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smartie11
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Insgesamt 934 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2019
Shusterman, Neal; Shusterman, Jarrod

Dry (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mitreißend, bewegend und beängstigend zugleich – ein absolut packender Roman!

„Der Tap-Out ist so lautlos wie Krebs. Es gibt nichts zu sehen, und deshalb wird das Thema von den Medien nur wie eine Randnotiz behandelt.“ (ebook S. 22)

Meine Meinung:
Die Geschichte beginnt mit einem Wasserhahn, der kein Wasser mehr ausspuckt. Südkalifornien leidet unter einer bislang nie dagewesenen Dürre. Zuerst versiegt das Wasser in den Flüssen, dann bricht die öffentliche Wasserversorgung zusammen. Es kommt zu Hamsterkäufen in den Supermärkten – und schon nach wenigen Tagen scheint alles Trinkwasser verbraucht zu sein. Langsam, aber unaufhaltbar ziehen sich die dunklen Wolken der drohenden und unabwendbaren Katastrophe über dem ausgedörrten Kalifornien zusammen. Und wenn der Komfort und die Sicherheit gehen, gehen auch Ethik und Menschlichkeit („Wenn es ums Überleben geht, kennt man keine Nachbarn.“ ebook S. 69).

Eigentlich wollten Alyssas (16) und Garretts (10) Eltern nur zum Strand fahren, um dort Trinkwasser von den jüngst in Betrieb genommenen Meerwasserentsalzungsanlagen zu besorgen. Doch als sie nicht zurückkehren, sind die beiden Geschwister ganz auf sich allein gestellt. Zusammen mit dem nerdigen und schon immer irgendwie komischen Kelton McCracken von nebenan, beginnt für die drei ein lebensgefährlicher Road-Trip.

Ich muss sagen, dass mich dieser Roman von der ersten Seite an vollkommen gefesselt hat. Neal Shusterman entspinnt ein Szenario, das in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft eigentlich unmöglich erscheint, und doch fragt man sich beim Lesen ständig, ob wir uns damit nicht in einer trügerischen Sicherheit wähnen. Von Beginn an lag mir das ungleiche Trio sehr am Herzen und ich habe sie auf ihrer Reise gebannt und gespannt begleitet. Ich habe mit ihnen mitgelitten, mitgezittert und mitgehofft, dass diese ganze Geschichte noch ein gutes Ende nehmen wird – und bis ganz zum Schluss war ich mir nicht sicher, ob es noch ein Happy End geben kann. Zu viele dramatische Wendungen, zu viele Gefährliche Situationen mussten die Reisegefährten überwinden – zu oft standen sie vor nahezu unüberwindbaren Problemen. Sehr gut gefallen hat es mir dabei auch, dass der Autor den drei Kids noch zwei weitere, polarisierende Reisegefährten mit an die Seite gestellt hat. Zuerst die toughe und ein bisschen durchgeknallte Jacqui Costa (19 / „Welchen Sinn hat das Leben, wenn man den Alltag der Anderen nicht ein bisschen aufmischen kann?“ – S. 98), die mir trotz all ihrer Rohheit sehr ans Herz gewaschen ist. Später gesellte sich noch der aalglatte und stets auf seinen Vorteil bedachte Henry hinzu. Eine explosive Mischung von Charakteren, die doch immer wieder voneinander profitieren konnten!

Insgesamt eine wirklich fesselnde und stellenweise bewegende Story! Durch die sich stetig abwechselnde Sichtweise von Alyssa, Kelton, Jacqui und Henry, stellt der Autor die individuellen Charaktereigenschaften und Gedankenwelten seiner Charaktere sehr gut dar. Dazu kommt noch der wunderbare Schreibstil des Autors, der sich sehr flüssig und unterhaltsam lesen lässt und oft eine sehr plastische Wortwahl findet („Die Luft ist dick und schwer und schmeckt nach Klaustrophobie“ S. 84). Stellenweise ist Shustermans Schreibstil regelrecht tiefgründig und intellektuell und verwendet Worte, die mir zuvor noch kein Begriff waren (wie z.B. Deindividuation – S. 100), die ich doch sofort verstanden habe.

Ein Hoch auf die „Fridays for Future“-Bewegung!

FAZIT:
Eine erschreckende und gleichzeitig unglaublich fesselnde Story. Für mich einer der Top-Romane 2019!

Bewertung vom 24.05.2019
Tischinger, Michael

Auf die Seele hören


sehr gut

Ein praktischer Lebensratgeber und interessanter Versuch, sich der „Seele“ zu nähern

„Kein Geld der Welt, kein materieller Besitz kann uns in unserer Tiefe Halt und Geborgenheit schenken. In der Tiefe unserer Seele finden wir Antworten, die sonst unsichtbar bleiben.“ (eBook S. 80)

Meine Meinung:
Dr. Michael Tischinger ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Diplom-Theologe. Damit schafft er den Spagat zwischen den beiden Welten der Schulmedizin und der Theologie und sein Ansatz, die Seele als etwas „Ganzheitliches“ zu betrachten, das man nicht aus rein naturwissenschaftlicher Sicht betrachten kann, gefällt mir grundsätzlich sehr gut. Bei Dr. Tischinger geht es in Sachen „Seele“ auch um eine spirituelle Sicht des Ganzen und er verneint dabei auch nicht, dass es zwischen Himmel und Erde mehr Dinge gibt, als der rationale menschliche Verstand vielleicht zu fassen vermag. Stellenweise war mir dies schon ein wenig zu „esoterisch“ („meine Poren der sinnlichen Wahrnehmung zu öffnen - S. 38), aber im Ganzen betrachtet, konnte ich mich mit seiner Sichtweise doch sehr gut anfreunden.

Was mir sehr gut gefallen hat, sind zum einen die diversen Studien, auf die sich der Autor bezieht (und die beispielsweise belegen, dass sich bereits Kleinkinder um ihren „Ruf“ Gedanken machen), und zum anderen die vielen Zitate von großen Philosophen und Denkern. Hier „begegnen“ uns z.B. Sebastian Kneipp, Albert Einstein, Descartes, Sigmund Freud, Louis Pasteur, Rainer Maria Rilke, Johann Wolfgang von Goethe, Hermann Hesse, Antoine de Saint-Exupéry, Seneca und Pablo Picasso. Durch die Gesamtheit dieser Aussagen verdichtet sich das Bild, dass man das „Phänomen Seele“ nicht allein mit naturwissenschaftlichen Erklärungsmodellen zu fassen bekommt, und beweist es, dass sich im Laufe der Geschichte viele bedeutende historische Persönlichkeiten hierüber tiefgehende Gedanken gemacht haben.

Der Autor hat dieses Buch aber nicht geschrieben, um über die Seele zu theoretisieren, sondern um seinen Lesern ein kleines Stück Lebenshilfe mit auf den Weg zu geben. Eine seiner zentralen Fragestellungen hierbei ist „Wie können wir gut für unsere Seele sorgen?“ (eBook S. 36). Hierzu bietet er seinen Lesern sehr viele Denkanstöße (z.B. dass man Veränderungen als Chance begreifen sollte), diverse Übungen (z.B. das Traumtagebuch auf S.56) und auch einige altbekannte, aber grundlegend zutreffende Weisheiten an („Du kannst dich nicht NICHT entscheiden“ - S. 49).

Bewertung vom 24.05.2019
Bloom, Amy

Meine Zeit mit Eleanor


weniger gut

Zu viel Beziehung, zu wenig Weltgeschehen – für mich eher enttäuschend

Meine Meinung:
Ich muss zugeben, dass „Meine Zeit mit Eleanor“ nicht wirklich in meine bevorzugten Genres fällt und ich es wahrscheinlich auch niemals in die Hand genommen hätte, wenn ich es nicht als Rezensionsexemplar bekommen hätte. Vielleicht also nicht die besten „Startvoraussetzungen“ für das Buch und mich. Dennoch war ich durchaus gespannt auf den historisch-fiktionalen Blick auf die Ehefrau eines der wohl bedeutendsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts.

Schnell musste ich aber feststellen, dass es in diesem Buch wirklich fast ausnahmslos um die „Privatperson“ Eleanor Roosevelt geht – und dass das politische Weltgeschehen in dieser dunklen Zeit weitgehend außen vor bleibt. Das hat mich persönlich eher enttäuscht, hatte ich doch auf eine Verquickung von Persönlichem und Politischem gehofft. Hinzu kommen viele langatmige Stellen, die mich beim Lesen eher ermüdet als gut unterhalten haben. Die Geschichte mäandert mal hierhin, mal dorthin und verliert sich stellenweise in Nebensächlichkeiten. So konnte ich mich auch nicht durchringen, dieses Buch konsequent in einem Rutsch durchzulesen – und habe es über Tage hinweg immer wieder zwischendurch gelesen. Letztendlich habe ich über das gesamte Buch hinweg keinen wirklichen Zugang dazu gefunden. Auch zu den beiden Protagonistinnen selbst, Eleanor und Lorena, konnte ich während des Lesens keine wirkliche Bindung aufbauen. Die beiden waren mir nicht unsympathisch, aber eben auch nicht wirklich sympathisch oder gar nahe – wobei ich erstaunlicher Weise Lorena noch plastischer fand als Eleanor.

Gut gefallen hat mir hingegen der Schreibstil Amy Blooms. Er liest sich größtenteils sehr flüssig und angenehm, auch wenn von Zeit zu Zeit bandwurmartige Schachtelsätze auftauchen können (wie etwa auf ebook-Seite 46: „Sie haben bestimmt nicht damit gerechnet, uns hier anzutreffen, in Lake Preston, in Plankinton, in Groton und in Brookings, auf unserem glorreichen Weg nach Minn-ee-sot-a, ja wirklich und wahrhaftig, dem Land der tausend Seen, der schönen Indianerinnen und ihrer tapferen Krieger, wo wir den Leuten in Red Wing eines der größten Spektakel aller Zeiten präsentieren werden, diesen Glücklichen, die uns per Brief und Telegramm angefleht haben, noch einmal zu ihnen zu kommen mit unseren majestätischen Elefanten, die Kiki, unser entzückendes Nilpferdbaby, direkt aus den afrikanischen Schlammbädern adoptiert haben.“).

FAZIT:
Sicherlich gut recherchiert, aber leider langatmig und ohne große Verknüpfung zum weltpolitischen Geschehen dieser Zeit. Schade!

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Bewertung vom 23.05.2019
Penrose, Kate

Nachts schweigt das Meer / Ben Kitto Bd.1


sehr gut

Ein solider Kriminalfall in atemberaubender Landschaft

Meine Meinung:
Der Fall beginnt mit einem klassischen Krimi-Prolog, in dem man die letzten Lebensminuten der 16jährigen Laura miterlebt – so kennt man bereits die Tat, aber natürlich nicht den Täter. So mag ich den Auftakt zu einem vielversprechenden „who-dun-it“-Krimi!

Danach kommen wir als Leser zusammen mit dem grüblerischen, ja fast schon melancholischen DI Benesek „Ben“ Kitto (34 / „Konversation ist nicht meine Stärke“) und seinem frisch geerbten Tschechoslowakischer Wolfshund „Shadow“ auf seiner Heimatinsel Bryher an, wo er sich eine Auszeit genehmigen will. Da er direkt nach seiner Ankunft mit dem Verschwinden von Laura konfrontiert wird und Lauras Leiche bereit im fünften Kapitel aufgefunden wird, nimmt die eigentliche Krimi-Handlung sehr schnell an Fahrt auf. Bereits früh führt Kate Penrose viele Charaktere ein, darunter auch eine geheimnisvolle Unbekannte, so dass sich ein bunter Strauß potenzieller Verdächtiger ergibt – und zugleich auch eine anscheinend fest eingeschworene Gruppe Einheimischer. Obgleich Ben auch von der Insel stammt, ist es für ihn doch schwer, nach 16 Jahren des „Exils“ hier wieder Fuß zu fassen und die unsichtbaren Grenzen der Inselbewohner zu durchbrechen. Das ist der Autorin meiner Meinung nach sehr gut gelungen! So hat sich auch für mich als Leser das Rätselraten und Spekulieren, was Täter und Motiv betrifft, über die gesamte Länge des Buches hinweg sehr spannend gestaltet. Hinzu kommt noch ein zweiter Handlungsstrang um eine Frau namens Rose, der mir Rätsel aufgegeben hat. Am Ende präsentiert Kate Penrose eine passende Auflösung mit schockierendem Paukenschlag, der mich für eine Weile nachdenklich zurückgelassen hat.

Neben einem soliden Kriminalfall hat dieses Buch für mich vor allem eine große Stärke: Ich liebe einfach das Setting dieses Krimis! Der raue Charme der Scilly-Inseln, die wild-romantische Landschaft und der schroffe, aber auf seine Art auch herzliche Menschenschlag. Buchten, die den Namen „Hell Bay“ tragen und kreischende Seeschwalben. Kate Penrose hat dafür einfach den passenden Schreibstil, diese ganz besondere Atmosphäre zu transportieren („Als ich dann zum Kai schaue, ist der Himmel eine massive Wand aus Wolken.“ S. 34) und beim Leser Bilder im Kopf zu erschaffen.

FAZIT:
Ein fesselnder „who-dun-it“- Krimi, der ohne Schockeffekte auskommt und mit einem atemberaubendem Setting und schroffen Charakteren punkten kann.

Bewertung vom 21.05.2019
Böss, Christine;Böss, Gideon

Schatz, wir werden reich! (vielleicht)


sehr gut

Aus Erfahrung wird man klug – aber selten reich… ein humorvoller Erfahrungsbericht

„Geld macht nicht glücklich, heißt es, und das stimmt wahrscheinlich auch. Aber weil kein Geld auch nicht glücklich macht, entscheide ich mich lieber für die Variante mit Geld.“ (S. 7)

Meine Meinung:
Chronisch klamm – kein schöner Zustand! Das denken sich auch die Autoren Gideon und Christine Böss und schmieden einen (vermeintlich!) einfachen, wie ebenfalls (vielleicht?) genialen Plan: Wir werden reich! Doch wie stellt man das am Besten an? Innerhalb eines Jahres haben sie 27 verschiedene Strategien ausprobiert, reich zu werden.

Um ihren großen Plan zu verwirklichen, versuchen die beiden so ziemlich alles, was einem zum Thema „reich werden“ so alles einfallen kann. Von Investments diverser Risikoklassen, über „Power Days“ (ja, es gibt tatsächlich Leute, die Geld dafür bezahlen, sich anschreien zu lassen!) bis hin zu Schatzsuche und Casinobesuch. Der Einstieg beginnt mit Pferdewetten und ist durchaus nicht schlecht: gleich 250 Euro Gewinn dank „Killerbiene“. Doch am Ende des Renntages sind diese 250 Euro dann doch auf der Rennbahn verblieben. So wird eine Idee nach der anderen durchprobiert, und alle haben dabei zwei Dinge gemeinsam: sie sind a) sehr unterhaltsam zu lesen und b) führen letztendlich doch nicht zum gewünschten Erfolg.

Am Ende haben Gideon und Christine u. A. ein eigenes Gemälde an der Wohnzimmerwand, zwei Flugzeugmodelle (dank Investmentmesse), einen Ein-Gramm-Goldbarren mit Wertverlust, einen Ratgeber von Donald Trump (vielleicht der größte Fehler von allen), zwei Boeing-Aktien (natürlich noch aus der Vor-737-Problem-Ära), einen ramponierten blauen Reisekoffer und vor allem: ganz viele neue Erfahrungen, an denen sie uns Leser gerne partizipieren lassen. So erfährt man hier sogar manches Wissenswertes und einiges Skurriles, wie beispielsweise die reichsten Persönlichkeiten der Historie (die angeblich von Mansa Musa angeführt wird - bitte wer? - genau, der König von Mali aus dem 14. Jahrhundert!) oder auch die Geschichte um Dennis M. Hope, der sich als legitimer Eigentümer (nicht nur) des Mondes sieht.

Am Ende bietet dieses Buch keine soliden Anlagetipps (was ich auch gar nicht erwartet hatte), dafür aber knapp 300 Seiten wunderbar humorvolle Leseunterhaltung. Es macht einfach Spaß, die beiden Autoren bei ihren zahlreichen Versuchen zu „begleiten“, die sie mit viel Witz („Ich mache also das, was Hillary Clinton den Russen vorwirft: Ich kaufe Trump.“ - S. 19) und stellenweise auch einer Prise Selbstironie schildern („Er klingt dabei wie jemand, der weiß, wovon er spricht, während ich nicht wirke wie jemand, der versteht, was er da hört.“ - S. 175). So haben Gideon und Christine Böss mit Sicherheit jede Menge Spaß zusammen gehabt, genauso wie viel gemeinsame Zeit. Und „Zeit ist Geld“, heißt es doch… ;-)

FAZIT:
Eine wunderbar humorvolle und kurzweile Leseunterhaltung über den Traum, reich zu sein.

Bewertung vom 10.05.2019
Ahnhem, Stefan

Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4


gut

Ein extrem fesselnder, vielschichtiger Thriller – mit (für mich) enttäuschendem Ende

Meine Meinung:
„10 Stunden tot“ (der Titel hat wenig bis gar nichts mit dem Inhalt zu tun) ist der Nachfolgeband zu „Minus 18 Grad“ und knüpft recht nahtlos an die Ereignisse des Vorgängers an. Da dieser allerdings schon vor rund 2,5 Jahren veröffentlicht wurde, hatte ich anfangs ein paar Probleme, wieder in die Geschichte um den schwedischen Ermittler Fabian Risk hineinzufinden. Meines Erachtens sollte man „Minus 18 Grad“ zuvor gelesen haben, da es wirklich sehr viel Anknüpfungspunkte gibt.

Als ich erstmal in die Geschichte hineingefunden hatte, hat dieser Thriller einen wahnsinnig starken Sog entwickelt, denn an Spannung ist er für meinen Geschmack kaum noch zu überbieten. Allein schon der Prolog bescherte mir als Leser ein abgrundtiefes Gänsehautfeeling (hierfür muss man aber den Vorgängerband kennen!). Durch verschiedene Handlungsstränge, unvorhergesehene Wendungen und gleich mehrere Kriminalfälle, bei denen – nicht nur für die Ermittler – lange Zeit nicht klar ist, welche Zusammenhänge hier bestehen, bleiben Spannung, Tempo und Abwechslung das ganze Buch hinweg über auf sehr hohem Niveau. Hier geht es um Serienkiller, Rechtspopulismus und -radikalismus und auch um Pädophilie. Stellenweise ist dies ein wirklich harter Thriller mit „schwerverdaulicher Kost“ – und nichts für schwache Nerven! Hinzu kommen schon altbekannte Fälle, beispielsweise um das überraschende Ableben des ehemaligen Kollegen Hugo Elvin, oder (am Rande) um die brutalen Morde, die sich im letzten Band in Dänemark ereignet haben und überraschender Weise auf tragische Art bis in das Privatleben von Fabian Risk abstahlen.

Bis kurz vor dem Ende hätte ich dieses Buch als Thriller „par excellence“ bezeichnet, den ich regelrecht verschlungen habe. Doch dann kam das – für mich leider enttäuschende – Ende. Denn zwei Fälle, darunter der „Hauptfall“, finden in diesem Buch keine Auflösung! Hier scheint sich der Autor noch sehr viel für den nächsten Band aufgehoben zu haben. Wenn ich darauf wieder 2,5 Jahre warten soll – na danke!

Also meine Empfehlung für alle Thriller-Fans: UNBEDINGT lesen, aber erst, wenn auch der nächste Band veröffentlich worden ist!

FAZIT:
Ein Top-Thriller, den man m.M. nach aber erst lesen sollte, wenn auch der nächste Band veröffentlicht wurde.

Bewertung vom 09.05.2019
Pilkey, Dav

Die Abenteuer von Dog Man / Dog Man Bd.1


ausgezeichnet

Ein lustiger Comic für Kinder – mein Sohn (8) findet ihn super!

Zum Inhalt:
Oh nein! Bei einem Einsatz tappen Polizist Ritter und der Polizeihund Greg in die Falle des hinterlistigen, fiesen Schurken Petey und werden ernsthaft verletzt. Im Krankenhaus hat eine geniale (?!) Krankenschwester die Idee, die beiden dadurch zu retten, den Kopf von Gerg dem Polizeihund auf den Körper von Polizist Ritter zu transplantieren – die Geburtsstunde von Dog Man! Und so hat Schurke Petey unfreiwillig den besten Polizisten der Welt erschaffen!

Unsere Meinung:
„Dog Man“ ist ein rund 240 Seiten starker Comic im Hardcover für junge und junggebliebene Leser ab ca. 8 Jahren. Nach einer kleinen Vorgeschichte zur (fiktiven) Entstehung der Dog Man-Comics geht es direkt hinein ins Abenteuer und wir begleiten Dog Man auf seinem unerbittlichen Kampf gegen das Böse – sei es nun in Form der Schurken-Katze Petey oder auch eine kleine Armee aus aufständischen Hot Dogs (genau, die zum Essen!). Dabei bekommt es Dog Man mit allerlei Kuriositäten zu tun, wie etwa einem Riesen-Staubsauger oder auch einem (starken, aber zum Glück auch ziemlich dummen) Robo-Polizeichef aus der Robo-Fabrik des bösen Dr. Abschaum.

Als besonderes Gimmick gibt es noch eine „Fliporama“-Anleitung für gleich mehrere Mini-Daumenkinos im Buch, z.B. den „Schaukel-Klatscher“ (S. 145 / 147), sowie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man Dog Man, Petey und Philly (das riesen Käse-Steak) zeichnet! Super!

Mein Sohn (8) findet „Dog Man“ einfach klasse und hat ihn inzwischen mehrmals gelesen und sich jedes einzelne Mal ganz königlich amüsiert. Ganz flott sind Band 2 und auch die große „Captain Underpants“-Sammlung (auch von Dav Pilkey) auf seinem Wunschzettel gelandet.

Und aus Elternsicht? Nun ja, ich würde „Dog Man“ nicht als didaktisch wertvoll bezeichnen (mal abgesehen davon, dass Dog Man in einem Kapitel beweist, dass Lesen schlau macht!). Und nein, der Zeichenstil von Dav Pilkey ist keine große Comic-Kunst. Aber hey, was soll´s? Mein Sohn liebt dieses Buch!

FAZIT:
Super-viel zu lachen und perfekt zum Selbstlesen – mein Sohn liebt Dog Man!

Bewertung vom 03.05.2019
Weiß, Sabine;Weiss, Sabine

Finsteres Kliff / Liv Lammers Bd.3


ausgezeichnet

Wikingertreiben auf Sylt – ein intelligenter und sehr Atmosphärischer Küstenkrimi

„Die untergehende Sonne kämpfte sich zwischen einer grauschwarzen Wolkendecke hindurch und tauchte den Dunst, der den Hindenburgdamm umbrandete, in ein unwirkliches Licht.“ (S. 35)

Meine Meinung:
Schreckliche Dinge spielen sich auf der beliebten Ferieninsel Sylt ab: Währen des jährlichen Biike-Festes wird ein Mann grausam getötet und eine junge Frau verschwindet spurlos. Als sich herausstellt, dass die beiden ein Paar gewesen sind, ist klar, dass es zwischen den zwei Taten einen Zusammenhang geben muss. Doch diesen zu finden, stellt das Ermittlerteam um Liv Lammers vor ungeahnte Herausforderungen…

„Finsteres Kliff“ ist nach „schwarze Brandung“ und „Brennende Gischt“ der dritte Band der Krimi-Reihe um die Ermittlerin Liv Lammers. Um diesen Krimi zu lesen und ihn genießen zu können, muss man nicht zwingend die beiden vorangegangenen Teile kennen, da die Handlung hier eigenständig ist. Zum leichteren Einstieg und besseren Verständnis der Charakterhintergründe (insbesondere bei Liv) würde ich aber durchaus empfehlen, mit (dem ebenfalls empfehlenswerten) Band 1 in diese Reihe zu starten.

Mir ist der Einstieg in die Geschichte recht leicht gefallen, auch weil ich Liv und ihre KollegInnen schon aus dem ersten Band kannte. Die Spannung baut sich mit dem frühen Mord an Gerald und insbesondere auch dem Verschwinden von Vanessa sehr schnell auf. So war ich bereits nach den ersten Seiten an die Story gefesselt, insbesondere durch das Bangen um Vanessas weiteres Schicksal. Für die Ermittler gestalteten sich die Nachforschungen zunächst zäh, für mich als Leser war dies aber sehr spannend zu lesen, da anscheinend alle Charaktere rund um den Wikinger-Fan-Clan „Die Sturmbändiger“, zu denen auch Gerald und Vanessa gehörten, etwas zu verbergen haben und sich merkwürdig verhalten. So liefert Sabine Weiss einen bunten Strauß potenzieller Verdächtiger, was aus diesem Kriminalfall einen gelungenen „who-dun-it“-Krimi macht, der zum Miträtseln einlädt. Je tiefer die Ermittler dabei graben, umso mehr Merkwürdigkeiten und erschreckend kriminelle Energien fördern sie dabei zu Tage – und der Autorin gelingt es dabei, mich als Leser immer wieder zu überraschen und zu verblüffen. Denn so viel sei hier schon verraten: Der Fall ist in Wahrheit viel größer, als er zu Beginn scheint – und das letzte Puzzlestück wird tatsächlich erst auf den allerletzten Seiten enthüllt!

Dieser Krimi besticht aber nicht „nur“ durch einen intelligenten und verwinkelten Fall, sondern einmal mehr auch durch ganz viel Küsten- & Sylt-Atmosphäre sowie durch kantige und teilweise polarisierende Charaktere und deren Interaktion. Dazu gesellt sich noch das ein oder andere Wissenswerte über die faszinierende Geschichte Sylts und macht dieses Buch damit zu einem perfekten Gesamterlebnis.

FAZIT:
Ein perfekter Krimi zum Mitraten – mit viel Lokalkolorit und kantigen Charakteren. Für jeden Krimifan eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.04.2019
Jaud, Tommy

Der Löwe büllt


sehr gut

Gut gebüllt, Löwe! Ein humorvoller Roman mit einem kleinen Schuss Tiefgang

„Wenn mich irgendwas aggressiv macht, dann sind das entspannte Leute.“ Nico Schnös (S. 87)

Meine Meinung:
Nico Schnös ist 47, Controller bei Toyota und hat einige Anzeichen einer Impulskontrollstörung mit latenter Tourette-Neigung. Kein Wunder, dass schon sein Ruhepuls jenseits von Gut und Böse liegt und im Büro schon mal die Kaffeetassen tief fliegen (Dumm nur, wenn sie dann auch noch den CFO niederstrecken…). So kann das nicht weitergehen, findet sein Chef Tim und schickt ihn zur Zwangserholung (und als letzte Chance mit Fitnesstracker zur Fernüberwachung) in den Club-Urlaub nach Fuerteventura. Nur doof, dass seine Frau Mia keine Zeit hat mitzukommen. „Dann nehme ich halt die Mama mit“, denkt sich Nico. Nur dass die Marotten der resoluten Mama Rosi Schnös nicht grade zur Puls-Beruhigung beitragen. Ebenso wie Nicos Verdacht, dass die daheim gebliebene Mia und ihr Mitarbeiter Theo (aka „selbstgefälliger Umarmungskünstler“ oder „freiheitsliebender Schlafschlumpf“ oder auch „Tantra-Taliban“) sich womöglich näher stehen könnten, als Mia zugeben will…

Ich habe schnell und reibungslos in die Geschichte hineingefunden, auch wenn die Handlungsstränge regelmäßig in den Zeiten springen. Schon nach den ersten Seiten merkt man, das man hier einen „Tommy Jaud“ liest, denn vom breiten Grinsen, über leichtes Kichern bis hin zum waschechten Lachanfall war bei mir schnell alles dabei. Dafür liebe ich die Bücher von Tommy Jaud einfach – hier gibt es Humor und gute Laune in einer für das Zwerchfell schon fast gefährlichen Überdosis. Jaud hat einfach ein Händchen für skurrile Typen und manchmal noch schrägere Situationen. Kein Wunder, dass es an denen im kanarischen Urlaubsclub und auch im heimischen Yogastudio keinen Mangel hat! Natürlich denkt man sich beim Lesen des Öfteren „Mensch, Nico!“ oder auch „gibt´s doch gar nicht“, aber so kreiert Jaud nun mal wunderbare Unterhaltung.

Dieser Roman lebt wie die meisten Bücher von Tommy Jaud von seinen schrulligen Typen (wie etwa Rolex-Horst und seiner Tochter, der nymphomanen Nadine mit Alkoholproblem) und dem Sprach- und Wortwitz des Autors. Wortkreationen wie „Knuddelhaufen der Ungeknutschten“ (S. 169) oder extrem merkwürdige Situationen (wie etwa eine Pulsuhr im Schritt um Nicos „70er Jahre Schlagersänger“) lassen einfach keine Langeweile aufkommen! Gegen Ende bringt Jaud sogar noch eine Spur Tiefgang mit hinein, wenn seine Protagonisten endlich erkennen, was im Leben wirklich zählt. Aber mehr möchte ich hierzu nicht verraten.

Alles in allem hatte ich ein paar extrem humorvolle, unterhaltsame und kurzweilige Lesestunden, auch wenn „Der Löwe büllt“ nicht ganz an Jauds „Klassiker“ „Hummeldumm“ heranreicht. Für Fans humorvoller Bücher á la Friedrich Kalpenstein oder Lars Simon eine absolute Leseempfehlung!

FAZIT:
Jaud erweist sich einmal mehr als Garant für schräge Vögel, skurrile Situationen und jede Menge Lacher. Unterhaltsame Lesestunden sind garantiert!