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easymarkt3
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Insgesamt 857 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2025
Dick, Morgan

Mickey und Arlo


gut

Schwierige Themen wie verdrängte Emotionen und Alkoholismus.
Das Cover zeigt zwei äußerlich gegensätzlich aussehende, junge Frauen, die beidseits einer weißen Tür frontal zur Wand stehen – vielleicht bereit für ihre Therapiestunde? Das in drei gleich große Bereiche unterteilte Cover ist farblich in frühlinghafter Farbgebung stimmig gehalten. Auf zwei Erzählebenen geht es um Michelle aka Mickey Kowalski, 33, Morris mit dem Mädchennamen ihrer Mutter. Sie ist Vorschullehrerin, Alkoholikerin wie ihr Vater. Die zweite Hauptfigur ist ihre ihr anfangs unbekannte Halbschwester Charlotte aka Arlo, Psychologin, bei der Mickey Therapiesitzungen absolviert, wie es im Nachlass ihres Vaters vorgegeben wird. Thematisiert werden Alkoholismus in der Familie, Traumata durch frühen Verlust eines Elternteils in der Kindheit, beruflicher Ethos der Psychologen und im Schulbetrieb, gegenseitige Hilfestellung und Aussöhnung, Trauerbewältigung. Beide problembehaftete Frauen zeigen eine gewisse Persönlichkeitsentwicklung auf, der Schreibstil jedoch überzeugt nicht vollständig. Die Nebenfiguren und Szenerien wirken realistisch skizziert außer der Darstellung von Tom Samson, Rechtsanwalt der Kanzlei Samson, Baker & Chen, von seinem besonderen Lebens- und Arbeitsstil im Zusammenhang mit diesen zwei Schwestern.

Bewertung vom 18.02.2025
Henríquez, Cristina

Der große Riss


ausgezeichnet

Der Panamakanal - Ein Großprojekt der Amerikaner – interessant

Im Cover entdeckt man auf der Landkarte neben dem großen Riss durch Panama links unten französische Kanalbauten, die Panama-Bahn, den Catun-See etc. – wie im Roman erwähnt. Im mittig platzierten, kreisrunden Button bewundern Zuschauer im Jahr 1913 die Durchfahrt des ersten Schleppers durch den Panama-Kanal bei Inbetriebnahme. Viele historische Fakten über den Bau des Panamakanals, der bis heute den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, sind über mehrere Erzählstränge hier zusammengetragen. Die gesamte atmosphärische Stimmung mit harschen Arbeitsbedingungen, unwirtlichem Klima, der gesundheitlichen Bedrohung durch Malaria über mehr als sechs Jahre bis zur Fertigstellung im Jahre 1913 wird heraufbeschworen, mit Arbeitskräften verschiedenster Nationalität, Charaktere und Gesellschaftsschicht. Neben der bestimmenden, übermächtigen Rolle der Amerikaner finden auch die erfolglosen Aktionen der Einwohner von Gatún nebst Anhänger Beachtung, die gegen ihre Umsiedlung kämpfen. Nicht nur hierbei wird die Rolle der Frauen beleuchtet.
Die Landkarte und die Gesuch der ISTHMISCHEN KANALKOMMISSION aus 1907 zu Anfang des Romans bilden eine sinnvolle Einführung in dieses historische Großprojekt.

Bewertung vom 15.02.2025
Frank, Arno

Ginsterburg


sehr gut

Detaillierte deutsche Geschichte der Jahre 1935 bis 1945 gepaart mit fiktionalem Kleinstadtleben
Wie sich nicht nur der berufliche Alltag der Einwohner mit Machtübernahme der NSDAP ab 1935 allmählich durch Erlasse, Zeitungsartikel, Zulassungsbestimmungen etc. verändert, wird überzeugend beschrieben. Auf mehreren Erzählebenen geht es zunächst um die Hitlerjugend, den Nürburgring mit den Silberpfeilen, um den Nachweis »arischer Abstammung bis zum Jahre 1800, um Listen für schädliches und unerwünschtes Schrifttum, um Gesinnungsnachweise, um den Aufbau der deutschen Luftwaffe etc. zwischen den persönlichen Verstrickungen in Familie, Ehe, politischer Karriere. Durch das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre sind Juden nicht nur durch Arbeitslosigkeit bedroht. Angst, Verrat, KZ lassen so manche Freundschaft ersticken. Viel Mitmenschlichkeit tritt z.B. zwischen Uta, Architektin, und Otto Gürckel, Kreisleiter und Bürgermeister von Ginsterburg, einem alten Kameraden von Eugen von Wieland, Redakteur, hervor. Mit Ritterkreuzen, Ballastexistenzen, Flattermann, Lebensmittelkarten, Par. 175 - Widernatürliche Unzucht, Himmelbett-Verfahren und Führer-Sofortprogrammen wird das Kriegsgeschehen anschaulich beschrieben. Mehr über den ersten Testflug der Natter am 1. März 1945 mit dem Piloten Lothar Sieber ist historisch auf Wikipedia zu lesen. Auch Alfred »Alfie« Wellbeck, 18 Jahre, Heckschütze aus Wales, bindet sich auf seinem fünfundzwanzigsten Feindflug über Ginsterburg bis zum Romanende mit ein. Insgesamt erschrecken die negativ eingestellten Charaktere und die staatlichen Machenschaften, erinnern grob an Restriktionen während der Corona-Pandemie.

Bewertung vom 15.02.2025
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt (MP3-Download)


ausgezeichnet

Sciencefiction und Krimi – eine interessante Kombination

Auf 464 Seiten geht es in diesem Sciencefiction-Apokalypse-Roman um die sehr differenzierte Aufklärung eines Mordes durch Emory und ihre Tochter Clara, die mit gesamt nur 122 Inselbewohnern ein stark strukturiertes, friedliches Zusammenleben führen. Drei Wissenschaftler wie Niema Mandripilias, 173 Jahre alt und ihr Sohn Hephaistos neben Thea Sinclair, 110 Jahr alt, überwachen nicht nur die Landwirtschaft, die Einhaltung von Regeln wie die Sperrstunde, sondern auch die Gedanken der willenlosen, manipulierten Dorfbewohner. Die Erschaffung einer Welt ohne Selbstsucht, Gier und Gewalt schwebt Niema vor mit dem Ziel der Gleichheit der Menschheit. Mit der Möglichkeit, Zugang zu den Gedanken jedes Einzelnen in dieser Gemeinschaft zu haben durch ABI - artifizielle biologische Intelligenz, werden auch Experimente hinsichtlich einer Welt ohne Leid versucht. Ein giftiger Nebel in sichtbarer Entfernung beginnt diese bewohnte Insel zu bedrohen und zum Aussterben der Menschheit zu führen, sollte nach einem Mord der Mörder nicht in 107 Stunden überführt sein. In sieben Kapiteln werden unter diesem Zeitdruck Geheimnisse, Erinnerungslücken und ausgeklügelte Spannungsmomente beschrieben, die die kritische Ermittlerin Emory mit Clara zu sinnvollen Puzzlestücken zusammenführen will. Die bedrohliche Atmosphäre und die verschiedenen Charaktere der Wissenschaftler, Familie und wichtigen Dorfbewohner sind gut skizziert. Diese Sciencefiction-Welt rund um das Labor des Blackheath Instituts mit Wachstumshülsen z.B., aber auch Weltuntergangsszenarien in einem ruinierten Inseldorf wird mit vielen kreativen Gedanken zu Kontrolle, Macht, Manipulation, Egozentrik stimmungsvoll bereichert.

Bewertung vom 15.02.2025
Allingham, Margery

Tödliches Erbe / Campion Bd.1


gut

Ein Krimi des goldenen Zeitalters
Das Cover zeigt im kunstvoll ziselierten, verschnörkelten Rahmen einen englischen Familiensitz in Suffolk, der unter die Lupe genommen werden soll. Bei diesem Auftrag für Albert Campion, einem der cleversten Detektive der Krimiliteratur, geht es um die Verhinderung des Diebstahls eines legendären Gold-Kelches aus vornormannischer Zeit der adeligen Familie Gyrth. Die 1966 verstorbene englische Autorin beschreibt diese Hauptfigur als einen unter vielen Decknamen getarnten Mann mit einem Gesichtsausdruck liebenswürdiger Beschränktheit. In seinen Dialogen zeigt er britischen Humor mit understatements, stets höflich und kreativ in etwas antiquierter Wortwahl. Der Beginn des Krimis mit Percival, kurz Val genannt, wirkt mit seiner Beschreibung als heruntergekommener Mann Mitte zwanzig, mit einem an ihn adressierten, aufgerissenen Briefumschlag und seiner seltsamen Entführung etwas unrealistisch, zu sehr konstruiert. Einige Wendungen z. B. zusammen mit Scotland Yard, dem amerikanischen Experten Professor Cairey und der Agentin der Société Anonyme Mrs. Shannon beleben die Vorgänge rund um die sagenumrankten Geheimnisse der Gyrths. Thematisiert werden auch Hexerei und mittelalterliche Relikte.
Insgesamt ein Lesespaß mit Vintage-Charakter.

Bewertung vom 12.02.2025
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Trauerbewältigung, Überwindung von Leere und erneute Sinnfindung
Das Cover verdeutlicht bildlich den Buchtitel. In der unteren Coverhälfte hat sich der Bildausschnitt in der Rundumsicht leicht weiterbewegt im Vergleich zum oberen Landschaftsausschnitt – passend zur Aussage des Romans. Wie schafft man mit neuen Perspektiven nach langjähriger Ehe das Dasein als Witwe im Rentenalter? Wie überwindet die Hauptperson Marlene die große Leere? Der Suizid ihres Mannes sorgt zunächst für Wut statt für Trauerbewältigung. Sehr realistisch und mit berührender Tiefe versuchen alle sympathischen Charaktere im respektvollen Umgang miteinander besonders im Gespräch erste Schritte aus dem seelischen Tief von Marlene zu finden. Dieses ernste Thema wird mit einer Leichtigkeit im Schreibstil glaubhaft ummantelt und entbehrt mit seinen Überraschungen auch nicht einer gewissen Spannung. Die Erfahrung von Verlust, gepaart mit der Entwicklung von Wut zu Trauer findet ein wohltuendes Romanende.

Bewertung vom 12.02.2025
Anders, Florentine

Die Allee


sehr gut

Das Porträt einer interessanten Familie
Das Cover zeigt die drei Hauptfiguren des Romans im Porträt mit Bauten des Chefarchitekten der DDR. Über den Zeitraum von 1931 bis 1995 wird das berufliche und private Leben von Helmut Henselmann, seiner Frau Isi und seiner Tochter Isa beleuchtet. Sein kreatives Arbeitsleben unter staatlicher Bevormundung und voller Kompromisse als Architekt zunächst in der Nazizeit, dann in der DDR wird abwechselnd verzahnt mit Kapiteln über zwei starke Frauen in dessen Leben. Viele Gedanken zur Baukunst an sich, über das Leben in typischen, normierten Plattenbauten, zu verschiedenen Bauweisen wie z.B. Tunnelschalbauweise, Kletterbauweise oder Gleitbauweise werden ausgeführt neben den vielen familiären Stationen besonders zwischen diesen drei Familienmitgliedern. Zunächst erfährt der Leser viel über die Kriegsjahre des zweiten Weltkriegs, dann auch Interessantes über das privilegierte Alltagsleben in der DDR unter Stasibeobachtung, über die krasse Wohnungsnot und die politischen Entwicklungen im sozialistischen Ausland bis nach dem Mauerfall. Die Kapitel sind zeitlich chronologisch jeweils alternierend aus der Perspektive von Hermann, Isi oder Isa verfasst. Der angenehme Schreibstil lässt ein lebendiges Miteinander erstehen.

Bewertung vom 12.02.2025
Hennessy, Jennifer

Degrees of Engagement (eBook, ePUB)


gut

Eine unterhaltsame Liebesgeschichte
Mit Frau Dr. Bianca Dimitriou und ihrem frisch erworbenen Doktortitel in Informationswissenschaften der Universität von Süd Kalifornien in Los Angeles befindet sich der Leser im wissenschaftlichen Setting mit einer ehrgeizigen Hauptfigur mit hohem Karriereziel. Ihr männlicher Gegenpart Dr. Xavier Byrne, Bibliothekar, Bachelor und Master in Archäologie, während ihres gemeinsamen Studiums über fünf Jahre still in sie verliebt, ermuntert sie anlässlich ihrer sie enttäuschenden Doktortitel –Feier zu einer Fake-Verlobung, gedacht als Rache an Familie und Freunde. Der kritische Blick wird hierbei auf gesellschaftliche Normen für Frauen gerichtet: Eine Heirat ist im gesellschaftlichen Ranking bei Frauen eindeutig höher angesiedelt als ihre wissenschaftliche Karriere. Diese zunehmende, aufkeimende Fake-Beziehung zwischen den beiden baut sich langsam auf. Ihre Dialoge kommen realistisch rüber, auch wenn die wiederkehrende Fehlkommunikation zwischen den Charakteren mit all ihren Ängsten und Signalmissdeutungen teils als langatmig empfunden werden können. Das angenehme Rollenbild von Xavier als verständnisvoller, ihre Karriere unterstützender und Liebevoller Partner gefällt. Mit den Nebenfiguren, Freunde und Familie, plätschert die Handlung leider ohne Spannung und überraschende Wendungen seitenfüllend dahin.
Insgesamt ist der Plot mit interessanter Fake-Idee und kurz gefasstem Happy End sehr vorhersehbar.

Bewertung vom 11.02.2025
Unterlehberg, Mascha

Wenn wir lächeln


gut

Eine schmerzhafte Rückbesinnung an eine enge Freundschaft
In zwei Teilen geht es um charakterlich sehr verschiedene, 16-jährige Frauen in der Real-Abschlussklasse, die sich bei einem Fußballspiel Mitte der Nullerjahre als einzige Mädchen unter Jungen auf dem Ascheplatz kennenlernen. Sie spielen mit den Blicken von Männern und lächeln. Anto, vorbestraft, selbstbewusst, stiehlt, lügt, raucht, trinkt und hat aus Angst vor sexuellen Übergriffen auf dem nächtlichen Nachhauseweg gern Waffen zur Selbstverteidigung dabei. Ihr Verhältnis zur abwesenden Mutter ist eigentlich unklar. Mal ist diese in Kur, im Ausland oder erfolgreich durch Vorträge und Ayurveda-Kurse n der ganzen Welt. Ihre Freundin Jara, vorsichtig und ängstlich, erzählt zunächst von ihrer panischen Rückbesinnung auf Antos Spring in die Ruhr von einer alten Brücke. Krasse Themensprünge und Zeitenwechsel in jeweils einem Kapitel befassen sich ausgiebig mit deren alkoholträchtigem Freizeitverhalten, mit ihren kriminellen Energien. Dass sie beide sich dabei auch mit männlichen sexuellen Übergriffen auseinander setzen müssen, sorgt zunehmend für Wut und aggressive Verteidigungsstrategien. Im zweiten Teil wechselt Jara zum Gymnasium und erlebt aber auch dort nicht nur bei männlichen Wetten und Mutproben grobe sexuelle Belästigung. Sich gegenseitig zu beschützen, läuft mehr und mehr außer Kontrolle. Die Zuspitzung auf eine ganz heikle Situation sorgt für reichlich Spannung. Leider erfordern Jaras ständig wechselnde Gedankensprünge je Absatz im Kapitel große Konzentration, um den Gesamtzusammenhang voll zu erfassen.

Bewertung vom 08.02.2025
Zons, Achim

Von Schafen und Wölfen


sehr gut

Ein komplizierter Plot
Thematisiert werden die brisante finanzielle Situation des deutschen Zeitungsverlages DAZ und ihre geplante Fusion mit dem Zeitungstycoon Maddox in München und die Stürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 in Washington incl. Diebstahl der geheimen Krankenakte des Ex- Präsidenten der Vereinigten Staaten Adam Rycart samt weiterer mörderischer Begleiterscheinungen innerhalb von 10 Tagen im Februar 2021. Interessant ist die Idee der Verquickung der tatsächlich geführten Diskussion über den Gesundheitszustand des Präsidenten – damals von Barack Obama - sowie der Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 mit den fiktiven Enthüllungen. Die spannenden Szenerien spielen sich vorwiegend in München, im dortigen Wald, in New York und Washington, in Ljubljana und Piran in Slowenien ab. Aufschlussreich sind die Fakten über die Krankheit Chorea Huntington, verursacht durch einen erblichen Gendefekt. In diesem komplexen Polit-Thriller sind mindestens sechs Tote und ein Hund mit Chip-bedachtem Halsband zu verarbeiten, was aber für den BND, für Max Goldbergs Forensic Architecture (GFA) und Anthony Zara und seine drei reichen Partner kein Problem darstellt. Nicht nur die Hauptfigur Chefreporter David Jakubowicz mit seinen brennenden moralischen Ansprüchen gegenüber Medien wird realistisch und rational beschrieben. Demgegenüber versprühen die kreativen Dialoge zwischen Max und Emma mehr emotionale Vibes. Der Prolog stört.
Insgesamt eine spannende Mischung von Realität und Fantasie.