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chuckipop
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Insgesamt 318 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2024
Ventura, Maud

Mein Mann


ausgezeichnet

Gefangen im eigenen Glück - kontrovers, toxisch und intensiv!

"Mein Mann" von Maud Ventura ist als gebundenes Buch mit Schutzumschlag bei Hoffmann und Campe erschienen und hat 282 Seiten.

Es geht hier um ein Ehepaar mit zwei Kindern, einer regelrechten Bilderbuchfamilie, beide Eheleute gehen einer geregelten Arbeit nach, die Kinder sind wohlerzogen und haben allerlei positive Eigenschaften, das Familienhaus befindet sich in einer guten Wohngegend.
Die Frau müsste die glücklichste Mensch auf der Welt sein, denn ihr Leben ist einfach perfekt und es ist sicher, dass ihr Mann sie liebt, wenn auch vermutlich nicht mit derselben, in meinen Augen schon krankhaften, Intensität, mit der sie ihn liebt. Und doch ist sie unglücklich und wird von ständigen Ängsten gequält - dass er sie nicht mehr lieben könnte, dass er fremdgeht und dergleichen mehr. Und dann vergleicht er sie beim Essen mit Freunden auch noch mit einer Clementine...

Die Protagonistin ist vollkommen gefangen in ihrem Streben nach Vollkommenheit und Perfektion, spielt ununterbrochen die eine oder andere Rolle und niemand kennt sie wirklich. Ob sie selbst noch weiß, wer sie eigentlich ist?
Sie will, nein sie muss alles wissen, was ihr Mann macht, kontrolliert ihn ständig - dabei hat sie selbst eine unbekannte Vergangenheit und nimmt sich Dinge heraus, die ihr Mann niemals tun dürfte - und das unter dem Deckmantel, es wirke sich positiv auf die Beziehung aus...
Ihre Maßstäbe für Perfektion bezieht sie aus Zeitschriften, von anderen Müttern, Suchmaschinen, Cocktailparties usw. - abstrus...

Bezeichnenderweise werden die Namen der Familie im gesamten Buch nicht genannt (lediglich die Nebenfiguren wie Freunde und Arbeitskollegen werden individuell benannt) - aber wohl nicht, weil es sich um jede durchschnittliche Familie handeln könnte - zumindest ich finde die obsessiven Gedanken und die manipulative, skurrile Verhaltensweise der Ehefrau alles Andere als normal...

Ich muss sagen, dass selten ein Buch auf mich dermaßen kontrovers gewirkt hat - ich habe unglaublich oft den Kopf geschüttelt über die Protagonistin und mir Notizen zu ihren seltsamen Empfindungen und Gedanken gemacht, zugleich hatte dieser Roman auf mich eine unglaubliche Sogwirkung und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht, wann der große Knall kommt, ob mich der Plot überraschen kann - und ja, das hat er dann am Ende definitiv!

Die Autorin hat einen mitreißenden, detaillierten Schreibstil und hat ihre abstrus agierenden Hauptpersonen dermaßen seltsam, fast schon krankhaft anders, konstruiert, dass zumindest ich unabdinglich gebannt war, von der ersten bis zur letzten Seite.
Dies ist meiner Meinung nach ein Roman, den man entweder liebt oder hasst - also unbedingt lesen und es selbst herausfinden :)

Bewertung vom 11.09.2024
Eckert, Horst

Nacht der Verräter


ausgezeichnet

Brisant, hervorragend recherchiert und ungemein authentisch!

"Nacht der Verräter" von Horst Eckert ist als Taschenbuch mit 400 Seiten bei Heyne erschienen.

Es handelt sich hier um einen eigenständigen Thriller des Autors, der sich um den Polizisten Max Bauer dreht und in Düsseldorf beheimatet ist. Bauer ist nach einem traumatischen, tragischen Vorfall bei einer Wohnungsüberprüfung gerade wieder in den Dienst zurückgekehrt. Vor einigen Monaten hat er Julia geheiratet und ist glücklich mit ihr und ihrer Tochter Emilia, die für ihn von Anfang an wie eine eigene Tochter war. Über Julias Vergangenheit weiß er nichts, denn darüber schweigt sie sich komplett aus - was Max akzeptiert, da er aus eigener Erfahrung weiß, wie einen manche Ereignisse komplett aus der Bahn werfen können...

Eines Tages ist die kleine Familie zu Gast auf der Geburtstagsfeier seines Bruders Robert, und plötzlich ist Julia weg. Spurlos verschwunden. Und dann wird Max auch noch von der Kripo verdächtigt, in Drogengeschäfte verwickelt zu sein. Um seine Unschuld zu beweisen, soll er seine Brüder und seinen Onkel bespitzeln, deren Geschäft Music-Point getarnter Dreh- und Angelpunkt des illegalen Kokainhandels zu sein scheint.

Horst Eckert hat hier - wieder einmal - einen brillianten, clever durchdachten und top recherchierten (hier merkt man definitiv deutlich den Journalisten:) Krimi geschrieben, der ausgesprochen rasant und ungemein authentisch daherkommt.

Max Bauer ist kein strahlender Held oder klassischer Sympathieträger, sondern an sich ein offener, geradliniger Typ, der ganz unverhofft und ohne eigenes Zutun in eine riesige Bredouille geraten ist. Das macht ihn in meinen Augen glaubwürdig und überzeugend - allerdings nicht unbedingt beliebt, denn sein moralisches Verhalten im Verlauf der Story, insbesondere im Privatleben, finde ich ausgesprochen fragwürdig.... Zu allem Überfluß ist Max ständig hin- und hergerissen und steht total neben sich, so daß es ihm sehr schwerfällt, eine Entscheidung zu treffen, geschweige denn das Richtige zu tun. Und was ist überhaupt das Richtige? Wem kann Max noch trauen?

Seine Familie steigt ganz ins Drogenmilieu ein und will neben den ganz Großen bestehen, aber ist das nicht ein bißchen naiv? Sich mit der Mocro anzulegen, könnte sich zu einem Himmelfahrtskommando auswachsen...

Das Tempo des Plots ist rasant, die Thematik brisant und hochaktuell, die Kapitel kurz, knackig und mit häufigen Wechseln und ständigen kleinen Cillffhangern. Der Spannungsbogen ist somit von Beginn an hoch und steigert sich permanent.

Mein einziger Kritikpunkt am Buch (der allerdings an den Verlag geht und nicht an Autor oder Inhalt): Die Schrift ist sehr groß und die Seitenränder groß. Ich denke, man hätte hier , wenn man den Druck anders gesetzt hätte, so einige Seiten sparen können.

Ein großartiger Thriller , der bestens unterhält und den ich wärmstens empfehlen kann!

Bewertung vom 10.09.2024
Stoltz, Nikolas

Todeskalt / Löwenstein & Berger Bd.2


sehr gut

Ein brisanter Fall, eine Mauer des Schweigens und eine mysteriöse Legende...

"Todeskalt" von Nikolas Stoltz ist als Taschenbuch mit 384 Seiten bei Lübbe erschienen.
Es handelt sich hier um Band 2 der "Löwenstein & Berger - Thriller", der aber problemlos eigenständig gelesen werden kann, da es sich um einen abgeschlossenen Fall handelt.

Der mysteriöse telefonische Hilferuf einer alten Freundin führt die Kriminalpsychologin Caro Löwenstein in ein kleines, abgeschiedenes Dorf im Taunus. Die winterlichen Temperaturen sind eisig, die Straßen wegen Schnees nahezu unpassierbar. In Oberweildorf angekommen, kann Caro ihre Freundin Melanie an der alten Burgruine nirgends finden, stattdessen stößt sie auf eine erhängte Frauenleiche und bemerkt am Fuße der Burg eine dunkle Gestalt, in einen Umhang gehüllt mit verborgenem Gesicht.
Nun ruft Caro doch Kommissar Simon Berger an, damit ihr der Kollege vor Ort zur Seite stehen kann.

Und das ist auch gut so, denn in Oberweildorf stoßen Löwenstein und Berger auf eine inkompetente und ablehnende örtliche Polizei, eine zweifelhafte Bürgerwehr, eine Mauer des Schweigens und unendlich viel Aberglauben - oder ist doch etwas dran an den Gerüchten?! Es wird jedenfalls recht brisant für Caro und sie gerät in höchste Gefahr.

Nicolas Stoltz hat einen eingängigen, flüssigen Schreibstil, der ausgesprochen unterhaltsam und mega spannend ist.
Das Setting ist klasse und es gelingt dem Autor, eine düstere und geheimnisvolle Atmosphäre zu erzeugen, die mich ganz in ihren Bann ziehen und permanent in Atem halten konnte.
Auch die sich langsam entwickelnden Nebenhandlungen erwiesen sich als bedeutsam und nach zahlreichen Wendungen und rasanten Twists sorgte das Finale bei mir für Überraschung.

Recht weit abweichend von der Realität ist allerdings erneut, dass die Ermittler recht impulsiv spontane Alleingänge unternehmen - statt gemeinsam an einer Aufklärung des Falls zu arbeiten, sind sie jeder für sich in eigener Mission unterwegs und begeben sich leichtsinnig ins Ungewisse.

Dieser zweite Band der Reihe hat mir wesentlich besser gefallen als Band 1, die Charaktere haben sich positiv entwickelt, es war deutlich packender und vor Allem schlüssiger und konnte mich somit überzeugen. Auch Darlinger, der Dritte im Ermittlerteam, ist eine sympathische und engagierte Figur, über die ich gern mehr lesen würde.

Jetzt freue ich mich auf den dritten Teil um das Ermittlerteam Löwenstein & Berger, der es ganz sicher wieder in sich haben wird!

Bewertung vom 04.09.2024
Harrow, Alix E.

Starling House


ausgezeichnet

Großartige Urban Fantasy, fesselnd & magisch...

"Starling House" von Alix E. Harrow ist als Paperback mit 480 Seiten bei Goldmann erschienen.
Das wunderschöne Cover und der tolle Farbschnitt haben es mir gleich angetan, und der Inhalt hat mich direkt in seinen Bann gezogen und absolut begeistert.

Opal und ihr kleiner Bruder Jasper sind Waisen und leben zusammen in einem Motelzimmer. Opal nimmt Aushilfs- und Gelegenheitsjobs an, begeht auch mal kleine Gaunereien, um ihren Bruder und sich durchzubringen.
Fasziniert ist Opal von Starling House, einem verwunschenen Anwesen am Rande der Kleinstadt, in der sie lebt, das sich einst im Besitz ihrer Lieblingsautorin befand.
Opal sehnt sich regelrecht nach Starling House, und eines Tages lernt sie Arthur Staring, den Erben des Hauses, kennen und er gibt ihr einen Job.
Und obwohl in der Stadt die wildesten Geschichten über das Haus und seine unheimlichen Ungeheuer kursieren, stürztz sich Opal ins Abenteuer...

Alix E. Harrow hat eine ganz besondere Art des Schreibens, die mich tief in ihren Bann gezogen hat. Die mysteriöse, etwas düstere Atmosphäre von Starling House kommt perfekt herüber und alles ist so lebendig und detailliert geschildert, dass ich fast dabei zu sein glaubte...

Besonders toll finde ich, dass die Autorin ihre Protagonisten nicht als schön und perfekt erschaffen hat, sondern mit Ecken, Kanten, Makeln und ganz persönlichen Macken - das macht sie glaubwürdig, absolut authentisch und bewirkt, dass ich die ganze Zeit mitgefiebert habe.

Der Plot hat sein ganz eigenes Tempo, ist bisweilen etwas beschaulich, so können die Ereignisse sich wunderbar entwickeln und bekommen eine sogartige Tiefe.

Eine Urban Fantasy - Geschichte, die mich absolut begeistert hat. Ein echtes Lese-Highlight!

Bewertung vom 19.08.2024
Buck, Vera

Das Baumhaus (MP3-Download)


ausgezeichnet

Solide, nicht ganz überzeugende Unterhaltung - top gesprochen!

"Das Baumhaus. Sie suchten die Idylle. Sie fanden einen Albtraum." von Vera Buck ist als ungekürztes Hörbuch mit einer Laufzeit von 11 Stunden, 42 Minuten beim Argon Verlag erschienen und wird gesprochen von Saskia Haisch, Leonie Landa, Laura Maire, Christiane Marx und Oliver Rohrbeck.

Nora, Henrik und ihr Sohn Fynn machen Urlaub in Schweden, in dem Ferienhaus, in dem Henrik schon als Kind seine Ferien verbringen durfte.
Henrik ist Kinderbuchautor mit einem Hang zum Düsteren, das Ferienhaus sehr in die Jahre gekommen und etwas verfallen, so bekommt die Atmossphäre etwas leicht Bedrohliches. Und als dann Fynn beim spielen mit Henrik im Wald verschwindet, ist es das Grauen, aus dem es hoffentlich kein böses Erwachen geben wird...

Weil ich "Wolfskinder" großartig fand, habe ich mich auf "Das Baumhaus" gefreut, aber ich muss sagen, dass es für mich leider kein Highlight war.
Nicht besonders spannend, teilweise recht wirr und nicht komplett überzeugend wirkte der Plot auf mich, leider.
Auch die Charaktere, in ihrer Anzahl überschaubar, waren mir allesamt nicht sonderlich sympathisch und so habe ich auch nicht wirklich mit den Eltern darum gebangt, ob Fynn heile zurückkehren würde...Die besondere Gabe der Ermittlerin Rosa hat mir gut gefallen, die Person als solche fand ich eher seltsam.

Insgesamt kurzweilige, gute Unterhaltung, die vor allen Dingen genial gesprochen und somit sehr lebendig wird - von mir gibt es 4 von 5 Sternen, 3 für den Plot und 1 für die top Leistung der Sprecher..

#DasBaumhaus #NetGalleyDE! #DankeNetGalleyDE!

Bewertung vom 19.08.2024
French, Tana

Feuerjagd


ausgezeichnet

Prägnant, perfide, atmosphärisch - ein großartiger Spannungsroman!

"Feuerjagd" von Tina French ist als Hardcover mit Schutzumschlag bei Fischer erschienen und umfasst 528 Seiten.
Es handelt sich um den zweiten Band der Reihe um den Chicagoer Ex-Cop Cal Cooper, der sich in dem kleinen (fiktiven) westirischen Dörfchen Ardnakelty niedergelassen hat.

Der Roman ist in sich abgeschlossen und eigenständig lesbar, aber um gut hineinzukommen, schadet es nicht, "Der Sucher" zuvor gelesen zu haben.
Zwischen Cal und der 15-jährigen, verschlossenen Trey hat sich eine recht stabile Vater-Tochter-ähnliche Beziehung entwickelt, die beiden restaurieren zusammen alte Möbel, Trey verbringt so viel Zeit wie möglich bei Cal und auch mit Cals Freundin Lena Dune versteht sie sich richtig gut. Und dann taucht eines Tages, nach jahrelanger Abwesenheit, Treys Vater Johnny plötzlich zusammen mit dem smarten Engländer Rushborough wieder in Ardnakelty auf - ein echter Hallodri, der einen perfiden Plan ersonnen hat, das Vermögen der Dorfbewohner zu ergaunern - aber auch Trey hat einen Plan, denn sie will Rache...

Tana French hat eine einzigartige Atmosphäre erschaffen, beschreibt vor allem ihre Charaktere und die typische, dörfliche Struktur unter dem Würgegriff der Hitze sehr prägnant und mir prickelte beim Lesen permanent die Kopfhaut in Erwartung des großen Knalls.
Die Lage entwickelt sich stetig und spitzt sich ganz langsam zu, der Spannungsbogen wird allmählich höher und höher und nach einigen Wendungen, die mich teilweise auch zum Schmunzeln gebracht haben dank ihrer heimtückischen Cleverness, überrascht das Ende dann sehr...

Die Dorfgemeinschaft ist eingeschworen und klischeehaft, aber auch recht leicht zu beeinflussen. Zwischendurch habe ich mich gefragt, wer da wen übertölpelt und wie das Ganze enden soll.
Beeindruckend und ausgesprochen facettenreich erschaffen sind die Einwohner von Ardnakelty , neben den Hauptfiguren Trey, Cal, Johnny und Lena haben mir die "Klatschzentrale" Mrs. Duggan und Mart am Besten gefallen.

Ein sich eher langsam entwickelnder, wirklich spannender Roman mit thrillerhaften Zügen, der besonders durch die einzigartigen, oft kauzigen Charaktere und die Schilderungen des dörflichen Milieus besticht - ganz groß!

Bewertung vom 16.08.2024
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1


ausgezeichnet

Die Buks muss man einfach lieben! Wir sind total begeistert...

"Die magische Bibliothek der Buks 1: Das Verrückte Orakel" von Nina George und Jens J. Kramer ist bei Planet! (Thienemann Esslinger) erschienen und wurde wundervoll illustriert von Hauke Kock. Im Hardcover-Gewand und auf 384 Seiten können Leserinnen und Leser ab 10 Jahren mit den vier Freunden aufregende und rasante Abenteuer erleben und sich in die fantastische Welt der Buk-Familie entführen lassen!

Die Bleichkrankheit geht um in der Bibliothek, und die Buks, ihres Zeichens Buchschutzgeister, müssen diese unbedingt stoppen, denn in der Welt der Menschen sind Bücher verboten - doch was tun? Das Verrückte Orakel prophezeit den Buks fünf Kinder, die ihnen helfen und die Bücher retten werden - und tatsächlich finden kurze Zeit später die Zwillinge Nola und Finn mit ihren Freunden Mira und Thommy den Weg zu den Buks in die alte Villa...

Puh, wie furchtbar, eine Welt, in der Bücher als gefährlich gelten, selbständiges Denken verpönt ist, der Schulunterricht nur noch über Tablets und Hologramme stattfindet und die Handys mit einer Überwachungsapp ausgestattet sind. Dort leben Nola, Mira, Finn und Thommy. Eines Tages, nach dem Orkan, der laut den Medien gar nicht stattfand, ist ein Baum umgestürzt und so fällt den Kindern eine Mauer auf und sie fragen sich, was wohl dahinter sein mag. So beginnt das magische, fantasievolle Abenteuer und die Begegnung mit Rebella, Queen Buk, Attila, Oooht Kwisin, Schlemmer, Schönaaufpassa, Alice, Sherlocko, Romantika und wie die Buks alle heißen...Die Buchschutzgeister mit ihren großen, leuchtenden Augen, die alles, was sie benötigen, aus ihren Büchern herausholen können, sind wahrlich faszinierend. Aber auch die Kinder haben, vor allem in den Augen der Buks, ganz Vieles, das sich zu entdecken lohnt!

Wir (Meine Nichte, mein Mann und ich) waren sofort mittendrin im Geschehen, das uns durch den unglaublich bildhaften, detaillierten Schreibstil und die zauberhaften, liebevoll erschaffenen, facettenreichen Figuren sofort ganz in seinen Bann gezogen hat.
So kreativ und individuell ist dieses Buch, dass wir es am Liebsten gehabt hätten, es wäre ewig weitergegangen.
Aber Alles hat einmal ein Ende, und dieses war sogar besonders fies, denn ein dicker Cliffhanger macht soooo wahnsinnig neugierig auf Teil 2 der Dilogie, dass wir jetzt schon ganz aufgeregt sind.

Eine wundervolle, absolut empfehlenswerte Geschichte voller Magie und Humor über Bücher, Neugier, Freundschaft, Zusammenhalt und vieles mehr.

Bewertung vom 05.08.2024
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


sehr gut

Wenn man das eigene Kind verliert - traurig, gefühlvoll, bewegend!

"Mein drittes Leben" von Daniela Krien ist als gebundene Ausgabe bei Diogenes erschienen und umfasst 304 Seiten.

Es geht um das Ehepaar Linda und Richard, deren Tochter gestorben ist und die beide auf ganz unterschiedliche Weise mit ihrer Trauer umgehen. Während Richard sich allmählich wieder in eine normales Leben zurückkämpft, kommt Linda mit dem Verlust überhaupt nicht zurecht und findet schließlich einen alternativen Weg, weiterzumachen - aber was macht das mit ihrer Ehe?!
Zudem ist Linda zwischendurch einer schweren Krankheit ausgesetzt, die sie bekämpfen muss, und kann die Ungerechtigkeit darüber, wer sterben muss und wer nicht gehen darf, einfach nicht begreifen.

Daniela Krien war mir bisher unbekannt und das ist schade, denn ich bin wirklich fasziniert von ihrem Schreibstil, der Feinfühligkeit und Tiefe ihrer Erzählung und wie sie es geschafft hat, mich ganz tief in das Geschehen hineinzuziehen, mit Linda zu leiden und zu trauern. Eine unvorstellbare Situation, die sicherlich eine der schlimmsten ist, die Eltern erleben können.

Nichtsdestotrotz gibt es auch Hoffnung und schöne Momente, und einerseits ist das Wortbuilding ganz leicht, die Story dahinter gagegen schwere Kost, die emotional unheimlich aufwühlt und dann noch lange nachhallt.

Ein beeindruckender Roman, der mich sehr bewegt hat und den ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 26.07.2024
Ehlers, Jürgen

Die nackte Kuh (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Die nackte Kuh - ein unterhaltsames Experiment, das sehr nachdenklich stimmt…!

Jürgen Ehlers hat für sein Buch "Die nackte Kuh" mit Hilfe der Computerprogramme Chat GPT und Bing Image Creator Bilder erzeugt, die die Grundlage des Buches bilden. Die Ki hat nach den Vorgaben des Autors die Bilder ausgeworfen, die Jürgen Ehlers dann so abgebildet hat, ohne sie nachzubearbeiten.

Der Autor hat sich große Ereignisse und berühmte Kunstwerke & Literatur aus der Geschichte der Menschheit vorgenommen und geschaut, was die KI damit anstellt.

Das Brandenburger Tor als Hüpfburg, eine Eiszeit in Hamburg , Krokodile, die nur spielen wollen - nichts ist unmöglich!

Die nackte Kuh Anna, die auch das Titelbild ziert, ist das beste Beispiel : Die KI duldet keine Nacktheit, auch nicht bei Kühen, und verpasst ihnen Klamotten - so absurd das auch erscheinen mag.
Der Eisverkäufer im brennenden Pompej drückt den heutigen Zeitgeist perfekt aus - alles muss so weitergehen wie bisher. Und wenn man Glück hat, merkt niemand, dass es eben nicht so ist…
Das Bild des amerikanischen Bürgerkriegs, in dem die Soldaten über und über mit Heuschrecken bedeckt sind, hat mich zum Lachen gebracht - niemand der Betroffenen scheint auch nur im Geringsten irritiert.

Wirklich interessant: KI hat moralische Bedenken gegenüber Nacktheit , Gewalt oder Personen, aber schert sich nicht um die Korrektheit örtlicher Gegebenheiten o.ä. Und die KI bestimmt, was geht und was zu gefährlich, brisant oder heikel ist - nicht der Nutzer!

Auf 76 Seiten beleuchtet Jürgen Ehlers so das "Hilfsmittel" Künstliche Intelligenz von allen möglichen Blickwinkeln aus.

Beeindruckend ideenreich, ironisch und spitzfindig und gerade darum einerseits zum Schmunzeln, andererseits erstaunlich erschreckend die Kreationen der KI und die von menschlichem Gehirn erdachten Texte dazu.

Vom Umfang her schlank, durch die Anzahl der Bilder fast schon ein Comic, nichtsdestotrotz ein Buch, das ich voller Faszination viele Male in der Hand hatte…

Bewertung vom 23.07.2024
Glas, Vanessa

Maybrick und die Toten vom East End


sehr gut

Atmosphärischer, kurzweiliger Plot mit Luft nach oben!

"Maybrick und die Toten vom East End" von Vanessa Glas ist als Taschenbuch mit 528 Seiten beim Verlag between pages by piper erschienen.

Joseph Maybrick ermittelt in London um 1910 als Inspektor der Division H in Fällen grausamer Kindermorde. Maybrick betrachtet die Slums, in denen er aufgewachsen ist und die andere als Hölle bezeichnen, als seine Heimat, was schon sehr bezeichnend ist!

So erzeugt die Autorin eine düstere, bedrückende Atmosphäre des viktorianischen London, das ziemlich authentisch herüberkommt und besonders für Fans von Peaky Blinders (wenngleich diese erst ca. 10 Jahre danach starten) ein Muss ist.
Maybrick und der Arzt Dave Roberts ermitteln gemeinsam und dadurch, dass die Ereignisse sehr bildhaft und ausführlich geschildert werden, ist der Spannungsbogen nicht permanent so furchtbar hoch, was für mich allerdings vollkommen in Ordnung war, zumal mich stattdessen die Stimmung zu überzeugen vermochte, denn ichfühlte mich durchaus hineinversetzt in die Hölle des historischen London.

Die Charaktere sind interessant und facettenreich, hätten aber insgesamt gern noch detaillierter und ausgereifter sein können.
Und was ich leider nicht sonderlich authentisch fand, war stellenweise die Ausdrucksweise - da hat sich Vanessa Glas des Öfteren modernerer Begrifflichkeiten bedient.

Insgesamt ein unterhaltsamer, kurzweiliger Krimi, den ich gern weiterempfehle.