahme des Prozesses. Knobel zögert zunächst den Fall anzunehmen, stimmt dann aber zu. In Zusammenarbeit mit dem früheren Verteidiger des Inhaftierten, Staatsanwalt Dr. Immo Trost, macht sich der Rechtsanwalt an die Arbeit. Während er zunächst zugeben muss, dass wirklich alle Beweise gegen Maxim Wendel sprechen, kristallisieren sich aber nun immer mehr Ungereimtheiten heraus …

„Rasterfrau“ ist für mich der zweite Roman, den ich aus der Stephan Knobel-Reihe gelesen habe. Das Cover ist für einen Krimi ein richtiger Eyecatcher. Abgebildet ist dort das Unterteil einer zerbrochenen grünen Flasche mit einem Fingerabdruck darauf. Für einen Krimi nicht zu aufdringlich, aber auch absolut passend zur Geschichte.

Erfmeyers Buchtitel, die immer aus einem Wort bestehen, sind genauso kurz und knackig wie sein Schreibstil. Er hält sich nicht mit großen Umschreibungen auf, sondern schreibt ganz direkt, worum es geht, kommt immer gleich zum Punkt und konzentriert sich damit ausschließlich auf den Fall. Mir ist das bereits in seinem siebten Band positiv aufgefallen. Bei keinem anderen Autor habe ich das bis jetzt in dieser Form erlebt. Dabei gelingt es ihm, die Spannung konstant zu halten. Gut waren auch die vielen Wendungen, die es mir unmöglich machten herauszufinden, ob Wendel auch tatsächlich unschuldig ist oder nicht. Die Auflösung war sehr überraschend für mich und im Nachhinein muss ich sagen, dass ich darauf garantiert nicht gekommen wäre.

Ich denke, als Rechtsanwalt bekommt man tagtäglich viele interessante Fälle auf den Tisch, aus denen sich massig Krimis schreiben ließen. Von daher hoffe ich, noch viel von Klaus Erfmeyer lesen zu dürfen. Ich habe ihn auf jeden Fall für mich als einen neuen Favoriten entdeckt und vergebe fünf Sterne für „Rasterfrau“.

Bewertung vom 19.01.2014
Der Peststurm
Wucherer, Bernhard

Der Peststurm


ausgezeichnet

Bernhard Wucherer widmet sich, wie der Leser dem Titel entnehmen kann, dem Thema Pest. Schauplatz ist Staufen im Jahr 1635. Inmitten des Dreißigjährigen Krieges bricht die Pest aus. Der Totengräber Ruland Berging ist der Einzige, der einen Vorteil aus dem Elend, den diese Krankheit verbreitet, ziehen kann. Wer seine toten Angehörigen begraben lassen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Doch die Skrupellosigkeit des Totengräbers reicht noch viel weiter. Im Jahr zuvor tat sich Berging mit dem Medicus Heinrich Schwarz zusammen mit gut dosierten Kräutergiftmischungen machten die beiden die Bauern und Handwerksleute glauben, sie wären an der Pest erkrankt und bereicherten sich daran. Doch der Totengräber musste fliehen, da er zwei Knaben ermordete, die er aufgrund einer Namensverwechslung für unliebsame Zeugen gehalten hatte.
Doch nun ist Ruland Berging wieder nach Staufen zurückgekehrt und das genau zu dem Zeitpunkt, an dem zumindest Heinrich Schwartz seine gerechte Strafe bekommt und nun dafür am Strick baumelt. Dass der Totengräber gerade jetzt wieder zurück ist, scheint kein Zufall zu sein, denn dem Medicus blieb keine Zeit mehr seinen ehemaligen Kumpan zu verraten. Für den Totengräber die Chance, sich um die wahren Zeugen seines Gesprächs mit dem Medicus seiner Zeit zu kümmern: Diederich und Lodewig, die beiden jüngeren der drei Söhne des Staufner Schlossverwalters Hannß Ulrich Dreyling von Wagrain.
Lodewig, der nicht ahnt, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet, hat nur Augen für seine zukünftige Frau Sarah, mit der er sich täglich trifft und die bereits seit fünf Monaten sein Kind unter ihrem Herzen trägt. Und auch Sarah ahnt noch nicht, dass ihr Leben in Gefahr ist, denn Sarah und ihre Familien sind Juden und haben einen nicht zu unterschätzenden Feind, Schuhmacher Hemmo Grob, der nichts unversucht lässt, die jüdische Familie Bomberg aus ihrem Haus zu vertreiben und dabei geht er über Leichen …
„Der Peststurm“ ist eine mitreißende Geschichte, die mich sehr berührt hat. Bernhard Wucherer hat jede seiner Charaktere sehr gut herausgearbeitet, mit all ihren Ecken und Kanten – sowohl die Guten als auch die Bösen. Sehr überzeugend geschildert ist die Veränderung der Menschen, die durch die Pest alles verloren haben, was ihnen lieb gewesen ist. Ist zunächst noch die Trauer übermächtig, ändert sich dieses, als die Verzweiflung einsetzt, weil das Trinkwasser und die Essensvorräte knapp werden und schlägt um in Gleichgültigkeit, die versucht, die Verrohung zu rechtfertigen, die die Menschen befällt. Wucherers Schreibstil ist spannend und überzeugend. Ich konnte tief in die Geschichte eintauchen und mit den Protagonisten mitfühlen und mitleiden. Es fiel mir schwer, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen.
Da ich kein Fan von trockenen Geschichtsbüchern bin, die mir nur Fakten vermitteln, bin ich immer froh, wenn es sich Autoren zur Aufgabe machen, die historischen Abläufe, gepaart mit einer fiktiven Handlung, in einem spannenden Roman zu verpacken. Viele Personen, die Bernhard Wucherer in seinem Roman untergebracht hat, haben tatsächlich existiert, wie zum Beispiel Hannß Ulrich Dreyling von Wagrain, Landrichter Hans Zwick, der Jude Jakob Bomberg oder der Propst Johannes Glatt, um nur einige zu nennen. Nie hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte langatmig ist, ganz im Gegenteil, denn die Spannung nimmt von Seite zu Seite zu. Für diesen Roman, der keinen Wunsch offen lässt und mich vom Anfang bis zum Ende gut unterhalten hat, vergebe ich nur zu gerne fünf Sterne und spreche eine Empfehlung aus.

Bewertung vom 29.12.2013
Teufelskanzel
Erle, Thomas

Teufelskanzel


gut

"Teufelskanzel" ist der Einstieg in eine neue Reihe um den Weinhändler Lothar Kaltenbach, der durch die Klatschsüchtigkeit seiner Nachbarin von einem auf der Teufelskanzel gefundenen Toten erfährt. Der unter Schock stehende Begleiter des Toten spricht von dem Teufel, den er gesehen haben will. Die Polizei tut das Ganze schnell als Unglücksfall ab. Kaltenbach jedoch ist davon überzeugt, dass es sich um einen Mord handelt, denn schließlich wurde neben der Leiche ein Kreuz mit Hasenblut daran gefunden. Auf der Beerdigung beobachtet Kaltenbach dann einen Mann, der sich sehr merkwürdig verhält. Vor dem Grab des Toten steht dieser mit ausgebreiteten, zum Himmel emporgestreckten Armen und scheint etwas herunterzubeten. Kurz darauf greift er in seine Manteltasche, holt etwas Glitzerndes heraus, um es in das Grab zu werfen und ist danach sehr schnell verschwunden. Der Weinhändler beginnt, zusammen mit der Schwester des Toten, auf eigene Faust zu ermitteln.

Wie ich es vom Gmeiner Verlag nicht anders kenne, sind Coverfoto und Geschichte wieder im Einklang. Zwar kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob das Haus in der hügeligen Umgebung nun tatsächlich im Schwarzwald steht, aber die Bauweise und die Umgebung passen auf jeden Fall dazu. Der Anfang dieses Schwarzwald-Krimis ist zunächst etwas schleppend und die Geschichte kommt auch nur sehr langsam in Fahrt, was so einiges an Spannung einbüßt. Der Autor hat zwar einen sehr bildhaften Schreibstil, aber die Aktionen seiner Charaktere waren für mich nicht immer nachvollziehbar und ich habe mich des Öfteren an Ungereimtheiten gestoßen. Positiv sind die nicht vorhersehbaren Wendungen in dem Fall und auch die Landschaftsbeschreibungen haben sich sehr gut in den Krimi eingefügt und mir eine bessere Vorstellung der Umgebung vermittelt. Zwischendurch hat Thomas Erle einige Sätze im Dialekt eingefügt, was ich sehr interessant finde und zugleich dankbar bin, dass es nicht so überlagert, dass der Lesefluss dadurch ausgebremst wird.

Schwer getan habe ich mich in dem Moment, wo es zu mystisch wurde. Der Leser erfährt sehr viel Wissenswertes über die Kelten und ihre Bräuche, aber die ganze Esoteriksache mit Keltenschamane und "Wächter der Berge" war dann etwas zu viel für mich. Obwohl der Krimi von Thomas Erle zum Ende hin noch einmal richtig Fahrt aufnimmt, hat mich dieser Serienauftakt nicht komplett überzeugen können.

Bewertung vom 22.11.2013
Die Insel der besonderen Kinder / Die besonderen Kinder Bd.1
Riggs, Ransom

Die Insel der besonderen Kinder / Die besonderen Kinder Bd.1


sehr gut

Als Kind hat Jakob Portman ein sehr inniges Verhältnis zu seinem Großvater. Ganz besonders angetan haben es ihm die Geschichten, die Abraham Portman seinem Enkel erzählt und die in ihm den Berufswunsch des Entdeckers wecken, als er sechs Jahre alt ist. Doch je älter Jakob wird, umso mehr ist er davon überzeugt, dass nichts an den Geschichten über das Waisenhaus, in dem sein Großvater lebte, wahr sein kann und Monster gibt es ja schon mal gar nicht – ebenso wenig wie Kinder mit magischen Fähigkeiten. Irgendwann bittet Jakob seinen Großvater, ihm keine Geschichten mehr zu erzählen. Doch als Jakob 15 ist, ändert sich sein Leben schlagartig, als er einen Anruf von seinem Großvater bekommt. Dieser ist auf der Flucht vor seinen Monstern aus seinen Geschichten. Jakob macht sich auf dem Weg zu dem verwirrten alten Mann und findet ihn schwer verletzt mit blutdurchtränkter Kleidung im Wald. Er kann Jakob noch mitteilen, dass dieser unbedingt auf die Insel gehen soll, um den Vogel zu finden, in der Schleife, auf der anderen Seite vom Grab des alten Mannes und verstirbt dann in den Armen seines Enkels.

Jakob kann das Geschehene nicht verarbeiten und muss die Hilfe eines Psychiaters in Anspruch nehmen. Dieser rät Jakob sogar, zusammen mit seinem Vater die Insel seines Großvaters zu besuchen und so machen sich die beiden schließlich auf den Weg. Für Jakob wird diese Reise eine Reise in eine andere Welt – in die Welt seines Großvaters. Und er muss erkennen, dass nichts von dem, was Abraham Portman ihm erzählt hat, gelogen war …

Zusammen mit Jakob konnte ich als Leserin in eine neue Welt abtauchen. Hinter dem außergewöhnlichen Cover mit dem geheimnisvoll klingenden Titel verbirgt sich eine ebenso besondere wie auch spannende Geschichte. Nichts an ihr lässt sich auch nur annähernd vorausahnen. Ich wusste von Anfang an überhaupt nicht, auf was ich mich bei diesem Buch einlasse und bin mir selbst, nachdem ich die Geschichte kenne, noch immer nicht sicher, ob es nun anders ist. Sicher ist, dass ich mich dem Schreibstil des Autors nicht entziehen konnte und permanent hin- und hergerissen war, ob mir die Geschichte nun gefiel oder nicht. Sie ist gewöhnungsbedürftig, aber definitiv etwas Besonderes und unterscheidet sich von allem bis jetzt Dagewesenen. Spannung war mein stetiger Begleiter auf dieser Reise – vermisst habe ich jedoch die Nähe zu den Charakteren. Es ist dem Autor leider nicht gelungen, seinen Figuren Leben einzuhauchen.

Diese sehr merkwürdige Geschichte lebt von den Fotos, die, wie der Autor am Ende des Buches schreibt, alle authentisch und Leihgaben aus privaten Archiven sind. In Verbindung mit Ransom Riggs' Kunst des Erzählens verbreiteten sie bei mir eine leichte Gänsehaut. Jedes noch so kleinste Detail eines Fotos findet Erwähnung in der Geschichte und es ist einfach faszinierend, wie der Autor eine Geschichte zu diesen alten Aufnahmen konstruiert hat. Sie ist in sich zwar abgeschlossen, schließt eine Fortsetzung jedoch nicht gänzlich aus. „Die Insel der besonderen Kinder“ bekommt von mir eine ganz klare Empfehlung, dennoch reicht es nicht für eine Vergabe von fünf Sternen, da mir die Nähe zu den Charakteren einfach gefehlt hat.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.08.2013
Blutzeugen
Sonnleitner, Marco

Blutzeugen


sehr gut

Der ehemalige Kommissar Bartholomäus Kammerlander hat sich von seinem Beruf distanziert, weil er die Grausamkeit der Menschen, mit der er jeden Tag konfrontiert wird, nicht mehr ertragen kann. Er kehrt dem Polizeidienst und seinen Kollegen den Rücken und kauft sich zusammen mit seiner Frau Wiebke ein Hotel in der Münchner Umgebung. Als im Ort jedoch ein Finanzbeamter getötet wird, stoßen seine ehemaligen Kollegen Zillenbicher und Kreuzpointer an ihre Grenzen und sie bitten Kammerlander, sie in dem Fall zu unterstützen.

Nach etwas über 90 Seiten bin ich fast so weit, das Buch abzubrechen. Schuld daran sind die vielen Szenen- und Figurenwechsel, die scheinbar alle gar nichts miteinander zu tun haben und die mir große Mühe bereiteten, noch zu folgen. Auch der bayrische Dialekt trägt nicht gerade zu einem guten Lesefluss bei. Ich mag den Dialekt zwar gerne hören und finde es auch nicht schlimm, wenn hier und da mal ein Satz eingestreut wird. Aber in diesem Fall finden die ganzen Dialoge im Dialekt statt.

Völlig entnervt möchte ich das Buch schon zur Seite legen, als die Geschichte plötzlich an Fahrt gewinnt. Eins führt zum anderen und ich kann mich plötzlich gar nicht mehr losreißen. Protagonist Bartholomäus Kammerlander mit seiner inneren Zerrissenheit hat mir am besten gefallen. Er ist eine Figur mit Tiefgang, die sehr authentisch beschrieben wird. Sein Kampf mit sich selber, ob er den Fall übernehmen soll oder nicht, ist lang und er macht sich es sich wirklich nicht leicht. Dabei sticht besonders hervor, wie tief die Verbundenheit zwischen ihm und seiner Frau Wiebke ist. Die beiden verstehen und vertrauen sich blind. Sie ist ihm in dieser Zeit eine sehr große Stütze, weil sie einfach weiß, wie es in ihm aussieht. Mich haben die Szenen zwischen ihnen sehr berührt. Kammerlander ist kein Übermensch und seine Ecken und Kanten machen ihn als Ermittler sehr sympathisch. Er muss sich nicht zum Helden aufspielen, seine Mitmenschen sind ihm wichtig und er behandelt sie mit Respekt.

Auch über die anderen Charaktere habe ich in diesem Krimi sehr viel erfahren. Hier wird nicht nur an der Oberfläche gekratzt, sondern viel Wert auf detaillierte Beschreibungen gelegt. Für einen guten Kriminalroman, wie ich finde, unerlässlich. Und trotzdem ist es mir nicht gelungen, den Mörder auszumachen. Der Roman bietet ausreichend Möglichkeiten für spekulative Verdächtige, aber die gelegten Spuren stellten sich alle als Sackgassen heraus. Da es nicht bei einem Toten bleibt, wird die ganze Sache immer kniffeliger und auch ich immer verbissener bei der Suche nach dem Mörder. Die im Buch beschriebenen Morde sind schon sehr außergewöhnlich – ebenso wie das Motiv, welches aber erst ganz zum Schluss offenbart wird.

Trotz der anfänglichen Startschwierigkeiten bekommt „Blutzeugen“ eine ganz klare Empfehlung von mir. Marco Sonnleitner ist ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit gelungen, der stellenweise auch etwas Humor durchschimmern lässt. Ich hoffe, der Autor nimmt sich für den zweiten Band mit dem Protagonisten Kammerlander die kritischen Anmerkungen seiner Leser zu Herzen und räumt somit auch die letzten Zweifel aus dem Weg. Von mir gibt es vier Sterne!

Bewertung vom 26.07.2013
Ahnenfluch
Schneider, Harald

Ahnenfluch


ausgezeichnet

In „Ahnenfluch“ begleiten wir den Schifferstadter Kommissar Reiner Palzki bereits bei seinem neunten Fall, in welchem er selber Opfer eines Attentats wird. Dienststellenleiter Klaus P. Diefenbach (kurz KPD – bekannt für seine Leidenschaft, sich mit fremden Federn zu schmücken) ist der brillanten Idee verfallen, eine Bildungsoffensive für seine Untergebenen zu starten. Unterstützt wird er von seinem Freund, dem Kunsthistoriker Ludwig-Wilhelm Zweier, der einen Auserwählten aus der Dienststelle auf einer externen Fortbildung unterrichten soll. Der glückliche Auserwählte darf sämtliche Museen der Region besuchen, um sich so in die Geschichte des Adelsgeschlechts Wittelsbach einzuarbeiten. Dass die Wahl auf KPDs bestes Pferd im Stall fällt, ist unschwer zu erraten. Zweier und Reiner Palzki machen sich also auf den Weg ins Heimatmuseum von Schifferstadt. Doch noch bevor die beiden das Museum betreten können, wird Palzki von einem Pfeil einer historischen Armbrust in den Arm getroffen. Die Spur führt ihn ins Mannheimer Barockschloss, in dessen Museum mit Hochdruck an den Umbauarbeiten der Wittelsbacher Ausstellung gearbeitet wird. Der etwas dubiose Schlosschef zeigt zunächst kein großes Interesse daran, Palzki auf der Suche nach dem Attentäter zu helfen.

Per Zufall erfährt er von einer Studentin von einem geheimnisvollen Schriftstück, welches in der Gruft der Mannheimer Schlosskirche gefunden wurde. Er kann der Studentin noch einen Treffpunkt im Zeughaus des Reiss-Engelhorn-Museums entlocken und schafft es, diesen um eine halbe Stunde vorzuverlegen. Als er am nächsten Tag zur abgemachten Zeit auf die Studentin trifft, wird diese vor seinen Augen ermordet.

Wer Harald Schneiders Schreibstil mag, wird diesen Krimi lieben. Wieder einmal ist dem Autor eine perfekte Mischung aus Spannung, gepaart mit Humor und wissenswerten Fakten gelungen. Mit sehr viel Liebe zum Detail beschreibt er die vielen bekannten Orte in der Metropolregion Rhein-Neckar-Pfalz, die so authentisch dargestellt werden, dass ich das Gefühl hatte, hautnah dabei zu sein. Und nicht nur das: Erstmals hat der Autor QR-Codes in seine Geschichte mit eingebunden, die mit einem QR-Code-fähigen Smartphone die zugehörige Internetseite aufrufen, mit den passenden Informationen zu den jeweiligen Orten des Geschehens. Aber auch Leser, die diese Funktion nicht nutzen können, finden auf der Seite http://www.ahnenfluch.palzki.de/ alle Informationen zum Barockschloss und der Schlosskirche Mannheim, den Reiss-Engelhorn-Museen (rem), der Universität Mannheim und dem Schloss Schwetzingen.

Mir hat es unheimlich viel Spaß gemacht, den Schifferstadter Kommissar bei seinen Ermittlungen zu begleiten, besonders, weil er in diesem Fall einen Attentäter fassen muss, der es auf ihn persönlich abgesehen hat. Warum ausgerechnet Palzki sein Opfer ist, werde ich natürlich nicht verraten. Die Auflösung ist auf jeden Fall wieder ebenso interessant wie skurril. Wie schon in den Bänden zuvor begegnen wir wieder vielen alten Bekannten wie Dr. Metzger, Dietmar Becker oder dem Erfinder Jacques Bosco, der erneut wesentlich am Aufklärungsfinale beteiligt ist.

Das typische Personenglossar am Ende des Buches gibt es dieses Mal nicht, was ich nicht ganz verstehen kann. Für mich ist es zwar kein Problem, darauf zu verzichten, weil ich alle Bände kenne, aber Quereinsteigern ist das Glossar immer eine wertvolle Hilfe. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, ist es auch möglich, sich ohne Hintergrundwissen auf einen Quereinstieg einzulassen. Aber ich würde davon abraten, weil gerade die Protagonisten sich stetig weiterentwickeln.

Der Anhang bietet wieder einige Extraboni, wie einen Ratekrimi, eine Kurzgeschichte und eine Anekdote, was bei Lesungen so alles schief gehen kann. Wie bei bereits allen Bänden aus der Palzki-Reihe kann ich hier wieder nur eine Empfehlung aussprechen für einen gelungenen Krimi und vergebe fünf Sterne.