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smartie11
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Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2019
Hainer, Lukas

Das weiße Herz / Das dunkle Herz Bd.2


sehr gut

Eine beeindruckende Fortsetzung mit Tiefgang - teils surreal und anspruchsvoll zu lesen

„Ich weiß nicht viel über das dunkle Herz, und selbst von dem, was ich geglaubt habe zu wissen, scheint manches nicht wahr zu sein. Eines aber weiß ich: Wohin es auch vordringt, schlägt es Wurzeln, und auch die kleinste Wurzel kann ausreichen, damit die Saat des Bösen aufgeht, sei es heute oder erst in vielen Jahren.“ (S. 186)

Meine Meinung:
„Das weiße Herz“ ist der Folgeband von „Das dunkle Herz“ und meiner Meinung nach sollte man den ersten Band für das grundlegende Verständnis der Geschichte zwingend zuvor gelesen haben.

Die Handlung schließt relativ nahtlos an die Ereignisse des ersten Bandes an und dankenswerter Weise hat Lukas Hainer eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse vorangestellt. So hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Anders als im ersten Teil spielt „Das weiße Herz“ die meiste Zeit in unserer Welt, so dass das gesamte Buch für meinen Geschmack doch eine andere Grundstimmung hat als sein Vorgänger. Dieser bestach noch durch seine durchgehend surreale Welt mit den unerklärlichen, mystischen Vorgängen und einem ganz eigenen Mikrokosmos mir einer bunt zusammengewürfelten kleinen Gruppe Menschen. Im „Weißen Herz“ nutzt Lukas Hainer nun schnelle Ortswechsel und aktuelle gesellschaftliche Themen, um seiner Geschichte Spannung, Tempo und Gewicht zu verleihen. Selbstverständlich blitzen zwischendurch immer wieder mysteriöse Handlungsfragmente aus Band eins auf, was oft für eine extrem surreale Atmosphäre sorgt, und es gibt ein „Wiederlesen“ mit vielen bekannten Charakteren. So bin ich der Story gespannt gefolgt und konnte tief in dieses Buch versinken. Stellenweise verlangt die Geschichte aber ein sehr aufmerksames, konzentriertes Lesen, um den Ausführungen und Erklärungen auch wirklich folgen zu können. So ist „Das weiße Herz“ eine fesselnde, aber eben auch keine einfache Lektüre.

Am Ende schafft es Lukas Hainer, seinen zweiteiligen Zyklus insgesamt zu einem überzeugenden Schluss zu bringen, der viele (aber eben auch nicht alle) beim Lesen entstandenen Fragen beantwortet. Es ist ein Finale, dass ich mir etwas anders gewünscht hätte und das mich ein bisschen melancholisch zurückgelassen hat, aber in sich doch stimmig ist. In Anbetracht der vielen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen, die mal mehr, mal weniger deutlich mitschwingen, wäre ein „Rundum-Happy-End“ wohl auch gar nicht passend gewesen. Denn neben einer packenden und bewegenden Story geht es hier auch um Aspekte wie etwa Radikalismus, Umweltverschmutzung, Vereinsamung, „Containern“ oder auch eine erstaunlich offene Systemkritik an der Türkei („Mit christlichen Werten schmückte man sich gerne, bis die Flüchtlinge im eigenen Land ankamen, und der Tierschutz war so lange gut, bis er zu höheren Preisen im Supermarkt führte.“ - S. 202). Top aktuell – wie man leider feststellen muss. Dazu wirft Lukas Hainer die philosophische Frage nach der Grenze zwischen Gut und Böse auf, die (nicht nur) in diesem Buch stellenweise nicht trennscharf zu ziehen ist.

Ein Zitat aus dem Buch beschreibt sowohl diese fiktive als auch unsere reale Welt erschreckend einfach: „Die Welt kann noch heilen, und es muss schnell gehen, denn bald ist es vorbei.“ (S. 320)

FAZIT:
Keine leichte Lesekost, aber durchaus überzeugend und packend erzählt – und mit erschreckenden Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft.

Bewertung vom 27.03.2019
Dabos, Christelle

Die Verlobten des Winters / Die Spiegelreisende Bd.1


sehr gut

Denver-Clan auf Extasy - eine wahrlich fantastische Welt mit extremen Charakteren

„Wenn ihr mir folgt, werdet ihr den ersten Winter nicht überstehen.“ (S. 109)

Meine Meinung:
Über dieses Buch hatte ich schon einige sehr euphorische Meinungen gelesen, Vergleiche mit „Harry Potter“ gab es da, oder auch Stimmen wie „Auf Anhieb ein Klassiker.“ Da stand es für mich schnell fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss!

Mein persönliches „Leseerlebnis“ hat über die gesamte Länge von rd. 530 Seiten aber stark variiert. Am Anfang war ich sehr schnell angefixt von der faszinierenden und phantastischen Grundidee dieses Buches. Ein zerstörter Erdball – und die Menschen leben nun auf 21 großen und 186 kleinen Fragmenten (genannt „Archen“), die wie in einem kleinen, eigenen Universum als Trabanten um den heißen Rest der Erde kreisen. Diese Archen weisen ganz unterschiedliche Lebensbedingungen auf und so haben sich auf ihnen Familienclans mit ganz besonderen Fähigkeiten entwickelt. Ein echt spannender Evolutionsgedanke!

Die Protagonistin Ophelia ist ein wahrlich besonderer Charakter. Unscheinbar, tollpatschig aber absolut liebenswert und mit zwei phänomenalen Fähigkeiten gesegnet: Sie kann Dinge „lesen“ (über Berührung von Gegenständen etwas über die Vorbesitzer erfahren) und durch Spiegel reisen. Wenn das mal nicht praktisch ist! Doch schnell wird Ophelia aus ihrer Komfortzone auf der Arche Anima herauskatapultiert, denn sie soll den ihr noch unbekannten Thorn von der Arche Pol heiraten. Dieser entpuppt sich aber schnell als anscheinend dauer-miesepetriges Ekelpaket, das von den Hochzeitsplänen genauso wenig begeistert ist wie Ophelia. Es folgt eine schon fast überstürzte Abreise zur Arche Pol, auf der nicht nur die klimatischen Bedingungen extrem lebensfeindlich sind und wo nicht wirklich so ist, wie es zu sein scheint…

Bis kurz nach der Ankunft auf Pol haben mich die Geschichte und das wirklich außergewöhnliche „Universum“ dieser Geschichte regelrecht gefesselt. Im Folgenden fehlte mir dann aber eine spannende Rahmengeschichte. Es ging über viele Seiten hinweg „nur“ um die Entdeckung der – zugegebener maßen – sehr faszinierenden Welt auf Pol und die Einführung weiterer, durchaus sehr schillernder Charaktere dort. Dennoch hat mir hier im Mittelteil eine stringente Storyline gefehlt. Hätte ich hier eine Bewertung abgeben müssen, wären es wohl mit Mühe und Not grade mal 3 Sterne geworden. Ab den ca. letzten 150 Seiten war ich dann aber doch noch voll und ganz in der Geschichte angekommen. Ab hier haben mich die Verschwörungen, Intrigen, Ränkespiele und das latent immer mitschwingende Misstrauen sowie die allgegenwärtige Gefahr regelrecht gefesselt, so dass mich das Buch am Ende doch durchaus zu überzeugen wusste.

Auch wenn die Storyline für meinen Geschmack deutlich ausbaufähig bleibt, hat dieses Buch zwei sehr große Stärken, die es aus der literarischen Masse herausstechen lassen. Zum einen ist das die unglaublich faszinierende Welt mit ihren verschiedenen Archen und zum anderen sind das die absolut schillernden Außnahmecharaktere. Allen voran natürlich Ophelia und ihr „Verlobter“ Thorn, dessen wahres ich selbst Ophelia ein Rätsel ist („Dabei hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wer er wirklich war: ein ungehobelter Bär? Ein wichtiger Staatsbeamter? Ein ruchloser Mörder? Ein Mann der Pflicht? Ein seit seiner Geburt entehrter Bastard? Das waren zu viele Facetten für einen einzelnen Mann, und sie wusste nicht, welche davon sie bald heiraten würde.“ - S. 162). Neben diesen beiden gibt es ein gutes Dutzend weiterer unglaublich starker, größtenteils sehr rätselhafter Charaktere, wie etwa der Botschafter Archibald (der Hobby-Deflorateur), der undurchschaubare Kavalier (auch wenn er so aussehen mag – keinesfalls die Unschuld in Person!) oder auch die Dame Berenilde, ein weiteres Fixum in dieser Geschichte, über deren Absichten man nur rätseln kann. Eine so heterogene Ansammlung außergewöhnlicher Charaktere findet man selten

Bewertung vom 27.03.2019
Kennedy, A. L.

Onkel Stan und Dan und das ungeheuerlich ungewöhnliche Abenteuer / Onkel Stan und Dan Bd.2


ausgezeichnet

Ein herzerwärmendes Plädoyer, ungewöhnlich zu sein – mit viel Humor und tollen Illustrationen

„Erinnert euch, wer ihr seid! Erinnert euch an eure Ungewöhnlichkeit!“ (S. 187)

Unsere Meinung:
Schon das witzige Cover hat uns neugierig gemacht auf dieses Buch – und bereits nach dem ersten Kapitel hatten wir die ersten Lachtränchen in den Augenwinkeln. A.L.Kennedy nimmt uns mit in die heile und wunderbare Welt des ungewöhnlichen Onkel Dan und seiner Lama-Farm, ganz in der Nähe des kleinen Örtchens Pandrumdroochit, in dem es ganz viele zufriedene und glückliche Einwohner gibt – und auch noch eine Sockentauschbörse! Onkel Dan tätschelt gerne Wellen, hängt kopfüber von Ästen, wirft mit Marmeladenbroten und hat schon als Junge beschlossen hat, sich nie in einen Erwachsenen zu verwandeln. Sein bester Freund Dan ist kein kleiner, knuffiger, sprechender, aber schüchterner Dachs, der für sein Leben gern Piratenhüte trägt und tanzt. Heiler kann eine kleine Welt eigentlich gar nicht sein – doch dann taucht wie aus dem Nichts der „weltberühmte Ungewöhnlichkeitsspezialist“ Dr. P´Krall auf. Allergisch gegen Glück und gute Laune, dafür ausgestattet mit einer aufgemalten Frisur und bösen Socken, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen von ihrer Ungewöhnlichkeit zu heilen.

Hieraus entspinnt sich eine Geschichte voller phantastischer Ideen, überbordendem Humor, mal mehr, mal weniger feinem Sprachwitz und vor allem: voller wunderbar schräger Charaktere! Hier begegnen uns u.a. das „wirklich tapfere“ Lama Bert, geplagt von diversen Ängsten (z.B. vor Dienstagen und langen Rechenaufgaben – EMERGENCIA!), das Lama Ginalollobrigida, das jedem Schminktipp-Instagram-It-Girl den Rang ablaufen würde, eine (oder mehrere?) Blume namens Liese, ein berühmter Junge mit Tweed-Gesicht und ein kleiner, liebenswerter Geist, deren Namen geheim ist, die man aber Invisigirl nenne darf. Dazu gibt es noch Haar aus der Dose, einen Weltverband der Spinnen und die schockierende Erkenntnis, dass Isaac Newton der Apfel nur auf den Kopf gefallen ist, weil Peer Dachs mit einem Roller gegen den Apfelbaum gefahren ist. Hört sich das nach jeder Menge Spaß, bester Unterhaltung und unzähligen Glucksern, Lachern und Brüllern an? Jepp, genau das ist es, was die Autorin ihren kleinen (und großen!) Lesern hier beschert!

Dazu gibt es noch einen dramatischen und spannenden Wettlauf gegen die Zeit, ein Finale, bei dem es einem warm ums Herz wird, und ganz, ganz viele wunderbare Illustrationen von Gemma Correll, die schon beim Betrachten das Zwerchfell zum vibrieren bringen. Wir haben wirklich selten so viel und herzhaft gelacht!

Diese Geschichte ist aber nicht nur ein wunderbarer Lesespaß, denn sie bringt zwischen den Zeilen auch eine gehörige Portion Tiefgang mit. Es ist eine Geschichte von Spaß und Glück und Fröhlichkeit. Eine Geschichte von Freundschaft, Mut und Zusammenhalt. Denn wenn Lama Bert es schafft, seine ärgsten Ängste zu überwinden, schaffst Du das auch!

Letztendlich ist diese Geschichte ein herzerwärmendes Plädoyer, ungewöhnlich zu sein – Sei Du selbst!

FAZIT:
Hier gibt es jede Menge Spaß, Spannung und beste Unterhaltung mit Tiefgang - Ein Lesespaß par excellence!

Bewertung vom 27.03.2019
Oppermann, Swantje

Saligia


ausgezeichnet

Die Macht der Todsünden - Eine spannende Story mit faszinierender Grundidee und kantigen Charakteren

„Hatte die Wahrheit ein Verfallsdatum? Möglicherweise gab es einen Punkt, an dem sie schlecht wurde. Wie abgestandene Milch, an der man sich nur noch den Magen verderben konnte.“ (S. 227)

Meine Meinung:
Schon die Grundidee zu dieser Story hat mich extrem gereizt: Es gibt ganz besondere Menschen (sogenannte Saligia), die eine der sieben Todsünden in sich tragen: Hochmut (Superbia), Habgier (Avaritia), Wollust (Luxuria), Neid (Invidia), Völlerei (Gula), Zorn (Ira) und Trägheit (Acedia). Diese Saligia werden getrieben von ihrem Laster, doch bescheren diese Laster ihren Trägern auch ganz besondere, oftmals extrem überraschende Kräfte…

Die Geschichte beginnt in der britischen Kleinstadt Parsons End, wo Keira Venin (von ihren Mitschülern nur „Creepy Keira“ genannt) ihr trübes Außenseiterleben lebt („Sie hasste diese Stadt. Sie hasste ihre Kräfte. Sie hasste ihr Leben. Hassen, hassen, hassen. Das war alles, was Keira konnte.“ - S. 13). Was genau mit ihr los ist, weiß Keira auch nicht. Sie weiß nur, dass sie anders ist als alle anderen. Bis zu dem Tag an dem der sympathische Sonnyboy Elliot mit seinem Aston Martin bei ihr vorfährt…

In die Geschichte hineinzufinden ist mir sehr leicht gefallen, auch wenn Keira keine typische Protagonistin ist und ich eine Weile brauchte, um mit ihr warm zu werden. Doch diese außergewöhnliche Grundidee um die sieben Todsünden hat mich gleich an die Story gefesselt und spätestens als Keira mit Elliot an der Canterbury School of Excellence angekommen ist, kam eine wunderbar geheimnisvolle Atmosphäre hinzu. Dass dort eine Schülerin scheinbar spurlos verschwunden ist, sorgt dazu noch für ein passendes Krimi-Feeling. So entspinnt sich im Folgenden eine Geschichte, in der eine Frage nach der anderen aufgeworfen wird und in der die vielen verschiedenen Saligia mich mit ihren ungeahnten Fähigkeiten immer wieder überrascht haben. Bis zum Schluss bleibt die Spannung hier auf hohem Niveau und die Geschichte mündet in einer Auflösung, die ich in keinster Weise vorhergeahnt habe. Am Ende ist die ganze Story in sich rund, ohne dass Swantje Oppermann es sich nehmen lassen würde, ihre Leser mit ein, zwei kleinen Cliff-Hangern auf eine Fortsetzung hoffen zu lassen.

FAZIT:
Diese fesselnde Story besticht durch ihre außergewöhnliche Grundidee und die kantigen Charaktere. Tolle Leseunterhaltung!

Bewertung vom 27.03.2019
Polk, C. L.

Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1


ausgezeichnet

außergewöhnlich, fesselnd, intelligent, überraschend und gesellschaftskritisch – ein Top-Debut!


„Menschen lügen, Doktor. Sie flunkern. Sie lassen Dinge aus. Sie glätten Angelegenheiten, indem sie sie vereinfachen.“ (S. 85)


Meine Meinung:

Die Geschichte beginnt wie ein klassischer Kriminalroman: Ein Sterbender wird in ein Krankenhaus gebracht, behauptet mit seinen letzten Atemzügen, vergiftet worden zu sein, und stirbt dem Arzt dann unter den Händen weg. Wenn da nicht die Gabe der Magie wäre, sich abzeichnende Auren und Hexenmale. Das ist ein Start ganz nach meinem Geschmack und schnell wird klar, dass C. L. Polk hier ein Debut vorgelegt hat, dass sich nicht in ein bestimmtes Genre pressen lassen möchte.


Gespannt bin ich eingetaucht in eine Welt voller Geheimnisse, die mich stellenweise an das viktorianische London, dann auch wieder an eine aufstrebende amerikanische Industriestadt der 20er Jahre erinnert hat. Hier gibt es Kutschen & Grammophone, aber auch aetherbetriebene Geräte, wie z.B. Schnellkessel und Kaffeegurgler, was dem Ganzen einen steampunkartigen Anstrich verliehen hat. Dazu kommt ein faszinierendes Magiesystem, in denen wenige Magiebegabte als Spitze der Gesellschaft die höchsten Ämter bekleiden während andere Magiebegabte ausgebeutet – oder sogar als Verrückte in Sanatorien weggeschlossen werden. Fürwahr ein ganz eigenes, mich vollkommen überzeugendes Setting mit einer wunderbaren Grundatmosphäre.

Dazu hat die Autorin mit Dr. Miles Singer einen tollen, außergewöhnlichen und mir zutiefst sympathischen Protagonisten geschaffen, der deutlich aus der breiten Masse der „Standard-Protagonisten“ heraussticht. Ihm zur Seite steht der geheimnisvolle Tristan Hunter, ein sagenumwobener Amaranthine, der sich selbst als „Eitel. Hochmütig, arrogant, leicht gelangweilt, anfällig für Unfug.“ (S. 90) beschreibt, und den ich genauso wie Miles von Beginn an mochte. Die beiden sorgen (nicht nur) für ein wunderbares Charakterspiel und haben mich stellenweise an Sherlock Holmes und Dr. Watson erinnert. Aber auch eine starke Frau hat C. L. Polk mit Dame Grace Hensley im Programm, was das „Trio“ aus meiner Lesersicht perfekt abrundet.

Also: Setting: top! Charaktere: top! Und die Story an sich? Absolut gelungen! Ein waschechter Kriminalfall mit vielen Phantastik-Elementen und einer überzeugenden sowie intelligenten Grundidee. Bis zum Schluss steigert sich die Spannung kontinuierlich, um in einem überraschenden, dramatischen und mitreißenden Finale eine schockierende Auflösung zu bieten. Zu dieser fesselnden Unterhaltung gesellen sich noch ein guter Schuss Gesellschaftskritik und ethische Fragestellungen, die diesem Werk zusätzlich noch eine gute Portion Tiefgang verleihen.



FAZIT:
Ein bärenstarkes Debut, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und vollkommen überzeugt hat!

Bewertung vom 15.02.2019
Springer, Nancy

Der Fall des verschwundenen Lords / Enola Holmes Bd.1


ausgezeichnet

Für Fans von gepflegten britischen Krimis eine klare Empfehlung, für Sherlock-Holmes-Fans ein Muss!

„Durch niedrig hängende, bleigraue Wolken presste die untergehende Sonne geschmolzenes Licht. Feierlich und gleichzeitig bedrohlich erhoben sich in diesen düsteren Himmel die gotischen Türme der Stadt wie Kerzen auf dem Geburtstagskuchen des Teufels.“ (S. 127)


Meine Meinung:
Bereits 2006 unter dem Titel „The Case of the Missing Marquess“ erschienen, hat es der erste Band der „Enola Holmes“-Reihe endlich zu einer deutschen Übersetzung gebracht. Wie, Sie haben noch nie etwas von Enola Holmes gehört? Das ist die kleine Schwester von Sherlock und Mycroft Holmes, die - geradezu skandalös spät - als Nachzüglerin geboren wurde und bis zu ihrem 14. Lebensjahr wohl behütet und relativ frei auf dem ländlichen Familiensitz aufgewachsen ist. Doch als ihre Mutter, Lady Eudoria Vernet Holmes, ausgerechnet an ihrem 14. Geburtstag spurlos verschwindet, ist es mit der ruhigen Landidylle von einem Tag auf den nächsten vorbei. Niemand weiß, was mit Lady Eudoria passiert ist – und selbst die aus London angereisten Brüder Sherlock („Held hin oder her, er – seine Manieren – gingen mir allmählich auf die Nerven.“ - S. 41) und Mycroft sind ratlos. Als letzterer Enola dann auch noch auf ein „Mädchenpensionat für höhere Töchter“ („eine andere Bezeichnung für Gruselkabinett“ - S. 80) schicken will, beschließt Enola kurzerhand, den Fall in die eigene Hand zu nehmen und das Weite zu suchen…

Charmantes Herzstück und größtes Pfrund dieser typisch britischen Kriminalgeschichte (obgleich von einer US-amerikanischen Schriftstellerin geschrieben) ist die Protagonistin selbst. Enola hat das Herz auf dem rechten Fleck, ist auf den ersten Blick ein so wunderbar erfrischendes Gegenstück zu ihrem berühmten Bruder Sherlock Holmes und hat ganz eigene Talente („kann lesen, schreiben und rechnen; Vogelnester aufspüren; Würmer ausgraben und Fische fangen; und, genau!, Rad fahren.“ - S. 32). Doch im Laufe der Geschichte kommen immer mehr Gemeinsamkeiten mit ihrem Über-Bruder zu tage, sei es ihr Talent fürs Verkleiden oder ein ebenfalls messerscharfer Verstand. In Kombination mit einer manchmal liebenswürdigen Naivität und einer oft kompromittierenden Spontanität ergeben sich immer wieder die herrlichsten Situationen. Enola kann man einfach nur gern haben!

Der Fall selbst entwickelt sich eher gemächlich, was mich durch die breit angelegte Charaktervorstellung und den beschwingten und humorvollen Schreibstil („Denn während Pferde schwitzen und Männer transpirieren, glühen Damen.“ - S. 91) aber überhaupt nicht gestört hat. Erst als Enola zu Beginn des dritten Drittels in London ankommt („diese große Jauchegrube, die sämtliche Faulenzer und Müßiggänger des Königreichs unwiderstehlich anzieht“ - S. 31), kommen Spannung, Tempo und Action auf – und zwar rasant! Hierneben besticht das letzte Drittel durch die unglaublich atmosphärische und gelungene Beschreibung Londons durch Enolas Augen. Denn das London, das sie nach ihrer Ankunft erblickt, hat nichts mit dem London aus ihren Vorstellungen gemein.

Bis zur letzten Seite hat mich dieses Buch bestens unterhalten, wobei das Ende dieses Buches eigentlich eher den Beginn der Karriere Enolas als wissenschaftlicher Perditor „Dr. Leslie T. Ragostin“ markiert. Wunderbarer Weise schließen sich im Original fünf weitere Bände mit Enola an, von denen ich hoffe, dass sie möglichst bald auch eine deutsche Übersetzung finden werden. (Band 2 ist für August 2019 avisiert)

FAZIT:
Ein charmanter neuer Stern am Krimihimmel und Cosy Crime im Sherlock-Universum. Ein sehr überzeugender Start!

Bewertung vom 11.02.2019
Lambertus, Hendrik

Erste Stunde Geisterkunde / Die Mitternachtsschule Bd.1


ausgezeichnet

Ein monsterstarker Lesespaß für Klein und Groß!

Unsere Meinung:
„Die Mitternachtsschule“ beginnt damit, dass Milan Finstermann einen sehr seltsamen Brief seiner neuen Schule erhält, die ihn zum mitternächtlichen Schulbeginn einlädt. Das kann doch nur ein Irrtum sein – oder etwa nicht? Schon in derselben Nacht beginnt für Milan das Abenteuer seines Lebens – und für uns Leser eine unglaublich spannende Geschichte voller Spukgestalten und Geheimnisse. Ebenso wie Milan sind wir (Papa & Sohn, 10) mit staunenden Augen in eine ganz andere Welt abgetaucht. Schüler und Kollegium sind ein buntes Sammelsurium von Spukgestalten und Monstren in einer Vielfalt, die jeden Geisterbahn-Betreiber vor Neid erblassen lassen würde. Vampire, Mumien, Werwölfe, Gremlins, Skelette, Kobolde, Irrlichter, Klabautermänner und Waldschrate begegnen uns hier. Darüber hinaus noch so manch andere Sagengestalten und Fabelwesen, die wir zuvor noch gar nicht kannten, wie z.B. eine Habergeiß, ein Nebelmädchen, eine Fänggin oder auch ein Spiegelgeist. Man merkt schon, hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt!

Wen nun befürchtet, dieses Buch wäre zum Fürchten – der sei beruhigt! Denn alle „Monster“ haben eines gemeinsam: sie sind gar nicht gruselig oder gar gefährlich, nein - eigentlich sind sie ganz nett! Natürlich wird mal hier ein Streich gespielt, mal dort ein bisschen gezankt. Eben wie in jeder anderen Schule auch. Für Spannung sorgen hierbei der merkwürdige Schulinspektor Moder mit seinen zwielichtigen Absichten sowie die strenge Schuldirektorin und Vampirin Fr. Dr. Nocturn, die anscheinend ein dunkles Geheimnis hat. Und was sind das für seltsame Geräusche aus den alten Gewölben unter dem Schulgebäude?

Das Abenteuer in der Mitternachtsschule mit seiner wohlig-gruseligen Grundatmosphäre hat uns von der ersten bis zur letzten Seite ganz wunderbar unterhalten. Neben der Spannung um die Geheimnisse haben wir insbesondere über die vielen – im wahrsten Sinne des Wortes - phantastischen Ideen von Hendrik Lambertus gestaunt. Sei es das geniale Röntgen-Teleskop (das fast niemals explodiert und mit dem man sogar die Kängurus in Australien beobachten kann), eine bissige Aktentasche (passt auf eure Hände auf!), das „praktische Taschen-Chaos“ (das Patent hierzu würden die Weasley-Zwillinge sofort kaufen) oder auch die Super-Sumpfschleim-Stinkbombe. Selbst einen waschechten Bücherwurm lernen wir hier kennen (geniale Idee – mehr wird hier nicht verraten). Gewürzt wird diese wunderbare Story mit einer Menge Humor, der bei uns für die ganze Bandbreite vom schelmischen Grinsen bis zum unbändigen Lachen produziert hat. Bei in der Badewanne festgefrorenen Lehrern oder Mimikry-Stinkesocken-Nasen bleibt echt kein Zwerchfell ruhig! Selbst für erwachsene Leser hat Hendrik Lambertus ein paar schöne Gags auf Lager (z.B. die „tiefere Mathematik“ oder auch „Baumharzdurck“-Probleme bei Waldschrat Kiefernzapf).

Aber diese Geschichte kann viel mehr als „bloß“ gut zu unterhalten. Es war wirklich toll zu lesen, wie die so unterschiedlichen Schülerinnen und Schüler zusammenhalten, zusammenarbeiten und sich gegenseitig aufeinander verlassen können. Gerade die vielfältigen Talente und Fähigkeiten machen aus den Mitternächtlern ein so tolles Team. So ist dies auch gleichzeitig eine Geschichte über Vorurteile, Miteinander, Freundschaft und Zusammenhalt.

Richtig klasse finde ich die Entscheidung vom Verlag, dieser wunderbaren Geschichte so viel farbige Illustrationen zu spendieren. Diese zu betrachten, macht einfach nur Freude – denn Alexandra Helm hat die phantastische Welt der Mitternachtsschule wirklich hervorragend in ihren Bildern eingefangen und transportiert hier stets die richtige Stimmung.

FAZIT:
Wohliger Grusel, dunkle Geheimnisse, humorige Szenen und jede Menge Spukgestalten – ein wunderbares Abenteuer, nicht nur für junge Leser!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.01.2019
Till, Jochen

Ein höllischer Tausch / Luzifer junior Bd.5 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ein höllisch guter Hörgenuss und bestes Lachmuskeltraining!

Meine Meinung:
„Ein höllischer Tausch“ ist bereits das fünfte Abenteuer rund um Luzifer Junior, der von seinem Vater (Jawoll, der Leibhaftige selbst!) aus der Hölle auf die Erde geschickt wurde, um zu lernen, wie man so richtig böse wird (was ja bislang noch nicht wirklich geklappt hat – zum Glück!).

Diesmal macht Luzie („Ich bin nicht dumm, ich bin nur gutgläubig!“) ein Geschwisterzwist zu schaffen, denn Neu-Schwester Lilly ist richtig übel drauf, da sie in der Schule von der fiesen Chiara und deren Clique gemobbt wird. Als sie sich dann noch um das Dämonen-Handbuch streiten (niemals eine gute Idee!) kommt es zum Super-GAU: Luzie und Lilly vertauschen unfreiwillig die Körper. Reichlich Komplikationen, Irritationen, skurrile Szenen und humorige Situationen sind somit vorprogrammiert. Dazu sorgt noch ein geheimnisvoller Countdown – der mal hier, mal dort auftritt – für einen gehörigen Schuss Spannung. Denn niemand weiß, was am Ende des Countdowns wohl passieren wird…

Autor Jochen Till, berühmt-berüchtigter Gag-Garant und Lachmuskel-Trainer, ist mal wieder eine höllisch gute Fortsetzung gelungen, bei der sich Kichern, Lachen, Prusten und Grölen beim Lesen stetig abwechseln. Selbstverständlich sind auch die alten Bekannten wieder mit von der Partie: Audibus, Steven, „Dad“ und last but not least natürlich unser aller Liebling, der gestaltwandelnde Cornibus, der auch in diesem Teil wieder ordentlich Schlotzolade bekommt (Hat er sich auch redlich verdient, der Kleine). Natürlich gesellen sich noch einige irrwitzige Ideen, wie etwa das iBoot, der „Das Wuscheln der wehtuenden Wahrheit“-Zauber oder auch die „schlimmste Beleidigung der Hölle“, die hier auf Erden leider mächtig nach hinten losgeht. Am Ende präsentiert Jochen Till sogar noch einen „Stargast“ der Extraklasse. Lasst Euch überraschen!

Zum ersten Mal habe ich „Luzie“ als Hörbuch genossen und es war einfach nur GENIAL! Christoph Maria Herbst macht hier einen fantastischen Job. Wie er jedem Charakter seinen ganz eigenen Stil verpasst ist wirklich klasse. Allein wie er Mathelehrer Holzapfel spricht – einfach nur großartig, großartig! (wie es Aaron sagen würde) – und Cornibus wird durch seinen Einsatz noch knuddeliger. Ich werde mir auf jeden Fall noch die ersten vier Teile als Hörbuch besorgen!

FAZIT:
Achtung, Lachkrampfgefahr! Wie gewohnt allerbeste Unterhaltung von Jochen Till!