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Lilli33
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Insgesamt 575 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2016
Andrews, Mary Kay

Mit Liebe gewürzt


gut

Plätschert relativ lustlos vor sich hin

Inhalt:
Gina Foxtons Kochsendung im Regionalfernsehen droht das Aus. Da bekommt sie die Chance, sich in einem Duell um einen Sendeplatz bei einem nationalen Fernsehsender zu beweisen. Ihr Gegner ist der Naturbursche Tate Moody. Die beiden müssen nicht nur richtig gut kochen, sondern sich auch gegen ihre Produzenten und andere Herausforderungen durchsetzen.

Meine Meinung:
Leider konnte mich Mary Kay Andrews mit ihrem neuesten Roman von Anfang an nicht wirklich begeistern. Zwar ist der Schreibstil, wie von ihr gewohnt, sehr flüssig und leicht zu lesen. Man muss nicht groß mitdenken und kommt leicht in die Geschichte hinein. Viele Dialoge, die zum Teil auch ein wenig humorvoll sind, lassen den Roman sehr lebendig wirken. Und doch passiert lange Zeit nicht viel. Die Geschichte plätschert ohne Überraschungen und ohne Höhepunkte vor sich hin. Nach der ersten Hälfte kommt für ca. 50 Seiten Spannung auf, um dann wieder zu verpuffen. Hier wurde eine ganze Menge Potenzial verschenkt.

Die Protagonisten Gina und Tate waren mir beide nicht besonders sympathisch. Sie ziemlich zickig, er schnippisch, beide in ihrem Verhalten nicht immer konsequent. So wird Tate mal als Frauenheld dargestellt, dann wieder ist er zu schüchtern. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es lange dauert, bis die beiden sich verlieben. Und leider kommt dieses Verlieben fast ohne romantische Gefühle aus. Hier findet man keine Schmetterlinge im Bauch, kein Herzklopfen, das einen als Leserin schwindlig macht. Ich weiß, dass Mary Kay Andrews das auch wesentlich besser kann!

Es gibt einige Szenen, durch die ich mich ziemlich veräppelt fühlte und die mir das Lesen vergällt haben. Einmal will Gina zum Beispiel einen Kürbis mehrere Monate außerhalb der Saison auf dem heimischen Markt kaufen. Sollte eine Profiköchin nicht wissen, wann was zu bekommen ist? Vor allem, wenn sie den Anspruch hat, frisch und regional zu kochen. Wenn man nur durch solche Ungereimtheiten etwas Spannung aufbauen kann, ist das Grundgerüst der Handlung wohl nicht sehr genial.

Was mir allerdings gut gefallen hat, ist der Blick hinter die Kulissen der Fernsehshows. Hier werden Tricks gezeigt, mit denen dort gearbeitet wird. Man erkennt, dass sehr vieles, was der Zuschauer zu Hause in seinem Wohnzimmer präsentiert bekommt, nur Schein ist.

Ebenfalls finde ich gut, dass im Anhang vier Rezepte zu finden sind, die Gina und Tate im Lauf des Buches beschreiben. Allerdings hätte es mir noch besser gefallen, wenn es nicht nur vier, sondern alle erwähnten Rezepte wären. Einiges davon hörte sich schon recht interessant an, sodass ich es gerne nachkochen würde. Im Buch kamen die Beschreibungen dafür aber zu kurz.

Fazit:
„Mit Liebe gewürzt“ hält leider nicht, was der Titel verspricht. Weder ist viel von Liebe zu spüren noch hat der Roman genug Würze. Er plätschert relativ lustlos und vorhersehbar vor sich hin. Die knapp 500 Seiten Text lassen sich allerdings locker lesen. Wer’s ohne viel Anspruch mag, ist hier auf jeden Fall richtig.

Bewertung vom 07.12.2015
Stroud, Jonathan

Die Raunende Maske / Lockwood & Co. Bd.3


ausgezeichnet

Inhalt:
Immer mehr Geister machen London des Nachts unsicher. Die drei Geisterjäger der Agentur Lockwood & Co., Lucy Carlyle, George Cubbins und Anthony Lockwood, sind hoffnungslos überarbeitet. Sie brauchen dringend Unterstützung, und so stellt Lockwood die hübsche Holly ein, die den dreien zur Hand gehen soll. Während die Herren sich gerne von Hollys Backkünsten verwöhnen lassen, reagiert Lucy eifersüchtig. Da sind die bissigen Bemerkungen des wispernden Schädels auch nicht gerade hilfreich.

Meine Meinung:
Dies ist der 3. Teil einer Reihe. Man kann ihn eventuell auch ohne Vorkenntnisse lesen. Zumindest das Wichtigste aus den ersten beiden Bänden wird kurz wiederholt. Doch hat man sicher mehr Spaß daran, wenn man die Vorgänger gelesen hat und die Geschichte von Anfang an verfolgen kann.

Wieder einmal konnte mich Jonathan Stroud regelrecht begeistern – im doppeldeutigen Sinne des Wortes. Denn natürlich begegnen dem Leser auch in diesem Buch jede Menge Geister, bei deren Beschreibung der Autor viel Fantasie beweist. Ich bin immer wieder erstaunt und fasziniert, welche Vielfalt von Geistern sich in diesen Büchern tummelt. Und dieses Mal bekommen wir bzw. Lockwood & Co. es sogar mit einem Massenausbruch an geisterhaften Phänomenen zu tun. Unsere Helden finden sich mehr als ein Mal in einer äußerst brenzligen und potentiell tödlichen Situation wieder – nicht zuletzt dank Lucys Extratouren. Ihre besondere Gabe entwickelt sich immer weiter, und sie möchte sie natürlich gerne anwenden. Allerdings kollidiert das in der Regel mit Lockwoods Anweisungen. Nur durch den absoluten Zusammenhalt der Freunde gelingt es ihnen immer wieder, mehr oder weniger heil aus dem Schlamassel zu kommen.

Die Kabbeleien im Team und die Konkurrenz mit den anderen Agenturen, allen voran die Truppe von Quill Kipps, geben der Handlung eine ordentliche Portion humorvolle Würze. Auch die Eifersüchteleien zwischen Lucy und Holly fand ich nett zu lesen. So war dieses Buch alles in allem wieder ein rundum gelungenes Lesevergnügen, das ich gerne an junge und jung gebliebene Leser empfehle.

Die Reihe:
1. Die seufzende Wendeltreppe
2. Der wispernde Schädel
3. Die raunende Maske

***Gratisexemplar***

Bewertung vom 01.12.2015
Hoover, Colleen

Love and Confess


ausgezeichnet

Eine schmerzliche Liebe

Inhalt:
Vor fünf Jahren hat Auburn ihre große Liebe Adam verloren. Sie war damals erst fünfzehn. Nun ist sie von Portland nach Dallas gezogen und muss ihr Leben neu anfangen. Als sie dem Künstler Owen begegnet, fühlen sich beide wie magisch zueinander hingezogen. Doch jeder von ihnen trägt Geheimnisse mit sich herum, die ihrer Liebe im Wege stehen.

Meine Meinung:
Wer die vorherigen Romane von Colleen Hoover kennt und liebt, Will und Layken oder Hope, wird auch „Love and Confess“ lieben. Die Autorin versteht es wie keine zweite, die überschäumenden Gefühle von Jugendlichen in Worte zu fassen und sich dazu ein Szenario auszudenken, das reichlich dramatisch ist und nicht ohne Tränen auskommt.

Sie schreibt so wunderbar authentisch und gefühlvoll. Beim Lesen erwachen direkt Schmetterlinge im Bauch. Von Szenen, bei denen sich die Protagonisten einfach nur tief in die Augen schauen und von ihren eigenen Gefühlen übermannt werden, kann ich gar nicht genug bekommen. Taschentücher sollte man auf jeden Fall in Reichweite haben.

Die Protagonisten Auburn und Owen erzählen abwechselnd in der Ich-Form. Dabei bekommen wir manche Szenen aus beiden Perspektiven zu lesen, während an anderen Stellen die Handlung auch beim Perspektivwechsel voranschreitet. Ich kann gar nicht sagen, wer von den beiden mir sympathischer war. Sie sind beide ganz wundervolle Menschen, die eine unheimliche Stärke in sich tragen und voll von Liebe füreinander, aber auch für andere Personen, sind. Es tat mir in der Seele weh, diese beiden jungen Menschen so leiden zu sehen.

Bemerkenswert ist auch die Aufmachung des Buches. Owen ist Maler, und einige seiner Gemälde sind als kleine Schwarz-weiß-Bilder im Innenteil des Buches eingestreut, einige davon sind aber auch auf den Innenseiten der Coverklappen in Farbe abgebildet. Auch wenn sie zum Teil verstörend wirken, lohnt es sich doch, sie genauer zu betrachten.

Fazit:
Wer Colleen Hoovers Romane über Layken und Will und Hope mag, wird sich auch mit „Love and Confess“ wohlfühlen. Es ist im gleichen Stil wie die anderen Bücher geschrieben und ist wunderbar berührend und fesselnd.

Bewertung vom 01.11.2015
Blazon, Nina

Der Winter der schwarzen Rosen


ausgezeichnet

Eine märchenhaft magische Geschichte voller Überraschungen

Inhalt:
Liljann und Tajann sind Zwillingsschwestern, doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Während Liljann ein Schicksal im gefährlichen Grauland vorherbestimmt ist, strebt Tajann nach Macht und einem Leben am Hof der Lady Jamala. Liljann muss sich gegen eine obsessive Liebe wehren, während Tajann mit dem Junglord glücklich ist. Doch schnell kann sich das Schicksal wenden …

Meine Meinung:
Obwohl „Der Winter der schwarzen Rosen“ in derselben phantastischen und magischen Welt angesiedelt ist wie „Faunblut“, „Ascheherz“ und „Der dunkle Kuss der Sterne“, ist es ein Einzeltitel. Es sind keinerlei Vorkenntnisse nötig. Wir begegnen hier neuen Charakteren und neuen Landstrichen. Der Roman spielt lange Zeit nach „Der dunkle Kuss der Sterne“. Die Handlung ist in sich abgeschlossen, jedoch trifft man immer wieder auf bekannte Figuren aus der Vergangenheit, auf bekannte Gegenden, bekannte Magie, wenn man die anderen Bücher gelesen hat. Für das Verständnis ist das nicht notwendig, es gibt aber ein schönes Gefühl von Nach-Hause-kommen.

Nina Blazon konnte mich auch mit ihrem neuesten Fantasyroman wieder vollkommen überzeugen. Es ist jedes Mal ein tolles Lesevergnügen. Die Autorin beherrscht es, mit der Sprache wundervolle Bilder zu malen, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen, sondern sich zu einem farbenprächtigen Film verbinden. Dabei ist die Geschichte alles andere als farbenfroh, sie ist größtenteils recht düster. Zu gewaltsam ist die Herrschaft von Lady Jamala, zu gierig die Liebe von Volok. Und zu aussichtslos der Kampf gegen bzw. die Flucht vor den beiden. So lechzt man als Leser nach den wenigen glücklichen Momenten, die die beiden Protagonistinnen erleben dürfen.

Liljann und Tajann wechseln sich beim Erzählen ab. Anfangs hat mich das verwirrt, weil ich kaum einen Unterschied bemerkte, bis ich mir die Sache dann genau angesehen habe. Die Schriftart ist geringfügig anders und auch die Erzählzeit. Liljann erzählt größtenteils in der Vergangenheit, Tajann in der Gegenwart. Dadurch, dass beide in der Ich-Form erzählen, lernt man als Leser auch beide sehr gut kennen und fühlt mit beiden mit. Scheint anfangs die eine Schwester sympathischer, lernt man doch auch bald die andere zu verstehen. Sehr schön ist es, mitzuerleben, wie die beiden sich entwickeln. Am Ende ist keine mehr so, wie sie am Anfang war.

Nina Blazon gelingt es wieder einmal, die Leser an der Nase herumzuführen und nach Strich und Faden zu täuschen. Ständig muss man seine Meinung, wer nun gut und wer böse ist, revidieren. Nichts ist so, wie es scheint. Es gibt immer mehr als eine Wahrheit. Auch an Spannung wurde hier nicht gespart. Manche Szenen sind so nervenaufreibend, dass ich fast vergaß zu atmen. Dafür wäre ich bei anderen fast dahingeschmolzen, so schön und rührend sind sie. Mystische Geschichten innerhalb des Buches runden die Handlung perfekt ab.

Fazit:
Anspruchsvolle Jugendfantasy, auch für Erwachsene bestens geeignet :-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2015
Jaud, Tommy

Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich


sehr gut

Ein nicht (ganz) ernst zu nehmender Ratgeber für alle Lebenslagen

Wer kennt ihn nicht, den Tommy Jaud? Bekannt geworden ist er durch seine humorvollen Büchern wie „Vollidiot“ oder „Hummeldumm“, die so gar nicht mein Fall sind, da mir vieles zu ordinär und unter der Gürtellinie ist. Umso überraschter war ich von „Einen Scheiß muss ich“. Klar ist auch hier schon der Titel nicht gerade hohe Literatur, aber er drückt genau aus, worum es in dem Buch geht. Tommy Jaud will uns nämlich klarmachen, dass wir gar nichts müssen, dass uns die anderen doch mal kreuzweise können sollten. Und dass man mit dieser Lebenseinstellung weniger Stress und mehr Spaß hat.

In dem Ratgeber, den er sein Alter Ego Sean Brummel schreiben lässt, befasst er sich dann mit verschiedenen Themen wie Ernährung, Gesundheit, Erfolg, Gesellschaft usw. und zeigt auf, was wir alles nicht müssen. Sport treiben? Muss ich nicht! Viel zu viel Stress, bis ich mein Equipment zusammengesucht habe. Die Küche noch am Abend aufräumen, obwohl ich müde bin? Muss ich nicht. Am nächsten Morgen ist meine Motivation doch viel größer, weil ich Hunger habe und einen freien Tisch fürs Frühstück brauche.

Die meisten von Jauds/Brummels Ratschlägen haben einen wahren Kern. Es lohnt sich auf jeden Fall, darüber nachzudenken und sich vielleicht etwas von dem selbst auferlegten Stress zu nehmen. Aber natürlich wird hier alles so lange gedreht und vor allem verdreht und überspitzt, bis es in das Konzept des Ratgebers passt. Er ist also nicht wirklich ganz ernst zu nehmen, ein bisschen aber doch. Es werden so viele Situationen und Menschen beschrieben, dass sich sicher jeder Leser an der ein oder anderen Stelle wiederfindet.

Das Buch ist auf jeden Fall recht humorvoll geschrieben. Ich habe viel gelacht, geschmunzelt und die besten Szenen zur allgemeinen Erheiterung meiner Familie vorgelesen. Leider nutzt sich der Effekt im Verlauf des Buches doch etwas ab. Vielleicht sollte man es nur häppchenweise über mehrere Tage oder Wochen lesen.

Bewertung vom 03.10.2015
Gilbert, Elizabeth

Big Magic


weniger gut

Sorry, Ms Gilbert, aber das war nix!

Auszug aus dem Klappentext:
Mit BIG MAGIC schenkt uns die Autorin eine begeisternde Liebeserklärung an die Macht der Inspiration, die aus jedem von uns einen kreativen Menschen machen kann.
Warum nicht endlich einen Song aufnehmen, ein Restaurant eröffnen, ein Buch schreiben?
Elizabeth Gilbert vertraut uns die Geschichte ihres Lebens an – und hilft uns, endlich an uns selbst zu glauben.

Meine Meinung:
Die Beschreibung des Buches hört sich für mich nach einem Ratgeber, gepaart mit autobiographischen Elementen, an. Ich hatte Tipps und Tricks erwartet, wie ich die gemäß der Autorin in jedem Menschen, also auch in mir, schlummernden kreativen Schätze heben kann. Die bekam ich leider nicht. Was ich aus dem Buch herausgezogen habe, ist Folgendes: Vertraue dir und deinen Fähigkeiten und mache das, was dir gefällt und was du für richtig hältst. Nur ist das für mich nichts Neues, das versuche ich schon immer. Auch sonst spart die Autorin leider nicht an Allgemeinplätzen („Wenn du nicht tun kannst, wonach du dich sehnst, tu einfach etwas anderes.“ S. 290) und vor allem auch nicht an Wiederholungen. Manche Dinge scheinen E. Gilbert so wichtig zu sein, dass sie sie alle paar Seiten wiederholt, zum Beispiel, welch ungeheuren Erfolg ihr Buch „Eat Pray Love“ hatte.

Der Untertitel „Nimm dein Leben in die Hand und es wird dir gelingen“ klingt ja ganz nett, aber leider gibt es auch hier von der Autorin keinerlei Hilfe, wie ich das anstellen soll. Mir scheint, die Voraussetzungen sind nicht für alle Menschen gleich, und viele haben einfach nicht die Möglichkeiten wie Elizabeth Gilbert und ihre Familie und Freunde. Dafür kann es die unterschiedlichsten Gründe geben, seien sie finanzieller oder anderer Art.

Ihre Thesen untermauert die Autorin mit Geschichtchen und Anekdoten von Freunden, Familie und bekannten Künstlern. Diese sind zum Teil ganz nett zu lesen, wirkten aber zuweilen auch etwas zusammengewürfelt auf mich.

Wird anfangs der Begriff der Kreativität noch sehr weit gefasst (siehe Klappentext: Eröffnung eines Restaurants), schwenkt der Fokus bald auf die schaffenden Künste ein, speziell die Schriftstellerei, und ganz speziell die Schriftstellerin Elizabeth Gilbert. Sie erklärt in diesem Buch selbst, dass sie nicht für ihre Leser schreibt, sondern für sich selbst. Dies merkt man leider auch sehr stark. Denn obwohl sie den Leser mit „du“ anspricht, geht sie überhaupt nicht auf seine Bedürfnisse ein, sondern erzählt nur aus ihrem eigenen Leben, ihren eigenen Erfahrungen. Manchmal hatte ich den Eindruck, sie hat dieses Buch geschrieben, um sich selbst Mut zu machen und bei der kreativen Stange zu halten.

Womit ich auch nichts anfangen konnte, waren ihre esoterischen Entgleisungen. Ich habe zwar schon viel Fantasie, aber Ideen sind für mich beim besten Willen keine kleinen Wesen mit einem eigenen Willen und Bewusstsein, die von Haus zu Haus hüpfen und sich einen Menschen aussuchen, der sie verwirklicht, wie Gilbert sie auf S. 45 beschreibt.

Ganz am Schluss erzählt Gilbert die beste ihrer Geschichten und bringt auf einer einzigen Seite das Wesentliche des Buches auf den Punkt. Abgesehen von den letzten 10 Seiten fand ich dieses Werk ziemlich enttäuschend. Für mich war es verlorene Lebens- und Lesezeit. Eine Leseempfehlung kann ich leider nicht aussprechen, ich wüsste nicht, für wen. Aber natürlich darf sich gerne jeder selbst eine eigene Meinung bilden :-)

Bewertung vom 23.09.2015
Weitz, Chris

Die Clans von New York / Young World Bd.1


gut

Klasse Anfang, kann aber das Niveau nicht halten

Meine Meinung:
Der Anfang des Buches ist wirklich toll. Der Autor wirft uns gleich mitten in die Handlung, eine Auseinandersetzung zwischen zwei Clans. Kurz darauf stirbt der Anführer des einen Clans, es muss ein Nachfolger her. So wird man perfekt in diese postapokalyptische Welt eingeführt und kann sich schnell ein Bild davon machen. Die Spannung ist anfangs sehr hoch, leider flacht der Spannungsbogen aber immer mehr ab. Der Adrenalinspiegel steigt später nur noch aufgrund in meinen Augen sinnloser blutiger Kämpfe, von denen es leider viel zu viele gibt. Auch manche Szenen und Beschreibungen waren mir einfach zu langatmig. Außerdem ging mir mit der Zeit die Bezeichnung „Das, Was Passiert Ist“ ziemlich auf die Nerven. Warum muss man das in Harry-Potter-Manier ausdrücken? Warum kann man nicht einfach „die Seuche“ oder „die Katastrophe“ sagen?

Gut gefallen hat mir die Zusammensetzung unserer kleinen „Reisegruppe“. Es sind ganz verschiedene Charaktere, somit dürfte für jeden Leser eine Identifikationsfigur dabei sein. Hier hat mich nur gestört, dass in einer einzigen Figur sämtliche Quoten erfüllt wurden: Peter ist ein christlicher, homosexueller Afroamerikaner. Das schien mir etwas zu dick aufgetragen.

Chris Weitz ist ein US-amerikanischer Drehbuchautor, Regisseur und Produzent (z.B. „About a Boy“, „Der goldene Kompass“, „New Moon“). Ich finde, das merkt man auch seinem Debütroman „Young World. Die Clans von New York“ stark an. Auf mich wirkte das Buch von Anfang wie ein Film bzw. so, als hätte der Autor immer im Hinterkopf, wie sich eine Szene publikumswirksam verfilmen lässt. Das ist ja per se nicht unbedingt schlecht, wirft es doch auch das Kopfkino an, was ich eigentlich sehr gerne mag. Hier ist es nur leider so, dass dabei viele Emotionen auf der Strecke bleiben. Die Liebesgeschichte zwischen Jefferson und Donna schien mir zum Beispiel wie aus dem Hut gezaubert. Es war nicht wirklich nachvollziehbar, worin die Anziehung zwischen den beiden besteht und wie sie sich entwickelt hat. Ziemlich enttäuschend fand ich auch die Lösung gegen Schluss des Buches. Hier fehlt mir jeder Erklärungsversuch, alles geht schnell und einfach.

Erzählt wird die Geschichte von zwei Ich-Erzählern im Wechsel. Dabei sind die jeweiligen Kapitel entweder mit „Jefferson“ oder „Donna“ überschrieben. Außerdem ist beiden Protagonisten ein anderes Schriftbild zugeordnet, sodass man sie gut unterscheiden kann. Anfangs ist auch der Sprachstil von beiden verschieden. Jefferson drückt sich wesentlich gewählter aus, während Donna schon fast mit Gossensprache daherkommt. Im Lauf des Buches wird dieser Unterschied allerdings verwischt. Nur eines bleibt: Wenn Donna Dialoge nacherzählt, liest sich das wie ein Drehbuch.

Brainbox: „Mit einem Cocktail dürfte die Sache …“
Ich: „Klappe, Brainbox. Du weißt, was ich meine.“
Jefferson: „Wenn wir gar nichts unternehmen, wird alles nur noch schlimmer.“
Ich: „Was soll das denn heißen? Wie kann es denn noch schlimmer werden?“ (S. 150)

Positiv anzumerken ist die ab und zu durchblitzende Gesellschaftskritik, die man teils direkt, teils zwischen den Zeilen lesen kann. Zwar habe ich das Buch ganz gern gelesen, und es hat auch wirklich sehr gute Ansätze, trotzdem konnte es mich im Ganzen nicht überzeugen. In den Folgebänden hat der Autor viele Möglichkeiten, das wiedergutzumachen.

Der 2. Band „Young World - Nach dem Ende“ erscheint voraussichtlich am 27. Mai 2016

Die Reihe:
1. Die Clans von New York
2. Nach dem Ende