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sleepwalker

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Insgesamt 544 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2019
Bombarde, Sabrina

Nie wieder ohne dich


weniger gut

Nie wieder ohne dich – das Buch lässt den Leser fassungslos zurück.
Es zeigt die Erfahrungen, die ein sehr junges Elternpaar mit der französischen Justiz, der Polizei, dem Jugendamt und anderen Institutionen machen musste. Bei ihrer gerade mal dreimonatigen Tochter Luona wurden Ödeme und Hämatome festgestellt, woraufhin Sabrina und Yuan einen Alptraum erleben. Ihnen wird Misshandlung und später Missbrauch vorgeworfen – nur die Untersuchung auf einen in Sabrinas Familie vorkommenden Genfehler, der eben diese Ödeme verursacht, wird jahrelang verweigert.
Das Buch ist in sehr einfacher Sprache geschrieben, ein paar holprig übersetzte Stellen bremsen den Lesefluss etwas.
Die Geschichte an sich schockiert und lässt einen fassungslos zurück – und man stellt wieder einmal fest, wie schwierig es ist, den Mühlsteinen der Justiz (und des Jugendamtes) zu entkommen, wenn man erst einmal darin gefangen ist. Und auch das Verhalten der Pflegemutter, die Eltern und Kind systematisch zu trennen versucht, ist unfassbar.
Allerdings mutet es seltsam an, dass der Vater des Babys angibt, mit seiner Tochter dahingehend „gespielt“ zu haben, dass er sie in die Luft warf und auffing. Ein Baby mit drei (!) Monaten? Babys in diesem Alter können kaum den Kopf heben, die wirft man nicht in die Luft. Da kann was nicht stimmen. Schade. Schlecht recherchiert oder schlecht aufgeschrieben, mangelhaft, setzen. Zwei Sterne.

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Bewertung vom 27.06.2019
Lenßen, Ingo

Ungerechtigkeit im Namen des Volkes


sehr gut

Da ich Ingo Lenßen noch aus nachmittäglichen Gerichtssendungen kannte, hatte mich das Buch sehr interessiert. Außerdem habe ich mehrere Jahre in der Gerichtsberichterstattung gearbeitet – Juristerei ist mir also nicht völlig fremd und dadurch ist mir auch das Gefühl, Urteile absolut nicht nachvollziehen zu können, bestens bekannt. Über den Inhalt des Buchs ist nicht viel zu sagen: zig aneinandergereihte Fälle, deren Urteile Ingo Lenßen für den Leser, also in der Hauptsache wohl juristische Laien, erläutert. Die meisten Urteile sind nicht leicht nachzuvollziehen, viele davon nicht einmal für ihn selbst. Entweder sind sie zu hart oder zu mild, vor allem, wenn es sich um Urteile nach Jugendstrafrecht handelt.

Der Stil, in dem das Buch geschrieben ist, ist sehr nüchtern, praktisch „Juristendeutsch“, das, was der Jurist unter „Urteilsform“ versteht: Fall – Erläuterung – Schlussfolgerung. Genauso ist das Buch aufgebaut, und das ist sicher nicht jedermanns Sache. Ich mag es gerne, daher las sich für mich das Buch auch sehr flüssig. Aber in sich ist das Buch nichts Ganzes und nichts Halbes: es ist kein Ratgeber, kein Sachbuch, kein Roman und kein Fachbuch. Es ist eine Aneinanderreihung juristischer Fälle samt (Fehl-) Urteilen und die dazugehörige Einschätzung eines Volljuristen mit jahrzehntelanger Erfahrung. Nicht mehr und nicht weniger.

Für mich war es sehr interessant und es ließ mich mit einem sehr unbehaglichen Gefühl zurück: Recht haben – Recht bekommen und Rechtsprechung haben nicht unbedingt viel miteinander zu tun.

Bewertung vom 27.06.2019
Morosinotto, Davide

Verloren in Eis und Schnee


ausgezeichnet

Der 13-jährige Viktor Danilow und seine Zwillingsschwester Nadja müssen 1941 ihre Heimat Leningrad verlassen. Schon zu Beginn ihrer Flucht werden sie getrennt und jeder muss für sich alleine ums Überleben im russischen Weltkriegswinter kämpfen. Während Viktors Zug in Richtung Sibirien fährt, strandet Nadja bereits einige Kilometer von Zuhause weg. Beide Kinder haben Schreibhefte dabei, die ihnen die Eltern zum Tagebuchschreiben mitgegeben haben. Während Nadja mit blauem Kugelschreiber schreibt, bevorzugt Viktor einen roten Bleistift.
Dadurch ist das Buch schon formal sehr ungewöhnlich. Es ist aus der Perspektive beider Kinder getrennt beschrieben, kommentiert von einem Beamten, der die Schreibhefte später sichtet. Der Leser wird aus Kindersicht auf die Flucht mitgenommen, erlebt praktisch hautnah Hunger, Angst und Gewalt mit, begleitet die beiden auf ihrem (nicht immer legalen) Weg. Spannend wie ein Abenteuerroman, informativ wie eine Reportage (nicht zuletzt durch abgebildete Karten und die historische Korrektheit), intim wie ein Tagebuch und leicht zu lesen wie ein Jugendbuch. Obwohl fiktiv könnte diese Geschichte jederzeit so passiert sein – vermutlich ist sie es auch hundertfach.
Für junge Leser ab ca. 12 Jahren, die sich damit beschäftigen wollen, was im Weltkriegs-Russland passiert ist, ist es ein perfektes Buch. Aber auch für Erwachsene sehr zu empfehlen.
Einziger Wehrmutstropfen für mich war, dass mein Tolino das Buch nur schlecht darstellen konnte. Vor allem bei den Karten fehlte oft der Kontrast, ebenso bei vielen Randbemerkungen, die der Beamte macht. Schade, aber dennoch für den hervorragend aufgearbeiteten Inhalt und die sprachliche Umsetzung selbstverständlich 5 Sterne.

Bewertung vom 12.06.2019
Beaton, M. C.

Hamish Macbeth ist reif für die Insel / Hamish Macbeth Bd.6


weniger gut

Ich liebe Schottland, ich mag Krimis – aber das Buch hat nicht wirklich viel mit beidem zu tun.
Ich wusste nicht, dass es der 6. Band um Hamish Mcbeth ist, daher bin ich völlig unbedarft an den Roman rangegangen – vielleicht war das ein Fehler. Ich hatte einen „ernsthaften“ Krimi erwartet und bekam eine Mischung aus Klamauk, kruder Geschichte und seltsamen Charakteren.
Beginnend mit einem Polizisten, der an potentiell tödlicher Männergrippe leidet, seiner ex-Lebensgefährtin, die sich rührend um ihn kümmert, einer Gruppe von Freunden, die keine sind, die in einem Hotel auf einer Schottischen Insel Weihnachten verbringen, dazu verworrenen Geschichten um Verfolgungswahn (nicht nur die Hotelchefin Jane fühlt sich verfolgt, auch der LKW-Fahrer Geordi hat Angst, sein Truck wolle ihn töten). Alles in allem sehr abstrus und auch die so charmanten Eigenarten der Bewohner der Schottischen Highlands und Islands sind in dem Buch eher garstig, fies und engstirnig dargestellt. Schade. 2 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2019
Moström, Jonas

Mitternachtsmädchen / Nathalie Svensson Bd.3


weniger gut

„Mitternachtsmädchen“ ist der dritte Krimi um die Psychiaterin Nathalie Svensson und vermutlich der einzige, den ich aus dieser Serie lesen werde. Sprachlich ist das Buch sehr angenehm zu lesen, da ich in den skandinavischen Sprachen etwas bewandert bin, hatte ich auch keine größeren Probleme mit den Begrifflichkeiten.
Viel größere Probleme hatte ich aber damit, dass das Buch lang, langweilig und langatmig ist. Hätte sich Jonas Moström auf 50 Prozent des Umfangs beschränkt, hätte er einen flotten und sehr spannenden Thriller geschaffen. So ist es aber ein aufgeblasenes, mit sinn- und nutzlosen Abschnitten künstlich in die Länge gezogenes Buch, das mich praktisch zum Querlesen eingeladen hat.
Das Hin- und Herspringen zwischen Gegenwart und der Vergangenheit des Täters ist ein netter literarischer Kniff, vor allem, da er über die Psyche des Täters einiges verrät, aber keinerlei Rückschlüsse auf seine Person zulässt.
Insgesamt konnte ich außer dem Polizisten Johan nicht wirklich Sympathie für irgendeinen der Charaktere aufbauen, eher im Gegenteil. Die Hauptfigur Nathalie fand ich sogar eher unsympatisch. Nicht nur, weil sich ein Teil des Buchs ausschließlich um sie als Person dreht (der Streit mit ihrem Ex ums Sorgerecht für die beiden Kinder, der Tod ihres Vaters und das Ringen mit ihrer Mutter um Traueranzeige und Beisetzung, und vor allem: IHRE Klamotten, die samt Hersteller und Passform für einen Krimi in meinen Augen viel zu detailliert beschrieben sind). Ihr Sexualleben da mal ganz außen vor.
Während ich mit dem Begriff „Studentennationen“ keine Probleme hatte, störe ich mich an holprigen Übersetzungen wie „Halbzeitstudium“ (vermutlich statt Teilzeitstudium?) und dass der Kommissar dem hackenden Kollegen mit einem „Point taken“ ins Wort fällt.
Mein Fazit: zu lang, zu langweilig, zu plakativ und der Schluss dann ziemlich hopplahopp, als wollte der Autor dann endlich abschließen.

Bewertung vom 22.05.2019
Frydrych, Gabriele

Man soll den Tag nicht vor dem Elternabend loben


ausgezeichnet

Das Buch zeigt erschreckend deutlich, was Lehrer täglich so mitmachen müssen. War früher mal ein nasser Tafelschwamm auf dem Lehrerstuhl ein Ärgernis, so müssen sich heutige Lehrer Schülern stellen, die sich durch Atteste von körperlicher Arbeit oder Strafarbeiten befreien lassen und mit Eltern kämpfen, die bessere Noten für ihre Kinder per Anwalt einklagen. Und natürlich fehlen in Gabriele Frydrychs Sammlung der Geschichten aus dem Schulalltag weder die Erlebnisse von Klassenfahrten, noch bei Projekttagen (und –wochen).

Sehr gekonnt kategorisiert sie sowohl Schüler, als auch Eltern und sogar die Lehrer-Kollegen (die inzwischen auch gerne mal Quer-Einsteiger aus anderen Berufsfeldern sind). Alles schildert die Gesamtschullehrerin Gabriele Frydrych treffend und auf launige Art und Weise. Dabei spart sie nicht an blumigsten Vornamen der Schüler (Thymian und Lavendel gehören da wohl zu ihren Lieblingen). Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und hatte viel Spaß damit, allerdings hatte ich hinterher leichte Anzeichen eines Schleudertraumas. Vom ständigen Nicken, denn ich als Lehrerkind kenne das alles einfach nur zu gut.

Absolute Lese-Empfehlung. Für Lehrer, damit sie wissen, dass ihre Kollegen dieselben Erfahrungen machen, für Eltern und Schüler, damit sie mal die andere Seite des Lehrer-Daseins sehen.

Bewertung vom 22.05.2019
Rößner, Susanne

Perfekte Rache


gut

Gute Idee, eher schwach umgesetzt

Nachdem ich den ersten Fall des Duos Lukas Zieringer/Tante Maria gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf das neue Buch von Susanne Rößner. Aber nachdem mich „Tiefe Stille“ nicht zu 100% überzeugen konnte, schaffte die Autorin auch mit diesem Krimi dies nicht.
Zwar ist das Grundgerüst der Geschichte sehr gut, aber meiner Meinung nach nicht wirklich gekonnt umgesetzt. Ein toter Bergwanderer, eine allzu fröhliche Witwe, ein toter Versicherungsagent mit ebenfalls wenig traurigen Hinterbliebenen – auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten. Aber Kommissar Lukas Zieringer hört auf sein Bauchgefühl, setzt seine krimibegeisterte Tante Maria auf eine der Witwen an und danach überschlagen sich die Ereignisse und das Buch nimmt Fahrt und Spannung auf.
So weit, so spannend. Aber insgesamt sind in dem Buch einige Fehler, die bei sorgfältigerer Recherche nicht passiert wären (das stetige Durcheinanderwerfen von Therapeut, Psychologe und Arzt), der laxe Umgang mit Schweigepflichten und die immer wieder auftauchende „Schleichwerbung“, die mir die Lektüre etwas vermiest haben. Dazu kommt die Geschichte gegen Ende so rasant in Fahrt, dass man das Gefühl bekommen könnte, die Autorin will einfach endlich schnell zum Schluss kommen.
Schade. Denn, wie gesagt, die Idee ist sehr gut, der Schreibstil ist flüssig und schön zu lesen, der Spannungsbogen ist vorhanden, aber alles in allem ist es kein wirklich in sich stimmiges Werk. Die Personen sind sympathisch beschrieben, auch der Computer-Hacker Leon aus dem ersten Teil kann bei den Ermittlungen helfen (der dritte Hobby-Ermittler aus dem ersten Teil fehlt allerdings). Die meisten Sympathiepunkte vergebe ich allerdings an die (uniformierte) Polizistin Kira Brecht, die für mich durch ihre kompetente Art und ihr Wesen eine der tragenden Figuren der Geschichte ist.
Alles in allem ein nettes Buch für Zwischendurch, Spannung ist vorhanden, Morde gibt es auch, ein Hauch Psycho-Krimi, als Urlaubslektüre empfehlenswert, aber dennoch nur 3 Punkte.

Bewertung vom 22.05.2019
Schier, Petra

Strandkörbchen und Wellenfunkeln / Lichterhaven Bd.3


weniger gut

Über die Geschichte an sich ist gar nicht viel zu sagen:

Junger Mann findet verletzten Hundewelpen, rettet ihn mithilfe der Frau, die er vor Jahren verlassen hat. Der Rest der Geschichte ist eine Mischung aus Liebesgeschichte und ähm, Liebesgeschichte. Sehr viel on-off-Beziehung und für einen Roman vielleicht zu ausführlich geschilderten erotischen Liebeszenen.

Sehr niedlich zu lesen sind die Passagen, in denen das gerettete Hundebaby (ihr neues Herrchen nennt sie Jolie) zu „Wort“ kommt. Aber damit endet für mich der Lesegenuss und wird anhand von so viel Sex, Gefühlswirrungen und Durcheinander eher zum Lese-Frust. Eine Prise Romantik, eine Prise Drama, dazu der immer wiederkehrende Strandkorb. Ich kann mir das Buch sehr gut als Urlaubslektüre im Strandkorb vorstellen, aber auch nur dort.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.04.2019
Walter, Patricia

Tote Asche


ausgezeichnet

Fesselnder Thriller mit Überraschungen aber zu plötzlichem Schluss

Was, wenn man sich und seinen Wahrnehmungen plötzlich selbst nicht mehr trauen kann? Wenn man sich verfolgt und bedroht fühlt und plötzlich die ganze Welt aus den Fugen zu geraten scheint?
Kira Roth, die Protagonistin von Patricia Walters „Tote Asche“ erlebt eben dies.
Kurz nach dem Tod ihrer Mutter wird ihre so mühsam nach einer Psychose wieder erlangte psychische Stabilität auf eine harte Probe gestellt. Eines Abends findet sie in ihrer Wohnung die ausgegrabene Urne mit der Asche ihrer Mutter, dazu ein Zettel mit der Aufschrift „Sie war nicht deine Mutter. Und du verdienst es nicht zu leben!“ Dazu ihr eigenes Todesdatum in nur fünf Tagen.
Und damit gerät Kira und auch der Leser in einen Strudel aus rasant aufeinander folgenden Ereignissen, die Kira an ihrem Verstand und ihrer Herkunft zweifeln lassen. Dem Leser werden mit ihrem Bruder Ben, ihrer Freundin Sarah, ihrem Kollegen Jens, ihrer Nachbarin und noch ein paar anderen reichlich Verdächtige präsentiert, denn irgendwie verhält sich jeder auf eine andere Weise verdächtig.
Das Buch war mein erster Thriller von Patricia Walter, aber er hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich habe ihn in einer Nacht durchgelesen, so gespannt war ich auf sein Ende. Und ich wurde nicht enttäuscht. Naja, vielleicht ein bisschen, da das Ende dann doch ziemlich abrupt kam, aber es löst sich wirklich alles auf, es bleiben keine losen Enden.
Für mich eine ganz klare Lese-Empfehlung für Krimi-Fans mit starken Nerven. Und die mit weniger starken Nerven lassen dann halt nachts das Licht brennen.

Klare 5 Sterne

Bewertung vom 09.04.2019
Leo, Maxim

Wo wir zu Hause sind


ausgezeichnet

Ich gestehe, ich kannte den Namen Maxim Leo nicht – jetzt werde ich ihn wohl nie wieder vergessen. Von der ersten Seite an hat mich sein Buch gefesselt und ich habe es sicher nicht zum letzten Mal gelesen. Viel zu vielschichtig ist die Geschichte seiner Familie, in die er selbst wie ein Forscher eintaucht und den Leser mitnimmt.
„Wo wir zu Hause sind: Die Geschichte meiner verschwundenen Familie“ ist für mich eine in gekonnt gewählte Worte gefasste Chronik, eine Mischung aus Geschichte und Geschichten, Historie und Familien-Historie.
Leo recherchiert die Geschichte seiner teilweise jüdischen Familie ab 1933, aus eigenem Interesse, etwas über die Familie zu erfahren (und dadurch auch über sich selbst und seine Herkunft und damit auch seinen Kindern die Wurzeln zu zeigen), aber damit hat er auch ein mahnendes Dokument geschaffen, in Zeiten, in denen derselbe Rechtsruck und die zunehmende Radikalisierung spürbar ist und, da ein Teil der Familie in Großbritannien lebt, bleibt auch die Brexit-Problematik nicht außen vor.
Mich hat die Geschichte von Irmgard und Hans (Nina und Hanan) in Palästina sehr berührt. Aber am meisten beeindruckt hat mich André, der Sohn von Hilde und Fritz Fränkel, der mit seiner Mutter erst nach Frankreich und dann nach England ausgewandert ist. Auch die Schilderungen der Bücherverbrennung machte mich schaudern, vor Angst und vor allem aus meiner eigenen eher unrühmlichen Familiengeschichte heraus.
Maxim Leo bereist gemeinsam mit seinen Lesern Stationen, die seine Familie ebenfalls durchlaufen hat: Berlin, England, Frankreich, Österreich und Israel. Nimmt sein Publikum mit ins Kibbuz, ins Lager Gurs und nach Oxford. Man trifft auf hoch-intellektuelle Menschen (ein Großteil seiner Verwandten waren/sind Juristen oder Naturwissenschaftler/Mediziner), die viel erlebt haben, viel erdulden mussten, aber oft auch ein Quäntchen mehr Glück hatten, als andere.
Der Begriff „Heimat“ bekommt in alldem eine sehr interessante Bedeutung, woraus auch der Leser eventuell etwas für sich selbst mitnehmen kann. Und, wie Maxim Leo selbst gestehen muss, muss eventuell auch der Leser sein Bild von „Exil“ und der „Flucht“ revidieren: es ist nicht immer nur dunkel und grau.
Maxim Leo schafft es, den Leser auf eine fesselnde, (be-)rührende Reise in seine Vergangenheit mitzunehmen, man bekommt das Gefühl, seine Verwandten gemeinsam mit ihm ein bisschen kennenlernen zu dürfen. Für mich ein ganz wundervolles Buch.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.