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Benutzername: 
chuckipop
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Bünde

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Insgesamt 282 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2023
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


sehr gut

Wahre Begebenheiten, spannend wie ein Spionagethriller!

"Der Spion und der Verräter.Die spektakulärste Geheimdienstgeschichte des Kalten Krieges" von Ben Macintyre ist beim Insel Verlag als Sachbuch erschienen und umfasst 380 Seiten.

Der Autor erzählt hier die Geschichte des sowjetischen Geheimagenten im Kalten Krieg, Oleg Gordijewski, der später zum Doppelagenten wurde.
Es wird ein ausgesprochen spannender Einblick gewährt hinter die Kulissen der unterschiedlichen Geheimdienste, und die Methoden und Vorgehensweisen haben mich häufig weit mehr als verblüfft - ich war regelrecht sprachlos und total gefesselt...
Bewundernswert, dass es Menschen gibt, die sich als Doppelagenten verdingen - es wäre mir definitiv zu viel Nervenkitzel, permanent auffliegen zu können. Und insbesondere beim KGB stelle ich mir das äußerst fatal vor!

Die Strukturierung des Buches in 3 Teile sowie die Fotos haben mir ebenfalls ausgesprochen gut gefallen. Dadurch werden die geschilderten Geschehnisse und Personen noch lebendiger - allerdings sind die Bilder in der Mitte des Buches angeordnet und die Texte zu den Bildern greifen den Ereignissen so teilweise vor - wer sich also nicht spoilern lassen möchte, sollte sich das erst nach Beenden der Lektüre ansehen.
Anfangs war ich fast etwas überfordert mit der Fülle an Informationen und Personen und musste mich etwas "reinfuchsen", war dann aber wirklich gebannt von den Vorgängen und letzendlich von Gordijewskis Flucht, die wie der packende Showdown eines fesselnden Thrillers auf mich wirkte...

Ein wirklich spannendes Buch für Menschen, die sich für Einblicke in die Zeiten des Kalten Krieges interessieren und tiefer in die Materie der Spionage eintauchen möchten - sehr empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2023
Der Achte Tag
Salerni, Dianne K.

Der Achte Tag


ausgezeichnet

Magisch, spannend, mitreißend - ein toller Trilogie-Auftakt !

"Der Achte Tag" von Dianne K. Salerni ist als Hardcover mit 324 Seiten beim foliant Verlag erschienen. Der Einband ist wunderschön geprägt und nicht nur optisch, sondern auch haptisch ein Highlight, und ein Lesebändchen ist ebenfalls enthalten.
Dieser Band bildet den Auftakt einer Trilogie und ist für ein Lesealter ab 11 Jahren empfohlen - eignet sich aber ebenso Bestens für erwachsene Fantasyfans :)

Zum Inhalt: Nachdem Jax´ Vater verstorben ist, wächst der Junge bei Riley auf, einem 18-Jährigen, der sich schon mehr schlecht als recht um sich selbst kümmert und der für Jax ein Fremder ist, der lediglich seinen Vater kannte...
Nachdem Jax einige Monate später, einen Tag nach seinem 13. Geburtstag, in einer Welt ohne Menschen aufgewacht ist und an seiner geistigen Gesundheit zweifelt, erfährt er, nachdem sich das in der folgenden Woche wiederholt, von Riley, dass er gerade den Achten Tag erlebt hat - einen Tag zwischen Mittwoch und Donnerstag, den nur die wenigsten Menschen erleben können.
Und dann gibt es noch Jene, die nur an diesem Tag leben - so wie Evangeline, die sich im Nachbarhaus versteckt hält, denn sie ist eine Nachfahrin des mächtigen Zauberers Merlin und es gibt Menschen, die ihre Fähigkeiten für ihre (bösen) Zwecke nutzen wollen. Es wird turbulent und spannend...!

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gefallen und mich unmittelbar mitgenommen in diese Welt, in der es diesen besonderen zusätzlichen Tag gibt.
Alles beginnt relativ gemächlich mit der Einführung in Jax Welt und dem Kennenlernen der Protagonisten, aber dann nimmt das Geschehen ordentlich Fahrt auf und wird sehr abenteuerlich und wer noch nicht ganz ins Geschehen abgetaucht war, wird sicherlich spätestens jetzt komplett gefesselt!

Die Kombination aus moderner magischer Fantasy und einer alten bekannten Sage hat mir ausgesprochen gut gefallen, das ist (endlich) mal wieder etwas Neues und es hat mir viel Spaß gemacht, alles zu entdecken und mitzuerleben.
Mit den liebevoll erschaffenen, facettenreichen Charakteren habe ich komplett mitgefiebert und schnell meine Sympathien und auch Abneigungen gebildet.

Natürlich bleiben am Ende einige Fragen offen, schließlich handelt es sich hier ja um eine Trilogie. Aber Diane K. Salerni lässt ihre Leserschaft nicht mit einem fiesen Cliffhanger komplett in der Luft hängen, sondern klärt durchaus das Wichtigste auf und hat zumindest mich vollkommen zufrieden und voller orfreude auf Band 2 zurückgelassen.

Seien wir mal ehrlich - einen zusätzlichen Tag, mehr Zeit, das haben wir uns doch alle schon mal gewünscht. Aber ich bin sicher, so magisch, abenteuerlich und abgefahren hat sich das bislang niemand vorgestellt - einfach großartig und absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 27.10.2023
Das Vogelmädchen von London
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London


sehr gut

Phantastische Elemente im historischen London - vielversprechendes Setting vor grandiosem Hintergrund!

"Das Vogelmädchen von London" von Mat Osman ist als Hardcover mit Schutzumschlag bei Rütten & Loening erschienen und unterhält seine Leserschaft auf 493 Seiten. Das Cover ist wunderschön gestaltet und ein echter Eyecatcher.

Mat Osman hat einen sehr abwechslungsreichen Schreibstil, der einerseits eine schillernde, etwas düstere Atmosphäre erschafft, die zum Plot und dessen Grundidee hervorragend passt, andererseits erzählt er mal bunt und superdetailliert, dann wieder vage und voller Andeutungen. Dazu gibt es ständig Wendungen und neue Elemente, so dass nur wenig Zeit bleibt, sich auf das jeweils aktuelle Geschehen ganz einzulassen. Auch die Sprache, die teils poetisch anmutet, wird immer wieder von derben Passagen unterbrochen. Zeitweise hatte ich fast den Eindruck, es wären unterschiedliche Autoren am Werk gewesen...

Shay, Botenmädchen, Falknerin und Wahrsagerin hat mir wirklich gut gefallen, sie ist vielschichtig, empathisch und etwas ganz Besonderes. Auch Nonesuch ist eine facettenreicher Charakter, der in der glamourösen Welt des Theaters zuhause ist, und das Aufeinandertreffen der Beiden lässt spannende Gegensätze aufeinandertreffen und schafft jede Menge spannender Impulse für die Handlung.

Insgesamt eine fesselnde Story in einem sehr gelungenen Setting, atmosphärisch und fulminant, mit der Einschränkung, dass der Autor etwas zuviel gewollt hat - dadurch ist nicht alles detailliert ausgearbeitet, sondern wirkt phasenweise etwas unausgegoren .

Alles in Allem eine gelungene, sehr unterhaltsame Kombination aus historischem Roman mit Fantasy-Elementen mit außergewöhnlichen Figuren und einer besonderen Sprache.

Bewertung vom 25.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


sehr gut

Faszinierender Einblick in die Welt des Lichtspiels während der Nazizeit!

"Lichtspiel" von Daniel Kehlmann ist als gebundenes Buch mit 480 Seiten bei Rowohlt erschienen.
Das Cover ist klar umrissen und schlicht, dabei beeindruckend ausdrucksstark.

In seinem aktuellen Werk entführt der Bestsellerautor seine Leserschaft in das Dritte Reich und lässt sie am Leben und Wirken des bekannten österreichischen Filregisseurs G.W. (Georg Wilhelm) Pabst teilhaben.
Es geht um Politik und Kunst, Beeinflussung und Standhaftigkeit, Wahrheiten und Emotionen.
Eine bewegende Zeit, eine beeindruckende Persönlichkeit und eine gekonnte Verknüpfung von wahren Begebenheiten und Fiktion.
Auf der anderen Seite war Kehlmanns Schreibstil hier ungewohnt einfach und direkt, was mich leider nicht so ganz überzeugen konnte - das gewisse Etwas, das Tüpfelchen auf dem i fehlte mir hier.

Nichtsdestotrotz ein hochinteressanter Einblick hinter die Kulissen des Films in einer spannenden und bewegenden Zeit, der bestens unterhält, nachdenklich macht und erstaunlich viele auf die Gegenwart übertragbare Wahrheiten enthält...!.

Bewertung vom 24.10.2023
Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle
Freytag, Anne

Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle


ausgezeichnet

Einfühlsam, direkt auf den Punkt gebracht, voller Leben und absolut authentisch!

"Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle" von Anne Freytag ist als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag beim ONE Verlag erschienen und umfasst 432 Seiten.
Die Gestaltung im Innern des Buches ist klasse mit superschönen Illustrationen und auch ein Lesebändchen gehört zur hochwertigen Ausstattung :)

Die Handlung des Plots spielt sich mitten während des Corona-Lockdowns in der Weihnachtszeit im Zuhause von Sally, Mutter Marianne und den Geschwistern Henry, Charly und Franny ab. Von außen kommen nur Sallys Freund Felix und Charlys Freundin dazu sowie Leni, die für Marianne arbeitet und bei der Familie einzieht.
Sally ist mittendrin im Erwachsenwerden, in der Selbstfindung. Da sie ein ungeplantes Baby war und ihre Mutter sich auch mehrfach recht unsensibel zur Namensfindung ihrer Kinder etc. geäußert hat, fühlt Sally sich unerwünscht und ungeliebt. So versucht sie sich ständig anzupassen, um gemocht zu werden, und verliert sich dabei immer mehr selbst aus den Augen. Auch ihr Freund Felix, der kürzlich Schluß gemacht hatte und sie nun wieder besucht, ist nicht eben der charmanteste Typ und so ist Sally noch mehr verunsichert. Außerdem ist ihre beste Freundin Pia weggezogen und das Bad, in dem sich ihre heißgeliebte Badwanne befindet, in der sie zu sich selbst finden kann, ist ständig stark umkämpft.
Nur die Beziehung zu ihrem Wellensittich Pete ist vorbehaltlos und die beiden lieben sich sehr.
Und dann kommt Leni ins Haus. Leni, von der Marianne immer so bewundernd spricht, die alles zu können und toll zu machen scheint und die Sally deswegen hassen möchte. Doch dann kommt alles so ganz anders...!!

Ich finde dieses Buch absolut grandios- obwohl ich normalerweise überhaupt nicht auf Liebesgeschichten stehe - aber da ich bereits andere Bücher von Anne Freytag kannte, wollte ich dieses (glücklicherweise) auch unbedingt lesen...

Ich finde es total genial, wie Anne Freytag ihre Leserinnen und Leser scheinbar mühelos mittendrin sein lässt, nicht nur im Geschehen, sondern auch in Sallys (und teilweise Lenis) Kopf, ihrer Gefühls- und Gedankenwelt. Man kann sich super hineinversetzen und ihre inneren Konflikte nachvollziehen.

Jeder Satz von Anne Freytag ist eine kleine Kostbarkeit, und zwischen den Zeilen findet sich noch so viel mehr... Der Schreibstil ist einfach dermaßen feinsinnig, intim , offen, poetisch und besonders .

Sally reflektiert permanent und sucht nach Antworten - die sie aber nicht finden kann, weil sie die Fragen nicht laut stellt. Und Leni geht es nicht anders, obwohl sie einige Jahr älter und erfahrener ist.

Dass es enorm zu einem zufriedenen Lebensgefühl beiträgt, sich selbst finden und zu lernen, sich selbst wichtig zu nehmen, das vermittelt die Autorin auf wundervolle Weise.

Im Grunde passiert handlungsmäßig gar nicht sooo viel, aber im Innern der Protagonisten spielt sich wahnsinnig viel ab.
Und tatsächlich bin ich während des Lesens mehrfach zu eben der Erkenntnis gelangt, die der Titel des Buches aussagt. Vor allem spielt es vom Mond aus betrachtet eigentlich gar keine Rolle, ob eine Liebesbeziehung hetero-, homo-, transsexuell oder sonstwie geartet ist, Hauptsache sie ist ehrlich und die Gefühle sind echt.

Auch das Ende, überschrieben mit Futur II, finde ich total genial gemacht. Man erfährt, wie es mit jedem einzelnen der Charaktere weitergeht und das aus deren eigener Sicht. Aber lest es einfach selbst, ich möchte keinesfalls spoilern.

Ein wundervoller Roman - für mich persönlich eine tolle Entdeckung und ein Jahreshighlight !

Bewertung vom 09.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


sehr gut

Hochinteressant, aber bisweilen etwas sperrig...!

"Kajzer" von Menachem Kaiser ist als Hardcover mit Schutzumschlag beim Zsolnay Verlag erschienen und umfasst 336 Seiten.

Der Autor berichtet hier über die Suche nach seinen Wurzeln - die ihn nie groß interessiert hatten, bevor er eines Tages (aus anderen Gründen) nach Polen gereist war.
In erster Linie geht es ihm dabei um die Gerechtigkeit bezüglich des Wohneigentums, das seinem Großvater, den er nicht mehr kennengelernt hat, verwehrt blieb. Bei seiner Recherche stößt Kaiser auf die Spuren eines weiteren Verwandten und schwenkt dabei recht ausführlich auf die "Schatzsucher" ab, was zwar interessant ist, dennoch stark vom roten Faden der Suche abschweift.

Auch die Klassifizierung des Buches bzw. Zuordnung zu einem Genre ist ausgesprochen schwierig, es ist in meinen Augen weder das betitelte Sachbuch noch ein Roman und ebenfalls keine Biografie.

Bisweilen zog sich die Lektüre etwas in die Länge, das Thema ist zudem selbstverständlich keine leichte Kost und somit ist konzentriertes Lesen erforderlich.

Dennoch hat Kaisers Schreibstil mich angesprochen, seine Familiengeschichte konnte mich berühren und auch der immer wieder durchklingende Humor gefiel mir sehr.

Bewertung vom 04.10.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


ausgezeichnet

Beklemmende Nachkriegsjahre in düsterem Moordorf - authentisch und überzeugend!

"Als wir an Wunder glaubten" von Helga Bürster ist als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag beim Insel Verlag erschienen und umfasst 285 Seiten.

Das Dorfleben in Unnenmoor, einem ostfriesischen Dorf, ist in den Nachkriegsjahren Ende der 1940er Jahre geprägt von düsterer Resignation und Verlorenheit, die Menschen sind noch wie betäubt, die Männer teilweise noch nicht heimgekehrt.
Aber auch ganz alter, tief verwurzelter Aberglaube spielt eine große Rolle, und dieser sorgt permanent für eine unterschwellige Gänsehaut und macht den Roman ausgesprochen authentisch.

Die Schicksale der Menschen werden der Leserschaft ganz nahe gebracht und ein wenig konnte ich ihren Drang, die auftauchenden Wunderheiler aufzusuchen und an Teufel, Hexen und allerlei andere normalerweise eher dem Mittelalter zugeschriebene Gestalten zu glauben, sogar verstehen.

Die bevorstehende Trockenlegung des Moors hingegen steht für Fortschritt und Hoffnung - bleibt zu hoffen, dass das nicht für einige Dorfbewohner zu spät kommt...

Die Charaktere fand ich überzeugend und realistisch, besonders Bettys Bedrängnis wird beklemmend realitätsnah herübergebracht.

Sowohl der Schreibstil als auch der Fortgang der Handlung sind eher gemächlich, es ist das, was darunter brodelt und schwelt, und zwar in jeder Zeile, was dieses Buch ausmacht.

Ein ungemein lesenswerter Nachkriegsroman, der in die ganz andere Richtung geht als die zumeist üblichen Wirtschaftswunder-Erzählungen...

Bewertung vom 02.10.2023
Die Suche nach dem Route 66 Killer
Piskulla, Christian

Die Suche nach dem Route 66 Killer


ausgezeichnet

Ein skrupelloser Serienkiller auf der Route 66 - atemlose Spannung und eine authentische Atmosphäre garantiert!

Hochspannung, Gänsehaut, Authentizität - erneut ein großartiger Thriller aus der Feder von Christian Piskulla!

"Die Suche nach dem Route 66 Killer" von Christian Piskulla ist als Taschenbuch bei Cleverprinting erschienen und bietet 488 Seiten packendes Lesevergnügen!

Es handelt sich hier um die Fortsetzung des "Pacific Crest Trail Killer", kann aber dank einer kurzen Zusammenfassung zu Beginn des Buches eigenständig gelesen werden. Ich persönlich empfehle jedoch unbedingt, den ersten Teil zuvor zu lesen, denn er ist ebenfalls megalohnenswert!

Hochwertig ausgestattet mit schick bedruckten Innendeckeln liegt das Buch wunderbar schwer in der Hand und zusätzlich gibt es eine übersichtliche Karte, die man sich auf der Webseite zum Thriller herunterladen und somit der Route 66 und den wichtigsten Schauplätzen des Plots hautnah folgen kann!

Adam Newton, der mit seiner alten Indian auf der Route 66 unterwegs war, ist spurlos verschwunden. Mark und Rebecca, die viele schon aus dem PCTK kennen, werden gebeten, Adam aufzuspüren und beginnen, getarnt als einfache Biker, zu ermitteln. Ihnen zur Seite steht Steve Cortez, ehemaliger Leiter der Mordkommission bei FBI Los Angeles, der die sozialen Netzwerke nach Spuren durchforstet. Bald findet Cortez Hinweise darauf, dass es weitere Vermisste gibt und ein skrupelloser Serienkiller am Werk ist...!

Christian Piskulla, der hier seinen dritten Thriller abliefert, versteht es meisterhaft, seine Leserschaft von der ersten Seite an zu fesseln und eine Gänsehaut nach der anderen zu erzeugen. Die schnellen Wechsel von Personen, Szenerien und Schauplätzen sorgen für ständige kleine Cliffhanger, der Schreibstil ist unglaublich detailliert und unverblümt und vor Allem merkt man ganz deutlich, dass der Autor die Route 66 selbst bereist und gründlich kennengelernt hat, wodurch eine ausgesprochen authentische und bisweilen ziemlich düstere Atmosphäre entsteht. Ich konnte beim Lesen die Lost Places, heruntergekommenen Gebäude und staubigen Strassenabschnitte deutlich vor meinem inneren Auge sehen und mich von der seit etwas mehr als 45 Jahren im Schatten der Interstate 40 dahinvegetierenden historischen Route 66 faszinieren lassen.

Der Plot ist mitreißend, schlüssig und clever durchdacht, dadurch nervenaufreibend ohne Ende. Der Spannungsbogen, der von Anfang an hoch ist, wird kontinuierlich gesteigert und die Lektüre ist wendungsreich und voller (böser) Überraschungen.

Die Charaktere sind ebenfalls mit viel Gefühl bis ins Kleinste ausgearbeitet und überzeugen auf ganzer Linie. Ich habe permanent mit Stetson, Rebecca und Cortez auf ihrer Jagd nach dem Killer mitgefiebert und bei den teilweise üblen, skurrilen sonstigen Charakteren gruselte es mich bisweilen zutiefst.

Ein authentischer, nervenzerfetzender Thriller nicht nur für Biker und USA-Fans, sondern für alle, die perfide Spannung, knackige Kapitel, wendungsreiche Action und einen schlüssigen, gut durchdachten Kriminalfall lieben! Unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 18.09.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


ausgezeichnet

Die Lebensgeschichte eines Waisenjungen im Hurenhaus - schonungslos, hart, bewegend!

"Ich, Sperling" von James Haynes ist als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag bei dtv erschienen und bietet auf 592 Seiten die bestens recherchierte und schonungslos offen erzählte Geschichte eines namenlosen Jungen im Römischen Reich.

Der Protagonist erzählt im hohen Alter aus seinen Erinnerungen seine Lebensgeschichte, die in der Küche eines Hurenhauses als kleiner versklavter Junge beginnt. In einem Hurenhaus in Carthago Nova wächst der Junge auf und sammelt seine ersten Lebenserfahrungen zunächst in der Küche des Bordells, dann im Garten und später in der oberen Etage, wo die Huren arbeiten.
Es ist zugleich sehr spannend und unterhaltsam, aber auch bedrückend und erschreckend mitzuerleben, wie sich nach und nach der Horizont des Jungen erweitert und was ihm alles im Laufe der Zeit widerfährt.

James Hynes hat eine besondere Art, mit seinem schonungslos offenen und ungeschönten, oftmals brutal anmutenden Schreibstil das Leben des Jungen zu beschreiben, das hart und erbarmungslos abläuft, allerdings ebenso positiven Zusammenhalt und die Liebe seiner Ziehmütter im Repertoire hat.

Bestens recherchiert und ausgesprochen bildhaft geschrieben ist dieser historische Roman mit dem wunderschönen, farbenfrohen Cover, so daß eine sehr authentische anmutende Atmosphäre des 4. Jahrhundert n. Chr. entsteht, die häufig unbequem und schockierend ist, mich aber so in ihren Bann gezogen hat, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Dass Pusus Sperling genannt wird und er sich selbst immer wieder damit aufmuntert, dass er zumindest in Gedanken stets davonfliegen kann, um unangenehmen und brutalen Situationen zu entfliehen, hat ihn deutlich geprägt und mich sehr beeindruckt, denn er bewahrt sich zeitlebens seine positive Grundeinstellung, der alle Härten des Lebens und alle schlechten Erfahrungen nicht wirklich etwas anhaben konnten.

Bewegend, schonungslos und unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 14.09.2023
Eine zweite Chance
Schaumlöffel, Anette

Eine zweite Chance


ausgezeichnet

Sci-Fi vom Feinsten - ein perfekt durchdachtes "Wird es gelingen?" - Szenario!

"Eine zweite Chance" von Anette Schaumlöffel ist ein raffinierter, clever durchdachter Zukunftsroman, der unterschiedliche Zeitschienen abbildet und seine Leserschaft vortrefflich und anspruchsvoll unterhält.

2 Raumschiffe, die in der Zukunft eine nicht mehr bewohnbare Erde mit ungewissem Ausgang verlassen. Zwei Besatzungen, die eine unendliche Vielfalt an Menschen zu bieten haben. Diverse KI´s, Zeitreisen, vielfältige Charaktere und nicht zuletzt der unterhaltsame, detailreiche und humorvolle Schreibstil machen diesen Roman zu etwas ganz Besonderem.

Beeindruckend mitzuverfolgen, welche spannenden und intelligenten Ansätze die Autorin hier sorgfältig bis ins Kleinste ausgearbeitet hat, um ihre Protagonisten durch Zeitreisen die Klimakatastrophe verhindern, den Fortgang der Welt ändern und diese durch besonneneres menschliches Handeln fortbestehen zu lassen - wird das den Besatzungen der beiden so verschiedenen Raumschiffe in der Zukunft gelingen?

Besonders gut haben mir Claire, Jeremy und Jane gefallen, besonders Jane, die sich quasi als eine (der Leserschaft sicherlich) bekannte Persönlichkeit in einer anderen Zeit wiederfindet.

Claires Garten ist ein wunderschöner Rückzugsort von Allem, und das dort beherbergte Schwein und der Fortgang dieses Handlungsstranges war ganz schön spannend.

Gesellschaftskritisch, hinterfragend, den Problemen auf den Grund gehend, dabei unterhaltsam, warmherzig und voller Humor und Cleverness - ein toller Science Fiction Roman!

Zugegeben, das Lesen hat bei mir etwas länger gedauert - was daran lag, dass ich mich ziemlich konzentrieren musste aufgrund der verschiedenen Zeitschienen, Schauplätze und KI´s, aber es hat sich definitiv gelohnt!

Gute Nacht, Jim-Bob :o)