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Furbaby_Mom

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Insgesamt 493 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2019
Jackson, Stina

Dunkelsommer


sehr gut

Spannung aus Schweden!
Hin & dürstet es mich zwischen all meinen heiß geliebten Romantik- & historischen Romanen nach einem Thriller - und da mich ein Kriminalroman mit ähnlicher Thematik vor einiger Zeit völlig in den Bann gezogen hatte (Charlotte Links Pageturner "Die Suche") war ich gespannt, ob das Werk der Autorin Stina Jackson, von der ich bisher noch nie gehört hatte, seinem Hype als 'bester schwedischer Spannungsroman' gerecht werden würde.
Am düsteren, beinahe angsteinflößenden Cover lässt sich bereits das Genre erkennen & das Motiv, ein Auto mit aufblendenden Scheinwerfern, das durch einen finsteren Wald fährt, triggert sogleich eine Vielzahl von Assoziationen.
Seitdem Lelles Tochter Lina vor 3 Jahren spurlos von einer Bushaltestelle verschwand, ist er von einer zermürbenden Rastlosigkeit befallen – das Nicht-Wissen, die Angst um sein Kind, die Selbstvorwürfe lassen ihm keine Ruhe. Sommer für Sommer, Nach für Nacht fährt er jene Straße ab, an der alles seinen Anfang genommen bzw. Lelles persönliches Ende begonnen hatte. Seine Ehe mit Anette ist mittlerweile zerbrochen, der Alkohol sein bester Freund. Linas Mutter verarbeitet die Situation auf andere Weise, flüchtet sich in Facebook-Posts, Schlaftabletten & in die Arme ihres Therapeuten. Plötzlich verschwindet ein weiteres Mädchen, das Lina wie aus dem Gesicht geschnitten ist… Lelle ist überzeugt davon, d. die beiden Fälle zusammenhängen müssen. Auch Teenager Meja, die gerade mit ihrer psychisch labilen Mutter Silje nach Norrland gezogen ist, hat eine Außenseiterrolle – zumindest bis sie die Bekanntschaft mit dem jungen Carl-Johan macht, einem der Nachbarssöhne. Könnte dieses Kaff im Nirgendwo, in das ihre Mutter sie geschleppt hat, vielleicht doch ein paar Annehmlichkeiten bereithalten? Nach diversen Umzügen hatte Meja nie irgendwo richtig heimisch werden und bedeutende Bindungen aufbauen können; sie musste viel zu früh die Erwachsenenrolle übernehmen. Kein Wunder, d. sie sich nach wahrer Nähe verzehrt. Immerhin scheint die aktuelle Affäre ihrer Mutter, Torbjörn, das Herz am rechten Fleck zu haben.
Lelles Verzweiflung wird schonungslos & direkt beschrieben, auch in seinem Alltagstrott, in dem er komplett verloren wirkt, sowie in seinen Handlungen; einerseits möchte man ihn manchmal schütteln, weil er gegen sämtliche Ratschläge immun zu sein scheint & stets sein eigenes Ding durchziehen muss, andererseits sind der Wunsch, endlich die Wahrheit über Linas Verschwinden zu erfahren & der winzige Funken an restlicher Hoffnung, sie eventuell doch eines Tages wiederzusehen, nur allzu nachvollziehbar.
"Als er sich der Bushaltestelle näherte, begann sein Herz zu pochen. In ihm lebte ein kleiner Teufel namens Hoffnung, der jedes Mal erwartete, Lina dort stehen zu sehen […], so wie er sie dort zurückgelassen hatte. Drei Jahre war das jetzt her, aber diese verdammte Bushaltestelle schaffte es immer wieder, ihm den Atem zu rauben. […] Er weigerte sich zu glauben, dass sie tot sein könnte."
Wahrscheinlich würde kein liebendes Elternteil, solange es keine Gewissheit gibt, jemals die Suche nach dem eigenen Kind aufgeben. Wenn die quälenden Fragen nie beantwortet werden, wie soll man dann jemals trauern können und zu einem Abschluss gelangen?
Durch den nüchternen, klaren Schreibstil & die sehr umgangssprachlich gehaltenen Dialoge wirken die Figuren durch und durch glaubwürdig. Nach einem eindringlichen Start ließ die Spannung gegen Mitte des Werks zwar kurz nach, aber dennoch blieb die Entwicklung interessant & ich konnte erste Verdächtigungen anstellen. Im Nachhinein war es genau jenes Herausnehmen des Tempos, das einen noch stärkeren Eindruck von unterschwelliger Bedrohung erzeug hat – ein mutiger Zug der Autorin. Über allem liegt eine trostlose, deprimierende Stimmung, gekonnt erzeugt Jackson eine so drückend melancholische Atmosphäre, d. man am liebsten flüchten möchte. Die Naturbeschreibungen des Waldes schreien förmlich Einsamkeit und Abgeschiedenheit.

Bewertung vom 03.09.2019
Elstad, Lotta

Mittwoch also


weniger gut

Ein provokantes Thema, unterkühlt abgehandelt und mit unsympathischen Figuren gestraft.
Das in knalligen Signalfarben gehaltene Cover hat einen hohen Wiedererkennungswert und ist ein absoluter Hingucker: modern und kess verspricht es einen alles andere als langweiligen Roman und spricht durch sein modernes Design auch jüngere Generationen an – vielleicht sogar jene Leser/innen, die ansonsten für gewöhnlich vor einem Roman mit solch tiefgründiger, provokanter Thematik eher zurückschrecken würden. Daher kann ich das Cover mit seinem Eye-Catcher-Effekt definitiv als gelungen bewerten.

Die weibliche Hauptfigur, Hedda - nach einem One-Night-Stand plötzlich schwanger und mit dem Gedanken an ein Baby komplett überfordert - war mir gänzlich unsympathisch. Obgleich ich ihrer teilweise unreifen und übertrieben toughen Einstellung zunächst etwas kritisch gegenüberstand und mich schwer in sie hineinversetzen konnte, hatte ich die Hoffnung, dass sich dies im Laufe des Romans noch ändern würde. (Mit zynischen, sarkastischen Charakteren habe ich auch im realen Leben immer meine Probleme; ich finde, sofern man mit einer Person nicht wirklich vertraut ist, kann ein bissiger Humor schnell mit Bosheit und/oder Verbitterung verwechselt werden.) Fairerweise muss man Hedda zugestehen, dass es gerade knüppeldicke für sie kommt: Job als Journalistin futsch, Wunschpartner weg – und nach einer kopflosen Odyssee durch Europa dann auch noch schwanger von einem Urlaubsflirt, dem Aussteiger Milo. Die vom Staat vor einer Abtreibung vorgeschriebene Bedenkzeit tut Hedda als lästiges Übel ab, kommt dann allerdings doch mehr ins Grübeln als erwartet.

Vorweg möchte ich festhalten, dass ich es enorm wichtig finde, dass in einem modernen Frauenroman auch einmal das Selbstbestimmungsrecht der Frau thematisiert wird – gerade im Hinblick auf eine Schwangerschaft. Noch immer gelten Abbrüche als Gesellschaftstabu, oftmals ohne die jeweiligen Gründe für die Entscheidung der betreffenden Frau zu kennen. Es war mir also von vornherein klar, dass der Inhalt dieses Werkes wahrscheinlich polarisieren würde und ich war gespannt darauf, mit wie viel Ernsthaftigkeit die Autorin Heddas Auseinandersetzung mit einem Schwangerschaftsabbruch behandeln würde. Aber daraus gleich ein Rundherum-Feminismus-Werk mit allerlei politischen Phrasen zu machen…ich weiß nicht. Das erschien mir etwas zu viel des Guten – vor allem, da die entsprechende Tiefe fehlt und mir Heddas Verhalten oftmals oberflächlich und ihre Gedankenansätze zu verkrampft-hip und ach-wie-individuell vorkamen. Ehrlich gesagt hatte ich aufgrund des Klappentextes erwartet, dass der Fokus hauptsächlich auf Heddas Entscheidungszeit liegen würde und ihren Zweifeln, Zukunftsängsten, möglichen Lösungsansätzen (- und weniger auf ihrem Liebesleben -) …weit gefehlt. Zwar wurde die Handlung durch einige humorvolle Elemente aufgelockert, das Ganze behielt für mich jedoch einen unterkühlten Beigeschmack. Den Schreibstil der Autorin kann ich definitiv als 'eigen' bezeichnen, ein gedankliches Hin und Her in Form langer Schachtelsätze – das ist Geschmackssache; wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, lässt sich das Werk schon am Stück lesen.

Fazit: Inhaltlich anders als erwartet – eine stark polarisierende Hauptfigur, deren Verhalten ich größtenteils nicht nachvollziehen konnte, daher fällt mir eine Empfehlung eher schwer. Eventuell von Interesse für Liebhaber von schwerer Kost oder Fans von düsterem Humor.

Bewertung vom 02.09.2019
Sommerfeld, Helene

Die Wege der Liebe / Die Ärztin Bd.3


sehr gut

Krönender Abschluss der Historien-Saga um die Ärztin Ricarda Thomasius!
Dieses war der 1. Roman des Autoren-Ehepaars, den ich gelesen habe. Normalerweise versuche ich stets, die Reihenfolge der Werke einer Buchreihe einzuhalten, um ein besseres Verständnis von den Figuren und ihren Hintergrundgeschichten zu erlangen – folglich machte ich meine Lektüre dieses Buches von der Leseprobe abhängig, die mich schließlich so überzeugt hat, dass ich es nicht erwarten konnte, weiterzulesen. Dieser Roman ist in sich abgeschlossen und kann ohne Vorkenntnis der Vorgänger einwandfrei verstanden werden. Alle wichtigen Figuren werden – der Handlung entsprechend – kurz charakterisiert und vorgestellt; zudem findet sich vorab ein Personenregister, das einen Überblick über die Familienverhältnisse gewährt.
Erzählt wird aus verschieden Perspektiven, die sich regelmäßig und auch recht zügig abwechseln, dennoch ist der Szenen- und Perspektivenwechsel stets stimmig gewählt worden: immer, wenn man meint, die Spannung erreicht ihren Höhepunkt oder wenn man gerade besonders intensiv mit den Protagonisten mitfiebert, findet man sich plötzlich im Erzählstrang eines anderen Charakters wieder. Somit wird der Plot stetig vorangetrieben und man kann das Buch – obgleich seiner für manch Leser vielleicht einschüchternd hohen Seitenanzahl – kaum aus der Hand legen.
Der Schreibstil besticht durch emotionsgeladene Wortwahl, bildgewaltige Beschreibungen und authentische Dialoge. Humorvolle Elemente wechseln sich ab mit einer Tragik, deren Bandbreite mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Allerdings werden Schicksalsschläge nie ausgeschlachtet, es überwiegt dauerhaft der lebensbejahende Tenor 'immer voran'. Immerhin blieb den Menschen der damaligen Zeit keine andere Wahl, man durfte nicht aufgeben und musste auf eine bessere, eine friedliche Zukunft hoffen.
Dieses Werk ist eine besondere Empfehlung für alle historisch interessierten Leser, da es einen ausgezeichneten Einblick in das Alltagsleben der deutschen Bevölkerung, speziell der Frauen, in den Jahren 1914-1920 bietet. Ricardas Berufswahl ist dahingehend außergewöhnlich, da Frauen in medizinischen Berufen damals noch eine große Ausnahme waren. Durch das Leben von Ricardas Tochter Henny, die es in die USA verschlägt, wird auch der American Way of Life beleuchtet, die Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit der Filmbranche, die Faszination, die schon damals die Stadt der Engel, Los Angeles, ausmachte. Henny erlebt aber auch die Schattenseiten des glamourösen Hollywoods – ihre Bekanntschaft mit der charismatischen Hedda wird ihr Leben grundsätzlich prägen und die Weichen für ihre Zukunft stellen. Bald wird Henny, einen Ozean entfernt von ihrer Heimat, sich entscheiden müssen, wem sie vertrauen kann.
In Deutschland herrscht derweil Chaos – der Große Krieg zerfrisst das Land, das von Hungersnöten geplagt wird und im Elend zu versinken droht. An den baldigen Sieg glauben inzwischen nur noch die wenigsten. Die frisch aus China zurückgekehrte Ärztin Ricarda hatte die Eheschließung ihrer Tochter Henny mit Victor, Sohn der wohlhabenden Florentine von Freystetten, nicht verhindern können. Der junge Mann, gegen den Ricarda zwingende Einwände vorbrachte, ist nun ihr Schwiegersohn und hat ihre geliebte Tochter mit über den großen Teich genommen. Während Ricarda mit mütterlicher Sorge um ihre Älteste bangt, wird auch Töchterchen Antonia flügge – Toni wünscht sich nichts sehnlicher, als im städtischen Zoo arbeiten zu dürfen; ihre Zeit verbringt sie am liebsten mit Tieren, die so viel friedfertiger sind als die Menschen, bei denen sich alles nur um Krieg dreht.
Vielen Familien bleibt statt der Rückkehr ihrer Geliebten nur eine Meldung mit dem trostlosen Hinweis: "Gefallen auf dem Feld der Ehre". Es sind harte Zeiten, doch Ricarda stellt sich mit unglaublicher Stärke den Herausforderungen, die das Schicksal ihr auferlegt.
Fazit: Ein sehr empfehlenswerter historischer Roman über couragierte Frauen, die ihrer Zeit voraus

Bewertung vom 30.08.2019
Kabus, Christine

Das Geheimnis der Fjordinsel


sehr gut

Emotionaler und erstaunlich spannender Norwegenroman!

Dieses war mein erstes Werk der Autorin Christine Kabus und zeitgleich auch mein erster Norwegen-Roman. Dank des Klappentextes hatte ich eine ungefähre Ahnung, welche Handlung mich erwarten würde, jedoch war ich nicht vorbereitet gewesen auf die Intensität und Tiefgründigkeit, mit der die Autorin diese unwahrscheinlich fesselnde Geschichte voller atemberaubender Landschaftsbeschreibungen und starker Charaktere zum Leben erwecken würde.

Ostfriesland, 1980. Rike ist bei ihrem Großvater aufgewachsen. Als dieser stirbt, bricht für die junge Frau eine Welt zusammen. Während sie noch mit ihrer Trauer kämpft, stößt Rike auf Ungereimtheiten in ihrer Familiengeschichte. Wieso hatte ihre Großmutter Johanne sie alle einst verlassen? Rikes Mutter ist in dieser Angelegenheit keine große Hilfe, im Gegenteil – sie scheint richtig wütend auf Johanne zu sein und verweigert ihrer Tochter jegliche Auskunft. Rike beschließt, sich selbst auf Spurensuche zu begeben, um endlich Klarheit über ihre verworrenen Familienverhältnisse zu erlangen und mehr über das Leben ihrer Großmutter zu erfahren. Ihre Suche führt sie nach Norwegen… Parallel dazu erhalten wir mittels einem in der Vergangenheit angesiedelten Erzählstrang auch einen Einblick in Johannes Leben. Gekonnt wechselt die Autorin stets dann die Perspektive, wenn die Spannung gerade am größten ist und man unbedingt erfahren möchte, was denn nun als nächstes geschieht. Somit kann man das Buch gar nicht aus der Hand legen – ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass ich aufgrund des ständigen Wechsels zwischen den beiden Zeitebenen – Rike in der Gegenwart und Johanne in der Vergangenheit – mit keiner der beiden Figuren wirklich warmwerden würde, was sich als völlig unbegründet herausgestellt hat. Beide Charaktere haben mich mit ihrer Stärke und Entschlossenheit beeindruckt und waren gleichermaßen als sympathische Protagonisten ausgearbeitet. Johannes Perspektive (- insbesondere ihre Beziehung zu Leif -) hat mich vielleicht etwas mehr mitgerissen; vor allem die Auflösung des Plots hat mich sehr gerührt.

Das Personenregister sowie die Landkarte zu Beginn des Romans waren eine willkommene Ergänzung, allerdings ist die Handlung wirklich gut strukturiert und nachvollziehbar aufgebaut.

Man merkt, dass die Autorin dieses Land liebt und sich intensiv mit dessen Kultur beschäftigt haben muss. Die Landschaftsbeschreibungen haben mich umgehauen und den Wunsch verstärkt, eines Tages selbst das Land der Fjorde zu bereisen. Auch sprachlich tauchen immer wieder norwegische Begriffe auf, deren Bedeutung sich stets aus dem Zusammenhang erklärt. Für zukünftige Ausgaben wäre vielleicht zusätzlich ein Vokabular-Register von Vorteil, auch im Hinblick auf das Plattdeutsch und die Begriffe aus der Seefahrt.

Fazit: Eine klare Leseempfehlung! Familiengeheimnisse, große Gefühle und jede Menge Norwegen-Flair, gepaart mit historischen Informationen zur Prohibitionszeit und interessanten Einblicken in die Kultur dieses faszinierenden Landes.

Bewertung vom 29.08.2019
Schier, Petra

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder / Der Weihnachtshund Bd.12


sehr gut

Ich habe den Roman mitten im Hochsommer gelesen & fühlte mich sogleich in die kühle Jahreszeit versetzt. Die vielen detaillierten Beschreibungen des wundervoll gewählten Settings ließen automatisch die Bilder der Handlung vor meinem inneren Auge entstehen; als würde man einen Film anschauen. Man kann beim Lesen förmlich den Schnee unter den Füßen knirschen hören, während man mit Laura & Justus durch den Wald spaziert. Zum Schreibstil finde ich nur lobende Worte, die Dialoge & Gedankengänge der Figuren sind meist sehr authentisch & nachvollziehbar gestaltet worden. Keine schwere Lesekost, tatsächlich fliegen die Seiten nur so dahin, weil man sich mit den größtenteils sympathischen Charakteren so wohl fühlt, d. man einfach wissen muss, wie es weitergeht. Anfangs habe ich kurz stutzen müssen, als mir klar wurde, d. sowohl Santa Claus, das Christkind sowie diverse Elfen Teil der Handlung sind – aber wenn nicht in einem Weihnachtsroman, wann dann? Auf jeden Fall war dies eine erfrischende Abwechslung von anderen Weihnachtsgeschichten; auch die außerordentlich tiefgründigen Hintergrundstories der Protagonisten haben mich überrascht; die Autorin hat sich wirklich ins Zeug gelegt, um ihren Roman von der Masse abzuheben. Am niedlichsten fand ich die Gedankenbeschreibungen der kleinen Hündin, Lizzy ist für mich mit Abstand der eigentliche Star der Geschichte. Gerne hätte ich noch mehr von ihr gelesen, aber sie nimmt doch eine kleinere Rolle ein als erwartet. Die weibliche Hauptfigur, Laura, fand ich nett & angenehm; sie ist alles andere als verbittert, obwohl sie in der Vergangenheit schon viele Schicksalsschläge erleben musste. Und erst ihre Marketingideen – äußerst kreativ! Was ihre Persönlichkeit angeht, wird sie allerdings in Sachen Wiedererkennungswert & Sympathiefaktor von ihrer Freundin Angelique in den Schatten gestellt, die unheimlich auf Zack ist & mich komplett begeistert hat. Evtl. hat die Autorin ja ein zukünftiges Projekt rund um Lauras Freundin geplant, vielleicht in Kombination mit dem anderen Sternbach-Sohn?
So bezaubernd ich die Grundidee des Werkes finde, gab es dennoch ein paar Dinge, die mir nicht so gefallen haben. Die Familie Sternbach kam mir sehr überzeichnet vor – ja, sie sollten extrem liebenswert, herzlich und einnehmend wirken, aber letztlich fand ich sie wahnsinnig anstrengend & in ihrem Verhalten ziemlich penetrant. Dass sie ihre neue Angestellte permanent & ungefragt für Privatangelegenheiten einteilen – meinetwegen. Aber Justus & seine Flirtattacken auf Laura, obwohl diese ihn wiederholt bittet, Abstand zu halten, grenzen schon an Belästigung. Auch die Erotikszenen waren eindeutig unpassend für solch einen Roman.

Bewertung vom 16.08.2019
Jasmund, Birgit

Das Erbe der Porzellanmalerin


gut

Angenehmer historischer Schmöker für zwischendurch!
Dies ist der Folgeband des Romans "Das Geheimnis der Porzellanmalerin", welcher mir inhaltlich nicht bekannt war. Für mich war es das 1. Buch der Autorin B. Jasmund und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.
Das Werk verfügt über eine in sich geschlossene Handlung und kann problemlos ohne Vorkenntnis des Vorgängerbandes gelesen werden. Zudem geht dem Roman ein ausführliches Personenregister voran, welches nach fiktiven und realen historischen Persönlichkeiten unterteilt und in einem lockeren Ton gehalten ist. Zu meiner Freude findet dort sogar der freche Mops "Otto" Erwähnung.
Alle Hintergründe zu Figuren und deren Konstellation untereinander werden im Laufe der Geschichte aufgegriffen und schlüssig erklärt; man kann direkt in die Handlung eintauchen, ohne groß grübeln zu müssen, in welchem Verhältnis die Charaktere miteinander stehen. So wird beispielsweise auch kurz geschildert, wie der weiblichen Hauptfigur, Geraldine von Scholl, einst die Flucht aus Santo Domingo gelungen war, wo sie bei Pflegeeltern gelebt hatte. "Sie hatte sich für das ungeliebte Kind einer armen Frau und ihres Geliebten vom anderen Ende der Welt gehalten." (S. 71) Dank eines Medaillons hatte Geraldine letztlich ihren wahren Vater ausfindig machen können. Inzwischen ist dieser jedoch verstorben und hat Geraldine sein Rittergut vermacht. Als sie unerwartet die offizielle Erlaubnis erhält "außerhalb der Manufaktur auf Porzellan zu malen" (S.13), kann die schöne junge Frau ihr Glück zunächst kaum fassen, stürzt sich anschließend aber mit Feuereifer in die Arbeit. Ihr Halbbruder Peter hingegen sieht sich um sein rechtmäßiges Erbe betrogen und schwört wutentbrannt Rache. Geraldine ahnt nicht, dass er ausgerechnet in jenen Kreisen Unterstützung findet, die ihr bedrohlich nahe sind. Wem kann sie trauen und wer treibt ein falsches Spiel? Als wäre dies nicht dramatisch genug, gilt es plötzlich eine bis dato geheime Zusatzklausel des Testaments zu erfüllen: sollte Geraldine nicht binnen eines Jahres nach dem Tode des Vaters verheiratet sein, verliert sie ihr Erbe…ausgerechnet an Peter! Zusätzlich zur Suche nach einem geeigneten Gatten muss sich Geraldine noch gegen die Machenschaften eines Neiders wehren – ohne sich dessen doppelten Spiels bewusst zu sein. Eine Gefahr, die sie ihr Leben kosten könnte.
Geraldine hat in ihrer Jugend schon viele Schicksalsschläge erleben müssen und je mehr ich über ihre Vergangenheit erfahren habe, desto mehr gönnte ich ihr die jetzige wohlhabende Position. Dass sie sich ihren gütigen Charakter bewahrt hat und ihr der neue Reichtum keineswegs zu Kopf gestiegen ist, wird deutlich an der liebevollen, beinahe familiären Umgangsweise mit ihren Bediensteten. Weiterhin bewundert habe ich ihre Engelsgeduld (mit dem unerzogenen Hund, ihren Kunden, Jannes Tochter, etc.) und die Entschlossenheit, mit denen sie ihre Ziele verfolgt.
Der Schreibstil ist angenehm und verständlich; besonders gut gefallen hat mir, dass die Recherche der Autorin nicht nur historische Fakten beinhaltet hat, sondern dass auch die damalige Umgangssprache miteingebunden wurde, was die Dialoge sehr glaubwürdig macht. Das Leben auf dem Rittergut wird authentisch wiedergegeben. Insgesamt hätte ich mir lediglich eine intensivere Auseinandersetzung mit den Figuren gewünscht; wir erfahren zwar durchaus von deren Emotionen und Gedanken, aber die Charaktere blieben für mich dennoch ungewohnt flach. Normalerweise habe ich beim Lesen immer einen Film vor Augen laufen – hier war mir Geraldine zwar äußerst sympathisch, ihr Schicksal berührte mich allerdings nicht. Irgendwie blieben alle Figuren eher oberflächlich. Das Ende ließ mich kurz stutzen und erschien mir ziemlich unrealistisch: Widrigkeiten wurden angesichts der Tiefe des vorherigen Verrats und der Intrigen zu simpel und nahezu überstürzt aufgelöst. Auf den Prozess der Porzellanmalerei wird ausführlich eingegangen, was mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 12.08.2019
Bentz, Jennifer

La Dolce Kita


sehr gut

Herrlich humorvoll!
Hier war es einmal nicht das Buchcover, sondern der Titel des Buches, der mich in der Buchhandlung zum Lesen der Inhaltsangabe verleitet hat. - "La Dolce Kita", eine witzige Anspielung auf "La Dolce Vita" (ital. für "das süße Leben")... Zwei Konzepte, die so rein gar nichts mit einander zu tun haben können, meint man; ich zumindest verbinde den Gedanken an Entspannung o. den allgemeinen Genuss des Lebens nicht zwingend mit der täglichen, einem Bienenstock ähnlichen, wuseligen Betriebsamkeit eines Kindergartens. Ich liebe Kinder, habe selbst einmal in einem Kindergarten ein Praktikum absolviert und kann bestätigen: so viel Spaß, wie es auch gemacht hat, so anstrengend war es auch. Nichts da mit 'dolce irgendwas'. Dementsprechend war ich gespannt darauf, wie sich die Geschichte um 3 junge Mütter, deren Kinder von einem Kita-Streik betroffen sind & nun anderweitig täglich betreut werden müssen, entwickeln wird.
Die 3 Damen, allesamt berufstätig, sind verständlicherweise zunächst wenig begeistert von der Situation - hat doch jede schon ihr eigenes Päckchen an Alltagssorgen zu tragen. Fridi (Mutter von Hanna), steht kurz vor der bisher wichtigsten Präsentation ihrer Karriere. Jahrelang hat sie auf die Chance hingearbeitet, solch ein Projekt zu erhalten, das sie endlich in eine höhere Gehaltsklasse befördern soll. Dumm nur, d. ihre Chefin gerade jetzt von Fridi noch mehr Präsenzzeit im Büro voraussetzt und folglich noch mehr Engagement über die reguläre Arbeitszeit hinaus fordert - Kind hin oder her. Karrierefrau Lea (Mutter von den Zwillingen Maxi & Nicki), die zusammen mit ihrem Ehemann beim lokalen Fernsehen im Moderationsbereich arbeitet, steht ein Besuch ihrer besserwisserischen Schwiegermutter Erika bevor: "Jeden dritten Mittwoch im Monat springt dieses sockenflickende Ungeheuer aus seiner Zeitkapsel und kommt uns besuchen." Und Annette (Mutter von Emily), kämpft darum, ihren Ehemann beim Thema Haushalt zu mehr Eigenverantwortung zu erziehen. Notgedrungen beschließen Fridi, Lea & Annette, eine gemeinsame Notbetreuung der Kinder auf die Beine zu stellen. Da ihre Ansichten hinsichtlich Kindererziehung nicht unterschiedlicher sein könnten, gibt es genügend Konfliktpotential - allein die Kinder kommen prima miteinander aus.
Leider konnte mich die Hauptfigur Fridi nicht überzeugen. Sie wirkt ständig in Gedanken und zutiefst verunsichert, wird auch von Annette & Lea permanent unterbrochen und die meisten ihrer Sätze scheinen aus Gestammel wie "Oh" oder "Mmmh" zu bestehen. Ich kann ja nachvollziehen, dass es für manche Menschen schwierig ist, Präsentationen vor einer Gruppe von Zuhörern zu halten. Fridis Nervosität im Job, gerade bei einer eher unterkühlten Chefin, die nur darauf wartet, sie als nicht belastbare 'Mutti' einzuordnen, verstehe ich also durchaus. Doch auch im Privatleben wirkt sie so verloren wie ein Blättchen im Wind, dass man sie am liebsten schütteln möchte, um ihr etwas Leben einzuhauchen. "Fridi ist alleinerziehend und schafft es nicht mal regelmäßig zum Friseur", heißt es bereits in der Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches. Zwischenzeitlich habe ich rufen wollen "Um Himmels Willen, was schafft sie denn ÜBERHAUPT?!" Wie soll diese junge Frau, die uns als solch ein von der Welt überforderter Charakter präsentiert wird, bitte ihren Alltag mit Kind bisher gehandhabt und ihr Kind dabei noch so gekonnt ALLEIN erzogen haben? (Die kleine Hanna drückt sich nämlich stets freundlich und höflich aus - ganz im Gegensatz zu Annettes forderndem Töchterlein Emily.) Fridis Background deckt sich für mich folglich nicht mit ihrem aktuellen Verhalten. Die Handlung wird hauptsächlich getragen von dem witzigen Schlagabtausch zwischen der toughen Lea, die sich nichts gefallen lässt & schon mal "einen zwei Meter hohen Türsteher mit krimineller Vergangenheit zum Weinen gebracht" hat & der um Perfektion bemühten, in Selbstaufgabe aufgehenden Annette, die von Lea verächtlich als "Miss Super-Mami" bezeichnet wir

Bewertung vom 09.08.2019
Simon, Teresa

Die Frauen der Rosenvilla


weniger gut

Leider kein Lesevergnügen – verworren und ohne jeglichen Tiefgang.
Als Fan historischer Frauenromane hatte ich mir so viel mehr erwartet von diesem leider enttäuschend ausfallenden Werk. Ich habe mich tapfer bis zum Ende des Romans durchgequält in dem Versuch, die mehreren Erzählebenen (3 verschiedene davon in Form von Tagebucheinträgen) sinnvoll miteinander zu verknüpfen, um Sinn aus dem Ganzen zu machen. Mit der Renovierung der alten Rosenvilla erfüllt die junge Anna sich einen Traum: das einstige Familienanwesen soll wieder so prunkvoll werden, wie es einmal war. Zwar steht der dazugehörige Garten noch längst nicht wieder in voller Blüte, aber bald schon werden hier wunderschöne Rosen blühen. Wirklich viel weiß Anna nicht über ihre Familiengeschichte; ihr geliebter Opa ist längst verstorben & ihre Eltern sind nicht gerade gut auf ihn zu sprechen. Aus dem Grund für ihr ablehnendes Verhalten machen sie allerdings ein Geheimnis; es werden ominöse Andeutungen gemacht, doch viel öfter stößt Anna auf eine Mauer des Schweigens. Gerade als sie sich mit der Situation abfinden möchte & sich mit Feuereifer in die Eröffnung ihrer 2. Chocolaterie in der Dresdner Altstadt stürzt, macht Anna auf dem Grundstück der Villa eine Entdeckung, die ihr Leben auf den Kopf stellen wird. In einer eisernen Schatulle findet sie ein Sammelsurium einzelner Schriftstücke: Briefe, Tagebucheinträge sowie diverse andere Habseligkeiten von 3 Frauen, die einst in der Rosenvilla gelebt haben. Noch ahnt Anna nicht, welch dramatische Ereignisse ihre Familie geprägt haben & wie eng das Schicksal von Helene, Emma & Lotte mit ihrem eigenen Leben verknüpft ist.
Leider bin ich mit der weiblichen Hauptfigur der Gegenwart überhaupt nicht warmgeworden. Es kam mir irgendwie so vor, als wäre Anna in dem Wirrwarr der Geschichte komplett untergegangen - als wäre ihre Figur nur geschaffen worden, um eben mal 'irgendjemanden' aus dem Hier & Jetzt zu haben, der die alten Notizen liest; noch schnell eine alte Liebelei hier & ein neuer Flirt da angedichtet, fertig. Der Schreibstil ist klar & flüssig; mit etwas mehr Tiefgang hätte Anna gewiss zu einer sympathischeren Protagonistin ausgearbeitet werden können, mit der man mitfiebert. So bleibt sie für mich nur eine Randfigur, deren Schicksal einem relativ egal ist.
Durch den permanenten Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitebenen & Verfasserinnen der Briefe, musste ich höllisch aufpassen, in welcher Epoche ich mich gerade befinde & bei wem. Zwar gab es stets eine Überschrift mit dem jeweiligen Datum, aber es ging so beherzt durcheinander, d. ich bis kurz vor knapp nicht sicher war, wer nun mit wem in welchem Verwandtschaftsverhältnis steht & welche Auswirkung das auf die Gegenwartsperspektive haben könnte. Alles in allem recht müßig & langatmig, unübersichtlich & emotionslos; selbst die eigentlich anrührenden alten Tagebucheinträge wirkten eher aufgesetzt & im wahrsten Sinne herausgerissen.
Insgesamt wäre in diesem Werk weniger mehr gewesen. Die Themen Schokoladen- bzw. Pralinenherstellung, Krieg, Judenverfolgung, Rosenzucht, Betrug, Mord, Herzschmerz, Familiengeheimisse etc. hätten auch in geringerem Ausmaß verpackt werden können, z.B. um den Figuren mehr Raum zur Entfaltung zu ermöglichen.
Als häufige Besucherin der Elbmetropole hatte ich mir etwas Dresden-Flair erhofft, was jedoch komplett fehlte; abgesehen von ein paar Namensnennungen (& noch seltenerer Einbindung von Dialekt) hätte der Roman auch in jeder anderen Stadt spielen können. Lokalkolorit gleich null, schade! Das Ende, die langerwartete Auflösung des Familiendramas, kam ziemlich unspektakulär & halbherzig daher.
Das in zarten Farben gehaltene Cover finde ich traumhaft schön & passend gestaltet für einen historischen Roman. Lobenswert sind auch das informative Nachwort zum historischen Hintergrund des Romans sowie die inkludierten Pralinenrezepte. Ein Personenregister wäre sehr hilfreich gewesen. Fazit: Eine interessante Idee, leider mangelhaft umgesetzt.

Bewertung vom 08.08.2019
Covi, Miriam

Sommer in Atlantikblau


ausgezeichnet

Dieses ist bereits das 2. Werk von M. Covi, das mich restlos begeistert hat! Wie auch mit ihrem ebenso wundervollen Wohlfühlroman "Sommer unter Sternen" versetzt uns die Autorin wieder in Urlaubslaune, diesmal geht es nach Nova Scotia, Kanada. Das malerische kleine Örtchen Chester gibt es übrigens tatsächlich und es würde mich nicht wundern, wenn es nach dem Erfolg dieses Buches einen Touristen-Boom erlebt.
Kurz vor ihrem Tod macht Tante Charlie ihrer geliebten Patentochter Lotte, zu der sie seit jeher ein besonders inniges Verhältnis hat, noch ein ganz außergewöhnliches Geschenk: Flugtickets nach New York! Es soll Lottes Junggesellinnen-Abschieds-Reise werden, die sie zusammen mit ihrer Mutter Erika und ihren 2 Schwestern (der Karrierefrau Luise & dem hochschwangeren Nesthäkchen Sophie) antritt. Zwar ist Lottes Verlobter nicht gerade begeistert vom Spontantrip seiner Zukünftigen, immerhin sind es keine 3 Wochen mehr bis zur Hochzeit und die Vorbereitungen dazu längst noch nicht abgeschlossen, aber dieses eine Mal im Leben lässt Lotte sich nicht von ihrer Meinung abbringen: sie wird den letzten Wunsch ihrer Großtante erfüllen und die Reise antreten. Was soll schon passieren? Womöglich bringt dieser Ausflug die Frauen der Familie einander wieder etwas näher…denn irgendwie gibt es keine richtige Gemeinsamkeit & Vertrautheit mehr zwischen ihnen. Dann funkt Lotte das Schicksal jedoch gehörig dazwischen…bzw. ein Vulkanausbruch. Oder ist es gar eine höhere Macht, womöglich Tante Charlie, die ihr ein Zeichen sendet? Der Rückflug endet jedenfalls verfrüht: mit einer Notlandung in Kanada. Weiterreise ungewiss. Während ihre Mutter etwas verloren in all dem Trubel wirkt, Luise fuchsteufelswild & Sophie zwar genervt, aber ansonsten entspannt ist, ist Lotte vor allem eines: verzaubert von Halifax und seiner Umgebung. Noch am Flughafen begegnet das Familiengrüppchen zufällig einem jungen Mann, der ihnen zu einer Unterkunft im zauberhaft idyllischen "Mapletree Bed & Breakfast" verhilft. Connor und Lotte haben nicht gerade den besten Start miteinander, aber trotz seiner irritierenden, ruppigen Art kann Lotte eine gewisse Faszination nicht abstreiten…und muss sich bald ernsthaft fragen, ob ihre Zukunft womöglich ganz anders ausschauen könnte, als ursprünglich geplant…
M. Covi hat ein wunderbares Talent, solch liebenswerte Charaktere zu erschaffen, die einem noch lange nach Beendigung der Lektüre im Gedächtnis bleiben. Ich habe mich direkt in die stets um Harmonie bemühte Lotte hineinversetzen können – ebenso in ihre Familienmitglieder. Besonders ins Herz geschlossen habe ich die gutmütige Hazel, die man einfach nur knuddeln möchte. (Als Extra-Schmankerl gibt es im Anhang übrigens das Rezept zu ihrem legendären Lemon Meringue Pie – lecker!) Und dann ist da noch der charismatische Connor mit seinen strahlend blauen Husky-Augen…
Ein Highlight neben den traumhaften, atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen (- Chester ist ein Ort, der wie gemacht für einen Wohlfühlroman scheint -) sind die durch und durch realistischen Dialoge. Auch die Dynamik zwischen den einzelnen Familienmitgliedern wird unheimlich glaubwürdig beleuchtet; man hat das Gefühl, mitten in einem Film zu sein. Ich hätte noch ewig weiterlesen können! Der Schreibstil ist sommerlich leicht und oft mit einer Prise Humor gespickt, wartet jedoch auch mit leisen Zwischentönen und ganz viel Emotionen auf. Auch interessante historische Informationen (wie z.B. der Hintergrund der lokalen Butterboxen) werden gekonnt miteingebunden in die Story.
Bereits das Cover verströmt für mich Urlaubsfeeling pur und lässt mit den abgebildeten Muscheln auf Meeresnähe schließen. Tatsächlich kam mir das Lesen wie ein Kurzurlaub vor und noch Wochen später huscht mir beim Gedanken an dieses Werk ein seliges Lächeln übers Gesicht.
Fazit: Ein zauberhafter, romantischer Wohlfühlroman mit sympathischen Figuren, Familiengeheimnissen, überraschenden Wendungen & großen Gefühlen vor der atemberaubenden Kulisse Kan

Bewertung vom 08.08.2019
Fuchs, Katharina

Zwei Handvoll Leben


ausgezeichnet

Eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe – unbedingte Lese-Empfehlung!!

Katharina Fuchs hat mit dem berührenden Portrait ihrer beiden Großmütter ein mitreißendes, in jeglicher Hinsicht herausragendes Werk geschaffen, das mich nicht nur restlos begeistert und emotional überwältigt hat, sondern ganz klar schon allein aufgrund des sensationellen Schreibstils die Auszeichnung 'bester historischer Roman' verdient! Ich lese wirklich gerne und viel, speziell Romane, die vor einem geschichtlichen Hintergrund angesiedelt sind – aber dieses Werk hat mich einfach umgehauen! Um es kurz zu machen: man möchte am liebsten allen Freunden und Bekannten die Lektüre dieser schicksalhaften Erzählung nahelegen; ich habe dies in jedem Fall getan, denn selten hat ein Roman so lange und intensiv bei mir nachgewirkt.

Die beiden jungen Frauen Anna Tannenberg und Charlotte Feltin führen ein Leben, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Der wohlbehüteten Charlotte mangelt es – zumindest in materieller Hinsicht – an nichts; sie liebt das Leben auf dem Hofgut ihrer Familie in Sachsen. Anna hingegen wächst in bitterer Armut auf, dafür mit umso mehr Liebe. In einem kleinen Örtchen im Spreewald kämpft ihre Familie ums Überleben und so zögert Anna letztlich nicht, in Berlin auf Arbeitssuche zu gehen. Die Großstadt erscheint ihr zunächst wie ein gefräßiges Monster – wohin Anna auch blickt, ist sie mit Lärm, Schmutz und menschlichem Elend konfrontiert.

Beide Frauen ahnen nicht, dass sich ihre Wege eines Tages kreuzen werden – viele Jahre später, nach zwei Weltkriegen, unendlich vielen Entbehrungen und mutigen Entscheidungen, stets geprägt von der Zuversicht auf eine bessere Zukunft.
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Anna wie auch Charlotte; mühelos lässt die Autorin die Vergangenheit lebendig werden und uns Leser teilhaben an ihrer persönlichen Familiengeschichte. Der Mut und die Entschlossenheit der weiblichen Hauptfiguren – zu Zeiten, in denen Frauen eine eher untergeordnete Rolle in der Gesellschaft spielten und unfassbar viel Ungerechtigkeit und Leid erdulden mussten – haben mich wahnsinnig beeindruckt und inspiriert. Man kommt nicht umhin sich zu fragen, wie man wohl selbst in gewissen Situationen gehandelt hätte. Beide Handlungsstränge werden so einnehmend und fesselnd, so intensiv, atmosphärisch und bildgewaltig aufgebaut, dass man sich partout nicht losreißen kann vor lauter Spannung und Mitfiebern. Trotz vieler Schicksalsschläge und dramatischer Ereignisse verliert sich dieses Werk niemals in Negativität, im Gegenteil; es bleibt damit der Lebenseinstellung der zwei starken Frauen (sowie überhaupt der damaligen Bevölkerung Deutschlands) treu.

Fazit: Ein literarisches Meisterwerk! Für mich mit Abstand nicht nur das Lese-Highlight des Jahres, sondern eines der bedeutenden Bücher, wie sie einem nur ganz selten im Leben begegnen.

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