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Berlin

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Insgesamt 266 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2022
Lavendel-Grab / Lavendel-Morde Bd.4
Bernard, Carine

Lavendel-Grab / Lavendel-Morde Bd.4


ausgezeichnet

„Lavendel-Grab“ von Carine Bernard, erschienen in Verlag KNAUR 2022, ist schon der vierte Krimi um die sympathische Kommissarsanwärterin Lilou Braque. Ihr letztes Praktikum für die Ausbildung zur Commissaire in dem kleinen Städtchen Carpentras in der Provence geht dem Ende entgegen. Lilou ist traurig, die Provence verlassen zu müssen, um in Paris eine adäquate Stelle zu besetzen.

Sie hat im Kommissariat an spannenden Fällen erfolgreich gearbeitet, ihren kanadische Freund, den Restaurantbesitzer Simon, kennengelernt, mit ihrem Chef Demoireau zu einem guten Arbeitsstil gefunden oder anders gesagt, sie hat in der Provence Wurzeln geschlagen.

Doch allzu lange kann sie gar nicht über alles nachdenken, weil eine deutsche Studentin auf der Polizeiwache erscheint, die ihren Kollegen aus der Bibliothek vermisst meldet, „der zuletzt an einer alchemistischen Handschrift aus dem 17. Jahrhundert gearbeitet hat. Der Legende nach enthält sie das Rezept für ein lebensverlängerndes Elixier – doch schon die Verfasser, zwei Brüder, sind über ihre Entdeckung in einen mörderischen Streit geraten. Bis heute soll es in ihrem verfallenen Haus spuken.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages)

Die Handschrift gehört der exzentrischen Apothekerin Madame Forléans, der es gestohlen wurde. Das Diebesgut konnte sicher gestellt werden, auch das alte Buch. Als letzter hatte Commandant Pouffin damit gearbeitet, der krank ist. In seinem Schreibtisch werden sie fündig. Als Blut am Buch entdeckt wird, nimmt sich Guillaume Mistral, der Kriminaltechniker, der Sache an. Die Geheimschrift weckt sein Interesse und er versucht sich an der Entschlüsselung.

Als der vermisste Phil, in dem im Buch beschriebenen Haus, das mittlerweile eine malerische Ruine ist, entdeckt wird, gibt einen neuen Fall, der gar nicht so einfach zu lösen ist. Die Handschrift war das letzte Buch mit dem der Tote gearbeitet hat. Er sollte es für die Apothekerin übersetzen.
Lilou ist sehr motiviert bei der Aufklärung des Mordfalls und begibt sich nach einem Streit mit Simon noch am späten Abend allein zur Ruine, um den im Buch erwähnten blauleuchtenden Thymian bei Mondlicht zu sehen. Doch als sie ihn entdeckt passiert es – sie wird niedergeschlagen. Das ist aber nicht die letzte Überraschung für Lilou.

Die Geschichte, Caterine Bernard sehr flüssig und informativ erzählt, fesselt den Leser von Beginn an. Ihr Schreibstil ist mitreißend und die Beschreibungen von Landschaften und Restaurants in der Provence machen Appetit auf mehr. Die handelnden Personen sind so gut beschrieben und charakterisiert, dass ich mir sie genau vorstellen kann.

Die Auflösung des Falls ist verblüffend und in sich stimmig. Der Krimi lässt sich flüssig lesen und die Spannung steigt stetig an, bis zu einem Ende, mit dem ich nicht gerechnet habe. Auch für Lilou hält die Geschichte noch eine Wendung bereit, die auch sie überrascht und freut.

„Lavendel-Grab“ ist allen Krimi- und Südfrankreichfans unbedingt zu empfehlen. Carine Bernard hat einen spannenden Krimi mit überraschenden Entwicklungen, authentischen Charakteren und noch mehr savoir-vivre verfasst. Ich freue mich schon auf neue Fälle mit Lilou Braque.

Bewertung vom 05.06.2022
Borkumer Nacht. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Jensen, Dörte

Borkumer Nacht. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kilometerlanger Sandstrand, Dünen und Wälder: Borkum, die größte und westlichste der Ostfriesischen Inseln, lädt mit viel Natur und pollenarmem Hochseeklima zum Durchatmen ein. Die Insel ist auch der Schauplatz der neuen Krimireihe in der die Borkumer Polizei ermittelt von Dörte Jensen. Die beiden Ermittler sind der eigenwillige Ragnar Hansen und der pflichtbewusste junge Jan Jepsen, die ich in diesem Krimi kennenlernen durfte.

Der zweite Fall hat es in sich. Auf Borkum soll die Hafenanlage erneuert werden. Der favorisierte Entwurf eines Architekten ist für die Insulaner aber ein Monstrum aus Stahl und Beton, gegen das sie mit allen – auch illegalen –Mitteln ankämpfen. So verwundert es nicht auch den Klabautermann anzutreffen, der versucht dagegen auf seine Art zu kämpfen. Sein Gegner ist der Architekt Oltmann, der seine moderne Anlage schon stehen sieht.
Nach einem neuen Anschlag auf sein Büro und einem dritten Drohbrief beschwert er sich wieder bei der Polizei.
Doch bald haben Hansen und Jespen keine Zeit mehr zu ermitteln, wer dahinter steckt. In der Nacht wurde auf der Strandpromenade Eva Sternberg, eine gefürchtete Literaturkritikerin, tot aufgefunden. Die klaffende Wunde am Hinterkopf deutet auf einen Mord. Auf einem USB-Stick, den man bei ihr findet, sind Bilanzunterlagen des Architekten Oltmann.

In diesem kurzen Ostfrieslandkrimi (ca. 120 Seiten) erzählt Dörte Jensen sehr flüssig und spannend, unter Einbeziehung von Perpektivwechseln, eine interessante Geschichte. Die Suche nach Täter und Motiv sind gar nicht so einfach für die Kriminalpolizisten. Hansen und Jepsen müssen das Puzzle aus sich scheinbar widersprechenden Informationen zusammensetzen. Außerdem hat Hansen das Gefühl, dass ihm sein junger Kollege etwas Wichtiges verheimlicht. So werden viele Spuren verfolgt, manche für in eine Sackgasse, andere bringen die abwechslungsreichen und spannenden Ermittlungen weiter.

In einem dramatischen und packenden Finale, als Hansen und Jensen in einer Falle sitzen, ahnen sie wie der Fall zu lösen ist und wen sie finden müssen. Doch kann das in dieser ausweglosen Situation überhaupt gelingen?
Fazit:
Ein kurzweiliger Krimi mit viel Lokalkolorit, der von Beginn fesselt und mit einigen unerwarteten Wendungen punkten kann. „Borkumer Nacht“ ist absolut gelungen und Lesevergnügen pur. Spannend und unterhaltsam – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis. Ich freue mich schon auf neue Fälle der Borkumer Polizei.

Bewertung vom 31.05.2022
Die Richterin und der Tanz des Todes / Mathilde de Boncourt Bd.5 (eBook, ePUB)
Fontaine, Liliane

Die Richterin und der Tanz des Todes / Mathilde de Boncourt Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist Ende Juli in Nîmes und die Tage sind heiß, sehr heiß. Was in Deutschland die Hundstage sind, nennt man in Frankreich La canicule. In der antiken Arena wird für ein besonderes Spektakel geprobt „ Nemausus – une dans travers les siécles „ - eine Aufführung mit grandiosen Licht- und Toneffekten und einem Großaufgebot an Menschen und Pferden, die die Geschichte von Nîmes erzählt.

Mathilde freut sich schon auf einen wunderschönen Abend und nutzt die Möglichkeit in ihrer Pause einer Probe beizuwohnen, weil sie die berühmte Operniva Marta Torres-Sarmiento gut kennt. „ Eine der Darstellerinnen, eine junge Flamenco-Tänzerin, bricht plötzlich inmitten all der Menschen tot zusammen. Ein kaltblütiger Mord, und niemand hat etwas gesehen! Madame le Juge Mathilde de Boncourt, Commandant Rachid Bouraada und Lieutenant Felix Tourrain von der Police Judiciaire nehmen die Ermittlungen auf.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages).

Die Ermittler um Mathilde stehen vor einem Rätsel. Wer könnte die junge Tänzerin Santana so eiskalt ermordet haben? Ein Motiv ist nicht so schnell zu finden. War sie jemanden im Weg oder geschah die Tat aus Eifersucht? Akribisch werden alle Ermittlungsansätze verfolgt, doch eine heiße Spur ist nicht in Sicht. Die Ermittlungen von Mathilde und ihren Kollegen gestalten sich abwechslungsreich und schwierig. Plötzlich gibt es eine weitere Tote – es ist wieder eine Tänzerin.

Die Autorin ist eine ausgezeichnete Kennerin Südfrankreichs und seiner Lebensart und kann den Leser auf unterhaltsame Weise mit viel Wissenswertem fesseln. Die Untersuchungen führen tiefer in die Familien der Manouches und der Leser taucht in eine faszinierende Welt ein. Doch die Lösung der Fälle scheint in weiter Ferne. Die Provence im Sommer wird von Liliane Fontaine mit viel Liebe zum Detail geschildert und es macht Freude die Ermittler zu begleiten. Zum Glück wird auch in diesem Krimi viel Köstliches aufgetischt. Der Krimi macht Lust auf Sommer, Sonne und Spezialitäten der Provence. Er weckt die Sehnsucht nach unbeschwerten Urlaubstagen, doch die Ermittlungen gestalten sich nicht so einfach. Nicht alle Verdächtigen bleiben bei der Wahrheit und erst eine unscheinbare Porzellanfigur bringt den Durchbruch.

Liliane Fontaine hat im 5. Fall von Mathilde de Boncourt einen spannenenden Krimi mit überraschenden Fakten, authentischen Charakteren und viel savoir-vivre verfasst. Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam. Die schlüssige Lösung der Fälle hat mich überrascht und meine Sehnsucht nach Südfrankreich verstärkt.

Fazit:
„Die Richterin und der Tanz des Todes“ ist allen Krimi- und Südfrankreichfans unbedingt zu empfehlen. Die Autorin ist eine ausgezeichnete Kennerin Südfrankreichs und seiner Lebensart und kann den Leser auf unterhaltsame Weise fesseln. Ich freue mich schon auf weitere Fälle.

Bewertung vom 23.05.2022
Mallorquinische Rache / Casasnovas ermittelt Bd.1
Alonso, Lilly

Mallorquinische Rache / Casasnovas ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

„Mallorquinische Rache“, erschienen 2022 im Heyne Verlag, ist der Auftakt einer neuen Krimreihe von Lilly Alonso, einer Autorin, die seit 20 Jahren auf der Insel lebt und arbeitet. Dieser Krimi hat mich begeistert und gefesselt.

Schauplatz ist Sóller. Sulliar, Tal des Goldes, nannten die Araber die Stadt, die inmitten eines fruchtbaren Tales des Tramuntana-Gebirges liegt, wo auch heute noch Orangen, Zitronen, Feigen und Oliven geerntet werden. Hier lebt und arbeitet der Sargento Lluc Casasnovas, der bereits einen Antrag auf vorzeitige Pensionierung gestellt hat. Er ahnt nicht was ihn in Kürze erwartet.

Neben der landschaftlichen Schönheit ist Sóller auch bekannt für den „Roten Blitz“, einen historischen Zug, der zwischen Palma und Sóller verkehrt und zu den schönsten touristischen Attraktionen Mallorcas gehört.
Ausgerechnet bei einer Sonderfahrt wird „Ramón Cabot am helllichten Tag im voll besetzten Sóller-Express erstochen. Der Fall scheint eindeutig: „Cabot hat sich während der Fahrt mit seinem Erzfeind Pablo Rivera gestritten.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages).

Doch schon bei der Suche nach dem Mordmotiv wird klar, einfache Ermittlungen werden es nicht. Wie kommt es, dass niemand im voll besetzten Zug etwas bemerkt hat? Viel Arbeit steht den Ermittlern bevor – eine ganze Schulklasse war im Zug und hat fotografiert. Alle Handys werden eingesammelt und die Bilder gesichtet. Doch es zeichnet sich keine heiße Spur ab.

Lilly Alonso erzählt eine komplexe und gut recherchierte Geschichte mit Liebe zum Detail und Ortskenntnis. Überraschungen unterschiedlicher Art und unerwartete Wendungen bringen Spannung. Die Personen sind authentisch und realitätsnah beschrieben. Der Schreibstil ist flüssig und ich möchte es „bildgewaltig“ nennen. Immer wieder werden originelle und überraschende Vergleiche in die Handlung einbezogen. Für mich war es manchmal ein wenig des Guten zu viel, weil der Handlungsfluss zu oft unterbrochen wurde. Dennoch versteht es die Autorin ausgezeichnet eine spannende und phantasievolle Geschichte zu erzählen, die den Leser immer wieder mit unerwarteten Ereignissen und neuen Erkenntnissen überrascht und auch tiefe Einblicke in Llucs Privatleben gewährt.

Erst als sich die Ermittlungen auf die Person des Opfers konzentrieren gibt es vage Hinweise auf ein Mordmotiv.
Bis zum dramatischen Finale hatte ich keine Vermutung, wer Ramón Cabot ermordet hat. Die überraschende Auflösung ist schlüssig und in sich stimmig.

FAZIT:
„Mallorquinische Rache“ ist der gelungene Auftakt einer neuen Krimireihe, die Spannung mit viel Lokalkolorit und liebenswerten Protagonisten gelungen verbindet. Mich konnte vor allem das in sich stimmige dramatische Finale überzeugen. Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempfehlung, für alle die einen neuen packenden Mallorca-Krimi lesen wollen. Gern vergebe ich 5 Sterne.

Bewertung vom 22.05.2022
Tod vor Juist. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Siemens, Thorsten

Tod vor Juist. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der neue 13. Fall, den Hedda und Enno lösen, ist anders, denn sie begleiten Ennos Vater Bento bei einer Streaming-Produktion. Beide sind der Meinung eine neue Frau würde Bento wieder Lebensfreude verschaffen, der seit dem Tod seiner Frau sehr zurückgezogen lebt. Deshalb hat Hedda ihn heimlich bei der Datingshow „Lovefriesland“, einer Kuppelshow für Leute in der mittleren Altersgruppe, angemeldet.

So fahren alle drei nach Juist und erfahren, dass die Show nicht auf der Insel, sondern auf einer Luxusyacht auf der Nordsee stattfindet. Thorsten Siemens fesselt den Leser schnell mit viel Wissenswertem zu der schönen Insel. Nach zwei Tagen geht es an Bord, wo die zukünftigen Paare sehr schöne geräumige Kabinen erhalten und die Begleitpersonen kleine Kammern. Jeden Abend werden neue Paare ausgelost und die Spannung steigt schnell bei den Kandidaten.

Doch nach wenigen Stunden verschwindet eine der Begleitpersonen unter mysteriösen Umständen. Da schlägt die Stunde für Hedda und Enno. Schnell beginnen sie im Hintergrund zu ermitteln. Dabei habe ich feststellen können, dass beide im Vergleich zu einem früheren Fall reifer und erwachsener geworden sind, was den Recherchen gut tut. Die vielen Leute an Bord, denn neben den Teilnehmern der Show mit ihren Begleitpersonen gibt es natürlich noch die Mannschaft des Schiffes und das Team, welches die Show aufnimmt beschäftigen Hedda und Enno.

Glücklicherweise kommt Ennos Vater Bento mit dem Trubel gut zurecht und erweist sich als aufgeschlossen und neugierig auf die anwesenden Damen. Doch als dann auch noch eine Leiche, ausgerechnet in Bentos Kabine, gefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse.

Thorsten Siemens erzählt in kurzen Kapiteln, die durch eine Geschichte auf einer zweiten Zeitebene bereichert werden, eine spannende Geschichte. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen. Die handelnden Personen sind sehr gut beschrieben und charakterisiert. Menschenkenntnis und auch eine Prise Humor bereichern den Krimi.

Diesen verwickelten Fall mit skurrilen Verdächtigen und überraschenden Wendungen, der spannend bis zum Schluss ist, lösen Hedda und Enno souverän. Täter und Motiv haben mich staunen lassen. Die Auflösung war in sich schlüssig und nachvollziehbar und beide Zeitebenen fließen am Ende ineinander und stellen die Beziehung zum rätselhaften Prolog her.

Fazit: Mit „Tod vor Juist“ ist Thorsten Siemens ein spannender und unterhaltsamer Krimi mit vielen unvorhersehbaren Wendungen gelungen. Gern vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf den nächsten Fall mit Hedda und Enno.

Bewertung vom 25.04.2022
Die aufgehende Sonne von Paris / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.6
Bast, Eva-Maria

Die aufgehende Sonne von Paris / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.6


ausgezeichnet

„Die aufgehende Sonne von Paris“ von Eva-Maria Bast, erschienen 2022 bei PIPER in der Reihe Bedeutende Frauen, die Welt verändern, ist der neue Roman der erfolgreichen Autorin Eva-Maria Bast.
Die wahre Rolle der friesischen Schönheit, angeblich Inderin, die als Tänzerin und Spionin bekannt wurde, ist bis heute ein Rätsel. Eva Maria Bast beschränkt sich in ihrem Buch auf die Jahre von 1904 bis 1912 als sie durch ihren Tanz in Europa zur Legende wurde.

Die Zeit davor und danach werden kurz in Prolog und Epilog angerissen. Der in drei Teile gegliederte Roman schildert nur acht Jahre ihres Tänzerinnenlebens. Eine intensive Zeit, in der der Mata Hari die Bühnen Europas eroberte.
Eva-Maria Bast erzählt gekonnt eine farbenprächtige Geschichte, die den Leser in die Zeit der Belle Epoque entführt. Es war eine Zeit des Friedens und relativen Wohlstands. Am schönen Leben wollte auch Margaretha MacLeod ihren Anteil haben. Schon als Kind einer wohlhabenden Familie lernte sie den Luxus kennen. Noch heute erzählen die Stadtführer von Leeuwarden, ihrer Geburtsstadt, die Geschichte von der Kutsche, die von Ziegen gezogen wurde. Es war das Geschenk ihres Vater zu ihrem 6. Geburtstag.
Margarethas Ehe ging in die Brüche, aber die Zeit in der niederländischen Kolonie Java hat bei der phantasievollen jungen Frau prägende Eindrücke für immer hinterlassen. Ihr exotisches Aussehen und ihre Schönheit nutzt sie in Paris zunächst, um reiche und interessante Männer in ihren Bann zu ziehen und sich aushalten zu lassen.

Ihr Tanz wurde bald legendär, denn ihre Tänze verhießen Exotik, Erotik und Sex. Passend dazu erzählt die schöne Margaretha, die sich bald „Mata Hari - Auge des Tages“ nennt, immer wieder neue phantasievolle Varianten ihrer Herkunft, wo sie als indische Tempeltänzerin und Nachfahrin von Brahmanen geboren wurde.
Sie tanzte kaum", schrieb die Schriftstellerin Colette. "Aber sie verstand, sich fortschreitend auszuziehen und dabei ihren langen, gebräunten, schlanken und stolzen Körper zu bewegen." Am Ende, so Colette, war sie "beinahe nackt, hielt die Augen gesenkt und verschwand, in einen Schleier gehüllt".

Der Schreibstil von Eva-Maria Bast ist flüssig und liest sich ausgezeichnet. Die Autorin erzählt mit einer ausdrucksstarken Sprache bildhaft von Menschen und ihren Schicksalen. Die Protagonisten sind authentisch und sehr differenziert beschrieben.

Eva-Maria Bast versucht die Entwicklung und den kometenhaften Aufstieg von Mata Hara nachzuvollziehen und bezieht dabei geschickt die Geschichte der Schauplätze von Mata Haris Auftreten, wie die das Theatre Olympique in Paris, die Oper von Monte Carlo oder die Mailänder Scala, ein ihre Geschichte ein. Die wechselnden Männer an ihrer Seite werden genau beschrieben. Doch wie ein roter Faden zieht sich die Angst vor Misshandlung, die Margaretha in ihrer Ehe erfahren musste und der Verlust ihrer beiden Kinder durch Tod bzw. Verbleiben beim Vater durch den Roman. Es ist die Achillesferse der berühmten Frau.

Als sie von jüngeren Frauen kopiert wird, die Erfolge ausbleiben und auch ein finanzieller Ruin sich abzeichnet, ahnt man wie es zu ihrer Spionagetätigkeit kam, die im Epilog kurz angerissen wird. Dass tragische Ende und Schicksal der Spionin und Doppelagentin ist bis zum heutigen Tag nicht völlig geklärt.

Fazit:
Eva Maria Bast hat ein fesselndes Buch über eine Legende geschrieben, die bis heute fasziniert und polarisiert. Ein berührender und ergreifender Roman ist ihr gelungen, der mich begeistert hat. Gern vergebe ich als 5 Sterne.

Bewertung vom 21.04.2022
Rittertod in Dornum. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Uliczka, Rolf

Rittertod in Dornum. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Ritterfest zur Herrlichkeit Dornum ist das größte Mittelalter-Event an der ostfriesischen Nordseeküste. Was gibt es nicht alles zu sehen Marktspektakel, Ritterturniere, Quaksalber, Puppenspieler und Gaukelei. Natürlich sind auch Musikanten dabei. Diese Zeitreise ins Mittelalter dauert mehrere Tage und zieht jedes Jahr viele Schaulustige aus nah und fern an.

Organisiert wird das Event von Thyo de Freese und seiner „Historischen Spektakel-Agentur. Er ist nicht nur auf seinem schwarzen Wallach mit farbenprächtigem Gewand und Kettenhemd beim Einmarsch mit 300 Darstellern eine beeindruckende Persönlichkeit, sondern auch privat als reicher Burgherr nicht unumstritten. Ein schillernde Gestalt, die es auch mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt.

Doch in diesem Jahr ist alles anders. Es gibt es nicht nur spektakuläre Schaukämpfe, sondern eine richtige Leiche liegt mit einem Pfeil im Rücken im Schlossgraben. Es ist Thyo de Freese.
Der 5. Fall für Kommissarin Femke Peters und ihr Team ist eine Herausforderung. „Rittertod in Dornum“ von Rolf Uliczka ist ein spannender Krimi, der nicht nur an der Nordsee, sondern auch in Rumänien spielt. Warum das so ist hängt mit dem Privatleben des Opfers zusammen. Ein schöne Rumänin, die seine Geliebte war, vermittelte ihm nicht nur Kontakte zu einem Ehepaar, welches seinen Vater pflegte, sondern auch zu einem ehemaligen Stuntman, der als Ersatz beim Ritterturnier im vergangenen Jahr einspringen konnte.

Bei der akribischen Recherche durch Femke und ihr Teamkommt so Einiges ans Tageslicht, was man nicht für möglich hält. „ Die Ermittler stoßen auf eine erschütternde Vorgeschichte und ein undurchsichtiges Geflecht aus Leidenschaft und Gier. Und als wäre der Fall nicht schon kompliziert genug, macht die Spurensicherung am Tatort einen weiteren grausigen Fund...“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages). Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut zu lesen.

Rolf Uliczka gelingt es die Spannung bis zu einem dramatischen Finale konstant zu halten und den Leser mit einer schlüssigen Lösung zu überzeugen. Der Bezug zum Prolog, dem Tod des alten Burgherrn wird hergestellt. Der Krimi zeigt wie menschliche Abgründe und tragische Ereignisse verkettet sind.

Fazit:
Aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung für alle, die einen Krimi mit einer gut durchdachten Handlung und spannenden Ermittlungen von sympathischen Polizisten mögen. Die Personen und ihr Umfeld sind gut beschrieben und glaubhaft dargestellt. Alle Nebenhandlungen sind passend und in angemessenem Umfang zu den Untersuchungen und Recherchen eingebunden.

Ein gut ausgedachte Geschichte, die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat dieser Ostfrieslandkrimi gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.04.2022
Düsteres Watt / Liv Lammers Bd.6
Weiß, Sabine

Düsteres Watt / Liv Lammers Bd.6


ausgezeichnet

Seit zwei Monaten sind die Ermittlerin Liv Lammers und der Rechtsmediziner Sebastian ein Paar. Lange hatte Liv gezögert sich wieder auf jemanden einzulassen. Der erste gemeinsame Urlaub im August auf Sylt ist für beide etwas Besonderes. Doch ein Anruf verändert alles.

„In den Wanderdünen bei List meldet ein anonymer Anrufer eine männliche Leiche. Der Tod des Mannes gibt Rätsel auf, denn obgleich das Opfer auf einer Düne liegt, ist es ertrunken. Zumindest die Identität ist rasch geklärt: Es handelt sich um Klaus von Raboisen, den steinreichen Spross einer Adelsfamilie, der eine Villa in List besitzt. Seine Ehefrau Charlotte ist Politikerin, weshalb die Ermittlungen sofort im Fokus der Öffentlichkeit stehen.“ (aus der Inhaltsangabe des Verlages)

„Düsteres Watt“ von Sabine Weiß ist bereits der sechste Fall für die Flensburger Ermittlerin Liv Lammers in ihrer Sylter Krimreihe aus dem Bastei-Lübbe Verlag. Der Fall ist von Beginn an mysteriös. Wie kam das Opfer zu Tode? Es stammt mit einer reichen Familie aus altem schleswig-holsteinischen Adel. Liv und ihre Kollegen müssen in eine fremde Welt eintauchen. Dabei lernt Liv neue Sylter Abgründe kennen. „Düstres Watt“ beschäftigt sich ebenfalls mit der Vergangenheit und den familiären Verhältnissen von Liv Lammers. Auf Sylt leben ihr Vater, ihre Schwester und ihr Neffe. Die Beziehung zu ihrer Familie ist zerrüttet.

Die Story, die Sabine Weiß erzählt, ist komplex und vielschichtig. Am Anfang werden sehr viele Personen in die Geschichte eingeführt, die eine nebensächliche oder eine wichtige Rolle spielen. So ist man als Leser gefordert aktiv in diesem Fall mitzudenken. Die Beschreibung der Natur und die Ortskenntnis der Autorin wecken Lust auf einen Besuch der Insel.

Bei der schwerreichen Familie Raboisen kommen im Laufe der Ermittlungen dunkle Geheimnisse und Risse in der ach so glanzvollen Fassade zum Vorschein, die man nicht erwartet hätte. Häusliche Gewalt gehört dazu. Doch sie ging nicht nur vom Opfer aus, auch der Schwiegervater der Ehefrau und Großvater ihrer Töchter übt physische und psychische Gewalt aus, die Liv immer wieder an ihren Vater erinnert. Als die Geschäfte des Toten näher untersucht werden, führen Geschäftsverbindungen direkt zu Livs Vater, der ein bekannter und nicht zimperlicher Immobilienmakler auf Sylt ist.

Nein, an Motiven und Verdächtigen mangelt es nicht – doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Als eine junge Frau vermisst wird, ahnt niemand welche Wendung im ersten Mordfall eintreten wird. Doch die Hartnäckigkeit von Liv und ihren Kollegen bringt bald neue Erkenntnisse. Sabine Weiss gelingt es eine äußerst spannende und recht komplexe Geschichte gekonnt zu erzählen und verschiedene Handlungsstränge am Ende so zu verknüpfen, dass eine schlüssige Aufklärung erfolgt. Ein Höhepunkt dabei ist das dramatische Finale im Watt, als Liv wieder einmal intuitiv handelt und sich auf einem gefährlichen Alleingang begibt, dessen Ausgang ungewiss erscheint. Weitere Spannung bringt der Cliffhänger am Ende, der mich schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten lässt.

Fazit:
Ein gut ausgedachte Geschichte, die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat dieser Sylt-Krimi gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich nicht nur 5 Sterne, sondern auch eine klare und eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.04.2022
Gefährliche Idylle (eBook, ePUB)
Strick, Sabine

Gefährliche Idylle (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Gefährliche Idylle“ von Sabine Strick ist die überarbeitete Neuausgabe des bereits erschienenen Titels „Mörderisches Paradies“. Es ist der erste Teil der Abenteuer um den geschiedenen französischen Privatdetektiv Dominique Demesy, der schon vor Jahren die Gendarmenuniform an den Nagel hängte, um Indien bei einer englischen Agentur zu arbeiten. Er fühlt sich hier wohl, löst die ihm übertragenen Fälle recht erfolgreich und hat immer wieder Affären mit schönen Frauen.

Doch als seine Tochter Jennifer aus Paris zu ihm zieht, weil seine Ex-Frau mit ihr nicht mehr so gut zurechtkommt, gerät sein Leben ziemlich durcheinander. Jenni ist mit ihren 20 Jahren eine attraktive junge Frau, die ähnlich wie ihr Vater, Abenteuern mit dem anderen Geschlecht offen gegenüber steht.
Sabine Strick erzählt gekonnt in verschiedenen Episoden eine bunte Geschichte der beiden, die sie nicht nur durch Indien, sondern auch nach Nepal und Russland führt, denn Vater und Tochter arbeiten jetzt gemeinsam in der Detektiv-Agentur. Der Schreibstil ist echt locker und angenehm zu lesen, man wird magisch in den Bann des Buches gezogen.

Die Fälle, die zu lösen sind, fordern viel von Dominique und Jenni sowie den anderen Mitarbeitern. Als Stichworte sollen hier Drogenschmuggel, Versicherungsbetrug, Übergabe von geheimen Dokumenten oder Familiengeheimnisse in Sibirien genannt werden. Viele spannende Fälle und geheimnisvolle Plätze in verschiedenen Ländern sorgen für viel Abwechslung. Dabei entwickeln sich Jenni und Dominique zu einem guten und eingespielten Team. Die verschiedenen Partnerbeziehungen der Beiden lockern jede Episode auf.

Sabine Strick weiß viel Interessantes aus Kultur und Geschichte der Länder, in die es die Detektive gerade verschlägt, zu berichten. Ihre Beschreibungen der Örtlichkeiten vermittelt mir Leser das Gefühl live dabei zu sein. Da gibt zum Beispiel elegante Wohnsiedlungen mit schicken, teuren Villen der Oberschicht Indiens, den Palast eines echten indischen Maharadschas, aber auch das komplette Gegenteil. Die bettelnde Bevölkerung Indiens und deren dreckige Straßen verbunden mit dem Schicksal von Menschen. Die Einblicke sind vielfältig und bunt, machen aber auch nachdenklich, weil die Autorin ein Gespür für soziale Ungerechtigkeit und das Kastenwesen vermittelt.

Fazit:
Diesen originellen Auftakt zu weiteren Abenteuern um Dominique, der humorvoll, witzig und mit leichter Feder flott geschrieben wurde, kann ich nur empfehlen. Die Handlung ist in sich stimmig mit vielen Überraschungsmomenten. Die Protagonisten Dominique, Jenni sowie ihre Freunde und Kollegen sind einem ans Herz gewachsen. Es ist wirklich ein fesselnder Krimi, der mir große Lesefreude beschert hat. Ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.
Aus meiner Sicht vergebe ich sehr gern 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.04.2022
Ostfriesischer Hass. Ostfrieslandkrimi
Kriminalinski, Andreas

Ostfriesischer Hass. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Ein Boßelwettkampf ist angesagt. Dabei wird eine Holz- oder Gummikugel mit einem Durchmesser von ca. 9 bis 12 cm Durchmesser verwendet. Diese wird mit viel Schwung über die Straße gerollt. Beim klassischen Boßeln spielen zwei Mannschaften. Doch das Turnier zwischen der ostfriesischen Mannschaft aus Pewsum, einer Versicherungsagentur, und den Oldenburger wird nie stattfinden.

„Am Morgen des Wettkampftages wird Johann Hagena, der Kapitän der ostfriesischen Mannschaft, der als ihr bester Werfer Garant für den Sieg ist, in Pewsum erschlagen aufgefunden. Die Tatwaffe ist eine blutverschmierte Boßelkugel. Und die Brutalität der Tat lässt darauf schließen, dass sich lange aufgestauter Hass entladen hat.“ (aus der Inhaltsangebe des Verlages)

Es ist der schon 6. Fall für die Krummhörn Cops, die beiden so unterschiedlichen Polizisten. Der eine, Petersen, ein Ex- V-Mann aus dem Hamburger Milieu und der andere Morthorst, ordentlich bis zur Pedanterie, belesen und gewissenhaft . Mittlerweile haben sie sich zusammen gerauft und bilden ein gutes Team, weil jeder die Stärken des anderen zu schätzen weiß.

Bald stellt heraus, dass Johannes Hagena nicht sonderlich beliebt war und viele Feinde hatte, bei Kollegen und Kunden. Einen Hinweis auf seinen Mörder finden die Ermittler sofort. Auf dem Boden ist noch ein mit Blut gemaltes »F« zu sehen, mit dem der Tote anscheinend noch einen Hinweis auf den Täter geben wollte. Bei den Verdächtigen gibt es so einige Namen, die ein „F“ enthalten, doch die Arbeit der Polizisten wird nicht unbedingt erleichtert.

Der Schreibstil von Andreas Kriminalinski ist flüssig und liest sich ausgezeichnet. Ich konnte mir alle beschriebenen Charaktere sehr gut vorstellen und war immer wieder überrascht von der aktuellen Entwicklung des Falls oder um genauer zu sein – der Fälle.
Schließlich ermittelt Oma Schwidden parallel in einem eigenen Fall – Struppi, der Hund einer Bekannten, ist spurlos verschwunden. Deshalb greift Oma Schwidden auf bewährte Methoden zurück und ruft eine Sonderkommission ins Leben. So wird der neue Krimi mit viel Humor bereichert.

Die Überraschung ist groß, als es am Ende sogar zu einer Überschneidung mit dem gelösten Mordfall kommt.
Die Ermittlungen und zahlreichen Spuren werden gekonnt zu einem spannenden und völlig unerwarteten Finale geführt. Es passt alles zusammen. Die Lösung des Falls ist in sich schlüssig und nachvollziehbar.

Fazit:
Ein gelungener Krimi mit viel Lokalkolorit, der von Beginn an unterhält und mit vielen unerwarteten Wendungen punkten kann. „Ostfriesischer Hass“ ist Lesevergnügen pur. Spannend und unterhaltsam – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis.