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Worldofbooksanddreams

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Insgesamt 83 Bewertungen
Bewertung vom 07.06.2025
Silbers, Arianne L.

Ein Schloss aus Silber und Scherben


sehr gut

Um den Prinzen Willjareth bei seinem Vorhaben, König zu werden, zu unterstützen, soll Prinzessin Maren auf die Insel Beli reisen, um Will zu heiraten. Dabei kennt und fürchtet sie Will, denn dieser ist schuld daran, dass Maren verletzt wurde. Doch um ihre Heimat und ihrem eigenen Volk zu helfen, das unter einem Jahrelang andauernden Krieg leidet, würde sie alles tun und reist in Wills Heimat. Tagsüber werden hier schillernde Feste gefeiert und Schönheit ist alles was zählt. Doch des Nachts erscheinen die grausigen Kreaturen und fallen die adligen Bewohner des Reiches an, wenn es diesen nicht gelingt, sich zu verstecken.
Das Buch sprach mich unheimlich an mit seinem wundervollen Cover und dem ungewöhnlichen Klappentext. Der Einstieg allerdings fiel mir nicht ganz so leicht, denn hier musste ich mich erst an den Stil gewöhnen. Ariane L. Silbers erzählt mich einem unheimlich märchenhaften Stil, der je mehr man in die Geschichte abtaucht, desto mehr in seinen Bann gerät. Ereignisse und Welten werden vor dem inneren Auge lebendig, das Worlbuilding ist facettenreich und teilweise grausam und brutal, aber niemals harmlos und märchenhaft ganz im Gegenteil zum Schreibstil.
Die Handlung ist zunächst still und leise, doch immer wieder sorgen vor allem die nachts auftretenden Monster für Action. Für meinen persönlichen Geschmack gab es ein paar Längen, bei denen ich mir etwas mehr Handlung gewünscht hätte.
Allerdings hat das Buch eine einfach andere Grundidee, die Protagonistin ist weich und scheinbar auf den ersten Blick schwach, der Prinz ist unsympathisch und arrogant, doch im Grunde ist vor allem er von Maren abhängig, denn ohne sie wird er es kaum schaffen, zu regieren.
Ich muss sagen, selten hat ein Buch so eine Wut in mir hervorgerufen, eine Wut über die Charaktere, für die nur Schönheit zählt, ein gutes Herz ist nichts, Wut über diese Arroganz, Wut über das Mobbing, das Bodyshaming. Gleichzeitig verspürt man so unbedingt den Wunsch, der Protagonistin Maren zu helfen, ihr zu sagen, dass sie mehr wert ist als alle anderen. Diese Umsetzung gelingt der Autorin unglaublich gut, denn sie weckt damit Emotionen beim Leser, die man nicht einfach abschalten kann. Sie stimmt nachdenklich und weist darauf hin, was Menschen in anderen zerstören, wenn sie mobben in jeder Art. Das in einer solchen Fantasygeschichte habe ich in dem Maße nicht erwartet und fand es großartig.
Als Leser verfolgt man Ereignisse in der Gegenwart, erfährt aber auch in Rückblicken, was einst auf der Insel Beli zwischen Maren und Will geschah.
Ein personeller Erzähler führt durch die Handlung und lässt den Leser intensiv beobachten, was sich ereignet. Ich habe hier aber nicht nur Wut verspürt, sondern auch Hoffnung, gerade auch was die zwischen ihr und einer jungen Frau betrifft, die mehr in Maren sieht.
Maren mochte ich und gleichzeitig gingen mir Gedanken durch den Kopf: Los, wehr dich! Sie ist klug und hat ein gutes Herz, doch das furchtbare Mobbing zerstört sie. Für Will habe ich oft nur Verachtung gespürt, auch wenn er zwischendurch helle Momente hatte. Ihn umgibt ein Geheimnis, dass mich ihn leicht anders sehen ließ, aber dazu müsst ihr das Buch lesen.
Nebencharaktere sind zahlreich, viele sind Schönheiten mit hässlichem Wesen, aber es gibt hier durchaus auch positive Gestalten.
Mein Fazit: Ich könnte seitenweise über Arianne L. Silbers Geschichte schreiben, über all die Gefühle, die diese in mir ausgelöst hat und wie ungewöhnlich und doch gelungen diese Mischung aus Fantasy und aktuellen Themen war. Ariane erzählt so sanft und dass, obwohl es so schmerzt, worüber sie schreibt. Wer selber betroffen ist von Bodyshaming etc und damit zu kämpfen hat, sollte unbedingt die Triggerwarnung lesen

Bewertung vom 07.06.2025
May, AdriAnne

Dark Labyrinth - Gefährliches Verlangen / Labyrinth-Dilogie Bd.1


gut

Als die junge Hexe Sadaré erwacht, fehlen ihr jegliche Erinnerungen. Sie befindet sich in einem Labyrinth und mit ihr der Dämon Daesra. Ob sie eine gemeinsame Vergangenheit haben, weiß sie nicht, doch schnell wird klar, dass er sie hasst. Doch sie müssen gemeinsam das Labyrinth bewältigen, denn es ist eine Götterprüfung, die Leben oder Sterben bedeutet. Wird es ihnen gelingen, gemeinsam diese Aufgabe zu bewältigen?
Das Cover hat mich sofort neugierig gemacht, der Klappentext klang spannend und absolut düster, was ich unheimlich gerne mag.
Wir steigen hier mitten im Geschehen ein und der Schreibstil liest sich leicht, flüssig und angenehm.
Die Handlung startet im Labyrinth und dreht sich auch einfach in einem durch darum, diesem zu entkommen. Es gab ein paar spannende Szenen, auch mal einen Plottwist, aber leider gab es einfach viel zu viele Längen in der Geschichte, die mich das Buch immer wieder zur Seite legen ließen. Der gleichmäßige Lesefluss ging mit dem auf und ab der Handlung einfach verloren.
Das Setting ist das Labyrinth, was ich eigentlich interessant fand, aber halt auch nicht die große Abwechslung, aber ok, damit hatte ich gerechnet.
Der Enemies to Lovers Trope ist hier absolut ausgearbeitet, tatsächlich so gut, dass ich mir doch häufig die Frage stellte, ob diese Charaktere wirklich noch Lovers werden.
Die Charaktere sind hier natürlich recht überschaubar und alles dreht sich hier um Hexe Sadaré und Dämon Daesra. Leider wurde ich mit beiden nicht warm, vor allem der Dämon war sehr unsympathisch. Auch die Magie und wie sie zu nutzen war, fand ich schwierig.
Mein Fazit: Im Grunde ist die Idee rund um ein Labyrinth und ein Entkommen nicht neu, aber je nach Umsetzung einfach spannend. Hier zog sich das aber extrem und auch wenn es hin und wieder Spannung gab, war es zu langatmig. Wenn es zwei Protagonisten gewesen wäre, mit denen man hätte mitfiebern können, aber leider waren sie schwierig und tatsächlich konnte ich sie erst zum Schluss greifen. Sehr schade, aber leider war es nicht ganz meine Geschichte.

Bewertung vom 05.06.2025
Buck, Vera

Der dunkle Sommer


ausgezeichnet

Ich war so unglaublich gespannt auf dieses Buch, zum einen bin ich ein Fan von Vera Bucks Büchern, zum anderen liebe ich Lost Places und das Setting Botigalli ist ein geschaffener, fiktiver Lost Place, der es in sich hat.
Vera Buck schreibt leicht, flüssig und so unglaublich bildhaft, dass man das verlassene Dorf in den Bergen sieht, den Geruch der alten Häuser gemischt mit dem des Meeres in der Nase hat und die Frau, die in Botigalli spuken soll, jammern hört. Der Autorin gelingt es hier eine Atmosphäre zu zaubern, die so unglaublich intensiv wirkt, ich bin wirklich absolut begeistert davon.
Die Handlung findet auf zwei Zeitebenen statt, einmal in der Gegenwart 2022 und einmal vierzig Jahre in der Vergangenheit zur Zeit der Fußball WM. Wir begleiten Tilda und Enzo, den sardischen Journalisten in unserer Zeit und 1982 die siebzehnjährige Franca, die in Botigalli lebt. Stück für Stück erfährt der Leser, was wirklich geschehen ist und ich fand die Geschichte wirklich intensiv und berührend. Zwar ist es für mich kein klassischer Thriller, aber trotzdem fesselnd und spannend.
Auch für ihre Charaktere hat die Autorin ein passendes Händchen, sie wirken authentisch, lebendig und glaubhaft. Ob es einer der drei Ich-Erzähler ist oder Nebencharaktere, ich konnte sie mir sofort vorstellen und vor allem mitfühlen.
Tilda ist zielstrebig, mutig und lässt sich nicht einschüchtern und das, obwohl sie sehr unter dem Trauma leidet. Enzo ist auf seiner Art ebenfalls sehr zielstrebig und Franca einfach eine starke, junge Frau, die das Leben in Botigalli wunderbar darstellt.
Mein Fazit: Der dunkle Sommer ist kein typischer Thriller und doch ist es ein Buch, das zu fesseln weiß. Es lebt von der drückenden, hitzigen Atmosphäre und die Charaktere sind lebendig und facettenreich. Das Dorf wirkt unheimlich, aber auch spannend und die Geschichte ist voller Dramatik. Lest unbedingt auch das Nachwort der Autorin. Ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.06.2025
Warwick, Alexandria

The West Wind - Reich aus Licht und Dornen


sehr gut

Im Kloster von Thornbrook lebt die junge Brielle, seitdem ihre Mutter sie mit gerade mal elf Jahren dort gelassen hat. Sie hat ihr Leben dem heiligen Vater gewidmet und arbeitet als Schmiedin im Kloster. Doch immer noch hat sie es nicht geschafft zu eine Akrolythen zu werden, obwohl Mutter Mabel viel von ihr hält. Bisher hat sie auch noch nie einen Mann berührt, doch da findet sie einen Verletzten und trotz aller Zweifel bringt Brielle diesen heimlich in ihre kleine Kammer, wo er wieder genesen kann. Was allerdings darauf geschieht, hätte sie nie geahnt, der Mann ist der Westwind, der Gott des Frühlings namens Zephyr und durch ihn gelangt sie nach Untererden. Hier herrscht das Volk der Feen und sie kann niemanden trauen, erst recht nicht Zephyr und doch zieht er sie in seinen Bann.
Nachdem mir der erste Band der Four Winds Reihe schon sehr gefallen hat, war ich unheimlich gespannt auf die Fortsetzung, denn Zephyr durfte man bereits in Band 1 kennenlernen und da war er alles andere als ein Sonnenschein.
Der Einstieg fiel mir hier nicht ganz so leicht, zwar ist der Schreibstil wieder unglaublich bildhaft und Charaktere, Kloster und Landschaften werden lebendig, doch vieles dreht sich zunächst um Brielle und wie sie ihr Leben im Kloster verbringt. Selbst nachdem sie Zephyr versteckt, geschieht zunächst noch nicht so viel.
Das Thema Kloster ist allerdings auch nicht so ganz meines, da ich mich nur schwer in jemanden versetzen kann, der sein Leben Gott widmen möchte und das ist Brielle hier absolut.
Doch nach ca. hundert Seiten nahm die Handlung dann doch noch Fahrt auf, Brielle betritt das Feenreich und muss hier einige Abenteuer überstehen, um die Aufgabe, die sie von Mutter Mable bekommen hat, zu schaffen. Mit ihr gemeinsam reisen Zephyr und ausgerechnet Harper, ihre größte Konkurrentin am Kloster, die genau wie Brielle endlich von einer Novizin zu einer Akrolythin werden möchte.
Die Welt, vor allem Untererden, ist schön düster und gefährlich und man begegnet hier seltsamen Gestalten und Figuren. Damit wurde auch das Worldbuilding sehr gut dargestellt und vorstellbar. Magie gibt es, aber richtig viel erfährt man nicht, doch irgendwie wirkte Brielle geheimnisvoll.
Die Lovestory zwischen Brielle und Zephyr ist absolut slow burn und Brielle hadert so manches Mal damit, dass ihr dieser Gott nicht aus dem Kopf gehen will. Das Tempo, wie sich die Liebe hier entwickelt empfand ich als gelungen, auch wenn ich die Zuneigung zu Zephyr zunächst nicht nachvollziehen konnte.
Brielle ist eine wundervolle Protagonistin mit Ecken und Kanten und ist auch äußerlich kein Prinzesschen. Stattdessen ist sie groß, kräftig und arbeitet als Schmiedin. Ihr Herz trägt sie allerdings am rechten Fleck und auch wenn sie zu Beginn noch sehr schüchtern und naiv war, entwickelt sie sich zu einer sehr starken Protagonistin.
Da ich Zephyr bereits aus Band 1 kannte, dauerte es, bis ich mit ihm warm wurde, da ich auch einfach wusste, dass er kein allzu netter Zeitgenosse ist. Doch auch Zephyr entwickelt sich hier deutlich weiter.
Nebencharaktere finden wir einige und gerade Novizin Harper, die ein wenig mit in den Mittelpunkt rückt, war wunderbar ausgearbeitet. Ich konnte dieses hochmütige Wesen zunächst so gar nicht leiden, doch auch hier gibt es spannende Wendungen.
Mein Fazit: Insgesamt konnte mich auch der zweite Band nach den Startschwierigkeiten wieder überzeugen. Die Handlung, vor allem in Untererden, ist spannend. Es gibt die ein oder andere unvorhersehbare Wendung und das Worldbuilding ist gut vorstellbar und zwar ausgearbeitet, aber nicht übermäßig komplex. Wer slow burn Liebesgeschichten mag, kommt hier zu seinem Genuss. Auch Band 2 weiß zu unterhalten und ich freu mich jetzt auf den Südwind.

Bewertung vom 29.05.2025
Steven, Laura

Our Infinite Fates


gut

Die siebzehnjährige Branwen ist anders als andere Jugendliche, denn sie kann sich an jedes ihrer Leben erinnern, aber auch daran, wie sie jedes Mal endeten. Eigentlich ist ihr Name Evelyn und ihr Verhängnis ist Arden, den sie liebt, dessen Schicksal mit ihrem verknüpft ist und der sie immer wieder vor ihrem 18. Geburtstag tötet. Doch in diesem Leben wünscht sich Evelyn nichts mehr, als zu überleben, denn ihre kleine Schwester ist an Leukämie erkrankt und Evelyn soll ihre Spenderin sein. Wird Arden sie finden oder wird sie es endlich schaffen, ihrem Schicksal zu entgehen.  
Vor Beginn des Buches war ich unglaublich gespannt auf die Geschichte, denn ein Buch über Wiedergeburt habe ich in der Form noch nie gelesen. 
Sprachlich fand ich die Geschichte rund um Evelyn/Branwen und Arden einfach wunderschön. Autorin Laura Steven schreibt bildhaft, aber auch sehr ruhig und mit leisen Tönen, die irgendwie zart wirkten.
Dabei ist das Grundthema, immer wieder geboren und von dem Menschen, den man liebt, getötet zu werden, ja eigentlich grausam und schmerzhaft, wobei gerade dieses Schmerzhafte durch die Sprache noch hervorgehoben wird.
Die Idee fand ich richtig grandios, doch das Tempo war mir von Beginn an einfach bis zum Ende zu ruhig. Zwar nimmt es später an Spannung zu, doch der große Plottwist am Ende fand ich irgendwie nicht passend.
Hinzu kommt, dass wir neben der Handlung in der Gegenwart, Wales 2022, chronologisch in Evelyns vielen Leben rückwärts reisen. Meist wechselten die Kapitel ab, man reist durch Jahrhunderte, trifft immer auf die gleichen beiden Personen in verschiedenen Körpern und weiß, wie die Begegnungen immer wieder enden. Dadurch tritt man immer wieder auf der Stelle, es fühlt sich an wie alle siebzehn Jahre grüßt das Murmeltier, nur traurig anstelle von humorvoll. Irgendwie war es berührend, aber auch sehr schleppend.
Evelyn/Branwen mochte ich sehr, als Protagonistin und Ich-Erzählerin lernt man sie, zumindest in der Gegenwart, intensiv kennen. Gerade ihre Beziehung zu ihrer Schwester hat mich sehr berührt und zeigt, wie Evelyn tickt.
Arden hingegen blieb für mich, egal in welchem Körper, nicht greifbar. Allein wegen dem, was er Evelyn immer wieder antut, ohne sich zu erklären, mochte ich ihn nicht. Zwar werden seine Beweggründe zum Ende hin klar, doch ich konnte das irgendwie nicht mit Evelyn vereinbaren. Ich könnte mir vorstellen, dass es hilfreich gewesen wäre, das ein oder andere Kapitel aus seiner Sicht zu erleben, um auch ihn fühlen zu können.
Mein Fazit: Sprachlich und von der Idee her ein ungewöhnliches Buch, das mich leider in der Umsetzung nicht vollständig überzeugen konnte. Evelyn war ein starker und vorstellbarer Charakter, Arden blieb mir fremd und die Liebe zwischen ihnen war für mich nicht verständlich, da man sie irgendwie nie richtig fühlen konnte. Durch die immer wieder ähnlichen Kapitel kam die Handlung nicht vorwärts.

Bewertung vom 27.05.2025
Jimenez, Abby

Just for the Summer


ausgezeichnet

Justin glaubt, er sei verflucht, denn immer dann, wenn er eine Frau eine Weile gedatet hat, macht sie kurz darauf mit ihm Schluss und die Frau findet den Partner fürs Leben. Nun war es ausgerechnet auch noch sein bester Freund und Mitbewohner, der jetzt ein glückliches Leben mit Justins Ex führt. Kaum beklagt er sich bei Reddit darüber, geht sein Posting viral und auch Emma liest diesen. Diese erkennt sich gleich in Justins Worten wieder und schreibt ihm spontan. Gemeinsam beschließen sie, ihren Fluch zu brechen und verabreden sich für den Sommer, mit dem Vorhaben, sich gleich wieder zu trennen, um ihren Seelenverwandten zu finden.
Mit Just for the Summer erschien der dritte Band der Royaume Northwestern Reihe. Wobei man diesen dritten Band absolut unabhängig von den anderen beiden Büchern lesen kann. Lediglich der Ort und der ein oder andere Charakter taucht hier nebenbei wieder auf.
Der Einstieg fällt leicht, wir werden hier mitten ins Geschehen geworfen und erfahren umgehend mehr über Justin und Emma und wie sie zueinanderfinden.
Wir erleben die Ereignisse aus wechselnden Perspektiven zwischen Justin und Emma und dürfen dabei ganz dicht die Gefühle und Gedanken der beiden kennenlernen, da in der Ich-Form erzählt wird.
Wer nun glaubt, dass es sich hier um eine locker-leichte Sommerromanze handelt, irrt sich aber, denn die Geschichte beider Hauptcharaktere geht wesentlich tiefer.
Emma arbeitet gemeinsam mit ihrer besten Freundin als Springerin in Krankenhäusern, gemeinsam reisen sie von Ort zu Ort, um dort kurz zu bleiben und dann weiterzuziehen. Justin hingegen arbeitet im Homeoffice und ist fest mit seiner Heimat verbunden.
Emma leidet nach einer sehr schweren Kindheit unter Bindungsängsten, auch wenn sie mit Justin verabredet, ihm dabei zu helfen, den Fluch zu brechen, hat sie selber gar nicht so sehr die Ambitionen sesshaft zu werden. Trotzdem ist Emma ein absolut empathischer Mensch, die mit offenen Augen durch die Welt geht und für alles und jeden ein offenes Ohr hat.
Justin mochte ich vom allerersten Moment an, er ist durch und durch eine Greenflag, den man einfach schnell ins Herz schließt. Doch auch in seiner Familie läuft nicht alles rund und er hat Angst, dass genau das Emma verschrecken könnte.
Die Handlung ist abwechslungsreich und spannend und man kann dieses wundervolle Buch in einem Rutsch lesen. Mein einziges, winzig kleines Manko ist, dass ich nicht immer ganz die Liebe zwischen den Beiden fühlen konnte, da vor allem Emma ein sehr distanzierter Mensch ist.
Mein Fazit: Zum Träumen, Lachen, aber auch zum Nachdenken, was wie eine leichte Sommer-RomCom erscheint, ist ein Buch, dass sehr viel tiefer geht. Es geht um Bindungsängste und Vertrauen finden, aber auch um das Akzeptieren von Veränderungen. Mit hat das Buch von Anfang an unheimlich gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 26.05.2025
Menz, Lars

Die Schanze


gut

Nach einer Trennung kehrt die junge Ärztin Ellen Roth in ihre Heimat direkt am Rande der Alpen zurück. Hier soll sie die Hausarztpraxis übernehmen und selbst ein wenig wieder zur Ruhe finden. Doch kaum wieder in der Heimat, wird an einer Skischanze ein Toter gefunden. Ellen ist geschockt, denn sie kennt den Toten noch aus ihrer Schulzeit. Erinnerung an längst vergangene Tage werden wieder wach und Ellen sieht sich mit dem Grund, weshalb sie einst floh, erneut konfrontiert. Doch der Tote Mitschüler ist erst der Anfang und Ellen beginnt mit dem Journalisten Merab eigenständig zu ermitteln.
Mit Die Schanze erschien der erste Thriller aus der Feder des Autors Lars Menz.
Der Einstieg in diesen Thriller fällt sehr leicht, denn der Autor schreibt recht bildlich, leicht und flüssig. Schnell befindet man sich mitten in den Alpen.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist die doch recht beklemmende Atmosphäre, die auch noch durch die Abgeschiedenheit des Dorfes und der winterlichen Stimmung unterstrichen wird.
Gerade so kleinere Orte haben ja doch immer eine spezielle Wirkung, man spürt Misstrauen und Beobachtungen. Hin und wieder übertreibt es der Autor allerdings mit seinen Beschreibungen, was ein wenig überladen wirkt.
Die Handlung ist zwar interessant, aber beginnt auch recht schleppend, was zunächst auf die Spannung drückt. Als geübter Thrillerleser fiel mir auch schnell auf, in welche Richtung das Geschehen lief und so richtig große Plottwists gab es für mich leider nicht.
Protagonistin Ellen Roth fand ich dafür wiederum sehr authentisch dargestellt. Sie kämpft auch nach all den Jahren noch mit den Dämonen der Vergangenheit, was sie auf dem ersten Blick verletzlich erscheinen lässt. Doch mit der Rückkehr und dem sich dem Vergangenem stellen müssen, zeigt sie überraschend auch Stärke.
Polizist Haußer und Journalist Merab haben mir soweit sehr gut gefallen. Auch sie sind sehr vielschichtig gezeichnet und wirken dadurch glaubwürdig.
Ansonsten trifft man hier auch noch auf die Dorfbewohner, die einem alle nicht so ganz geheuer vorkommen und hin und wieder auch zu Vermutungen verlocken.
Mein Fazit: Für ein Thrillerdebüt war es insgesamt gut gelungen, zwar waren manche Dinge zu leicht lösbar und somit vorherzusehen, aber mit der Atmosphäre und den Darstellungen der Charaktere konnte der Autor hier durchaus punkten. Mir fehlte vor allem zu Beginn allerdings die Spannung und auch das Ende konnte mich nicht so richtig überraschen. So bleibt der Thriller ein wenig hinter meinen Erwartungen. Unterhält durchaus gut, ist aber kein absolutes must read, zumindest nicht für Thriller-Vielleser.

Bewertung vom 26.05.2025
Nell, Tine

Genau hier bei dir / Northern Kiss Bd.2


sehr gut

Liv lebt als Touristenführerin in Stockholm und geht da in ihrem Job auf. Als Auszeit gönnt sie sich zweimal im Jahr einen Besuch bei ihrer Tante Edda in dem kleinen Ort Nora. Das sie allerdings dieses Mal unfreiwillig verlängern muss, hätte sie niemals mit gerechnet. Doch dafür braucht sie einen Job, den sie bei Cai im Elchpark findet. Cai, den sie geküsst und dann einfach verlassen hat und der sie nun mit Missachtung bestraft. Doch hinter Cais Fassade steckt so viel mehr und diese Fassade beginnt langsam zu bröckeln.
Genau hier bei dir ist der zweite Teil der Schweden Dilogie aus der Feder von Autorin Tine Nell, die schon im ersten Band mit einem sehr gefühlvollen Schreibstil überzeugen konnte.
Die Autorin schafft es, den Leser sehr schnell in ihren Bann zu ziehen und den kleinen Ort und dessen Bewohner vor dem inneren Auge lebendig werden zu lassen.
Die Handlung ist vielleicht nicht überraschend, trotzdem schafft es die Autorin diese immer weiter vorwärts zu bringen. Dabei lässt sie den Leser mal lächeln, mal nachdenken, aber hält einen auch permanent an ihre Geschichte gefesselt.
Die Lovestory ist sehr gefühlvoll erzählt und geht direkt ins Herz. Dabei ist es ein großer Pluspunkt, dass die Story zu keiner Zeit kitschig wirkt. Wer also viel Gefühl und Emotionen mag, findet genau das hier in dieser Geschichte.
Erzählt wird das Ganze aus der Sicht von Protagonistin Liv in der Ich-Perspektive. Zwar hätte ich mir hier hin und wieder Momente aus Cais Sicht gewünscht, aber insgesamt hat mir das gut gefallen.
Durch diese Perspektive lernt man Liv mit allen Gefühlen und Gedanken intensiv kennen.
Liv ist eine wundervolle Protagonistin, die nach außen einfach lebendig und absolut offen scheint. Doch hinter diesem Temperament verbirgt sich durchaus auch Unsicherheit und sie stellt sich nicht gerne jeder Situation und läuft lieber weg. Im Laufe des Buches macht sie eine tolle Entwicklung durch und ihr gelingt es, auch immer mehr ihre eigenen Handlungen zu reflektieren.
Cai ist hier auf den ersten Blick der grumpy Gegenpart, distanziert und etwas abweisend. Er ist sehr naturverbunden und eher der Typ Mann, der lieber handelt als spricht.
Die Chemie zwischen den beiden ist absolut toll und bringt den Leser häufig zum Lächeln.
Mein Fazit: Wer Grumpy meets Sunshine und Smalltown Vibes verbunden mit viel Gefühl mag, kommt mit Genau hier bei dir den perfekten Roman für gemütliche Lesestunden. Optisch wunderschön bietet es eine mindestens genauso schöne Geschichte fürs Herz, aber ohne Kitsch. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.05.2025
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Eineinhalb Jahre sind vergangen seitdem die Nachbarin von Art Mayer, Dana Karasch, spurlos verschwand. Niemals hätte die junge Frau ihre Tochter und ihre demente Mutter verlassen, doch nach wie vor fehlen die Hinweise. In seiner Not schaltet Art seinen ehemaligen Freund, den Bundeskanzler hinzu und schon kurz darauf erhält er einen Hinweis. Gemeinsam mit Kollegin Nele Taschaikowski, die eigentlich noch im Erziehungsurlaub ist, fahren sie zu einer verlassenen Wohnwagensiedlung. In einem der Wagen finden sie Fotos, die eindeutig Dana zeigen, doch nicht nur die Fotos sind in diesem Wohnwagen, sondern auch die Leiche eines Anwalts. Nur, was soll all das mit Dianas Verschwinden zu tun zu haben?
Ich bin ein großer Fan der Marc Raabe Thriller und habe mich unheimlich gefreut, dass es nun endlich einen neuen Art Mayer Thriller gibt. Die Nacht ist mittlerweile der dritte Band und auch wenn die einzelnen Fälle voneinander unabhängig sind, würde ich empfehlen, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da die Beziehungen der Hauptcharaktere doch sich immer weiter entwickeln.
Der Schreibstil ist einfach temporeich, dabei bildhaft und doch so flüssig, dass man hier einfach von der ersten Seite an in die Handlung gezogen wird.
Der Fall ist unheimlich spannend und verstrickt, es gibt ständig Wendungen und Momente, die nachdenklich stimmen und dieses Buch zu einem Abenteuer werden lassen.
Nachdem Raabe schon die ersten beiden Art Mayer Bücher anteaserte, dass auch die Beziehung zu MIlla, Danas Tochter, eine wichtige Rolle spielt, liegt nun endlich der Fokus auf die spurlos verschwundene, junge Frau. Auf zwei Zeitebenen erfahren wir mehr vom Geschehen, zum einen begleiten wir Art und Nele bei der Suche, die ganz schön gefährlich wird, zum anderen erleben wir, dass Dana einst wirklich in diesem Wohnwagenpark lebte und welche schlimmen Geheimnisse in ihrer Vergangenheit ruhten.
Art ist ein absolutes Unikum, groß, still und mit eigenem Kopf, doch auch mit einem ganz großen Herzen, dass er zwar nicht so gerne zeigt und auch nicht zugibt und doch ist er ein wundervoller Mensch. Nele ist mir mittlerweile auch sehr ans Herz gewachsen und ihre Gedanken und den Wunsch, wieder ermitteln zu dürfen, obwohl sie eigentlich mit dem Baby zu Hause sein wollte, kann ich unheimlich gut nachvollziehen.
Auch sonst gelingt es Raabe einfach, besondere und authentische Charaktere zu zeichnen. Sei es Dana, die einfach eine Kämpfernatur ist oder ihre kleine Tochter MIlla.
Mein Fazit: Ich möchte hier gar nicht zu viel verraten, da es hier so einige Verstrickungen und Geheimnisse gibt. Ich kann nur betonen, dass Raabe mit diesem Buch wieder voll ins Schwarze getroffen hat und mich endlich mal wieder an einen Thriller fesseln konnte. Spannend, düster, temporeich, mit längst vergangenen Geheimnissen, die teils sehr betroffen machen, wird dieses Buch zu einem absoluten Pageturner, den ich gerne empfehle.

Bewertung vom 26.05.2025
Åslund, Sandra

Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2


gut

Kriminalinspektorin Maya Topelius möchte eine Auszeit im Ressort ihrer Freundin Emily nehmen. Doch mit der Erholung auf der abgelegenen Schäreninsel ist es vorbei, als es zu einem Streit kommt und später ein Toter gefunden wird. Als dann auch noch ein Sturm aufzieht und die Schäreninsel Svartlöga isoliert, bleibt Maya nichts anderes übrig, als selbst zu ermitteln.
Mit Still ist die Nacht erschien der zweite Schwedenkrimi aus der Feder von Sandra Aslund rund um die Ermittlerin Maya Topelius.
Der Schreibstil ist angenehm und leicht und die Insel atmosphärisch und gut vorstellbar gezeichnet. Ich mag ja diese Grundstimmung skandinavischer Krimis total und gerade diese Atmosphäre ist ein absoluter Pluspunkt des Buches, doch leider verrennt sich die Autorin Sandra Aslund hier ein wenig in den esoterischen Beschreibungen des Ressorts, das hier einfach zu viel Raum einnimmt.
Der Prolog machte den Einstieg unheimlich spannend, allerdings kommt es im Mittelteil dann doch zu Längen, die auch ein wenig auf das Privatleben der Ermittlerin zurückzuführen ist, das hier mit einfließt. Interessant wurde die Dynamik unter den Gästen, klar, sie sind abgeschirmt und dadurch beginnen dann auch die Verdächtigungen. Trotzdem konnte ich hier einiges vorausahnen.
Maya Topelius ist unheimlich sympathisch und man begleitet sie gerne bei ihren Ermittlungen. In diesem Buch steht sie nicht nur vor den Ermittlungen, sondern auch vor persönlichen Schwierigkeiten mit ihrer Freundin Emily, die ich aber nicht immer nachvollziehen konnte und etwas nervig fand. Ihr Kollege Pär bleibt in diesem Band deutlich im Hintergrund, was ich schade, aber verständlich fand.
Die Nebencharaktere sind vielschichtig und bieten Abwechslung, allerdings sind sie doch äußerst vielzählig, was hin und wieder für Verwirrung sorgt.
Mein Fazit: Still ist die Nacht ist ein ruhig erzählter Krimi, der mit viel Atmosphäre daherkommt. Wer gut ausgearbeitete Charaktere mit Tiefe mag und einen sich langsam entfaltenden Spannungsbogen, wird hier auf seine Kosten kommen. Wer aber viel Tempo und Action mag, würde hier enttäuscht werden. Ich mag vor allem die Ermittlerin und bin gespannt auf weitere Fälle.