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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bartie
Wohnort: 
Hagen i.Bremischen

Bewertungen

Insgesamt 187 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2023
Die Dauer der Liebe (eBook, ePUB)
Gruber, Sabine

Die Dauer der Liebe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Lebensechte Geschichte meisterhaft erzählt

Eine unerwartete, schreckliche Nachricht unterbricht Renatas morgendliche Routine; an ihrer Wohnungstür steht ein Polizist, der sie über den plötzlichen Tod ihres Lebensgefährten Konrad informiert. Renata und Konrad lebten seit fünfundzwanzig Jahren zusammen, glücklich und immer noch ineinander verliebt.
Von der schockierenden Nachricht erstarrt, will Renata sie nicht wahrhaben: „löscht das Gehörte in ihrem Kopf, vergisst gleichmäßig zu atmen“ (12)
Der Verlustschmerz ist unermesslich, sie denkt dann an ihren eigenen Tod, würde gerne dem geliebten Konrad ins Jenseits folgen.

"Wenn ich vor dir tot sein sollte, werde ich aus Sehnsucht nach dir im Jenseits noch einmal sterben." (27)

Nur ihren engsten Freunden, die sie unterstützen, verdankt sie eine langsame Rückkehr ins Leben. Konrads Familie, besonders seine Mutter, hat sie nie respektiert, und als eine „unverheiratete Witwe“ - ohne ein rechtsgültiges Testament - hat sie auch kein Recht auf Konrads Hinterlassenschaft. Konrads Familie ist hier skrupellos, sie räumt alles im wahrsten Sinne des Wortes ab.
Beim Aussortieren von Konrads Sachen entdeckt Renata Hinweise, die womöglich auf ein Geheimnis in seinem Leben deuten würden. Diese Entdeckung und die stetige Unterstützung ihrer Freunde geben ihr die Kraft der Sache nachzugehen und für die Klarheit zu sorgen. Und mit der Zeit, nach und nach, beginnt Renata ihr eigenes Leben neu zu gestalten.

In ihrem ergreifenden Roman erzählt Sabine Gruber über den größten Verlust, den man im Leben erleiden kann. Es ist der Tod eines geliebten Menschen, ein Verlust, den man trotz aller Widersprüche erdulden und akzeptieren muss. Diese Erfahrung macht Renata, die ihren langjährigen, geliebten Lebenspartner plötzlich und völlig unerwartet verliert.
Behutsam und voller Empathie erzählt sie über das schmerzliche Ereignis und Renatas Trauerbewältigung. Es bewegt und rührt oft zum Tränen, wie Renata mit ihrem Verlust umzugehen versucht; es macht zornig und wütend, wie Konrads Familie sie behandelt und beraubt.
Interessant sind Renatas Recherchen nach dunklen Seiten in Konrads Leben, sowie die Versuche ihr Leben neu zu gestalten.
„Die Dauer der Liebe“ ist eine sehr schön erzählte lebensechte Geschichte, die ich gerne gelesen habe.
Wärmstens zu empfehlen!

Bewertung vom 14.07.2023
Zwei Fremde
Griffin, Martin

Zwei Fremde


sehr gut

Unterhaltsamer Thriller

Es ist ihre letzte Nachtschicht im Hotel Mackinnon; die Hotelmanagerin Remie Yorke freut sich der verschneiten Gegend den Rücken kehren zu können und dann ihr neues Leben - den Neuanfang - genießen. Sie will nach Santiago de Chile reisen, um das Versprechen, das sie ihrem in Gefängnis getöteten Bruder gegeben hat, aufzulösen.
Doch es kommt alles anders als erwartet. Zuerst wurde das einsame Hotel mit zwei letzten Gästen durch den starken Sturm von der Außenwelt abgeschnitten. Dann verunglückt in der Nähe des Hotels ein Gefangenentransport und im Hotel erscheinen nacheinander zwei hilfesuchenden Männer, die sich beide als Polizisten ausgeben. Remie ist sicher, dass nur einer von ihnen die Wahrheit sagt, der andere ist der gesuchte gefährliche Verbrecher.
Die Lage ist dramatisch und undurchsichtig.

Gekonnt schildert Martin Griffin die spannenden Ereignisse der stürmischen Nacht. Zum Greifen nah ist die angespannte Atmosphäre, Remies Unsicherheit und Zweifeln deutlich spürbar. Wem darf sie wirklich vertrauen? Mit einer Hilfe von außen kann sie nicht rechnen. Und auch die zwei verbliebenen Hotelgäste verhalten sich äußerst verdächtig.
Gut dargestellt sind die Charaktere, spannend die Handlung. Remie gewinnt an Sympathie durch die Dramatik der aktuellen Ereignisse und die lebhaften Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit ihrem Bruder in der Vergangenheit. Auch die beiden unerwarteten Hilfesuchenden wurden hervorragend beschrieben. Obwohl es klar ist, dass einer von ihnen lügt und die Mitspieler manipuliert, ist es unmöglich ihn zu entlarven.
Bildhaft schön sind die Beschreibungen der Natur und des stürmischen Wetters. Leider sind sie so ausführlich, dass die Handlung dadurch eindeutig an Spannung verliert.
Den Thriller habe ich dennoch gerne gelesen. Es ist ein wahrer Pageturner, der insgesamt gute Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 30.06.2023
Tea Time (eBook, ePUB)
Noll, Ingrid

Tea Time (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Krimi der besonderen Art
Nina und Franzi sind beste Freundinnen, wohnen sogar im selben Haus in Weinheim. Sie verbringen viel Zeit miteinander und reden gerne bei einem Glas Wein über ihre besonderen Marotten. So entstand die Idee mit der Gründung des Klubs der Spinnerinnen, in dem „originelle und lustige kleine Macken sollten als Voraussetzung für die Mitgliedschaft gelten.“ (15)
Vier weiteren Freundinnen erfüllten diese Voraussetzungen und wurden im Klub aufgenommen.
Die unbeschwerte Atmosphäre des zum Teil verrückten Alltags der Klubschwestern wurde bald mit einem unerfreulichen Ereignis betrübt. Nina verlor ihre Handtasche, die vom arbeitslosen Alkoholiker Andreas Haase gefunden wurde. Für die Rückgabe der Tasche stellt er Nina Bedingungen, die sie nicht erfüllen kann. Doch Nina kann sich in jeder Situation auf ihre Freunde verlassen.

Dies ist mein erstes Buch von Ingrid Noll und ich bin von dem Roman begeistert. Sehr ansprechend fand ich den Schreibstil der Autorin. Ich hatte das Gefühl der Apothekerin Nina, die diese Geschichte erzählt, zuzuhören und an den von ihr geschilderten Aktivitäten teilnehmen zu können. Manches klingt zuerst unvorstellbar, fast überspannt, aber mit einer Prise des schwarzen Humors fein gewürzt, wirkt es zum Schluss doch glaubhaft.
Auch wenn der Titel „Tea Time“ so angenehm gemütlich klingt, handelt es sich hier um einen Krimi, denn es gibt hier auch Leichen und potenzielle Täterinnen. Es ist aber ein ungewöhnlicher Kriminalroman, in dem die Untaten (fast) unbeabsichtigt oder unbewusst passieren, die Protagonisten durchaus sympathisch erscheinen und die komischen Situationen oft ein Lachen hervorrufen.
„Tea Time“ würde ich jedem Leser, der eine gute Unterhaltung zu schätzen weiß, wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 31.05.2023
ZOV – Der verbotene Bericht (eBook, ePUB)
Filatjew, Pawel

ZOV – Der verbotene Bericht (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein schonungsloser Bericht

Dreiunddreißig ist der russische Fallschirmjäger Pawel Filatjew, als er nach der Rückkehr aus der Ukraine einen Bericht über den dort herrschenden Krieg schreibt. Er kennt die Lage, denn er hat als Fallschirmjäger des 56. Luftsturmregiments an der „Spezialoperation“ teilgenommen, war bei dem Angriff an Cherson dabei.

Schonungslos und äußerst kritisch beschreibt er die chaotischen, planlosen Manöver der russischen Einsatzkräfte, fehlende Vorbereitung und schlechte Organisation. Es mangelte an Ausrüstung, die vorhandene war oft kaputt. Chaos und Desinformation, Hunger, Kälte und Angst ums Überleben bestimmten den Tag, dazu fehlte es an medizinischer Versorgung. Der Funkkontakt funktionierte nicht, die Kranken starben oft aufgrund mangelnder Versorgung.
Auch Filatjew wurde verletzt, hatte jedoch Glück ins Krankenhaus zu kommen und später evakuiert zu werden. Im Krankenhaus, wo auch Not und Elend herrschen und der Umgang mit Patienten skandalös ist, plant er, einen Bericht über seine Erlebnisse zu schreiben.

„In diesen Aufzeichnungen habe ich versucht, maximal ehrlich und aufrichtig zu schildern, was ich in der Ukraine erlebt habe. Ich wollte meine Gefühle und Gedanken von damals teilen und beschreiben, was ich gesehen habe. Ich wollte es so erzählen, als legte ich vor mir selbst Beichte ab.“ (Zitat S.107)

Natürlich ist dieser Bericht subjektiv und im Detail nicht nachprüfbar. Filatjews Schilderungen sind von seinen starken Emotionen geleitet; jede Seite des Buches spiegelt sie ab.
Sein Bericht, der nicht nur eine starke Kritik an der russischen Armee und ihrem System enthält, ist gleichzeitig ein wichtiges Zeitdokument und ein Aufruf gegen den Krieg.

Bewertung vom 27.05.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


sehr gut

Lesenswerte Geschichte

In dem Buch „Die einzige Frau im Raum“ erzählt Marie Benedict die Geschichte der weltberühmten Schauspielerin Hedy Lamarr, die lange als die schönste Frau der Welt galt. Aber die gebürtige Österreicherin war viel mehr als nur eine bewundernswerte Filmdiva. Im Jahre 1940 ist es Hedy Lamarr gelungen eine Funksteuerung für Torpedos zu entwickeln, die den Verlauf des Weltkrieges enorm beeinflussen könnte. Doch die Navy hatte die Erfindung abgelehnt.
Die ganze Geschichte wurde aus Hedys Sicht erzählt. Sie fängt im März 1933 in Wien an, wo die damals 18-jährige Hedwig Kiesler große Erfolge am berühmten Theater an der Wien feierte. In der Rolle der österreichischen Kaiserin Sissi eroberte sie die Herzen des Publikums. Zu ihrer Bewunderer gehörte auch der einflussreiche österreichische Waffenfabrikant Fritz Mandl, denn sie - trotz des großen Altersunterschieds - heiratet, um ihren jüdischen Eltern in der gefährlichen Zeit Schutz zu bieten. An der Seite von Fritz Mandl, der ihr die Schauspielerei verbietet und für sie die einzige Rolle in ihrem Leben „in all ihrer Schönheit zu strahlen“ bestimmt, (Zit. Seite 90) kommt sie an die wichtigen Informationen über die Waffenproduktion und Nazis gefährlichen Pläne.
Als Hedys Vater stirbt, flieht sie von ihrem dominanten, gewalttätigen Mann nach Hollywood, wo sie als Schauspielerin große Erfolge als Hedy Lamarr feiert. Mit großer Sorge verfolgt sie die Geschehnisse in Europa, das Schicksal der österreichischen Juden beunruhigt sie sehr. Hedy Lamarr engagiert sich in die Rettung der jüdischen Kinder; sie selbst adoptiert ein jüdisches Baby.
Hedy Lamarr war mir bereits als die Filmikone bekannt. Marie Benedict enthüllt in ihrem Roman die anderen Facetten dieser bemerkenswerten Frau. Sie stellt sie als eine starke, selbstbewusste, talentierte Frau dar, die nicht nur für die geliebte Schauspielerei lebte. Beeindruckend waren ihr Wissensdurst, Zielstrebigkeit und Disziplin, die ihr die Arbeit an der Erfindung ermöglicht haben.
Die Handlung des Romans - in den Jahren 1933-1942 verankert – macht außerdem auf die ungleiche Rolle der Frau in der von Männern dominierten Gesellschaft aufmerksam; Hedys bewegende Lebensgeschichte ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür.
Eine durchaus lesenswerte Geschichte!

Bewertung vom 10.05.2023
Leo und Dora (MP3-Download)
Krup, Agnes

Leo und Dora (MP3-Download)


ausgezeichnet

Interessant und unterhaltsam

Sommer 1948 an der amerikanischen Ostküste. In dem Landhaus seiner Agentin Alma will Leo Perlstein, einst ein berühmter Schriftsteller aus Wien, an seinem neuen Buch arbeiten. Seitdem er als unerwünschter Jude die Heimatstadt Wien verlassen musste, lebt er in Palästina und arbeitet dort bei einer Versicherung.
In dem kleinen amerikanischen Ort soll Leo endlich seine lang dauernde Schreibhemmung überwinden und wieder als Schriftsteller sein Brot verdienen.
Doch bei der Ankunft in Amenia erfährt Leo, dass das Landhaus in der Nacht abgebrannt ist und er in dem Gästehaus Roxy untergebracht wird. Leo ist entsetzt -sowohl von dem Gästehaus, wie auch von der Wirtin Dora. Er ahnt nicht, wie dieser Sommer und der Ort sein Leben verändern werden.

Es ist eigentlich eine ganz einfache Geschichte, die Agnes Krup in dem Roman erzählt. Ein übellauniger Schriftsteller, deren Pläne und Erwartungen erneut durch einen Schicksalsschlag zunichte gemacht wurden, muss sich mit der unbequemen Lage abfinden und sich den Begebenheiten anpassen. Auf der anderen Seite gibt es die Wirtin Dora, die mit dem zornigen, erbitterten Man zu Recht kommen muss und ihm sein Aufenthalt so bequem und angenehm, wie es nur möglich ist, zu gestalten. Und die Umstände sind nicht gerade einfach, denn der Alltag der Menschen im Ort immer noch vom Krieg gezeichnet ist.

Warmherzig, mit einem Hauch leichter Ironie erzählt die Autorin über das Leben der Menschen in Amenia, über eine Gemeinschaft, die zusammenhält und einander unterstützt. Liebevoll zeichnet sie die unterschiedlichen Charaktere, nach und nach enthüllt sie ihre oft tragischen Schicksale.

Beim Lesen des Buches „Leo und Dora“ habe ich gleichzeitig das Hörbuch gehört. Das Hörbuch erschien im Aufbau Audio Verlag und wurde von Marian Funk gesprochen. Mit seiner angenehmen, gut verständlichen Stimme konnte der Schauspieler meisterhaft sowohl die Atmosphäre der jeweiligen Szenen, wie auch die Emotionen und Gefühle der Protagonisten gut vermitteln. So konnte ich leicht in die Geschichte versinken, die interessante Lektüre richtig genießen.
Fazit: interessante Lektüre, unterhaltsame Hörstunden.

Bewertung vom 29.04.2023
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum (eBook, ePUB)
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fesselnder Thriller

Es ist Silvester 2018. Ein Tag, an dem drei Familien, gute Freunde, zusammen feiern wollen. Auch ihre Kinder, Teenager, feiern gemeinsam den bevorstehenden Jahreswechsel. Die Stimmung ist ausgelassen, es fließt viel Alkohol, man hofft auf eine bessere Zukunft.
Am nächsten Tag vermissen Jennifers Eltern ihre Tochter. Das Mädchen kommt nicht nach Hause zurück, ist spurlos verschwunden. Noch glaubt man an einen Teenagerstreich, doch mit der Zeit wächst die Angst und Sorge um das Schicksal des vermissten Mädchens.

Nach und nach verrät die Autorin, was in der verhängnisvollen Nacht wirklich geschah. Sie lässt die betroffenen Eltern und ihre Freunde zu Wort kommen um ihre Versionen der Ereignisse darzustellen. Dabei verrät jeder von ihnen seine intimsten Gedanken und enthüllt auf diese Weise einige erschreckende Geheimnisse.
Die angespannte Lage löst verschiedene Emotionen aus; Angst, Misstrauen, Wut und Hoffnung vermischen sich, die Verzweiflung wächst. Malin Stehn versteht es die Gefühle der Protagonisten authentisch darzustellen; ich konnte mich gut in die Protagonisten hineinversetzen und ihre Gefühle verstehen.
Die zahlreichen Wendungen und das überraschende Ende tragen enorm zur wachsenden Spannung bei.
„Happy New Year“ ist ein fesselnder Thriller, der viele Emotionen weckt und lange in Erinnerung bleibt.
Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 17.04.2023
Kochen am offenen Herzen (eBook, ePUB)
Strohe, Max

Kochen am offenen Herzen (eBook, ePUB)


gut

Ein autobiografischer Debütroman von Max Strohe

In seinem Debütroman „Kochen am offenen Herzen“ erzählt Max Strohe die Geschichte seines bisherigen Lebens. Sein Werdegang ist einzigartig und abenteuerlich; er verlässt die Schule, eine Lehre zum Koch kann er nicht abschließen und wurde gefeuert, um danach als Drogen-Junkie zu leben. Drogen, Sex und Frauen bestimmen sein Alltag, er wurde sogar obdachlos.

Die Geschichte klingt wie ein Märchen, denn es gibt auch „eine gute Fee“, Max` Vater, den er erst mit fünfzehn kennenlernen darf. Sein Vater ist ein angesehener Antiquitätenhändler, der ihm eine andere luxuriöse Welt zeigt und das gute Leben mit viel gutem Essen schmackhaft macht.

Auch wenn die Geschichte abenteuerlich oder märchenhaft klingen mag, konnte mich das Buch nicht überzeugen. Zu exzessiv fand ich die ersten Kapitel des Buches über den Alltag des Teenagers, der ohne ersichtlichen Grund sein Leben systematisch kaputt gemacht hat. Wie er zum Sternenkoch wurde, bleibt bis zum Schluss rätselhaft.
Auch die Erzählweise des Autors, seine Sprache und die pikanten Details aus seinem Sexleben, schonungslos erzählt, haben mir nicht gefallen. Die Geschichte hat mich nicht gepackt, das autobiografische Buch authentisch erzählt, fand ich nur „gut“.

Bewertung vom 05.04.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Ein wahrer Lesegenuss

Die Segelreise in die schwedischen Schären soll die Ehe von Andreas und Caroline in Schwung bringen. Beide, voll mit ihrer anspruchsvollen Arbeit ausgelastet, haben nicht viel Zeit füreinander, ihre Beziehung leidet sehr darunter. Andreas Anwaltskollege Daniel und dessen Freundin Tanja reisen mit; Andreas hat die beiden eingeladen, ohne dies vorher mit Caroline zu besprechen.
Die ersten Segeltage verlaufen einigermaßen harmonisch, doch bald wurde es offensichtlich, wie verschieden sie alle sind und wie unterschiedlich sie auf die Urlaubsstrapazen reagieren. Die Lage spitzt sich zu, als das Wetter umschlägt und das Schiff in die Seenot gerät.

Der Roman von Kristina Hauff hat mich von Anfang an in Atem gehalten. Bereits der Prolog kündet dramatische Ereignisse an, die sich womöglich während der Segelreise ereignet haben. Der Handlungsablauf wurde aus der Sicht des jeweiligen Protagonisten erzählt. Dabei wurde es offensichtlich, dass es um viel mehr ging, als die üblichen Streitereien zwischen der Reisenden. Keiner von den Protagonisten konnte aus seiner Haut, statt einer leichten unbeschwerten Urlaubsatmosphäre herrschte - nicht nur in der Natur - das Unwetter.

Gekonnt zeichnet die Autorin die unterschiedlichen Charaktere, überzeugend schildert sie ihre Handlungen, die für viele spannenden Wendungen sorgen. Die plastischen Beschreibungen der Natur fesseln und vermitteln das Gefühl mittendrin im Geschehen zu sein.

„In blaukalter Tiefe“ ist ein großartiger Roman, spannend bis zum Schluss, ein wahrer Lesegenuss!

Bewertung vom 16.03.2023
Dschinns (eBook, ePUB)
Aydemir, Fatma

Dschinns (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein vielschichtiger Roman über eine kurdisch-türkische Migrantenfamilie in Deutschland

Fatma Aydemir erzählt in ihrem Roman „Dschinns“ die Geschichte einer kurdisch-türkischen Familie, die in den siebziger Jahren nach Deutschland kam. Während die Eltern, Hüseyin und Emine, ihr Leben in Deutschland nach den alten Mustern, geprägt von ihrer Erziehung in der alten Heimat und dem Koran, weiterführen, versuchen ihre Kinder die Chancen zu ergreifen und ihr Leben nach westlichen Vorbildern zu gestalten. Es kommt zu Konflikten und Missverständnissen innerhalb der Familie, die sich langsam auseinanderlebt.
Erst nachdem Hüseyin eine Wohnung in Istanbul gekauft hat, um in der Türkei sein Rentnerdasein zu genießen, treffen alle Familienmitglieder dort zusammen. Der Anlass dafür ist tragisch und traurig zugleich: Hüseyin ist am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt gestorben, sie kommen zu seiner Beerdigung.

Fatma Aydemir erzählt diese Familiengeschichte aus sechs unterschiedlichen Perspektiven und lässt alle Familienmitglieder nacheinander zu Wort kommen. Interessant fand ich die Betrachtungsweise der Kinder, zwei Söhnen und zwei Töchtern, die unterschiedliche Wege in ihrer neuen Heimat eingeschlagen haben. Um ihre Ziele zu erreichen müssten alle von ihnen einige Hürden überwinden, sowohl in der Gesellschaft wie auch in der eigenen Familie. Die Konflikte, die dabei entstanden beziehen sich vor allem auf die „strenge“ Mutter, der sie Schuld für ihre Lage, für die Entwurzelung geben. Besonders die ältere Tochter Sevda, die zuerst von den Eltern in der Türkei gelassen wurde, hat enorme Wut auf ihre Mutter, die sie nach alten Traditionen erziehen wollte und ihr sowohl die Schulbildung wie auch die Selbstbestimmung untersagt hatte.
Emine, die Mutter, erzählt als Letzte ihre Geschichte, in der sie ein Familiengeheimnis enthüllt, das ein neues Licht auf das Leben der Familie wirft. Dieser Kapitel der Geschichte ist mir sehr nah gegangen, das tragische Schicksal der Mutter hat mich innerlich erschüttert.

Die Familie, all ihre Mitglieder sind wie Dschinns:
„Dschinns sind alles, was wir komisch finden, anders, unnatürlich. (…)
Dschinns sind weder gut noch böse. …. Sie können beides sein oder nichts davon. Wie Menschen eben.“ (Zitat S.146)

Fatma Aydemir gewährt in ihrem Roman tiefe Einblicke in das Leben einer Gastarbeiterfamilie, die sich oft fremd fühlt in einem Land, dessen Sprache sie nicht spricht. Ansonsten kommen solche Themen wie Entwurzelung, Homosexualität, Identität, Emanzipation, Selbstbestimmung, Nichtakzeptanz – alle mit der Migration im Hintergrund - in dem Roman zur Sprache. Diese vielfaltige Thematik trägt dazu bei, dass die Geschichte manchmal überladen wirkt. Auch das tragische Finale hat bei mir diese Empfindung verstärkt.

Fazit: Eine Familiengeschichte mit den spannenden, schonungslosen Einblicken in ein bewegendes Leben einer Migrantenfamilie, meisterhaft von der Autorin erzählt. LESENSWERT!