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Benutzername: 
Lainybelle
Wohnort: 
Marburg

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2021
Love, Sex, God
Teichen, Tobias;Rossmanith, Christian

Love, Sex, God


sehr gut

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich habe eher spontan beschlossen, dass ich das Buch gern lesen würde, als eine Leserunde dazu angeboten wurde (gerade in diesem Fall war der Austausch super interessant!).
Es hat mich gereizt, mich fundierter mit diesem Thema auseinanderzusetzen, da man in unserer in vielen Bereichen ja leider wirklich übersexualisierten Gesellschaft sowohl in unterschiedlichen sozialen Kontexten als auch als kunstschaffender Mensch darüber nachdenken sollte, was man dazu selbst vermitteln will.

Wie es mir gefallen hat:

Zuerst möchte ich klarstellen, dass ich in dieser Rezension nicht die Inhalte und die von Teichen und Rossmanith vertretenen Standpunkte bewerten möchte, sondern das Buch als solches.

Ich habe die Ausführungen von Anfang bis Ende als kurzweilig, stichhaltig, herausfordernd sowie als sehr lebens- und liebesbejahend wahrgenommen. Das Layout ist rundum gelungen und lockert das Ganze zusätzlich auf.
Zur Vertiefung finden sich hinten im Buch eine Reihe von Q&As, in denen einzelne Fragen noch einmal umfassender beantwortet werden, die im Hauptteil auftauchen (dort finden sich jeweils entsprechende Verweise auf diesen Anhang).

Tobias Teichen und der jüngere Chris Rossmanith gehen verschiedenen Aspekten im Dialog nach, auch unter Einbezug von Erkenntnissen aus der Bibelauslegung. Natürlich bekommt die Sichtweise durch die Konstellation der Autoren einen Fokus auf eine, ohne in Rollenklischees verfallen zu wollen, tendenziell männliche Sichtweise (man merkt aber, dass die Bemühungen da waren, auch Frauenstimmen einzubringen, die hier und da mit Fallbeispielen zu Wort kommen). Zudem haben beide Autoren in jüngeren Jahren nicht danach gelebt, was sie heute für richtig halten. Unabhängig davon haben ihre Offenheit und Authenzität mich beeindruckt. Und obwohl man natürlich merkt, dass sie ihre Leserschaft gern überzeugen wollen, hatte ich persönlich nicht das Gefühl, etwas aufgedrängt zu bekommen. Ich hatte mir von dem Buch neue Denkanstöße erhofft und davon gab es auf jeden Fall viele.

Viele Aussagen überzeugen durch ihre simple Logik und den ungewohnten Blickwinkel. Zum Beispiel bei der Frage, ob alles, was sich natürlich anfühlt, damit gleichgesetzt werden kann, dass es gut für einen ist. Oder bei der Darstellung des Fakts, dass man, wenn man dem Gefühl, etwas zu verpassen, nachgibt, etwas anderes definitiv verpasst.
Auch die Gedanken zu bedingungsloser Verbindlichkeit und die Frage, welche Gefühle das eigene Verhalten negativ beeinflussen und einen unfrei machen können, obwohl sie nicht per se schlecht sind, liefern spannende Ansatzpunkte.

Das Buch kann es natürlich nicht leisten, jeden möglichen Faktor anzusprechen, dennoch wirken einzelne Punkte durch den Mangel an Mitbeachtung weiterer Lebensrealitäten etwas einseitig. Auf Glaubensunterschiede, eine Entscheidung gegen eine Hochzeit und anderes, was in unserer Zeit immer häufiger wird, wird bspw. nicht eingegangen.

Das Buch soll im Übrigen der Auftakt einer Serie zu verschiedenen Themen sein, und ich bin gespannt auf die weiteren Titel. Ich werde sie mir sicherlich näher ansehen.

In einem Satz:

„Love, Sex, God" setzt ganz sicher keinen abschließenden Punkt hinter das Thema, kann aber als guter Werkzeugkasten dienen, um zu hinterfragen, zu prüfen, worauf man die eigene Argumentation stützt, und von da aus weiterzugraben.

Bewertung vom 15.05.2021
Ach ja! - Aufstellbuch
Bauer, Marlene

Ach ja! - Aufstellbuch


ausgezeichnet

Was mich neugierig gemacht hat:

Die Antwort ist in diesem Fall ganz simpel: Ich liebe schöne Aufstellbücher mit inspirierenden Statements (gern, wie hier, biblischen) und Aufnahmen, die einen beim Betrachten kurz aus dem Alltag herausziehen und an besondere Orte mitnehmen. Auch wenn das Covermotiv jetzt nicht mein persönlicher Favorit ist, hat mir die Machart des Aufstellers gleich gefallen und ich hatte ein schönes Plätzchen für das Schmuckstück im Sinn.

Wie es mir gefallen hat:

Das Aufstellbuch hat ein gutes Format (es braucht nicht viel Platz, aber Bilder und Text sind auch nicht zu klein) und auf den einzelnen Seiten ist die Komposition aus Foto und Vers absolut gelungen – kein Element stiehlt dem anderen die Show, sondern es ergibt einen wunderbaren, stimmigen Gesamteindruck. Hierzu trägt auch die umgebende Weißfläche ihren Teil bei.
Am Anfang klappte es bei meinem Exemplar mit dem Stehenbleiben nicht so gut; nachdem ich die Pappe für eine Weile beschwert hatte, war es dann aber stabil.

Die Fotos sind von Mathis Bauer; die ersten Worte des jeweils darunterstehenden Bibelverses hat Marlene Bauer ("Soullettering") gestaltet. Die verwendete Bibelübersetzung ist die Hoffnung für alle.
Die Verse sind gut gewählt, die Bilder zeigen keine typischen, überbearbeiteten Klischeekalendermotive, sondern sind künstlerisch professionell und besonders.
Wunderschön als bedeutungsvolle Dekoration und auch als Geschenk für einen lieben Menschen!

In einem Satz:

„Ach ja!" ist ein echter Blickfang mit stimmungsvollen Aufnahmen und ermutigenden, wirklich schön geletterten Versen, über den ich mich bei jedem Vorbeigehen, Hinsehen und Umblättern neu freue.

Bewertung vom 09.05.2021
Ein Sommer wie sprudelnde Limonade
Kreuzer, Kristina

Ein Sommer wie sprudelnde Limonade


ausgezeichnet

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich habe vor Kurzem das Kinderbuchprogramm von Woow Books für mich entdeckt und durfte bei einer Leserunde zu diesem Buch dabei sein. Titel und Cover machen, wie ich finde, total Lust auf die Geschichte, und zudem hatte ich nach dem Klappentext gleich das Gefühl, dass Luzy und ich einiges gemeinsam haben.

Wie es mir gefallen hat:

Kristina Kreuzer ist hier eine wunderbar einfühlsame, spritzige und herzerwärmende Geschichte gelungen, die von Freundschaft, Mut, Selbstvertrauen, Familie, einem liebenswerten Esel, ein paar Hühnern und einem Garten handelt, der wie eine Oase in unserer geschäftigen Welt erscheint.

Luzy hat vor, die Sommerferien größtenteils bei Opa Peter zu verbringen. Die Beziehung zwischen Großvater und Enkelin ist sehr liebevoll umgesetzt, und das Haus mit dem großen Garten am Kanal wird im Kopfkino zu einem unglaublich idyllischen, farbenfrohen Ort, an dem die Seele aufatmen kann.
Doch Luzy ist auch ein bisschen einsam, weil sie niemanden in ihrem Alter um sich hat. In ihrer Familie geht sie als stillstes der Geschwisterkinder oft ein bisschen unter, die „coolen" Mädchen in der Schule machen sich über sie lustig, weil sie so leise spricht, und ihr Freund Jakob lässt sie schon seit einer Weile links liegen. Mir hat sehr gut gefallen, wie hier auch diese ernsteren Aspekte Thema sind, aber das Buch nicht die Probleme in den Vordergrund stellt, sondern sanft und konstruktiv damit umgeht.
Schön finde ich auch, dass zum einen klar wird, dass Luzy sich mehr zutrauen darf, es aber gleichzeitig genauso in Ordnung ist, ein ruhiger und besonnener Mensch zu sein wie ein übersprudelnder, der sein Herz auf der Zunge trägt.

Der Held des Buches ist natürlich der Esel Tzatziki. Durch ihn lernt Luzy Jannis und seine beiden älteren Brüder kennen, die aus Griechenland gekommen sind. Wie durch sie ein bisschen griechische Mentalität mit einfließt, ist einfach fabelhaft!
Die Verbindung zwischen Luzy und Jannis spürt man sofort. Sie verstehen sich auch ohne viele Worte und das ist wahnsinnig schön.

Die Geschichte kommt nach der turbulenten Suche nach einem Platz für Esel und Hühner schließlich zu einem tollen Happy End, sodass man das Buch mit einem warmen Gefühl und bester Sommerlaune zuschlägt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich kann „Ein Sommer wie sprudelnde Limonade" jedem ans Herz legen, der nach einem Kinderbuch sucht, das natürlich unterhaltsam und ein bisschen aufregend, aber auch klug und tiefgründig ist. Aspekte wie die Freundschaft von Menschen verschiedenen kulturellen Hintergrunds, Intergenerationalität, Introversion und das Miteinander innerhalb von Familien werden feinfühlig und völlig unbeschwert eingeflochten.

In einem Satz:

„Ein Sommer wie sprudelnde Limonade" ist tatsächlich auch ein Buch wie sprudelnde Limonade – voller Lebensfreude, Abenteuerlust und guten Begegnungen löst es ein richtiges Glücksblubbern im Bauch aus.

Bewertung vom 09.05.2021
Nach Hause kommen

Nach Hause kommen


ausgezeichnet

Was mich neugierig gemacht hat:

Mich hat hier zuerst die schöne Gestaltung angezogen und dann der Blick ins Inhaltsverzeichnis überzeugt, das Buch lesen zu wollen. Besonders gespannt war ich auf die Kapitel zu Stille, Freundschaft, Kreativität und Herausforderungen, weil sie mich persönlich direkt angesprungen haben.

Die beitragenden Autorinnen sind Melanie Carstens, Regina Neufeld, Christine Kernstock, Christina Schöffler, Debora Kuder, Priska Lachmann, Melli Pongratz, Christiane Rösel, Maren Hoffmann-Rothe, Rebekka Schwaneberg, Lissy Schneider, Sonja Sorbara und Christina Brudereck.

Wie es mir gefallen hat:

Die Aufmachung und das Konzept sind wirklich sehr gelungen. Es handelt sich um eine Kombination aus Gruppen- und Einzelarbeitsbuch, je nach Bedarf (es werden jeweils ein Fahrplan für einen gemeinsamen Abend mit Freundin(nen) oder einem Kreis sowie eins für eine Person angeboten, das Ganze für zwölf Themen).

Jedes Kapitel ist von einer anderen Autorin verfasst und so aufgebaut, dass zuerst ein einleitender Impulstext zum Thema, begleitet von stimmungsvollen farbigen Bildern sowie einem ganzseitigen Zitat am Anfang steht; darauf folgen die drei Punkte „Start in den Abend" (hier geht es immer um eine kurze Reflexion über das Thema der Vorwoche), „Zum Einstieg" und „Für sich" (kleine Übungen, zwischen denen man je nach Nutzungsart des Buches entscheiden kann, also etwas Gemeinsames oder für sich allein).
Im nächsten Schritt gibt es einige Fragen zum Text sowie eine oder mehrere Bibelstelle(n), ebenfalls mit Fragen, die man im Austausch oder für sich selbst beantworten kann.
Danach wird es praktisch: Vorgestellt werden auch hier wieder eine Gruppenaktion und eine Einzelübung für die kommende Woche (als Gruppe kann man hier also beides durchführen).
Eine linierte leere Seite bietet Platz für Gedanken, Fragen und Gebete.
Am Schluss gibt es als Bonus noch ein bebildertes Snackrezept für den Abend sowie eine Kurzvita der jeweiligen Autorin.

Mir hat das Buch sowohl inhaltlich als auch vom Layout her sehr gut gefallen. Es wurde eine schöne und passende Bildsprache für die einzelnen Themen gewählt und alles ist sehr übersichtlich und schnell zu erfassen. Die Seiten zum Reinschreiben hätte ich nicht gebraucht, zumal ich nicht so gern in so hochwertige Bücher schreibe und es ja auch durchaus ein Buch ist, das man in einem Kreis herumgeben würde, sodass dann alle die persönlichen Gedanken sehen würden.
Die Einstiegstexte der Autorinnen ermöglichen einen unaufgeregten, lebensnahen ersten Schritt ins Thema, und die Vielfalt der Herangehensweisen und der Persönlichkeiten hinter den Anregungen habe ich als horizonterweiternd und inspirierend empfunden.

Ein kleiner Kritikpunkt am Rande: Auch wenn das Buch von Frauen geschrieben ist und vielleicht auch so oder so vor allem von Frauen gekauft würde, finde ich es ein bisschen schade, dass es so gänzlich feminin daherkommt, sodass zum Beispiel gemischte Hauskreise ausgeschlossen werden.

(Für wen) Lohnt es sich?

Das Buch eignet sich durch seine Machart sowohl für Frauenkreise als auch Freundinnen oder Einzelpersonen, die gern verschiedene Möglichkeiten, sich Gott nah zu fühlen/wissen, neu oder auch einfach nur einmal bewusster ausprobieren und darüber reflektieren wollen.

In einem Satz:

„Nach Hause kommen" ist eine wunderschön gestaltete Schatztruhe voller Ablaufvorschläge für Gruppenabende oder einige ruhige Minuten allein, Ideengeber, Augenöffner, Ermutigung und Guide auf der Suche nach echter Begegnung mit Gott.

Bewertung vom 02.05.2021
With(out) You
Voß, Maike

With(out) You


sehr gut

Was mich neugierig gemacht hat:

Maike Voß' Debüt „So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt" habe ich irgendwie gehassliebt, und es war eins dieser Bücher, die einen noch über das Lesen hinaus beschäftigen. Nun war ich gespannt, ob ihr neues Werk mich wieder so hin- und herreißen würde, und was es mit Lunas vorübergehenden Verschwinden aus Hamburg auf sich hat.

Wie es mir gefallen hat:

Tatsächlich hatte ich bei diesem Buch ein ganz anderes Lesegefühl als bei „So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt". Beide Geschichten bringen jeweils etwas ganz Eigenes mit.

Mit Luna haben wir eine Protagonistin, die trotz ihrer Ängste und schlimmen Erfahrungen eine ruhige Kraft ausstrahlt – und einem erst mal ganz schön viel vorenthält. Denn das Buch ist so aufgebaut, dass Lunas Wissen erst nach und nach offengelegt wird. Sehr gut fand ich, wie sie ihre Entscheidungen reflektiert und hinterfragt. Zwischen den Zeilen kann man daraus mitnehmen, wie Chancen, das Richtige zu tun, verstreichen können, weil man sich von seiner Angst bestimmen lässt.
Man begleitet Luna bei ihrem Neuanfang in ihrer alten Heimat, wo sie nun ihr Studium anfängt.
Das Buch fühlt sich über lange Strecken eher ruhig an, aber unter der Oberfläche brodelt es, sodass beim Lesen trotzdem dieser Sog entsteht.

Eli lernen wir vor allem aus Lunas Erinnerungen kennen. Zur Abwechslung zu anderen Büchern des Genres nehmen die Szenen mit ihm nicht die Haupthandlung ein, trotzdem gibt es einige intensive Momente zwischen den beiden (ob nun durch Drama oder eine Wiederannäherung oder beides verrate ich natürlich nicht ;)).

Besonders angetan haben es mir darüber hinaus Lunas beste Freundin Anni, die eine wahnsinnig positive und loyale Person ist, und Elis Freund Nihat. Auch Lunas frühere Freundin Jess fand ich interessant angelegt und hätte sogar gern noch etwas mehr über sie erfahren, trotz ihrer Rolle im Buch.

Das Einzige, was mich etwas gravierender gestört hat, ist, dass die Auflösung sich von Anfang an deutlich abzeichnet (für mich jedenfalls war die Sache schnell klar). An sich finde ich das nicht so schlimm, denn es ist ja schließlich kein Thriller, aber die Enthüllung wurde dafür einfach zu sehr als großes Geheimnis verkauft und aufgeschoben. Für mich wäre es stimmiger gewesen, wenn man es früher und dafür auch detaillierter erfahren hätte.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer Liebesgeschichten mag, die auch vor ernsten Themen nicht zurückschrecken, und in denen die Charakterentwicklung stärker gewichtet ist als die romantischen Szenen, sollte sich diese besondere nicht entgehen lassen.

In einem Satz:

„With(out) You" ist ein gelungenes New-Adult-Buch mit Deutschlandsetting und einer wirklich gut ausgearbeiteten Protagonistin, die im Verlauf mehr und mehr an Stärke gewinnt.

Bewertung vom 11.04.2021
Mehr Action, weniger Zucchini
Uhrig, Betsy

Mehr Action, weniger Zucchini


ausgezeichnet

Was mich neugierig gemacht hat:
Ich bin durch eine Leserunde zufällig auf das Buch aufmerksam geworden und fand die Idee, dass hier ein junger Wenigleser sich als Lektor beweisen muss, absolut genial. Alle Zeichen standen auf klugem Humor und spritziger Unterhaltung mit ein paar Buchmarktbezügen, und damit war Alex' Geschichte definitiv ein Must-Read für mich.

Wie es mir gefallen hat:
Im Grunde erzählt „Mehr Action, weniger Zucchini!" die Entstehungsgeschichte eines Kinder-Fantasybuchs. Das klingt vielleicht erst mal nicht besonders aufregend, ist aber genauso turbulent, wie das schöne deutsche Cover es verspricht (das übrigens sehr liebevoll bis ins Detail auf die Story abgestimmt worden ist). Da Alex alles ausprobieren will, was er an Änderungen für das Buch seiner Tante empfiehlt, kommt es zu einer Menge wahnwitziger Stunt-Aktionen. Und außerdem ist da natürlich noch der oder die geheimnisvolle Unbekannte, die den Kids in der Alten Weintraubvilla Ideen hinterlässt.

Ich habe fast ununterbrochen mit einem breiten Grinsen gelesen. Alex haut wirklich einen zum Schreien witzigen Kommentar nach dem anderen raus, und es gibt jede Menge Situationskomik. Alex und seine Freunde Javier und Marta geben ein gutes Trio ab und Alex' Bruder sorgt ebenfalls für den einen oder anderen Lacher.
Auch die Nebencharaktere bringen viel Farbe in die Geschichte, so zum Beispiel die etwas unheimliche Stadtbibliothekarin oder die Senioren im Altenheim, in dem Alex und Javier bei der Recherche landen.
Buchliebhaber kommen natürlich die ganze Zeit über zusätzlich bei den Anspielungen auf Romanklischees und das Lesemuffelthema auf ihre Kosten.

Alex erzählt die Geschichte rückblickend; das bedeutet, man weiß von Anfang an, dass aus dem Buch, bei dem er seinter Tante hilft, später eine Erfolgsreihe werden wird. Wie er die Parallelen aus seinen Erlebnissen mit diesen zum Erzählzeitpunkt bereits erschienenen Büchern verknüpft, ist toll gemacht. Er geht mit seiner kindlichen Logik an die Lektoratsarbeit heran, was einfach herrlich ist.

Auf die Auflösung um den „Ghostwriter" kann man kommen, aber mitzurätseln und richtigzuliegen, macht natürlich auch Spaß. Das Ende ist aus meiner Sicht jedenfalls rundum gelungen.

Betsy Uhrig vereint in diesem Buch so viele fantasievolle Ideen, guten Humor und auch kleine tiefgründigere Aspekte mit Intergenerationalität, Familienwahnsinn, Freundschaft und dem Lesen – ich liebe ihren Stil und bin vollkommen begeistert. Ich hoffe, ihr nächstes Buch wird ebenfalls ins Deutsche übersetzt werden!

(Für wen) Lohnt es sich?
Es lohnt sich so was von! Die Kernzielgruppe sind zwar Mädchen und Jungs ab ca. 10 Jahren, aber auch erwachsenen (Mit-/Vor-)Leser*innen, die gern schmunzeln, kann ich es nur empfehlen.
Allerdings ist es vermutlich trotz des Themas nicht unbedingt ein Lesemuffel-zum-Lesen-bring-Garant, allein schon, weil es insgesamt doch recht umfangreich ist und der Aufhänger schätzungsweise erst mal vor allem Buchaffine reizt.

In einem Satz:
„Mehr Action, weniger Zucchini!" ist wahnsinnig charmant und witzig erzählt und begeistert mit abenteuerlustigen Figuren und einem tollen Buch im Buch.

Bewertung vom 01.04.2021
Searching Lucy
Stein, Christina

Searching Lucy


ausgezeichnet

Was mich neugierig gemacht hat:
Mir war die Autorin von einer Lesung auf der Mainzer Büchermesse bekannt und die Idee von „Searching Lucy" hat mich gleich angesprochen. Ich hatte Lust auf einen atmosphärischen Thriller zum Miträtseln und habe schönerweise die Gelegenheit bekommen, bei einer Leserunde zum Buch dabei zu sein.

Wie es mir gefallen hat:
Hier handelt es sich definitiv um eines dieser Sog-Bücher, die einen an die Seiten fesseln und die Zeit vergessen lassen. Das liegt zum einen daran, dass man natürlich der Auflösung um das Verschwinden von Ambers Schwester und Vater entgegenfiebert, zum anderen daran, wie gut das Emotionale transportiert wird.

Amber ist eine vielleicht nicht immer ganz nahbare, aber sehr gut ausgearbeitete Protagonistin mit Ecken und Kanten. Auf der einen Seite wirkt sie verzweifelt-planlos und fischt im Trüben, gleichzeitig bleibt sie immer in Bewegung und folgt jeder noch so kleinen Spur. Für mich war faszinierend, wie man so sehr in ihre Gedankenwelt eintaucht, dass man teilweise Zweifel bekommt, ob sie nur Geister sieht oder vielleicht doch eine eigentlich abwegige Erklärung die Lösung sein könnte.
Christina Stein lässt sehr plastisch werden, was das Verschwinden geliebter Menschen, vor allem in Kombination mit Ungewissheit, bei ihren Angehörigen auslösen kann. Zudem geht es in mehreren Bezügen um Prägungen und inwieweit sie einen bestimmen, was der Geschichte eine tiefgründige Note verleiht.

Die Ausgangslage ist insofern etwas Besonderes, dass es nicht um einen einfachen, sondern gleich einen doppelten Vermisstenfall geht. Gibt es ein verbindendes Element oder nicht? Man spinnt viele Theorien und sucht nach verräterischen Details. (Ein bisschen schade finde ich nur, dass man letztendlich eigentlich nicht selbst durch gezielte Hinweise auf die Hintergrundgeschichte hätte kommen können und sie sich im Prinzip durch einen Zufallstreffer lüftet.)
Super gefallen hat mir übrigens das deutsche Eltville-Setting!

Die Liebesgeschichte fand ich auf jeden Fall interessant, aber auch ein wenig schwierig. Ich hatte das starke Gefühl, dass Amber und ihr Love Interest vor allem durch eine ähnliche Verzweiflung verbunden sind und einander als Ablenkung von dem Unhaltausbaren benutzen (wenn auch nicht böswillig). Vor diesem Hintergrund habe ich die Entwicklung zwischen ihnen nicht so richtig mitfühlen können und bin skeptisch geblieben, ob da wirklich eine gute Basis gegeben war.

Nach dem Spannungshöhepunkt wird einiges nicht mehr auserzählt, worauf ich noch neugierig gewesen wäre, rein vom Aufbau her wäre das aber vielleicht auch einfach zu viel bzw. ein unnötiges „Runterkommen" gewesen.

(Für wen) Lohnt es sich?
Das Buch eignet sich perfekt für Jugendliche und Jugendbuchliebhaber, die es gern undurchschaubar und stimmungsvoll mögen. Der Schwerpunkt liegt mehr auf der Figurenentwicklung und einem gewissen Gruselfaktor als auf Action.

In einem Satz:
„Searching Lucy" ist ein atmosphärisch dichter Spannungsroman, der rau und düster daherkommt und einem dadurch ein schaurig-gutes Leseerlebnis beschert.

Bewertung vom 20.03.2021
Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten
Morgan, Hayley; Connolly, Jess

Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten


ausgezeichnet

Was mich neugierig gemacht hat:
Die Autorinnen habe ich durch ihren gemeinsamen christlichen Frauenratgeber „wild & frei" kennengelernt, den ich als sehr bereichernd und inspirierend empfunden habe.
Die Idee eines Andachtsbuches, das nach „Nie-zu-viel"- und „Immer-genug"-Zusagen strukturiert ist, ist mal etwas anderes und hat mich angesprochen.

Wie es mir gefallen hat:
Nach einer kleinen Einführung enthält das Buch jeweils 50 Andachten, die den Satz „Du bist immer genug..." bzw. „Du bist nie zu viel ..." fortsetzen.
Einige Beispiele:

- „Du bist immer genug, auch wenn du das Gefühl hast, immer hinterherzuhängen / ... auch wenn du nicht quirlig und temperatmentvoll bist / ... auch wenn du den Tag nicht gut genutzt hast / ... auch wenn du Zweifel hast"
- „Du bist nie zu viel, auch wenn du ein sehr mitfühlender Mensch bist / ... auch wenn du zum Grübeln neigst / ... auch wenn du eine kontroverse Meinung vertrittst / ... auch wenn du anderen einen Schubs gibst"

Es entfaltet sich eine große Bandbreite an Lebensthemen, was mir sehr gut gefällt. Man kann immer das für sich auswählen, was einem im Moment am meisten auf der Seele brennt. Beim Durchgehen des Inhaltsverzeichnisses bin ich an vielen der Kapitelüberschriften hängengeblieben und fühlte mich sofort gemeint.
Natürlich tendieren die meisten Frauen mehr zu einem der beiden Gefühle, und auf keine treffen alle der Aspekte zu. Daher könnte man als „Nachteil" des Konzepts betrachten, dass nicht, wie bei anderen Andachtsbüchern, alles verallgemeinerbar auf jeden Menschen passt. Ich selbst finde es aber gerade auch spannend, mich mit den Gedanken auseinanderzusetzen, die ich mehr von anderen Menschen in meinem Leben kenne als von mir selbst. Ich denke, in der Hinsicht kann dieses Buch helfen, mit Empathie Dinge aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen. Außerdem vermeiden die Autorinnen durch die Behandlung konkreter Gefühle Gemeinplätze.

Die einzelnen Andachten werden jeweils durch einen passenden Bibelvers eingeleitet und sind etwa 2,5-3 Seiten lang. Das Gute daran ist, dass man sie im Alltag gut in einer ruhigen, aber zeitlich knappen Pause unterbringen kann; allerdings führt die Kürze auch dazu, dass Themen, die mich besonders bewegen, bei Weitem nicht erschöpft werden. Teils hatte ich mir inhaltlich eine andere Schwerpunktsetzung und mehr „Butter bei die Fische" erhofft.
Insgesamt hat mir aber auch hier die ruhige und klare Art von Jess und Hayley wieder sehr gut gefallen.

(Für wen) Lohnt es sich?
Wer ein erfrischendes, konkret werdendes Andachtsbuch sucht – für sich selbst oder eine liebe Freundin, seine Mutter, Schwester etc. – sollte sich dieses einmal näher ansehen. Auch das dazu passende Buch „wild & frei" kann ich nur jeder Frau ans Herz legen.

In einem Satz:
„Geliebt mit allen Ecken und Kanten" ist ein vielseitiges Andachtsbuch von zwei tollen Autorinnen, das einen lebensnahen, facettenreichen Ansatz verfolgt und daher sehr empfehlenswert ist.

Bewertung vom 13.03.2021
Kraftworte
Kraftworte - Psalmen neu formuliert

Kraftworte


ausgezeichnet

Was mich neugierig gemacht hat:
Mich hat angesprochen, dass hier eine behutsame Übertragung der alten biblischen Texte in eine poetische, moderne Form vorgenommen worden ist, die auf wortkünstlerische Weise neue Gedanken dazu anstoßen kann.

Wie es mir gefallen hat:
Das Buch beginnt mit einigen Vorbemerkungen zu Entstehung und Konzept sowie drei Anregungen zum Umgang/Arbeiten mit den enthaltenen Texten.
Die neu interpretierten Psalmen im Mittelteil werden durch einige sehr schöne Eigenschöpfungen des Autors ergänzt (Rubrik „Zur Kraft finden") und von je fünf voran- und nachgestellten Texten gerahmt. Dabei handelt es sich eingangs um nach altestamentarischen Schlüsselstellen (Genesis 12,1-3, Exodus 3, Numeri 6,24-26, Deuteronomium 6,4-5 & Hiob 19,25-27) Formuliertes unter der Überschrift „Segen und Sehnsucht" und am Ende um Stücke aus dem Propheten Jesaja als „Besondere Bilder".

Unter „Starke Gebete" finden sich als Herzstück also die neu interpretierten Psalmen. Zwischen Nummer 1 und 150 hat Reiner Knieling sich hier von insgesamt 35 verschiedenen Psalmen bzw. Auszügen daraus inspirieren lassen, die mal näher am Urtext und mal freier übertragen sind.
Wie es bei den Psalmen nun mal immer der Fall ist, scheinen manche Verse direkt ins eigene Leben hineinzusprechen, andere aktuell weniger direkt zum persönlichen Erleben zu passen. Schönerweise findet sich hinten genau deswegen ein Stichwortverzeichnis, das man gezielt nach gerade akuten Themen für die gegenwärtige Lebenslage durchforsten kann, wenn man das möchte.

Bis auf eine auffällige Häufung des Wortes „Energie" haben mir die poetischen Kraftworte sehr gut gefallen und ich habe mir viele Verse notiert. Besonders bewegt hat mich die Interpretation von Psalm 31,16 (S. 55 f.).

Die Innengestaltung in Grüntürkis ist natürlich reine Geschmackssache. Ich würde sie als modern-reduziert beschreiben. Die Symbolik der Bilder und Schriftgestaltung harmoniert auf jeden Fall mit den Texten, für mich persönlich hätte es insgesamt jedoch weniger nüchtern sein dürfen.

(Für wen) Lohnt es sich?
Wer gern mal einen neuen Zugang zu bekannten Texten gewinnt, liegt mit diesem Buch genau richtig. Es ist auch eine schöne Geschenkidee.

In einem Satz:
„Kraftworte" liefert neu interpretiertes Biblisches in vielen Zeilen zum Nachsinnen und Weitergeben – ein gelungenes, bereicherndes Buch.