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Wedma

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Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2017
Haebel, Fabio

It's Market Day


sehr gut

Das Buch hat bei mir einen guten Eindruck hinterlassen. Ich ordne es in die Schublade Geschenkartikel ein, denn es ist schön anzuschauen. Bunte Bilder der Märkte und Personen, die Fabio Haebel dort trifft, der eine oder andere Tipp zum Umgang mit bestimmten Lebensmitteln, z.B. Austern, Jakobsmuschelfleisch, paar nette Rezepte runden das Ganze ab.
Inhaltsverzeichnis am Anfang des Buches ist kreativ gestaltet. Auf der Europakarte sind die Märkte mit kleinen Zeichnungen, die sie charakterisieren, aufgesetzt. Auf der rechten Seite gibt es Markthallte Neun, Berlin ab Seite 64, Naschmarkt, Wien ab Seite 118, Mercato di Ortiga, Syrakus ab Seite 172, Torve-Hallerne, Kopenhagen ab Seite 38, hinzukommen die Tipps „Geht immer“, Legende, das Team ab Seite 232, Rezeptübersicht ab Seite 234. Links findet man Briston Market, London ab Seite 146, Ten Kate Markt, Amsterdam, ab Seite 90, Marché D’Aligre, Paris, ab Seite 10, Mercado de la Paz in Madrid ab Seite 202 und Tipps „love it“ und „Fun fact“. Zu jedem Markt gibt es zunächst „7 Dinge, die man über den Markt, der gerade besucht wird, z. B. Marché D’Aligre, wissen will.“ Da steht so etwas wie Marktzeiten, Adresse, wie viel Stände sind da, Webseite, Speisetipp, Noch nie gegessen, Getränketipp und wo grob auf der Karte von Paris der Markt ist, hier z.B. ein Stück südlicher von Pére-Lachaise Friedhof. Dann wird die Person kurz mit Foto vorgestellt, mit der Fabio durch den Markt geht, anschließend folgen die Eindrücke, die die beiden auf ihrer Tour gesammelt haben. Hier gibt es Milchschwein, da die Austern. Ganz nett, locker, griffig geschrieben von Ulf Pape, wie man es der Teamvorstellung hinten entnimmt. Diese ist auch nett gemacht: Auf dem Gruppenfoto sind die Namen und Rolle samt Pfeilen aufgezeichnet.
Als erstes fielen mir die tollen Bilder auf. Timon Koch hat tolle Arbeit geliefert. Henning Pommé, visuelle Gestaltung, hat bestimmt auch einiges dazu beigetragen. Diese Bilder, die wecken nicht nur Neugier und den Wunsch, all die Märkte selbst abzulaufen und dort diese Vielfalt mit eigenen Augen zu bestaunen und mit eigener Begleitung das Ganze zu erleben, diese Bilder machen auch ganz einfache Dinge, wie Picknick, s. 26-27, mit dem schönen Baguette, einigen Käsesorten, Erd-, Him- und Brombeeren, einem Glas Rotwein so unwiderstehlich, dass man am liebsten gleich nach Frankreich fahren und so ein Picknick dort abhalten würde. Eine „Einkaufsliste für ein gutes Picknick für 2“ ist übrigens auch dabei.
Insgesamt gibt es 73 Rezepte im Buch, auf die Märkte verteilt, mit und ohne Fleisch, von einfach bis aufwendig. Ein Verzeichnis hinten hilft gut weiter. Im Paris-Segment gibt es 7 Rezepte wie Crepes Old Fashioned, Kürbistarte, Rotweinpasta; in Kopenhagen sind es ebenfalls 7 mit Kanelbullar, Scallop Cevice, Hot Duck, etc., in Berlin sind 10 Rezepte aufgeführt, darunter Currywurst, Königsberger Klopse, Linsensuppe, usw. Kürbisgnocci aus Syrakus fand ich spannend, wobei auch recht energie-intensiv. Es gibt auch Rezepte, die zwar nicht typisch deutsch oder dänisch usw. sind, dafür aber typisch für diesen Markt, z.B. Báhn Bao Buns in Berlin. Oder in Wien bekommt man Rezepte der israelischen Küche, u.a. weil es dort diesen populären Stand gibt. Aber auch Zwetschgendatschi oder Aprikosensenf-Rezept erhält man vom Wiener Markt.
Insgesamt ist es ein netter, unterhaltsamer Spaziergang durch die acht Märkte Europas, bei denen man neue Leute „trifft“, etwas Neues erfährt und einiges an interessanten Rezepten noch dazu kriegt.
Das Buch finde ich insg. schwer in Ordnung. Es ist übrigens auch nicht gerade leicht: 1235gr.
Das Buch ist auch schön gestaltet: Fester Einband, hochwertiges, recht dickes Papier, Lesebändchen in Tiefblau, passend zur Grundfarbe des Einbandes.
Als Geschenk für Freunde und Familie sehr gut geeignet.

Bewertung vom 28.08.2017
Dalos, György

Der letzte Zar


weniger gut

Ich bin mit großer Vorfreude an dieses Werk rangegangen, da ich die Sachbücher aus dem Hause C. H. Beck sehr schätze. Sie haben mir oft viel Lesevergnügen bereitet und eine Menge Spannendes und Wissenswertes berichtet. Über jede Neuerscheinung freue ich mich sehr.

Dieses Buch erwies sich leider als die erste Ausnahme. Auch weil es deutlich hinter meinen Erwartungen geblieben ist, was Qualität solcher Werke anbelangt. Spätestens ab der Hälfte beschlich mich die im Klappentext versprochene Beklemmung, aber aus einem ganz anderen Grunde: Dieser nachlässige Umgang mit Daten, Fakten und Quellen, peinliche Sachfehler, die geringschätzige, von oben herab Attitüde gegenüber den beiden letzten russischen Herrschern, ihrem Hof und anderen Akteuren der rus. Geschichte insg., sowie der deutlich durchschimmernde Zynismus mit dem Hang zum Pietätlosen zum Schluss hinterließen bei mir, milde gesagt, keinen positiven Eindruck.

Was zu Rasputin und Anna Wyrubowa, der Zofe und Vertrauten der Zarin, gesagt wurde, ähnelt stark einer bösen Posse. Ganz grob kommt es hin, aber der Teufel steckt im Detail.

Negative Darstellungen der Russen insg. musste der Autor unbedingt noch reinbringen. Als Quelle soll hier ein namenloser Informant des franz. Diplomaten dienen, s. S. 161, was auch herzlich wenig zu der Glaubwürdigkeit solcher Ausführungen beiträgt. Die Frage ist: Was möchte der werte Autor mit solchen Darstellungen erreichen? Wenn er seine Russophobie zur Schau stellen wollte, so ist es ihm zweifelsohne gelungen.
Hinten im Buch gibt es Literatur, bestehend aus gerade mal 20 Titeln. In respektablen Werken erstrecken sich Literaturhinweise über dutzende von Seiten. Hier nicht.
Das gleiche gilt für Bildnachweise: kryptische Angaben, die gar nicht weiterhelfen können, wenn man wissen will, wo, in welchen Jahr die Fotos aufgenommen wurden, in welchen hist. Quellen sind die Originale zu finden, etc.
Dass so ein Umgang mit Quellen überhaupt als annehmbar erachtet wurde, erzählt Bände über seine Professionalität und untergräbt die Reste seiner Glaubwürdigkeit.

Ja, es gibt paar gelungene Erläuterungen zu den Hintergründen der europäischen Politik der damaligen Zeit, z.B. das Verhältnis zw. Wilhelm II. und Nikolaus II. und wie es zur Beteiligung Russlands im Krieg von 1914 kam, oder auch zur Rolle von Queen Victoria. Dabei sieht man, dass Politik eher die starke Seite des Autors ist. Der Rest lässt zu wünschen übrig.

Erst habe ich angenommen, es wäre Nikolaus‘ Biographie, aber nein. Es ist eine Ansammlung von Aufsätzen von etwa 20 Seiten zu den in den Überschriften genannten Themen in zehn Kapitel geordnet.

Zum Schluss wurde der Ton herablassender und insg. einfach grässlich und pietätslos, s. z.B. S. 200.

Fazit: Dieses Pamphlet hat die Welt nicht gebraucht. Allein die von oben herab Attitüde gegenüber den historischen Persönlichkeiten, ob es um Nikolaus, Alix, Rasputin oder anderen geht, wie auch zum erzählten Stoff insg., hätte nicht sein müssen. Hinzu kommen die peinlichen Sachfehler, zu lässiger Umgang mit Quellen, wie auch Zitate und Übersetzungen des nicht nachvollziehbaren Ursprungs, sowie die anti-russische Grundstimmung insg. Zwei Sterne mit viel Wohlwollen erscheinen mir hier realistisch.
Das Coverbild ist auch irreführend. Man könnte meinen, dies wäre die ganze Familie des letzten Zaren. Alexej fehlt. Der Thronfolger, der noch lange vor seiner Geburt das Verhalten des Zarenehepaares stark beeinflusst hat.
Die Rezension wurde starkt gekürzt, da nicht mehr als 4000 Zeichen erlaubt, für längere Version mit Beispielen s. andere buchrelevanten Portale.

Bewertung vom 28.08.2017
Hesse, Christian

Mathe to go


ausgezeichnet

„Mathe to go. Magische Tricks für schnelles Kopfrechnen“ von Christian Hesse ist ein sehr gutes, witziges und recht ungewöhnliches, im positiven Sinne, Mathe-Buch, das ich sehr gern gelesen habe.

Als Wort-Mensch konnte ich mich schon immer für Mathe &Co. eher weniger begeistern, wobei ich doch Kopfrechnen, zumindest a lá Pi mal Daumen, beibehalten wollte. Dabei sah die Vorgehensweise aus, wie mal in der Schule oder auch später aus manchen Büchern gelernt hat.

Christian Hesse erklärt seinen Lesern, ganz easy und zugänglich, eine ganz andere Art des Rechnens, s. z.B. S. 41-42. Dort wird 34x53 gerechnet. Zugegeben, man müsste sich diese Art erst mit Stift und Papier einüben. Wenn man sich paar Tage dafür nimmt, wird man’s schnell drauf gaben. Dann kann es sehr hilfreich werden.

Es gibt auch zahlreiche Tipps und Griffe zum Quadrieren, zu Divisionen, zum Wurzelziehen. Logarithmus ist einfach und sehr verständlich erklärt. Auch wie man für jedes Datum den Wochentag ermitteln kann.

Es gibt insg. 10 Kapitel, wobei die ersteren der Einstimmung und Vorstellung gewidmet sind, wie das letzte Kapitel dem cool down und Abschied. Das eigentliche Rechnen geschieht in Kapiteln 4 bis 9, s. auch Inhaltsverzeichnis. Es ist sehr aufschlussreich und gibt den Inhalt des Buches sehr gut wieder.

Der Ton ist leicht humorig, easy going, eher amerikanisch anmutend. 10 Zeichnungen von Alex Balko lockern das Ganze noch mehr auf. Und die Rezepte der Cocktails, die man bei der Lektüre und dem Rechnen dabei trinken könnte, auch in alkoholfreier Variante, tragen zum entspannten Lernen bei, das Spaß macht, dem Ganzen die gewohnte Trockenheit nimmt und die genießerische Seite der Mathe-Übungen den Lesern vor Augen führt.

Ich habe das Buch an einem Nachmittag durchgeschmökert und möchte es nicht mehr missen. Das know-how ist da, diese Art zu denken aber, die aufgeführten Kniffe muss man sich einüben, es sei, man ist ein Zahlenmensch von Haus aus und ist in solchen Dingen wohl geübt, dann geht es viel einfacher.
Es macht auch Spaß, auch für Wortmenschen. Bestimmt nehme ich das Buch öfter zur Hand und lerne den nächsten Kniff, wie man dies und jenes schneller rechnen kann, schon allein, um die Beweglichkeit der Grauzellen aufrechtzuerhalten.

Für Schüler, Studenten, GMAT- und ähnliche Tests- Aspiranten ist das Buch eine wahre Fundgrube an Lösungen, die Mathe-Aufgaben schneller bewältigen lassen helfen und sicherstellen, dass man mit Vergnügen dabei ist.

Das Buch ist schön leicht, vom gängigen Format, passt in jede Tasche. Die Unterkapitel sind kurz. Der Stoff wird in kleinen Häppchen verabreicht, sodass man es auch gut unterwegs, zwischen paar U-Bahnstationen oder in Wartezimmern lesen kann.

Das Buch hält, was der Klappentext verspricht und liefert noch mehr als man erwartet. Fünf wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.08.2017
Plachta, Bodo

Dichterhäuser


ausgezeichnet

„Dichterhäuser“ von Bodo Plachta mit Fotografien von Achim Bednorz ist in wunderbares Buch, bei dem man die Welt um sich für paar schöne Stunden vergessen kann. Tolle Texte und atmosphärische Fotos verzaubern von den ersten Seiten an.
Das Buch besteht aus 11 Kapiteln, 245 Seiten mit 157 farb. Abbildungen, plus Einleitung, Anhang bestehend aus Anmerkungen, Hinweisen/Anschriften der Dichterhäuser samt ihren Internetadressen, Literaturhinweisen, Register, Bildnachweis.
Man schlägt das Buch auf und taucht in faszinierende Welten ein, der Geist der Zeit zum Greifen nah. Man staunt über die räumlichen Gepflogenheiten der vergangenen Epochen, über die aufwendige Verarbeitung der Zimmer, z.B. Bettina von Arnim Musiksalon im Schloss Wiepersdorf; über die Schönheit der Landschaften, s. z.B. das Foto vom Schloss Rheinsberg mit stillem Wasser im Vordergrund als Schauplatz von Kurt Tucholskys Erzählung Rheinsberg; man staunt über so viel Atmosphäre, Poesie, Romantik, (verspielter) Eigenart, oder auch über „die neue Sachlichkeit der Einrichtung“ uvm.
Jedem Kapitel steht ein kurzer Text voran, der das Kommende kurz erläutert. Manchmal ist es die Quintessenz zur Romantik und ihrer Selbstverständnis in Abgrenzung zur Aufklärung und Klassizismus. Manchmal geht es um die Zeichen der Zeit, wie im Kapitel über Fallada, Marieluise Fleißer und Barlach. Andermal liest man im Kapitel eine knappe Zusammenfassung eines kurzen Dichterlebens in diesem Haus, wie bei Novalis, an anderer Stelle kommt ein etwas längerer Text zu den Wohnräumen von Goethe mit Angabe, welche Werke dort geschrieben wurden und u.a. das Foto vom Zimmer, in dem er gestorben war. Im anderen Kapitel geht es um bestimmte Charaktereigenschaften, wie bei Jean Paul in Bayreuth, die er in dem abgebildeten Haus pflegte uvm. Die Texte, in einer aussagestarken und eleganten Sprache verfasst, sind eher kurz als lang, liefern aber das Wesentliche, Spannende, Wissenswerte, was man in Verbindung zu den abgebildeten Wohnräumen berichten kann, und wecken Neugier auf die Dichter und ihre Werke, bzw. laden dazu ein, gleich zu den Stücken zu greifen und sie nochmals lesen, da man nun weiß, wo und ggf. unter welchen Umständen sie geschrieben wurden. Die Vergangenheit ist in diesem Buch so lebendig und zu Greifen nah, dass man sich wähnt, in diesen Epochen zu verweilen und die Dichter dort zu treffen.
Wohnräume von Hesse, Heine, Mann wurden auch beleuchtet, z.B. Das Esszimmer von Thomas Mann im alten Giebelhaus in der Mengstraße. Man sieht auch das runde Zimmer im Hölderlin-Turm an der Tübinger Neckarfront, uvm.
Die Kapitel sind lesefreundlich kurz, sodass man jederzeit eine Pause einlegen kann. Das möchte man aber nicht, weil man gespannt ist, was als Nächstes kommt und welche Fotos einem die Sinne wieder mal, oft auf eine andere Art, betören werden. Ich konnte erst dann das Buch für paar Stunden zuklappen, als die Hälfte schon längst überschritten war, musste aber später unbedingt wieder reinschauen, da ich gespannt war, wie es weitergeht.
Das Buch ist sehr schön gestaltet: dickes, weißes, alterungsbeständiges Papier, festes Einband in tiefem Grün, Umschlag. Der Band ist recht groß: aufgerundet 24x 30cm, 3cm dick und schwer: 1,7kg.
Am besten hat man einen geräumigen Lesetisch, auf dessen Fläche man das Buch ausbreiten kann.

Fazit: Ein wahres Schmuckstück und ein großartiges Geschenk aus dem Hause Theiss/WBG an alle, die Literatur und ihre Dichter lieben und besser kennenlernen wollen. Lesegenuss garantiert. Und diese Fotos! Ein wahres Fest fürs Auge!

Die schönen Stunden, die man mit dem Band verbringt, klingen noch länger nach. Kann auch sein, dass dieses Buch Ihr Leben verändert. Nach dieser Lektüre kann man schöne Reise(n) zu den Dichterhäusern planen und abends in den Werken der Autoren schmökern oder diese vortragen, deren Wohnräume man am Tage besucht hat.
Ein tolles Geschenk für Freunde und Familie! 5 wohl verdiente Sterne.

Bewertung vom 10.08.2017
Schult, Martin

Dem Kroisleitner sein Vater / Polizeiobermeister Frassek Bd.1


ausgezeichnet

„Dem Kroisleitner, sein Vater“ habe ich gern gelesen und kann ihn v.a. diejenigen empfehlen, die gerne Familienromane mit viel regionalem Kolorit lesen.
Es ist ein Kriminalroman, eher ein Roman als Krimi, wobei es hier auch einen Mord und eine Ermittlung mit Auflösung zum Schluss gibt, der von den urigen Figuren der St. Margarethener in der Steiermark und ihren spannenden Familiengeschichten lebt.
Diese Figuren fand ich authentisch, eigen, skurril und liebenswürdig. Besonders gut gefallen hat mir die Wirtin im Valentiner, dem St. Margarethener Wirtshaus. Eine quirlige, neugierige Frau mit wohl geübter Beobachtungsgabe, die z.T. ihre eigenen Ermittlungen anstellt, da sie ihre Pappenheimer kennt und eins und eins zusammenzählen kann.
Die Handlung hat mehrere Stränge, die prima zu einander passen, abwechselnd erzählt werden und in ein großes Finale münden. Spannend war mir der Roman bis zum Schluss, den ich in nur paar Lesesitzungen fertig geschmökert habe.

Die Sprache ist bewusst regionalgefärbt, insb. bei den Bewohnern des Dorfes in der Steiermark. Da musste ich oft schmunzeln. Situationskomik kam noch oft genug dazu.

Fazit: „Dem Kroisleitner, sein Vater“ finde ich toll und sehr lesenswert. Ich habe diese Geschichten sehr gern gelesen, mich dabei wohl gefühlt, die urige Atmosphäre in der Steiermark, feinen Humor uvm. genossen. Gerne vergebe gerne 5 Sterne und bleibe auf weitere Werke aus der Feder von Martin Schult gespannt.

Bewertung vom 10.08.2017
Leky, Mariana

Was man von hier aus sehen kann


ausgezeichnet

Es ist schon etwas her, als ich diesen Roman von Mariana Leky gelesen habe. Er bleibt mir aber sehr klar in Erinnerung als eine großartige Geschichte, die aus mehreren anderen bemerkenswerten Geschichten besteht, als Lesegenuss, als Highlight dieses Lese-Sommers.

Der Untertitel „Von der unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben“ passt zum Inhalt sehr gut.

Der Roman besticht durch wunderbare, poetische, bildhafte Sprache, durch spannende Figuren, ihre Eigenheiten, durch unverstellten Blick auf die Heimat, durch Witz und Humor, der fast auf jeder Seite durchblitzt, durch seine bemerkenswerte Einfachheit uvm. Geniale Dinge sind eben einfach.
Die Liebe spielt hier eine sehr große Rolle. Sie ist auf jeder Seite spürbar.

Er ist ein must-read für alle Leserinnen und Leser, die tolle Familienromane lieben, die großartige Figuren gern kennenlernen und dabei brillante Sprache genießen möchten.

Ich wünsche diesem Roman die ihm gebührende Anerkennung und vergebe sehr gerne die fünf wohl verdienten Sterne.

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Bewertung vom 05.08.2017
Jezek, Wolfgang

Rachemond


gut

Ich war auf das Debüt des österreichischen Autors Wolfgang Jezek, der in Wien als Psychiater arbeitet, sehr gespannt. Mit etwas Glück kann man richtig schöne Erstlingswerke und spannende neue Autoren entdecken. Hier verhielt es sich allerdings anders als erhofft.
Klappentext beschreibt den Inhalt ganz gut: „In einem Verein, der die verstorbene Dichterin Christine Lavant verehrt, ereignet sich ein seltsamer Todesfall. Die Kärntner Polizei zeigt allerdings kein wirkliches Interesse daran, den Fall aufzuklären. Deshalb wird Elvira Hausmann, eine Wiener Journalistin, nach Kärnten gesandt, um Licht in die Sache zu bringen. Trotz heftiger Widerstände und umgeben von einer Mauer des Schweigens, versucht Elvira Hausmann den Fall zu klären. Durch die Geschichte spukt die Gestalt der verstorbenen Dichterin, von der ein Fluch auszugehen scheint …“
Mich hat die Buchbeschreibung fasziniert, weil es nicht so viele Krimis gibt, die eine Dichterin, ihr Werk und ferner Literatur insg. zum Gegenstand der Ermittlungen macht. Nach dem Lesen finde ich, dass man viel mehr aus der Geschichte hätte herausholen können.
Beim Handwerk und dem Ausdruck sah ich Luft nach oben. Die Sprache ist regional gefärbt. An sich gut passend, denn so etwas verleiht dem Krimi Flair und Lokalkolorit. Aber wenn man keinen Schimmer vom österreichischen Sprachgebrauch hat, muss man bei manchen Begriffen/Verben/Phrasen schon rätseln. Denkarbeit im Leseprozess ist auch schön, aber nicht unbedingt bei der Sprache. Da steht man oft auf dem Schlauch, denn ein Glossar für Preußen &Co. gibt es im Buch nicht. Weniger zugesagt haben mir die z.T. ausgedehnten war/hatte Wellen und unnötige Wortwiederholungen.
Der Plot ist von ruhiger Spannung geprägt. Später in den Ermittlungen geht es um das Manuskript, das nach Meinung der Vereinigung nicht an die Öffentlichkeit geraten darf. Ein weiterer toter alter Mann wird aufgefunden. Elvira gerät selbst in Lebensgefahr. Ein wohlbekanntes Muster. Wer für die Morde verantwortlich war, kam recht überraschend. Auch weil man kaum eine faire Chance erhalten hatte, selbst dahinter zu kommen.
Die Protagonistin fand ich unsympathisch, auch in sich nicht so ganz stimmig. Im Laufe der Geschichte offenbarte sie sich als eine gefühlskalte, hochnäsige Frau. Die Tränenanfälle halfen da wenig. Der Nachspann glich schon fast der Pilcherschen Erzählung im Schnelldurchgang. Das hätte weg bleiben können, da zum Hauptthema kaum Bezug.
Andere Figuren gerieten doch besser, insb. Männer, sympathischer wie Elviras neue Kärntner Freundin Karin. Auch der Kater war so lieb und kam so lebendig rüber. Aber mit Elvira konnte ich leider im gesamten Verlauf nicht warm werden.
Einige Aussagen zur Hochschulpolitik, politischem Engagement der Bürger, einigen anderen polit. Fragen, sowie Botschaften zum Schaden des Rauchens und Alkoholkonsums, waren hier und dort im Text verstreut. Letzteres war deutlich überzeichnet. Ich fühlte mich an solchen Stellen eher belehrt als gut unterhalten.

Fazit: Die Idee war sehr gut, an der Ausführung hätte man noch feilen können.
Man kann Rachemond durchaus lesen, wenn man nicht so genau hinschaut und keine große Spannung erwartet. Als leichte Feierabendlektüre geht er prima durch. Man ist in Lavanttal, isst mit Elvira etliche Male Kasnudeln in brauner Butter und redet mit dem Geist von Christine Lavant an ihrem Grab.
Zu gerne hätte ich diesen Krimi höher bewertet, leider kann ich nicht mehr als drei Sterne vergeben.

Bewertung vom 27.07.2017
Erickson, Carolly

Alexandra Romanowa


ausgezeichnet

Die Biographie ( Bio) von Alexandra Romanowa aus der Feder von Carolly Erickson habe ich sehr gern gelesen und empfehle das Buch gerne auch weiter.
Auf rund 410 Seiten, recht gedrungen und klein gedruckt, hinzukommen zahlreiche Anmerkungen, Literaturnachweise, Personenregister und Stammtafel sowohl von Alix, anfangend mit Königin Victoria von England, denn Alix war ihre Enkelin, als auch von Nikolaus II, anfangend mit Zar Alexander II, denn Nikolaus‘ Onkel kommen in der Bio auch vor, erzählt uns die Autorin tragische Geschichte der letzten russischen Zarin.
C. Erickson schreibt bildhaft, gekonnt, sachlich, mit viel Wissen um Alix und ihre Familie. Es gelingt ihr sehr gut, Alexandra, so wie sie war, den Lesern nahezubringen: Ihren Charakter, ihre Sorgen, ihre Probleme am russischen Hof. Die Tragik ihres Schicksals bewegt auf der ganzen Linie und hinterlässt einen langbleibenden Eindruck.
Alexandra, von Freunden und Familie Alix genannt, Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1872-1918) hat kein einfaches Leben gehabt. Von der Verwandtschaft ihres Ehemannes Nikolaus II schikaniert, sah sie sich oft dem Shitstorm, insb. im Zusammenhang mit Rasputin, ausgesetzt. Sie hatte ein unfassbar schlechtes Image in der Öffentlichkeit. Vieles waren schlicht Lügen, die dazu da waren, sie in den Augen des Volkes zu diskreditieren. Alix brauchte viel innere Kraft, um dem ganzen Unfug über die Jahre hinweg die Stirn bieten zu können. Dabei mochte sie keine Machtspielchen. Sie wollte sich einbringen, wollte Gutes tun, tw. ist es ihr auch während des ersten Weltkrieges gelungen. Aber die Leiden überwogen. Ihr Sohn Alexej war krank, von der englischen Linie Bluterkrankheit geerbt, und erforderte viel Aufmerksamkeit und stete Bereitschaft, etwas Wirksames gegen die Anfälle zu unternehmen. Bei der damaligen Entwicklungsstufe der Medizin kein einfaches Unterfangen. Sie sah sich oft gezwungen, Rat und Hilfe bei den Hellsehern und Heilern zu suchen. Sie war auch selbst krank und wurde hin und wieder von Nikolaus im Rollstuhl herumgeschoben.
Alexandra war praktisch im Denken, zupackend, sie fühlte sich verantwortlich für ihre Familie. Ihr Mann war da viel weniger praktisch veranlagt. Am liebsten wäre er Bauer geworden, er mochte einfache physische Arbeit. Für die Zarenrolle war er weitestgehend ungeeignet. Eine Episode mit dem sinkenden Schiff, auf dem die ganze Familie beinah im Meer ertrunken war, zeigt die Verhältnisse sehr deutlich. Während Nikolaus schlicht da stand und ausrechnete, in wie vielen Minuten das ramponierte Schiff versinken wird, übernahm Alix das Kommando: Sie organisierte die Beiboote, verteilte dort die Leute und rettete die eigene Familie samt der Mannschaft.
Besonders zum Schluss, als die Familie in die Hände von chaotisch agierenden Sowjet-Räten gefallen war, verlangsamte sich mein Lesefortkommen. Tragisch war das alles. Alix hat eigentlich vorausgeahnt, von vielen Vorboten wie Rasputins Sprüchen und denen anderer Hellseher ihr Schicksal gedeutet, dennoch wollte sie nicht glauben, dass es so schlimm enden wird. Sie hat bis zur letzten Minute auf die Rettung gehofft.
Fazit: Eine sehr schöne, gekonnt geschriebene Biographie. Wer mehr, auch als Anfänger, über die letzte Zarin erfahren möchte, kann hier sehr gut zugreifen. Fünf wohl verdiente Sterne.