Bewertungen

Insgesamt 1211 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2025
Wo wir uns treffen
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


sehr gut

Interessenkonflikte

Die Handlung spielt innerhalb weniger Tage, die die Ereignisse unmittelbar vor und nach der Beerdigung des Familienpatriarchen beleuchten. Der Leser wird direkt in eine emotional aufgewühlte Atmosphäre geworfen, die Gemüter kochen an allen Stellen schnell hoch und vor den gegensätzlichen Interessen der Kinder/Erben, rückt das eigentliche Ereignis der Beerdigung in den Hintergrund. Auch das Thema Trauer wird hier überraschenderweise eigentlich gar nicht aufgegriffen. Fand ich unkonventionell, aber eigentlich mal ganz erfrischend.

Was mir gefallen hat war, wie die einzelnen Leben und Schicksale miteinander verstrickt waren. Es gibt eine tiefgreifende Verbundenheit zwischen den Menschen, die auf dem Gelände des Familienanwesens leben. Es gibt verschiedene Abhängigkeitsverhältnisse, Schicksalsschläge und emotionale Verkettungen, die sich erst nach und nach offenbaren und der Handlung einen emotionalen Rahmen geben.

Die Enthüllung der tief schürfenden Familiengeschichte fand ich gelungen eingebunden. Vor allem das Thema vererbte Schuld fand ich durchaus interessant ausgearbeitet und für meinen Geschmack hätte das gerne noch mehr Raum einnehmen können. So einen echten Roten Faden, abgesehen vom Countdown bis zur Beerdigung ganz es hier für mich nicht so wirklich. Stattdessen sind hier eben bunt Themen zusammengewürfelt worden.

Das offene Ende fand ich hier tatsächlich sehr passend. Für mich war es nicht unbedingt ein Buch, das ich mal eben weglese. Vielmehr ein Buch, dass zum Reflektieren und Gedanken machen anregt.

Bewertung vom 13.04.2025
Das Ministerium der Zeit
Bradley, Kaliane

Das Ministerium der Zeit


gut

Für mich ist dieses Buch ein Beispiel fantastischen Marketing: vom Klappentext und den Empfehlungen, bis hin zur Aufmachung schreit dieses Buch: moderne Sci-Fi Romance. Bei mir hat all das aber völlig falsche Erwartungen geweckt und so richtig war das für mich weder Sci-Fi, noch Romance, vielmehr hing die Handlung irgendwie in der Luft, hat erst gegen Enden einen Rahmen bekommen, den ich dann auch nicht 100% überzeugend fand.

Was mir an diesem Buch vielleicht am besten gefallen hat ist, wie sprichwörtlich Welten aufeinander prallen und die damit einhergehenden Weltansichten, Erfahrungen und umweltbedingten Charakterzüge. Nicht nur war es interessant zu beobachten, wie sich die Expats in die moderne Welt integrieren, sondern vor allem auch wo sie anecken.

Durch die historischen Umstände bekommt die Geschichte eine gewisse Tiefe und Ernsthaftigkeit, die mir gut gefallen hat.
Ansonsten schreitet die Handlung aber eher überschaubar voran. Es deutet sich zwar an, dass etwas größeres im Gange sein könnte, aber so richtig kommt das erst in der zweiten Hälfte des Romans zum Tragen, bis dahin dümpelt die Story so ein bisschen vor sich hin.

Auch die Lovestory steht eher am Rande und entwickelte sich für mein Empfinden ein bisschen aus dem Nichts. Sie ist auch überraschend nüchtern, fast schon auf rationale Art kühl angelegt.
Für mich lebt die Geschichte hauptsächlich von den Erfahrungen, die die drei Hauptexpats machen. Besonders Maggie war ein Quell der Freude für mich. Generell blieben mir aber alle Figuren eher fremd, so einen echten Zugang habe ich zu keiner von ihnen gefunden.

Gegen Ende überschlugen sich dann die Ereignisse plötzlich und ich fand es wurde etwas unübersichtlich, was die Interessen der einzelnen Parteien anging.
Insgesamt habe ich einfach etwas völlig anderes erwartet und bleibe eher ernüchtert zurück.

Bewertung vom 13.04.2025
Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


sehr gut

Spannende Jagd mit Spuren in die Vergangenheit

Dieses Buch ist der Band auf den ich seit dem ersten Aufeinandertreffen zwischen Art und Milla gewartet habe. Ich fand den Fall rund im Danas Verschwinden echt interessant und gut geplottet.

Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt. Die Rückblenden in Danas Jugend und zum Verschwinden ihres Bruders fand ich sehr spannend. Und ich wäre niemals hinter die Auflösung des Falls gekommen. Wahnsinn, wie sich der Plot aufbaut und alles letztendlich ineinander greift.

Ich mag einfach, wie sich die Figuren in dieser Reihe entwickeln. Besonders Milla ist mir sehr ans Herz gewachsen, aber auch Art muss man trotz seiner etwas schroffen und starrsinnigen Art einfach mögen.

Ich mag es wie dieses Buch die Brücke zwischen der High Society der Stadt mit ihren hochrangigen Mitgliedern und Existenzen am Gesellschaft schlägt. Ein Fall der Gegensätze voller alter Geheimnisse und der Begleichung einer alten Schuld.

Ich finde das Buch liest sich einfach klasse weg, ist stimmig geplottet und durchweg spannend. Ist vielleicht kein absoluter Pageturner, aber liefert wieder stark ab. Bin großer Fan dieser Reihe und dieser Fall ist mir der liebste.

Bewertung vom 13.04.2025
Break to You
Shusterman, Neal;Knowlden, Michelle;Young, Debra

Break to You


sehr gut

Wow, sehr eindrücklich und bewegend

Neal Shusterman ist einer dieser Autoren, von denen ich mittlerweile blind ein Buch kaufen würde, weil ich einfach mag wie er schreibt und was seine Bücher in mir auslösen. Dieses Buch ist nun ein Gemeinschaftprojekt und allein vom Inhalt her fand ichs richtig stark. Ich finde diese Art Bücher hat einen echten Impact, bewegt was im Leser und regt zum Nachdenken an.

Das Setting der Jugendstrafanstalt fand ich überzeugend dargestellt, wobei ich natürlich sagen muss, dass meine Referenzen aus Literatur und Fernsehen stammen und ich die Authentizität nicht bewerten kann. Dadurch, dass die Strafanstalt auch als besonderes Konzept beschrieben wird, wurden den Autoren vielleicht auch ein paar Freiheiten gelassen. Der Leser bekommt auf jeden Fall gute Einblicke in das System, den Alltag und die Gruppendynamik.

Das Notizbuch als Stilmittel fand ich gut gewählt, die Texte sind kraftvoll und ergreifend, sie erlauben den Protagonisten eine ehrliche Bindung über die räumliche Trennung hinweg aufzubauen. Die Einzelschicksale, die aufgegriffen wurden, fand ich sehr bewegend.

Vor allem aber gecatcht hat mich dann der Plan, das Teamwork, der Zusammenhalt im Angesicht einer gemeinsamen Sache. Da hatte ich zwischendurch echt Gänsehaut beim Leser. Hier kommen die Stärken und besonderen Charakterzüge der einzelnen Figuren gut zum Tragen.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen und die Bilder, die es mir in den Kopf gesetzt hat, werde ich noch lange mit mir herumtragen.

Bewertung vom 13.04.2025
Hide Me / Kodiak Echoes Bd.1
Pauss, Julia

Hide Me / Kodiak Echoes Bd.1


ausgezeichnet

Mehr als Romance

Kleinstadt-Romance hat ja irgendwie mein Herz erobert. Und was könnte kleinstädtischer sein, als ein Ort in Alaska. Wild Life Setting lässt grüßen und irgendwie liebe ich diese Kontraste total: raue Natur, wilde Tiere, zarte Gefühle, verletzliche Seelen.

Ich meine diese Zeugenschutz-Thematik oder generell „Frau flüchet undercover vor einem bedrohlichen Mann der ihr Leben gefährdet“ ist ja ein ziemlich alter Hut. Deswegen fand ichs gut, dass sich damit nicht zu sehr aufgehalten wurde. Es gibt den Rahmen vor, aber im Fokus stehen auch andere Themen, wie der zehnte Jahrestag eines tragischen Vorfalls und das Thema illegale Wilderei. Mochte ich sehr, dass es hier vielfältige Ansatzpunkte gab.

Und Archer- wow, einfach herzerschütternd was der durchmachen musste. Er und sein Hund sind ja richtige Cutie Pies. Und ganz ehrlich: es gibt überraschend wenig Spice, was ich absolut genial fand. Stattdessen scheint das Schicksal Brynn und Archer lieber auf die Folter spannen zu wollen. Ich mochte die kleinen Kämpfe und Zankereien zwischen den beiden wahnsinnig gern.

Das Buch hatte einen superschönen Erzählton, die Figuren stehen zu ihren Gefühlen und das Buch bringt eine angenehme Tiefe mit. Hab es sehr genossen und war ganz traurig als es vorbei war.

Bewertung vom 13.04.2025
Schweben
Ben Saoud, Amira

Schweben


sehr gut

Identität in dystopischer Isolation

Die Idee dieses Buches, eine dystopische Welt nach dem Klimawandel, in der die Menschen in abgeschotteten Siedlungen leben, die sie nicht verlassen können, fand ich erstmal grundsätzlich spannend. Vor allem weil relativ früh die Frage nach dem "außen", hinter den Grenzen der Siedlung aufgeworfen wird. Die Autorin spielt hier mit dem Leser, hält ihm immer wieder kleine Informationshäppchen vor die Nase, verzichtet aber zum großen Teil auf Erklärungen und Antworten. Wer will kann sich seinen Teil denken oder sich in der schwerelosen Geschichte einfach treiben lassen.

Die Protagonistin hat einen interessanten Beruf für sich ergriffen: sie schafft Identitäten, übernimmt das Leben anderer, verliert sich in der Illusion dessen, was sie was als Dienstleistung für andere kreiert. Ein völlig neues selbst, ein Jemand anders sein. Ich finde es sehr spannend, wie sich der Plot entwickelt und wie man als Leser fast schon voyeuristische Einblicke in diese Leben bekommt, die da geschaffen werden. So weit so psychologisch erstmal mitreißend. Aber dann wird es wild.

Denn in der Siedlung scheint etwas vorzugehen. Und plötzlich beginnen die Menschen zu schweben, die Zahl der Todesfälle durch Abstürze steigt stetig. Bei dieser Skurrilität, die auch nicht weiter vertieft wird, hat mich die Geschichte ein bisschen verloren. Ich habe mir rationale Erklärungen gewünscht, etwas greifbares an dem man sich festhalten und orientieren kann. Rund um eine Protagonistin, die der Realität entgleitet, gerät nun auch die physische Welt aus den Fugen.

Das Buch hat einen wahnsinnig tollen Erzählton. Es ist ruhig geschrieben, teilweise nüchtern, teilweise mit einer sanften Bestimmtheit. Mich hat es beim Lesen abwechselnd geschaudert und besänftigt. Am Ende- ein kurzer Blick über den Tellerrand, dann Schluss. Dieses abrupte Ende, ein Finale ohne Schrecken, hat mich einerseits enttäuscht und andererseits begeistert. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber das Konzept, dass die Autorin hier geschaffen hat, funktioniert.

Bewertung vom 06.04.2025
»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Hat Potential

Ich bin ja großer Fan der Kluftinger-Reihe und bin mit einer entsprechenden Erwartungshaltung an dieses Buch herangegangen. Es gab Höhen und Tiefen, da bin ich ganz ehrlich. Für einen Auftaktband fand ichs ok, es gibt auf jeden Fall Potential für Entwicklung im weiteren Verlauf der Reihe. Ein bisschen muss man vielleicht aufpassen, dass der charmante Witz, der hier durch Sprachbarrieren erzeugt wird und die überzogenen Charaktere, nicht ins lächerliche abdriften.


Man merkt halt schon, dass Volker Klüpfel einfach schreiben kann und dabei auch einen bestimmten Stil hat, den man auch aus der Kluftiger-Reihe kennt, vor allem was das Spielen mit Klischees und den etwas derberen Humor angeht. Der Roman ist insgesamt rund und funktioniert sowohl jetzt als Einzelband, als auch als Auftakt für eine Reihe, die ja wohl bereits in Planung ist.


Ich mag wie hier übertrieben und damit auch ein Stück weit polarisiert wird. Die Figuren haben Ecken und Kanten, man kann sich wunderbar an ihnen aufreiben und geht mit einer ganzen Bandbreite an Emotionen in die Geschichte. Vor allem Svetlana und die Nebencharaktere wie Kleinschmidt und Gerlinde fand ich einfach den absoluten Knüller. Tommi hat Potential, noch mag ich ihn nicht, aber ich sehe, wo das alles hinführen könnte. Auf jeden Fall ist das Duo aus dem gefühlt lebensunfähigen Möchtegern-Autor und der resoluten Putzfrau sehr unterhaltsam.


Teilweise wars ein bisschen drüber und dürfte dann gerne auch mal weniger sein, das wirkte zwischenzeitlich ein bisschen zu gewollt witzig. Könnte mir eine Prise mehr Spannung und ein bisschen weniger Witz gut vorstellen, aber jetzt nachdem die wichtigsten Figuren ja eingeführt sind, würde ein zweiter Band sich auch knackiger losgehen. Denn Spannung wurde hier wirklich eher langsam aufgebaut und generell fand ich den Fall nicht so ganz überzeugend, auch wenn es sich im letzten Drittel angenehm entwickelt. Würde daher einen zweiten Band auch auf jeden Fall lesen.

Bewertung vom 06.04.2025
HEN NA E - Seltsame Bilder
Uketsu

HEN NA E - Seltsame Bilder


ausgezeichnet

Richtig cool und mal was anderes

Ich fand allein schon die Idee dieses Kriminalromans super interessant und war sehr gespannt auf die Umsetzung. Die abgedruckten Bilder fand ich sehr faszinierend und habe mir gerne länger Zeit genommen sie zu betrachten und versucht Schlüsse daraus zu ziehen. Ich mag Okkultes und Gruselgeschichten und dieses Buch ist da eine spannende Mischung mit ein paar überraschenden Wendungen. Ich hatte richtige Gänsehaut beim Lesen.

Als die Rätsel und Geheimnisse rund um die verschiedenen Zeichnungen so langsam aufgegriffen und erläutert werden, war ich super gebannt von den Bedeutungen und Hinweisen. Viele der kleinen Details waren mir selbst gar nicht aufgefallen, obwohl ich mir die einzelnen Bilder auch intensiver angeschaut habe. Ich finde dieses visuellen Elemente geben der Geschichte nochmal einen ganz anderen Zugang, als wenn sie nur beschrieben worden wären.

Ich fand die Erzählweise, dass sich die Gesamtgeschichte aus Einzelepisoden zusammensetzt am Anfang etwas merkwürdig. Denn nach Kapitel 1 habe ich das als sehr harten Cut empfunden und war noch gar nicht, bereit die Geschichte rund um Ren und Yuki ruhen zu lassen. Aber dann eröffnet sich doch ein Zusammenhang und das hat mir tatsächlich richtig gut gefallen. Und wie die Geschichte dann den Bogen schlägt- wow, das hat mich einfach umgehauen. Starke psychologische, emotionale und soziale Komponenten werden hier geschickt zu einer erschütternden Geschichte verwoben.

Selten ein Buch gelesen, das mich so dermaßen abgeholt und mitgenommen hat. Das hier ist ein heftiger, rasanter Pageturner, sondern eine tiefgründige Geschichte, die abstrakt beginnt, immer mehr Konturen bekommt und in eine kleinteilige Erzählung mündet. Ein wunderbar ruhiger, gefasster Erzählton, der aber Stimmung erzeugt, weil er im Gegensatz zum Schrecken der Ereignisse steht. Unfassbar gut, klare Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 06.04.2025
A City of Flames / Solaris und Crello Bd.1
Vasquez, Rina

A City of Flames / Solaris und Crello Bd.1


ausgezeichnet

Mal was anderes, gefällt mir

Fantasy ist nicht unbedingt mein Steckenpferd, aber der Hype um Drachen hat auch mich erreicht und ich war schon neugierig auf diese Geschichte. Und die war echt gelungen, überraschend abwechslungsreich und mal was anderes, als der Romantasy Einheitsbrei.

Ich brauch nicht unbedingt eine Lovestory bei Fantasy und fand sie hier anfangs recht vorhersehbar. Dachte ich zumindest. Doch dann hat mich diese Geschichte sehr damit überrascht, dass es eben keine klassische Lovestory gibt. Hut ab, das fand ich wirklich stark .

Die spannendste Figur ist ganz klar der goldene Dieb. Er ist auch am vielschichtigsten ausgearbeitet und ist mit seinem gewitzten Charme ein echter Sympathieträger. Bei Lorcan hingegen habe ich ganz komische Vibes empfangen und fand sein wiederholtes nächtliches Auftauchen sehr suspekt. Die Nebencharaktere fand ich vor allem zu Anfang eher blass, sie rücken dadurch viel zu schnell in den Hintergrund. Ich hoffe hier auf den Folgeband, da ein paar von ihnen echtes Potential haben.

Die magischen Geschöpfe fand ich interessant angelegt und hätte sogar gerne mehr über sie erfahren. Vor allem die Intrigen rund um die neue Gattung waren sehr spannend und undurchsichtig, sodass die Story am Ende mit einer große Enthüllung aufwartet. Besonders die letzten Seiten sind nochmal unfassbar fesselnd, wendungsreich und absolut schockierend. Selten so ein stimmiges Finale erlebt, vor allem bei einem ersten Band.

Ich freue mich jetzt richtig auf Band 2, der hier schon sehr vielversprechend eingeleitet wurde.

Bewertung vom 06.04.2025
Tiny House
Wurmitzer, Mario

Tiny House


sehr gut

Für mich war dieses Cover ein echter Eyecatcher, hatte aber für mein Empfinden ehrlich gesagt wenig mit dem tatsächlichen Inhalt des Buches zu tun. Hat aber auf jeden Fall gereicht um mich neugierig zu machen. Die Handlung blieb etwas hinter meiner Erwartungshaltung zurück, war aber trotzdem auf eine Art faszinierend, dass ich nicht aufhören könnte weiterzulesen.

Emil ist ein sonderbarer Protagonist. Obwohl er im Zentrum der Geschichte steht, ist er zu einem großen Teil fremdbestimmt, lebt in Abhängigkeit von anderen und unterwirft sich deren Launen. Immer wieder lässt er sich instrumentalisieren und wird so zum Spielball von Unternehmen, Bekannten und Kollegen. ich hatte beim Lesen oft die Fragen im Kopf "wie kann das sein? Wie kann man so leben?".
Viele Situationen wirken stark übertrieben, aber das Konzept funktioniert, weckt immer wieder neu die Aufmerksamkeit des Lesers.

Das Thema Wohnen, das im Klappentext recht viel Raum einnimmt, wird immer mal wieder auf verschiedene Weise angeschnitten, schafft Gegensätze und teilweise Reibungspunkte, aber auf recht subtile Weise. Gleichzeitig trägt es nicht unbedingt zur Handlung bei.
Viel mehr geht es um Emils Entwicklung von einer unkonventionellen Lebensweise hin zu einem gefestigten, fast schon spießbürgerlichen Leben mit Kernfamilie.

Die Geschichte hat sich gut Weglesen lassen und der ungeschulte Blick in Emils Leben war durchaus interessant. Ich hatte mir zwar etwas anderes vorgestellt, aber ich fand die ungeschulte Sicht auf Emils Chaos, seine Lebensstationen und die Chancen die sich ihm bieten, aber auch die Kurven, die er gerade so kriegt, tatsächlich irgendwie mitreißend. Ich könnte mir dieses Buch super als Mini-Serie vorstellen.