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easymarkt3
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Insgesamt 851 Bewertungen
Bewertung vom 15.03.2023
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


sehr gut

Unterschätze nie diese vier agilen Senioren mit Biss!
Der freundschaftliche, nette, teils humorvolle Schreibstil gefällt ohne Zweifel. Die Wehwehchen im Alter und trotz all der vielen diversen Zipperlein kommt eine lebensbejahende, immer noch neugierige Einstellung voller Initiative rüber von dem über 70+-Quartett und ihren weiteren Bekannten und Freunden. Diese vier munteren Charaktere tauchen wieder in ihrer Verschiedenheit in weiteren feinen Facetten in diesem Band 3 auf. Besonders die Darstellung der fortschreitenden Demenz bei Stephan liefert berührende, einfühlsame Lesemomente. Erstaunlich viele Nebenschauplätze mit unerwarteten Wendungen sorgen fast für mehr Spannung als der eigentlich angepeilte, ungeklärte Fall der verschwundenen Journalistin Bethany Waites vor zehn Jahren. Doch auch dieser Cold Case ohne Leiche findet eine absolut überraschende Wendung mit genau genommen offenem Ende nach zahlreichen Verlaufssträngen. Insgesamt sehr unterhaltsam und spannend!

Bewertung vom 14.03.2023
Baum, Antonia

Siegfried


weniger gut

Keine der Figuren hat mich wirklich berührt.
Die Figur Siegfried steht sinnbildlich wohl für unsere immer noch stark patriarchal geprägte Gesellschaft. Um ihn kreisen drei Generationen von Frauen: seine Mutter Hilde, die ihn vergöttert, seine Ehefrau, die er betrügt und kleinmacht, und seine Tochter, die Erzählerin, deren Selbstbild er bis weit in ihr Erwachsenenalter prägt, obwohl er physisch kaum anwesend ist. Warum er jedoch eine solch große Bedeutung haben soll, bleibt trotz der vielen Rückblenden rätselhaft. Insgesamt zeichnet dieser Roman eine Frau im Chaos der täglichen, zu hohen Ansprüche, mit Emotionen und gedanklichen Verirrungen, mit starker Sehnsucht nach Ruhe und Ordnung, Entlastung, Orientierung. Ihr Lebenskonstrukt mit all dem Druck scheint einzustürzen. Der Erzählstil passt sehr gut zum Inneren der Protagonistin. Insgesamt passiert in dem Buch nicht viel, angeschnittene Themen werden nicht ausgearbeitet, sodass ich ratlos zurück bleibe trotz inhaltlich interessantem Plot um ein Frauenleben, mit zwischenmenschlichen Beziehungen, auch zwischen den Generationen.

Bewertung vom 13.03.2023
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung


ausgezeichnet

Ein Lesevergnügen!
Das Cover mit Holzregalen im Hintergrund, gefüllt mit Büchern, und einer jungen Frau mit seitlichem, zeitlosem Blick in die Ferne, lädt zum Zugreifen ein. Sehr einladend! Die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte gibt einen anschaulichen Einblick des Londoner East End Lebens während der Bombenangriffe der Deutschen im zweiten Weltkrieg wieder. Im Nachtrag findet man die verblüffende Geschichte um die Bethnal Green Bücherei mit Originalfotos. Diese im Hinterkopf behaltend finde ich die schriftstellerische Umsetzung des Kriegsthemas voll gelungen, herzerwärmend, abgerundet und schlüssig in der Handlungsweise ihrer Hauptfiguren. Die Traumata, Ängste, Bedrohungen und die alltägliche Mangelwirtschaft kommen greifbar nahe beim Lesen. Die Mitmenschlichkeit, der Mut, der Zusammenhalt untereinander und die ehrliche Freundschaft dominieren, aber auch die Klischees der Gesellschaft werden bedient – insgesamt ein umfassender geschichtlicher Einblick über die Jahre 1944 bis weit nach Kriegsende über das lebhafte, enge, dunkle Leben in einem U-Bahn Tunnel mit Bücherei.

Bewertung vom 10.03.2023
Meta, Ermal

Morgen und für immer


ausgezeichnet

Eine spannende, tragische Lebensgeschichte
Der paranoide Diktator Albaniens - Enver Hoxha – und sein Spitzelsystem geben diesem geschichtlich orientierten Roman den tragischen Rahmen im Leben des Pianisten Kajan Dervishi. Viel lernt der Leser über die Geschichte Albaniens seit dem 2. Weltkrieg bis 1991, dem Ende des Kommunismus. Totalitarismus, Diktatur, tägliche Angst inmitten von Spitzeln, viele Grausamkeiten an Menschen in Geiselhaft, das alles beschreibt der Autor in beklemmendem Schreibstil. Viele Menschen auf der Flucht im 20. Jahrhundert und ihre persönlichen Schicksale werden einfühlsam dargelegt in passender, teils beklemmender Wortwahl. Wieviel Leid kann ein Mensch ertragen? Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.03.2023
Gastmann, Dennis

Dalee


ausgezeichnet

Ein Lesevergnügen besonderer Art!
Im Hintergrund dieses Romans lauern viele historische, mir bisher unbekannte Daten aus der Geschichte Indiens mit ihrer Besetzung durch die Briten. Speziell die Andamanen, ihre wilden Eingeborenen, ihre besonderen Krankheitsübertrager, indische Feste oder Götter in dieser Vielzahl waren mir bisher neu. Umso interessanter entwickelte sich diese märchenhaft Geschichte um einen schwimmenden Elefanten und die vielen Abenteuer rund um diese Inseln fernab unserer Kultur. Dieser bildhafte, fantasievolle Schreibstil erinnern mich an Märchen aus 1001 Nacht, sicherlich auch zum Vorlesen für Kinder geeignet, geht es doch hauptsächlich um einen 12-jährigen Jungen, der neben seinem Vater als Mahut angeleitet wird und seiner tiefen, lebenslangen Freundschaft zu Dalee und seinem traurigen Abschied von diesem grauen, alten Riesen, rund um die dschungelhaften Inseln der Andamanen. Das Cover spiegelt eine besondere Szene aus dem Roman wieder, passend ausgewählt.

Bewertung vom 07.03.2023
Teichert, Fritzi

Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1


sehr gut

Die Tätigkeit von Hebammen - sehr unterhaltsam, sogar lehrreich, auch witzig.
Der Leser lernt viel aus der Praxis rund um Gebärende, besonders über Tipps vor der Geburt, aber auch Wichtiges über die Nachsorge. Interessant fand ich den Fall der Nötigung zur Abtreibung, da das ja definitiv eine Straftat nach Paragrafen 218 im Strafgesetzbuch ist. Interessant ist diese 24/7 Tätigkeit als selbständige Hebamme sicherlich, aber auch sehr herausfordernd, mit eigener Familie eigentlich auf Dauer nicht zu bewältigen. Der Schreibstil ist witzig, originell, inhaltlich vielleicht zu rosa rot, zu romantisch gefärbt. Dass die Haftpflicht für Hebammen von Berufsanfängerinnen wie Madita mit finanzieller Hilfe ihrer Eltern gestemmt wird, zeigt bereits ein großes Problem dieser Berufsgruppe auf. Beide Hebammentypen sind in ihrer Diversität gut heraus gearbeitet, kommen insgesamt mit ihren auffälligen Fazetten klar rüber. Das weiße Cover, in Pastell farbiger Blumenpracht gehalten, wirkt sehr einladend, ansprechend, freundlich und warm.

Bewertung vom 05.03.2023
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


ausgezeichnet

Ein einfühlsam geschriebenes Buch über starke Frauen und ihre Freundschaften.
Auf zwei Zeitebenen ab 1925 und 1991 – jeweils zum Geburtstag von Müttern und Töchtern – handelt die Geschichte von Olga, geboren in Ginsterburg, verknüpft mit der Flüchtlingsgeschichte In Oldenburg bis zur endgültigen ,sehr schmerzhaften Erinnerung und Aufklärung bei der Rückkehr. Beschrieben wird ein Leben voller Geheimnisse, Entbehrungen, Angst, Schuld, Verlust, auch ein Kampf gegen Vorurteile besonders während des Medizinstudiums. Daneben gibt es sehr schöne Schilderungen von Freundschaft, Mutterliebe, von der landschaftlichen Idylle nicht nur in der Uckermark. Der berührende, teils romantische Schreibstil gefällt: ‚Und wenn der Eisvogel ruft nach dir, dann fliege ich stehenden Fußes zurück zu dir.‘ Besonders die Frauen kommen authentisch mit all ihren Aktivitäten daher. Das Cover mit Blumenstrauß und flatterndem Eisvogel ist nicht nur farblich erfrischend gut gewählt. Ein Lesevergnügen!

Bewertung vom 02.03.2023
Young, Samantha

With All My Heart


sehr gut

Das ungewöhnliche Band einer unendlichen, überzeugenden Liebe.
Der Roman ist zwei geteilt in Vergangenheit und Gegenwart, die gemeinsame Jugend der Hauptakteure und ihre brutale Erwachsenenwelt voller Korruption und Bestechung, an der vor allem Jamie zu scheitern droht. Sehr starke, extreme Emotionen – von Liebe bis zu Rachsucht – werden passend zur Thematik im Kampf um Gerechtigkeit neben Verbitterung und Trauerbewältigung verarbeitet in einem feinfühligen, bildhaften Schreibstil. Die Figuren sind von warmherzig und zäh bis sehr egoistisch und manipulativ heraus gearbeitet und dadurch mit rotem, spannungsgeladenem Faden versehen bis zum ‚Happy End‘. Den vielen Sexszenen ‚bis zur Besessenheit‘ wurde nach meinem Geschmack zu breiten Raum eingeräumt. Das in Blautönen kreierte Cover ist in unklaren Konturen gehalten, Buchtitel und Autorin klar erkennbar, aber mit wenig Ausstrahlungskraft.

Bewertung vom 26.02.2023
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


gut

Der Wunsch nach Freiheit im Zwiespalt mit Verantwortung und Liebe.
Insgesamt geht es um ein Leben durch selbstverschuldete Arbeitslosigkeit bzw. um Erwerbslosigkeit durch die Schließung von Fabriken und Ähnlichem. Viele Menschen werden dadurch entwurzelt, verlieren ihr Selbstwertgefühl und die Orientierung an der Realität. Wie gliedert sich dann der einst festgefahrene, durchstrukturierte Tagesablauf. Wie findet ein aus dem Erwerbsleben unerwartet ausgestoßener Mensch – nur noch Stumpf ohne Wurzeln und Blätter - neuen Sinn im Alltag? Kann man sinnvolle neue Pläne machen und auch die Kraft der Umsetzung dazu finden? Der Südafrikanische Maskenweber könnte als Symbol für Arbeit herhalten, baut er doch ständig neue kunstvolle Nester, obwohl er doch nur eins belegen kann. So kann es auch arbeitslosen Menschen gehen, die in einer wie auch immer gearteten Arbeit neuen Lebensinhalt finden statt nur Arbeitslosengeld zu beziehen. Die weibliche Aufopferung in Pflegefällen wird ebenso als gesellschaftliches Problem aufgegriffen. Sprachlich berührend versetzen viele dieser tiefgehenden Gedankengänge rund um Julia, der Krankenschwester, den Leser ins Nachdenken.

Bewertung vom 25.02.2023
Hahn, R. P.

Der Riffgeist


gut

Grauenhafter Menschenhandel spannend in Szene gesetzt.
Auf mehreren unabhängigen Handlungssträngen zwischen einer frustrierenden Mordaufklärung, persönlicher Trauerbewältigung und einem detaillierten Aufbau weiterer Akteure auf und um Rügen erfasst den Leser schnell das knallharte Schicksal des Flüchtlingsmädchens Yslei aus Syrien. Mit ihr konzentriert sich der gesamte spannende Plot mit den Geschehnissen auf der Luxusjacht Kaiphas. Neben dem Kommissar Jens Lackner stechen weitere überzeugende Figuren wie der Skipper Avid König alias King mit seinem superschnellen Segelboot intelligent und fantasievoll heraus. Insgesamt wäre die Rettungsaktion dieser siebenköpfigen, zusammengeschusterten Crew in der baltischen See vielleicht in der Realität so nicht machbar, bedenkt man allein die große Überzahl an eingespielten Söldnern und Bodyguards auf der Kaiphas. Überhaupt hätte die Szenerie rund um das Flüchtlingsmädchen als abgeschlossener Krimi gereicht. Das hochbrisante, sehr grausliche Thema rund um Menschenhandel auch in unseren Breiten schockiert hier.