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Magnolia
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Bayern

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Insgesamt 622 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2021
Strobel, Arno

Sharing - Willst du wirklich alles teilen?


ausgezeichnet

Bettina und Markus betreiben ihr Kern & Kern Carsharing. Teilen anstatt zu besitzen, das ist ihre Devise, ihr sehr einträgliches Geschäft. Nach dem Fitnessstudio noch einen Plausch mit der besten Freundin und dann wollte Bettina nach Hause, aber sie kommt nicht. „Ruf die Website auf. Und Beeil dich. Die Bettina-Show hat schon angefangen.“ Diese Nachricht verändert alles, ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Arno Strobel bürgt wieder mal für atemlose Spannung. Natürlich musste ich „Sharing“ lesen und konnte, kaum angefangen, das Buch nicht mehr weglegen. „Du willst wirklich alles teilen?“ Diese Frage wäre, bezogen auf ihre Firma, ganz leicht zu beantworten. Hier aber geht es um sie, um Markus´ Frau. Er soll sich ins Darknet einloggen und spätestens jetzt weiß er, was die unter „teilen“ verstehen. Bettina sitzt da, gefesselt, die Beine gespreizt. Männer mit schwarzen Masken kommen ins Bild. Markus´ Bildschirm wird schwarz, während über zwanzigtausend zahlende Nutzer gleich sehen werden, wie es zur Sache geht. Am nächsten Tag bekommt Markus sie zurück – benutzt…

Nervenaufreibend geht es weiter, die Spannung wird gesteigert. Wer steckt hinter dieser hinterhältigen Aktion, warum hören sie nicht auf? Sie nehmen sich, was richtig weh tut. Melden sich, treiben ihr hässliches Spiel immer weiter. Was hat Markus getan, wem hat er so viel Schaden zugefügt, dass diese sich auf so fürchterliche Weise rächen? Man fiebert mit, ist oftmals entsetzt ob der Dreistigkeit, hofft und bangt, dass alles ein Ende mit Schrecken, aber doch ein Ende finden mag.

Arno Strobel peitscht seine Leser direkt durch die Seiten. Das Ende? Ich empfehle „Sharing“ selber lesen.

Bewertung vom 28.10.2021
Schlink, Bernhard

Die Enkelin


ausgezeichnet

Kaspar liest. Die ganzen Jahre hat sie in ihrer Dachkammer aufgeschrieben, was ihr Leben war, hat sich ihre Vergangenheit von der Seele geschrieben. Birgit ist tot und er liest von ihrem gemeinsamen Leben, aber mehr noch zieht Birgits Leben an ihm vorüber. Das, von dem er weiß und das andere, welches sie vor ihm verborgen hielt. Und so macht er sich auf die Suche nach Birgits Tochter, von der er nichts wusste, die sie nach der Geburt gleich weggeben hat, gar nicht sehen wollte. Damals wäre er zu ihr in den Osten gegangen, aber sie wollte lieber im Westen leben. Er hat ihr geholfen, zu fliehen, die DDR hinter sich zu lassen.

Der Autor nimmt seine Leser mit in eine völkische Gemeinschaft, die nach wie vor dem verbohrten Idealismus der Nationalsozialisten nacheifert, alles Nicht-Deutsche verurteilt, den Holocaust mit all seinen Schrecken vehement leugnet, deren Geist ein ewig gestriger ist. Sie leben ihre Überzeugung, sind in ihrem Enthusiasmus gefangen. Hier findet er Birgits Tochter, die nach ihrem heftigen Vorleben in dieser Gemeinschaft ihrem Leben eine andere Richtung gibt und deren rechte Gesinnung sie auch ihrer 14jährigen Tochter nahebringt. Sigrun heißt sie, Birgits Enkelin ist sie und ihn, Kaspar, nennt sie bald Großvater.

„Er musste Sigrun eine andere Welt erleben und andere Erfahrungen machen lassen, als ihre Eltern es ihr boten.“ Eine große Aufgabe – ob sie wenigsten ansatzweise lösbar ist? Diese andere Welt hat Kaspar ihr gezeigt, ihre Eltern werden nicht begeistert gewesen sein. „…und wenn man die Franzosen nicht mag, macht man es sich schwer, die liebenswerten Franzosen zu finden.“ Ein so richtiger Satz, es kommt nicht darauf an, welche Nationalität einer hat, der einzelne Mensch zählt. Seine Haltung, seine Empathie, seine Weitsicht. Leben und leben lassen.

Bernhard Schlink schaut genau hin. Sein ruhiger, sehr präziser Erzählstil legt die Verirrungen seiner Charaktere offen, ohne anklagend zu sein. Wiederum lese ich vom Holocaust wie schon beim „Vorleser“. Ein Thema, über das niemals geschwiegen werden darf. Er lässt Sigrun ihre eingeimpfte Sichtweise darlegen, um dagegenzuhalten - sachlich, authentisch, historisch belegt ohne langatmig zu sein. Da ich erst vor kurzem ein ehemaliges KZ besuchte, ließ mich Sigrun und Kaspars Besichtigung der Gedenkstätte Ravensbrück und ihr unsägliches Geplapper der „guten Gesichter“ wütend zurück.

Der Autor findet den richtigen Ton, zeigt die Sichtweisen aller sehr deutlich auf. Zwei Welten prallen aufeinander, sie werden sich wohl nie näherkommen. Er lässt es so stehen – wertfrei. Überlässt es seinen Lesern, zu werten.

„Die Enkelin“ lässt mich sehr nachdenklich zurück. Ein Buch, eine Geschichte, die nachhallt, die man nicht so schnell vergisst. In seiner schnörkellosen, aber so lebendigen Sprache vermittelt Schlink ein akkurates Bild, macht die Gegensätze Ost-West, die es leider immer noch gibt, nur allzu deutlich.

Das Geschichtliche verwebt Schlink mit dieser Geschichte vom Suchen und Finden. Ein Roman, der mich sehr berührt hat, den ich sehr gerne weiterempfehle. Er ist es wert, gelesen zu werden.

Bewertung vom 25.10.2021
Shepherd, Catherine

Verloschen: Thriller


ausgezeichnet

Eine tote Frau in einem Container, in dem es aussieht wie in einer Folterkammer. Florian Kessler wird an den Tatort gerufen und was er hier sieht, ist alles andere als alltäglich. Der Toten wurden fremde Ohren unfachmännisch angenäht, ihre Ohren dagegen wurden abgetrennt und sind verschwunden. Bald stellt sich heraus, dass es noch weitere Opfer gibt, die ähnlich zugerichtet Rätsel aufgeben. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen, soviel steht fest.

Mit „Verloschen“ hat Catherine Shepherd rund um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wiederum einen Thriller vorgelegt, der es in sich hat. Spannend und äußerst undurchsichtig von Anfang an.

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren und Julia in ihrer Funktion als Rechtsmedizinerin ist Florian eine große Hilfe. Ihre Wege kreuzen sich nicht nur in beruflicher Hinsicht, auch privat sind sie verbandelt und dieser wohldosierte Einblick in ihre Zweisamkeit gibt die gut austarierte Würze in diesem hochspannenden Thriller.
Anne – wer ist Anne? Sie hat Schreckliches erlebt, der Leser weiß es und doch ist ihr Schicksal nur in Teilen greifbar – wenn überhaupt. Anne taucht in kurzen Sequenzen immer wieder auf, ihre Geschichte liegt länger zurück.

So etliche Spuren werden verfolgt und jede einzelne könnte zum Täter führen, haben sich doch so einige Typen etwas zuschulden kommen lassen, ihre kriminelle Energie ist mehr oder weniger ausgeprägt. Ganz schön fies, wie Catherine Shepherd sie alle so geschickt platziert, dass man als Leser beinahe jeden hier in Verdacht hat. Man meint, auf der richtigen Fährte zu sein. Aber nicht doch! Lose Fäden und keine passenden Enden, Versatzstücke, die nicht recht zusammenpassen wollen, nichts ist klar. Umso überraschender stellt sich letztendlich heraus, wer hier sein grauenvolles Werk vollenden musste.

Sehr gerne bin ich Julia Schwarz gefolgt, hatte sehr kurzweilige Lesestunden und kann jedem Thriller-Fan „Verloschen“ ohne wenn und aber empfehlen. Lesen, einfach lesen!

Bewertung vom 23.10.2021
Mbue, Imbolo

Wie schön wir waren


ausgezeichnet

Die Guten gegen die Bösen oder wie wird ein Land systematisch ausgebeutet – der zweite Roman der preisgekrönten Schriftstellerin Imbolo Mbue „Wie schön wir waren“ zeichnet ein erschreckendes Bild all jener, denen es um Wohlstand geht zulasten der Alteingesessenen.

Ein amerikanischer Ölkonzern, von der korrupten Regierung eines afrikanischen Landes unterstützt, fördert sein „schwarzes Gold“ genau hier in Kosawa, ihrem Heimatdorf. Dass dabei ihr Trinkwasser ungenießbar und die fruchtbaren Böden vergiftet werden, stört diesen Konzern – Pexton – nicht im Geringsten. Lange lassen es sich die Einwohner gefallen bis es ihnen zuviel wird. Die Kinder sind die Schwächsten, immer mehr sterben. Die Leute von Pexton interessiert dies nicht, die Regierung ebensowenig.

Ihr Kampf gegen die Ungerechtigkeit zeigt das Kräfteverhältnis David gegen Goliath nur zu deutlich auf. Imbolo Mbue lässt sie erzählen, ihre Sicht auf die Dinge. Die Kinder dieses Dorfes in ihrer Verbundenheit und die Familie um Thula, die es weit gebracht hat, fortgegangen ist nach Amerika und doch nie ihre Heimat vergessen konnte. Der Leser taucht tief ein in ihre Traditionen, ihre Denkweise, die dem westlichen Betrachter doch sehr fremd anmutet. Immer jedoch ist er aufseiten derer, die sich nicht wehren können.

Genug ist genug! Sie müssen aufbegehren, wollen sie überleben. Mit welchen Mitteln sie dies tun, darüber haben sie lange beraten und nicht alle finden das gut.

Das Thema ist aktueller denn je. Überall auf der Welt gibt es sie, die Mächtigen. Wären sie nicht hier, um den Profit über alles zu stellen, könnten diejenigen, deren Vorfahren schon da waren und das Land ihren Nachkommen im Glauben auf deren Auskommen weitergeben, in Frieden leben. In diesem eindringlichen Roman stehen sich Tradition und Moderne gegenüber, das erbitterte Gegeneinander führt zu immer mehr Unfrieden.

Eingebettet in das Dorf Kosawa und deren Bewohner erzählt die Autorin von der Gier der Großen, der ohnmächtigen Wut derer, die unter der Ausbeutung ihrer Ressourcen über Generationen leiden. „Der Tag wird kommen, an dem kein Öl mehr übrig ist unter der Erde.“ Eine nicht endend wollende Problematik, bis dieser Tag da sein wird. Ein großartiges Buch, sehr behutsam erzählt, das gelesen werden will!

Bewertung vom 19.10.2021
Sok-Yong, Hwang

Vertraute Welt


sehr gut

Seoul – die Megacity produziert Unmengen von Müll. Eine der reichsten Städte karrte seinen Unrat in den 1980er Jahren auf die riesige Deponie, an dessen Rand diejenigen ihr Dasein fristeten, die in all dem Weggeworfenen nach erneut Verwertbarem suchten.

Auf mehr Einkommen hoffend, zieht es Glupschaug und seine Mutter mitten hinein in die „Blumeninsel“. Blumig ist weder ihr neues Zuhause noch sind es die Gerüche, die ihnen anhaften. Ihre ärmlichen Hütten bilden eine eigene Stadt neben einem riesigen Müllhaufen vor der großen, pulsierenden Großstadt. Sie sind unter sich - Menschen am Rande der Gesellschaft.

Die Überflussgesellschaft wirft weg, kauft neu, entsorgt wieder. Die Müllberge werden immer mehr und hier entstanden Arbeitsplätze für diejenigen, die all den Überfluss wieder und immer wieder umschichteten, sich das Wiederverwertbare herausfischten und so ihr Auskommen einigermaßen sichern konnten.

Es geht strukturiert zu, jeder hat seinen Platz. Der Müll wird an vorderster Reihe systematisch durchforstet und erst wenn es diese Vorhut dahin drängt, wo der nächste LKW seine Ladung abkippt, dürfen die nächsten ran. Neben dem ständigen Versprühen von Insektiziden lauern hier noch viele andere Gefahren, aber da müssen sie alle durch, hier haben sie ihre Lebensgrundlage.

Hwang Sok-Yong erzählt von Glupschaug und Glatzfleck und ihrem Umfeld, von zwei Jungen, die auch mit anpacken und doch auch Kind sein wollen, sich ihre Zufluchtsorte schaffen. Bruderherz, so nennt Glatzfleck seinen Freund und Kameraden. Ihr Leben auf der Deponie ist hart und entbehrungsreich, sie holen ihr Essen aus dem Müll. Genug wird weggeworfen, trotzdem möchte man bei so mancher kulinarischen Beschreibung nicht unbedingt Gast sein.

Neben dem doch oftmals desillusionierenden Alltag blitzt immer wieder ein blaues Licht auf. Meister Kim und seine Familie nimmt sie mit in eine Traumwelt. Es sind die früheren Bewohner als durchscheinende Gestalten, als Geister, die sich ihnen zeigen, um dann im Nebel zu entschwinden. Dieses mystische Bild, die heile Welt, weit entfernt vom Ist-Zustand, hat was Tröstliches. Ein Wunschland gar nicht weit weg und doch unerreichbar. Da ist einerseits das nicht Greifbare, Nebulöse und andererseits der nüchterne Alltag. Dieses immer wieder aufflackernde wunderschöne Gemälde vermittelt Geborgenheit.

Der Autor nimmt seine Leser mit in eine Welt, von der wir alle wissen, dass sie existiert. Beschreibt das Leben derer, die hier leben, sehr einfühlsam. Sie arbeiten, leben und lieben, lachen und sind traurig wie jeder von uns. Deren „Vertraute Welt“ hat nichts anrüchiges, seine Sprache ist leicht verständlich.

Südkoreas bekanntester Schriftsteller Hwang Sok-Yong bringt seinen Lesern sowohl das Mystische seiner Heimat als auch den Konsumirrsinn mit seinen nur zu bekannten Auswüchsen näher. Nicht anklagend, aber doch sehr eindringlich. Auf der Sonnenseite sind diejenigen, die bald achtlos all diese Dinge entsorgen, die den anderen ein bescheidenes Auskommen sichern. So schließt sich der Kreis des Konsums, des Wegwerfen und Wiederverwertens. Ein Buch, das alle möglichen Gefühle freisetzt. Es ist traurig und doch schimmert immer wieder ein Hoffnungsstrahl durch, es ist entmutigend und dann wieder so voller Leben.

Seoul hat sie nicht mehr, die unendlich weiten Mülldeponien. Sie sind den modernen Projekten zur Müllbeseitigung gewichen, wir waren in der Vergangenheit. Glupschaug und die seinen haben einen Einblick in ihre „Vertraute Welt“ gewährt. Gerne habe ich hineingeblickt, bin ein Stück ihres Weges mitgegangen.

Bewertung vom 19.10.2021
Diamond, Cheryl

Nowhere Girl


ausgezeichnet

Bhajan weiß bald, wie man Dokumente fälscht, sich bei möglichen Verhören richtig verhält – sprich, die für genau diesen Ort ausgedachte Story glaubhaft darlegt. Wie man untertaucht oder in großen Kaufhäusern ganz einfach nicht bezahlt ist ihr auch wohl bekannt, sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen. Ihr Vater war ihr Lehrmeister, sie sind ständig auf der Flucht. In mehr als einem Dutzend Länder waren sie unterwegs mit sechs verschiedenen Identitäten. Sie – das sind ihre Eltern, ihr Bruder Frank, ihre Schwester Chiara und die Nachzüglerin Bhajan.

Wenn ich nicht wüsste, dass dies hier eine wahre Geschichte ist, würde ich sagen: Viel zu dick aufgetragen. Um eine glaubhafte Story niederzuschreiben, sollte man immer schön nahe der Wirklichkeit bleiben. Aber genau das hier, was ich in diesem so aufwühlenden Buch lese, ist die Wahrheit. Je weiter ich vordringe, je mehr ich vom Verhalten des Vaters weiß, desto eher sehe ich die „gestohlene Kindheit“. Wie kann er nur? Solange alle seinen Anweisungen folgen, ist er der charismatische, liebenswerte Mensch. Ein selbstständiges Leben gestattet er nicht mal den zwei mittlerweile erwachsenen Kindern, er ist ein Tyrann durch und durch.

Bhajan, wie ich sie der Einfachheit nenne, auch wenn sie sich an immer wieder andere Namen schnellstens gewöhnen muss, wächst auf in einer Welt ohne Gesetze, ohne Grenzen. Ausschließlich die Regeln des Vaters haben Bestand und damit fühlt sie sich sicher. Doch je älter sie wird, desto mehr sieht sie die Schattenseiten dieses Lebens. Warum sind sie auf der Flucht? Lange weiß sie es nicht.

Eine fast unglaubliche Geschichte – verstörend und faszinierend zugleich - und doch ist diese wahr. Cheryl Diamond gibt viel von sich und ihrer Familie preis, sie erzählt die ungeschönte Odyssee von Gesetzlosen, jahrelang auf der Flucht. Zutiefst beeindruckt und gleichzeitig entrüstet über all diese Unverfrorenheiten, diese Zumutungen, die er seiner Familie aufgezwungen hat, beende ich dieses aufwühlende Buch. Was für eine Geschichte!

Und sehr nachdenklich lässt mich das eben Gelesene zurück - ein Schicksal, irritierend und bedrückend. Cheryl Diamond hat sich geöffnet, in ihr Innerstes schauen lassen. Ehrlich, ungeschönt, herzzerreißend ist ihre Geschichte, die unbedingt gelesen werden sollte.

Bewertung vom 19.10.2021
Gruber, Tanja

Meine glutenfreien Kuchen und Torten


sehr gut

Zöliakie verleidet jeden Genuss, glutenfreie Ernährung ist der einzige Weg, beschwerdefrei zu leben.

„Meine glutenfreien Kuchen und Torten“ der Foodbloggerin Tanja Gruber bietet neben jeder Menge Infos Rezepte von einfach bis raffiniert, von schnell gebackenen Kuchen bis außergewöhnlichen Festtagstorten, gegliedert nach Torten für besondere Anlässe oder backen mit jahrzeitlich bedingten frischen Zutaten. Alle Rezepte, die ich bis jetzt ausprobiert habe, sind problemlos nachzubacken.

Ich bin sehr angenehm überrascht zum einen ob der Aufmachung aber auch der tollen Rezepte und dem informellen Teil. Ein so schön gestaltetes Backbuch, da macht das Blättern schon Spaß. Es sind zunächst die Grundrezepte und ganz einfache, hilfreiche Tipps wie z B. das Teilen eines Biskuits oder das Herstellen eines Sahnestandmittels. Jeder Kuchen, jede Torte wird auf zwei Seiten präsentiert, wobei die sehr ansprechenden Fotos von Frauke Antholz schon immense Lust auf die Leckereien machen. Da kann und sollte man nicht lange widerstehen müssen. Mittlerweile sind schon etliche Kuchen gebacken und so einige Tortenrezepte markiert, die sehnlichst von den Schleckermäulern erwartet werden.

Was bisher kein Problem war, stellt sich nun als solches heraus – einem Familienmitglied wurde nach schmerzhaften Monaten erläutert, dass es von nun an glutenfrei essen sollte. Da kam mir dieses Buch gerade recht - ein Backbuch, zugleich Ratgeber, gut gegliedert, übersichtlich und mit brauchbaren Infos, aus dem ich schon einiges nachgebacken habe und das mich begleiten wird.

Bewertung vom 18.10.2021
Izquierdo, Andreas

Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2


ausgezeichnet

Mit „Revolution der Träume“ hat Andreas Izquierdo einen überragenden zweiten Band der „Wege-der-Zeit-Reihe“ vorgelegt.

An diesem 9. November 1918 hat das Volk genug von Krieg, Hunger und Schmerz – der Kaiser wird gestürzt - es ist Revolution! „Der Kaiser hat abgedankt! Der Kronprinz verzichtet auf den Thron! Ebert zum Reichskanzler ernannt!“ Mittendrin Isi, die unwiderstehliche Jagdgöttin, die rebellische, hinreißende Hochstaplerin und Revolutionärin. In ihrem zerschlissenen Mantel ist sie doch schön wie eine Königin, sie ist furchtlos, liebt dramatische Auftritte. Kämpft mit dem Spartakusbund für eine gerechtere Welt. Carl, gerade angekommen in Berlin, hofft, seine Freunde zu finden. In den ganzen Wirren trifft er auf Isi und gemeinsam wollen sie noch Artur, den Dritten in ihrem Bunde, aufspüren.

Viele sind verhungert in dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und hungern noch. Von den Goldenen Zwanziger Jahren ist nichts zu spüren, zumindest nicht von denen, die eh nichts haben. Der (Geld)Adel lebt gut, hier kann man sich alles und alle kaufen. Es ist eine Zeit der Unsicherheit, in der die drei so unterschiedlichen Freunde ihren Platz suchen. Carl als begeisterter Fotograf trifft die Großen des Filmgeschäfts, wohingegen Artur mehr mit den Unterweltgrößen auf Du und Du ist. Alle drei zusammen sind sie unschlagbar.

Da war ein Könner am Werk, ein Virtuose der Worte. Einer, der seinen Lesern Geschichte in Geschichten gekonnt serviert, der aus den einzelnen Episoden ein homogenes Ganzes zaubert. Seine drei Hauptdarsteller haben sehr wohl Ecken und Kanten, wobei Carl mir am nächsten war. Trotz des ernsten Hintergrundes waren diese 500 Seiten schnell gelesen, ich musste einfach weiter, wollte wissen, wohin das Schicksal die mir bald vertrauten Charaktere führt.

Andreas Izquierdo verwebt die historischen Fakten versiert mit seiner sehr glaubhaften, gut nachvollziehbaren fiktiven Story, die uns Carl aus seiner Sicht erzählt. Seine Figuren sind gewitzt, vorlaut, zuweilen ganz schön dreist, ja schillernd, aber auch sehr ehrlich und redlich, andere nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau, sind Schlitzohren.

Isi, Carl und Artur – alle drei waren mir fremd und jetzt ist es, als ob ich alte Bekannte, ja sehr gute Freunde, die mir ans Herz gewachsen sind, verlassen muss. Ein Buch, dem ich noch lange nachspüren werde. „Schatten der Welt“, den ersten Band, werde ich ganz schnell nachlesen – es muss einfach sein und dem Dritten fiebere ich jetzt schon entgegen.

Ein kurzweiliges Lesevergnügen, meisterhaft in Szene gesetzt, das jeder lesen sollte, der gute Geschichten sucht.