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Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 171 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2019
Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

Ein wirklich erstaunliches Ding


sehr gut

MEINUNG:
Ich hatte nicht den Eindruck, dass man um dieses Buch in diesem Frühjahr vorbeigekommen ist, denn es war auch das erste Buch im Imprint Bold vom dtv Verlag. Ehrlich gesagt habe ich trotz der Kenntnis vom Klappentext keine so richtige Vorstellung gehabt, was mich hier inhaltlich erwartet.
April und ihr guter Freund Andy finden eines Nachts den sogenannten „Carl“, eine Roboter-Skulptur, die auch in anderen Städten auftauchen, doch April und Andy sind die ersten, die ihr Video dazu ins Netz stellen. Was und wer die Carls sind ist unklar, rückt aber schnell in den Fokus von Wissenschaftlern und natürlich der halben Welt. April und Andy stehen plötzlich von jetzt auf gleich im Zentrum der Medien und natürlich gibt es auch Gegner als April beschließt sich als Marke mit ihrer Entdeckung des Carls zu verkaufen.
Ganz groß im Fokus der Geschichte stehen soziale Medien, wie Facebook, Twitter, Instagram und YouTube. April und ihre Freunde nutzen alle Kanäle zum Austausch über die Entdeckung der Carls und ihnen schlägt auch ein wahnsinniges Interesse entgegen, was sie von jetzt auf gleich zu Personen des öffentlichen Lebens macht. Die Wucht des ganzen Medienrummels, denn besonders April natürlich auch entfacht, in dem sie sich öffentlich äußert, wird am Anfang etwas naiv eingeschätzt, besonders von April. Das störte mich auch etwas an ihrem Charakter. Ich empfand sie als viel zu gutgläubig und naiv, auch wenn ihre Absichten durch und durch gut und ehrenhaft waren.
Die plötzliche Berühmtheit hat auch Konsequenzen auf ihr Privatleben, denn natürlich interessieren sich Medien nun plötzlich für alles an ihr. Der Autor stellt hier sehr gut den plötzlichen Aufstieg und auch Fall einer Person wie April auf, die durch ein Ereignis zur Berühmtheit wird, nur weil sie es als erste Person zu fällig entdeckt hat. Neben den Auswirkungen von Social Media, ist aber auch die Geschichte der Carls wirklich super konstruiert. Ich hatte nicht erwartet, dass sie in dieser Tiefe Teil des Romans sein wird. Denn es wird hier wirklich richtig analysiert, was es mit den Carls auf sich hat, wobei auch Träume eine große Rolle spielen. Durch die Geschichte der Carls wird die ganze Story auch zu einem modernen Sci-Fi-Roman.

FAZIT:
Ein wirklich erstaunliches Ding las sich für mich eher, wie ein Sci-Fi-Roman für junge Leute und dennoch gepaart mit vielen Aspekten aus unserer modernen Social-Media-Welt. Dem Autor gelingt es hier die guten und schlechten Seiten in einem ansprechenden Romankontext zu verpacken. Bin gespannt, was wir noch von Hank Green lesen werden.

Bewertung vom 13.06.2019
Fünf Sterne für dich
Lucas, Charlotte

Fünf Sterne für dich


gut

MEINUNG:
Eigentlich lese ich von der Wiebke Lorenz, die sich hinter dem Pseudonym Charlotte Lucas verbirgt, lieber Thriller. Letztes Jahr habe ich Wir sehen uns beim Happy End gelesen und fand die Geschichte war mal etwas anders. Ein bisschen verliebt bin ich auch immer in die schöne Gestaltung der Bücher, denn der Verlag bleibt sich auch bei diesem Buch treu.

Konrad ist alleinerziehend. Warum das so ist ahnt man zunächst nur ein wenig, weil es immer wieder Erinnerungsfetzen gibt. Für Konrad ist seine 12-jährige Tochter Mathilda sein Ein und Alles. Konrad ist mit Mathilda fluchtartig von Köln nach Hamburg gezogen. Dort besucht Mathilda ein Gymnasium. Beim ersten Elternabend wird Konrad, ganz gegen sein Naturell, zum Elternsprecher ernannt. Sein Job ist etwas ungewöhnlich: Er schreibt professionell Rezensionen und neigt auch sonst dazu viele Dinge gerne zu bewerten. So auch Mathildas Lehrerin Pia.

Pia ist eine junge, sehr engagierte Lehrerin und die zusammen mit einem anderen Kollegen teilt sie sich die Leitung von Mathildas Klasse. Man merk recht schnell, dass es in der Klasse ein paar Ungleichgewichte gibt, die vor allem durch die neue Sitzordnung von Pia entstanden, ist. Die Abläufe in der Klasse und deren Gefüge rücken, entgegen meiner Erwartung, ziemlich schnell in den Vordergrund. Man kann sagen, dass Mathildas Klasse und deren Probleme hier eindeutig im Vordergrund stehen und nicht vermeintliche Liebesgeschichte zwischen Pia und Konrad.

Am Rand des ganzen Geschehens gibt auch viele Nebencharaktere, die zu dem ganzen Schlamassel ihren Beitrag leisten. Zum einen ist da die Mutter von Pauline, die am meisten gegen die neue Sitzordnung aufbegehrt, weil sie neben Finn-Lasse sitzt, den man sofort als Außenseiter abgestempelt hat. Dann ist da noch Tom Wohlfahrt, der zweite Lehrer der Klasse. Tom ist ein totaler Chauvinist, versucht Pia rumzukriegen und sieht auch sonst alles sehr, sehr locker. Diese Charaktere erzeugen in der Geschichte natürlich sehr viel Reibung und Konflikte, aber mir war es zum Teil oft viel zu überspitzt und bekam dann auch schnell so einen gewissen Nerv-Faktor. Ich habe mich auch wiederholt gefragt, ob die Jugend von heute wirklich so oberflächlich ist, wie hier dargestellt. Manches Verhalten, auch von den Eltern, hat mich innerlich auf die Palme gebracht, aber genau das sollte sicherlich auch der Effekt sein.

FAZIT:
Ehrlich gesagt habe ich auf Grund des Klappentextes hier eine völlig andere Geschichte erwartet und zwar in erster Linie eine Liebesgeschichte und keine Schulgeschichte, was es im Grunde war. Leider war mir vieles auch einfach zu überspitzt dargestellt. Auch wenn es ein fiktiver Roman ist, spielt er dennoch in der realen Welt, doch vieles fand ich wenig realistisch. Die fast 600 Seiten waren auf Grund meiner geringen Begeisterung leider ziemlich zäh zu lesen. Ich werde lieber bei den Thrillern der Autorin bleiben.

Bewertung vom 16.05.2019
Die Verlobten des Winters / Die Spiegelreisende Bd.1
Dabos, Christelle

Die Verlobten des Winters / Die Spiegelreisende Bd.1


sehr gut

MEINUNG:
Die Verlobten des Winters ist der Auftakt einer neuen Jugenfantasyreihe, die meines Wissens nach aus vier Bänden bestehen soll, zumindest sind diese vom Verlag angekündigt. Ich bin so ein bisschen auf das Buch aufmerksam geworden, weil es mit Harry Potter verglichen worden ist. Nun wissen wir alle, dass Harry Potter nicht nachzuschreiben ist, aber das Harry-Potter-Feeling kommt doch in einigen Geschichten auf.

Die Welt in Die Spiegelreisende ist in sogenannte Archen aufgeteilt. Ophelia stammt von der Arche Anima und wird daher auch als Animistin bezeichnet. Jeder Arche wohnt auch ein Familiengeist inne, von dem alle Bewohner der Arche abstammen, sprich alle sind miteinander verwandt und sind eine große Familie. Ophelia ist sehr introvertiert und lebt ein Stück weit in ihrer eigenen Welt, zu der kaum jemand Zutritt hat. Nun soll Ophelia endlich verheiratet werden und zwar nicht mit einem Animisten, sondern mit Thorn, einem Adligen der Arche des Pols im hohen Norden. Ophelia hat keine Wahl und muss mit Thorn an den eisigen Pol reisen, um ihn dort zu heiraten.
Die Welt der Archen ist sehr mystisch und magisch. Man braucht ein bisschen Zeit, um sich da zu orientieren. Vieles bleibt aber auch noch verborgen. Genauso wie Ophelia haben auch die Bewohner des Pols bestimmte magische Fähigkeiten. Durch eine Heirat können solche Eigenschaften auf den jeweils anderen übertragen werden. Als Ophelia am Pol ankommt landet sie in einem Meer aus Intrigen und dunklen Machenschaften. Niemand ist ihr so richtig wohlgesonnen und es schwer jemanden wirklich zu vertrauen. Dazu kommt die eisige Kälte, die sie nicht gewohnt ist. Thorn hat nicht wirklich viel Zeit für sie und so wird Ophelia bei Thorns Tante „geparkt“. Die Beziehungen untereinander sind zum Teil sehr komplex und nicht immer ganz durchschaubar. Doch zwischen Thorn und Ophelia entwickelt sich, wenn sie sich denn mal sehen, eine Art vertrauensvolle, Respektbeziehung, denn Thorn scheint nicht sehr viele Verbündete zu haben.

Dafür, dass Ophelia recht grausam in diese Welt gestoßen wird, meistert sie die vielen Fallstricke recht gut, vor allem als sie diese erkennt. Auch ihr ist man nicht so richtig wohlgesonnen und natürlich stellt sie ihr immer wieder brennend die Frage, warum ausgerechnet sie ausgewählt worden ist, Thorn zu heiraten. In diesem Band wird dazu ein bisschen an der Oberfläche gekratzt, aber viel mehr werden wir wohl erst im zweiten Band erfahren, der 27. Juli 2019 erscheinen wird.

FAZIT:
Die Verlobten des Winters ist ein sehr vielversprechender Auftakt einer neuen Jugendfantasyreihe, die ich als sehr innovativ und voller neuer Ideen empfand. Ophelia ist eine Anti-Heldin, die ich bereits von der ersten Seite an mochte, vor allem, weil viel mehr in ihr steckt als auf den ersten Blick zu erahnen ist. Die Geschichte ist voller Intrige, Fallstricke und bei niemanden kann man sich so richtig sicher sein, die ihr Potential vermutlich aber erst vollends in Band 2 entfalten wird. Freue mich sehr auf Band 2!

Bewertung vom 23.04.2019
Nicholas / Prince of Passion Bd.1
Chase, Emma

Nicholas / Prince of Passion Bd.1


sehr gut

MEINUNG:
Ich bin schon immer großer Fan von allem gewesen was royal ist und verfolge das Geschehen der vor alle europäischen Königshäuser schon seit Jahren regelmäßig. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass mal wieder eine royale Liebes-/ Erotikgeschichte in Form der Prince of Passion Trilogie nun auf Deutsch erschienen ist. Ehrlich gesagt hatte ich dahingehend auch schon einige Reinfälle.

Im ersten Teil geht es um Nicholas, dem Kronprinzen von Wessco. Wessco ist ein fiktiver Staat, der zu Europa gehört und unter Umständen auch auf der britischen Insel liegen könnte. Ganz genaue Details gibt es hier nicht. Ich finde das clever, denn so können zu realen Könighäuser zwar Parallelen gefunden, aber keine absoluten Vergleiche angestrebt werden. Nicholas fliegt im Auftrag seiner Großmutter, der Queen, nach New York, um seinen Bruder Henry wieder nach Hause zu holen und es sind die letzten Monate als Single, denn er soll nach dem Sommer heiraten. Gemäß dem Protokoll von Wessco darf dies allerdings nur eine Adelige oder eine Bürgerliche, allerdings in Wessco geboren, sein.

Mit diesem Wissen im Hintergrund stürzt sich Nicholas Hals über Kopf in eine heiße Affäre mit Coffee Shop Besitzerin Olivia. Nicholas ist der typische heiße Typ, der uns bereits in vielen Bücher dieser Art begegnet ist. Er ist sehr gutaussehend, heiß, intelligent, gebildet und in dem Fall noch royal. Die Liaison mit Olivia entwickelt sich ziemlich zügig und wird schnell sehr leidenschaftlich. Olivia hat ein gutes Herz und in der Betreuung des familiären Coffee Shops stark eingespannt. Der Coffee Shops war einst der Traum ihrer Mutter, die leider frühzeitig gestorben ist. Das Leben von Olivia und Nicholas könnte also gegensätzlicher nicht sein. Die Autorin schildert auch gut, was für ein Eingriff es in das Privatleben von Olivia und ihrer Familie ist, nur weil sie mit dem Kronprinzen von Wessco ausgeht. Olivia geht das allerdings sehr gelassen mit um.
Natürlich entwickelt sich zwischen den beiden mehr, aber als Leser weiß man natürlich, dass es hier eigentlich kein Für immer für die beiden geben kann. Ich weiß nicht, ob ich genauso gehandelt hätte wie Olivia mit dem Wissen im Hinterkopf, dass er eine andere heiraten muss. Meiner Meinung nach ist das für die doch eigentlich sonst toughe Olivia ein wenig leichtgläubig gewesen. Mich beruhigt, dass sie sich aber an den entscheidenden Punkten durchaus zur Wehr setzen kann und Nicholas zeigt, dass er sich nicht alles erlauben kann, nur weil er Prinz ist. Die Erotikszenen fand ich fast ein wenig störend, weil für mich die Geschichte auch ohne diese funktioniert hätte und sie gar nicht mal so wenig waren.

FAZIT:
Prince of Passion startet mit der Geschichte von Nicholas. Man bekommt hier eine süße und gleichzeitig auch sehr heiße royale Liebesgeschichte. Das sprichwörtliche Fahrrad wird hier nicht neu erfunden, aber ich wurde gut unterhalten und mir gefielen auch die Einblicke „hinter die Kulissen“, was es bedeutet ein Königreich zu regieren und was das für die Menschen bedeutet, die man liebt. Freue mich auf Henrys Geschichte, die am bereits 23.5.2019 erscheint.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2019
Das Leuchten jenes Sommers
Scott, Nikola

Das Leuchten jenes Sommers


sehr gut

MEINUNG:
Nach Zeit der Schwalben ist Das Leuchten jenes Sommers nun Nikola Scotts zweiter Wurf, den ich gleich im Anschluss an ersteren Roman gelesen habe. Wieder gibt es zwei Zeitebenen und wieder ist es eine Geschichte zweier bzw. dreier Frauen und dennoch ist der Roman ganz anders als der erste.

In der Gegenwart trifft der Leser gleich zu Beginn auf die junge Fotografin Chloe, die gerade erfährt, dass sie schwanger ist. An sich ist das eine freudige Nachricht, aber Chloe fordert den Arzt auf Chloes Mann Adrian, der auch Arzt ist, nichts davon zu sagen. Recht schnell spürt man, dass in dieser Beziehung etwas nicht ganz stimmt und dass Chloe nicht auf Augenhöhe mit ihrem Mann ist, denn der hat so seine ganz eigenen Vorstellungen was die Fürsorge für Chloe betrifft. Chloe sitzt quasi in einem goldenen Käfig. Aidans manipulative und unbeherrschte Art lösten bei mir recht schnell Beklemmungen aus. Hinzu kommt, dass Chloe auch finanziell abhängig von Aidan ist und daran hängt auch die Pflege von Chloes an unheilbaren Muskelerkrankung leidender Bruder, den sie quasi großgezogen hat. Ich kann nachvollziehen, dass Chloe sich für einen Mann wie Aidan zunächst entschieden hat. Sie, die immer stark für ihren Bruder sein musste, wird von Aidan auf Händen getragen und muss sich um nichts mehr selbst kümmern.

Die Liebe zu Geschwistern ist ein zentrales Thema in dem Roman, denn in der Vergangenheit lernen wir Maddy und deren ältere Schwester Georgiana kennen. Hier befinden wir uns ein paar Wochen vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs auf einem Anwesen namens Summerhill in Cornwall. Auch diese beiden haben früh ihre Eltern verloren und Georgiana hat sich um ihre Schwester Maddy gekümmert. Beide sind eng miteinander verbunden. Besonders Maddy hängt sehr an ihrer großen Schwester. Nachdem Georgiana von ihrer Reise zurückkehrt, spürt man, dass zwischen den beiden Schwestern etwas anders ist und das führt immer wieder zu Konflikten zwischen den beiden. Ähnlich wie bei Chloe geht es hier auch um das Abnabeln der beiden Schwestern. Natürlich werden sie sich immer lieben, aber jede muss ihr eigenes Leben führen.
In der Gegenwart treffen die nun alte Maddy und Chloe aufeinander. Maddy illustriert Kinderbücher und Chloe soll sie für ein nächstes Buch fotografieren. Auch wenn es anfangs nicht so wirkt nähern sich die beiden Frauen an und ich war als Leser auch einfach froh, dass es jemand gibt zu dem Chloe kann, denn Zuhause sitzt sie sprichwörtlich auf einem Pulverfass mit Aidan. Ich denke, beide erkennen auch die ein oder andere Parallele in ihrem Leben. Nikola Scott erzählt ruhig, ohne wertend und kitschig zu werden. Es gefiel mir sehr, dass hier auch keine zusätzliche Liebesgeschichte untergebracht wurde, dennoch besteht am Ende Hoffnung auf ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben, auch wenn dieser Weg nicht leicht wird.

FAZIT:
Das Leuchten jenes Sommers hat mich gleich zu Anfang sofort gefesselt. Der Mittelteil hatte für meinen Geschmack wieder ein paar Längen und das Ende war dann wieder unfassbar spannend. Freue mich sehr auf das nächste Buch der Autorin!
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 03.04.2019
Wenn du das hier liest
Adkins, Mary

Wenn du das hier liest


gut

Wenn du das hier liest gehört für mich in die Kategorie Briefromane, wenn auch hier in  einer modernen Variante. Ich bin großer Fan von solcher Art Romanen, denn es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, wie man durch diese indirekte Form eine Geschichte erzählen kann.

Der Roman besteht zu großen Teilen aus E-Mails, aber auch aus Einträgen von einem Blog, den Iris vor ihrem Tod geführt hat. Der Roman beginnt damit, dass Iris vor einem Jahr gestorben ist. Zurück gelassen hat sie u.a. Jade, ihre große Schwester und ihren ehemaligen Chef, Smith, der ihr immer noch schreibt, was Jade eines Tages entdeckt. Dazwischen gibt es noch Smiths Praktikanten Carl, den ich sehr gerne mochte, weil er höchst amüsant war und recht proaktiv vorgeht, was aber das ein oder andere Mal kräftig daneben geht.

Obwohl Iris bereits seit einem Jahr tot ist, scheinen sowohl Smith als auch Jade deren Tod noch nicht besonders gut verarbeitet zu haben. Besonders bei Jade spürt man auch, dass sie ihre Schwester und deren Leben vielleicht gar nicht so gut kannte, wie sie glaubte. Die beiden haben auch kein einfaches Verhältnis zu ihrer Mutter. Iris mehr als Jade. Ich hatte auch den Eindruck, dass Iris als jüngere Schwester immer ein wenig das Nachsehen hatte, was Aufmerksamkeit und Wahrnehmung durch ihre Familie anging. Dessen wird sich auch Jade bewusst. Nur leider gibt es nun keine Möglichkeit das wieder aufzuholen.

Die Blogeinträge von Iris sind sehr eindringlich, manchmal lustig, manchmal verzweifelt und manchmal tief traurig. Untermalt hat sie das mit verschiedenen Grafiken, die allerdings etwas seltsam fand. Allerdings waren sie als Reaktion auf die Blogbetreiber gedacht, die meinten, sie könne nicht nur Fließtext veröffentlichen, wenn sie viele Leser und Klicks möchte. Die Grafiken als Reaktion darauf fand ich dann allerdings sehr amüsant.

Smith hat auch ein Haufen Probleme. Er ist spielsüchtig, hat ein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter bzw. seinen Eltern, seine Firma ist fast pleite und er hintergeht seine Klienten. Iris war ihm sehr wichtig. Möglicherweise kann man es als Verliebtheit bezeichnen. Auf jeden Fall hat ihr Tod bei ihm ein relativ großes Loch hinterlassen. Auf diesem Weg trifft er Jade, die auch merkt, dass ihr Leben so nicht weitergehen kann. Zwischen den beiden bahnt sich etwas an, was man aber immer nur so ein einem Halbsatz mitbekommt. Das gilt für so einige Themen. Es gibt manchmal Dinge, die dem Leser vorenthalten werden. Hier empfand ich die Umsetzung nicht ganz gelungen. Die Geschichte braucht auch, um in Fahrt zu kommen. Der Fokus lag ganz eindeutig darauf, dass Jade und Smith erkennen, was ihnen wichtig ist nach der Phase der akuten Trauer um Iris. 

Bewertung vom 08.03.2019
Liebes Kind
Hausmann, Romy

Liebes Kind


sehr gut

MEINUNG:
Liebes Kind erinnert mich sofort an Raum von Emma Donoghue, vermutlich weil, die erste Erzählerstimme die kleine Hannah ist. Ich hatte fast befürchtet, dass es komplett aus Hannahs Sicht geschrieben ist, aber es gibt auch noch die Sicht von Lenas Vater und von einer Frau, die für Lena gehalten wird, denn Hannah bezeichnet sie als ihre Mutter. Durch einen Zufall können beide fliehen und werden in einen Autounfall verwickelt, der alles ins Rollen bringt. Die Geschichte setzt nach der Entführung ein und deren Aufarbeitung an.

Relativ schnell merkt man, dass vieles nicht so passiert sein kann, wie es die Beteiligten schildern. Die drei Erzähler haben auch ganz unterschiedliche Formen, um mit dem Geschehenen umzugehen. Hannah fand ich dabei besonders speziell, denn sie leidet wohl an einer Form des Asperger-Syndroms und reagiert auf alles sehr nüchtern und sehr pragmatisch. Für sie war die Hütte ihr Zuhause und der familiäre Ablauf ganz normaler Alltag. Mir stellten sich immer wieder die Nackenhaare auf, wenn den angedeuteten Grausamkeiten folgt, aber Hannah kommt außerhalb der Hütte nicht besonders gut zurecht und versteht auch vieles nicht. Das liegt aber nicht an ihrem Alter, sondern eben an ihrer speziellen Persönlichkeit. Ich fand Hannah oft auch ein wenig unheimlich und gerade dadurch so grandios geschrieben von der Autorin.

Matthias hat seine Tochter nie aufgegeben und in ihm entfacht nach der Nachricht, dass man Lena gefunden hat, eine große Hoffnung. Er ist in seinem Eifer auch kaum zu bremsen und häufig sehr ungeduldig, was die Ermittlungsstände der Polizei angeht und tut das Falsche aus den richtigen Gründen, in dem er sich auch an die Presse wendet. Auch seine Frau, Lenas Mutter, kann häufig nicht zu ihm durchdringen. Ich fand es natürlich zum Teil nachvollziehbar, aber manchmal auch etwas unheimlich, weil er schnell auch zu Überreaktionen neigte.
Spannend war auch Lenas, die als Opfer eine Entführung, dann wieder zurück ins Leben finden muss, was ohne professionelle Hilfe, die sie aber verweigert, nicht möglich ist. Obwohl sie eigentlich frei ist, ist sie es doch nicht, denn Entführer ist immer noch in ihrem Kopf und in ihren Gedanken. Auch in einen freibestimmten Tagesablauf findet sie nur schwer zurück. Man spürt, dass einfach ein Teil von ihr zerbrochen ist, dass sie unfrei ist, obwohl sie eigentlich frei ist. Auch diese Passagen waren sehr intensiv zu lesen.

Der Spannungsbogen konnte konstant gehalten werden. Gleich zu Beginn gibt auch so viele Ungereimtheiten und Widersprüche, dass ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ich habe auch so viele Theorie entwickelt, wer und was dahinterstecken könnte und wie es wirklich alles war. Genau aus diesem Grund war ich dann etwas ernüchtert von der Auflösung, denn darauf wäre ich nie gekommen und dafür gab es eben auch in der Fülle von Anhaltspunkten keinerlei Hinweise. Das hat mich persönlich nicht wirklich zufrieden gestellt, aber das mag Geschmackssache sein. Trotzdem war alles in sich schlüssig erklärt und es blieben keine Fragen offen.

FAZIT:
Liebes Kind war, bis auf das für mich nicht richtig runde Ende, ein absoluter Pager Turner, den ich innerhalb von ein paar Tagen verschlungen habe. Der Spannungsbogen ist die ganze Zeit vorhanden. Für mich ein bemerkenswertes Debüt, auch was den Erzähl- und Schreibstil angeht.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.02.2019
Davor und Danach
Singer, Nicky

Davor und Danach


gut

MEINUNG:
Das Buch wurde letztes Jahr auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt. Der Verlag wollte hier mal etwas völlig Neues wagen und hat auf das Buch kein Titel gedruckt, was ich sehr spannend fand. Der Titel steht nur an den Seiten des Buches. Die Aufmachung von Davor und Danach ist sehr edel und hochwertig. Das Buch ist ein absoluter Hingucker in der schwarz-weißen Aufmachung mit den goldenen Elementen.
Der Einstieg in das Buch war sehr gewöhnungsbedürftig, denn Kapitel waren enorm kurz und beinhalteten gemäß Kapitelüberschrift oft immer ein Thema. Das wirkte zunächst fragmentarisch, aber der rote Faden wurde hier nicht gestört und die Handlung ist fortlaufend ohne Unterbrechungen. Unsere Erzählerin Mhairi will vom Sudan zurück in ihre Heimat Schottland. Allerdings befindet sich Mhairi nicht mehr im Sudan als wir in die Geschichte einsteigen.
Das große Thema in dem Buch ist auf jeden Fall Flucht aus der eigenen Heimat. Wir befinden uns im sogenannten „Danach“. Über das „Davor“ erfährt man eigentlich so überhaupt nichts. Ich dachte auch, dass wir uns hier in einer eher dystopischen Welt befinden, aber es ist der Realität doch noch sehr nah. In welchem Jahr die Geschichte spielt, wird auch nicht benannt. Das ganze Worldbuilding und die Strukturen dieser „neuen Welt“ fand ich sehr schwach beschrieben. So richtig kann sich kein Bild machen. Im Klappentext steht, dass sie Leute wegen Wasservorräten nach Norden wollen. Das muss man wohl so hinnehmen. Im Buch steht da nichts weiter zu.
Mhairi ist alleine auf dem Weg als auf einen kleinen Jungen trifft. Der Junge bleibt die ganze Geschichte über stumm und namenlos. Erst spät erfährt man, dass er so 6 Jahre alt ist. Obwohl er eigentlich fast unsichtbar ist, ist er doch Dreh- und Angelpunkt für die Handlung. Mhairi ist zunächst sehr emotionslos und es geht ihr hier alleine ums nackte Überleben. Sie schreckt dafür auch nicht vor Gewalt und andere Grobheiten zurück. Zunächst war nicht so ganz klar, warum Mhairi nun den Jungen im Schlepptau hat, der eigentlich für sie eine zusätzliche Last ist. Dazu kommt, dass er keine Papiere hat, was in dieser Welt ein ernsthaftes Problem ist. Mhairi wird mit der Zeit ein wenig weicher. Ihre Entwicklung fand ich sehr gelungen und entlockte mir definitiv auch Sympathiepunkte.
Trotzdem ist die Geschichte an sich sehr emotionslos und distanziert. Es werden hier natürlich einige Themen angeschnitten, wie z.B. Überbevölkerung und Flüchtlingsströme, aber so richtig gut ausgearbeitet fand ich die Ideen dazu nicht. Manches konnte ich auch nicht so richtig nachvollziehen. Wo ist Mhairi gerade? Was hat es mit ihrem Pass auf sich? Wieso gibt es überhaupt Überbevölkerung? Usw. Es bleibt alles irgendwie im Schatten. Das Ende dagegen ist sehr tragisch und offenbart endlich mal ein Strauß an Emotionen und Reibungspunkte.

FAZIT:
Ich hatte mir von Davor und Danach ein wenig mehr versprochen als ich bekommen habe. Für mich war die ganze Welt nicht wirklich ausgereift. Es fehlte einfach überall an Informationen, wie diese Welt funktioniert und wie sie aufgebaut ist. Dazu kommt die doch sehr emotionslose und durch kurzen Kapitel sehr abgehackte Schreibweise. Schade!
Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 06.02.2019
Anatomie eines Skandals
Vaughan, Sarah

Anatomie eines Skandals


sehr gut

MEINUNG:
Bei Anatomie eines Skandals haben ich eine Mischung aus Gone Girl und der Serie Scandal erwartet, also Geheimnisse und Wahrheiten unter der Oberfläche, die man erst herausfinden muss. Auf jeden Fall handelt es sich hier nicht um einen Thriller, aber doch um einen Roman mit Spannungselementen.
Die Autorin erzählt aus den Sichten von Sophie, James und einer weiteren dritten Person namens Holly. Von Holly steht nichts im Klappentext und ich war zunächst irritiert, aber in Bücher geschieht bekannterweise nichts ohne Grund und man bekommt mit der Zeit eine Ahnung, wer Holly sein könnte. Anfangs nahm ich auch an, dass der Fokus deutlich mehr auf Sophie liegt, aber Holly nimmt einen recht großen Teil ein.

Beide Frauen lernt der Leser sehr gut kennen. Besonders bei Holly nimmt sich die Autorin viel Zeit. Als ungeduldiger Thrillerleser, will ich natürlich immer Spannungselemente, aber man muss sich hier in Geduld üben und sich die Zeit nehmen die Charaktere im vorgegebenen Tempo kennenzulernen.

Besonders interessant sind natürlich James und Sophie. Beide führen im Prinzip nach außen hin eine Vorzeigeehe. Sophie steht hinter ihrem Mann und für sie ist die Familie, zu der auch zwei Kinder gehören das Wichtigste. Sophie hat James zu Liebe ihren Job aufgegeben, das Übliche also. Die Ehe bekommt ein paar Risse als James der Vergewaltigung bezichtigt wird. Die Affäre scheint noch nicht einmal das Schlimmste zu sein, was ich absolut nicht nachvollziehen konnte, wie sie da so ruhig bleiben konnte. Am schlimmsten ist eigentlich James selbst, der keine wirkliche Reue zeigt.

James ist praktisch mit dem goldenen Löffel groß geworden und hat sich ganz selbstverständlich seinen Platz im Leben gesichert, an dem es so läuft, wie er es möchte. Er verfügt auch über keinerlei Selbstreflexion. Was er macht, das ist richtig. James sammelt da bei mir absolut null Sympathiepunkte und wieder mal habe ich mich gefragt, warum die Öffentlichkeit so einem Mann mehr glaubt, nur weil er der Staatssekretär des Premiers ist. Das zu lesen, hat mich wirklich wütend gemacht.

Den Prozess fand ich sehr eindringlich geschildert. Die Autorin lässt hier kein Detail aus und vieles geht wirklich unter die Haut. Man hofft natürlich auf Gerechtigkeit, aber auch hier landet man schnell auf dem Boden der Tatsachen. Ich fand das zum Schreien ungerecht, aber auch realistisch und damit authentisch. Ein paar Geheimnisse bleiben auch bis zum Schluss verborgen für einige Beteiligte.

Das große Geheimnis zwischen James und Andrew wird erst ganz am Ende aufgedeckt und spielt für den Prozess nicht wirklich eine Rolle, was ich wirklich schade fand, denn das habe ich schon anders erwartet. Das Ende an sich ist relativ offen und lässt Platz für Hoffnung, dass gewisse Personen doch noch eine Strafe erwartet. Natürlich weiß man nicht, ob es so kommen wird.

FAZIT:
Der Roman zeigt auf, wie eine Vergewaltigung eine Frau für immer verändern kann und auch wie leicht man damit sprichwörtlich davonkommen, wenn man eine gute Reputation hat. Die Geschichte ist damit in meinen Augen sehr nah an der Realität, leider. Bis auf ein paar Punkte ist der Roman gut konstruiert. Der Fokus liegt hier eindeutig auf den Charakteren und deren Entwicklung.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.02.2019
So verführerisch / Broken Darkness Bd.1
O'Keefe, M.

So verführerisch / Broken Darkness Bd.1


sehr gut

MEINUNG:
Broken Darkness. So Verführisch ist der Auftakt einer bisher vierbändigen Dark Romance Reihe. Schon alleine das Cover ist ein absoluter Hingucker und wir dem verkörperten Genre mehr als gerecht. Im Buchladen auf jeden Fall ein absoluter Hingucker.

Annie McKay ist vor ihrem Leben geflohen und findet nun in einem Trailerpark Unterschlupf. Sie findet ein Handy, auf dem sie ein mysteriöser Dylan anruft und natürlich kann sich dem geheimnisvollen Fremden irgendwie nicht wirklich entziehen. Das klingt erstmal ganz typisch nach Schema F, aber hier steckt deutlich mehr drin in der Geschichte.

Annie hatte bisher ein beschauliches bzw. sehr limitiertes Leben auf einer Farm in Oklahoma. Es ist recht früh zu spüren, dass sie zwar freiwillig gegangen ist, aber aus größter Not heraus. Annie war immer von jemanden abhängig, erst von der Mutter und dann von ihrem Mann. Beide sorgen dafür, dass Annie keinen eigenen Willen entwickelt, halten sie klein und tun ihr seelisch und körperlich weh. Annie ist dadurch auch schlicht und einfach ein Stück weit naiv, weil sie vieles einfach nie kennengelernt hat. Sie muss jetzt erst lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und sich zu trauen, dass zu tun, was sie möchte ohne Einfluss von anderen.

Aus diesem Grund ist Annie natürlich auch empfänglich für Dylans Vorschlag, Dinge zu tun, von denen sie sonst nur geträumt hat. Dylan durchschaut Annie recht schnell, obwohl die beiden nur telefonieren. Dylan wirkt wie jemand, der eine schwere Vergangenheit hatte und scheinbar auch viele zweifelhafte Beziehung in die sogenannte Unterwelt. Im Trailerpark gibt es auch noch einige interessante Charaktere, zu denen Annie mehr oder weniger leicht Zugang findet. Die Leute halten sich sehr verschlossen, aber auch hier merkt man, dass unter der Oberfläche einige Geheimnisse und dunkle Seiten schlummern, was der ganzen Geschichte den passenden düsteren Touch gibt.

Zunächst war ich von den sehr kurzen Sätzen etwas irritiert, aber gerade an besonders intensiven Stellen im Roman erzeugt das die nötige Spannung und man fliegt förmlich durch die Seiten. Die Autorin erzählt aus der Sicht von Dylan und Annie, wobei Annie hier der größere Anteil eingeräumt wird.

FAZIT:
Broken Darkness. So Verführisch hat mich in seinen Bann gezogen und ich konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen. Man bekommt hier eine wirklich gute Dark Romance Geschichte, die zwar das ein oder andere Klischee bedient, aber dennoch keinesfalls flach ist. Man möchte einfach noch mehr über die Charaktere erfahren. Der böse Cliffhanger am Ende stärkt meinen Wunsch sofort Band 2 lesen zu wollen. Gut, dass Broken Darkness. So vollkommen bereits am 19. Februar 2019* erscheint!
Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.