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CK
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Raum Stuttgart

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Insgesamt 202 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2025
Brandi, Charlotte

Fischtage


weniger gut

Cover TOP, Inhalt FLOP

In "Fischtage" erzählt Charlotte Brandi die Geschichte der sechzehnjärigen Ella, die seit Beginn der Pubertät mit starken Wutanfällen zu kämpfen hat. Damit hat sie schon all ihre Freunde vergrault und immer wieder Stress mit ihrer dysfunktionalen Familie. Um nicht ins Internat zu müssen, geht sie zweimal wöchentlich zur Therapie. Ihre einzigr weitere feste Bezugsperson ist der alte Eckard, den sie von klein auf kennt, doch der ist leider an Demez erkrankt. Als Ellas jüngerer Bruder Luis verschwindet, macht sie sich auf die Suche nach ihm – begleitet von einem sprechenden Plastikfisch, den der alte Eckhard ihr anvertraut hat.
Bis hierhin war das Buch noch halbwegs lesbar, aber ab diesem Punkt ging es meiner Meinung nach nur noch bergab.
Auch wenn ich weder Bücher noch Menschen nach dem Äußeren beurteile, hat mich bei diesem Buch zugegebenermaßen doch das Cover sehr angesprochen. Leider ist das auch so ziemlich das einzig Gute an diesem Buch. Ich war zwar vorab schon etwas skeptisch, aber eben auch neugierig und hatte durch den Blurb einige Erwartungen an diesen Roman. Diese wurden leider überhaupt nicht erfüllt. Ich fand weder die Charaktere noch die Geschichte an sich überzeugend. Der Funke ist bei mir überhaupt nicht übergesprungen. Oksana fand ich noch am authentischsten und sympathischsten von allen getroffen, ansonsten ist man keiner der Protagonisten wirklich nahegekommen.

Für mich noch der beste Satz im ganzen Buch: "Lesen fiele mir von mir aus ja nicht ein. Das ist irgendwie nichts für mich. Ich glaube, es gibt Lese-Köpfe und es gibt andere Köpfe, und ich bin definitiv ein anderer Kopf. Bücher machen mir Angst, weil ich dann der Person, die da schreibt, so krass nahe bin. Weil, wenn die Bilder zu der Geschichte nur in deinem Kopf entstehen, hast du vorher besser dafür gesorgt, dass das eine saubere, sichere Gegend ist. Und mein Kopf ist echt einiges, aber weder besonders sauber noch besonders sicher. Meine inneren Bilder zu nur Worten sind meist sehr doll, und deswegen sind Bücher für mich schwierig."

Die Sache mit dem sprechenden Fisch fand ich, ehrlich gesagt, nur völlig albern und unpassend.
Ich hatte erwartet, dass stärker auf die Beziehung zwischen Ella und dem alten Eckard eingegangen wird, aber das wurde sehr knapp abgehandelt, so wie auch alle anderen Themen nur kurz angerissen wurden. Nichts wurde auserzählt oder vertieft. Auch den Schreibstil fand ich jetzt nicht sonderlich bemerkenswert.
Insgesamt für mich ein oberflächliches Buch, das ich sicher gleich wieder vergessen werde. - Absolut NICHT lesenswert.

Bewertung vom 29.03.2025
Scheffel, Annika

Wanda


ausgezeichnet

"Wenn du dir etwas so sehr wünschst, dass es einfach möglich sein MUSS?" - Wunderschöner Jugendroman über Freundschaft und Zusammenhalt


Wir haben schon die bisherigen tollen Bücher von Annika Scheffel geliebt, unter anderem die schöne „Solupp“-Buchreihe. Daher haben wir uns sehr auf ihre Neuerscheinung "Wanda" gefreut, die noch dazu als hochwertige gebundene Ausgabe mit farbigem Buchschnitt daherkommt. Und genauso gut wie das Cover hat uns dann auch das Buch gefallen!

Zum Inhalt:
Die 13jährige Wanda ist ein Waisenkind und wünscht sich vor allem endlich eine richtige Familie. Als es mit ihrer aktuellen Pflegefamilie nach einer Woche auch wieder nicht klappt, beschließt sie abzuhauen. Sie hat genug vom Leben im Heim und der vergeblichen Suche nach einer Familie. Sie will ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Und während in der Stadt gerade eine Bärin entlaufen ist und alle nach ihr suchen, findet Wanda ausgerechnet an einem eigentlich sehr belebten Ort ein perfektes Versteck. Hier trifft sie nach und nach auf verschiedene Außenseiter*innen. Da ist zum Beispiel Sami, der irgendein Geheimnis mit sich herumschleppt. Außerdem die wundersame, alte Dora, die ihren Garten retten will. Dazu die schüchterne Peri, die gerne nicht mehr übersehen werden möchte von ihren Mitmenschen. Der liebenswerte Hotelportier Jo und die Straßenmusikerin Nino. Gemeinsam machen auch sie sich auf die Suche nach der entlaufenen Bärin. Denn wer sie findet, heißt es, hat als Belohnung einen Wunsch frei …

Annika Scheffel hat mit „Wanda“ einen wunderschönen Jugendroman geschrieben, den ich auch als Erwachsene sehr gerne gelesen habe (auch wenn sich manches aus Erwachsenen natürlich einigermaßen unrealistisch liest, aber egal!).
Die Autorin hat eine berührende und zugleich abenteuerliche Geschichte über Familie, Selbstbestimmung, Freundschaft und Zugehörigkeit geschrieben, in die sie sehr liebenswerte und authentische Charaktere gepackt hat.
Auch die "Nebenrollen" waren perfekt besetzt, ganz besonders liebenswert fand ich hier die Busfahrerin/Rikschafahrerin Janine!

Ein Buch, das Mut macht und Hoffnung gibt und zeigt, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

"Wanda sieht zur Tür, guckt zum Fenster, man weiß ja nie. Und, kennst du das? Wenn du dir etwas so sehr wünschst, dass es einfach möglich sein MUSS? Auch, wenn alles dagegen spricht? So ist das. Deswegen das Warten."

"Das mit den Sternen war ihr Ding. Weil die überall sind. Und die niemand einfach wegmachen kann. Weil sie zwar riesig sind, aber von hier aus gesehen sehr klein und immer so schön glitzerig. Und weil sich in ihnen etwas unfassbar Großes, Wunderbares verstecken kann. Eine Bärin zum Beispiel."

"Was willst du? ", fragt Wanda leise und weiß nicht so genau, ob sie das die Bärin fragt oder vielleicht auch, ein bisschen, sich selbst." Wonach suchst du da draußen?"

"Leider ", sagt Jo leise und so ganz weiß Wanda nicht, was er meint, aber so ein bisschen dann schon: dass sie alle insgesamt vielleicht doch ein bisschen allein sind, mit ihrem geheimen Wünschen und Träumen und in ihren jeweiligen Welten, um die sich alles andere dreht."

"Manchmal ist Gerechtigkeit laut ", stellt Janine ruhig fest, "und manchmal ist sie ganz leise."

"Manche Geschichten haben ein gutes Ende ", flüstert Wanda." Auch im echten Leben."

Bewertung vom 26.03.2025
Dimitrova, Anna

Kanak Kids


ausgezeichnet

Zwischen zwei Welten: Kluger & zugleich witziger Jugendroman

Nachdem ich mit sehr großer Begeisterung Anna Dimitrovas zweiten Roman „People Pleaser“ (ganz, ganz große Leseempfehlung von mir!) gelesen habe, musste ich nun unbedingt auch noch ihren ersten Roman „Kanak Kids - Halb angepasst und voll dazwischen“ lesen. Auch das war wieder ein großartiges Leseerlebnis!

In diesem Buch geht es um die sechzehnjährige Dessi. Sie führt ein Doppelleben: Im Münchner Brennpunktviertel Neuperlach ist sie mit Jogginghose und „Alman-Jokes“ für ihre aus Bulgarien stammende Familie und ihre Freund‘*innen die coole Ausländerin, aber im Innenstadtgymnasium, wo sie auf Wunsch ihrer Mutter hingeht, ist sie Daisy: Mit blonde Perücke, blauen Kontaktlinsen, hippen Klamotten und perfektem Hochdeutsch. Ihre beiden Leben und Freund*innen hält sie streng voreinander geheim. So ist es eine tägliche Herausforderung für sie, überall dazuzugehören und sich anzupassen, um sich nicht angreifbar und verletzlich zu machen. Diese Taktik funktioniert auch ganz gut - bis sie jedoch eines Tages von Bo bei ihrer täglichen „Verwandlung“ erwischt wird. Und so ein Pech: Bo ist nicht nur Dessis Nachbar in Neuperlach, sondern auch ihr neuer Mitschüler am Elitegymnasium - und damit der Einzige, der ihre beiden Persönlichkeiten kennt. Dessi muss ihn überzeugen, dichtzuhalten. Kann das klappen oder fliegt sie auf?
Ab hier beginnt die wirklich witzige und gleichzeitig kluge Geschichte erst so richtig.
Dabei schafft es Anna Dimitrova ganz wunderbar, so interessante und nicht gerade einfache Themen (Migration, Angepasstheit, kulturelle Unterschiede, Vorurteile und Klischees, Alltagsrassismus) in einen sehr unterhaltsam zu lesenden Roman mit viel Tiefgang und Humor zu verpacken. Die Jugendsprache ist anfangs vielleicht (für Erwachsene wie mich) etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber hervorragend zum Buch und stört den Lesefluss in keinster Weise.
Die Charaktere sind alle sehr gut und authentisch dargestellt; besondes Dessi und Bo hatte ich gleich ins Herz g geschlossen, aber auch der Rest von Dessis Familie sowie Aylin, Chrissi, Ferdi, Ozan und alle anderen waren sehr passend getroffen.
Auch wenn ich „People Pleaser“ sogar noch einen Ticken besser fand, gebe ich bei „Kanak Kids“ ebenfalls mit gutem Gefühl 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

"Ich weiß, dass viele Leute mit Migrationshintergrund so einen "Scherz" mit einem kleinen Lächeln abtun. Man muss ja über sich selbst lachen können, sagen Sie. Aber müssen wir wirklich darüber lachen, dass wir jeden Tag mit Klischees von vor 50 Jahren konfrontiert werden?"

"Nice, ich dacht mir schon, dass du entspannt bist." - Ich zucke zusammen. Aus Erfahrung weiß ich, dass man "entspannt" ist, wenn man rassistische Witze über sich ergehen lässt. An Bos Körperhaltung erkenne ich, dass er meine Meinung teilt. Wir haben einen schnellen Blickaustausch, mit dem wir darüber debattieren, ob wir Max' Kommentar schleifen lassen sollen oder nicht. Am Ende beschließen wir, dass es sich nicht lohnt, mit ihm zu diskutieren. Er würde sowieso nichts an seinem Verhalten ändern."

"Vielleicht habe ich das Verstellen von meiner Mutter geerbt. Vielleicht ist dieser Anpassungsdrang aber auch etwas, das jede Frau, die im Patriarchat aufgewachsen ist, verspürt. Oder vielleicht liegt es nur an unserer Herkunft. Daran, dass wir es satthaben, zur ewigen Minderheit zu gehören. So oder so ist das Anpassen ein Lifestyle, der mich schon immer umgeben hat."

"Ich hab nämlich festgestellt, dass ich mich nicht entscheiden muss. Zwischen Neuperlach und München. Ich kann in beiden Welten existieren, meine Freundesgruppen kombinieren und Kanak und Nicht-Kanak zugleich sein. Ich bin eine Mischung aus allem, aber ich bin nicht mehr irgendwo dazwischen. Ich bin genau da, wo ich sein will."

Bewertung vom 24.03.2025
Thomae, Jackie

Glück


schlecht

Wichtiges Thema, sehr schwache Umsetzung

Das Buch „Glück“ von Jackie Thomae hatte ich irgendwo als Buchtipp bekommen, aber das war leider ein Flop für mich. Zu diesem Thema gibt es weitaus bessere Bücher.

Zum Inhalt: Einige sehr gut verdienende, privilegierte Karrierefrauen im Alter von Ende 30 bzw. Anfang 40 sind unglücklich, weil ihnen als letztes Statussymbol im Leben noch ein Kind fehlt. Sorry, dass ich es so krass formuliere, aber was diese Frauen hier machen, ist wirklich jammern auf höchstem Niveau.
Das Thema Kinderwunsch bzw. ungewollte Kinderlosigkeit finde ich sehr wichtig und interessant. Jedoch hat mir die Umsetzung hier überhaupt nicht gefallen. Die Charaktere konnten mich weder emotional erreichen noch überzeugen (am besten gefiel mir noch Lydia, wenn ich unbedingt wählen müsste). Auch die Story an sich hat mir nicht zugesagt. Das Buch las sich weitgehend sehr zäh und langatmig; viel Blabla und Geschwafel - Ehrlich gesagt, war ich ein paar Mal kurz davor, es abzubrechen. Dann kamen wieder ein paar gute Sätze und ich blieb dran ... aber es geht mehr um die Gefühlswelt einiger reichen Frauen als wirklich um das Thema Kinderwunsch. Das Thema wurde etwas verfehlt, finde ich.
Insgesamt hat mich das Buch hat leider überhaupt nicht begeistern können und ich war froh, als ich es beendet hatte. Meiner Meinung nach überhaupt nicht empfehlenswert.

Bewertung vom 23.03.2025
Büsing, Annika

Wir kommen zurecht


ausgezeichnet

Einfühlsamer Roman übes Erwachsenwerden

Endlich ein neues Buch von Annika Büsing, die mich mit ihren Büchern „Nordstadt“ und „Koller“ schon sehr begeistert hatte!
In ihrem neuen Roman „Wir kommen zurecht“ geht es um den fast 18jährigen Philipp, der kurz vor dem Abitur stehlt. Er hat gelernt, sich sich immer zusammenzureißen, den Mund zu halten und niemandem auf die Nerven zu gehen. Und immer zu funktionieren.

"Manchmal dachte er, dass das sein ganzes Leben war minus merken: ja, anmerken lassen: nein."

Sein Vater ist ein erfolgreicher Chirurg, dessen neue Freundin Stella wohnt auch bei ihnen.
Phillips Mutter taucht nur ab und zu verschwommen in seinen Gedanken auf, dennoch kann er sie nicht aus seinem Leben löschen.

"Philipp hörte nur halb hin und wusste trotzdem, wovon sie sprachen. "Sie", das war seine Mutter. Obwohl sie abwesend war, bestimmte sie sein Leben."

Etwas Halt gibt Philipp nur sein bester Freund Lorenz, mit dem er fast alles teilt, bis auf seine unklaren Erinnerungen an einen Hund oder seine geheime, wilde Liebe zu der älteren Mascha.
Als die Polizei anruft und wieder einmal nach Philipps Mutter sucht, gerät seine Welt mal wieder ins Wanken.

"Wenn das Chaos ausbrach, hatte nichts mehr Bestand. Und jedes Mal, wenn sich die Wogen geglättet hatten, machte er sich daran, aus abertausenden Splittern die Normalität zusammenzusetzen, so wie sie ihm in Erinnerung geblieben war. Es musste alles immer weitergehen."

"Du kannst dich nicht ducken, wenn du nie weißt, wann der nächste Schlag kommt."

Doch Phillip kann so nicht mehr weitermachen und muss sich entscheiden: will er sich weiterhin am Riemen reißen oder endlich frei sein und sein eigenes Leben leben?

"Und alles, was bezwungen ist, wird kleiner und kleiner, es beginnt zu flimmern, es löst sich auf und verschwindet."

Annika Büsing hat ein leises, zartes Buch geschrieben, das von sehr genauer Beobachtungsgabe zeugt. Die Protagonisten sind alle sehr authentisch dargestellt, besonders in Phillip kann man sich sehr gut hineinversetzen und mit ihm fühlen.
Das Thema psychische Erkrankungen wird hier sehr feinfühlig und berührend in einen Roman verpackt, der mich sehr beeindruckt hat und noch lange in mir nachhallen wird. Ein herzerwärmender Roman voller Hoffnung - Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 21.03.2025
Dimitrova, Anna

People Pleaser


ausgezeichnet

Großartiger Jugendroman (auch für Erwachsene): Emotional, tiefgründig, humorvoll


„People Pleaser: Eine für alle und alle für sich“ von Anna Dimitrova ist eigentlich ein Jugendroman und ich hätte als Erwachsene gar nicht erwartet, dass mir dieses Buch so gut gefallen würde!

„Hier im Kartoffelland gibt’s genau zwei Arten von Menschen: die „Verrückten“, die ihre Probleme einsehen und zur Therapie gehen, und die „Harten“, die lieber heimlich in der Dusche weinen. Zu wem du gehören willst, musst du ziemlich früh entscheiden.“

Nina kümmert sich schon immer mit Hingabe bzw. bis zur Selbstaufgabe um alle im Freundeskreis, egal ob es um die Ängste ihrer besten Freundin Teo geht, um die nicht gemachten Hausaufgaben eines Klassenkameraden, oder um etwas anderes. Nina hat ein ausgewachsenes Helfersyndrom, das sie quasi von Klein auf mit der Muttermilch aufgesaugt hat: alle Frauen in ihrer Familie sind sogenannte „People Pleaser“, also Menschen, die sich quasi selbst vergessen, um andere zufriedenzustellen.

„Schon seit ich ein kleines Kind bin, habe ich das Gefühl, nichts wert zu sein. Ich fühle mich nutzlos, wenn ich nicht gerade irgendwie helfen kann. So, als müsste ich andauernd etwas leisten, um meine Miete hier auf der Erde zu zahlen."

Seit einer Weile geht Ninas Freundin Teo nicht gut, die möchte sich aber nicht helfen lassen, also geht Nina stellvertretend für sie zu einer Therapeutin. Sie gibt sich dort als Teo aus, was dann irgendwie etwas außer Kontrolle gerät.
Als dann noch der prollige Muskelprotz Aleks in ihre Klasse kommt und Teo sich in ihn verliebt, sieht Nina keinen anderen Ausweg, also Aleks zu „therapieren“, um Teo vor einer weiteren toxischen Beziehung zu bewahren. Doch Aleks ist gar nicht so taff, wie er tut ... Und dann ist da noch Streber Finn, mit dem Nina seit Jahren um die besten Noten konkurriert, auch hier tun sich Abgründe auf ...
Ich möchte nicht spoilern, aber ich muss sagen, dass mich das Buch absolut begeistert hat!
Wie Anna Dimitrova es schafft, solche aktuellen und schweren Themen wie People Pleasing, Selbstliebe, Essstörungen aber auch Rassismus, Migration und Integration in einem gleichzeitig so berührenden wie humorvoll und witzigem Buch zu vereinen, ist schon beeindruckend!
Mir haben sowohl der Aufbau des Buchs, der Schreibstil der Autorin als auch die Charaktere und deren Entwicklung sehr gut gefallen. Mein heimlicher „Liebling“ ist Finn, eine ganz toll getroffene Figur; aber auch Anna, Teo und Aleks kommen sehr authentisch rüber. Ich fand die Geschichte mit jeder gelesenen Seite immer besser und das Ende ist rundum gelungen.

Ein großartiger Jugendroman (auch für Erwachsene!), der mich wirklich sehr berührt und begeistert hat. Ganz klare Leseempfehlung von mir!

„Hier im Kartoffelland gibt's verschiedene Arten von Menschen. Manche machen eine Therapie, andere versuchen ihre Probleme selbst zu lösen. Zu wem du gehören willst, darfst du von Tag zu Tag neu entscheiden.“

Bewertung vom 17.03.2025
Gröschner, Annett

Schwebende Lasten


gut

Historisch interessante Lebensgeschichte einer Frau

Das Cover zu „Schwebende Lasten“ von Annett Gröschner ist recht nichtssagend, leicht verschwommen, doch irgendwie passend zum Buch.Der Klappentext las sich recht vielversprechend. Und dann war da das Vorwort, erste Seite, einfach wow!
Das fand ich so unfassbar gut geschrieben - und hatte daher wirklich sehr, sehr hohe Erwartungen an dieses Buch. Diese wurden dann aber leider nicht ganz erfüllt.

Ja, diese Hanna Krause hatte ein Leben voller unfassbarer Schicksalsschläge und historisch interessanter Ereignisse. Zu Beginn fand ich den Aufbau des Romans und die Geschichte sehr interessant, die Kapitelüberschriften zum Thema Blumen waren auch wirklich originell und passend zum Buch.
Doch irgendwann plätscherte es irgendwie so dahin und konnte mich leider nicht mehr recht fesseln. Vielleicht bin ich als Sehr-Viel-Leserin auch einfach zu anspruchsvoll bzw. hatte durch das wirklich umwerfende Vorwort zu hohe Erwartungen.
Mein Fazit: ein durchaus lesenswertes und unterhaltsames Buch, bei dem mir aber „das gewisse Etwas“ doch noch gefehlt hat.

Bewertung vom 17.03.2025
Hirsch, Annabelle

Die Dinge. Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten


ausgezeichnet

Feministisches Sachbuch der anderen Art - unbedingt lesenswert!


Die Dinge. Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten“ von Annabelle Hirsch ist ein Buch,um das ich schon länger herumgeschlichen bin und nicht recht wusste, ob sich das Lesen hier lohnen würde. Nun habe ich es endlich gelesen und kann sagen: es hat sich definitiv gelohnt!
Das ist mal ein feministisches Sachbuch der etwas anderen Art.
Annabelle Hirsch möchte hier eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten erzählen, denn die Menschheitsgeschichte wurde von Anbeginn an auch von Frauen mitgeschrieben.
Die Auswahl der Objekte ist hierbei sicherlich subjektiv, was ich aber nicht störend, sondern eher unterhaltsam und originell finde.
Jedem Objekt sind hierbei ein Bild und ein Text von drei Seiten gewidmet.
Manche dieser Objekte haben dazu beigetragen, Frauen zu unterdrücken oder ans Haus zu fesseln, andere haben zu mehr Freiheiten für die Frauen geführt, und bei manchen Gegenständen ist es nicht ganz klar, ob die positiven oder die negativen Aspekte überwiegen bzw. es hat sich im Laufe der Zeit die Bedeutung des Objekts geändert.
Unter den 100 Objekten finden sich unter anderem ein Mobiltelefon, ein Bidet, eine antike Amazonen-Puppe, ein Lilith-Amulett, die Nonnen-Krone von Hildegard von Bingen, venezianische Stelzenschuhen, eine Hungerstreik-Medaille, ein Teller von Vanessa Bell, der Baumwollbeutel einer amerikanischen Sklavin, eine Brosche von Hannah Arendt, ein „100-Stundenkilometer-Mantel“, eine Tupperdose, ein Metall-Korsett, ein gläserner Dildo, ein Fahrrad, das Reisetagebuch von Mascha Kaleko, und vieles mehr.

Das Buch bietet durch die wirklich sehr unterschiedlichen Objekte jede Menge (oft neue) Informationen und interessante Perspektiven und regt devinitiv zum Nachdenken an.

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings, dieser richtet sich an die Gestaltung: Warum muss das Buch unbedingt in rosa gehalten sein? Das stört mich schon ein bisschen. Außerdem hätten die Fotos gerne in besserer Qualität, ggf. auch als Farbfotos, sein dürfen; immerhin ist das doch ein recht teures Buch.
Ansonsten aber: Eine sehr unterhaltsame und intelligente Lektüre für alle, die sich gerne mit Frauen, Feminismus und Geschichte befassen. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 17.03.2025
Bär, Matthäus

Die Kickflip-Bande - Rebellinnen auf Rollen


sehr gut

Nicht nur für Skater-Girls:
Unterhaltsames Kinderbuch mit vier starken Mädchen-Charakteren


Bei einem langweiligen Sonntagsspaziergang mit ihren Eltern lernt die Harry-Potter-verrückte Rosa zufällig die selbstbewusste Müjde kennen und kommt durch sie zum Skaten, völliges Neuland für sie! Und dann kommen auch noch die rebellische Toni und die brave Natalia zu den Mädchen dazu - und schon haben wir die Kicklip-Bande komplett.
Die vier Mädchen haben alle völlig unterschiedliche Charaktere und stammen aus ganz verschiedenen Familien/Milieus, aber das Skateboardfahren verbindet die vier ebemso wie schon bald auch eine tiefe Freundschaft. So könnte es immer bleiben, doch dann verletzt sich Natalia beim Skaten und ihre überfürsorgliche Mutter will gleich den ganzen Skatepark schließen lassen. Aber der ist doch das Zuhause der Kickflip-Bande. Sie müssen dringend etwas dagegen unternehmen!

Das Buch ist sehr modern gestaltet mit unterschiedlichen Schriftarten/Schriftgrößen sowie etlichen Illustrationen, das lockert das Buch etwas auf und ist vielleicht besonders bei „Lesemuffeln“ ein Thema. Die moderne Gestaltung hat besonders meinem Kind sehr gut gefallen.
Die Geschichte ist nicht nur für Skater-Girls geeignet, auch wenn jemand bisher mit Skateboards nicht viel am Hut hatte, kann man das Buch super lesen. Wir haben uns mit den vier starken Mädchen-Charakteren sehr gut unterhalten gefühlt!

Bewertung vom 13.03.2025
Scheiber, Jaqueline

dreimeterdreißig


gut

Von Liebe und Verlust: Berührender Roman, der mich leider nicht ganz überzeugen konnte


"Bevor mein Leben zu einem Davor und einem Danach wurde und deines endete."

Ich kenne Jaqueline Scheiber schon von ihren Büchern "Offenheit" und "Ungeschönt", die ich beide sehr gut fand, außerdem auch durch ihre Texte auf Instagram und aus dem Internet.
Umso mehr war ich gespannt auf ihren ersten Roman. Wenn man ihre persönliche Lebensgeschichte kennt, fallen einem natürlich die Parallelen zum Inhalt des Buchs auf. Schon alleine deshalb wollte ich das Buch so gerne mögen – es ist mir leider nicht ganz gelungen.

Erzählt wird in zwei Zeitebenen die Geschichte von Klara und Balázs, die sich verlieben und in einer drei Meter dreißig hohen Altbauwohnung in Wien ein gemeinsames Leben aufbauen. Doch eines Nachts liegt Balázs plötzlich leblos im Bett …

Die Geschichte ist nicht einfach zu lesen, weder vom Thema noch vom Schreibstil her. Dieser ist sehr poetisch, wirkt aber stellenweise sehr konstruiert und hat mich nicht komplett angesprochen.
Die Kapitelüberschriftend fand ich sehr originell (das dazubehörige komplette Gedicht von Lydia Daher ist am Ende des Buchs zu finden), außerdem helfen sie, sich in den zwei Zeitebenen zurechtzufinden. In der Vergangenheit wird in Rückblenden die Beziehung von Klara und Balázs erzählt, in der Gegenwart ist Klara mit dem plötzlichen Verlust und den entsprechenden Auseinandersetzungen konfrontiert.

"Es war merkwürdig, wie leicht es ihr fiel, den Tod so nüchtern zu betrachten. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn nie wirklich gefürchtet hatte. Nicht den Tod selbst, sondern das, was er mit den Menschen machte - die Panik, die ihr in ihnen auslöste "

Ich bin nach der Lektüre wirklich zwiegespalten. Die Protagonistin blieb für mich leider recht unnahbar und emotionslos, ich konnte ihre Gefühle nicht ganz nachempfinden. Erst gegen Ende des Buchs konnte es mich stärker berühren.
Das Thema Verlust und Tod ist natürlich nicht einfach, vor allem nicht für jemanden, der dies selbst erlebt hat - hierfür meinen großen Respekt an die Autorion, das Thema als Roman zu verarbeiten.

"Eine Lücke, die die Größe der Dinge erst bemerkbar machte, als wäre die Summe all der geringgeschätzten Handgriffe das, was ein Leben ausmachte. Oder ihr Fehlen."

"Sie wollte widersprechen, sich aufsetzen, laut werden. Sie wollte ihn anschreien und mit dem Finger in alle Richtungen des Raumes zeigen, ihn fragen, ob ihm nicht klarer sei, welche Überwindung sie das koste. Hier mit ihm. Doch Balász konnte nicht ahnen, wie viel Magie sie zugelassen hatte, um sie und ihn möglich zu machen. Wie viele innere Türen sie immer wieder aufschließen musste, um nur im Ansatz zu fühlen, was in seiner gesamten Größe nur im Rückblick verstanden werden konnte. Die Liebe. Nicht weniger."

Insgesamt würde ich sagen, dass das Buch stellenweise durchaus sehr lesenswert und berührend ist und viel Stoff zum Nachdenken bietet, doch meine Erwartungen an das Buch wurden nicht ganz erfüllt. Der Funke zu meinem großen Bedauern leider einfach nicht übergesprungen. Ich vergebe daher 3 von 5 Sternen.