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gaby2707

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Insgesamt 2043 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2023
Busch, Ulrike

Der Deichgraf von Kampen


ausgezeichnet

Die Kripo Wattenmeer ermittelt wieder

Der selbsternannten Deichgrafen von Kampen auf Sylt ist tot. Bendik Budde liegt erschlagen im Teich der aus 12 Häusern bestehenden Wohnanlage „Luv und Lee“. Wer hatte solch einen Hass auf den ehemaligen nicht unumstrittenen Banker, dass er zugeschlagen hat? Oder war es eine der alleinstehenden Frauen der Anlage?
Für Kommissar Kuno Knudsen ist der Traum vom entspannten Urlaub mit seiner Frau Bente mit Ausflügen nach Föhr und auf die Halligen erst mal ausgeträumt. Also fährt Bente zu einer Freundin, die sie jetzt braucht und Kuno steigt in die Ermittlungen ein.

Wow, was für ein Verwirrspiel hat sich Autorin Ulrike Busch da wieder einfallen lassen. Ich konnte mir bis zum Ende fast alle Personen als Mörder vorstellen. Nur den richtigen musste ich mir vom Team der Kripo Wattenmeer präsentieren lassen. Es gibt nämlich einige Menschen, die den despotischen Bendik Budde nicht ausstehen konnten. Und auch mir wurde der Mann, je mehr ich über ihn erfahren habe, immer unsympathischer. Aber gleich umbringen? Daher tun sich die Kommissare Kuno Knudsen und Arne Zander mit den Ermittlungen auch nicht leicht. Und die ständigen Bewohner der exklusiven Wohnanlage im Kampener Norden mauern oder geben ihr Wissen immer nur scheibchenweise an die Ermittler weiter.
Auch dieser Fall ist in sich abgeschlossen und kann sehr gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Ulrike Busch stellt das Stammpersonal der Reihe zu Beginn des Buches kurz vor, was für Neueinsteiger bestimmt hilfreich ist. Ich persönlich genieße es, die Kommissare und ihr Umfeld seit Beginn der Ermittlungen immer besser kennenzulernen und ihre Entwicklung stetig mit zu verfolgen.

Ulrike Busch ist auch diesmal ein spannender Nordseekrimi mit interessanten Menschen und dem Flair der Insel Sylt gelungen. Ich habe mich auf Sylt wieder richtig wohl gefühlt und wurde sehr gut unterhalten. Besonders die Dialoge, die die Geschichte so lebendig machen, haben auch diesmal keine Langeweile aufkommen lassen. Ganz im Gegenteil.
Ich komme sehr gerne wieder und schaue der Kripo Wattenmeer bei ihren Recherchen über die Schulter.

Bewertung vom 02.10.2023
Blech, Jörg

Masterplan Gesundheit


sehr gut

Ein anderer Blick auf unseren Körper

Ganz wichtig im Vorhinein: es ist dem Autor ganz wichtig, dass wir Leser wissen, dass dieses Buch kein medizinischer Ratgeber sein soll. Vielmehr schildert der Autor hier seine persönlichen Erfahrungen, Ansichten und Erkenntnisse, von denen wir aber alle profitieren können.

In 13 Kapiteln, die in weitere Punkte untergliedert sind, geht der Autor näher auf die verschiedensten Themen ein.
In „Warum wir krank werden“ erfahre ich z.B. dass Brustkrebs in der Steinzeit seltener war, dass wir zum Laufen geboren sind und dass Zucker krank macht. Im 2. Kapitel geht es um Sitz- und Liegeschäden; 3. erfahre ich etwas über die verjüngende Macht der Muskeln; in Kapitel 4 wird mir vermittelt, wie ich meine Immunzellen fit mache; Kapitel 5 beschäftigt sich damit, warum Frauen länger leben und 6. finde ich heraus, wie ich meinen Rücken stärker mache. Über Knorpel bewegen – Knieschmerzen vermeiden, aktiv gegen den Krebs, das Herz schlägt sich gesund, Superhelden im Darm, Kompass für die Kilos, schnell im Kopf und heilen mit dem Geist komme ich zum Geheimnis der Gesundheit.
Nach jedem Kapitel gibt es ein Zwischenfazit und der Masterplan für ihre Gesundheit in acht einfachen Regeln fast die Erkenntnisse aus den vorangegangenen 286 Seiten geballt zusammen.
Vieles von dem, was ich hier gelesen habe, war mir schon bekannt. Was mich aber ganz besonders an dieses Buch gefesselt hat ist die Tatsache, dass ich verstehe, was mir der Autor hier sagen will. Das war leider bisher nicht bei jedem Buch oder bei jedem Artikel, das/den ich gelesen habe der Fall.

Den Geist jung halten und zwanzig Jahre länger leben, das möchte ich auch gerne. Mit diesem Buch gibt mir Medizinjournalist und Bestsellerautor Jörg Blech viele kleine Anregungen an die Hand, mit denen ich diesem Ziel vielleicht ein bisserl näher komme. Ich kenne jetzt die Bedürfnisse meines Körpers etwas besser und werde versuchen, sie ihm auch zu erfüllen. Vor allem ist es nie zu spät, damit anzufangen.

Ein tolles Buch von einem kompetenten Autor, das vielleicht einiges dazu beitragen kann, dass wir alle etwas gesünder länger leben können.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2023
Danz, Ella

Wintermondnacht


ausgezeichnet

Angermüllers emotionaler Fall

Der Lübecker Kommissar Georg Angermüller macht Weihnachtsurlaub in seiner oberfränkischen Heimat Niederengbach um mal wieder mit seiner Mutter und seinen Schwestern Marga und Lisbeth zu feiern. Am Abend des 2. Feiertages treffen sich seine Schulkameraden, Rico Wiedehold und seine Frau Marein, Simon Bauersachs und seine Ex Simone, Michi Reißenweber, Ottmar Fink, Christian Eckstein, Melanie, und Albert Bräcklein, wie jedes Jahr im Gasthof Greiner zum geselligen Beisammensein. Hier fließt viel Alkohol, die Stimmung wird immer ausgelassener bis Rico Wiedehold wieder mit seinen sexistischen Erlebnissen aus der Schulzeit prahlt. Und es geht mal wieder um die sogenannten Vollmondpartys von damals voller Alkohol- und Drogenexzesse, an die besonders die Frauen gar nicht gerne erinnert werden.
Am nächsten Morgen wird Ricos Leiche hinter dem Gasthof gefunden. Natürlich wird auch Angermüller als Zeuge vernommen. Seine Unterstützung in diesem Fall lehnt der als sehr unkooperativ bekannte Coburger Kommissar Bohnsack allerdings ab. Kaum in Lübeck zurück, bekommt Angermüller Besuch, den er so schnell nicht erwartet hatte. Und einen Anruf…

Gleich am Anfang frage ich mich, wer da wohl über die Vollmondnächte und die Erinnerungen daran, die Angst machen, sinniert. Und wie Mila Lao, die mit ihrem Mann Charly in Hongkong lebt, in diesen Fall hinein passen. Das habe ich dann beides beim Lesen schnell heraus finden können.
Für mich ist es das dritte mal, dass ich zusammen mit Kommissar Angermüller in einem Fall ermittle. Für ihn bereits der 12. Fall, der für ihn eigentlich kein Fall ist, bis Mila Laos Mann auftaucht und sie als vermisst meldet. Sie machen gerade Urlaub bei Charlys Verwandten in Travemünde, wo er ein Haus besitzt. Und jetzt stellt sich heraus, dass Mila zur gleichen Zeit in Niederengbach war wie Angermüller. Hat sie etwas mit Ricos Tod zu tun?
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da der Kommissar in Coburg seine Ergebnisse, die auch für die Recherchen in Lübeck interessant sein könnten, nur scheibchenweise heraus gibt. Mir ist dieser Kauz einfach nur unsympathisch. Angermüllers Kollegen Jansen und Frau Dr. Edelgard Knochenhauer dagegen mag ich sehr.
Überhaupt nimmt der Fall bzw. die Fälle, wenn man Milas Verschwinden zu Ricos Tod dazu nimmt, hier und da eine andere Wendung und ich wusste lange nicht, in welche Richtung mich die Auflösung führen würde. Als es dann klar war, konnte es auch fast nicht anders sein. Sie haben mich sehr gut an der Nase herum geführt, Frau Danz.
Es wird in der Geschichte sowohl in Franken als auch in Lübeck sehr viel gegessen und getrunken. Da finde ich die im Anhang eingefügten Rezepte, die zum Nachkochen einladen, richtig gut. Oma Angermüllers Mandelkuchen werde ich bald mal probieren.

Ein spannender und interessanter Fall, der mir auch außerhalb der Weihnachtszeit richtig gut gefallen hat.

Bewertung vom 27.09.2023
Scheler, Ulla

Acht Wölfe


ausgezeichnet

Einfach grandios

Acht junge Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, haben einen Abenteuerurlaub gebucht, der sie in den Wood-Buffalo-Nationalpark in Alberta, Kanada, führt um dort die unberührte Natur zu erleben und die Nordlichter zu sehen. So treffen am Flughafen, wo sie von ihrem Guide Nick in Empfang genommen werden, die Schwestern Kristina und Valentina, Ole und Alexander, alle aus Deutschland; Tonya aus Chicago, Alice und Peter aus Vancouver und Jacob aus Boston aufeinander. Sympathisch sind sie sich anfangs noch nicht. Auf ihrem Trip lernen sie Feuer machen, sich vor Bären zu schützen und Nick bringt ihnen bei, wie man Essbares findet. Sie treffen auf Bisons und die größten Kraniche der Welt. Als sie bemerken, dass Nick absolut nicht der ist, für den er sich ausgibt, dass er sogar gefährlich ist, schweben sie in allerhöchster Gefahr. Ohne Ausrüstung, ohne Orientierung und nur auf sich allein gestellt, versuchen sie der grünen Hölle und Nick mit seinen Kumpanen zu entkommen.

Aber es geht hier nicht primär um die Jagd auf die jungen Leute, sondern um deren Flucht, wie sie sich zusammenraufen müssen, zusammenhalten und sich gemeinsam durchschlagen. Wie aus 8 Individuen eine stabile, verlässliche Gruppe wird.
Für mich ist es das erste Buch, das ich von Autorin Ulla Scheler gelesen habe. Aber es wird ganz sicher nicht das letzte gewesen sein. Sie hat mich mit ihren vielschichtig angelegten Figuren, die mir anfangs alle nicht sonderlich sympathisch waren, sich aber nach und nach in eine für mich sehr positive Richtung entwickeln, sofort in den Bann der Geschichte gezogen. Da die einzelnen Abschnitte immer von einem anderen der Gruppe erzählt werden, komme ich sowohl der Geschichte in ihren verschiedenen Facetten als auch den Gedanken, Empfindungen und Gefühlen der jungen Leute sehr nahe. Dadurch lerne ich sie auch immer besser kennen und finde gerade den wachsenden Zusammenhalt sehr interessant und intensiv.
Das Setting, den Wood-Buffalo-Nationalpark in Kanada, finde ich einfach genial. Ich hatte Gänsehaut, wenn irgendwo ein Ast geknackt hat und konnte mir den Blick auf eine Bisonherde sehr gut vorstellen. Die Beschreibungen der Natur dort kommen so eindringlich und greifbar rüber, genau so wie die Angstgefühle und die Beklemmung der Gruppe. Genau so gut beschrieben finde ich auch die Zeit nach dem Dschungel, als die jungen Leute feststellen, dass sie nicht mehr in die Form ihres früheren Lebens passen. Die innere Zerrissenheit gerade von Tonya hat mir richtig weh getan.
Ich habe mit der Gruppe gefroren und der Winterkälte getrotzt, gehungert und mich vor manchem Getier geekelt, gebangt, gelitten und die Hoffnung nie aufgegeben. Aber auch mal geschmunzelt und mich mit ihnen gefreut. Sie sind mir in diesen 410 Seiten so richtig ans Herz gewachsen.

Eine Geschichte, die mich berührt hat, mit jungen Menschen, die eine tolle Wandlung hingelegt haben, mit einer atemberaubenden Kulisse von einer Autorin, deren Erzählstil ich einfach wunderbar finde.
„Acht Wölfe“ ist eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr.

Bewertung vom 25.09.2023
Micus, Andrea

Die kleine Finca am Mittelmeer 02. Orangenduft und das große Abenteuer


ausgezeichnet

Es müssen nicht immer die großen Abenteuer sein

Nachdem ihr Mann Paul sie für eine andere, jüngere Frau verlassen hat, nimmt Vera ihr Leben nach einem kurzen Tief wieder selbst in die Hand. Als sie dann auch noch ihren Job verliert, verkauft sie das gemeinsame Haus und erwirbt ein Wohnmobil. Sie hatte sich immer eine Tour im Wohnmobil gewünscht, aber der Alltag mit Pflichten statt Träumen kam immer dazwischen. Von Bamberg aus macht sie sich auf den Weg nach Andalusien – da will sie hin. Leider kommt sie vorerst nur bis Gandia Playa an der spanischen Küste zwischen Valencia und Alicante. Dort macht ihr Wohnmobil schlapp und sie ist froh, dass Ina, eine Frau in ihrem Alter, sie mit zu sich bzw. ihren Eltern in die Finca nimmt.
Zwischen Orangen und Oliven beginnt hier für sie hier das Abenteuer Leben und Liebe ganz neu.

„Orangenduft und das große Abenteuer“ ist der 2. Band aus der „Die kleine Finca am Mittelmeer"-Reihe. Obwohl ich Band 1 nicht kenne, hatte ich keine Probleme der Geschichte zu folgen.
Der Schreib- und Erzählstil von Andrea Micus ist so locker-leicht und bildhaft, dass sich mein Kopfkino nach den ersten Seiten schon eingeschaltet hat. Sie beschreibt die Gefühlswelt in der sich Vera bewegt sehr anschaulich und ich kann mich gut in sie hinein versetzen. Auch die anderen Menschen, die ich hier kennenlerne sind, bis auf ganz wenige Ausnahmen, so herzlich und zugewandt, dass ich gerne mit ihnen befreundet wäre. Ich habe mich so für Vera gefreut, dass sie gerade hier, inmitten einer so bezaubernden Landschaft und solch tollen Menschen, gestrandet ist. Und vor allem auch dem Abenteuer Liebe begegnet.
Ich hatte beim Lesen den Duft von Meersalz, Orangen, Jasmin und Bougainvillea in der Nase, den Geschmack von Paella und Rotwein auf der Zunge und das Rauschen des Meeres im Ohr. Die Umgebung in der sich Vera aufhält, beschreibt die Autorin so anschaulich, dass ich Fernweh bekomme und dort unbedingt mal hin möchte.
Am Ende der Geschichte bekomme ich noch drei Rezepte. Die Fideua, Paellapfanne nur mit Nudeln anstatt Reis, werde ich bestimmt mal ausprobieren.

Ein tolles Buch, das zeigt, dass man auch mit 50 noch mal neu durchstarten kann um das Leben in vollen Zügen zu genießen. Eine Wohlfühlgeschichte, die mir bezaubernde und unterhaltsame Lesestunden geschenkt hat. Ich komme bestimmt wieder zur kleinen Finca am Mittelmeer.

Bewertung vom 24.09.2023
Brill, Calista

Der geheime Garten


ausgezeichnet

„Es ist wie Magie“

„Der geheime Garten“ von Frances Hodgson Burnett aus dem Jahr 1911 ist ein echter Klassiker, der nun von Calista Brill überarbeitet und von Adelina Lirius mit wunderschönen Illustrationen ausgestattet neu aufgelegt wurde.

Als die kleine Mary Lennox bei dem großen, alten Misselthwaite Manor, ein Haus mit Hunderten von Zimmern, ankommt, ist es kalt und unwirtlich. Durch Gärtner Ben stößt sie auf ein Geheimnis. Und ein kleines Rotkehlchen wird ihr Freund. So langsam gewöhnt sich Mary an das triste Haus. Als der Frühling kommt findet sie im Garten einen Schlüssel, der sie durch eine Tür in einen verwilderten Garten bringt. Mit Hilfe von Dickson kümmert sie sich um diesen Garten und erfüllt ihn mit neuem Leben. Außerdem enthüllt sich ihr noch ein weiteres Geheimnis. Sie hatte ein Weinen gehört und findet nun den Sohn des Hauses, Colin, ein krankes, einsames, trauriges und wütendes Kind in einem Zimmer, das er nie verlässt. Zusammen mit Dickson nimmt sie ihn im Rollstuhl mit in ihren Garten. Hier wird Colin langsam stärker und fröhlicher und steht eines Tages aus dem Rollstuhl auf. Auch Mary hat sich durch den Garten und die neuen Freunde sehr verändert.

Ich kannte die Geschichte der kleinen Mary und ihrer neuen Freunde noch nicht. Es ist so schön mit zu erleben, wie aus dem traurigen Mädchen durch die Magie des Gartens und der Freundschaft zu einem Rotkehlchen ein fröhliches, aufgewecktes, ausgeglichenes Kind wird. Genau so wie Colin, dem es im Grunde genau so geht. Da sieht man mal wieder, was die Natur mit uns Menschen machen kann. Wie sie uns ins Leben zurück holt.
Hier und da hätte ich mir zwar etwas mehr Text gewünscht. Aber ich finde, die umfangreiche Geschichte in dieses Bilderbuch zu packen, ist der Autorin sehr gut gelungen.
Die wundervollen, teilweise ganzseitigen Illustrationen schaffen es mit ihrem Farbenspiel die Stimmungen und die Gefühle von Mary, die sich mit jeder Seite verändern, sehr gut zu transportieren. Es gibt auf jeder Seite so viel zu entdecken, dass es großen Spaß macht sich nur die Bilder anzuschauen.

Ein wundervolles, zauberhaftes Bilderbuch über Freundschaft, Hilfsbereitschaft und die Wunder, die die Natur aus sich hervorbringen kann, wenn man sich auf sie einlässt.
Ich finde es auf alle Fälle lesenswert.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2023
Niechzial, Saskia

Wilma Wolkenkopf


ausgezeichnet

Ein wundervolles Buch

Kennt ihr schon die kleine Wilma Wolkenkopf? Das Mädchen mit den Zippelzappel-Händen und den Sausegedanken im Kopf, das grünen Wackelpudding liebt und 1000 und mehr Fragen im Kopf hat?

Wilma ist ein kleines bisschen anders als andere Kinder. Vielleicht hat sie ADHS. Mit ihren Gedanken bleibt sie in den Wolken hängen, in der Schule vergisst sie ihren Rucksack auf dem Rücken, auf dem Schulweg entdeckt sie hinter jeder Ecke etwas neues, spannendes und sie möchte ganz viele Sachen gleichzeitig machen. Mit ihren Freunden Noa und Elif verbringt sie ihre Schulpausen und mit ihr wird es nie langweilig. Sie hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, setzt sich für andere ein und ist sofort zur Stelle, wenn ein anderes Kind geärgert wird. Immer verständnisvoll an ihrer Seite ihre Lehrerin Frau Kieferngrün.
Sie möchte aber auch genau so sein wie andere Kinder, aufmerksam, leise und ruhig. Dafür hat sie ihre Therapeutin Frau König, die ihre Stärken heraus bringt und ihr beibringt, dass sie so wie sie ist, genau richtig ist. Dazu ihr Papa, der alleinerziehend scheint, für den Wilma das Allerliebste ist.
Das Buch ist durch seine so ganz andere Haptik schon etwas besonderes. Die einzelnen Buchseiten sind auch nicht weiß, sondern in einem ganz zarten beige gehalten. Dazu die in Reimen erzählte Geschichte von Saskia Niechzial bei der die Kleinen ganz gebannt zuhören. Die aussagekräftigen, dezenten Bilder, die die Geschichte bereichern, kommen von Illustratorin Lara Hacker.
Am Ende des Buches gibt es noch Tipps für Eltern aus den Bereichen Mögliche Entwicklungsfelder; Stärken und Schwächen; Diagnostik; Therapiewege; Alltagshilfen; Lernhilfen (für die Hausaufgaben) und 4 Webseiten zum Thema ADHS, die man sich mal anschauen kann.

Eine wundervolle Geschichte über ein kleines Zippelzappel-Mädchen, das anderen Kindern, denen es ähnlich geht und deren Eltern Mut machen kann.

Bewertung vom 22.09.2023
Lassen, Svenja

Muschelträume / Küstenliebe Bd.1


ausgezeichnet

Die Liebe siegt

Nora Köhler, 29, packt gerade die letzten Kisten für den Umzug zu ihrem Freund Markus, der in München schon seine neue Arbeitsstelle angetreten hat, als er anruft und fragt, ob sie den Brief, den er ihr geschrieben hat, schon bekommen hat. Als sie den aus dem Briefkasten holt und öffnet, zieht es ihr den Boden unter den Füßen weg. Markus will eine Auszeit um herauszufinden, ob ihre Liebe für eine gemeinsame Zukunft noch ausreicht.
Nachdem sie sich beruhigt hat, beschließt Nora in dieser Liebespause mal wieder etwas für sich selbst zu tun und erinnert sich an die wunderschöne Zeit, die sie während ihrer Ausbildung an der Ostsee verbracht hat. Sie will den Gendarmenpfad dort oben abwandern. Hätte sie doch nur vorher ihre Wanderschuhe eingelaufen, die ihr schon nach der ersten Etappe einen Strich durch die Rechnung machen. In dem kleinen Gasthaus, wo sie übernachten wollte, trifft sie auf Bent, der sie zurück nach Flensburg mitnimmt. Wenn dieser attraktive Mann nur nicht so unsympathisch wäre.

In ihrer neuen Küstenliebe-Reihe nimmt mich Autorin Svenja Lassen, die ich mit diesem Buch erst kennenlerne, mit nach Flensburg, an die Ostsee und auf die idyllische Halbinsel Holnis. Hier gibt es so viele Momente, wo ich gedacht habe: Hach, da möchte ich auch mal hin. Mein Kopfkino hatte allein mit den Landschaftsbildern, die mir die Autorin in den Kopf pflanzt, sehr viel zu tun.
Auf der vorderen Coverinnenseite bekomme ich eine Skizze vom Norden Deutschlands, wo die Orte, die ich im Buch kennenlerne, eingezeichnet sind.

Nora hat sich mit ihrer natürlichen, sympathischen und auch mutigen Art sofort einen Platz in meinem Herzen erobert. Ich fand es toll, dass sie sich dem Schmerz, den der Brief verursacht hat, nicht hingegeben, sondern für sich positiv wenn auch sehr spontan gehandelt hat. Einen Menschen wie sie als Freundin an der Seite zu haben ist eine echte Bereicherung. Da kann ich auch ihre Freundin Janine verstehen, die den Umzug an die Ostsee zuerst gar nicht verdauen kann. Und Lara hat ihre Freundin nun ganz nah bei sich.
Ihr Freund Markus dagegen wurde mir in der kurzen Zeit des Kennenlernens immer unsympathischer. Egoistischer geht’s ja fast nicht. Und auch noch lügen...
Auch bei Bent hat es eine Zeit gedauert, bis ich hinter seine Fassade schauen durfte um zu erkennen, was sich hinter dem vorscheinlichen Lebemann verbirgt. Dass er ein „Geheimnis“ hütet, hatte ich mir schon gedacht. Aber er hat sich in meinem Herzen dann doch noch an die Seite von Nora gesellt.

Auch wenn mir sehr schnell klar war, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde, war ich durch den bildhaften Erzählstil von Svenja Lassen dauerhaft gefesselt. Sie greift hier nicht nur zu einer Liebesgeschichte sondern nimmt mich auch mit auf einen Selbstfindungstrip, stellt die Unabhängigkeit der Frau in den Fokus und stellt hintergründig Fragen zum Beziehungsstatus, die auch ich mir manchmal stelle. Aber alles so locker und leicht, dass es Spaß macht, sich sogar über solch eher ernste Themen Gedanken zu machen.
Was es mit dem Muschelträumen auf sich hat, erfährt man auch beim Lesen der Geschichte. Eine wunderschöne Idee.

Ein absolut gelungener Wohlfühlroman in einer traumhaft schönen Kulisse mit ganz viel Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft, der zwar zum Nachdenken anregt, mich vor allem sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 21.09.2023
Grauer, Sandra

Sommerküsse auf Fehmarn


sehr gut

Einfach nur schön

Evie Marie Sommer kann es fast nicht fassen – sie kennt die Antwort zur Millionenfrage, die Quizmaster Detlef Straub gerade gestellt hat. Und nun ist sie um 1.000.000,00 € reicher. Aber neben Glück ist auch Schatten. Nicht nur die Menschen in ihrer Umgebung im kleinen schwäbischen Ort Bad Buchau brauchen plötzlich alle etwas. Auch wissen alle ganz genau, wie sie ihr Geld am besten anlegt. Auch Wildfremde wenden sich mit Bettelbriefen an sie. Sie alle gehen ihr mit der Zeit mit ihren Wünschen und Ratschlägen so auf die Nerven. Also packt Evie schnell ein paar Sachen zusammen und macht sich auf den Weg zur 900km entfernten Ostseeinsel Fehmarn. Hier genießt sie die Ruhe und findet bald einen Lieblingsplatz – ein kleines Café am Strand. Der sehr attraktive Besitzer Alexander „Alex“ Petersen ist gerade etwas genervt und braucht dringend Unterstützung. Evie hat Zeit und vor allem Lust, sich in dem kleinen Café zwischen Meeschendorf und Burgtiefe einzubringen und auszuprobieren. Ist doch ihr großer Traum selbst ein eigenes kleines Café zu leiten. Und so beginnt für sie eine turbulente Zeit, ganz anders als sie es sich ausgemalt hatte.

Ich bin sehr schnell in dieser Liebesgeschichte mit einem kleinen Touch Fehmarnflair angekommen. Von der Insel hätte ich gerne mehr erfahren. So habe ich sie ohne große Eindrücke leider wieder verlassen müssen. Die Sommerküsse hätte es auch überall anderswo geben können. Das finde ich sehr schade.
Der Schreib- und Erzählstil von Autorin Sandra Grauer liest sich locker-leicht und nimmt mich sofort gefangen. Durch die vielen Bilder, die sie mir liefert, sprang mein Kopfkino sofort an und ich habe mich beim Lesen so richtig wohl und aufgehoben gefühlt. Natürlich habe ich auch immer gebangt, ob das mit dem kleinen Café mit dem sich Evie so viel Mühe macht, auch wirklich klappt.
Mit Alexander bin ich auch schnell zurecht gekommen, auch wenn er mir anfangs zu pessimistisch war. Man merkte ihm an, dass er das Café eigentlich gar nicht will. Was sich aber im Laufe der Geschichte ändert. Er muss froh sein, dass es Menschen wie Evie und seine Schwester Carmen gibt, die immer, wenn er sie braucht, einspringen und für ihn da sind.
Sehr gut gefallen mir die 18 Kapitelüberschriften, die als Quizfragen ausgelegt sind und deren Antwort ich am Ende des Buches finde.

Ein leichter, gut zu lesender Sommerroman mit einem Quäntchen Humor, ganz viel Liebe und einer kleinen Portion Spannung bei dem mir Fehmarn ein bisserl gefehlt hat.

Bewertung vom 21.09.2023
Lott, Sylvia

Goldene Zeiten im Inselsalon / Norderney-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Im Inselsalon von 1920 bis 1929

Ich war von den beiden Vorgängerbänden schon so begeistert. Und nun war ich mit dem 3. Band endlich wieder im Inselsalon auf der wunderschönen Insel Norderney und durch die kurze Rückblende ganz schnell mittendrin in der Geschichte.

Diesmal ist die Hauptperson um die sich das meiste dreht Friedas Tochter Lissy. Sie hat ihre Schulzeit beendet und beginnt eine Ausbildung zur Damenfriseurin im Inselsalon, die sie aber nicht befriedigt. Sie fühlt sich eingeengt, will frei und unabhängig sein, sie will nach Berlin. Und diesen Wunsch lässt sie nicht aus den Augen, bis sie ihn schließlich wahr werden lässt. Ihre Mutter Frieda allerdings kostet es große Überwindung ihre Tochter gehen zu lassen.
Um den Inselsalon nach dem Tod des Vaters und ihres Mannes weiterführen zu können, heiratet Frieda den Friseurmeister Paul Merkur aus Lüneburg. Ganz langsam entwickelt sich aus dieser anfänglichen distanzierten Beziehung mit Ehevertrag und festen Regeln eine Partnerschaft auf Augenhöhe und Liebe und Lissy bekommt einen kleinen Bruder – Benno.
Grete, Friedas beste Freundin, unterstützt ihren Mann Dr. Max Lubinius in seiner Arztpraxis, hütet die drei gemeinsamen Kinder und widmet sich wohltätigen Veranstaltungen auf der Insel. Und sie bekommt langsam wieder Kontakt zu ihrer Familie in Berlin.
Auch Friedas Eltern, ihr Bruder und Schwiegermutter Jakomina, die am Rhein ihren neuen Partner gefunden hat, spielen hier wieder eine Rolle und ich begleite sie mit ihren ganz persönlichen Lebensgeschichten weiter in dieser Geschichte.
Das Flair der Goldenen Zwanziger Jahre hat Autorin Sylvia Lott sehr gut recherchiert und eingefangen. Der Mord an Walther Rathenau, der 1923 die Hyperinflation nach sich zog; die Währungsreform; die Lebenslust der Goldenen Zwanziger; der Börsencrash 1929; der Beginn der Weltwirtschaftskrise und weitere historische Begebenheiten bindet sie geschickt in die Geschichte mit ein. Auch die Entwicklungen auf der Insel und im Inselsalon mit neuen Frisuren, neuen Gerätschaften und neuen Techniken fließen gekonnt hier ein. So entsteht ein gelungenes Gesamtbild sowohl der politischen als auch der gesellschaftlichen Entwicklung über dieses Jahrzehnt.
Ich habe auch diesmal wieder mit den Familien Fisser, Merkur und Lubinius gelacht, gelitten, gebangt und gehofft und mich mit ihnen gefreut. Ich habe mich dank der ausgefeilten und bildhaften Beschreibungen der Autorin so gut in die Gedanken und Gefühle der Menschen hinein versetzen können. Ich fühle mich schon wie zuhause im Inselsalon und auf Norderney.
Zum Schluss bekomme ich noch das Rezept von Friedas Mandelkeksen, die bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung eine ganz besondere Rolle spielen und die Lissy in Berlin aus manch einem Tief heraus holen.
Auf den vorderen und hinteren Cover-Innenseiten bekomme ich eine Karte von Norderney und Bilder der Goldenen Zwanziger, was das Buch so richtig abrundet.

Ein wunderbares 3. Buch der Norderney-Saga über Freundschaft und Liebe, Glück und Verzicht, mit authentischen Menschen, einem tollen Nordsee- und Inselflair und einer Wohlfühlgeschichte, die einfach fesselt und berührt.
Ich freue mich jetzt schon sehr auf Band 4 der Norderney-Saga „Neue Träume im Inselsalon“.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.