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koenigstiger

Bewertungen

Insgesamt 68 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2021
Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern
O'Connor, Nuala

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern


gut

Ziemlich vulgär, ansonsten nicht schlecht:

Der Roman "Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern" von der irischen Autorin Nuala O'Connor handelt von der Biographie des Schriftstellers James Joyce und spielt gegen Ende des 19. sowie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Nora Barnacle (später ebenfalls Joyce) wuchs ohne ihren Vater auf und lernt James Joyce kennen. Eine sehr körperliche Beziehung entwickelt sich zwischen den beiden. Gemeinsam ziehen sie in fremde Städte, bekommen Kinder und leben ein von Armut geprägtes Leben. Nora Joyce muss zudem mit dem Alkoholismus und der Egozentrik von James Joyce zurecht kommen. Kurzum: Sie führt kein einfaches Leben an seiner Seite.

An sich kann man das Buch aufgrund des Schreibstils sowie der sehr kurzen Kapitel gut und schnell lesen. Allerdings spielten mir die Erotik sowie eine sehr vulgäre Ausdrucksweise eine zu große Rolle in dem Buch. Ich hatte mir nach den ersten Seiten mehr Tiefgründigkeit erwünscht, welche jedoch nur bedingt aufkam.
Insgesamt kann ich das Buch daher leider nicht vollumfänglich weiterempfehlen. Der oder die LeserIn sollte auf jeden Fall kein Problem mit Sexszenen und vulgärer Sprache haben!

Bewertung vom 29.03.2021
Als wir uns die Welt versprachen
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


ausgezeichnet

Der Roman "Als wir uns die Welt versprachen" von Romina Casagrande hat mich von den ersten Seiten an aufgrund der so wortgewandten und bildhaften Beschreibungen der Charaktere beeindruckt. Es fällt sehr leicht, sich in das Leben der Protagonistin Edna und der Menschen, die sie umgeben und denen sie begegnet, hinein zu träumen und mit ihnen Schmerz, doch auch Hoffnung zu fühlen. Dies ist nicht nur dem generell sehr angenehmen Schreibstil der Autorin, sondern auch den teils trockenen Sprüchen der Protagonistin zu verdanken. Auf die Liebe zum Detail in diesem Buch lassen schon auf den ersten Blick sowohl das Cover mit dem Mädchen und ihrem tiefgründigem Blick, als auch die Karte am Anfang des Buches schließen. Doch wovon handelt der Roman eigentlich?

Als "Schwabenkinder" wurden schon im 17. Jahrhundert und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein jene Kinder bezeichnet, die etwa aus Tirol, der Schweiz und Liechtenstein aufgrund der Armut ihrer Familien hauptsächlich nach Schwaben für die Arbeit für wohlhabendere Familien vermittelt wurden. Mir war dieser Aspekt europäischer Geschichte vor dem Lesen des Buches gar nicht bekannt. Der vorliegende Roman handelt von dem Schicksal zweier Schwabenkinder, nämlich der heute 90-jährigen Edna mit ihrem Papagei Emil und Jacob. Edna begiebt sich im hochbetagten Alter auf eine Reise, um eine Schuld zu begleichen. Dabei begegnet sie verschiedenen Menschen. Im Roman werden die Gegenwart und die Vergangenheit von Edna geschickt miteinander verknüpft.

Für mich verdient dieses berührende Buch ganz eindeutig fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.03.2021
Das Faultier bewegt sich wie Opa
Dignös, Eva;Schnitzler, Katja

Das Faultier bewegt sich wie Opa


sehr gut

Kindermund tut Wahrheit kund: Eine erfrischend humorvolle Sammlung von Kindersprüchen

Die Idee, die hinter dem Buch "Das Faultier bewegt sich wie Opa", geschrieben von Eva Dignös und Katja Schnitzler, steckt, ist eigentlich recht simpel: Kinder nehmen ihre Umwelt mit anderen Augen als Erwachsene wahr und reden manchmal recht unbedarft drauf los. Nicht umsonst gibt es das bekannte Sprichwort "Kindermund tut Wahrheit kund". Die beiden Autorinnen haben besonders witzige und dann und wann auch mal fast weise Kindersprüche gesammelt, in Kapiteln angeordnet und diese auch mit Kommentaren versehen.

Bereits das Cover des Buches und dessen Titel hatten mich angesprochen. Die weiteren Sprüche hielten dann ebenfalls, was der Titel versprach: Durch Schmunzeln über Lachen habe ich sicherlich ein paar weitere Lachfältchen dazu bekommen und definitiv hat sich meine Laune beim Lesen gebessert. Es fällt leicht, das Buch in einem Rutsch zu lesen und man kann dabei auch die Kommentare der Autorinnen überspringen, wenn gewünscht. Natürlich kann man sich die Kapitel aber auch für schlechte Tage einteilen... .

Bewertung vom 09.03.2021
Sie haben mich nicht gekriegt
Kucher, Felix

Sie haben mich nicht gekriegt


sehr gut

Der historische Roman "Sie haben mich nicht gekriegt" von Felix Kucher lässt die Leserin oder den Leser in das Leben zweier beeindruckender Frauen eintauchen: Tina wächst in Armut auf und kämpft später als Kommunistin, etwa im Rahmen des Spanischen Bürgerkriegs sowie in Mexiko, gegen die soziale Ungerechtigkeit. Marie leidet dagegen als Kind an keinen finanziellen Nöten. Ihr wird dagegen ihre Verbindung zum Judentum (obwohl nicht praktizierend) zum Verhängnis, was sie letztlich ebenfalls beherzt gegen den Faschismus kämpfen lässt.
Maries und Tinas Wege kreuzen sich irgendwann, wobei ihre Lebensentwürfe in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an sich nicht unterschiedlicher sein könnten.

Der Autor hat mit diesem Roman eine wahrlich interessante und inspirierende Doppelbiografie herausgearbeitet, die es der Leserin oder dem Leser ermöglicht, sich ganz nebenbei offensichtlich sorgfältig recherchiertes Wissen über den jeweiligen historischen Kontext anzueignen. Besonders spannend finde ich, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Gut gefallen hat mir außerdem der Schreibstil, der mich direkt nach den ersten Seiten gepackt hat. Weniger gefallen haben mir leider die (zu) häufigen Sprünge zwischen den Geschichtssträngen der beiden Protagonistinnen. Dem Lesefluss hätte es in meinen Augen nicht geschadet, die jeweiligen Geschichten mit weniger Unterbrechungen zu erzählen.
Insgesamt kann ich für diesen Roman eine klare Leseempfehlung für all diejenigen aussprechen, die sich gerne mit Biografien starker Frauen und/oder geschichtlichen Zusammenhängen befassen.

Bewertung vom 27.02.2021
Der Zirkus von Girifalco
Dara, Domenico

Der Zirkus von Girifalco


sehr gut

Ein kunterbuntes Konglomerat in Kalabrien

Der Roman "Der Zirkus von Girifalco", geschrieben von dem italienischen Schriftsteller Domenico Dara, spielt in einem Dorf in Kalabrien und versprüht beim Lesen einen Hauch von Italien.

Zur Handlung: Im warmen Sommer Girifalcos treten ein Dorfbewohner nach dem anderen in Erscheinung. Hierbei handelt es sich etwa um Archidemu, der schmerzlich seinen jüngeren, verlorenen Bruder vermisst, um die ungewollt kinderlose Cuncettina, um Angeliaddu, die als uneheliches Kind nicht von der Dorfgemeinschaft anerkannt wird sowie um die verbitterte Mararosa. All diese und weitere Charaktere sehen sich mit ihrem eigenen Schicksal und ihren Sorgen konfrontiert. Doch eines Tages kommt ein Zirkus in die Stadt und plötzlich scheinen sich die Dinge ändern zu können.
Die Charaktere bilden mit ihren ganz individuellen Geschichten ein kunterbuntes Konglomerat in Kalabrien und kreisen in ihrer Umlaufbahn um Schicksal und Hoffnung.

Insgesamt wirkt dieser Roman etwas märchenhaft. Manchmal hätte ich mir längere zusammenhängende Erzählungen und weniger Sprünge zwischen den Charakteren gewünscht. Alles in allem habe ich ihn aber ganz gerne gelesen. Er ist auf jeden Fall ziemlich einzigartig!

Bewertung vom 14.02.2021
Otmars Söhne
Buwalda, Peter

Otmars Söhne


gut

Der Roman "Otmars Söhne" von Peter Buwalda hat mich stellenweise berührt. Er handelt von augenscheinlich banalen Alltagssituationen einer Familie rund um Dolf, dessen Vater seine Mutter verließ als diese im vierten Monat mit Dolf schwanger war, seine Mutter und ihren neuen Lebensgefährten (Dolfs Stiefvater) Otmar sowie dessen Sohn und Tochter. Themen wie das Leben einer alleinerziehenden Mutter und ihres Kindes, die Gründung einer Patchworkfamilie sowie (musikalische) frühkindliche Erziehung und Leistungsdruck spielen eine Rolle. Ebenso reist Dolf nach Siberien und wird auf seiner Reise immer wieder von der eigenen Vergangenheit eingeholt.
Die Charaktere erhalten durch den niedrigschwelligen Erzählstil des Autors und die genaue Beschreibung ihrer Gedanken und Handlungen greifbare Persönlichkeiten. Nicht ganz überzeugt haben mich die teils abrupten zeitlichen Sprünge in der Geschichte. "Zeit" ist im Übrigen ein ganz gutes Stichwort: Ich habe diesen Roman nicht als einen empfunden, der mich über einen längeren Zeitraum gefesselt hätte. Ich musste ihm etwas Geduld geben, fand einige Stellen etwas langatmig und habe diese daher nur quergelesen. Andere Passagen fand ich dann aber wieder sehr tiefgründig, weshalb ich diese dann nicht nur überflogen, sondern gerne richtig gelesen habe. Insgesamt bekommt dieser Roman von mir daher eine gemischte Bewertung.

Bewertung vom 08.02.2021
Warten auf Wind
Kroon, Oskar

Warten auf Wind


sehr gut

"Warten auf Wind" von Oskar Kroon ist ein äußerst liebevoll geschriebener Sommerroman für Kinder und Jugendliche ab etwa 11 Jahren. Doch Achtung: Auch der ein oder andere Erwachsene wird durch das Lesen dieses Buches zum Nachdenken gebracht!

Mit den schönen und zugleich ehrlichen Zitaten "Du muss im Hier und Jetzt leben" und "Man gewöhnt sich an alles, außer Steine im Schuh" beginnt die Geschichte um Vinga, die auf einer Insel bei ihrem Großvater versucht, ihre Alltagssorgen rund um die Trennung ihrer Eltern etwas kleiner werden zu lassen. Dabei lernt sie Rut kennen und baut eine enge Verbindung zu ihr auf.

Besonders gut gefallen hat mir die Tiefgründigkeit der Charaktere, in die sich die Leserin oder der Leser sehr gut hineinversetzen kann. Der bildhafte Erzählstil trägt ebenfalls dazu bei. Schon das Cover ist ebenso liebevoll gestaltet wie der Aufbau des Romans selbst.

Bewertung vom 02.02.2021
Homefarming
Rakers, Judith

Homefarming


ausgezeichnet

"Homefarming" von Judith Rakers wendet sich an alle, die immer schon mal ihr eigenes Obst oder Gemüse anbauen wollten. Es wendet sich jedoch ebenso an diejenigen, die diesen Gedanken aufgrund von Platzmangel (etwa Mangel eines eigenen Gartens) oder aus Zeit- oder sonstigen Gründen schnell wieder verdrängt haben. Unterhaltsam und zugleich sympathisch berichtet die bekannte Moderatorin von ihrem eigenen Schritt von Nudeln mit Ketchup und Rührei hin zu gesunder Kost aus eigenem Anbau. Dies motiviert auch diejenigen Leserinnen und Leser, die sich eigentlich gerne gesünder ernähren und wissen möchten, was auf ihrem Teller landet, allerdings selbst nie die Muße oder das Talent für mehr als Fertigsuppe und Tiefkühlpizza gefunden haben. Mit "Homefarming" kann der erste eigene Schritt zum Anbau von Nahrungsmitteln gelingen - sogar auf Balkonien oder im eigenen Wohnzimmer! Auch Fortgeschrittene, die sich etwa in der Hühnerhaltung (frische Eier garantiert!) versuchen wollen, werden hier wortwörtlich auf den Geschmack kommen und an die Hand genommen.
Rezepte, Interviews und schöne, farbige Illustrationen runden dieses wirklich motivierende Werk von Judith Rakers ab. Ich freue mich schon darauf, bald meine ersten Kartoffeln in der Wohnung zu setzen.

Bewertung vom 10.01.2021
Die Kannenbäckerin
Spratte, Annette

Die Kannenbäckerin


ausgezeichnet

Der historische Roman "Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte spielt im Kontext des Dreißigjährigen Krieges und der wütenden Pest. Die 13-jährige Johanna muss sich nach dem Tod ihrer Familienmitglieder als "Johann" verkleiden und irgendwie durchschlagen. Sie macht sich mit ihrem treuen Hund Ido auf den Weg zu ihrem Onkel, der Kannenbäcker ist und sie als einziger noch lebender Verwandter unterstützen könnte. Für Johanna alias Johann beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Der Leser beziehungsweise die Leserin begleitet sie auf ihrem Weg der Töpferlehre, der Pubertät und Liebe. Neben dem Töpferhandwerk werden auch gesellschaftliche Zwänge der damaligen Zeit, insbesondere für Frauen, thematisiert.

Ich habe diesen Roman innerhalb sehr kurzer Zeit lesen können. Dies liegt neben der spannenden Geschichte selbst natürlich auch an dem einfachen und doch bildlichen Schreibstil der Autorin. Es ist mir darüber hinaus leicht gefallen, mich in die Charaktere hinein zu versetzen und mit der Protagonistin mitzufiebern. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung für diejenigen, die historische Romane mögen!