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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2156 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2023
Haas, Wolf

Eigentum


sehr gut

kraftvolle Prosa

Es gibt in der deutschsprachigen Weltliteratur schon einige bedeutende Mütterbücher (Handke, Meckel). Mit Eigentum kommt jetzt ein aktuelles dazu, dass sich durch eine wütende Ironie auszeichnet.
Wolf Haas betractet die 2 letzten Tage sener 95jährigen Mutter, erlebt aber auch das ganze Leben mit ihr mit.
Sein Großvater war Wagnermeister. Ein Beruf, den es heute nicht mehr gibt. Haas bringt mehrfach den Kontrast Vergangenheit und Gegenwart ins Spiel.
Er zeigt verschiedene Lebenszeiten der Mutter, auch gerade die schweren der Kriegs- und Nachkriegszeit und damit ihre geschichte und was sie prägte. Das lässt mich als Leser nicht kalt, ebenso wie die Beziehung zwischen Mutter und Sohn.
Ich denke, das Buch ist besonders für Leser der ungefähren Altersklasse des Autors interessant. Ich jedenfalls habe das Buc stilistisch genossen und würde es nicht gering einschätzen.

Bewertung vom 07.09.2023
Reisinger, Eva

Männer töten


sehr gut

Männer töten. Ein provokanter Titel, aber hier geht es in erster Linie um feministische Anklänge. Der Autorin Eva Reisinger gelingt es, dem Leser nahe an der Protagonistin Anna Maria zu führen. Man versteht ihre emotionale und gedankliche Lage. Sie hatte zuletzt Pech. Ein Fahrradunfall, eine Entlassung und es gab Gewalt, die sie erfuhr.
Dann führt die Autorin die Vision einer matriarchalischen Gemeinschaft in einem Dorf ein. Für Anna Maria vielleicht ein Möglichkeit, sich ihren Erfahrungen entgegenzustellen. Opfer- und Täterschaft können sich auch drehen.
Als Gedankenspiel gut, ob es irgendwohin führt, bleibt offen.
Der Roman ist gut geschrieben und dürfte seine Leserschaft finden und die Nominierung für den Shortlist-Debütpreis es Österreichischen Buchpreises dürfte erfreulicherweise Aufmerksamkeit sichern.

Bewertung vom 07.09.2023
Hell, Bodo

Begabte Bäume (eBook, ePUB)


sehr gut

eigentümlich-verschmitzt

Ein schön gestaltetes Buch mit 23 Zeichnnungen von Linda Wolfsgruber
Ein Buch über Bäume, das keine weitere Handung im herkömmlichen Sinne benötigt. Und doch ist da viel an Themen versteckt.

Der 80jährige Bodo Hell ist eine Ikone der Avantgarde und ein Sprachkünstler. Und daher sopllte man sich die Texte vorgelesen vorstellen. Dann entfalten sich die oftmals erstaunlichen Details, von denen es viele gibt.
Verschachtelte Sätze gibt es viele. Auch mal ein Gedicht.
Dann kommt auch mal zu den Bäumen etwas hinzu, wie z.B. der Text über Ilse Aichinger.
In vielen Texte blitzt immer wieder ein eigentümlicher Witz auf!

Begabte Bäume ist kein Buch, das man am Stück durchliest. Besser wirkt es in kleinen Portionen. Daher denke ich auch nicht, mit dem Buch schon fertig zu sein.

Bewertung vom 07.09.2023
Hettche, Thomas

Sinkende Sterne


ausgezeichnet

Ich bin eine Kraft der Vergangenheit

Was im Klappentext beschrieben ist, wird auf leicht poetische und reflektierende Art erzählt.
Der Erzähler reist in  die Schweiz in das Ferienhaus seiner Eltern, das seiner Jugend. Dss erweckt natürlich Erinnerungen. Und sie führen ihn weiter durch Stationen seines Lebens.
Hettches Blick auf die Vergangenheit ist teils wehmütig verklärend, teils bereuend und desilludioniert, doch die Gegenwart ist erschreckend.

Beeindruckend auch die vielen Zitate aus Film und Literatur sowie Philosophie. Dennoch behindert dass das handlungsorientierte.

Es tat gut, mal wieder ein Buch von einem Autor zu lesen, dem die Sprache wichtig ist und die er sorgfältig einsetzt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2023
Despentes, Virginie

Baise-moi - Fick mich


sehr gut

derb und rasant

Virginie Despentes Baise-moi ist nicht nur aufgrund der gleichnamigen Verfilmung berüchtigt. Das Buch hat eine derbe Sprache, die aber effektiv eingesetzt wird. Hinzu kommen Beschreibungen expliziter Art.
Es entsteht ein hohes Tempo, das durchaus bemerkenswert ist.
Das 1994 erstmals erschienene Buch wollte und sollte provozieren und legte einen Maßstab. Heutzutage vermag das Buch aber nicht mehr so stark zu schockieren, da es seitdem im Zuge einer gesellschaftlichen Verrohung schon viel Vergleichbares gibt.
Virginie Despentes ist inzwischen eine sehr anerkannte Autorin geworden mit einer Reihe erfolgreicher Romane. Eine Empfehlung für Baise-moi möchte ich nicht geben. Vielleicht liest man besser die neueren Bücher. Wer sich aber sehr für Virginie Despentes interessiert, kann auch ihren Debütroman ohne Verluste lesen.

Bewertung vom 07.09.2023
Dabiri, Arad

DRAMA


sehr gut

Ein Drama, welches ich mein Leben nenne
 
Drama heißt der Debütroman des Wiener Schriftstellers Arad Dabiri, der beim Septime-Verlag erschienen ist. Und das Buch befindet sich aktuell auf der Shortlist Debüt 2023 des Österreichischen Buchpreises.
Es ist ein originelles Werk, bei dem der Bewusstseinszustand des Erzählers im Vordergrund steht. Es beginnt mit einem Flug Richtung Wien und seine Nerven liegen blank.

Arad Dabiri schreibt Dialoge, die Wortwitz haben, z.B. die Auseinandersetzung des Protagonisten mit der Stewardess oder später mit einer Psychiologiestudentin. Sonst gibt es auch viele Selbstgespräche des jungen Mannes.
Ihn beherrscht ein Skeptizismus, ein Weltschmerz.Rätselhaftes begleitet das Buch.
Mir persönlich ist der Protagonist fremd geblieben, aber ich habe das Buch dennoch ganz gerne gelesen.

Bewertung vom 04.09.2023
Christie, Agatha

A Haunting in Venice


gut

Poirot und Mrs.Oliver

Aufgrund der kommenden Verfilmung ist dieser Agatha Christie-Roman, den  ich bisher nicht kannte, wieder veröffentlicht wurden.
Schon zu Beginn trifft man auf eine alte Bekannte: Ariadne Oliver, die Autorin von Kriminalromanen, die sehr gut mit Hercule Poirot bekannt ist.
Ariadne Oliver ist ein ironisches Selbstporträt von Agatha Christie und man spürt, wievielt Spaß es ihr gemacht hat, diese Figur auftreten zu lassen. Ariadne Oliver hat von einem Mord gehört und schaltet Hercule Poirot ein. Der kommende Handlungsablauf ist typisch für Agatha Christies Poirot-Romane. Man sollte auch nicht zu viel erwarten. Das Buch gehört nicht zu Christies großen Romanen. Lesenswert ist es dennoch.

Ich persönlich habe Hercule Poirot den Miss Marple-Romane immer bevorzugt, denn da ist mehr ironischer Humor spürbar.

Bewertung vom 02.09.2023
Overath, Angelika

Unschärfen der Liebe


ausgezeichnet

Von Chur bis nach Istanbul


Das Buch erzählt von einer Liebes-Dreiecksgeschichte. Es sind 2 Männer, die sich lieben: Cla und Baran.
Da ist aber auch noch Clas frühere Verlobte Alva, die mit ihm zusammen eine kleine Tochter hat.

Man muss dazu sagen, dass Unschärfen der Liebe der zweite Teil einer geplanten Trilogie ist. Der erste Roman hieß Ein Winter in Istanbul. Der dritte Teil wird noch folgen.

Wesentlicher Betandteil dieses Buches ist eine lange Zugfahrt von Chur nach Istanbul, die Baran unternimmt um zu Cla zu kommen.
Das bietet der Autorin die Gelegenheit Barans Beobachtungen und Erinnerungen zu beschreiben. Sie nutzt dazu ihre große Stärke, ihre poetische, außergewöhnliche Sprache. Dadurch gewinnt der Text eine große Lebendigkeit.
Viele Orte auf der Reise werden erwähnt, immer wieder wechseln Mitreisende und mit ihnen ihre geschichten. Aber Baran bleibt bei seinen Gedanken meistens bei seinem geliebten Cla, aber auch bei Alva, mit er er 3 Nächte verbrachte.

Die Autorin hat mit ihren sprachlichen Mitteln eine Form gefunden, die mich überzeugte!

Bewertung vom 01.09.2023
Bremer, Jan Peter

Nachhausekommen


sehr gut

Jan Peter Bremer hat seinen ganz eigenständigen Ton und eigentümlichen Wiitz.
Hier erzählt er autobiografisch über seine frühe Jugend mit ersten Schuljahren.
Und wer in ähnlicher Zeit auzfgewachsen ist, wird vieles an dem typischen gesellschaftlichen Verhalten, z.B. in der Schule, an Musik und Politik, wieder erkennen.

Satirische Elemente, die man auch aus anderen Bremer-Büchern kennt, findet man auch hier. Amüsantes mischt sich mit bitteren, da Mobbing-Elemente gegen das Kind deutlich erkennbar sind.

Ich finde es bemerksnwert, wie der Autor es schafft, früher Erinnungen neu zu imaginären und in Literatur zu fassen.

Bewertung vom 01.09.2023
Friedman, Michel

Schlaraffenland abgebrannt (eBook, ePUB)


sehr gut

Gegen die Gleichgültigkeit

Michel Friedman zieht in seinem neuen Buch eine Bilanz über den aktuellen Zustand Deutschlands.
Er äußert sich dabei zu Themen wie Rechtsextremismus, Klimawandel, Krieg, Armut u.a.

Das Buch ist geschickt in vier Teile aufgeteilt.
Teil 1 zeigt die Gesellschaft und die Politik
Teil 2 rückt die Brandherde in den Fokus
Teil3 benennt die Schlafmittel, die ein effektives Handeln lähmen
Teil 4 versucht Auswege zu zeigen.
Diesen letzten Teil halte ich für zu abstrakt, aber immerhin bleibt die Erkenntnis, selbst kein Schlaraffe sein zu wollen.

Friedman zeigt Gleichgültigkeit und Angst als größte Probleme, die zu Polarisierung führen kann. Rationalität und Fakten sind gefragt.

Oft geht Friedman von seinen eigenen Empfindungen aus. Dadurch wird es auch zu einem privaten Buch.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.