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Benutzername: 
Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 624 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2024
Mutmurmeln für den ersten Schultag
Welk, Sarah

Mutmurmeln für den ersten Schultag


sehr gut

Einfühlsame, bunte Mutmachgeschichte für Schulanfänger und Vorschulkinder

Beim Gedanken an den morgigen ersten Schultag ist Linus ganz murmelig und ziemlich mulmig zumute. Seine Freundin Lolle hat da eine Idee, was helfen könnte. Gemeinsam machen Linus und Lolle verschiedene Mutproben. Den Mut der Mutproben lassen sie in Murmeln rutschen, die sich dann in Mutmurmeln verwandeln. Ob diese Mutmurmeln den beiden am ersten Schultag helfen?

Die Geschichte ist abwechslungsreich, lebendig und kindgemäß formuliert. Sie lässt sich leicht und flüssig vorlesen. Die leuchtend bunten Bilder sind auf die Handlung abgestimmt, stellen wichtige Szenen der Geschichte dar. Meist wirken sie fröhlich, passen sich aber auch der Stimmung an, so geht es im Keller etwas dunkler und unheimlicher zu. Sehr gelungen finde ich die drolligen Figuren und ihre ausdrucksstarke Mimik. Allerdings sind die Kinder im Verhältnis zu den Erwachsenen etwas zu groß geraten. Das Buch richtet sich an Vorschulkinder, die bald in die Schule kommen.

Während Linus eher schüchtern und zurückhaltend scheint, ist seine Freundin Lolle nicht auf den Mund gefallen und kommt recht aufgeweckt und selbstbewusst rüber. Die beiden einfallsreichen Kinder ergänzen sich perfekt. Zusammen haben sie viel mehr Mut als allein, was in der Geschichte an vielen Stellen schön deutlich wird.

Der erste Schultag ist ein ganz besonderer Tag, dem viele Kinder mit gemischten Gefühlen entgegenblicken. Auf einfühlsame Art vermittelt „Mutmurmeln“, dass es völlig normal ist, vor diesem wichtigen Tag auch ein bisschen Angst zu haben. Kinder und ihre Gefühle werden hier ernst genommen. Gleichzeitig wird aber auch eine schöne Lösung geliefert, was Kinder gegen diese Angst, ihr murmeliges Gefühl im Bauch, tun können. So können sie sich selbst mit eigenem Mutmurmeln, die Mut spenden, wenn man sie fest drückt, die Angst nehmen. Wunderbar eignet sich das Buch auch zum Vorlesen in der Schule am ersten Schultag. Es bietet zudem eine Grundlage für spannende Unterrichtsgespräche. Sicher wird sich jedes Schulkind am ersten Tag über eine eigene Mutmurmel freuen. Ein kleines, hübsches Geschenk mit Symbolkraft. „Mutmurmeln“ ist ein buntes, warmherziges Mutmachbuch für alle Schulanfänger.

Bewertung vom 14.08.2024
Die große Weltreise durch den Zoo
Schoenwald, Sophie

Die große Weltreise durch den Zoo


ausgezeichnet

An einem Tag um die Welt - bunte, originelle Bilderbuchreise durch den Zoo

Als Zoodirektor Alfred Ungestüm allen Tieren im Zoo einen Tag Urlaub verspricht, sind die Tiere sehr aufgeregt. Alle Tiere haben eine ganz genaue Vorstellung, wie und wo sie den Tag verbringen wollen. Doch die Pläne sind so unterschiedlich, dass es unmöglich ist, allen gerecht zu werden. Schließlich kann man nicht gleichzeitig an einem Tag in die Oper nach Sydney, zum Eiffelturm nach Paris und dann auch noch Schlitten fahren. Da hat Ignaz Igel Igel eine besondere Idee. Ob er es schafft, alle Wünsche zu erfüllen?

Die Geschichte ist klar, lebendig und kindgerecht formuliert, sie lässt sich flüssig und mühelos vorlesen. Vor allem überzeugt das Buch durch seine bunten, detaillierten und sehr witzigen Gute-Laune-Illustrationen. Die gezeichneten Figuren sehen drollig und charakteristisch aus. Überhaupt sind die Bilder der Geschichte ein absoluter Hochgenuss, es gibt sehr viel darauf zu entdecken. Das Buch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Dass die Tiere sehr unterschiedlich sind, teilweise völlig untypische, überraschende Hobbys haben, gefällt mir. Welcher Elefant interessiert sich sonst schon für Porzellan? Welches Nilpferd für die englische Monarchie? Der Zoodirektor und sein Freund Ignaz Igel sind ebenso ein wirklich ungewöhnliches Paar. Sie haben gemeinsam schon einige Abenteuer bestritten und können sich stets aufeinander verlassen. Ignaz Igel hat zweifelsohne die tollsten Ideen und schafft es immer wieder, allen gerecht zu werden. Eine bunte, witzige, vielfältige originelle Figurentruppe macht diesen Zoo aus.

Bisher hat uns jedes Buch der Reihe rundum überzeugt. Ignaz Igel bewältigt zuverlässig die kniffligsten Herausforderungen. Auch hier beweist er Phantasie und großen Einfallsreichtum. Man darf gespannt sein, wie so eine von ihm organisierte Weltreise durch den Zoo abläuft.
Das Buch zeigt eindrücklich, wie wertvoll Kompromisse sein können. Wenn alle Interessen berücksichtigt werden, sind hinterher alle viel zufriedener, als wenn nur einer bestimmt. Eine wichtige und kluge Botschaft.
Auch Erwachsene werden an dem Buch ihren Spaß haben, so finden sich in den Bildern humorvolle Anspielungen auf berühmte Bilder und Bauwerke. Den Kindern werden sicher ebenso einige der Abbildungen bekannt vorkommen. Beim Lesen werden sich daher garantiert spannende Diskussionen ergeben, bei dem Kinder ihr Wissen vertiefen und erweitern können. Das Buch lässt sich auch wunderbar im Kindergarten oder in den ersten zwei Jahrgangsstufen der Grundschule in verschiedenen Fächer z.B. als Gesprächsanlass einsetzen.
Für mich ein weiteres sehr gelungenes, buntes, lustiges und motivierendes Bilderbuch der Reihe. Wer die bisherigen Geschichten um den ungewöhnlichen Zoo mochte, wird auch diese lieben.

Bewertung vom 11.08.2024
Im Unterholz
Strömberg, Sara

Im Unterholz


gut

Recht langsam erzählter, atmosphärischer Schwedenkrimi mit schwieriger Hauptfigur

„Ich mochte diese Eigenschaft an mir nicht: immer das Schlimmste zu befürchten und es mir zugleich insgeheim herbeizuwünschen.“

In einem Wald unterhalb eines Hochsitzes im schwedischen Jämtland wird die Leiche einer Frau gefunden. Das Opfer wurde offensichtlich ermordet. Die ehemalige Journalistin Vera bekommt von ihrem früheren Chef den Auftrag, den Fall näher zu untersuchen. Ob es Vera, die aktuell als Hilfslehrerin arbeitet und mit einigen privaten Sorgen zu kämpfen hat, gelingt, die Hintergründe des Mordes aufzudecken? Sie muss dabei äußerst vorsichtig vorgehen, um nicht vom Täter bemerkt zu werden und selbst in sein Visier zu geraten…

Der Roman schildert Veras Anstrengungen, die Wahrheit über den Mord herauszufinden. Zwischendurch geht es in einigen Passagen auch um die junge Maria, deren Freundin Elisabeth mit dem Auftauchen einer neuen Klassenkameradin plötzlich das Interesse an Maria verliert. Wie beide Handlungsstränge zusammenhängen, klärt sich im Verlauf nachvollziehbar. Die Geschichte ist bildhaft, lebendig und abwechslungsreich formuliert, liest sich angenehm unkompliziert und flüssig.

Die 56-jährige Vera steckt in der Krise, sie muss mit einigen persönlichen Niederlagen umgehen: Ihre Ehe ist gescheitert. Ihr Vater wohnt im Pflegeheim. Ihre Arbeit als Journalistin hat Vera verloren, weil die Zeitung bei der sie beschäftigt war, eingestellt wurde. Während sie für den Journalismus eine große Leidenschaft hegt, erledigt Vera ihre aktuelle Tätigkeit an der Schule nur halbherzig und wenig motiviert. Außerdem ist Veras Wohnung ein einziges Provisorium. Zusätzlich hat die Protagonistin mit den Auswirkungen der Wechseljahre zu kämpfen. Immer wieder verliert sie die Kontrolle und stürzt mit Erinnerungslücken ab. Vera ist keine glatte, perfekte, eher eine in vieler Hinsicht versehrte, vom Leben gezeichnete Hauptfigur. Sie tat mir - so wie sie sich selbst auch - leid. Identifizieren konnte ich mich mit Vera allerdings nicht so recht, weil ich ihr Verhalten oft nicht ganz nachvollziehen konnte. Für mich hätte Vera gerade im Privatleben mehr Willen und Mut zur Veränderung zeigen können, sie war mir in diesem Lebensbereich einfach zu passiv. Zum Glück hat Vera Mitmenschen, die sie unterstützen und die sie aus ihrem Tief befreien möchten. Bleibt zu wünschen, dass ihnen das irgendwann gelingen mag.
Bemerkenswert finde ich, dass Vera als Journalistin durchaus Tatendrang und Biss beweist, all das, was ihr im Privaten fehlt.

„Im Unterholz“ hat eine ganz eigene, recht dunkle Atmosphäre. Vera ist vom Leben deprimiert und genau das wird auch sehr authentisch im Roman vermittelt. Sie stößt bei ihren Nachforschungen auf erschütternde, traurige, aber durchaus auch faszinierende menschliche Abgründe. Die Geschichte wird ausführlich, intensiv und schlüssig erzählt. Gerade den Anfang empfand ich als etwas langatmig. Ich tat mich zunächst schwer, in die Handlung hineinzufinden. Dass sich im Verlauf raffinierte Wendungen im Bezug auf das Opfer ergeben, hat mich positiv überrascht. Gekonnt wird hier mit den Erwartungen der Leser gespielt.
Ich lese sehr gerne Skandinavienkrimis. Dieser gehört nicht zu meinen absoluten Favoriten. Sprachlich und und atmosphärisch hat er mich durchaus überzeugt, aber insgesamt war mir „Im Unterholz“ doch zu negativ. Ich hatte meine Schwierigkeiten mit der ziemlich speziellen Hauptfigur. Dennoch ein lesenswerter Krimi mit interessanter Grundidee.

Bewertung vom 05.08.2024
Fest im Sattel
Hicks, Faith Erin

Fest im Sattel


sehr gut

Vielseitige, kurzweilige Freundschaftsgeschichte, nicht nur für Pferdenärrinnen

Norrie und Hazel verbringen jede freie Minute im Pferdestall auf dem Edgewood-Hof, sie lieben Pferde und das Reiten und sind die besten Freundinnen. Als eines Tages Victoria, die vorher auf dem konkurrierenden Waverly-Hof trainiert hat, auf dem Edgewood-Hof auftaucht, ist Norrie skeptisch, möchte diese aber gerne besser kennenlernen. Victoria verhält sich ziemlich abweisend, hat sie doch schlechte Erfahrungen mit Freundschaften unter Reiterinnen gemacht. Norrie ist verständlicherweise beleidigt. Aber vielleicht ändert sich ihr erster Eindruck von Victoria ja noch?

Die Geschichte wird als Comic erzählt. Pro Seite sind drei bis fünf bunte, klar erkennbare Bilder abgedruckt. Hübsch und detailreich sind dabei die Landschaften gezeichnet. Die Figuren sehen nett und sympathisch, aber nicht perfekt „barbiemäßig“ aus, sie haben recht individuelle Gesichter. Die Mimik der Personen ist ausdrucksstark, es wird sofort deutlich, wie sie sich gerade fühlen. Kein Problem ist es, beim Lesen die Reihenfolge der Bilder beim Lesen einzuhalten. Die Geschichte wird meist chronologisch erzählt, selten werden kurze Rückblenden eingeschoben, die helfen, die aktuelle Handlung und bestimmte Verhaltensweisen besser zu verstehen. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren, die nicht so gerne lange Texte lesen.

Dass die Charaktere so unterschiedlich sind, gefällt mir. Victoria ist es gewöhnt, ihr eigenes Geld zu verdienen. Sie mag Pferde, möchte aber auch noch Zeit für andere Hobbys haben. Dass sie ihre beste Freundin verloren hat, nagt an ihr. Um nicht erneut verletzt zu werden, verschließt sie sich. Norrie ist nett, direkt und offen, sie ist eine echte Plaudertasche und redet für Zwei. Das Mädchen leidet unter der Konkurrenz zu seinem erfolgreichen Bruder, der -anders als Norrie- nur Spitzennoten nach Hause bringt. Norries Freundin Hazel ist schweigsam, sehr loyal und hat wie Victoria an einer bestimmten schlechten Erfahrung zu knabbern. Und dann gibt es noch Sam, den einzigen Jungen auf dem Hof, der von seinen Brüdern wegen seiner Pferdeleidenschaft aufgezogen wird. Alle Figuren haben unterschiedlich geartete Probleme. Vielleicht können sie sich ja gegenseitig eine Stütze sein?

Als Kind habe ich hin und wieder gerne Wendycomics gelesen, obwohl ich mit echten Pferden wenig anfangen konnte. „Fest im Sattel“ hat mich direkt in die eigene Kindheit zurückversetzt.
Da kamen schnell nostalgische, schöne Erinnerungen hoch. Gut gefällt mir, dass die Charaktere anders als in den Wendycomics auch Interessen außerhalb ihres Pferdecosmoses haben, so schwärmen sie z.B. für eine Raumschiff-Nerd-Serie. Trekkies und Pferde, sonst eine eher ungewöhnliche Kombination, passen also hier durchaus zusammen.
Der Plot beruht teilweise auf autobiografischen Erfahrungen der Autorin. Das Buch ist nicht nur ein leichter Pferdecomic, sondern eine vielschichtige Geschichte über Zusammenhalt, Freundschaft, Träume, Akzeptanz, Mut und Selbstvertrauen. Es werden viele verschiedene aktuelle Probleme angesprochen wie Konkurrenz in Freundschaft und Familie, Geldnöte, übersteigerter Ehrgeiz oder der Wunsch nach Freiheit. Während bei anderen die Pferdeverrücktheit in Verbissenheit endet, mögen Norrie und Co Pferde sehr gerne, arbeiten auch für ihren Traum, weil sie eben nicht zu den Privilegierten gehören, verlieren sich aber darin nicht. Trotz aller angesprochenen Probleme, ist „Fest im Sattel“ auch ein wunderbares, kurzweiliges Wohlfühlbuch für alle Pferdefans, die sich zusätzlich auch für andere Themen als Pferde interessieren.

Bewertung vom 02.08.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


gut

Spannend und dramatisch, aber auch recht reißerisch und brutal

Schon an ihrem ersten gemeinsamen Arbeitstag bekommen es die beiden Ermittler Mila Weiss und Jakob Krogh mit einem ganz besonderen Mordfall zu tun. Die Leiche einer älteren Frau wird gefunden, doch das Opfer wurde mysteriöserweise nach seinem Tod noch lebend gesehen. Und das Spiel wiederholt sich. Auch ein ermordeter Student scheint nach seinem Tod noch gelebt zu haben. Wie ist das möglich? Und was haben die ausgehungerten Krähen und ihre Botschaft an beiden Tatorten zu bedeuten? Mila und Jakob jagen einen Mörder, der im wahrsten Sinne des Wortes jeder sein könnte. Ob sie ihn finden?

In anschaulicher, klar verständlicher Sprache schildert Benjamin Cohrs, wie Milas und Jakobs Ermittlungen voranschreiten. Teilweise nimmt der Autor auch die Sicht des Mörders ein, beschreibt genau, wie er seine Taten plant und ausführt.

Nicht nur der Mörder, sondern auch die Polizisten Mila und Jakob haben Geheimnisse. Nach außen hin scheint der Familienvater Jakob Krogh ein verlässlicher, rücksichtsvoller und berechenbarer Kollege zu sein, der harmonisch und effektiv mit anderen zusammenarbeitet. Doch ist er das wirklich? Mila hingegen eckt mit ihrer toughen Art häufig an. Sie macht einen etwas verbissen Eindruck, gibt wenig von sich und ihrem Privatleben preis. Beide Figuren wirken etwas holzschnittartig, werden nur oberflächlich, recht einseitig beschrieben und haben trotz ihrer oft angedeuteten Geheimnisse wenig Tiefe. Mit keiner der Hauptfiguren konnte ich richtig mitfiebern.

„Krähentage“ ist ein Thriller mit besonderer, düsterer Atmosphäre. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden und es dauerte, bis ich den Bezug zu Plot und Figuren entwickelte. Ab der Mitte allerdings begann der Roman mich dann zu fesseln, Handlungs- und Lesetempo nahmen deutlich zu. Das Ende konnte mich leider nicht überzeugen, vor allem Jakobs Geheimnis war für mich nicht stimmig. Auch wenn der Mörder schon von Anfang an bekannt ist, ist das dramatische Finale wirklich spannend und mitreißend gestaltet. Ich wollte unbedingt wissen, wie alles endet. Insgesamt war mir der Thriller allerdings doch zu reißerisch und zu brutal. Ich hätte mir statt der vielen Effekte und Schockmomente gewünscht, dass mehr Wert auf eine intensivere Ausarbeitung der Charaktere und der Beziehungen der Figuren untereinander gelegt worden wäre. Nicht mein Buch, aber ein Thriller für alle unerschrockenen Leser mit starken Nerven, die es düster, actionreich und überraschend mögen.

Bewertung vom 02.08.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


gut

Nervenaufreibender Albtraum statt schwedische Sommeridylle

Henrik und Nora verbringen mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn ihren Urlaub im Ferienhaus von Henriks Familie in Schweden. Doch aus dem erhofften idyllischen Bullerbüurlaub wird es nichts, vielmehr entwickelt sich der Aufenthalt zum absoluten Albtraum. Der umliegende Wald verursacht Probleme: Erst entdeckt Hendrik hier ein verfallenes Baumhaus, das unangenehme Erinnerungen an seine Kindheit heraufbeschwört, dann wird dort ein Kinderskelett gefunden und schließlich verschwindet Fynn beim Spielen in jenem Wald. Fieberhaft sucht die Polizei nach dem Jungen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Die Geschichte wird aus vier Perspektiven erzählt. Rosa, die anhand von Pflanzenveränderung den Tod aufspürt und die Kinderleiche entdeckt, Henrik, Nora und Entführungsopfer Mara schildern, was sich in ihrem Leben ereignet. Anfangs war es für mich schwer, die Übersicht zu behalten und alle Verbindungen zu verstehen. Erst gegen Ende werden die einzelnen Erzählstränge zusammengeführt. Der anschauliche Schreibstil liest sich klar und flüssig.

Die Protagonisten geben den Lesern Rätsel auf. Sie alle verbergen Geheimnisse. Rosa hat eine sehr wissenschaftliche Sicht auf den Tod, wirkt nerdig und im Umgang mit anderen fast skurril, Henrik erzählt ganz offensichtlich Lügen, Nora spielt ebensowenig mit offenen Karten und auch Mara scheint durch ihre schrecklichen traumatischen Erfahrungen, ihre schwere persönliche Situation, keine verlässliche Beobachterin. Keine der Charaktere wirkte auf mich sympathisch, dennoch wird hier eine interessante, herausfordernde Figurenkonstellation dargestellt.

Keine sonnige Bullerbüstimmung, sondern ein düstere, mysteriöse, albtraumhafte Atmosphäre beherrscht Henrik und Noras Familienurlaub. Nach den ersten hundert Seiten fand ich mich in der Handlung gut zurecht, die anfängliche Unklarheiten legten sich und ich konnte die Personen besser einordnen. Vera Buck kann zweifelsohne packend schreiben und fesselte mich mit ihrem Roman über weite Strecken. Am Ende geht es Schlag und Schlag, fast alle Geheimnisse kommen ans Licht und es zeigen sich immer mehr Zusammenhänge. Die Handlung ist insgesamt recht komplex, wendungsreich und vielschichtig. Für mich persönlich verliert sich die Geschichte allerdings in zu vielen einzelne Handlungssträngen und -aspekten. Als etwas verworren und nicht ganz nachvollziehbar empfand ich daher die Auflösung. Es scheint, als hätte sich die Autorin angesichts der zahlreichen unterschiedlichen Twists etwas verzettelt. Bei all den positiven Stimmen waren meine Erwartungen recht hoch und wurden mit dem Roman nicht ganz erfüllt. Ein zwar mitreißender, atmosphärischer, aber letztlich nicht ganz runder Psychothriller.

Bewertung vom 02.08.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


gut

Starker Beginn, schwaches, enttäuschendes Ende

Norah, Goran, Peggy, Rolaf, Daniel, Marcel und Lisa aus dem thüringischen Waldesroda sind im Jahr 2004 eine feste Clique. Doch dann geht Norah mit David eine Beziehung ein. Wegen David sondert sich Norah nun häufig von ihren Freunden ab, verliert immer mehr den Kontakt zu ihnen. Schließlich zieht sie die Reißleine und trennt sich von David. Doch der kann sich mit der Trennung partout nicht abfinden und rastet völlig aus. In blinder Wut tötet er ein junges Pärchen und stirbt auf der Flucht selbst. Zwanzig Jahre später kehrt Goran in seine Heimatstadt zurück und erfährt, dass Norah Drohbriefe bekommt, die sie stark an Davids Tod zweifeln lassen. Wer steckt hinter den Briefen? Und was ist damals wirklich passiert.

Aus verschiedenen Perspektiven, Norahs, Gorans und der des unbekannten Briefeschreibern, erzählt Linus Geschke auf unterschiedlichen Zeitebenen. Es wird dabei nach und enthüllt, was damals geschah und wie alles mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängt. Der Schreibstil liest sich klar und unkompliziert.

Goran, der als Kind Norahs bester Freund war und von Norahs Mutter fast wie ein Sohn behandelt wird, war schon immer heimlich in Norah verliebt. Norah ging es mit Goran ebenso. Auch nach zwanzig Jahren haben die beiden noch Gefühle füreinander. Doch einige prekäre Geheimnisse und Lügen könnten für Konflikte sorgen. Können die beiden einander dennoch vertrauen? Und welche Rolle spielen die anderen Mitglieder der ehemaligen Clique? Die Personenkonstellation bietet viel Potential. Es war für mich sehr interessant zu erfahren, wie die einzelnen Protagonisten wirklich zueinander stehen, denn vieles ist hier oft anders, als es scheint.

Welche Geheimnisse kommen ans Licht? Wer möchte Rache an Norah üben? Was passierte damals wirklich mit David? Durch die besondere Erzählweise wird immer mehr Spannung aufgebaut. Mir fiel es gerade im Mittelteil sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen, wurde ich doch immer neugieriger auf den weiteren Verlauf der Handlung. Die Geschichte hat mich über weite Strecken wirklich gefesselt. Dass permanent angekündigt und wiederholt darauf angespielt wird, dass es noch verschiedene Geheimnisse zu gestehen und zu lüften gilt, empfand ich mit der Zeit allerdings als etwas redundant und ein wenig plump. Diese etwas künstlich aufgebauschte Dramatik hätte der Roman meiner Meinung nach bis dahin eigentlich gar nicht nötig gehabt. Die Auflösung, wer letztendlich hinter den Briefen steckt, konnte mich leider nicht überzeugen. Für mich ein unwürdiges Ende eines ansonsten packenden Thrillers. Letztlich hält der Thriller also nicht ganz, was er anfangs verspricht. Für mich eher Durchschnittsthrillerkost als Highlight.

Bewertung vom 24.07.2024
Feuerjagd
French, Tana

Feuerjagd


ausgezeichnet

Langsam und intensiv erzählter Spannungsroman mit bemerkenswerter Personenkonstellation

„Ganz gleich, wer gerade eine Wagenburg bildet, er bleibt außen vor, in der Dunkelheit, wo Raubtiere herumschleichen.“

Das irische Ardnakelty leidet diesen Sommer unter einer ungewöhnlichen Hitze. Doch die Gemüter kochen noch aus einem weiteren Grund: Johnny kehrt nach Jahren der Abwesenheit in seine alte Heimat zurück, in Begleitung eines reichen Geschäftspartners. Johnny schlägt den Dorfbewohnern einen besonderen Deal vor, der ihnen Reichtum verspricht. Johnnys fünfzehnjährige Tochter Trey scheint dabei in Johnnys riskantem Plan eine zentrale Rolle zugedacht. Treys väterlicher Freund Cal versucht, Trey vor den dubiosen Machenschaften ihres Vaters zu schützen. Doch die hat ganz eigene Interessen: Sie möchte Rache für ihren Bruder.

Tanja French erzählt klar und bildhaft. Sie schafft durch ihren individuellen Schreibstil eine ganz eigene Atmosphäre. Die unterschwellige Bedrohung und Gefahr, die Aggressivität und die sengende Hitze sind permanent spürbar.

Tanja French arbeitet ihre Charaktere sehr gründlich heraus. Sie kommen einem fast lebendig vor, so vielschichtig und authentisch werden sie dargestellt. Vordergründig geben sich hier so manche Personen ganz anders, als sie wirklich sind. Während nach außen scheinbar freundliche, unverbindliche Gespräche geführt werden, werden gleichzeitig in den Köpfen gegenteilige, hinterhältige Pläne geschmiedet. Die Figuren „tänzeln“ über weite Strecken umeinander herum, ohne dass wirklich Tacheles geredet wird. Und mittendrin steckt der ehemalige Polizist Cal, deren Irland eigentlich die Abgeschiedenheit suchte und nun doch nicht außen vor bleiben kann, fühlt er sich doch für die fünfzehnjährige Trey, die in ihrem jungen Leben so viel durchmachen musste, verantwortlich. Eine absolut gelungene, äußerst faszinierende Figurenkonstellation wird hier dargestellt.

Ganz langsam, eindringlich und sehr intensiv erzählt Tana French in „Feuerjagd“ von den Geschehnissen in dem irischen Ort, von den gefährlich brodelnden Konflikten, die sich unter der Oberfläche, unter der Hitze stauen. Es geht dabei um Geheimnisse, Zusammenhalt, Verantwortung, Familie, Schuld und Vergeltung. Gegen Ende zieht das Erzähltempo fulminant an, die Handlung explodiert in einem besonderen Finale, das einmal mehr völlig überrascht. Für mich erneut ein absolut lesenswerter Roman der großartigen Autorin, der auch ohne Kenntnis des Vorgängers verständlich ist. Die vollständige Tiefe der Charaktere und der ganze Reiz der Gesamtkonstellation entfalten sich aber noch deutlicher, wenn man den ersten Band gelesen hat.

Bewertung vom 22.07.2024
Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente
Standish, Ali

Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente


sehr gut

Eine Schule voller Geheimnisse - rätselhaftes und äußerst spannendes Freundschaftsabenteuer

„Prägen Sie sich das gut ein für Ihre Zeit in Baskerville Hall. Der Geist ist mächtiger als wir ahnen. Seine einzigen Grenzen sind die, die wir ihm selbst setzen.“

Arthur Doyle ist ein heller Kopf, dennoch überlegt er, von der Schule zu gehen und eine Lehre zu beginnen. Sein Vater arbeitet leider immer weniger und irgendjemand muss schließlich die Familie über Wasser halten. Doch dann rettet Arthur auf spektakuläre Weise ein Baby, was einen Unbekannten auf ihn aufmerksam macht. Kurze Zeit später erhält Arthur die Nachricht, dass er an der streng geheimen, aber sehr renommierten Internatsschule Baskerville Hall aufgenommen wurde. Und das völlig kostenfrei. Diese Chance kann sich Arthur doch nicht entgehen lassen. In der Schule angekommen, erlebt Arthur mit seinen neuen Freunden das größte Abenteuer seines Lebens.

Die Geschichte wird bildhaft, lebendig und für Kinder gut verständlich erzählt. Der Sprachstil und die Wortwahl sind dabei eher zeitlos als modern gehalten und so der Zeit, in der die Handlung spielt, dem Jahr 1868, angepasst. Die authentische Sprache schafft eine sehr spezielle Atmosphäre. Das Buch richtet sich an Kinder ab zehn Jahren.

Arthur hat meistens recht, einen messerscharfen Verstand und beobachtet sehr genau. Er überrascht immer wieder mit besonderen Fähigkeiten und vergisst nie, was er einmal gehört hat. So ist er sogar in der Lage, spontan „wilde Tiere“ zu zähmen. Doch auch die anderen Schüler der Baskerville Hall-Schule verfügen über erstaunliche Talente. Arthur findet daher rasch gleichgesinnte Freunde, doch nicht alle Mitschüler stehen ihm positiv gegenüber. Auch die Lehrer am Internat sind ziemlich außergewöhnlich. Eine sehr faszinierende, vielseitige Figurentruppe, die sogar eigentlich ausgestorbene Spezies umfasst.

Wie sah wohl die Kindheit des berühmten Sherlock Holmes Autors aus? Autorin Ali Standish hat da eine detaillierte Vorstellung, die sie in „Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente- Baskerville Hall“ zu einer packende Detektivgeschichte mit vielen rätselhaften Geheimnissen verarbeitet. Das Buch enthält auch einige Fantasyelemente, die waghalsigen Experimente mancher Professoren sind daher auf keinen Fall zur Nachahmung empfohlen. Sherlock-Holmes-Kenner werden sich darüber freuen, dass einige Figuren aus den Originalfällen des Meisterdetektivs, wie z.B. Dr Watson oder Irene Adler, auftauchen. Wiederholt finden sich weitere Anspielungen auf die berühmten Bücher. Der Schauplatz Baskerville Hall, ein großes, historisches, von Wald umgebenes Herrenhaus, birgt Potential für allerhand Heimlichkeiten und Mysterien. Hier herrscht eine ganz besondere, manchmal düstere, manchmal fast magische Stimmung. Aufgrund des Settings erinnert das Buch doch ein wenig an „Harry Potter“, so gibt es den Häusern in Hogwarts ähnlich, auch je nach Interessen und Fähigkeiten verschiedene „Zirkel“ der Schüler und mächtige Geheimbünde.
Das Buch ist weitestgehend abgeschlossen, am Ende werden aber noch nicht alle Fragen vollumfänglich beantwortet.
Meine Kinder und ich haben Arthurs aufregende Abenteuer sehr gerne verfolgt und sind schon gespannt auf die Fortsetzung. Ein wendungsreiches Kinderbuch voller Geheimnisse und Rätsel mit besonderen Figuren zum Abtauchen in eine längst vergangene, nie dagewesene, phantastische Welt.

Bewertung vom 22.07.2024
Verfuchst noch mal! / Nikki King Bd.1
Matysiak, Mascha

Verfuchst noch mal! / Nikki King Bd.1


sehr gut

Aufregendes, buntes Erstleseabenteuer für kleine Tierfreunde

Nikki King ist ein ganz normales Mädchen: acht Jahre alt, mittelmäßig in der Schule, ein Mensch, mit Haut, ohne Fell. Das denkt sie zumindest. Doch eines Tages verwandeln sich ihre Ohren und plötzlich hat sie auch noch einen Schwanz. Nikki ist ratlos, doch dann lernt sie den Nachbarjungen Jaro kennen, der ihr erklärt, was mit ihr los ist….

Die Geschichte ist in einfacher Sprache mit kurzen Sätzen verfasst. Dabei ist die Schrift etwas größer, der Zeilenabstand etwas weiter als normal, so dass Leseanfängern das Lesen des Textes erleichtert wird.
Die vielen drolligen Bilder sind lustig, machen Spaß und motivieren. Schon das Cover, auf dem Nikki und Jaro mit auf dem ersten Blick falschen Schatten zu sehen sind, zeigt Nikkis Geheimnis sehr klar und weckt garantiert die Neugier. Das Text-Bild-Verhältnis ist angemessen, es sind auf den einzelnen Seiten nur wenige Sätze abgedruckt, jungen Leser fühlen sich so nicht überfordert.
Das Buch ist in sechs Kapitel mit lesefreundlicher Länge unterteilt. Sprech- und Denkblasen, Ausrufe und Geräusche oder Inflektive in anderer Schriftart oder Farbe gestalten die Seiten abwechslungsreich.
Das Buch richtet sich an Leseanfänger der ersten Klasse ab sechs Jahren.

Nikki ist eine ungewöhnliche Heldin mit einem besonderen Geheimnis. Kinder, die sich gern vorstellen, einmal jemand ganz anderes zu sein, werden sich sicher gut in Nikki hineinversetzen können. Auch Jaro, der einiges mit Nikki gemeinsam hat, eignet sich zur Identifikation. Die beiden Kinder sind aktuell noch auf sich alleine gestellt, haben keinen Erwachsenen an ihrer Seite. Aber dafür gibt es noch Nikkis Hamster Gurke, der Nikki versteht und ihr Ratschläge gibt, wenn sie unsicher ist. Eine interessante, originelle Figurenkonstellation.

Nikkis Leben ändert sich von einem Moment auf den anderen komplett. Nikki erlebt ein für sie unvorstellbares, aufregendes Abenteuer, das leider mitten in der Geschichte ziemlich abrupt endet. Für Kinder ist das Szenario, das zwar nicht ganz neu ist und schon aus anderen Reihen bekannt ist, sicher reizvoll und faszinierend. Es passiert recht viel und die Phantasie der Kinder wird angeregt. Die Geschichte spricht Jungen und Mädchen gleichermaßen an. Auch wenn für mich nicht alles hundertprozentig logisch ist, insgesamt wenig detailreich und recht verkürzt erzählt wird, ist „Nikki King - Verfuchst nochmal“ ein motivierendes, hübsch gestaltetes Erstlesebuch, das Lust auf weitere Abenteuer mit der kleinen Tierwandlerin macht.