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sleepwalker

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Insgesamt 522 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2019
La Piscina, Jorge de

Die Blutfinca


sehr gut

Mallorca mystisch und magisch
Hach, man kennt es aus dem Trash-TV: deutscher Mallorca-Auswanderer wird Gastronom.
Aber bei dem ehemaligen Kriminalbeamten Marc Renner ist das anders: er hat nicht nur einen Plan, sondern setzt diesen auch um. So eröffnet er in dem Küstenort Cala Pi ein Restaurant mit einheimischer und deutscher Küche, wobei er die Schnitzel selbst brät, die mallorquinische Küche von dem alten Koch Santos bestritten wird.
Aber so ganz lässt Marc die Vergangenheit bei der Polizei nicht los. Vor allem, als um ihn herum plötzlich seltsame Dinge geschehen: ein aztekischer Prinz aus lang vergangener Zeit wird auf einer Klippe gesichtet, Menschen verschwinden und sterben – alles in allem sehr mystisch und mythologisch. Und da kann der aufbrausende, manchmal unbeherrschte, laktose-intolerante Deutsche gar nicht anders, als der mallorquinischen Polizei unter die Arme zu greifen.
Die Geschichte braucht ein paar Seiten, um in Fahrt zu kommen und ich hatte ein paar Seiten gebraucht, um mich in der Geschichte zuhause zu fühlen. Dann aber hatte mich die Spannung gepackt und bis zu dem vielleicht etwas abrupten Ende nicht mehr losgelassen.
Laut Beschreibung ist der Thriller als Urlaubslektüre gedacht, vielleicht ist es deshalb auch ein wenig kurz. Und das ist es auch. Keine große Literatur, dafür sind auch zu viele Fehler drin (egal, wie platt man ein Schnitzel klopft, es hat nie einen Durchmesser, höchstens eine Dicke). Aber ich fand das Buch sehr spannend, die Gräueltaten vielleicht ein bisschen zu anschaulich in den blutigen Einzelheiten geschildert; Unterhaltungsliteratur, nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht hätte ich mir von einem journalistisch tätigen Autor mehr Stilsicherheit und weniger Fehler erwartet. Aber dennoch: ich freue mich auf die im Laufe des Jahres geplante Fortsetzung.
Vier Sterne.

Bewertung vom 06.01.2019
Schmitz-Köster, Dorothee

Raubkind


gut

Klaus B. wurde in Dresden geboren und nach dem Tod seiner Eltern als fünftes Kind von einer deutschen Familie aus einem Lebensborn-Heim adoptiert. Mit diesem Wissen wuchs der inzwischen fast 80-jährige gelernte Möbelschreiner auf. Aber irgendetwas fehlt in seinem Leben. Wurzeln. Die Gewissheit über seine Herkunft. Und dann wird er von der Journalistin Dorothee Schmitz-Köster kontaktiert, die ihre Arbeit vorwiegend der NS-Geschichte und den Lebensborn-Heimen gewidmet hat.
Sie recherchiert und bringt Unglaubliches zutage. Klaus B. stammt mitnichten aus Dresden, sondern wurde als knapp Fünfjähriger 1943 vermutlich von der SS seiner Familie in Polen geraubt. Name, Abstammung und sogar das Geburtsdatum sind falsch.
Und so erfährt der Leser am Beispiel von Klaus B. (dessen Vorname selbstverständlich eingedeutscht, also germanisiert wurde, so wie der ganze Mensch), dass tatsächlich Zehntausende Kinder in Polen und anderen Teilen Osteuropas dasselbe Schicksal erlitten hatten. Blonde, blauäugige Kinder (also mit arischem Aussehen), wurden den Familien einfach so weggenommen, in Deutschland in Heimen untergebracht und dann (wenn sie germanisiert waren, also die deutsche Sprache beherrschten und ihre Vergangenheit und ihre Ursprungsfamilie weitestgehend vergessen hatten) als Pflege- und Adoptivkinder an linientreue Familien vermittelt. Tatsächlich wissen viele dieser „Raubkinder“ bis heute nichts über ihre Abstammung.
Klaus B. ist hin- und hergerissen ist zwischen der Hoffnung, seine Wurzeln zu finden und dem Wunsch, einfach weiterhin alles ignorieren zu können. Seine bewussten Erinnerungen setzen erst nach dem fünften Lebensjahr ein, tief in sich weiß er, dass da noch mehr sein muss. Und Dorothee Schmitz-Köster dringt tief in die Geschichte der „Raubkinder“ ein, in ein Dickicht aus Bürokratie (polnischer und deutscher) und findet das, was er in seinem Leben vermisst hat: seine Wurzeln, seine Herkunft und tatsächlich noch einen polnischen Familienzweig. Zwar ist seine Mutter inzwischen verstorben und sein Vater unbekannt, aber er hat Halbgeschwister, die ihrerseits Familien haben. Und er erfährt, dass seine Mutter ihn nie vergessen hat und auch die Hoffnung nie aufgeben hat, ihn noch einmal wieder zu sehen.
Das Buch ist so gesehen kein Roman. Und keine Biografie. Es ist eine Mischung aus Sachbuch und Reportage. Den Leser macht das Schicksal von Klaus B. zwar betroffen, man hat aber stets eine Distanz, sowohl zu Klaus B., als auch zur Autorin, die das immer nur „die Journalistin“ genannt wird. Zwar sind dem Leser die Personen sympathisch, aber sie bleiben ohne wirkliche charakterliche Tiefe und distanziert.
Man kann einiges an Emotion zwischen den Zeilen lesen (oder hinein interpretieren). Die Unsicherheit und Angst von Klaus B., die man nicht zuletzt daran sieht, dass er seinen Namen nur im Initial preisgibt. Die Tatsache, dass er zuerst nicht möchte, dass die Geschwister seine Frau von seiner Vergangenheit erfahren. Dabei ist es weder seine Schuld, dass er ursprünglich aus Polen stammt, noch, dass er sich an seine Vergangenheit nicht erinnert, noch, dass er damals entführt wurde und sein neues Leben ihm aufgezwungen wurde. Inzwischen hat er sich damit wohl arrangiert. Briefe an die Verwandtschaft in Polen unterzeichnet er mit seinem deutschen und seinem polnischen Namen.
Insgesamt fand ich das Buch etwas holprig zu lesen. Ja, es macht betroffen und nachdenklich. Aber zu der Tatsache, dass der Inhalt sehr schwere Kost ist, machte der neutral-deskriptive Stil, die Fußnoten und sogar die Kennzeichnung der Zitate mit (sic!) das Buch definitiv nicht zur Unterhaltungslektüre.

Bewertung vom 06.01.2019
Steinbach, Jan

Das Café der kleinen Kostbarkeiten


ausgezeichnet

Weihnachts-Liebes-Geschichte fürs Herz mit Lübecker Lokalkolorit
„Verlieben kann man sich immer“ – das könnte die Quintessenz aus „Das Cafe der kleinen Kostbarkeiten“ sein. Luise aus Frankfurt und Ludwig aus Lübeck, zwei „Best-Ager“ beweisen es.
Nach 9 Jahren schafft es Luise endlich, den Plan von einem Weihnachten in Lübeck zu verwirklichen. Diesen hatte sie noch mit ihrem Mann Hubert geschmiedet – inzwischen ist ihr Mann aber schon fünf Jahre tot. Gegen den Willen ihres Sohnes und der Schwiegertochter reist sie in die Hansestadt, ein Bild des verstorbenen Gatten im Gepäck und fünf Jahren spürt sie immer noch seine Liebe und Nähe.
Wie vor neun Jahren führt ihr Weg sie in Johannsens Cafe, wo sie auf den ehemaligen Versicherungs-mitarbeiter Ludwig Johannsen trifft, der seine Passion zum Lebensinhalt gemacht hat und das Cafe mit viel Leidenschaft führt.
Und so kommen sich die beiden über Baumkuchen-Punschtörtchen, Szekler-Kuchen, Kindjestüch und überhaupt die Leidenschaft fürs Backen, näher. Aus dem ersten vorsichtigen Beschnuppern wird ein vorsichtiges Annähern, alles vor der malerischen Kulisse des vorweihnachtlichen Lübeck, wovon Jan Steinbach ein so romantisches Bild zeichnet, dass selbst ich eines vor Augen hatte, ohne je in Lübeck gewesen zu sein.
Und damit ist die (vor-) weihnachtliche Liebesgeschichte eigentlich schon fertig. Das Drumrum füttert die Geschichte, aber es ist nur ganz nettes Beiwerk.
Und ganz ohne erhobenen Zeigefinger lernt der Leser eines: schieb deine Pläne nicht auf. Bieg ab und zu von der Autobahn des Lebens ab – bevor es zu spät ist. Und auch die Jahre jenseits des 60. Geburtstags bieten mehr als die Suche nach der geeigneten Pflegekraft. Tatsächlich: Best Age.
Leider ist das Buch sehr kurz. Ich hätte gerne Luise und Ludwig noch ein Weilchen begleitet. Die beiden Protagonisten sind sehr sympathisch und so schön bodenständig und „mitten aus dem Leben“.

Im Anhang gibt es sechs Rezepte aus Luises und Ludwigs Backstube.

Von mir klare fünf Sterne.

Bewertung vom 06.01.2019
Fox, Susi

Das falsche Kind


weniger gut

Gute Idee aber schlecht umgesetzt
Nach dem vielversprechenden Klappentext hatte ich mich bei NetGalley um das Buch beworben und mich drauf gefreut. Aber ich wurde bitter enttäuscht. Dabei ist die Idee sehr gut, allein die Umsetzung ist schwach.
Sasha und Mark erwarten nach zwei Fehlgeburten ihr erstes, lang ersehntes Wunschkind. Allerdings kommt das Baby zu früh per Notkaiserschnitt zur Welt. Als Sasha aus der Narkose aufwacht ist sie sich sicher: das ist nicht ihr Kind. Zwar kann sie sich damit anfreunden, dass das Baby entgegen der vorausgegangenen Ultraschall-Untersuchungen kein Mädchen, sondern ein Junge ist, aber sie kann mit dem kleinen Tobias einfach keine Verbindung aufnehmen. Stattdessen macht sie sich auf die Suche nach ihrem „echten“ Baby.
Damit fängt der Roman sehr spannend an.
Man fühlt mir Sasha ihre Verzweiflung und ihre Wut, spätestens als sie dann auch noch auf der psychiatrischen Station landet. Als es ihr dort aber gelingt, unbemerkt Muttermilch einzufrieren und sie von dort auch nach kürzester Zeit entlassen wird (ohne, dass überhaupt überprüft wird, ob sie die Medikamente genommen hat), beginnt das Buch unrealistisch zu werden. Erschreckend fand ich das medizinische Unwissen, das Sasha (immerhin studierte Pathologin) an den Tag legt (sie hat keine Ahnung von Neugeborenen-Gelbsucht, keinen Plan von Genetik usw).
Und dann lässt auch die Spannung schlagartig nach und der vermeintliche Thriller verwandelt sich in ein Drama und gipfelt dann in einem völlig konfusen Ende und lässt den Leser kopfschüttelt mit der Frage zurück „was will mir der Künstler damit sagen?“
Sprachlich ist das Buch gut zu lesen, einfaches Vokabular, schlichte Sätze. Dass es abwechselnd aus der Sicht von Sasha und Mark erzählt ist, ist eine nette Idee. Die Sprünge in die Vergangenheit, die Sasha lange verdrängt hat sind geschickt eingeflochten. Aber das sind auch schon die wenigen positiven Aspekte. Den anderen Pluspunkt vergebe ich für die gute Idee, bei der es aber leider dann auch geblieben ist.

Bewertung vom 27.12.2018
Neuhaus, Nele

Muttertag / Oliver von Bodenstein Bd.9


sehr gut

„Muttertag“ war der erste Krimi von Nele Neuhaus, den ich gelesen habe – die anderen kannte ich nur als „Taunuskrimis“ aus der Adaption fürs Fernsehen. Diese hatte ich allerdings sehr gerne gesehen.
Der flüssige Schreibtstil von Nele Neuhaus gefällt mir sehr gut, das Buch las sich flott und leicht, obwohl es natürlich keine leichte Kost ist. Eigentlich wäre der Tod von Theodor Reifenrath ja ein Fall für die Akten. Mitte 80, seit über 20 Jahren alleine lebend und mit einem Verletzungsmuster, das durchaus einen Sturz vermuten lassen könnte, findet die Zeitungsausträgerin ihn ein paar Tage nach seinem Ableben.
Ja, wäre da nicht der Hund des Toten, der im Zwinger auf der Suche nach Nahrung auf menschliche Überreste gestoßen und hat damit nicht nur eine Leiche sondern einen uralten Fall wieder ausgegraben. Und so finden sich Pia Sander und Oliver von Bodenstein von der Hofheimer Polizei unversehens schnell tief in einen Sumpf aus Misshandlung, Folter und Tod wieder.
Da der tote Theo Reifenrath und seine Frau Rita jahrelang verhaltensauffällige Pflegekinder aufgenommen haben, gibt es praktisch unzählige Verdächtige. Auch wenn der Leser die Gedanken des Täters teilweise mit verfolgen kann, kann man auf dessen Identität nicht schließen. Jede der Figuren ist irgendwann mal verdächtig. Die Handlung des Krimis ist sehr geradlinig, der Fall ist der absolute Mittelpunkt, aber natürlich dürfen ein paar Abschweifungen ins Privatleben der Ermittler samt persönlichem Umfeld nicht fehlen. So taucht auch Pias Schwester Kim, die dem Leser schon aus anderen Fällen als Profilerin bekannt sein dürfte.
Das Buch ist spannend und kurzweilig und trotz des relativ großen Umfangs von mehr als 400 Seiten konnte ich es kaum aus der Hand legen. Bis auf ein paar Längen schafft Nele Neuhaus es, die Spannung konstant aufrecht zu erhalten und gegen Ende sogar noch zu einem fulminanten Finale zu steigern. Vielleicht könnte man anmerken, dass in dem Buch sehr viele Personen vorkommen. Pia Sander selbst sagt an einer Stelle über den Fall, wenn er ein Roman wäre, müsste sie der Übersichtlichkeit halber einige Personen streichen. Wohl wahr. Aber auch mit den vielen Akteuren wird der Roman nicht weniger lesenswert. Ein solider bodenständiger, handwerklich sauberer Krimi rund um solide, bodenständige und sympathische Ermittler mit allen Macken und Schwächen.
Das einzige, was mir missfiel war die häufig vorkommende Werbung für diverse Marken (vom Smartphone bis zum örtlichen Supermarkt – alles trägt einen Markennamen). Dennoch: 4 von 5 Sterne

Bewertung vom 27.12.2018
Schwermer, Melisa

Der Tod uns scheidet


gut

Jasmin Bergers Geburtstagsparty sollte ein fröhliches Fest samt Heiratsantrag ihres Lebensgefährten werden, aber sie läuft komplett aus dem Ruder. Die Feier zum 35. Geburtstag der Jugendamts-Mitarbeiterin wird erst durch fremdenfeindliche Aussagen und Diskussionen des völlig betrunkenen Thomas gestört und am nächsten Morgen werden Jasmin und ihr Lebensgefährte Markus von einem Maskierten in der Waldhütte überfallen und niedergemetzelt. Markus stirbt, Jasmin überlebt schwer verletzt.
Aber wer ist der maskierte Täter? Der betrunkene Thomas aus Wut darüber, dass er die Party verlassen musste? Jasmins Liebhaber, von dem sie sich kürzlich getrennt hat? Obwohl ihm der Leser in einigen eingeflochtenen Kapiteln über die Schulter schauen kann, bleibt er unerkannt. Den Rest der Geschichte dominiert die ermittelnde Polizistin Helga Kannengießer, frisch getrennt von ihrer Lebensgefährtin und von ihrem homophoben Kollegen Dieter Joachimstaler wegen ihrer sexuellen Orientierung getriezt und nicht für voll genommen, einfach, weil sie eine Frau ist.
Obwohl der Schreibstil mir ziemlich entgegen kam (klare, knappe Sprache, ab und zu mal ein Sprachwitz), fand ich das inflationäre „darauf Herumreiten“, dass Helga lesbisch ist, mit der Zeit nervig. Anfangs ist es ja ganz nett, dass ihr Kollege ihr ständig einen neuen männlichen Vornamen gibt, aber beim zigsten Mal ist es einfach nur abgedroschen und fade.
Abgesehen von ein paar inhaltlichen Fehlern (eine Falafeltasche ist nie ein Döner – auch nicht, wenn man es dreimal als solchen bezeichnet) ist das Buch spannend, psychologisch geschickt geschrieben und der Schluss ziemlich überraschend. Wenn man die vielen verwendeten Klischees abzieht (keine Party ohne betrunkenen Störenfried, Flüchtlingsdiskussion, altgedienter homophober Polizist trifft auf junge lesbische Kollegin), bleibt ein solider Krimi mit reichlich Spannung, psychologischen Aspekten, interessanten Wendungen, gut zu lesen, unterhaltsam, aber mit viel Luft nach oben und für mich ziemlich weit weg von wunderbar oder gar „Meisterwerk“. 3 Sterne.

Bewertung vom 27.12.2018
Hayward, Lili

Weihnachten auf Samtpfoten


weniger gut

Wer keltische Sagen, mystische Geschichten und den Lokalkolorit der cornischen Küste mag ist mit diesem Buch sehr gut bedient. Allerdings ist der Titel irreführend, denn mit Weihnachten hat das Buch nur sehr weit am Rande etwas zu tun. Wer also einen schnuckeligen Roman rund um Fellbündel und Weihnachtsromantik erwartet, wird wohl enttäuscht sein.
Weihnachten auf Samtpfoten ist ein Roman rund um Jessamine Pike (genannt Jess), eine junge Schriftstellerin auf der Suche nach Inspiration und Ruhe zum Schreiben. So mietet sie sich auf der Flucht vor der Schreibblockade ein sehr heruntergekommenes Cottage in Cornwall und landet mitten in Familienfehden und alten Bräuchen, erlebt hautnah was es heißt, das „zweite Gesicht“ zu haben. Sie gerät zwischen die Fronten der Familien Roscarrow und Tremennor, die seit Jahren um das Cottage streiten, und immer wieder hat sie Visionen von Ereignissen aus lang vergangener Zeit. Und mittendrin ist der magische Stein Perranstone auf der Lichtung, der sie magisch anzieht und natürlich die Hauskatze Perrin (da taucht dann endlich die Katze in der Geschichte auf).
Alles in allem fand ich das Buch ein bisschen chaotisch und durcheinander. Die zeitlichen Sprünge in Vergangenheit und Gegenwart waren aprupt und verwirrend. Die unvermeidliche Liebesgeschichte war plakativ und vorhersehbar. Für Mythik-Enthusiasten und Kelten-Fans ein Schmankerl, für mich eher zu langatmig und langweilig und daher 2 Punkte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2018
Littlejohn, Emily

Die Totensucherin / Gemma Monroe Bd.2


ausgezeichnet

„Die Totensucherin“ ist der zweite Band um Gemma Monroe und ich war so begeistert von dem Buch, dass ich mir den Vorgänger („Die Totenflüsterin“) direkt auch besorgt habe. Aber auch ohne Vorkenntnisse hat man keine Schwierigkeiten, der Geschichte zu folgen.
Gemma Monroe beginnt ihren Dienst nach 12 Wochen Babypause im eisigen Januar und direkt an ihrem ersten Tag erwartet sie ein Mord. Und nicht nur das. Der Tote ist der inkognito als Gastdozent an der dortigen Privatschule (der „Valley Academy“) lehrender Bestseller-Autor Delaware Fuente. Und damit fangen die Verwicklungen erst an. Was hatte Fuente mit der Schulsekretärin zu tun, was verbergen die drei angestellten Englischlehrer und, wenn Fuente in Cedar Valley seine Memoiren schreiben wollte – wo sind sie? Und wer um alles in der Welt ist „der Grimm“, der die Schüler untereinander so geschickt auszuspielen versteht, dass alle panische Angst vor ihm haben?
Die Autorin Emily Littlejohn strickt ihren Plot psychologisch sehr geschickt und immer wenn der Leser das Gefühl hat, dem Mörder auf die Schliche gekommen zu sein, nimmt die Geschichte eine Wendung in eine völlig unerwartete Richtung. Ich mochte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so sehr hat es mich gefesselt und so dringend wollte ich wissen, ob ich mit meiner Vermutung richtig lag, wer Delaware Fuente getötet hat.
Ich fand das Buch von der ersten Seite an stimmig und sehr spannend. Die Autorin schreibt flüssig, schnörkellos und sehr realitätsnah. Weder sind die Lehrer perfekt noch sind die Polizisten ohne Fehl und Tadel. Alle Protagonisten haben eine durchaus menschliche Seite und fast jeder hat seine Geheimnisse. So erfährt man vieles über Gemmas erste Schwierigkeiten mit ihrer neugeborenen Tochter Grace („Nach der Geburt, als man sie mir in den Arm legte, hätte ich sie den Ärzten am liebsten direkt wieder zurückgegeben“), die fortschreitende Demenz ihrer Großmutter Julia (und die Liebe mit der ihr Mann damit umzugehen versucht), Gemmas eigene Beziehung zu Brody.
Ein gut geschriebener, extrem spannender Krimi mit vielen Wendungen, psychologischen Abgründen und Geheimnissen. Das einzige, was ich nicht verstehe, ist der Titel. Denn Gemma Monroe sucht in diesem Krimi nicht wirklich nach Toten sondern viel eher nach einem Mörder. Der englische Titel „A season to lie“ ist in Anbetracht der vielen Lügen und der Tatsache, dass der Krimi im eiskalten und verschneiten Januar spielt wesentlich passender.

Bewertung vom 09.12.2018
Ehrenberger, Thomas

Weil ihr böse seid


sehr gut

Sarah Spielmann leidet immer noch unter den Alpträumen, die ihr vorheriger Fall ihr beschert, da wartet schon der nächste auf die Profilerin. Justin Bartner, ein junges Eishockey-Talent liegt totgeschlagen auf der Wiener Donauinsel. Neben ihm eine Tarotkarte: der Teufel.
Damit ist der Leser mitten im Geschehen. Er gerät wie Sarah Spielmann und ihr Kollege Fred samt der neuen Staatsanwältin Anandita Devi in den Strudel aus Gewalt, Rache, und dazu die Macht der Medien, denn die Reporterin Selina Bruckner berichtet nicht nur über diesen und die folgenden Morde, sie ist auch als erste vor Ort und scheint einen besonderen Draht zu dem Täter zu haben, der sich Luzifer nennt. Denn so ist den Ermittlern nicht nur Luzifer einen Schritt voraus, sondern auch die Reporterin. Und eben dieses Wettrennen gegen Luzifer und die Zeit machte für mich einen Großteil des Reizes dieses Buchs aus. Es ist spannend und extrem rasant geschrieben, die Morde sind gut konstruiert und (zum Teil vielleicht zu) anschaulich beschrieben.
Zwar hatte ich auch sehr schnell den Verdacht, wer sich hinter Luzifer verbergen könnte, aber die Spannung bleibt bis kurz vor Schluss aufrechterhalten, der Schluss ein wenig offen – ich vermute, da kommt noch mehr und das ist gut so.

Bewertung vom 09.12.2018
Höfle, Maria

Dein ist die Schuld


ausgezeichnet

Eine tote Schülerin stört den Frieden am katholischen Elitegymnasium Sebastianum. Elena Goldschmied war 17 Jahre alt und schwanger. Ein Selbstmord aus Verzweiflung. Damit beginnt der Kufstein-Krimi um Inspektorin Dorothea Keusch und den Innsbrucker Ermittler Konstantin Schmitt.
Ein Krimi voller Machtspielchen, nicht nur innerhalb der Schule, sondern auch innerhalb der Polizei-Hierarchie, in der Dorothea ihren Platz noch nicht ganz gefunden hat. Schließlich ist sie promovierte Archäologin und ihre Mutter kann ihrer Berufswahl nichts abgewinnen. Und so eckt sie in alle Richtungen an: bei ihrem erzkonservativen Chef, ihrer besten Freundin und beim Schulleiter, einem noch erzkonservativen Geistlichen. Seilschaften, Freund- und Feindschaften ziehen sich durch den gesamten Krimi. Ebenso wie der eine oder andere Verdacht, mit dem ich als Leser auch in die eine oder andere Richtung tendierte und zugegebenermaßen sehr schnell den richtigen Täter vermutete.
Trotzdem fand ich den Krimi sehr gut zu lesen, sprachlich flüssig und die Handlung sehr aktuell und realitätsnah.