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holdesschaf

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Insgesamt 593 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2022
Scrivan, Maria

nICHt genug Bd.1


ausgezeichnet

Eine tolle Botschaft als Comic
Nathalie erlebt, was viele Kinder und Jugendliche durchmachen. Nach einem Schulwechsel hat ihre Freundin Lily plötzlich kein Interesse mehr an ihr, sondern hängt nur noch mit der stylischen Alex herum. Nathalie, die ohnehin schon immer denkt, dass sie nicht gut genug ist und nichts besonders gut kann, fühlt sich dadurch bestätigt. Ihr Selbstwertgefühl ist am Boden. Verzweifelt versucht sie ihre Freundin zurückzugewinnen, indem sie versucht, so zu sein, wie sie denkt, dass Lily sie haben will. Dabei merkt sie gar nicht, dass es in ihrem Umfeld bereits andere Mitschüler gibt, die sie gar nicht doof finden, sondern so mögen, wie sie ist. Sie geben ihr auch den Mut zu zeigen, was sie wirklich kann.

Das Buch fiel mir schon allein wegen des pinken Covers sofort auf. Noch ansprechender fand ich allerdings den Titel und den Gesichtsausdruck von Nathalie. Nicht genug... das fühlt vermutlich jedes Kind mehr als einmal in seinem Leben, vor allem wenn es um das eigene soziale Umfeld geht. Wie oft versucht man, es anderen recht zu machen und sich zu verstellen, nur um dazuzugehören? Ich fühlte mich sofort in die Schulzeit zurückversetzt. Schon allein deshalb finde ich es toll, dass es zu diesem Thema nun ein Buch gibt, aber nicht irgendeines. Nein, es ist ein Buch, das komplett in Comicform geschrieben und gezeichnet ist. Genial, eine wichtige Botschaft für Heranwachsende, die nicht auf 300 dicht beschriebenen Seiten präsentiert wird, sondern ganz zielgruppengerecht in einen Comic gepackt ist. Das schreckt nicht ab, im Gegenteil, man steckt gleich die Nase hinein, um zu schmökern.

Die Illustrationen finde ich dabei sehr gelungen. Vor allem die Unterschiedlichen Gefühle der Protagonistin Nathalie sind einfach, aber sehr wirkungsvoll dargestellt. Man leidet mit ihr, aber man freut sich auch, wenn sie erkennt, dass es gar nicht so schlimm ist, man selbst zu sein. Zudem gibt es ein paar sehr lustige Szenen, die das ernste Thema sehr gut wieder auflockern. Die Episoden zwischen Hund und Katze sind einfach zum Kichern.

Auch wenn das Happy End vielleicht nicht immer sofort für jeden mit ähnlichen Problemen möglich ist, macht dieser Comic doch Mut und zeigt Betroffenen, dass sie nicht allein sind, sondern dass es vielen Kindern so geht. Auch drängt sie keiner, sich bewusst zu werden, es gibt keine Mitschüler, Lehrer, Eltern oder andere mit erhobenem Zeigefinger. Sich selbst treu zu bleiben ist eher eine Botschaft, die hier in individuellem Tempo zum Leser vordringen und sich entfalten kann. Sehr geschickt gemacht. Ein gelungenes und empfehlenswertes Comic-Buch

Bewertung vom 12.01.2022
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

Ein Muss für Thriller-Fans!
Eddie Flynn, ehemaliger Trickbetrüger und nun Strafverteidiger für die eher wenig Privilegierten, wird vom Anwalt eines Filmstars für dessen Verteidigung angeworben. Robert Solomon soll seine Frau und deren Liebhaber auf brutale Weise ermordet haben. Am Tatort fanden sich Beweise, die dies eindeutig zu belegen scheinen. Eddys Aufgabe ist es nun eigentlich, die ermittelnden Beamten der Polizei vor Gericht zu diskreditieren, doch schon bald fallen ihm Ungereimtheiten auf. Kann es wirklich sein, dass Solomons Verurteilung Teil des perfiden Plans eines Serienmörders ist?

Die Idee hinter diesem Thriller hat mich sofort angesprochen, weil sie einen erfrischend anderen Ansatz verfolgt, als die meisten Thriller. Zudem war der Ermittler mal kein Detective oder Gerichtsmediziner, sondern ein Strafverteidiger. Und was für einer. Von Anfang an überzeugt mich Eddie Flynn in der Rolle des ehemaligen Trickbetrügers, der dann jedoch seine Talente für die Verteidigung von Menschen nutzt, die er für unschuldig hält. Überhaupt gefällt mir sein "Wertesystem". Er will nichts darstellen, keine große Publicity. Im Gegenteil: Er möchte eigentlich nur einen ruhigen Job ergattern, damit er seine Frau und Tochter zurückgewinnen kann, die er in Gefahr gebracht hatte, so dass sie ihn verließen. Darauf folgte ein Absturz in den Alkoholmissbrauch etc. Auch diese persönliche Komponente passt perfekt und lässt den Menschen Eddie Flynn sehr authentisch und sympathisch wirken.

Am besten aber sind seine Methoden vor Gericht, sein Auge für Beweise und seine unkonventionelle Art, die Geschworenen für seine Theorien einzunehmen. Er besitzt Raffinesse und so bringt er den Fall Stück für Stück vorwärts. Immer wenn man meint, jetzt aber, passiert jedoch Unvorhersehbares. Kein Wunder, denn Flynns Gegner ist ein perfider Serienkiller, der unbedingt möchte, dass der Schauspieler Solomon verurteilt wird. Dafür gibt er wirklich alles. Teilweise habe ich mich wirklich vor diesem personifizierten Bösen gegruselt. Dieser Mann geht buchstäblich über Leichen und das nicht zu knapp, um sein Ziel zu erreichen.

Neben den beiden "Gegnern" gibt es eine Fülle an toll dargestellten Nebencharakteren, die dabei helfen, die Handlung ungebremst voranzutreiben. Teilweise bleibt einem da wirklich der Atem weg und die letzten 300 Seiten bin ich einfach nur noch durch diesen wendungsreichen Plot gerauscht. Und immer wenn ich dachte, jetzt haben wir das Ende erreicht, legte Steve Cavanagh noch einen drauf. Seine detailierte, emotionsgeladene, aber dabei sogartige Schreibweise hat dafür gesorgt, dass mir so manches Mal ein Schauer über den Rücken lief. Plötzlich sieht man in jedem Satz mögliche Bedrohungen für die Charaktere. Wenn man also nicht die ganze Nacht durch lesen möchte, sollte man rechtzeitig mit dem Buch beginnen. Ich konnte erst aufhören, als die letzte Seite umgeblättert war.

Ich hoffe ganz stark, dass auch die anderen beiden Bücher des Autors bald folgen. In mir haben Cavanagh und sein Strafverteidiger Eddie Flynn auf jeden Fall einen treuen Leser gefunden, der unbedingt weitere solch atemberaubend spannende Fälle lesen möchte.

Bewertung vom 12.01.2022
Grauer, Sandra

Drachenprinz / Flame & Arrow Bd.1


ausgezeichnet

Fesselnder Auftakt der Reihe
Seit Jahrhunderten gibt es Konflikte zwischen den Fae im Süden Irlands und den Draconis, die im Norden leben. Kailey ist eine Fae, die, seit ihre Eltern von Drachen getötet wurden, bei ihrem Onkel lebt und zum Kampf gegen die Draconis ausgebildet wurde. Nun droht wieder Krieg und die Elfenkriegerin wird damit beauftragt ans Trinity College in Dublin zu reisen, um dort den Thronfolger der Drachen auszuspionieren und sein Vertrauen zu gewinnen. Doch der Drachenprinz Aiden weiß bereits, dass die Fae ihm gefährlich werden könnte. Und je länger sie den anderen umkreisen, umso näher kommen sie sich.

Ich gestehe, dass ich hier mit sehr viel mehr Liebesgesäusel gerechnet habe, doch ich wurde was das betrifft wirklich positiv überrascht. Die Geschichte ist ein gute Mischung aus etwas Gefühl, einer Prise College-Feeling und ganz viel Konflikt zwischen Drachen und Fae. Man spürt förmlich die Intrige, kann sie aber nicht lokalisieren, was mich dann doch sehr gefesselt hat. Die Autorin baut ganz geschickt Elfen und Drachen in unsere moderne Welt ein, auch, wenn ich manchmal etwas irritiert war, ist es nie unlogisch. Zudem sind noch einige Hexenclans in die Sache involviert, was das Ganze noch etwas abwechslungsreicher macht.

Die Charaktere, vor allem die Protagonisten Kailey und Aiden, lernt man wirklich sehr gut kennen mit all ihren Stärken und Schwächen. Sie sind keine Überhelden, sondern recht normal und es ist interessant zu lesen, wie sie sich von hasserfüllten Wesen zu Protagonisten entwickeln, die nachdenken und an ihren Vorurteilen zweifeln. Das passiert sehr dezent, macht es dann umso glaubwürdiger und die Figuren sehr sympathisch. Auch die Nebencharaktere sind sehr vielschichtig.

Überhaupt gibt es ein paar überraschende Wendungen in der Erzählweise - von ruhig bis actionreich - und im Plot, der mich am Ende gierig nach Teil zwei zurückließ. Jugendbücher und Fantasy sind nicht gerade mein bevorzugtes Genre, aber hier steckt wirklich Potential für ein Highlight drin. Bis auf wenige Seiten, wo es mir nicht schnell genug vorwärts ging in der Handlung, rauschte ich begeistert durch die Geschichte. Daher bekommt sie 4,5 Sterne ich erwarte - gespannt auf Antworten - den Nachfolgeband Elfenkriegerin.

Bewertung vom 12.01.2022
Ohlsson, Sara

Fanny und die Liebe


sehr gut

Ganz nette Geschichte für geübte Leseanfänger
Fanny und ihre beste Freundin Ester spielen in jeder Pause zusammen. Bis Ester möchte, dass Fanny sie lieben soll. Fanny ist mit dieser Aussage etwas überfordert, so dass ihre Freundin sich gekränkt zurückzieht. Das macht Fanny total traurig und sie beginnt über Liebe und Freundschaft nachzudenken. Vor allem bei ihrer Oma, mit der sie gern Zeit verbringt, wenn ihre Mutter arbeiten muss, findet sie Trost und kann mit ihr über alles sprechen. Beim Aufräumen kommt ihr dann eine Idee, wie sie Ester gegenüber ihre Gefühle zeigen kann.

Beim Titel und der Beschreibung dachte ich zunächst es handle sich um ein weiteres Buch zum Trendthema Diversität und war eigentlich neugierig, wie die Autorin das in einem Erstlesebuch umsetzt. Nach dem Lesen muss ich sagen, dass es sich eigentlich um eine ganz normale Alltagsgeschichte handelt. Das ist auch gar nicht schlimm, nur hätte ich mir eine andere Inhaltszusammenfassung auf dem Cover gewünscht. Im Großen und Ganzen geht es im Buch darum, wie Fanny sich wieder mit ihrer Freundin vertragen kann. Es wird sehr einfühlsam beschrieben, wie wichtig es für Kinder ist, jemanden zu haben, dem sie vertrauen und mit dem sie sich über solche Probleme austauschen können, die ihnen auf der Seele liegen.

Bei Fanny ist das ihre etwas unordentliche Oma, aber auch ihre Mama spielt eine wichtige Rolle. Die Familiensituation wirkt sehr authentisch. Sprachlich ist die Geschichte wirklich sehr sehr einfach gehalten, fast schon kindlich. Mehr als einmal hatte ich das Gefühl, dass Fanny einfach drauflosredet, wie es Kinder eben manchmal so tun. Die Einteilung in Kapitel ist schön, um mal eine Lesepause einzulegen und weniger inhaltlich notwendig. Für ein Erstlesebuch ist es ziemlich viel Text, was meine Tochter etwas demotiviert hat. Die Illustrationen dazu findet sie jedoch sehr lustig. Für richtige Leseanfänger ist der Text schon sehr lang, daher würde ich das Buch eher für Kinder ab der 2. Klasse empfehlen oder besser, weil es sprachlich so einfach ist, zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren.

Fazit: Eine einfache, nette und sehr gefühlvolle Geschichte, bei der uns ein bisschen der Lesespaß und das Fesselnde zu kurz kommt. 3,5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

Bewertung vom 12.01.2022
Slaughter, Karin

Die falsche Zeugin


gut

Brutales, aber etwas langatmiges Katz-und-Maus-Spiel
Obwohl Leigh unter widrigen Umständen in einem miesen Viertel aufgewachsen ist, hat sie es zu einem Job als Anwältin in einer renommierten Kanzlei gebracht. Sie lebt von ihrem Mann getrennt, doch liebt sie ihn und die gemeinsame Tochter Maddy sehr. Gerade besucht sie eine Schulaufführung, da wird sie von ihrem Chef zu einem Treffen mit einem Mandanten gerufen, der wegen einer brutalen Vergewaltigung angeklagt ist und nur von ihr vertreten werden möchte. Verwundert macht sie sich auf den Weg, nicht ahnend, dass der Mandant Dinge aus ihrer Vergangenheit weiß, die sie am liebsten vergessen würde. Nun muss sie alles tun, um nicht nur ihre Tochter, sondern auch ihre drogenabhängige Schwester Callie zu beschützen, die die damaligen Geschehnisse nie überwinden konnte. Doch der Gegner scheint immer einen Schritt voraus zu sein.

Ich bin ein großer Fan von Karin Slaughter, vor allem, weil ich ihre Romane - insbesondere die um Sara Linton - sehr spannend finde. Bei diesem Buch handelt es sich wieder um eine Einzelgeschichte. Sie beginnt auch wie oben beschrieben recht geheimnisvoll und auch das Cover lässt erahnen, dass hier etwas Aufregendes passiert. Doch gleich nach der Einleitung sank für mich die Spannung ab. Am Schreibstil und am Setting gibt es nichts auszusetzen, Slaughter ist einfach eine tolle Erzählerin und auch sehr gut darin menschliche und unmenschliche Charaktere und ihre Beweggründe zu Papier zu bringen. Sie erzählt sehr authentisch. Hier auch gut nachzuvollziehen, da sie die Pandemie nicht ausklammert.

Nach der Einleitung beginnt sie also die Vergangenheit vor uns auszubreiten und auch die Taten und Motive, so dass von der Spannung nur noch eine leichte, eher subtile Bedrohung übrig bleibt. Ich bin nicht so der Fan von Thrillern, bei denen Täter, Motiv und Opfer bereits sehr früh bekannt sind. Natürlich ist das, was Leigh und ihre Schwester Callie erlebt haben sehr schrecklich gewesen, die Beweggründe des Täter aber sind in meinen Augen etwas dürftig, obwohl die Autorin wirklich alles tut, um uns Einblick in die Psyche der Protagonisten zu gewähren und das in einem sehr sehr langen Mittelteil, der zwar noch ein paar kleine Geheimnisse aufdeckt, aber nicht besonders fesselnd ist. Zum Beispiel erzählt sie lang und breit davon, wie Callie ihre Drogen besorgt, konsumiert und welche Wirkung das auf ihren Körper hat. Manches, was sie ausführlich darstellt, braucht man, um Mitgefühl aufzubauen, anderes war mir einfach zu weitschweifig und es passierte 400 Seiten lang nicht besonders viel.

Zum Ende hin, konnte mich die Geschichte dann aber wieder packen, weil es ein paar überraschende Wendungen und einen ganz guten Showdown gibt, aber kein wirkliches Happy End. Trotzdem werden alle noch offenen Fragen geklärt und die Auflösung ist gut nachvollziehbar.

Fazit: Sehr gute Erzählweise nur für einen Thriller einfach zu langatmig und nicht spannend genug. Um die Geschichte nachzuvollziehen hätten auch 200 Seiten weniger gereicht. Leider diesmal nur 3 Sterne.

Bewertung vom 12.01.2022
Mohn, Kira

The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1


gut

Liebesgeschichte zum Trendthema Bodyshaming
Elin ist 24, hat sich gerade von ihrem Freund, der sie nur noch fertiggemacht hat, getrennt und ist wieder bei ihren Eltern eingezogen. Das alles lastet sehr auf ihrem schon seit Kindheit angeknacksten Selbstbewusstsein. Sie fühlt sich nur noch dick und all ihre Verhaltensweisen richtet sie danach aus, was andere über sie denken könnten. Deshalb verschweigt sie ihren Eltern auch den veganen Kochkurs, den sie bald jede Woche besucht, so wie viele andere "perfekte" Frauen. Und wie Jón, der einzige Mann in der Runde und zufällig ihr Kochpartner. Er scheint großes Interesse an Elin zu haben, doch kann sie sich selbst genug lieben, um eine neue Beziehung einzugehen?

Das Thema Bodyshaming liegt gerade im Trend sehr weit vorn und das vermeintliche Verständnis der "Schönen" gegenüber Dicken, Aknegeplagten, Sommersprossigen, Beeinträchtigten und andern Menschen mit "Schönheitsfehlern" scheint groß zu sein. Gehört man selbst in diese Gruppe, merkt man davon nicht wirklich etwas. Deshalb war ich sehr neugierig auf Kira Mohns Roman über eine zu dicke junge Frau, die mit ihrem Körper einfach nicht klarkommt. Ich gebe zu, es ist ein schwieriges Thema und zunächst gelingt es der Autorin das Seelenleben der Protagonistin sehr gut vor den Lesern auszubreiten. Der dauernde Zweifel, der Versuch zu kaschieren, die mitleidigen Blicke, die sie zu spüren glaubt, das Ausrichten aller Handlungen danach, wie andere darauf reagieren könnten. Bloß nicht zu viel essen, dann denkt jeder: Kein Wunder, dass die so dick ist usw. Für Menschen, die mit sich im Reinen sind, ist das manchmal nur schwer nachvollziehbar und drückt vermutlich auf die Stimmung.

Ich bin davon ausgegangen, dass Elin sich etwas mehr mit Jóns Augen sieht, sobald klar wird, dass er sie anziehend findet. Doch stattdessen werden ihre Zweifel immer größer und teilweise wirkt ihre Denkweise dann konstruiert und wiederholt sich so oft, dass sie ein bisschen nervt. Was mich auch sehr störte ist, dass Jón natürlich der Traumtyp schlechthin ist, beinahe makellos. Warum muss das so sein? Das weckt vor allem in jungen Lesern doch auch eine gewisse, vermutlich hohe Erwartungshaltung. Ein Normalo hätte mir da besser gefallen und wäre auch realistischer gewesen.

Diverse Probleme bei Elins Arbeitsstelle, mit ihrem Ex-Freund und den Eltern waren auch nicht unbedingt notwendig und waren dann ein bisschen zu viel des Schlechten. Am meisten jedoch störte mich, dass Jón nicht der Anstoß zum Umdenken bei Elin ist, sondern, dass ihr ganzes Selbstbewusstsein am Ende davon herzurühren scheint, dass er sich für sie interessiert. Ein anderer Mensch kann nicht für unser Glück verantwortlich sein, das ist für mich so keinen gelungene Botschaft. Zudem geht mir am Schluss auch einiges zu schnell, ist zu perfekt und idealisiert.

Fazit: Eine schöne Liebesgeschichte vor der Kulisse Islands, eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Problemen der Protagonistin kann man aber nicht erwarten. Ich hab sie wirklich gern gelesen, doch am Ende hat sie mich nicht zufriedengestellt. Daher leider nur 3 Sterne. Hätte man mehr draus machen können.

Bewertung vom 31.12.2021
Ocker, Kim Nina

The Lie in Your Kiss / Die Hüter der fünf Jahreszeiten Bd.1


sehr gut

Gelungener Romantasy-Auftakt
Bloom, die als schwarzes Schaf ziemlich unbeachtet im Haus des Winters aufwächst, lebt ein recht normales Leben in einer Familie mit magischen Kräften. Ihre Familie und drei weitere sind dafür zuständig, die Jahreszeiten zu steuern und deren Wechsel zu initiieren. Als der Hüter des Winterhauses überraschend tot aufgefunden wird, muss Bloom, die plötzlich ebenfalls Kräfte entwickelt, für ihn einspringen und gerät so in einen jahrhundertealten Kampf, den sie gar nicht kämpfen möchte. Schon gar nicht gegen den Rebellen Kevo, der sich in ihr Herz geschlichen hat.

Normalerweise lese ich nicht so viele Jugend- und Fantasybücher, aber hier hat mich die Idee mit der fünften Jahreszeit sehr neugierig gemacht. Das Cover ist natürlich auch ein Hingucker. So bin ich eingetaucht in die Welt der vier Häuser Winter, Frühling, Sommer, und Herbst und war überrascht, wie logisch sich in diesen Plot die Rolle einer fünften Jahreszeit einfügt.

Die Autorin verknüpft diese geschickt mit aktuellen Problemen der Klimaveränderung auf der Erde. Die Protagonistin Bloom, die ein normales Mädchen ist, stolpert in den Konflikt zwischen den Jahreszeiten unfreiwillig hinein und es ist toll zu sehen, wie sie sich in der Geschichte vom Nobody zur Heldin mausert und das nicht, ohne Schuldgefühle, Zweifel und Angst. Man kann die meisten ihrer Gefühle sehr gut nachempfinden. Auch die anderen Charaktere werden sehr gut herausgearbeitet. Der Plot hat zwar durch einige Wiederholungen auch manche Länge, dennoch kann er mit zahlreichen Überraschungen aufwarten. Dazu gibt es noch genug Schmetterlinge und Kribbeln im Bauch.

Der angenehme Schreibstil und auch die Aufteilung der Kapitel sorgt für einen guten Lesefluss. Nur einige wenige Male hatte ich das Gefühl, dass einige Erklärungen zu oft wiederholt wurden. Diverse actionreiche Szenen waren eine gute Entschädigung dafür und vor allem der Cliffhanger am Ende sorgt dafür, dass ich garantiert den zweiten Band lesen muss. Für mich ein außergewöhnlich interessanter und recht gut gelungener Auftakt um die Hüter der Jahreszeiten. 4 Sterne

Bewertung vom 16.12.2021
Hierteis, Eva

Eine Freundschaft aus Wind und Magie / Insel der Sturmpferde Bd.1


gut

Haben mehr Abenteuer erwartet
Nilla lebt bei ihrem Ziehvater Jun auf der Vulkan-Insel Maolis fernab vom Rest der Welt. Wie jeder Mensch auf Maolis hat auch sie ein Seelenpferd, das fest mit ihr verbunden ist: Windtänzer. Gemeinsam mit ihm trainiert Nilla für das große Wettrennen, das zum alljährlichen Windfest ausgetragen wird. Doch dann bringt Jun eines Nachts ein fremdes Mädchen samt verletztem Pferd mit in die Hütte, für das Nilla den Babysitter spielen muss. Sie ist sich sicher, dass die beiden, Luna und Mondlicht, ein Geheimnis umgibt.

Schon allein das Cover ist ein echter Hingucker und schien ein großes und actionreiches Pferdeabenteuer zu versprechen. Auch die Inhaltsbeschreibung hat meiner Tochter, die Pferde gern mag, und mir gut gefallen. Leider startete das Buch dann mit sehr vielen Beschreibungen von Personen, Pferden und der Landschaft auf der Insel, so dass meine Tochter etwas das Interesse verlor. Auch ich muss sagen, dass es wirklich lange sehr ruhig zugeht. Meist geht es darum, wie Nilla mit ihrem Pferd kommuniziert und ausreitet oder sich um die beiden Neuankömmlinge kümmert, wobei wieder deren Mensch-Pferd-Beziehung sehr genau beschrieben wird. Es wiederholen sich sehr viele Ausdrücke und Gesten zwischen den beiden. Nilla ist dann auch nicht sehr sympathisch, weil sie zunächst eine Abneigung gegen Luna und Mondlicht hat, als sie auf die beiden aufpassen soll und das Haus nicht verlassen darf. Sehr langatmig fand ich bei Ausritten dann auch die ausführlichen Landschafts- und Wegbeschreibungen, die kaum dazu beitragen, dass man sich die Insel besser vorstellen kann.

Zwischendurch kommen dann mal einige Szenen mit etwas Spannung (meist wenn Nilla sich nicht an Regeln hält) und man glaubt schon, jetzt startet endlich das magische Abenteuer, doch bis zum Höhepunkt, der ebenfalls sehr kurz geraten ist, muss man doch etwas zu lange warten. Die Klärung einiger, aber nicht aller Geheimnisse entschädigt zwar etwas, doch insgesamt ist da ziemlich viel Luft nach oben. Für Mädchen, die gern vertraute Szenen zwischen Reiter und Pferd mögen, mag es eine feine Geschichte sein, wer ein magisches und actionreiches Abenteuer erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Die Figuren wirken blass, die Story hölzern. Ich bin mir nicht sicher, ob wir es mit Band 2 noch einmal versuchen, obwohl dessen Beschreibung auch wieder interessant klingt.

Bewertung vom 16.12.2021
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10


ausgezeichnet

Ausgezeichnete Krimispannung
Pia Sander wird von ihrem Ex-Mann kontaktiert. Seine Agentin Maria Hauschild braucht Hilfe, da sie sich Sorgen um ihre Freundin Heike Wersch macht, vor deren Haus sie steht. Als Pia mit ihr das Haus betritt, finden sie Blutspuren und im Obergeschoss ist ein alter Mann mit Handschellen an das Treppengeländer gefesselt. Alarmiert schaltet sie ihren Chef Oliver von Bodenstein ein. Die Ermittlungen laufen alle an einem Punkt zusammen: dem angesehenen Literatur-Verlag Winterscheid. Dann wird die Leiche der Vermissten aufgefunden und ein weiterer Mitarbeiter des Verlages verunglückt bei einem Fahrradunfall. An einen Zufall glaubt niemand. Könnten die Fälle etwas mit den Querelen zu tun haben, die Heike Wersch durch einen Plagiatsvorwurf losgetreten hat? Oder liegt das Motiv in den Schatten der Vergangenheit?

Der 10. Fall von Oliver von Bodenstein und Pia Sander hat mich neugierig gemacht. Mir war die Reihe zwar bekannt, doch hatte ich den letzten Band vor Jahren gelesen. Trotzdem hatte ich keinerlei Mühe, mit den Protagonisten warm zu werden - im Gegenteil. Nele Neuhaus beschreibt ihre Charaktere unvergleichlich natürlich und lebendig, so dass man sofort Verbindung aufnehmen kann. Hin und wieder fließen zwar ein paar Details aus früheren Fällen ein, es wird aber nie näher darauf eingegangen, so dass man den Krimi auch sehr gut unabhängig von den Vorgängerbänden lesen kann. Sander und von Bodenstein, sowie das familäre Team des K11 waren mir sofort sympathisch. Am Anfang des Buches findet man sogar noch eine Personenliste, diese habe ich aber tatsächlich gar nicht gebraucht.

Schon mit dem Prolog wird klar, dass die Zusammenhänge in diesem Fall weit in die Vergangenheit reichen müssen und dass es einige Geheimnisse aufzudecken gilt, bevor der Fall abschließend gelöst werden kann. Und wenn ich etwas bei Krimis mag, dann sind es die Schatten der Vergangenheit, die auf die Gegenwart fallen. Der Plot hat mich auch wirklich sofort gefesselt und die über 500 Seiten flogen nur so dahin. Neuhaus schreibt so lebendig und subtil spannend, dass man mitten im Geschehen ist. Auch die Beschreibungen und die Gespräche waren nie langatmig, wie ich es schon oft in Krimis empfunden habe, sondern auf das Nötige reduziert. Witzig waren auch die wenigen hessischen Mundart-Aussagen. Da hätte ich mir fast ein paar mehr gewünscht, um das Lokalkolorit noch etwas besser herauszuarbeiten. Die Zusammenhänge des Falles waren plausibel und es war ein Vergnügen zu kombinieren, bis nahezu am Ende durch gute Ermittlungsarbeit Licht ins Dunkel kommt. Wirklich ein klassischer Krimi!

Besonders gut und interessant fand ich im Übrigen auch die Entwicklungen in den Privatleben der Protagonisten, die immer wieder kurz einfließen. Man kommt sich vor, wie ein Teil der Ermittlerfamilie. Insgesamt hat mich der 10. Fall ausgezeichnet unterhalten, so dass ich mir wohl auch noch die älteren Fälle vornehmen werde, um die Wartezeit bis zum nächsten zu überbrücken. 5 Sterne