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jacky1304

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 05.09.2022
Triskele
Kühmel, Miku Sophie

Triskele


sehr gut

Mone hat sich im Alter von 65 Jahren umgebracht und hinterlässt ihre drei Töchter und eine Katze. Die Töchter sind ungeplanter Weise in Abständen von jeweils 16 Jahren zur Welt gekommen.
Mercedes ist 48, homosexuell und lebt für ihre Arbeit. Mit Kindern und Tieren kann sie nichts anfangen.
Mira ist 32 und der Freigeist der Familie. Sie reist viel, ist ungebunden und ständig unterwegs.
Matea ist gerade mal 16, wohnte noch Zuhause und hängt ständig am Computer.

Unterschiedlicher könnten die Schwestern kaum sein und aufgrund der Altersunterschiede können sie bis dato auch nicht besonders viel miteinander anfangen. Doch durch den Suizid der Mutter rücken die Frauen immer mehr zusammen. Wir begleiten die Drei während des ersten Trauerjahres und erfahren aus jeder Perspektive wie ihre Kindheit und wer Mone für sie war.

Ich fand alle Charaktere sehr gut gestaltet und habe durch die Rückblicke eine ziemlich gute Vorstellung von Mutter Mone bekommen. Welche Gründe führten zu ihrem Selbstmord? Warum die großen Altersunterschiede zwischen den Töchtern? Wie war das Leben in der DDR?

Ein wunderschön geschriebener Roman mit einigen Textstellen, die es wert sind, markiert zu werden, um dann in Ruhe noch einmal darüber nachzudenken.

Bewertung vom 23.08.2022
Die Filiale
Etzold, Veit

Die Filiale


gut

Laura ist Wertpapierberaterin in einer Berliner Bankfiliale und relativ zufrieden mit ihrem Leben - zumindest bis es komplett auf den Kopf gestellt wird. Erst gerät sie in einen Banküberfall, dann wird ihr der Mietvertrag ihres Hauses vollkommen überraschend gekündigt und zu guter Letzt tun sich auch privat einige Probleme auf.
Wir begleiten die Protagonistin über knapp eineinhalb Wochen und bekommen ihren ganz persönlichen Albtraum hautnah mit.

Zuerst muss ich sagen, dass ich die Thriller von Veit Etzold liebe. Der Schreibstil ist angenehm, die Kapitel sind relativ kurz und fast immer mit einem Cliffhanger versehen. Für mich handelt es sich bei „Die Filiale“ eher um einen Spannungsroman als um einen klassischen Thriller. Das Grundthema finde ich sehr interessant, allerdings wurden mir die Fachbegriffe irgendwann zu viel. Der Autor hat Ahnung von der Materie - er war selbst Banker, wie sich im Nachwort herausstellt - und das merkt man. Was anfangs informativ war, wurde mir spätestens nach der Hälfte und den Erklärungen zum Dark Pool im Dark Web zu viel.

Schade fand ich auch, dass im Klappentext etwas erwähnt wird, was erst im letzten Drittel des Buches passiert. Das hätte man meiner Meinung nach nicht „verraten“ müssen. Der Überraschungseffekt geht so leider stark verloren.

Nun aber genug kritisiert, kommen wir zum Positiven:

Das Cover gefällt mir unglaublich gut. Es ist düster, interessant gestaltet und fühlt sich auch ganz toll an (Kombination von glatter und mattierter Fläche) - für manche Leser ist das durchaus wichtig!

Super fand ich auch das Ende. Das ist Veit Etzold wie ich ihn „kenne“ und liebend gerne lese. Ein perfekter, unvorhersehbarer Cliffhanger, der einen neugierig auf die Folgebände macht.

Fans von blutrünstigen Thrillern kommen hier nicht auf ihre Kosten. Wer aber in Erwartung eines Spannungsromans an die Sache rangeht und sich bestenfalls auch noch (etwas) mit Finanzthemen auskennt, wird das Buch gerne lesen.

Bewertung vom 17.08.2022
Sanfte Einführung ins Chaos
Orriols, Marta

Sanfte Einführung ins Chaos


gut

Marta und Dani, beide um die 30 Jahre, sind seit zwei Jahren ein Paar. Die Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt, als Marta überraschend schwanger wird und für sich entscheidet, dass sie dieses Baby nicht bekommen möchte. Die nächsten sechs Tage, bis zum bevorstehenden Abtreibungstermin, stürzen beide in ein Gefühlschaos: Zweifel, Ängste und Wünsche.

Das Thema hat mich sehr angesprochen, leider ist die Umsetzung aber meiner Meinung nach nicht perfekt gelungen.

Mir gefällt, dass wir die Geschichte aus der Sicht von Dani und Marta erzählt bekommen und sie durch die einzelnen Tage bis zum Abtreibungstermin begleiten. Leider bleibt aber vieles recht oberflächlich. Das Paar lebt die Tage nebeneinander her, geht sich quasi aus dem Weg und redet kaum miteinander. Jeder hängt seinen Gedanken nach, traut sich aber nicht diese mit seinem Partner zu teilen. Lieber umgeht man alle möglichen Konfrontationen. Das entspricht für mich nicht dem Verhalten von Ü30-Jährigen und vor allem nicht einem Paar, das schon seit 2 Jahren zusammen ist. Wo ist die Offenheit, die eine solche angeblich tiefe Partnerschaft ausmacht? Warum wissen die beiden so wenig über die familiäre Vergangenheit des jeweils anderen? Warum steht man eine solche Situation nicht zusammen durch?
Das alles führte letztendlich dazu, dass mir Marta und Dani egal waren. Ich hatte beim Lesen zu keinem einen Draht. Mich hat lediglich gereizt zu wissen, wie die ganze Geschichte ausgeht.

Für mich reicht es leider nicht für mehr als 3 Sterne. Das Thema ist wichtig und verdient auf jeden Fall Gehör! Die Umsetzung ist aber eher mau. Schade.

Bewertung vom 16.08.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


sehr gut

Schockierend, fesselnd, aufwühlend. Dieses Buch hat mich an vielen Stellen wütend gemacht und am Ende nachdenklich zurückgelassen. Ela lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf im Hunsrück und erzählt aus ihrer Sicht, wie sich die Ehe ihrer Eltern über die Jahre verändert hat und warum das vermeidliche Übergewicht der Mutter alle Zukunftspläne des Vaters zunichte macht. Zu Beginn versteht die 6-Jährige Ela nicht, warum das Gewicht ihrer Mutter ständig das Hauptgesprächsthema ist. Beim Essen wird nicht nur genau beobachtet wie viel die Mutter isst, der Vater kritisiert das Aussehen seiner Frau aufs Schärfste und zerstört damit den Familienfrieden in zahlreichen Situationen. Er beginnt sie vor anderen Leuten bloßzustellen und stellt dann immer mehr Bedingungen, um sie zum Abnehmen zu zwingen. Als wäre das noch nicht genug muss sie sich auch noch den gehässigen Kommentaren und dem abwertenden Verhalten ihrer im selben Haushalt lebenden Schwiegereltern aussetzen. Die Mutter hüpft von einer erfolglosen Diät zur nächsten, schließt sich den WeightWatchers an, ignoriert bestmöglich das Interesse ihres Mannes für andere Frauen und versucht ihm alles recht zu machen - bis das Blatt sich eines Tages wendet und sie langsam aber sicher beginnt sich aufzulehnen und aus ihrem „Käfig“ auszubrechen. Mir gefiel die Entwicklung, die Elas Mutter im Laufe der Geschichte durchmacht, aber auch die von Ela selbst. Der Leser begleitet ihre Familie über einige Jahre und merkt, wie sie mit zunehmendem Alter den Äußerungen ihres Vater immer kritischer gegenübersteht. Sie erzählt uns, welche Auswirkungen das „Gewichtsthema“ auf ihre Kindheit hatte, ohne dass ihre Eltern auch nur ansatzweise ahnen, wie sehr die Situation das junge Mädchen belastet. Man spürt die Verzweiflung der Tochter, die sich einerseits mehr Zeit mit ihrer Mutter, die sich viel zu viel zumutet, wünscht und andererseits komplett zwischen den Stühlen steht und immer wieder zur Vermittlerin werden muss. Um Streitereien zu verhindern, versucht sie sogar ins Geschehen einzugreifen. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der kindlichen und der erwachsenen Ela, die ihre Mutter in der Gegenwart zu ihrer Sicht der damaligen Ereignisse befragt, geschildert wird. So erfährt der Leser, was dazu geführt hat, dass der Protagonistin die Augen geöffnet wurden und wann sie begriffen hat, wie groß das Leid der Mutter wirklich war. Erwähnenswert finde ich auch die Großeltern väterlicherseits. Der Dialekt hat mich im Lesefluss zwar ein wenig gehemmt, aber immer wieder Schmunzeln lassen. Zumal besonders die Äußerungen der Oma meiner Meinung nach typisch für ihre Generation sind. Auch wenn das Verhalten der Mutter mich in manchen Situationen den Kopf hat schütteln lassen, habe ich zum Ende des Buches mehr und mehr Klarheit bekommen und auch nachvollziehen können, warum sie so gehandelt hat. Was für eine unglaublich starke Frau! Mich hat „Lügen über meine Mutter“ sehr zum Nachdenken angeregt und ich hoffe, dass dieser Roman die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Lasst euch bitte nicht vom Cover abschrecken - das finde ich leider furchtbar. Ich habe mich etliche Male aufgeregt, habe mitgefühlt und mitgelitten. Habe gehofft, gebangt und angefeuert. Eine klare Leseempfehlung, auch wenn für mich noch ein Fünkchen zum absoluten Highlight gefehlt hat.

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Bewertung vom 30.07.2022
Holiday - Sieben Tage. Drei Familien. Ein tödliches Geheimnis.
Logan, T.M.

Holiday - Sieben Tage. Drei Familien. Ein tödliches Geheimnis.


sehr gut

Kate, Rowan, Jennifer und Izzy sind seit der Schulzeit befreundet, haben sich mit den Jahren aber voneinander entfremdet: Kinder, Job, Alltag verliefen in verschiedene Richtungen - man verlor sich aus den Augen.
Nun verbringen die Frauen zusammen mit ihren Männern und Kindern eine Woche Urlaub in einem Luxusbungalow in Frankreich. Doch was als erholsame, spaßige Zeit geplant war, wird für Kate zeitnah zum Albtraum. Ihr Mann Sean scheint eine Affäre zu haben und als ob das nicht bereits schockierend genug wäre, handelt es sich um eine ihrer drei Freundinnen. Statt ihren Mann mit dem Wissen der Untreue zu konfrontieren, versucht Kate die Tage unter der französischen Sonne für Detektivarbeit zu nutzen und kommt bald einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur….

Ich habe dieses Buch verschlungen! Der Schreibstil ist leicht zu lesen, die Kapitel recht kurz mit entsprechendem Cliffhanger. Kate erzählt aus der Ich-Perspektive, was uns an ihren Gefühlen und Gedanken hautnah teilhaben lässt.
Zwischendurch gibt es aber auch Rückblenden oder Kapitel, die die anderen Charaktere in den Mittelpunkt stellen. So entsteht nach und nach ein großes Fragezeichen im Kopf des Lesers. Ständig steht jemand Neues im Verdacht, ich habe durchgehend mit gerätselt. Die Auflösung war für mich nicht vorhersehbar und ist gut gelungen.
Mir gefiel, dass alle Charaktere in der Geschichte vollkommen verschieden sind. Wir haben den leicht nerdigen Sohn, die verzogene 5-Jährige, den launischen, ständig trinkenden Ehemann, die draufgängerischen Teenagerjungs, die Weltenbummlerin, die Vollblut-Mama und die ehrgeizige Karrierefrau. Ein bunter Mix, der das Zusammenleben der Personen unheimlich unterhaltsam gemacht hat.

Leider kam mir die Beschreibung der Umgebung ein wenig zu kurz. Die Handlung spielt hauptsächlich im Bungalow und auf dem angrenzenden Grundstück. Vom Frankreich-Flair bekommt man nicht wirklich etwas mit. Die Story hätte genau so gut in jeden anderen südeuropäischen Land spielen können - schade.

Lobend erwähnen möchte ich aber noch das Cover. Dieses wurde meiner Meinung nach sehr gut gewählt und ich hätte mir das Buch im Laden definitiv genauer angesehen.

Abschließend lässt sich sagen, dass es für mich zwar kein typischer Thriller, aber ein sehr lesenswerter Spannungsroman war. Perfekt um die Geschichte im Urlaub zu lesen, während man selbst am Pool liegt und gar nicht merkt, wie schnell die Zeit verfliegt.
Empfehlung von mir!

Bewertung vom 28.07.2022
Die Definition von Glück
Cusset, Catherine

Die Definition von Glück


sehr gut

Eve und Clarisse könnten unterschiedlicher nicht sein. Eve ist eher zurückhaltend, stark auf ihre Karriere konzentriert und seit Jahren mit ihrem Mann, mit dem sie zwei Kinder hat, verheiratet. Clarisse hingegen ist extrovertiert, reist viel in der Welt herum und hat wechselnde Männerbekanntschaften.
Wir begleiten die beiden viele Jahre hindurch - verfolgen ihre Höhen und Tiefen. Am Ende schafft es die Autorin diese beiden Geschichten gekonnt miteinander zu verweben und mich mit dem Ausgang der Geschichte zu überraschen.

Was anfangs wie ein leichter Roman wirkt, wird ziemlich bald ernst. Die Autorin spricht viele sensible und aufwühlende Themen sehr feinfühlig an und nimmt diese in die Geschichte mit auf. Dementsprechend tiefgründig ist dieser Roman. Psychische Krankheiten, sexueller Missbrauch, Gewalt an Frauen und Krebs sind nur ein paar der Themen, die manche Leser ggf. triggern könnten.

Die Story ist abwechselnd aus Sicht von Eve und Clarisse erzählt, was uns den beiden sehr nahe bringt, und mir gut gefallen hat. Trotzdem fand ich beide Frauen an einigen Stellen sehr unsympathisch. Die Entscheidungen, die phasenweise getroffen werden - ihr eigenes Wohl über das ihrer Kinder zu stellen, hat mich wütend gemacht.

Besonders gut gefallen hat mir, wie die Autorin den Zusammenhang zwischen Fiktion und Realität schafft. Beispielsweise wird die Wahl von Trump, das Attentat auf das World Trade Center oder Corona angesprochen und die Gedanken von Eve oder Clarisse dazu sehr nachvollziehbar beschrieben.

Für mich ein gutes Buch, das meiner Meinung nach jedoch nicht für jeden geeignet ist. Wem der Umgang mit den oben genannten sensiblen Themen schwer fällt, sollte vorsichtig sein.

Bewertung vom 28.07.2022
Die Schwimmerin
Mayer, Gina

Die Schwimmerin


sehr gut

Kann man sich von Problemen „freischwimmen“?
Mit dieser Frage befasst sich das Buch von Gina Mayer.

Wir begleiten die junge Elisabeth, später Betty genannt, die im Nachkriegsdeutschland aufwächst und mit ihrer Mutter aus dem zerstörten Düsseldorf flüchten muss. Der Vater ist im Krieg gefallen, die Mutter versinkt in ihrer Trauer und kämpft mit ihrer Unselbstständigkeit.
Nun muss sich Betty in einer neuen sehr dörflichen Umgebung in Süddeutschland zurechtfinden: ein neuer Dialekt, die erschwerte Wohnsituation und der Versuch Anschluss bei Gleichaltrigen zu finden, sind nur ein paar der Themen, mit denen unsere Protagonistin sich auseinander setzen muss.
Um dem Kummer zu entfliehen, findet Betty Rettung im Schwimmen. Im Wasser kann sie frei sein und alle Sorgen vergessen. Aber vor manchen Geheimnissen kann man nicht wegschwimmen - das merkt Betty rund 20 Jahre später, als sie ihre Vergangenheit einzuholen scheint und ihr neues Leben in sich zusammenzufallen droht. .

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, was mir sehr gut gefallen hat. So erfahren wir wie sich die Protagonistin im Laufe der Zeit weiterentwickelt, aber auch welche Themen sie noch immer nicht verarbeitet hat. Ist ihr der Kampf um ein zufriedenes Leben geglückt? Mit welchen Schatten schlägt sie sich noch immer herum?
Ebenfalls gelungen fand ich die Ausarbeitung der Charaktere und die Tatsache, dass wir am Ende auch erfahren was aus ihnen geworden ist. Welche Wege sie eingeschlagen haben und was sie besonders geprägt hat.
Die Grundthematik ist keineswegs oberflächlich und hallt, zumindest bei mir, noch lange nach. Die damalige Zeit wurde sehr eindrucksstark dargestellt und ist aufgrund des tollen Schreibstils fesselnd.
Erheitert hat mich der süddeutsche Dialekt. Zwar hat er den Lesefluss ein wenig gestört, dafür hat man die Tonalität der Personen direkt im Kopf.

Wer auf zeitgenössische Literatur, mit den Themen Feminismus und Nachkriegszeit im Vordergrund, steht, sollte sich das Buch unbedingt ansehen.
Eine klare Leseempfehlung gibt es von mir!

Bewertung vom 17.07.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


weniger gut

Wir begleiten die drei Nigerianerinnen Funmi, Enitan und Zainab, die sich während ihrer Studienzeit anfreunden, mit den Jahren aus den Augen verlieren und am Tag der Hochzeit von Funmis Tochter Destiny wieder aufeinander treffen.
Der lockere Schreibstil hat mir gut gefallen. Ebenso wie die Tatsache, dass wir die Geschichte aus den einzelnen Perspektiven der drei Frauen erzählt bekommen. Der Leser bekommt außerdem einige Einblicke in das Leben in Nigeria: die traditionelle Kleidung, das Essen, die Riten, Redensarten, …
Doch damit hört das Positive für mich leider auch schon auf.

Ich habe gehofft, dass wir Einblicke in die Sorgen, Gefühle und Gedanken der Protagonistinnen bekommen und wurde ziemlich enttäuscht. Es bleibt bei oberflächlichem Geplänkel - es ging mir beispielsweise zu viel um die Äußerlichkeiten der Frauen (Pickel, Figur, Haare).
Konflikten wurde entweder aus dem Weg gegangen oder sie wurden totgeschwiegen. So hat es mich ziemlich enttäuscht, dass beim Wiedersehen so getan wird, als gäbe es nichts, was zwischen den inzwischen erwachsenen Frauen stünde. Der Elefant steht sprichwörtlich unübersehbar im Raum, aber alle sehen über ihn hinweg.

Von den Rückblenden hätte ich mir mehr erhofft. Wir erfahren kaum etwas über die Freundschaft der Drei. Jede Geschichte für sich genommen strotzt nur so vor Klischees: die komplette Abhängigkeit vom Mann, die Auseinandersetzungen innerhalb einer Familie, das „Aussitzen“ von Konflikten. Die Autorin hat es nicht geschafft diese einzelnen Stränge zusammenzubringen. Das groß angekündigte Thema „Freundschaft“ sucht man hier vergeblich. Die Frauen leben eher nebeneinander her und laufen sich ab und an über den Weg… Ich habe mich stellenweise gefragt, was diese Drei überhaupt an der „Freundschaft“ finden.
Für mich fehlt es komplett am Thema Feminismus und auch den Kampfgeist, sich auch mal aus alten Familienansichten und von Traditionen, die einem nicht gut tun, zu befreien, habe ich schmerzlich vermisst.

Das Ende ging dann Ruckzuck. Irgendwie reden alle ewig um das Thema rum und dann - zack - Buch zu Ende. Da hätten ein paar Seiten mehr gut getan.
Das Glossar ganz hinten im Roman finde ich zwar gut, hätte mir aber zu Beginn einen Hinweis darauf gewünscht. Ich habe während des Lesens viel Zeit mit googeln verbracht, was mich ziemlich im Lesefluss gestört hat.

Mein Fazit: wer eine tiefgründige Geschichte über drei Frauen mit nigerianischer Abstammung erwartet, wird sie hier nicht finden. Kann man Lesen, muss man aber nicht. Ich würde es leider nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 08.07.2022
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Bervoets, Hanna

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gut

Ich habe das Buch vor Monaten bereits in der Verlagsvorschau gesehen und war mir direkt sicher: das möchte ich lesen! Das Cover spricht mich sehr an, der Klappentext ist vielversprechend und auch die Leseprobe hat mir gefallen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen. Leider bin ich ziemlich enttäuscht.
Ich dachte, dass es überwiegend um die Videos auf einer Internetplatform geht, die von Nutzern zum Löschen gemeldet werden, weil die Inhalte nicht akzeptabel sind. Die ersten paar Seiten wurde ich nicht enttäuscht. Der Leser bekommt exakt das, was ich mir vorgestellt habe. Wir erfahren, warum sich Kayleigh überhaupt auf diesen Job einlässt, unter welchem Druck die Mitarbeiter bei HEXA stehen und wie sie mit der äußerst belastenden Arbeit umgehen.
Leider war das auch das einzig Positive für mich. Danach steht die Beziehung unserer Protagonistin zu ihrer Arbeitskollegin Sigrid im Fokus.
Man liest, wie die beiden sich näher kommen, wie und wie oft sie Sex haben und welche Probleme sich später in der Beziehung auftun. Für mich komplett am Thema vorbei.

Vieles wird, vermutlich aufgrund der Kürze des Buches (knapp 115 Seiten), nur sehr oberflächlich angekratzt. So zum Beispiel der Antisemitismus und Verschwörungstheorien. Man jagt nur so durch die Themen. Für meinen Geschmack äußerst unpassend. Da hätte man sich als Autorin entscheiden müssen, ob der Roman ein paar Seiten länger wird und diese Themen entsprechend mehr Raum bekommen, oder man diese „Exkurse“ komplett weglässt.

Das Ende hat mir überhaupt nicht gefallen. Meiner Meinung nach hört es mitten in der Geschichte auf. Es ist ziemlich skurril und hat mich sehr verwirrt.
Ich möchte aber anmerken, dass es durchaus sein könnte, dass ich es vielleicht nicht ganz verstanden habe und eigentlich nur so vor Genialität strotzt…

Schade, für mich leider nicht wie erhofft. Das Thema hätte wirklich genial umgesetzt werden können. Die Autorin hat großes Potential verschenkt und mich leider nicht überzeugt.

Bewertung vom 06.07.2022
So forsch, so furchtlos
Abreu, Andrea

So forsch, so furchtlos


gut

Die junge Ich-Erzählerin berichtet dem Leser über einen Zeitraum eines Sommers hinweg von der Entwicklung der Beziehung zu ihrer besten Freundin Isora.
Isora ist das komplette Gegenteil unserer Ich-Erzählerin: forsch, furchtlos, in der Pubertät weit fortgeschritten und oft respektlos anderen Menschen gegenüber. Sie beleidigt nicht nur ihre Oma, sondern auch ihre beste Freundin - unsere Ich-Erzählerin, pausenlos.
Trotzdem bewundert die Erzählerin Isora (ahmt ihr stellenweise sogar alles nach). Erst durch einen speziellen „Vorfall“ beginnt sie die Beziehung zu überdenken und verliert so den engen Draht zu Isora.
Finden die beiden trotzdem wieder zueinander oder hat ihre Freundschaft die pubertäre Entwicklung nicht überlebt!?

Der Schreibstil ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Die wörtliche Rede ist nicht klassisch mit „“ gekennzeichnet und auch mit der Ausdrucksweise musste ich erst warm werden. Ich muss aber zugeben, dass sie zu einem 10-Jährigen Mädchen passt!

Dramatisch fand ich die Essstörung, in der sich Isora befindet. Durch die enge Beziehung zu unserer Ich-Erzählerin versucht diese sogar diese „Krankheit“ zu übernehmen. Erschreckend, wie leicht junge Menschen beeinflusst werden können, aber leider sehr realistisch.

Die Kapitel sind ansprechend kurz und die Überschriften sind gut gewählt.
Das Ende hat mich ziemlich überrascht, ich fand es aber durchaus gelungen.

Den Titel ist meiner Meinung nach gut gewählt. Das Cover sagt mir aber leider gar nicht zu. Im Buchladen hätte es zwar meine Aufmerksamkeit bekommen, allerdings hätte ich es nicht weiter zur Hand genommen.

Alles in allem ein, für mich, mittelmäßiges Coming-of-Age-Buch. Wer sich gerne mit diesem Thema befasst, sollte es sich mal genauer ansehen. Eine konkrete Leseempfehlung gibt es an dieser Stelle aber leider nicht von mir.